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Sind es Ahnen, die die Luft schwer machen, sich um die Insel drängen? In Gestalt von Menschen, Wolken, Winden, Fischen, Vögeln der Berge, Vögeln der Küste, Zugvögeln und Hochseevögeln, die zum Flirten, Eierlegen und Rasten nach Hawaii kommen und sich wieder zurückziehen aufs offene Meer?
Die Anleitungen der Vorfahren beschäftigt sich mit der eigenen geistigen und materiellen Vorgeschichte: also Kolonisationsverbrechen. In Hawaii und zuhause – also wo? In den Büchern? Dier Erzählerni, zu Gast auf der Insel, bekommt von allen Seiten Geschenke: Einblick in die polynesische Sprache, Handschuhe, um Müll zu sammeln, einen Lopper, um Dornengestrüpp zu lichten. Im Kopf die alten Helden: Grazer Schule, Kyoto-Schule, Wiener Kreis. Und die Frage: Wie gehen Zuneigung und Verstehen, wenn man nicht dazugehört? Zurück in Europa, blickt sier mit neuen Augen auf die Welt vor der Haustür.
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Seitenzahl: 152
Ann Cotten
Die Anleitungen der Vorfahren
Suhrkamp
Ökoschotter
Eine kurze Landung der Suika
Lieber nicht weiter
Delirium oder Gerontophilie
Anleitungen
Theoretisch ja
Erosion
Das Salz der Erde
Zu viel denken
In Arizona, everything is nice
Ethik
Im Misanthropiemuseum
Passing
Wenn
Nudibranchia
Aloha ‘Āina
(Dōgen)
Shear Stress
Frier
Kalo
Noch Frier
Schon dort
Ein paar Tage später
Hereinritt
Eine Insel wie ein Mensch
Jambenstop
Schubspannung
Stochastik
Ein Brief aus dem Wald
Hydropon!
Was willst du hier?
An den Hängen von Hāmākua
Kākau
You make my day full of mining
Rechtfertigung
Sodexo-Oden
Navigation nach Gestirnen
Wacht nachts auf
Der Stoff
Die schon zu lange lecken
Maunawili Maß
Schatten
Gebrannte Gefäße
Olomana
Rost
Psychonautik
Thunder-Apps
Kalauao
Push to cross
Schweigen
Ka‘ena Point
Windseite
Zurück
Glossar
Abbildungen
Über diese Trümmer zu gehen macht Mühe,
werfen sie doch die Beine dahin, dorthin,
somit den Körper, der die Beine zusammenhalten muss.
Doch ist das immer noch leichter,
leichtere Arbeit für Individualistennni
– für sie ist eigentlich jede Arbeit absurd –,
als die Steine umzudrehen, zu sortieren, sie
anzuerkennen und in Ruhe gangbare Wege zu bauen.
Gangbare Wege zu bauen implizierte nämlich
lauter – notwendig schotterhafte – Annahmen über
Annahmen über die, die den Weg benützen sollen.
Benützen sollen, obwohl man nichts vorschreiben soll.
Ein Schritt nach dem anderen ist ungefähr das Äußerste,
was man einerm anderen an Gedanken zumuten soll.
Ein Weg ist ein Weg, und ein breiter Weg ist ein breiter Weg.
Er behindert den klassischen Guerillakampf und befördert
– befördert im wörtlichen Sinn –
Massenaufstände ebenso wie die Bewegungen von Truppen.
So entstehen die tastenden Beziehungen,
wo das Nonplusultra in jedem Augenblick erneuert wird
und das Nonplusultra ein unendliches Abtasten des Anderen,
des Körpers des Anderen und auch des Geistes des Anderen ist.
Ökoschotter heißt es von außen, von innen Nonplusultra
oder Spiritualität, also heiße auch dieser Text
von nun an nicht mehr Ökoschotter, sondern Nonplusultra:
für eine Weile, für dieses Symposion.
Weil man sich ja alles
Weil man sich ja alles vorstellen
Weil man sich ja alles auf der Zunge zergehen lassen soll.
Möge es zugehen,
im Regen,
ohne Gewalt!
Du wirst stehen,
im Regen,
ohne Not
und ohne Gewalt!
Noch sterben die Unkräuter
und bleiben die Steine, die nicht
sterben können: hilflos: Ökoschotter.
Es bleiben die Werke, die Meiler, der Werkspoet geht,
dieser Dreher, in Pension, und das Werk, leer, steht,
kein Werk mehr. Bauwerk. In hundert Jahren: Ökoschotter.
Shelter für alle neu zu entjungfernden Hipster, Pseudovagabunden,
Kunstfritzen, Scrollkünstlernnnie.
Das Wort wächst da wie dieser duftende Unwirsch, dier wilde Wehmut.
Das zu nennen ist wie der Wind, der Wolken in unsinnigem Tempo
über Berlin hinwegtreibt, als sollten sie nicht zu lang hinsehen.
Lang aber zieht sich der Weg für dien Rucksackträgerni mit Stiefeln.
Wie mühsam ist es, ein Mensch zu sein, wenn man noch nicht verrückt ist.
Zusammenzuhalten die Beine mit Butterbroten und übel
schmeckendem Leitungswasser.
Diese unglaubliche Begabung der human race.
Ein Weg ist ein Weg, und ein breiter Weg ist ein breiter Weg.
Er behindert den klassischen Guerillakampf und befördert
– befördert im wörtlichen Sinn –
Massenaufstände ebenso wie die Bewegungen von Truppen.
Das tut jede Wüste – aber übertreibt natürlich,
was auch etwas ist.
Als meist ungenutztes Potential für Massen befördernd die lockere
Bewegung, die Kommunikation:
Wie ein Telefon ist ein breiter Weg.
In Preußen fluchte Napoleon über die Klinkersteine,
aus denen die Alleen bestanden, die die Gebeine zu
einem Sack Schotter machten.
Die Straßen sind tiefe, dunkle Fenne innerhalb des preußischen Kalküls.
Im feudalen Japan wurde Untreue verhindert,
im buchstäblichen Sinn konnte sie nicht organisiert
werden, kam man nicht dazu,
weil die regionalen Fürsten alle paar Jahre
in die Hauptstadt reisen mussten.
Ökoschotter – verhindert fast alles.
In einer Art natürlichem Maßstab
– der genauen Mitte zwischen Behinderung und Beförderung –
regelt sich das Tempo auf Kopfsteinpflaster fast von selbst.
Dier Fahrerni lehnt sich träumend aus dem Fenster bei Tempo 30
contemplating obsolescence
contemplating obsolescence
contemplating obsolescence
contemplating obsolescence.
Die Suika ist ein ausländerisches Schiff.
Schiff heißt Technik.
Sie ist ein Holzweg, a stub. Ein abweichender Strang. Eine
deviante Fan-Fiction der Relativistischen Flotte.
Die Suika ist nicht, sie fährt.
Schrift ist ihr Kondensationsstreifen, Beschleunigung ihr Messgerät.
Die Antriebsart ist Sehnsucht, Hoffnung der Treibstoff der Suika,
nebst einer Art der Fortbewegung, die Gewärtigen genannt wird.
Gewärtigen dient als Notaggregat. Es wird bei jeder
Beschleunigung und jedem Abflauen der Sehnsucht,
mit jeder Veränderung also, wieder aufgeladen.
Weil durch die Veränderung das Ausmaß deutlich wird.
Haha, ihr arbeitet mit Samen, wir mit Rasen –
Halt, bleiben wir noch einen Moment hier!
Ich will euch mehr darüber sagen, wie wir funktionieren.
Die Richtung des Schiffs wird andauernd neu berechnet
als Summe aller laufenden Vektoren der Sehnsucht,
sodass wir manchmal lange an einem Ort in der Luft hängen,
nur um plötzlich in eine Richtung loszuschießen,
nur um urplötzlich innezuhalten, weil unter uns manche
einen guten Kontrast über alles andere lieben.
Das Tempo wird bestimmt dadurch,
welche Größenordnung wir wählen.
Kurzfristig befördert uns jede Sehnsucht schnell,
wenn sie gerichtet ist,
aber der mittlere Sehnsuchtswert lässt uns oft effektiv
mit den Kranichen über Berlin kreisen.
Halt, bleiben wir noch einen Moment hier!
Im Zweifel wird die Suika zu einem intensiveren Punkt in der Raumzeit.
Wir möchten enden als junges schwarzes Loch, wenn Dasein
und desire in eins fallen.
Halt noch, noch nicht aufbrechen!
Vorläufig fressen immer noch kurzfristige Begehren und
Einfälle uns auf, schicken uns wieder fort, denn wir dürsten
nach mehr Interesse, weiterem Begehren.
Halt!
Der Rest der Relativistischen Flotte
scheint immer noch an eine Art von Fortschritt zu glauben.
Ihnen erscheinen wir als Gespenst.
Wir hoffen, sie haben recht.
Die blassen Gespenster von Ideen sind wir
und erscheinen Ihnen nur, weil Sie können,
weil Sie noch Spielraum haben.
Halt! Zurück!
Sing unser Lied mit, uns gemeinsam zu betäuben,
damit wir verschwinden können,
ohne dass ein Schmerz uns zurückruft!
Unser Shanty geht so:
Wir kämmen Algen, wir schneiden Algen,
wir fahren mit unserer Klinge herum.
Wir beißen bei jeder Kurve in den Staub, ohimè,
Sand kullert immernd durch unsere Kiemen.
Indessen gewärtigen wir,
warten,
schießen urplötzlich los.
Halt!
Wie Haie, ne, leben wir in der Differenz,
atmen, indem wir uns bewegen.
Wir denken wie Winde, an Sachen in Erscheinung tretend
nur und in anderen Medien.
Übersetzen zur Kenntlichkeit dies in jenes.
Wie die Melonenranke, die auf dem Komposthaufen wächst und mit dem Körper denkt und schreibt,
schwellen wir gelegentlich voller Saft, ihr Messer!
Schau, unser Atmen verarbeitet Algen
und macht mit unserem Kämmen und Gehen
für euch eine glatte Oberfläche zum Schwimmen, schimmernd.
Man könnte Sehnsucht fühlen, unsere Erfahrung auszuwickeln
wie eine Teekanne aus der Vergangenheit.
Tropfen, Spuren:
Jede Erscheinung ist eine Havarie der Möglichkeiten.
Wir sehen nur die Einzelteile,
vermissen die Ruhe der Vergangenheit.
Vermissen ist Denken, deswegen ist Denken so blöd.
Wir fahren. Wenn wir fahren, kommt jemand anders.
Ihr werdet euch schon verstehen. Das hier hört ihr doch auch.
Sprache ist so nice, weil sie so kalt ist,.
man hält die Wange daran und hört, wie es in der Tiefe spinnt:
Alles, was an der Welt verwirrt ist, verzerrt ist, ist hier;
wenn man anzieht, beginnt der Knoten zu glühen.
Aus der Antriebskraft durch Differenz
wird eine dreckige Verbrennung, die wir irgendwie lieben
und zur Beschleunigung
wie zur Bremsung nutzen.
Also na gut: adieu.
Tempoveränderung ist ja nur ein Fenster, Blicke Berechnungen,
Scrollen eine laufende Geburt. Navigation hingegen, je nach
Betriebssystem, ein Glitch auf Sicht.
Wenn wir etwas zu uns heranziehen, dreht sich das ganze Schiff,
also adieu!
Wir lyophilisieren uns durch Wortspiele als Portale
für die Ewigkeit, übrigens,
diffundieren unsere Richtungen ansonsten in Übersetzung: Opazität ist Konstanz, darin afforded die Kontinuität den Anteil der Transparenz.
Übrigens, der erwähnte Motor heißt Oxford punting
ha
ha
ha
1.
1907 wurde vom noch jungen Herrn Toyoda
ein kreisförmiger Webstuhl beim Patentamt angemeldet.
Das Modell wurde 1924 erst realisiert
und hatte nie Verbreitung oder viel Erfolg.
Geld machte er hingegen mit dem Schiffchenwechsler,
der den konventionellen Ablauf leicht verbesserte.
Man liebt den Menschen immer, der verbesserte
Versionen von alteingesessenen Ideen oder
Konzepten bringt, im Gegensatz zum Formenwechsler
und gar zu dem, der grundsätzliche Bedenken anmeldet.
Wenn du Glück haben willst, dann gib acht und befolg
die Grundsätze, wie Toyoda Sakichi instruiert,
der ohnehin nicht wenig Weisheit patentiert
hat. Es störte ihn, wie der Webstuhl rasselte.
Er wusste aus Erfahrung, Leistung soll
leise sein, Lärm heißt, Energie geht verloren da.
Er war mit Fehlern sehr vertraut, so schrieb im Text er
der Maschinen tief ein zu stoppen, eh sich was verheddert.
2.
When Toyoda invented the circular loom
needless to say it was a great improvement.
Not only did it take up much less room,
with its so well-contained circular movement,
no energy was lost with braking and acceleration;
humans around it seemed to be mere decoration.
But people said it was a train without a station
as they stood admiring the new circular loom.
Circadian, said one, of life a celebration,
of death, another. No space for improvement.
Circular cloth poured out and filled the room,
wiping up worries with a quiet, smooth ment-
al image of weaving a revolution
that would change how people take deviation:
a way of drawing closer on the one side
of the room, which is the other side
of the loom. Swiftly passing around, the movement
of your precision is a declaration
of purpose, like the statutes of a nation
you build, by alternation, on with every revolution.
Such clear intent should purify the movement
with total focus, in close up and radiation
of purpose; without beating back and forth,
acceptance of the world’s works, shining like the moon.
Die Willkür alter Männer ist wie ein Schaf im Schafspelz
in einem Gabelstapler.
Die Willkür alter Männer ist wie ein alter Freund, der auf der Ferse umwendet,
um dich nicht zu treffen.
Die Subjektivität dieser alten Männer
ist, mag schon sein, ein Riesensackerl Altglas.
Aber durch dieses Prisma
schauen alle anderen alt aus.
Die Willkür und Subjektivität alter Männer
ist wie die alter Frauen
nur ohne Gefahr für sich selbst
und mit einem Urinbeutel für die Würde.
Die Willkür und Subjektivität alter Männer
nutzt Vorteile automatisch
wie ein selbstgesteuerter Gabelstapler,
auf dem jemand sitzt und labert.
Die Willkür und Subjektivität alter Frauen sitzt in Löchern,
neben denen je ein Hase mit einer Eisenstange wartet.
Sobald die Frau den Kopf herausstreckt: Bang.
Dieses uralte Wissen tragen die Frauen mit sich,
auch wenn sie in Etagenbüros wüten.
Die Willkür alter Männer sitzt auf Panzern und Maschinengewehren,
und man weiß nicht, ob sie damit umgehen können,
oder nur jedne erschießen, dier daran zweifelt.
Ja, ich erwäge wieder Greisenliebe,
hielt gestern eine fette Pranke in der Hand.
Monströser Körper, ein feiner Verstand,
das heißt, ich saufe wieder ohne Maß;
ich würd ein Pferd vögeln, wenn es mich ließe.
Ja, ich erwäge wieder Greisenliebe:
Was kann denn sie dafür, dass ihre Zeit vergeht?
Ich kann die Zeit spüren, ich kann die Zeit sehen
und habe keine Angst mehr.
Habe keine Angst mehr.
Es ist nicht lustig, es nicht zu erwägen.
Davon geht gleich der ganze Himmel zu.
Ich werde Greise lieben, bis sie mir die Arme absägen.
Ihr leeres Wort ist köstlich wie ein Kuss. Wenn sie
auch nie so reden, hör ich klar im Ton von ihren Augen:
Du bist so köstlich dumm, bald bist so alt auch du.
Wie schnell die Zeit vergeht – ich treib sie an mit Peitschenhieben.
Wie eine Kreisel eiert sie durch Gegend.
Da stehen Häuser, fallen Menschen, fallen auf und zu.
Wir werden fallen, doch wir fallen bitte redend.
Schon meine Eltern haben mir verheimlicht,
wie wenig älter sie waren als ich.
Längst hab ich überholt die blassen Schemen.
Und wie ein Porschefahrer auf der Autobahn
gerate ich in Fahrt und seh am Horizont
Mercedesse, die, schon im Lasso meines Auges,
beschleunigen – vergebens, denn ich komme mit.
Ein Handschlag zwischen rasenden Elektrofenstern
und ein depperter Tod ist beiden sicher,
wie auch den anderen um sie herum.
Was blitzt das Auge so? Es lockt mich als Gewitter.
Der ist nicht nichts. Der hext. Es kehrt hier niemand um.
Ich als Gewitztre bitte um Verzug:
das Wetter besser in die Länge ziehen!
Exquisite Distortion, Schluss mit Proportionen!
Enten, Nornen, Schablonen und Mormonen
begieße ich mit nasser, nasser, nasser Liebe
und in der Nacht –
Es kommen keine Diebe!
Nein, in der Nacht, höre, Catull:
Das sind nicht Diebe!
Und wieder geht ein Holzfäller vorbei.
Ich schaudere im weißen Samtsakko.
Er schüttelt sich beim Stiegensteigen, hebt das Kinn
wie jemand, der noch nicht lange in seiner Haut drin
steckt,
und wieder geht ein Holzfäller vorbei
mit Augen wie ein junges Reh,
schlank wie ein heller, junger Wald,
und sieht mich nicht mal,
und ich erwäge wieder Greisenliebe,
die Liebe von Greisen, die Liebe zu Greisen,
es ist, wie eine Erdnuss zu sein auf den Gleisen
der Evolution.
(Einschub Ami-Volxlied:
… endet mit Peanut Butter)
Und ich erwäge wieder Greisenliebe.
nichts zieht mich mehr an, außer Alpen zu besteigen,
sie bleiben, wo sie sind, gehalten von Gedanken,
die sich seit Urzeiten schon in den Boden graben,
sodass sie schwanken, doch sich nicht bewegen,
wenn man dann flieht, fotztropfend, durch den jungen Wald,
und mit den Gänsen oder mit den Krähen zieht.
Leute, die älter sind als ihre Schuhe,
haben ein übermäßiges Atomgewicht.
Das sticht dir in die Augen, wie sie auch verständig wegschauen.
Und ihre Aufrisssätze sind nur Schaum auf Wellen,
die voller Dreck sich wehen an den Strand,
geistesabwesend, letztlich. Letztlich immer arm.
Ich gehe dann so frei, so Muskel, wie ich kam.
Denn ihre Muskeln, die erkenne ich nicht an.
Und wieder geht ein Holzfäller vorbei,
auf seinem Rücken eine junge Kuh,
kuhäugig blökend. Hier wohnt Gott
als dunkles Potential, wie ein Schlauch Wein.
In den Augen, mein ich.
Pupille is Pupille, schau is schau,
Haxn stellen is Haxn stellen. Du warst doch selber da.
Nur die auf Augenhöhe an den Spielplatzwippen lungern,
nachdenklich Blicke meiden, die nach Sprüngen hungern,
gleichauf, gleich blöd, gleich alt, gleich angstgeritten,
gleich fern, groß, gleich bei dir und dann gleichwohl gelitten,
kooperierend, kritisierend, atemlos vor roher Lust zugleich,
die Dreißigjährigen mein ich mit ihren bescheuerten Ideen,
mutig und hohl, verzweifelt schon, verrottend in Aktion,
die Zombies, geil aufs Händehalten, Biere schüttend schon
und Maschen bindend und sich lösend,
in Klamotten alt und neu,
den Täuschungen der Mode frisch entstiegen,
wie Putten diese Dreißigjährigen, Soldaten von Napoleon,
bereit für neues Leben: Meine blinden Kameradennni,
arbeiten wir. Verabschieden wir uns dann gegen Abend.
Nicht, dass seihrne Vorfahren alle völlig blöd gewesen wären. Oder bösartig. Aber etwas geht verloren, wenn man die Netzwerke verlässt, die man sich, in denen man sich nicht ausgesucht hat. Kontinuität lehrt ohne Worte, durch Ekel, Überdruss und den langen Weg davon weg. Worte können das nicht ersetzen.
Das Verhältnis zu anderen soll aufrichtig, aber illusorisch sein, dann geht was weiter. Die Maschine bleibt in Bewegung, solange ein Fehler ist, und es ist immer einer. Denkt sier sich, könnte man denken.
Vorfahren erklären nicht, warum etwas so und so gemacht wird. Ist auch über die Jahre verzerrt eingesackt. Jedre will weg von ausgelaugten, von Generationen eingeschleimten Problemen und verkeilten Unwägbarkeiten. Weg von der Insel, weg aus dem Dorf.
Sehnsucht baut sich auf, denkt sier sich, wie die scheinbaren Sprungfedern der Samenkapseln des Großen Springkrauts, Impatiens noli-tangere. Es sind keine wirklichen Sprungfedern, hat sier gelesen, aber es fällt ihrm schwer, seihrne jahrelange Vorstellung abzustellen. Darin schon wieder identifiziert sier sich mit der reaktionsfreudigen Kapselreife. Die Idee ist nicht abzuschütteln, dass hier wie bei lockigen Haaren ein ungleichmäßiger Wuchs für die Spiralspannung verantwortlich sei, ein Zug, eine Neigung, eine Tendenz. Ein Überschuss an Bildung. Es kringelt sich schon in der Kapsel; in der Kapsel kringelt es sich schon. Und dann streift ein vorbeigehendes großes Tier an, die Schalen fallen auseinander, alles fliegt und fällt an neue Stellen. Die Samen und die Streben, deren verspannter Zusammenhalt sie einschloss/schützte. Die Sprungfedern werden in den Boden integriert, wo sie gefallen sind. Ihr monatelanger tendentiöser Aufbau war nur dazu da, diesen Moment zu ermöglichen, könnte man meinen. So eine narrative, so eine dramatische Blume. Manche Leute gehen mit ihren abstehenden Daumen und ihrem Zeigefinger von Kapsel zu Kapsel. Vielleicht gefällt ihnen die Fantasie, sie lösten reihenweise mit ihrem zarten kausalen Zugriff Orgasmen aus. Oder es gefällt ihnen, dass es dadurch so aussieht, als hätten die Kapseln auf sie gewartet.
Sier hält die feuchten Kringel in der Hand. Monokausale Erzählungen erzeugen ein leichtes Gefühl der Enttäuschung. Noch eine.
Selten und wie ein Witz, dass die Bewegung einer Pflanze schnell genug ist, um mit Tieren zu spielen. Die Bewegung durch Wachstum ist für unsere Begriffe eine andere als die durch Muskelkontraktionen und Hebelwirkung, welche uns umkehrbar scheinen. Die Müdigkeit müsste man aber ernster nehmen. Umkehrbar ist auch hier in Wirklichkeit gar nichts.
Wenn sier die Annahme, dass die Explosion der Zweck oder Sinn der Spirale, des ungleichmäßigen Wachstums gewesen wäre, erkennt und weit von sich schleudert, dann sieht die Fortpflanzungsmethode plötzlich wie ein Unfall, ein Nebenprodukt, eine Kapitulation aufgestauter Sehnsucht aus. Schatten lauern in jeder Kapsel, während die Laubschatten auf ihnen tanzen. Ein Schatten auch die Identität, wandernd über den Tag, sich legend mit wechselnder Reichweite über Wiesen, Wunden, noch nicht aufgebrochen oder schon zugewachsen, um das zu erkennen, bräuchte es einen anderen Blick. Global verbunden. Verschmiert, die Identität, auf einmal, sichtbar und störend, ein Insekt auf einer Windschutzscheibe, , eine Kontamination, ausgegossen, was ein geschlossener Kreislauf bleiben sollte. Der Punkt ist nicht, dass sier im falschen Geschlecht, in einer absurden Kultur, auf einem in Bescheuertheit eingelegten Kontinent geboren wurde. Dass sier geboren wurde, ist grundfalsch. Sier kennt es aber auch nicht anders. Über die Falschheit oder Richtigkeit der Geburt anderer möchte sier sich keine Gedanken machen. Manchmal kratzt es siehn auf, wenn sich andere ganz richtig vorkommen. Das ist alles.
Also nicht fragen: Warum Hawai‘i?
Nicht weil im Pass der Mutter als Geburtsort Honolulu steht. Oder weil dort das Ost-West-Zentrum für Vergleichende Philosophie ist. Sier hat eine Stimme gelesen, deren Ton sier vertraut. Ein künstliches, einfaches Englisch, in dem das Akademische mit dem Alltäglichen fusioniert und darin mit einem nonchalanten Respekt für alle glüht. Ruhig, logisch, wie selbstverständlich.