Die Bakchen - Euripides - E-Book

Die Bakchen E-Book

Euripides

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Beschreibung

Pentheus, der König Thebens, weigert sich, die Göttlichkeit des Dionysos anzuerkennen – mit dramatischen Folgen. Aus Rache entführt der Gott alle Frauen der griechischen Stadt, auch Pentheus' eigene Mutter, auf einen wilden Berg und lässt sie der Trinksucht und dem Wahn verfallen. Pentheus versucht daraufhin, sich den Bakchen – den Anhängerinnen des Dionysos – mit einer List zu nähern, doch die berauschten Frauen entdecken ihn bald – mit fürchterlichen Konsequenzen. In einer der berühmtesten antiken griechischen Tragödien geht es um das Tauziehen zwischen Chaos und Ordnung, Rausch und Nüchternheit, sowie die unbändige Rachlust eines erzürnten Gottes. -

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Euripides

Die Bakchen

Übersezt von Johann Adam Hartung

Saga

Die Bakchen

 

Übersezt von Johann Adam Hartung

 

Titel der Originalausgabe: Βάκχαι

 

Originalsprache: Altgriechisch

 

Coverbild/Illustration: Shutterstock

Copyright © 1848, 2021 SAGA Egmont

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788728210819

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.

 

www.sagaegmont.com

Saga ist Teil der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt.

Personen

DionysosChor von BakchenTeiresiasKadmosPentheusEin DienerEin BoteEin zweiter BoteAgaue

(Vor dem Palast des Pentheus zu Theben. Dionysos zieht mit dem Chor der Bakchen ein.)

Dionysos:

Ich, Sohn des Zeus, Dionysos, einst von Semele

Empfangen, Kadmos' Tochter, deren Schoß der Strahl

Des Blitzes löste, komme her ins Theberland:

Am Dirke-Born und Bach Ismen, in menschliche

Gestalt verwandelt aus dem Gott, erschein ich hier

Und sehe meiner Mutter Grabmal, die der Blitz

Erschlagen, und des Hauses Trümmer rauchend noch

Hier beim Palast. Die Himmelsglut glimmt fort, und nie

Stirbt gegen meine Mutter Heras Rachetat.

Ich lobe Kadmos, daß er diesen Raum umzäunt,

Der Tochter unnahbare Gruft, und hab ihn selbst

Mit traubenreicher Rebenlaube rings umhüllt.

Von Phrygien, vom goldhaltigen Lyderboden zog

Ich fort, besuchte Persiens sonnenheiße Gaun

Und Baktriens Mauern samt dem stürmerauhen Land

Der Meder, dann Arabien, das von Segen grünt,

Ganz Vorderasien endlich, das, an salziger See

Gelegen, viele schöngetürmte Städt enthält,

An gemischtem, welschem und hellenischem, Volke reich.

Und nun die erste Griechenstadt betret ich hier,

Nachdem ich dort auch meine Weihen eingeführt

Und Tänze, um deutlich meine Gottheit kundzutun.

In griechischen Landen hat mein Jubel Theben nun

Zuerst geweckt. Des Thyrsos Efeuwaffe empfing

Die Hand, das Rehfell knüpft ich ihnen um den Leib,

Weil meine Muhmen, denen dies am mindesten

Geziemt, behaupten, Bakchos sei nicht Zeusens Sohn:

Verführt von einem Manne habe Semele

Die Schuld des Fehltritts Zeusen aufgebürdet, der

Für diese Finte Kadmos' auch sie tötete –

So prahlt man –, weil der Liebesbund erlogen war.

Drum macht ich, daß sie, toll geworden, biesten fort

Vom Haus: sie wohnen im Gebirg verrückten Sinns.

Die Geräte meiner Weihen drängt ich ihnen auf,

Und aus den Zimmern ist die ganze weibliche

Bevölkrung, was nur Frauen waren, fortgerast:

Samt Kadmos' Töchtern lagen alle bunt vermischt

Im Schatten grüner Tannen auf dachlosen Höhn.

Denn diese Stadt soll's fühlen, wollend oder nicht,

Wie schlecht sie war in mein Verzücktsein eingeweiht:

Zu Ehren bring ich meine Mutter Semele,

Der Welt als Gott erscheinend, als von Zeus gezeugt!

Es hat der greise Kadmos Würd und Herrschgewalt

An Pentheus abgetreten, seinen Tochtersohn,

Der mir, Natur und Geist verleugnend, trotzt und mich

Ausschließt von Spenden, im Gebet nie mein gedenkt.

Drum will ich ihm und allen Thebern mich als Gott

Nun offenbaren, dann sofort in andres Land

Die Schritte lenken, wenn das hier vollendet ist,

Mich offenbarend. Wollte Thebens Volk im Zorn

Mit Waffenmacht die Bakchen schleppen aus dem Wald,

Wohlan! Mänaden führ ich wider sie zur Schlacht;

Denn darum hab ich Menschenbildung angelegt.

Wohlan, mein Festschwarm, Frauen, die vom Tmolos her,

Von Lydiens Bollwerk, mir gefolgt aus welschem Land,

Ihr, meine Weggefährten und Kameradinnen,

Die Pauken, die im Phrygerland einheimisch sind,

Der Mutter Rhea und meine Erfindung, nehmt zur Hand

Und wandelt hier mit hellem Schall ums Königshaus

Des Pentheus, daß die Kadmosstadt es hör und seh.

Ich eile nach Kithairons Bergesweiten, wo

Die Bakchen sind, und nehm an ihren Tänzen teil.

Chor:

Von dem heiligen Tmolos,

Von dem Land Thrakien herzog

Ich, dem Luftbrausenden springend,

Eine lustreizende Müh, wonnige Arbeit

Dem verzückt Schwärmenden jauchzend.

Wer ist hier am Palast?

An der Straß? Räum er den Weg mir!

Und mit andächtigem Sinn hör

Er mir zu, schweigend; ich sing feierlich, juchhe!

Dionysen dem Brauch nach.

Erste Strophe

Glücklich der Mensch, der selig

Göttliche Weihen schaut, sein

Leben von Flecken keusch bewahrt,

Der das Gemüt zum Tanz stimmt,

Schwärmet in Wald und Berg, durch

Heilge Verzückung Sünden reint

Und der allmächtigen Bergmutter

Kybele Orgien recht übt

Und emporschwinget den Thyrsos

Und mit Efeu sich die Stirn kränzt,

Sich dem Dienst weiht Dionysens.

Oh, so kommt, Bakchen, o kommt, die

Ihr den lustbrausenden Gott füh-

Ret, den Gottsohn Dionysos,

Von den Waldhöhen der Phrygier

In die weiträumigen Gassen

Griechenlandes, den Gott,

Erste Gegenstrophe

Welchen die Mutter einst, im

Kreißen mit Wehen ringend,

Brachte zur Welt, dem Schoß entstürzt,

Als sie den Geist verhaucht vom

Schlage des Wetterstrahls beim

Rollenden Donnersturm des Zeus.

Und es nahm Zeus der Kronid ihn

Von der Kindbetterin Kammer

Und verbarg ihn in den Lenden,

Wo, mit Golddrähten befestigt,

Er geheimblieb vor der Hera.

Und den stierförmigen Gott bracht

Er zur Welt, als er gereift war

Von der Zeit, kränzte mit Schlangen

Ihm die Stirn, daß die Mänaden

In die Haarlocken sich flechten

Dies gefangene Tier.

Zweite Strophe

Semeles Wiege, Theben,

Kränze dich schön mit Efeu,

Prange mit frischem Grün schön-

Beeriger Windenkränze,

Richte zur Bakchosfeier dich mit

Eichen- und Tannenzweigen,

Weiße Büschel von Hermelin

Heft an Krägen von scheckigen Reh-

Fellen, weih mit dem mutwil-

Ligen Rohrstabe die Hand. Tan-

Zend sogleich feiert das ganze

Land den Brausenden, welcher den Schwarm

Führt in den Wald, in die Berge, woselbst

Weilet die weibliche

Schar, von Spule und Webstuhl weg-

Biesend durch Dionysen.

Zweite Gegenstrophe

Oh, du Kuretenkammer,

Göttergeweihtes Kreta,

Wiege des Zeus, o Talgrund,

Wo Korybanten einst in

Grotten den fellbespannten Reif

Schufen, im Dreihelm tanzend,

Mischten phrygischer Pfeifen ein-

Stimmigen, lieblich ertönenden Hauch

Mit dem Jubel der Lust, reich-

Ten der Urmutter die Handpau-

Ke zum Aufjauchzen der Bakchen.

Satyre, rasende, haben sodann

Sie von der Rhea, der Mutter, erlangt,

Sie mit den Tänzen des

Alldreijährigen Fests gepaart,

Des sich freut Dionysos.

Epode

Und der rasende Schwarm, gehüllt

In das geheiligte Rehfell, hascht

Sich den getöteten Bock, in Lust

Roh zu verzehren den blutig zerfleischeten,

Wenn er aufklimmt zum Forst

Phrygischer, lydscher Höhn,

Und, juchhe! der Brausende voran!

Wonniglich streckt er sich

Von dem schwärmenden Lauf zum Boden

Im Waldesgrün –

Strömet der Boden von Milch dort, strömet von Wein und Honig-

Seim und duftet wie Syriens Weihrauch!

Und des Verzückten Hand

Schwingt rotflammende Pechglut

Der Kienfackel am Hohlstab im Lauf.

Den schweifenden Schwarm regt er auf,

Emporschnellend durch Jubeln

Und die üppige Lock in die Lüfte verstreuend

Und zujauchzend im Lustgeschrei:

"Kommt, o kommt doch, ihr Bakchen,

Des goldströmenden Tmolos Reiz-