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Zwei Familien, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten – die eine liebt Harfenmusik, Götterspeise und Weihrauch, die andere Dreck, Beelzebub-Suppe und Schwefelgestank. Die eine kommt aus dem Himmel, die andere aus der Hölle. Doch für eine Weile müssen sie unter einem Dach leben, in einem Container, wo sie – einer Eingebung eines Fernsehregisseurs folgend – Teil der einzigartigen Reality-Show "Big Father" sind. Und noch etwas haben die zwei grundverschiedenen Familien gemeinsam: Ärger mit dem Nachwuchs. Die Tochter der Himmelhochs benimmt sich keineswegs engelhaft, würgt die E-Harfe und hätte gerne eine Gel-Mähne statt Engelslocken. Auch der Sohn der Schwarzfells schlägt aus der Art, wäscht sich oft, bohrt nie in der Nase und leidet unter einer Schwefelstaub-Allergie. Die Nähe zwischen den beiden Familien bringt natürlich Probleme mit sich. Vor allem die beiden Herren können sich absolut nicht ausstehen und versuchen, einander das Leben mit kleinen Gemeinheiten schwer zu machen. Als sich auch noch die Tochter der Engelsfamilie und der Sohn der Teufelsfamilie verlieben, wird es turbulent in der Reality-Show "Big Father" ...
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Seitenzahl: 73
Veröffentlichungsjahr: 2018
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Rudolf Gigler
Die Big Father Show
Pfui Teufel ist das himmlisch!
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Autor
Für den Inhalt verantwortlich:
Inhalt
Die Show
Impressum neobooks
ODER
DIE BIG FATHER SHOW
Mit Illustrationen von Rudolf Schuppler
Rudolf Gigler
8223 Stubenberg am See 191
www.rgigler.com
Alle Rechte vorbehalten Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Autors reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Illustrationen: Rudolf Schuppler
Zwei Familien, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten – die eine liebt Harfenmusik, Götterspeise und Weihrauch, die andere Dreck, Beelzebub-Suppe und Schwefelgestank. Die eine kommt aus dem Himmel, die andere aus der Hölle. Doch für eine Weile müssen sie unter einem Dach leben, in einem Container, wo sie – einer Eingebung eines Fernsehregisseurs folgend – Teil der einzigartigen Reality-Show „Big Father“ sind. Und noch etwas haben die zwei grundverschiedenen Familien gemeinsam: Ärger mit dem Nachwuchs. Die Tochter der Himmelhochs benimmt sich keineswegs engelhaft, würgt die E-Harfe und hätte gerne eine Gel-Mähne statt Engelslocken. Auch der Sohn der Schwarzfells schlägt aus der Art, wäscht sich oft, bohrt nie in der Nase und leidet unter einer Schwefelstaub-Allergie.
Die Nähe zwischen den beiden Familien bringt natürlich Probleme mit sich. Vor allem die beiden Herren können sich absolut nicht ausstehen und versuchen, einander das Leben mit kleinen Gemeinheiten schwer zu machen. Als sich auch noch die Tochter der Engelsfamilie und der Sohn der Teufelsfamilie verlieben, wird es turbulent in der Reality-Show „Big Father“ ...
„Ich habe dir schon tausend Mal gesagt“, donnerte Herr Schwarzfell seine Frau an, dass sich ihre Hörner nur so bogen, „mit deinen Erziehungsmethoden wird aus unserem Sohn nie ein richtig wackerer Teufel werden, so wie ich einer bin!“ Dabei schritt er schnaubend auf und ab. Das sah etwas eigenartig aus, denn Herr Schwarzfell hatte nur ein gewöhnliches Bein. Das zweite war eine Art Pferdefuß. Diese Kombination ergab einen ungewöhnlich hinkenden Gang. Wenn Herr Schwarzfell zusätzlich noch wütend oder aufgeregt war, schlenkerte er mit dem Pferdefußbein besonders wild.
„Aber, mein allerabscheulichster Satansbraten“, versuchte seine Frau ihn zu beruhigen, „sei nicht so streng mit unserem Rasputin. Er wird schon noch so ein wilder Geselle werden, wie du einer bist.“
„R-a-s-p-u-t-i-n!“, fuhr Herr Schwarzfell entrüstet auf und stampfte dabei so fest mit dem Pferdefuß auf den Boden, dass die Wände zitterten. „Einen dümmeren Namen hätten wir für unseren Sohn nicht auswählen können! Ich war von Anfang an dagegen. Ich hätte ihn Luzikerl oder Satalus nennen sollen. Aber du wolltest unbedingt einen Rasputin und da wollte ich nicht nein sagen. Sonst hättest du mir wieder auf ewig das Leben zum Himmel gemacht!“
Mit dem Namen Rasputin – oder Raspi, wie Frau Schwarzfell ihren Sohn manchmal rief – hatte sich Herr Schwarzfell nie anfreunden können. Darum verwendete er auch lieber den Namen Stinkbein. Der klang schon eher nach einem Gesellen aus der Hölle. Ein echter Teufelskerl, so fand Herr Schwarzfell, müsste anders heißen, aber sicher nicht Rasputin oder gar Raspi. Soweit er seine Familiengeschichte überblicken konnte, gab es da nur waschechte Teufelskerle. Keine Weicheier, Warmduscher, Schattenparker und schon gar keine Rasputins. Aber sein Sohn? Herr Schwarzfell schnaubte beim Gedanken an seinen Sprössling und rollte fürchterlich mit den Augen.
„In diesem Jahrhundert geht so ziemlich alles daneben. Zuerst die verlorene Wahl zum Allerniedersten, dann der sonderliche Name meines Sohnes und nun auch noch dieses blöde Projekt! Warum musste der Allerniederste ausgerechnet mich dazu auswählen, ausgerechnet mich? Ich weiß, dass er mich nicht sonderlich mag, aber das war kriminell, fies und gemein. Aber so ist er eben, deshalb hat er die Wahl zum Allerniedersten gewonnen!“ Allerniederster wurde der Oberteufel genannt. Keiner war gemeiner als er, weshalb ihn die anderen Teufel auch bewunderten und hassten zugleich.
Wieder versuchte Frau Schwarzfell, ihren rastlos herumhinkenden Mann zu beruhigen: „Aber, mein allerallerabscheulichster Satansbraten“, schmeichelte sie, „so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Die paar Wochen werden wir schon aushalten hier oben. Dann geht es wieder zurück nach unten, in die Heimat. Außerdem finde ich es hier recht angenehm. Wir können den ganzen Tag herumliegen und du brauchst nicht mal zu kochen. Das muss man schon sagen, die Leute vom Fernsehen versuchen wirklich alles, um uns den Aufenthalt hier so angenehm wie möglich zu gestalten.
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So mancher Leser wird sich nun fragen: Was soll das? Teufel? Blödes Projekt? Leute vom Fernsehen? Wie passt das alles zusammen? Ganz einfach. Familie Schwarzfell war Teil eines sensationellen Fernsehprojektes. Einer Reality-Show, wie sie die Welt noch nie gesehen hatte. Zwei Familien in einem Container, nur durch ein Stockwerk getrennt. Doch das Besondere daran: Es waren zwei sehr verschiedene Familien. Die eine war eine Engelsfamilie, die andere eine Teufelsfamilie. Darum war das Interesse der Zuseher auch enorm.
Die Vorbereitungen zu dieser Show, die weltweit den Titel „Big Father“ trug, waren bei Gott nicht einfach gewesen. Und „die Leute vom Fernsehen“, wie sie Frau Schwarzfell immer nannte, waren mehr als gefordert und betraten absolutes Neuland. Denn vergleichbare Bewohner hatte es bisher noch in keiner Show dieses Zuschnitts gegeben. Zwei Containerwohnungen wurden, ohne Verbindung, über-einander gestellt und sehr heimelig ausgestattet. Wobei heimelig von den jeweiligen Bewohnern anders gesehen wurde. Bei den Schwarzfells strichen die Bühnenarbeiter die Wohnung mit dunkelroter Farbe und heizten sie auf 300 Grad plus auf – also genau auf die Wohlfühltemperatur für den Durchschnittsteufel. An der linken Wand waren die Aufhängevorrichtungen für die Dreizacke, Tragekörbe und Ketten sowie sonstiges Teufelszubehör angebracht. Im Zentrum des Raumes befand sich eine offene Feuerstelle.
Darüber hing ein rauchgeschwärzter Kessel, in dem Herr Schwarzfell seine berühmte Beelzebub-Suppe kochte. In der Hölle ist Kochen reine Männersache. Der Speiseplan ist allerdings nicht sehr abwechslungsreich, denn Beelzebub-Suppe ist die einzige Speise, die Teufel kennen. Sie setzt sich aus verschiedenen Zutaten zusammen, die sich für Menschen teilweise sehr sonderbar anhören und wohl auch nicht ganz ihren Geschmack treffen. Ein Mann des Fernsehteams war allein dafür zuständig, die Suppenutensilien aufzutreiben. Er hatte oft große Mühe Spinnenbeine, Stubenfliegenflügel, Froschaugen und Ähnliches in ausreichender Zahl aufzutreiben. Aber diese Zutaten waren für das gute Gelingen der Suppe unerlässlich. Wehe, wenn etwas fehlte! Dann fluchte Herr Schwarzfell so laut und ausfällig, dass Frau Himmelhoch, die oberhalb ihre Küche hatte, schnell zu ihrer Tochter, dem blonden Engel lief, um ihm die sauber gewaschenen Ohren zuzuhalten. Dass dabei des Öfteren Götterspeise auf dem Herd überschäumte oder anbrannte, war die logische Folge.
Was die Wohnung der Schwarzfells besonders auszeichnete, war ein bestialischer Geruch nach Schwefel. Für den hatte es viel Mühe und Schweiß gebraucht. Zuerst hatte Frau Schwarzfell versucht, die Wohnung mit Abgasen zu verstinken, hatte tierisch viel Kohle auf die Feuerstelle geschaufelt und gespannt gewartet. Aber der Qualm war bei weitem nicht an das herangekommen, was in der Heimat der Schwarzfells, der Hölle, gewöhnlich an Gestank geboten wurde. Ein Riesenproblem für einen Teufel, der auf sich hält.
Darum beschwerte sich Herr Schwarzfell sofort lautstark beim Produzenten: „Wenn es hier nicht heftiger nach Schwefel stinkt, stinkt mich die Sache ziemlich an. Dann pfeif ich auf eure Reality-Show und fahre sofort wieder in die Hölle zurück!“
So eine Drohung, noch dazu aus dem Mund eines Teufels gesprochen, zeigt natürlich Wirkung. Ein Krisenstab machte sich unverzüglich daran, das Problem zu lösen. Kohle mit größerem Schwefelgehalt wurde angefordert, die Heiztemperatur erhöht. Es nützte nicht viel, der gewünschte Effekt traf nicht ein. Herr Schwarzfell hielt sich die Nase zu, schrie: „Unfähiges Duftlampenpack!“ und begann, sein Bündel zu schnüren. Die Fernsehleute knabberten verzweifelt an ihren Fingernägeln und sahen schon die Show den Bach runtergehen, als einer aus der Crew die glorreiche Idee hatte, den Schwefelgeruch von außen in das Haus zu bringen. Schnell wurde in allen Räumen ein Röhrensystem installiert und über dieses konnte nun Schwefelgeruch zugeführt werden. Außerdem gab es in jedem Raum ein Auslassventil mit einem roten Absperrhahn. Drehte jemand an dem roten Verschlusszapfen, strömte synthetisch hergestellter Schwefelduft in den Raum.
Herr Schwarzfell reckte die Nase unter den Hahn, inhalierte begeistert und grölte: „Yepp, so hat es zu stinken! Ich liebe diesen schweren Schwefelmief mit seiner gelben Farbe. Das riecht teuflisch schlecht!“
Wenn er aufgeregt oder wütend war, konnte ihn nichts so sehr beruhigen wie ein ordentlicher Lungenzug Schwefeldampf.
Heute war wieder so ein Tag: Sauer bis über beide Hörner, der Pelz gesträubt vor Wut. Herr Schwarzfell humpelte zum Auslassventil und ließ frischen Schwefel in den Raum strömen.
„Ahhh, tut das gut!“, hörte man ihn aus der gelben Wolke seufzen. „Nun fühle ich mich wohl, teuflisch wohl. Da kommt mir der Name meines Sohnes gar nicht mehr so schlimm vor! Wenn es stinkt, fühle ich mich schlicht und einfach sauwohl, fast wie in der Hölle!“
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Einen Stock höher kam das nicht so gut an.