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Lily, Robert und Malkin werden in das bunte Treiben von New York hineingezogen und entdecken, dass sich unter der schillernden Oberfläche dunkle Geheimnisse verbergen. Denn in ihrem Hotel gehen unheimliche Dinge vor sich: Ein seltsamer Junge, der von einem unterseeischen Geheimnis heimgesucht wird, wird gefangen gehalten. Auf der Suche nach Hinweisen tauchen Robert und Lily in tiefe Gewässer ein, aber können sie die tödliche Wahrheit aufdecken, bevor die Geheimnisse sie in die Tiefe ziehen? Begleite Lily, Robert und Malkin im vierten und letzten Cogheart-Abenteuer auf einer mysteriösen Reise voller verborgener Gefahren.
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Seitenzahl: 356
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DIE COGHEART-ABENTEUER
OZEAN DER SCHATTEN
PETER BUNZL
DIE COGHEART-ABENTEUER
OZEAN DER SCHATTEN
Eine fantastische Reise voller Mysterien und verborgener Gefahren
PETER BUNZL
LAGO
FÜR LYRA UND AVERY
Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Für Fragen und Anregungen
1. Auflage 2022
© 2022 by LAGO, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
Türkenstraße 89
80799 München
Tel.: 089 651285-0
Fax: 089 652096
Die englische Originalausgabe erschien 2020 bei Usborne Publishing Ltd., Usborne House, 83-85 Saffron Hill, London EC1N 8RT, England unter dem Titel Shadowsea.
Text © Peter Bunzl, 2020
Cover and inside illustrations, including map by Becca Stadtlander © Usborne Publishing, 2020 Clockwork Key © Thinkstock / jgroup; Border © Shutterstock / Lena Pan; Crumpled paper texture © Thinkstock / muangsatun; Plaque © Thinkstock /Andrey_Kuzmin; Newspaper © Thinkstock / kraphix; Old paper texture © Thinkstock / StudioM1; Brick Wall © Thinkstock; Brick Wall © Istock / forrest9
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Übersetzung: Christiane Bernhardt, Gisela Fichtl
Redaktion: Christiane Geldmacher
Umschlaggestaltung: Manuela Amode, vom Original übernommen
Umschlagabbildung und Abbildungen Innenteil: Becca Stadtlander
Layout: vom Original übernommen
Satz: Röser MEDIA GmbH & Co. KG, Karlsruhe
eBook by tool-e-byte
ISBN Print 978-3-95761-219-9
ISBN E-Book (PDF) 978-3-95762-331-7
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-95762-332-4
Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter
www.lago-verlag.de
Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de
INHALT
VORGESCHICHTE
KAPITEL 1
KAPITEL 2
KAPITEL 3
KAPITEL 4
KAPITEL 5
KAPITEL 6
KAPITEL 7
KAPITEL 8
KAPITEL 9
KAPITEL 10
KAPITEL 11
KAPITEL 12
KAPITEL 13
KAPITEL 14
KAPITEL 15
KAPITEL 16
KAPITEL 17
KAPITEL 18
KAPITEL 19
KAPITEL 20
KAPITEL 21
KAPITEL 22
KAPITEL 23
KAPITEL 24
KAPITEL 25
KAPITEL 26
EIN LEXIKON MERKWÜRDIGER WÖRTER
LÖSUNGEN
DANK
Zuerst war da nur Dunkelheit.
Dann Flecken wässrig grünen Lichts.
Dann Fische, ganze Schwärme davon.
Mit leuchtenden Flossen, glänzend wie Messer, strahlenden Schuppen, die wie eine Rüstung schimmerten.
Sie schwammen am Schatten einer U-Boot-Basis vorbei, die sich an den Rand einer Klippe schmiegte, neben einem bodenlosen, sich wie eine Narbe über den Grund ziehenden Graben.
Die U-Boot-Basis hatte die Form eines gigantischen rostigen Rads, mit Speichen, die sich von seiner Außenseite bis zur Mitte zogen. Sie war noch nicht ganz fertiggestellt - die Verankerung im Meeresboden befand sich noch im Bau. Mit Seilen und Kabeln anstelle von Eisenträgern vertäut, wippte die Basis sachte in der Strömung. In ihrer Mitte befand sich ein Turm, an dessen Spitze sich eine Turbine langsam drehte.
Durch das einzige Bullauge des Turms konnte man einen dreizehnjährigen Jungen mit blondem Haar und strahlenden, wissbegierigen Augen sehen, der auf dem Boden eines Raums saß. Der Junge summte eine Melodie vor sich hin - eine Melodie, die zum Surren in den Wänden passte - und bastelte an einer kleinen Spielzeugkutsche. Die Räder der Kutsche bestanden aus Marmeladenglasdeckeln, die Karosserie aus einer platt gedrückten Dose. Die Kutsche hatte Bleistifte als Achsen, und ihr Joch war aus Draht.
Als er fertig war, zog er eine weiße Maus aus seiner Hosentasche und band sie vor die Kutsche. Er setzte die Maus auf den Boden und feuerte sie an, als wäre sie ein Pony mit langen Schnurrhaaren und rosa Schnäuzchen. Die Maus schwankte auf winzigen rosigen Pfoten voran und zog die Kutsche hinter sich her.
Gleich darauf rannte sie los und sauste unter einen Tisch, an dem zwei Erwachsene, ein Mann und eine Frau mit dem gleichen blonden Haar und den gleichen wissbegierigen Augen wie der Junge saßen und arbeiteten.
Der Junge jagte der Maus hinterher, unter den Tisch und dann zur Tür hinaus.
Dicht auf ihren Fersen rannte er den Gang entlang.
Die Maus flitzte an Gittern und Lüftungsschächten vorbei, duckte sich unter Rohren hindurch und hielt sich nah an der Wand. Klappernd zog sie ihre Kutsche an bauchigen, feuchten Taucheranzügen vorbei, die nach Meer stanken, und stolperte quer durch die Küche und den Speiseraum, wo die Mitglieder der Crew gerade beim Essen zusammensaßen.
Noch immer jagte ihr der Junge hinterher.
Schließlich rannte sie durch den Spalt einer angelehnten Tür.
Im dahinterliegenden Zimmer stapelten sich Käfige, in denen Mäuse krabbelten.
Inmitten des blitzblank geschrubbten Bodens hielt die weiße Maus inne.
Der Junge kroch mit halb geöffnetem Mund auf sie zu und streckte eine Hand nach ihr aus, um sie aufzuheben.
Dann: das Rascheln eines Rocks.
Ein glänzender Lederschuh trat ihm in den Weg.
Der Junge blickte auf. »Hi, Tante Matilda!«
Eine Frau mit hagerem Gesicht und kurzem zurückgekämmten Haar, die einen weißen Laborkittel trug und eine Schutzbrille, die sie auf ihrem Kopf zurückgeschoben hatte, streifte sich ein Paar Gummihandschuhe über. »Für dich noch immer Professorin Milksop.«
Professorin Milksop hob die Maus auf und ließ die Kutsche unsanft zu Boden fallen. »Dieser Nager ist wertvoll. Du hättest ihn nicht aus dem Labor nehmen dürfen.«
»Er sah traurig aus«, sagte der Junge. »Ich habe ihn Spook getauft, wegen der Farbe seines Fells. Er sieht aus wie ein Geist, findest du nicht auch?«
Der Junge sah zu der Maus, die in der Hand der Professorin zappelte. Sie quiekte leise.
»Du sollst ihnen keine Namen geben«, sagte die Professorin. »Gibt man etwas einen Namen, fängt man an, Gefühle dafür zu entwickeln.« Sie drehte sich weg und machte eine abrupte Ruckbewegung mit der Hand.
Das Quieken verstummte.
»Geh zurück in eure Unterkunft, Dane. Du solltest überhaupt nicht hier sein. Könnte sich negativ auf deine Gesundheit auswirken.«
Die Professorin trat die Kutsche mit dem Fuß zur Seite und ging zu einer zweiten, bleibeschlagenen Tür am anderen Ende des Raums.
Auf der Tür stand:
Über den Worten war eine Schlange abgebildet, die sich zu einem Kreis eingerollt hatte und sich in ihren eigenen Schwanz biss.
Dane wischte sich eine brennende Träne aus dem Gesicht, als er seiner Tante hinterherblickte.
Dann verengte er seine Augen und starrte auf die Tür.
»Nein«, sagte er leise. »Werde ich nicht.«
Er machte einen Schritt nach vorn, drückte sachte gegen das Schild und spähte durch die Tür.
Im Raum dahinter, einem großen weißen Labor, stellte eine Mechan-Krankenschwester mit einem roten Kreuz auf der Brust eine viereckige Metallmaschine auf einem Tisch bereit. Ein Phonograph auf einem Servierwagen in der Ecke des Raums spielte geisterhafte Opernmusik von einem Wachszylinder.
»Bereit, die Toten zum Leben zu erwecken, Miss Buckle?« Professorin Milksop stellte sich zu der Mechanerin an den Tisch und überprüfte die vier Glaslinsen, die an der Vorderseite der viereckigen Maschine angebracht waren.
Mit gerunzelter Stirn betrachtete Miss Buckle ein Wirrwarr aus Kupferdrähten, das aus der Rückseite der Maschine hervorquoll. Die Drähte reichten bis zu einem Kontrollfeld und einer Buchse in einer bleiverkleideten Überwachungskabine auf der gegenüberliegenden Seite des Raums. »Ist das einer ihrer Scherze, Professor?«, fragte sie. »Ich bin mir da nie ganz sicher. Mein Uhrwerk kann Humor nicht so gut verarbeiten ...«
»Vergessen Sie es.« Professorin Milksop legte Spook auf ein Tablett auf den Tisch vor der Maschine und rückte einen blau glitzernden Diamantsplitter in ihrem Inneren zurecht. Dann, als sie sich davon überzeugt hatte, dass alles bereit war, zog sie ihre Schutzbrille herunter und trat von der Maschine zurück und in die bleiverkleidete Kabine. Miss Buckle folgte ihr.
Dane spähte weiter durch die Tür und beobachtete durch das Fenster in der Kabine, wie Professorin Milksop sich und Miss Buckle darin einsperrte.
Dann drückte die Professorin eine Reihe von Knöpfen auf einem Kontrollfeld.
Bald schon erwachte die Maschine, durch die jetzt eine Flutwelle an Elektrizität floss, summend zum Leben.
Miss Buckle sah aus dem Fenster und erblickte Dane, der sich in das Labor schlich.
»STOP!«, brüllte sie, halb an ihn gerichtet, halb an die Professorin.
Doch es war zu spät ...
Aus den vier Linsen der Maschine schossen bereits knisternde blaue Lichtblitze. Wie ein verschlungenes Knäuel wütender Stromschlangen zischten sie durch das Labor. Sie ergriffen Spooks Körper und hüllten ihn ein.
Die kleine Maus wand sich und zuckte im Takt der Blitze, dann öffnete sie die Augen, wackelte mit ihren Schnurrhaaren und krabbelte wie ein Neugeborenes zurück auf alle Viere.
Kurz darauf hatten die Blitze Dane ausgemacht ...
Sie wandten sich um ihn herum wie ein Schlangennest ...
Bissen seine Haut mit elektrischen Zähnen.
Sein Körper verkrampfte sich.
Seine Füße tanzten in einem willkürlichen Rhythmus.
Silberne Flammen brannten in seinen Augen.
Seine Gliedmaßen zuckten und wackelten.
Er ging in die Knie ...
Kippte vornüber ...
Und lag still.
Die Blitze prasselten weiter, durch die geöffnete Tür, den Flur der Basis hinunter ... dann glitten sie schlangengleich um jedes Besatzungsmitglied herum und ließen einen nach dem anderen dem gleichen zuckenden Tod entgegentanzen.
Bald war alles wieder in Dunkelheit getaucht. Und zwei letzte Gestalten, Professorin Milksop und Miss Buckle, eilten aus der Beobachtungskabine und knieten sich neben Dane nieder.
Funken flogen von Miss Buckles Metallkörper, als sie Dane an den Schultern schüttelte. »Master Milksop!«, rief sie mit wankender Blechstimme. »Wacht auf!«
Professorin Milksop wahrte Abstand. Sie wollte sich keinen elektrischen Schlag einfangen.
»Dane«, fragte sie. »Bist du noch da drinnen? Lebst du noch?«
Als Lily am Weihnachtsmorgen erwachte, fand sie sich nicht zu Hause wieder, wie sie geträumt hatte, sondern in der obersten Koje eines Stockbetts in der Kabine eines Nacht-Zeps, der den Atlantik überquerte.
Sie blinzelte mit ihren grünen Augen und rieb sich ihr sommersprossiges Gesicht, bis sie sich ganz und gar wach fühlte. Dann begann sie, die schlimmsten Knoten in ihrem zerzausten feuerroten Haar mit den Fingern auszukämmen.
Über den Lärm der Motoren des Luftschiffs hinweg konnte sie das Schlagen ihres Cogheart hören: ein mechanisches Herz aus Zahnrädchen und Federn, das ihr Papa ihr eingepflanzt hatte. Wie ein überdrehter Reisewecker saß es in ihrer Brust und tickte. Da es ein Perpetuum mobile war, würde es womöglich ewig weiterlaufen. Lily wusste nicht so genau, was das bedeutete, doch eines war ihr sonnenklar: Ohne es hätte sie den heutigen Tag nicht erlebt. Und sie hätte sich auch nicht auf diese Reise begeben können.
Ihr Papa, Professor John Hartman, lag in der mittleren Koje unter ihr. Er trug ein Nachthemd und eine Schlafmütze und schnarchte leise. Seine Füße ragten über das Bettende hinaus, da er auch im Liegen ziemlich groß war.
Robert Townsend, Lilys bester Freund auf der ganzen weiten Welt, ihr Kampfgefährte, ein erstklassiger Uhrmacher und ihr Komplize bei allem, was mit Abenteuern zu tun hatte, schlief in seinem blau gestreiften Pyjama in der untersten Koje. Wie ein auf den Kopf gestelltes Fragezeichen krümmte sich eine kohlrabenschwarze Haartolle auf seiner Stirn.
Malkin, Lilys Mechan-Haus-Fuchs und ihr engster Vertrauter, ein rotpelzgesichtiger Alleswisser, hatte sich neben Roberts Kissen zusammengerollt. Lily war erleichtert: Immerhin schlief er nicht auf Roberts Kopf wie sonst manchmal.
Still und starr lag er da. So sahen Mechans nachts nun einmal aus, wenn sie abgelaufen waren, bevor man ihren Aufziehschlüssel nahm und sie am Morgen wieder aufzog.
Der Weihnachtsabend war höchst unterhaltsam gewesen. Die drei Freunde und Papa hatten sich vom Flughafen in Liverpool aus an Bord der Firefly auf ein einmaliges Abenteuer begeben: einen viertägigen Flug nach New York.
Die Firefly war das größte Schiff seiner Baureihe und bot all die modernen Annehmlichkeiten, die den Nacht-Zeps der transatlantischen Flotte der Königlichen Luftfahrtgesellschaft zu eigen waren. Es gab einen Kontrollraum, in dem der Kapitän und die Besatzung arbeiteten. Eine Funkzentrale, wo Telegramme verschickt und empfangen wurden. Ein Offizierskasino, in dem sich die Crew ausruhte. Eine Küche und einen Speisesaal, in dem zwei Mechan-Kellner in weißen Seidenjacketts das Frühstück, Mittagessen, Abendessen und den Nachmittagstee mit zwei verschiedenen Kuchensorten und Sandwiches ohne Rinde servierten. Ein Promenadendeck zur körperlichen Ertüchtigung auf der hinteren Backbordseite. Ein Schreibzimmer. Eine zehn Meter lange Passagier-Lounge, in der es extra-leichte Polsterstühle aus Metallrohren gab und einen Duralumin-Flügel.
An der Oberseite des Zeppelins befand sich eine grandiose Aussichtsplattform, die das Krähennest genannt wurde und zu der man über eine Wendeltreppe gelangte, die mitten im Ballon nach oben führte.
Es war viel eher so, als würde man in einem schwebenden Hotel reisen. Und Lily liebte es.
In New York würden sie in einem echten Hotel übernachten, und Lily hoffte, dass es genauso gut wäre. Ihre Ankunft war für den achtundzwanzigsten Dezember geplant. Roberts Mutter und Schwester, Selena und Caddy Townsend, sollten am Flughafen zu ihnen stoßen.
Seit Juni, als Selena und Caddy Robert zum letzten Mal gesehen hatten, waren die beiden mit ihrer Varieté-Nummer quer durch die Staaten gereist. Selena hatte ihrem Sohn und dann Lilys Papa geschrieben, um Robert und die Hartmans einzuladen, sie an Silvester in New York zu treffen.
Glücklicherweise hatte Papa selbst auch eine Reise nach Amerika geplant. Er war für einen Vortrag bei der jährlich stattfindenden Amerikanischen Konferenz der Mechanisten und Elektroniker im Januar an die Harvard Universität in der Nähe von Boston eingeladen worden. Oder war es die Aardvark Universität ...? Irgendwie so ähnlich jedenfalls. Ehrlich gesagt hatte Lily bei diesem Teil nicht so genau zugehört. Papa nahm seine Rede überall mit hin. Alle paar Stunden, zwischen seiner Urlaubslektüre, die aus einem dicken Buch über Shakespeare bestand, hatte er Versatzstücke seines Vortrags an Lily, Robert und Malkin ausgetestet. Allein der Gedanke daran genügte, um in Lily das Gefühl heraufzubeschwören, gleich einzuschlafen.
Sie hörte auf, ihre Haare zu kämmen, und krabbelte ans Ende ihrer Koje. Unter ihrer zur Seite geworfenen Decke war ein gefüllter Weihnachtsstrumpf, den sie bisher nicht bemerkt hatte. Er musste nachts wohl auf geheimnisvolle Weise dorthin gelangt sein.
Gespannt inspizierte sie den Strumpf und kletterte die Holzleiter hinunter, um Robert wachzurütteln.
»Was ist los?«, fragte er, rieb sich schläfrig die Augen und kroch aus seinem Bett.
»Der Weihnachtsmann war da!«, flüsterte Lily. »Wir haben Weihnachtsstrümpfe!«
Sie nahm den Aufziehschlüssel von Malkins Hals und zog ihn auf. Das Getriebe und die Zahnräder klickten, und er schüttelte sich.
Sie blickten hoch und bemerkten, dass auch Papa aufgewacht war und gähnte. »Es ist noch ein bisschen früh für Geschenke, findet ihr nicht?«
»Wir sind mitten auf dem Meer«, sagte Lily. »Weder in der britischen noch der amerikanischen Zeitzone. Es ist also weder früh noch spät. Ich finde, es ist genau die richtige Zeit für Geschenke!«
»Na gut«, sagte Papa, stand auf und zog sich seinen Morgenmantel über. »Dann packt sie aus.«
Glücklich fielen Robert und Lily über ihre Strümpfe her, um nachzusehen, womit der Weihnachtsmann sie wohl gefüllt hatte.
In jedem war eine Orange und je drei Walnüsse. Außerdem eine bunt-gestreifte Papiertüte mit einer Handvoll Zitronendrops, Gerstenzucker, Schokolinsen, Karamellkonfekt und Pfefferminzbonbons. Lily hasste es, Pfefferminzbonbons zu essen - vor allem an Bord von Luftschiffen -, doch später könnte sie ihre mit Robert tauschen.
»Es gibt noch mehr.« Papa griff zum Gepäcknetz und zog drei hübsch eingepackte Geschenke aus seinem Koffer - eines für jeden von ihnen.
Lily machte ihres als Erste auf. Es war eine Lupe wie die, die ihr Lieblingsdetektiv Sherlock Holmes benutzte.
»Um dir beim Lösen deiner Fälle zu helfen«, erklärte Papa.
Sie probierte sie aus, indem sie die Muster auf dem Teppich durch das Brennglas betrachtete. Jedes noch so winzige Detail kam vielfach vergrößert zum Vorschein, selbst die ausgefransten Teile.
»Sie ist perfekt. Danke!«, sagte Lily und steckte die Lupe in ihre Tasche.
Dann öffnete Robert sein Geschenk. Papa hatte ihm einen schönen Kompass in einem goldenen Gehäuse besorgt. »Damit du immer weißt, wo du bist«, sagte er zu Robert, der sich den Kompass genau anschaute. »Ich habe ihn in einem Gebrauchtwarenladen im Dorf gefunden. Ich glaube, dein Vater hat ihn gemacht.«
»In der Tat. Danke!« Robert fuhr mit dem Daumen über die Gravur an der Seite des Instruments: T.T. für Thaddeus Townsend.
Tränen stiegen ihm in die Augen. Es war erst das zweite Weihnachten ohne seinen Dad, doch es war die Zeit des Jahres, in der er ihn am meisten vermisste.
Zu guter Letzt war Malkin an der Reihe. Mit seinen Zähnen riss er das Geschenkpapier herunter, um eine hellgrüne Jacke zum Vorschein zu bringen, die von Mrs Rust, ihrer Uhrwerk-Köchin und Haushälterin, gestrickt worden war. Mrs Rust war für ihre miserablen Strickkünste bekannt, doch diesmal hatte sie ganze Arbeit geleistet. Lily half Malkin mit relativ wenig Murren und Zähneblecken seinerseits in die Jacke.
»Sieh einer an«, sagte sie, als sie fertig war, und stellte sich vor, wie stolz Mrs Rust jetzt dreinblicken würde. Es war das erste Weihnachtsfest, das sie nicht miteinander verbrachten, seit Papa Rusty gebaut hatte. Lily vermisste sie und die drei anderen Mechaner fürchterlich - Captain Springer, Mr Wingnut und Miss Tock -, die Papa hergestellt hatte, um auf sie aufzupassen. Die vier Uhrwerk-Bediensteten waren wie Familie, und ohne sie war Weihnachten einfach nicht dasselbe.
Immerhin hatte sie Malkin, Robert und Papa.
Der Fuchs nörgelte an der Jacke herum und zog und zupfte sie zurecht, bis sie ihm bequem am Rücken saß. »Wie sehe ich aus?«, fragte er.
»Ziemlich fesch«, antwortete Robert.
Das Schwanzteil, das über Malkins Hintern gezogen war, sah ein bisschen lottrig aus - sein wippender Fuchsschweif verhedderte sich darin. Aber insgesamt verlieh ihm die Jacke eine verwegene Ausstrahlung.
»Leider habe ich keine Geschenke für euch«, verkündete der Fuchs. »Aber ich könnte euch einfach über die Wange lecken, das sollte ja hoffentlich genügen.«
Und das tat er dann auch prompt, und sie lachten und neckten ihn ein bisschen.
Den Rest des Morgens verbrachten sie damit, in ihrer Kabine Scharade zu spielen. Voller Vorfreude kleideten sie sich dann für das prachtvolle Weihnachtsmahl, das allen Gästen im Speisesaal serviert wurde.
»Geh du voran, Macduff!«, sagte Papa, als sie fertig waren.
»Es sollte wohl eher ›Trag du auf, Macduff‹ heißen.« Malkin hüpfte in einen kleinen Picknickkorb mit Griffen, den Lily schnell aufhob.
»Was tust du da?«, fragte Papa.
»Euch beim Abendessen Gesellschaft leisten«, sagte der Fuchs.
»Mechantiere dürfen nicht an Deck, das weißt du doch.«
Leider war das wahr. Es war eine Regel an Bord öffentlicher Luftschiffe, dass alle Mechantiere für die gesamte Dauer der Reise im Gepäck im Frachtraum verstaut werden mussten. Malkin ließ sich eine solche Behandlung jedoch nicht gefallen - und Lily machte da auch nicht mit.
Der Fuchs zappelte ein bisschen in dem Korb herum und richtete sich dann bequem ein.
»Heute ist Heiligabend. Die Zeit der Nächstenliebe - und die gilt für alle Geschöpfe, ob groß oder klein. Das bisschen Leichtsinn kannst du mir doch wenigstens zugestehen.«
»Na schön«, gab Papa nach. »Solange du versteckt bleibst.«
Sie zogen die Kabinentür hinter sich zu und folgten Papa den langen Flur hinunter. Lily konnte es kaum erwarten, mit ihren beiden besten Freunden beim Weihnachtsessen zu sitzen, und der Gedanke, dass sie all das auf einem Luftschiff taten, ließ eine Glücksblase in ihr aufsteigen, höher als der Ballon des Zep selbst.
Im Speisesaal führten die beiden Mechan-Kellner die anderen Passagiere diensteifrig zu ihren Plätzen. An dem Duralumin-Flügel saß ein Uhrwerk-Pianist und spielte Weihnachtslieder, um alle zum Abendessen willkommen zu heißen.
Jeder Tisch war mit feinem Porzellan und Silberbesteck eingedeckt, mit gestärkten weißen Servietten und rot und golden eingepackten Knallbonbons. Es lagen sogar speziell für den Festtag gestaltete Speisekarten aus, an deren Rändern Stechpalmenzweige gedruckt waren.
Lily stellte den Korb zu ihren Füßen und sah nach, wie es Malkin ging. Er war bereits eingedöst. Mechan-Füchse nahmen Weihnachten wohl noch nicht einmal halb so ernst wie Menschen.
Sie rutschte auf ihrem Stuhl hin und her, um eine bequeme Position zu finden, und hatte fest vor, den Festabend zu genießen, doch sie kam nicht umhin zu bemerken, dass sie von allen anderen angestarrt wurde. Lily biss sich auf die Lippen, hielt sich die Speisekarte vors Gesicht und tat so, als würde sie sie intensiv studieren.
»Was ist los?«, fragte Robert.
»Jedes Mal, wenn ich hier hereinkomme, glotzen mich die Leute an, als wäre ich eine Art medizinische Anomalie!«
»Unsinn!«, sagte Papa.
»Artischockencremesuppe!« Einer der Mechan-Kellner stellte goldumrandete Suppenteller vor ihnen ab.
»Ich sehe niemanden, der dich anstarrt.« Papa legte sich die Serviette auf seinem Schoß zurecht, Robert indes versuchte herauszufinden, welcher der Gäste im Speisesaal Lily am unverfrorensten angaffte.
»Das kommt daher, dass du nicht aufmerksam bist, Papa«, tadelte Lily. »Du bist so in Gedanken verloren, liest deine Patente und Zeitungen, übst deine wichtigen Vorträge oder erfindest Dinge, dass du kaum wahrnimmst, was sich direkt vor deiner Nase abspielt.«
»Da weiß ich jetzt auch nicht, was ich dazu sagen soll ...«, Papa hörte auf zu essen und griff sich unbeholfen an die Nase, als wäre diese schuld an allem.
»Du musst überhaupt nichts dazu sagen.« Lily tunkte etwas Brot in ihre Suppe. »Aber du solltest wissen, dass die Leute, seit wir auf dem Luftschiff sind - tatsächlich sogar schon davor am Flughafen in Liverpool -, auf mich zeigen und hinter vorgehaltener Hand über mich tuscheln.«
»Ist das wirklich wahr?«, fragte Papa Robert.
Robert nickte. Er hatte Schwierigkeiten, sich zu entscheiden, welchen der vielen unterschiedlich geformten Silberlöffel er benutzen sollte, nahm jedoch schließlich den größten, der, wie sich herausstellte, kaum in seinen Mund passte.
»Lily ist jetzt berühmt«, gurgelte er zwischen zwei Löffeln Suppe hervor.
»Berühmt berüchtigt, trifft es wohl eher«, sagte Malkin und streckte seinen Kopf unter dem Tisch hervor. »Dank dieses verklirrten Artikels, den Anna geschrieben hat.«
»Wusste ich doch, dass der zu nichts Gutem führen würde«, rief Papa aufgebracht, als die Kellner die kaum leer gegessenen Suppenteller durch den Hauptgang - Truthahn mit allem Drum und Dran - ersetzten. »Diese verfluchte Anna und ihre Leute vom Zeitungsviertel in der Fleet Street.«
Anna war Journalistin und eine der engsten Freundinnen von Lily und Robert. Zwei Monate zuvor hatte sie einen Artikel über Lily verfasst, in dem sie das Geheimnis um Lilys Uhrwerkherz lüftete. Seitdem interessierten sich viele Menschen für Lily und suchten sie auf.
Das Leben auf Gut Brackenbridge - der Landsitz, auf dem sie mit Papa, Robert, Malkin, Mrs Rust, Captain Springer, Mr Wingnut und Miss Tock lebte - hatte sich verändert. Wenn Journalisten oder andere Interessenten in der Hoffnung auf ein Interview an der Haustür klopften, wurden sie vom Mechan-Butler Mr Wingnut oder dem Mechan-Hausmädchen Miss Tock verjagt. Und wenn sie sich zur Hintertür schlichen, drohte ihnen die unbezwingliche Mrs Rust mit ihrem Fleischerbeil-Armaufsatz und brüllte: »ZAHNRÄDCHEN UND CHRONOMETER! MACHEN SIE, DASS SIE FORTKOMMEN, BEVOR ICH DIE GENDARMERIE RUFE!« Selbst Captain Springer, der sonst so ruhig und besonnen war, hatte sich angewöhnt, ungebetene Gäste mit seinem Rechen zu verscheuchen.
Das alles war gut, da Lily häufig keine Ahnung hatte, was sie diesen Menschen erzählen sollte. Sie fühlte sich wie eine Hochstaplerin, als hätte sie die Aufmerksamkeit überhaupt nicht verdient. Und dennoch kamen jede Woche Dutzende Briefe, in denen gefragt wurde, ob das, was in Annas Artikel stand, wahr sei und wie es sich anfühle, der einzige Mensch auf der Welt mit so einem Ding in der Brust zu sein.
Natürlich waren das Fragen, auf die Lily keine Antwort hatte.
Außerdem hatten sie gar nicht wirklich mit ihr zu tun. Sie drehten sich um Papas Maschine.
Niemand wollte je wissen, wie sie Papa gerettet hatte, als er entführt worden war, oder wie sie es überlebt hatte, als der berüchtigte Verbrecher Jack Door versucht hatte, sie in der Themse zu ertränken. Auch nicht, wie es war, Queen Victoria zu treffen und mit ihr auf dem Rücken ihres Mechan-Elefanten zu reiten. Niemand fragte Lily je, wie es war, im Zirkus der Lüfte gefangen gehalten zu werden, oder erkundigte sich danach, wie sie gemeinsam mit den anderen Zirkusleuten für die Rechte der Hybriden gekämpft hatte.
Das würde sich ändern, dachte Lily, wenn sie ihre Geschichte aufschriebe. Dann könnte sie erklären, wie es war, solche Abenteuer zu erleben. Sie hatte in ihrem Tagebuch bereits damit begonnen. Es ging langsam voran, denn Schreiben war schwer, doch sie wollte den Menschen unbedingt klarmachen, dass ein Hybrid zu sein, nicht anders war, als irgendjemand anderes zu sein. Wie man sein Leben lebte, das war es, worauf es ankam. Das machte einen zu dem, der man war. Nicht, ob man ein Herz aus Fleisch und Blut hatte oder ein mechanisches.
»TELEGRAMM FÜR TOWNSEND! WICHTIGES TELEGRAMM FÜR HERRN TOWNSEND!«, rief eine Stimme und unterbrach ihre Gedanken und das Weihnachtsessen der anderen.
Lilys Ewiges Herz tickte aufgeregt. Das war Roberts Nachname. Sie sah auf und erblickte einen Mechan-Gepäckträger in der blauen Uniform der Königlichen Luftschiffflotte, der auf seinen Rollfüßen über den Boden glitt und ein Silbertablett trug.
»Schnell, versteck dich!«, sagte Lily zu Malkin.
Brummelnd kletterte der Mechan-Fuchs zurück in seinen Korb unter dem Tisch. Lily deckte ihn zu und betrachtete Roberts nervöses Gesicht. Wer mochte ihm wohl ein Telegramm schicken, und das beim Weihnachtsessen?
»Das bin ich!«, rief Robert mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend. »Ich bin Townsend!« Ängstlich schob er sein Weihnachtsessen beiseite.
Der Mechan-Gepäckträger kam an ihren Tisch. Seine Räder quietschten laut und übertönten die Gespräche der anderen Gäste.
»Hier, bitte schön, mein Herr«, sagte er und hielt Robert das Silbertablett mit dem Telegramm hin.
Vorsichtig nahm Robert es entgegen.
»Danke-frohe-Weihnachten-und-einen-schönen-Tag«, rasselte der Mechaner herunter, dann zog er das Tablett weg und rollte Richtung Ausgang auf der gegenüberliegenden Seite des Speisesaals.
Robert riss das Telegramm auf und überflog den Text; das mulmige Gefühl in der Magengegend löste sich, und sein Herz schlug wieder langsamer. Es kam von seiner Mum. Er las es vor.
Lily war erleichtert, dass das Telegramm keine schlechten Nachrichten enthielt. »Schade, dass deine Mum und Caddy einen Tag später kommen«, sagte sie. »Aber es bleibt dir trotzdem noch eine Menge Zeit mit ihnen«, fügte sie tröstend hinzu.
»Was denkst du, welche Überraschungen das sein könnten?«, fragte Robert.
»Keine Ahnung.« Lily nahm eine Gabel von dem butterigen Truthahn. »Vielleicht bedeutet das ja nur, dass sie ein nettes Weihnachtsgeschenk für dich dabeihat.«
»Ein verrotztes Taschentuch vielleicht?«, mutmaßte Malkin und steckte seinen Kopf auf höchst bedenkliche Weise zwischen Roberts Beine. »Das ist es doch, was Menschen im Winter normalerweise in ihrem Ärmel haben?«
John Hartman sah von seinem Teller auf. »Das ist doch Unsinn, Robert, in eine so kurze Nachricht so viel hineinlesen zu wollen.«
»Papa hat recht«, sagte Lily und aß einen Rosenkohl. »Das machst du jedes Mal, wenn deine Mum dir etwas schickt.«
»Stimmt«, sagte Malkin und stupste Roberts Bein mit seiner Schnauze. »Du solltest dich nicht so hineinsteigern, bis ihr euch wiederseht.«
Das stimmte, musste Robert sich eingestehen. Er griff nach Mums Mondamulett, das er um den Hals trug, und strich sanft über die Elfenbeinintarsie, wie er es immer tat, wenn er sich ihretwegen Sorgen machte. Je näher das Wiedersehen mit seiner Mum und seiner Schwester rückte, desto dünner wurden seine Nerven. Es war erst das zweite Mal, dass er ihnen begegnete, doch trotz alledem, und obwohl sie so verschieden waren, hatte er sie in seinem Leben vermisst. Er wollte, dass diese Ferien perfekt wurden. »Ich glaube, ich mache mir Sorgen darüber, wie es wohl sein wird«, sagte er. »Ich will auf alles vorbereitet sein. Inklusive ...« Er unterbrach sich und beendete den Satz leise, zu sich selbst, »... die Tatsache, dass wir uns vielleicht nicht verstehen ...«
Die Reise über den Atlantik dauerte drei weitere Tage, in denen Robert und Lily viel zu viel Weihnachtskuchen aßen, eine Menge Schiffe beobachteten, die in der Nacht vorüberfuhren, und verklirrt oft Whist und Cribbage spielten. Malkin hätte sich ihren Spielen gern angeschlossen, nur stellte er fest, dass er die Spielkarten zwischen seinen Zähnen nicht halten konnte.
Jeden Abend vor dem Schlafengehen lasen sie sich abwechselnd aus Papas Reiseführer vor, der Appleton’s General Guide to the United States and Canada hieß und einen illustrierten Teil voller Tipps und Ratschläge zu New York enthielt.
Schließlich, am Nachmittag des achtundzwanzigsten Dezembers, als sie ankommen sollten, drückten die drei ihre Nasen gegen das Fenster des Bullauges in der Kabine und spähten hinaus, in der Erwartung, die Stadt unter sich zu sehen. Stattdessen sahen sie nichts als den bauchigen Schatten der Firefly, der über den Ozean schwebte.
»Man sieht nur Meer!«, maulte Lily. »Wir hätten uns noch gar nicht anziehen müssen!«
Aus Anlass ihrer bevorstehenden Ankunft in New York hatte sie ihr smaragdfarbenes Häubchen und einen schicken Samtblazer angezogen. Malkin trug seine neue grüne Strickjacke, die er so gut wie nicht mehr abgelegt hatte, seit er sie bekommen hatte. Robert hatte seine Schiebermütze auf, die er immer trug, und den Winterwollmantel, der einmal seinem Vater gehört hatte. Er war inzwischen schon recht alt, aber es war eines der letzten Geschenke, die Thaddeus ihm vor seinem Tod gemacht hatte und Roberts Lieblingskleidungsstück.
»Vier Uhr fünfzehn«, sagte Lily, die auf ihrer Taschenuhr nach der Zeit sah, die sie bereits auf die amerikanische Eastern Time umgestellt hatte.
»Wir müssten fast da sein«, sagte Robert. »Ich glaube, wir können jeden Moment die Küste sehen.«
»Eher unwahrscheinlich.« Malkin krallte sich mit den Vorderpfoten am Rand des Bullauges fest und drückte seine Ledernase ans Glas. »Dieser verklirrte Zeppelin fährt so langsam, bis wir ankommen, sind die Weihnachtsferien vorbei.«
Lily seufzte entmutigt, hob die Enden ihres gelb-schwarz gestreiften Schals hoch und steckte sie in ihre Manteltaschen. Der Schal war eines von Mrs Rusts frühen Strickexperimenten. Malkin sagte, sie sehe damit aus wie eine eingewickelte Giraffe, aber Lily fühlte sich eher wie ein Tiger, wenn sie ihn trug. Das perfekte Tier, um sich nach New York zu begeben.
In diesem Moment platzte Papa in die Kabine. Auch er war fertig angekleidet für den Aufbruch, ein dunkelgrauer Mantel mit einer seidenen Krawatte, die in den schweren Kragen gesteckt war. »Lily, Robert«, rief er, als er sie sah. »Ihr müsst sofort auf die Aussichtsplattform kommen. Der Kapitän hat mir gesagt, dass wir in den nächsten fünf Minuten mit dem Sinkflug auf New York beginnen. Wenn wir den Hafen überqueren, schweben wir direkt an der Freiheitsstatue vorbei und haben einen Blick auf die ganze Stadt.«
Lily linste durch das Fenster und stellte mit Freuden fest, dass er recht hatte. Während ihres Gesprächs war ein dunkler Streifen Küste aufgetaucht.
»Und was ist mit mir?«, fragte Malkin.
»Du wirst aus dem Fenster schauen müssen«, sagte Papa. »Mechantiere sind an Deck nicht erlaubt.«
»Lächerliches Verbot«, brummelte Malkin und wedelte wütend mit seinem Schwanz vor Papa herum.
»Plötzlich hatte auch Lily Zweifel. »Ich glaube, ich komme auch nicht mit«, verkündete sie. »Ich bin sicher, dass ich von hier aus gut genug sehe.« So sehr sie sich auch darauf freute, die beste Aussicht auf die Statue zu haben, wollte sie nicht, dass ihr erster Blick auf die Stadt dadurch getrübt wurde, dass jemand sie anstarrte.
Papa musste gewusst haben, dass es das war, worüber sie sich Gedanken machte, denn er legte seinen Arm um sie und drückte sie. »Ich verspreche, dass dich niemand auf der Aussichtsplattform anstarren wird, Lily. Sie werden viel zu sehr damit beschäftigt sein, sich die Sehenswürdigkeiten anzuschauen.«
»Komm schon, Lil.« Robert schenkte seiner Freundin ein Lächeln. »Ohne dich macht es keinen Spaß.«
»Davon gehe ich aus«, sagte Lily und fühlte sich gleich ein bisschen besser.
»Sehr gut!« Papa hatte sich schon in Bewegung gesetzt und trieb sie zum Ausgang. »So, auf zum Krähennest!«
Lily nahm ihren Weidenkorb und schaute zu Malkin.
»Ich wünschte, du könntest auch mitkommen«, flüsterte sie.
»Kann er«, flüsterte Robert zurück, und als Papa nicht hersah, sprang Malkin in den Korb. Robert legte eine Decke über ihn, die ihn versteckte. Dann machten sich die drei auf den Weg, Papa hinterher, um die Aussicht zu genießen.
Sie marschierten einen Korridor mit nummerierten Passagierabteilen entlang und nahmen die gewundene Wendeltreppe am anderen Ende, die direkt durch die Mitte des Zep-Ballons nach oben führte. Es war ein langer Aufstieg vorbei an riesigen geometrischen Rahmen, die die Seidenhülle an ihrem Platz hielten, an leeren Öltanks und Gashüllen und leeren ledernen Wassersäcken, die an verschiedenen Riemen und Trägern hingen. Und mit jedem Schritt stieg Lilys Aufregung bei dem Gedanken, gleich New York zu sehen.
Sie erreichten die oberste Windung der Treppe und kletterten durch eine Luke auf das Dach des Zeppelins. Lily fühlte, wie sich ihr Magen zusammenzog und das Herz in ihrer Brust nervös zu ticken anfing. Hier draußen fiel das Atmen schwerer. Ein kalter Wind blies durch ihre Wollstrumpfhose. Das Luftschiff überquerte gerade den Hafen von New York und in der Ferne unter den schweren Wolken ging die Sonne unter.
Lily quetschte sich in die Lücke zwischen Robert und Papa am Geländer der Aussichtsplattform und spürte ein feines Rascheln an ihrem Bein. Malkin steckte seinen Kopf aus dem Korb. Er streckte seine Zunge heraus, um die Seeluft zu schmecken, und legte seine Schnauze über die unterste Sprosse des Geländers. Seine Ohren flatterten wild im Wind, als er mit seinen vorgewölbten schwarzen Augen die Aussicht betrachtete.
Auch die anderen Passagiere standen am Geländer, blickten auf die Miniaturinseln, die sich in der Bucht aneinanderreihten, und hielten ihre Hüte fest, damit sie nicht davonflogen. Papa und Robert hatten recht, stellte Lily fest, alle waren nur damit beschäftigt, bei der Ankunft einen guten Ausblick zu haben.
Da entdeckte Lily die Freiheitsstatue. Und im selben Moment war das unbehagliche Gefühl, das sie aufgrund ihrer eigenen Probleme vorhergesehen hatte, auch schon verflogen. Papa hielt eine Hand über die Augen, damit er nicht geblendet wurde, und blickte wie gebannt auf die stählerne Lady. Lily rüttelte Robert an der Schulter und tippte auf Malkins Kopf, um sie auf Details der Statue aufmerksam zu machen.
Allein auf ihrer Insel, bedrängt von den tosenden Wellen am Hafen unter den aufziehenden grauen Wolken, wirkte die Freiheitsstatue klein und zierlich und hielt ihre Fackel in die Höhe. Doch als das Luftschiff näher kam, begleitet von den lauten Oohs und Aahs der Passagiere, schien sie an Größe zu gewinnen.
Bald konnte Lily jede Falte ihres Kleides erkennen, jede Niete ihrer bronzenen Haut. Dann fuhren sie direkt unter ihrem ausgestreckten Arm an ihr vorbei - so nah, dass Lily das Gefühl hatte, sie müsste sich nur etwas vorlehnen, dann könnte sie die Hand der Freiheitsstatue berühren.
Die Statue stand mit dem Rücken zum aufgewühlten Meer und blickte interessiert hinüber zu der Stadt auf der Insel. Lily folgte ihrem Blick und sah Hunderttausende Fenster funkeln wie herabfallende Sterne, die in die Erdoberfläche eingelassen sind.
Es hatte angefangen zu schneien. Ein Flockenwirbel zwickte unangenehm in Lilys Wangen. Sie streckte ihre Zunge heraus und schluckte ihre erste New Yorker Schneeflocke. Sie schmeckte nach Eis und Vorfreude.
Als die Firefly in Richtung der Südspitze von Manhattan steuerte, tauschten Lily, Robert und Malkin aufgeregte Blicke, bereit für den Beginn dieses neuen Abenteuers ...
Lily trat auf die Landungsbrücke des Luftschiffs und nahm einen tiefen Atemzug. Die Luft der Großstadt brannte scharf in ihren Lungen.
Ihr folgte Robert, der seine Mütze tief in die Stirn gezogen und seinen Kragen hochgeschlagen hatte. Er klatschte in seine Hände, die in Handschuhen steckten, und blies Dampfwölkchen in die kalte Winterdämmerung. Schriller Lärm und Klappern hallte von den Lagergebäuden der Werft wider und schmerzte ihm in den Ohren.
Im geöffneten Frachtraum der Firefly wimmelte es von Mechan-Gepäckträgern mit roten Pagenkäppis. Sie luden die Koffer der Reisenden aus und beförderten sie durch den Schneematsch zu einem mit übereifrig wirkenden Zollbeamten in schicken blauen Anzügen und gestärkten weißen Krägen bevölkerten Zolllager.
Die bloße Anzahl an Menschen am Flughafen machte Robert ganz wirr im Kopf, aber immerhin war es dank Lilys leuchtend gestreiften Tigerschals und ihres Korbs, aus dem Malkins Schwanz hervorlugte, kaum möglich, sie in der Menge zu verlieren.
Als Lily und Robert mit John durch die Menschenmenge liefen, hielt keine einzige Person inne und starrte Lily an, worauf sich ihre Laune mit einem Mal hob, da ihr klar wurde, dass keiner hier auch nur das Geringste über sie wusste oder wusste, wer sie war.
Hier in New York war sie frei.
»Malkin«, sagte sie und stopfte seinen wippenden Schweif wieder in den Korb zurück, »am besten bleibst du unsichtbar. Wenn du internationale Verwicklungen heraufbeschwörst, könnte es sein, dass sie uns nach Hause zurückschicken, noch bevor wir überhaupt richtig angekommen sind.
»Als ob ich so etwas tun würde!« Malkin streckte seine Schnauze am anderen Ende des Korbs hervor und schnüffelte an allem, was ihm entgegenkam. »Du kennst mich doch. Ich bin die Zurückhaltung selbst.«
Im Zolllager inspizierten die ernsten Beamten in ihren blauen Anzügen alle Gepäckstücke nacheinander und überhäuften ihre Besitzer mit Fragen. Robert hoffte, mit keinem von ihnen reden zu müssen. In solchen Situationen brachte er oft kein Wort heraus.
Sie hatten ihr Gepäck entdeckt - drei mächtige Reisekoffer, die so groß waren wie er selbst - und warteten daneben, bis einer der Männer vom Zoll zu ihnen kam, um ihre Reisepässe und Papiere zu überprüfen.
»Hier steht, dass Sie ein Mechantier bei sich führen?«, sagte der Zollbeamte zu John und blickte prüfend auf das Warenverzeichnis auf seinem Klemmbrett.
»Stimmt«, sagte John. »Es handelt sich um einen Mechan-Fuchs.«
Daraufhin versuchte Malkin, seinen Kopf aus dem Korb zu strecken, doch Lily drückte ihn hinunter. Der Zollbeamte funkelte sie vorwurfsvoll an. »Er sollte ordnungsgemäß in einem Reisekoffer verstaut sein. Ich hoffe, Sie haben die notwendigen Formulare für ihn ausgefüllt.«
»Haben wir«, sagte John.
»Gut.« Der Zollwärter kreuzte ein paar Kästchen auf einem Formular an. »Es ist nämlich illegal, ein Mechantier ins Land einzuführen, wenn es nicht registriert ist.« Er ließ sein Klemmbrett sinken und warf ihnen ein gleichgültiges Lächeln zu. »In Ordnung, ich bin fertig. Die Zollkontrolle ist abgeschlossen. Sie können weitergehen.«
Als er weg war, beauftragte John einen der Mechan-Gepäckträger mit den roten Käppis, ihre Koffer zum Hotel zu bringen. Der Gepäckträger gab ihnen einen Messinganhänger als Pfand für ihr Gepäck und war einverstanden, seine Bezahlung erst zu erhalten, wenn sie sich auf der anderen Seite der Stadt wiederträfen.
»Sieh mal!«, sagte Robert, zog Lily am Ärmel und zeigte auf ein paar der anderen Passagiere vom Zwischendeck, die von Beamten in Zivil auf eine Fähre am Ende des Kais gedrängt wurden. »Wo die wohl hinfahren?«
»Keine Ahnung«, sagte Lily, »aber es macht einen ominösen Eindruck.«
»Sie fahren zu weiteren behördlichen Überprüfungen nach Ellis Island«, erklärte John. »Sie sind in die Vereinigten Staaten gekommen, um für immer zu bleiben, nicht wie wir, und daher müssen sie gründlich durchgecheckt werden, bevor man sie ins Land lässt.«
»Aber die haben ja ganz verschlissene Kleider an«, flüsterte Lily Robert zu.
Das war auch Robert aufgefallen. Die Leute, die wie die Hartmans durchgewinkt worden waren, sahen reicher aus. »Anscheinend gilt ein Gesetz für die Wohlhabenderen und ein anders für den Rest«, sagte er leise zu Lily, die zustimmend nickte.
Die Ankunftshalle war voller Menschen jeden Alters und aller Hautfarben und in der Kleidung von den verschiedensten Regionen der Erde. Die Luft vibrierte geradezu von ihrem fröhlichen Stimmengewirr, einer Mischung unterschiedlicher Akzente, Sprachen und Dialekte. Ein paar Fetzen konnte Robert verstehen - Französisch und etwas, das er für Italienisch hielt. Außerdem Polnisch, Deutsch und ... Irisch? Familien und Freunde sahen sich nach langer Zeit zum ersten Mal wieder und ihre Gesichter strahlten glücklich im warmen Licht der elektrischen Glühbirnen.
Lily zupfte aufgeregt an ihrem Korb herum. Malkin hielt sich noch immer versteckt und streckte nur hin und wieder den Kopf heraus, um sich umzusehen, oder ließ seinen wedelnden Schwanz herausspicken - den Robert, der hinter Lily herlief, dann wieder in den Korb zurückstopfen musste.
Sie durchquerten die Ankunftshalle und traten durch eine Reihe von Glasschwingtüren auf den Gehweg und die betriebsamen Straßen der Stadt. Aus den Wolken in der Farbe von Dachschindeln rieselte Schnee auf die stark befahrene gepflasterte Fahrbahn.
»Auf geht’s«, sagte John, winkte eine elektrische Taxi-Kutsche heran und zwinkerte den Dreien verschwörerisch zu. »Lasst uns New York erkunden.«
Keiner redete viel, als sie in der brandneuen Elektrokutsche losfuhren. Sie waren zu sehr damit beschäftigt, alles in sich aufzusaugen. So etwas hatte Robert noch nie gesehen und Lily auch nicht. Sie rutschte auf ihrem Platz hin und her und hob Malkin ans Fenster, damit auch er hinausblicken konnte. Es dauerte nicht lange, und schon hielt der Fuchs seine Schnauze an die Scheibe gepresst.
»Sieh mal!«, rief er begeistert und starrte in das Schneegestöber.
Robert wischte das Kondenswasser von der Scheibe und spähte durch das ruß- und staubbeschlagene Fenster, als sie unter einer Eisenbrücke, die sich über die Straße spannte, hindurchfuhren.
Ein Zug raste über ihnen hinweg. Robert vermutete, dass dies die berühmte Hochbahnstrecke New Yorks war, die auf schweren Pfeilern und Stützen über der Straße entlangführte.
Der Schornstein des Zugs blies Rauch in die Luft und ließ heiße, zischende Ascheflecken auf die Dächer der Mietskasernen regnen, die die Trasse säumten. Dahinter erstreckten sich höhere Gebäude in einem Wald aus Ziegelsteinen, Beton, Glas und elektrischem Licht, das aus jedem Fenster schien und die Pflastersteine und Schneeberge so hell leuchten ließ wie die Freude, die in Roberts Herz strahlte.
Es schien, als wäre die Stadt auf ein Raster gesetzt, da jede Kreuzung vier Abzweigungen hatte. Sie fuhren an Nebenstraßen vorbei, über die gefrorene Wäscheleinen im Zickzack gespannt waren, und an einem riesigen zur Hälfte fertiggebauten Turm am Rand eines Parks, dessen oberstes Stockwerk, vom Baugerüst verhüllt, beinahe die Wolken berührte.
»Das ist das Park-Row-Gebäude«, sagte Robert und zeigte es eifrig Malkin und Lily.
»Woher weißt du das?«, fragte Lily, deren Augen im Licht des Turms glänzten.
»Wir haben darüber gelesen«, erwiderte Robert, »in Johns Appleton’s Guide, erinnerst du dich nicht mehr?«
»Stimmt«, sagte John. »Wenn es fertiggestellt ist, wird es das höchste Gebäude New Yorks sein. Sie werden Wolkenkratzer genannt.«
»Beeindruckend«, sagte Lily. Und genauso meinte sie es auch. Es war etwas völlig anderes als die kleinen plumpen Häuser, die sie gewöhnlich in Brackenbridge sah. Dann erblickte sie durch die Lücke zwischen Malkins Ohren die Brooklyn Bridge.
Mit ihren imposanten Metallspinnenweben aus Stahlkabeln war sie sogar noch atemberaubender als der Wolkenkratzer.
Zehn Minuten später bog das Taxi an einer Kreuzung ab und hielt vor einem achtstöckigen Sandsteinhaus. Die Prachtstraße an der Vorderseite war von Bäumen in flauschig weißen Überzügen gesäumt, und die großen Türme mit Pyramidendächern, die an den Ecken des Gebäudes aufragten, sahen aus, als wären sie mit Puderzucker überzogen. Auf einem Leuchtschild an der Vorderseite des Hauses flackerten drei rote Worte:
»Übernachten wir hier?«, fragte Lily atemlos.
Papa nickte. »Ganz recht. Ich habe uns eine Suite gebucht.«
»Donnerwetter«, stammelte Robert und starrte das Haus mit großen Augen an. Es sah aus wie ein Palast. »Ich habe bisher erst einmal mit euch in Paris im Hotel übernachtet, aber das hier ist noch mal ...«
»Protziger?«, schlug Malkin vor.
Voller Staunen starrten die drei erst das Gebäude, dann sich gegenseitig an, als Papa gegen das Dach des Taxis klopfte, um dem Fahrer das Zeichen zu geben anzuhalten.
»Rein ins Hotel!«, rief Papa, als das Elektrotaxi ruckelnd zum Stehen kam. Er öffnete die Tür des Wagens und sprang von seinem Sitz hinunter.
Mit heruntergeklappter Kinnlade schloss sich Robert ihm an.
Lily steckte den hüpfenden Malkin schnell in seinen Korb zurück und folgte den anderen beiden mit vor Aufregung klopfendem Herzen auf die Straße hinaus.
»Dann sind aber nicht wirklich alle Gäste willkommen, wenn Mechantiere nicht erlaubt sind«, sagte Malkin, der aus Lilys Korb hervorlugte und das Schild am Eingang zur Lobby las. »Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass es sich hier um Diskriminierung handelt.«
»Pssst, Malkin«, sagte Lily. »Wir dürfen hier keine Szene machen.« Sie drückte den Mech-Fuchs zurück unter seine Decke und hoffte, dass das Personal nichts davon mitbekommen hatte.