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Die Cops vom NYPD – Drei Fälle von Pete Hackett (499) Der Umfang dieses Buchs entspricht 317 Taschenbuchseiten. Hammerharte Krimis im hard-boiled Stil von Top Autor Pete Hackett. Im Dschungel der Großstadt New York kämpfen eisenharte Cops gegen die Macht des organisierten Verbrechens und des Terrors. Diese Buch enthält folgende drei Krimis: Nichts war ihnen heilig – Band 1 Tödliche Altlasten – Band 2 Im Fadenkreuz des Terrors – Band 3 Cover: Steve Mayer
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Seitenzahl: 368
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Die Cops vom NYPD - Drei Fälle
Pete Hackett
Published by BEKKERpublishing, 2016.
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Die Cops vom NYPD – Drei Fälle
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Nichts war ihnen heilig
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Tödliche Altlasten
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Im Fadenkreuz des Terrors
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von Pete Hackett
Der Umfang dieses Buchs entspricht 317 Taschenbuchseiten.
Hammerharte Krimis im hard-boiled Stil von Top Autor Pete Hackett. Im Dschungel der Großstadt New York kämpfen eisenharte Cops gegen die Macht des organisierten Verbrechens und des Terrors.
Diese Buch enthält folgende drei Krimis:
Nichts war ihnen heilig – Band 1
Tödliche Altlasten – Band 2
Im Fadenkreuz des Terrors – Band 3
Cover: Steve Mayer
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
© by Author
© dieser Ausgabe 2016 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen.
Alle Rechte vorbehalten.
www.AlfredBekker.de
Die Cops vom NYPD - Band 1
von Pete Hackett
Dr. Carol Fleming wurde aus ihrem Haus in Staten Island entführt. Es gibt nur wenige Spuren und eine Forderung der Entführer wurde noch nicht gestellt. Chief Howard, der Leiter des Detective Bureaus im New York Police Department, legt den Fall in die Hände des versierten Detective-Lieutenant Shane Jacko und seines Kollegen Sergeant Bruce Hawthorne.
Die Lösung des Falls gestaltet sich komplizierter als zunächst angenommen...
„Dr. Carol Fleming wurde aus ihrem Haus in Staten Island entführt“, begann Chief Howard, der Leiter des Detective Bureaus im New York Police Department. „Ihr und ihrem Mann gehört das ‚Professor Fleming Medical Center’ in Staten Island. Sie ist seit vorgestern Abend spurlos verschwunden. Die Kidnapper haben noch keine Forderungen geltend gemacht. - Professor Anthony Fleming hatte vor etwa eindreiviertel Jahren einen Autounfall und ist seitdem vom Hals an abwärts querschnittsgelähmt. Der Autofahrer, der den Unfall damals verursachte, hat Fahrerflucht begangen und wurde nie ausfindig gemacht. Dr. Fleming wird in seinem eigenen Pflegeheim betreut.“
„Gibt es irgendwelche Hinweise?“, fragte Detective-Lieutenant Shane Jacko. „Die Spurensicherung war doch sicher am Tatort.“
„Fingerabdrücke, DNA-Analysen ...“ Chief Howard nahm eine dünne Mappe von seinem Schreibtisch und reichte sie dem Lieutenant. „Die bisher angefallenen Ermittlungsunterlagen. Die Fingerabdrücke in der Villa und die Haare, die man dort gefunden hat, gehören Mrs Fleming, außerdem sind da noch die Prints und DNA-Strukturen eines Unbekannten. Vereinzelt wurden sogar noch die Fingerabdrücke des Professors festgestellt. Der Fall sorgt für Schlagzeilen. Wir sind gefordert, Gentlemen. Also tun Sie, was Sie können.“
„Seien Sie dessen versichert, Sir“, sagte der Lieutenant und erhob sich. Die Ermittlungsakte hatte er an sich genommen. Auch sein Partner, Sergeant Bruce Hawthorne, stemmte sich am Tisch in die Höhe und folgte Jacko zur Tür.
Die Sekretärin der Ärztin war von anderen Beamten des Police Department bereits vernommen worden. Ihrer Aussage gemäß hatte Mrs Fleming die Privatklinik gegen 19.30 Uhr verlassen. Gemessen an der Lage ihres Hauses in Staten Island und dem Verkehrsaufkommen um diese Zeit schätzte Lieutenant Jacko, dass sie dann gegen 20 Uhr, spätestens 20.15 Uhr zu Hause gewesen sein musste.
Die Kollegen hatten auch den Anrufbeantworter abgehört. Ein Anruf war ihnen auffällig erschienen und sie hatten den Wortlaut notiert. ‚Hier ist Don. Ich kann es kaum erwarten, mit dir zusammenzusein. Ich liebe dich.“
„Wer mag Don sein?“, fragte Hawthorne.
Jacko zuckte mit den Schultern. „Wenn seine Bezeugungen der Ärztin galten, dann vermutlich ihr Geliebter.“
„Ja, ganz meine Meinung. Don ist der Geliebte der guten Frau und dürfte im Hinblick darauf als Entführer ausscheiden. Ihr Mann ist vom Hals an abwärts gelähmt und kommt wohl ebenfalls nicht in Frage. Wir sollten mal in die Klinik fahren und uns dort umsehen.“
Es war 9.40 Uhr, als sie auf dem Parkplatz der Klinik den Dienstwagen abstellten und ausstiegen. Es war ein großer Gebäudekomplex, dem sie sich gegenüber sahen und er lag mitten in einem parkähnlichen Garten mit geschotterten Wegen. An allen Wegkreuzungen und Abzweigungen waren Hinweisschilder zu sehen. Sie folgten dem Hinweisschild mit der Aufschrift ‚Notaufnahme’. Schließlich landeten sie bei einer Rezeption, hinter der ein älterer Mann und eine etwa zwanzigjährige Frau ihren Dienst versahen.
Lieutenant Jacko wies sich aus und fragte nach dem Leiter der Klinik. Das Mädchen lächelte freundlich, nahm ein Mikrofon zur Hand, drückte einen Knopf und sagte laut: „Dr. Barber! Sie werden an der Rezeption erwartet. Dr. Barber, bitte kommen Sie zur Rezeption in der Notaufnahme.“
Der Lieutenant bedankte sich bei der jungen, hübschen Frau. Dann warteten die beiden Polizisten. Aber ihre Geduld wurde auf keine sehr lange Probe gestellt, dann kam ein hochgewachsener Mann um die vierzig am Ende des Flurs um die Ecke. Er trug einen hellgrünen Kittel, um seinen Hals hing ein Stethoskop. Sein Gangwerk war sicher und zielstrebig. Zwei Schritte vor den Beamten hielt er an. „Danke, Liz“, sagte er in Richtung des Mädchens, dann richtete er den fragenden Blick auf Sergeant Hawthorne, schließlich auf den Lieutenant. „Mein Name ist Barber - Dr. Barber. Was kann ich für Sie tun, Gentlemen?“
Jacko las das Namensschild an seiner Brust. ‚Dr. Donald Barber’, stand da und dem Cop ging ein Licht auf. Sie hatten Don gefunden, jenen Mann, der auf den Tonträger des Anrufbeantworters in Carol Flemings Wohnung gesprochen hatte. Ein kleiner Erfolg.
„Lieutenant Jacko, New York Police Department“, stellte sich der Polizist vor und zeigte dem Arzt seinen Dienstausweis. „Das ist mein Kollege Sergeant Hawthorne. Wir ermitteln im Entführungsfall Dr. Carol Fleming.“
Das Gesicht Barbers verschloss sich sekundenlang. Es war deutlich, dass er mit diesem Thema nicht konfrontiert werden wollte. „Ihre Kollegen vom Department haben mich schon vernommen. Ich habe ihnen alles gesagt, was ich weiß. Und das ist so gut wie gar nichts.“
Der Lieutenant ging nahe an den Arzt heran, nahm ihn beim Oberarm und sagte dicht neben seinem Ohr: „Haben Sie den Kollegen vom Department auch erzählt, dass Sie der Geliebte von Carol Fleming sind?“
Barber prallte regelrecht zurück. Der Lieutenant lächelte ihn an. Er blinzelte erregt. „Nein“, stieß er dann hervor. „Das dürfte wohl kaum von Belang sein.“
„Jedes Detail kann zur Klärung des Falles beitragen“, entgegnete Jacko und fügte philosophierend hinzu: „Oftmals sind es die kleinen, nebensächlichen Details, die die großen Kriminalfälle aufklären.“
„Na schön“, sagte Barber und reckte die Schultern. „Gehen wir in mein Büro. Dort spricht es sich besser.“
Er setzte sich in Bewegung und die beiden Cops folgten ihm.
Schließlich saßen sie an dem kleinen Besuchertisch in Dr. Barbers Büro. „Bitte, erzählen Sie uns, wie Ihr Tag vorgestern ablief.“
Der Arzt zierte sich nicht und begann zu sprechen. Es war der Alltag fast jedes Beschäftigten, den er den Polizisten schilderte. 8 Uhr morgens Arbeitsbeginn, zehn Uhr Kaffeepause, von 12 bis 13 Uhr Mittagszeit. Dann wieder Dienst bis etwa 18 Uhr. Danach war er in seine Wohnung in Manhattan gefahren.
„Sicher werden Sie auch meine Fingerabdrücke in Carols Haus finden“, gab er schließlich noch zu verstehen. „Ich kann Ihnen jedoch versichern, dass ich mit der Entführung nichts zu tun hatte. Carol und ich waren für 21 Uhr verabredet. Ich sollte sie von ihrer Wohnung abholen. Wir wollten im ‚Lespinasse’ zu Abend essen. Als ich zu Carols Haus kam, war sie nicht da. Ihr Wagen stand vor der Garage. Ich ging ins Haus hinein. Carol war spurlos verschwunden. Als sie um 22 Uhr noch immer nicht aufgetaucht war, verständigte ich die Polizei.“
„Weiß Carols Mann von dem Verhältnis?“
„Ich glaube, er ahnt etwas. Dass er Konkretes weiß, glaube ich nicht. Wir waren sehr vorsichtig. Warum sollten wir diesen kranken Mann damit belasten? Anthony liegt in der Pflegestation, bis zum Hals hinauf gelähmt. Das Schicksal hat ihn genug bestraft.“
„Wie war das – mit dem Unfall meine ich. Gab es keine Möglichkeit, ihm die Bewegungsfähigkeit zu erhalten?“
„Es war ein Unfall im Mai vor drei Jahren. Ein Pick-up-Fahrer hat ihn verursacht, hat aber Fahrerflucht begangen und wurde nie ermittelt. Obwohl Anthony sofort in diese Klinik gebracht wurde – die Querschnittslähmung war nicht zu verhindern.“
„Das Verhältnis mit Carol – wann begann es?“, fragte der Lieutenant. „Vor dem Unfall oder danach?“
Offensichtlich überraschte Jacko mit seiner Frage den Arzt, denn dessen Stirn legte sich in Falten, er schaute verdutzt und blaffte dann: „Was versuchen Sie zu konstruieren?“
„Nichts. Wir ermitteln in einer Entführungsgeschichte. Bei der Entführten handelt es sich um Ihre Geliebte. Sie ist verheiratet ...“
„Nur noch auf dem Papier!“, stieß Barber hervor.
„Das ändert nichts an der Tatsache.“
„Was wollen Sie überhaupt?“ Der Lieutenant glaubte, wo etwas wie Unsicherheit bei Barber wahrzunehmen. Er wischte sich mit dem Handrücken fahrig über den Mund. „Ich habe mit der Entführung nichts zu tun. Dass Carol und ich ein Liebespaar sind, will ich nicht abstreiten. Das Verhältnis begann, nachdem Anthony zum – hm, Krüppel geworden war.“
„Wer gehörte damals zum Team, das Dr. Fleming nach dem Unfall betreute?“
„Warum wollen Sie das wissen?“
„Antworten Sie.“ Lieutenant Jacko konnte diesem Mann nichts abgewinnen. Aus seiner Sicht war er eiskalt und berechnend.
„Ich leitete das Team“, erklärte Barber, dann dachte er kurz nach. „Dr. Ambrosini, Dr. Hendley und Dr. Patterson, ein Assistenzarzt. Natürlich waren da auch noch einige OP-Schwestern ...“
„Natürlich. Sind die Ärzte noch alle in der Klinik beschäftigt?“
„Ja.“
„Gehen wir zu Dr. Fleming.“ Der Lieutenant erhob sich.
Auch der Sergeant drückte sich hoch. „Weiß Fleming überhaupt, dass seine Frau entführt wurde?“, fragte er.
Barber nickte. „Ja, ich habe es ihm gestern gesagt.“
„Wie hat er es aufgenommen?“
Barber wiegte den Kopf. „Ich würde sagen ohne besondere Emotionen.“ Und sofort erfolgte ein Erklärungsversuch von Seiten Barbers. „Anthony ist verbittert. Die Schicksale anderer lassen ihn kalt. Es ist sein eigenes Schicksal, das ihn beschäftigt – und zwar ausschließlich.“
„Nun“, sagte Hawthorne, „das Schicksal meinte es nicht gerade gut mit ihm. Ich denke, man muss ihn verstehen. Wieso denken Sie, dass er ahnt, dass seine Frau einen Liebhaber hat?“
„Irgendwann – es war ungefähr Mitte März -, sprach er Carol dahingehend an. Sie ließ durchblicken, dass es einen anderen Mann in ihrem Leben gebe. Namen nannte sie jedoch nicht.“
„In der Klinik haben Sie ihr Verhältnis kaum geheim halten können?“, kam es fragend von Lieutenant Jacko und er beobachtete Barber, suchte nach einer Reaktion in seinen Zügen, irgendeinem verräterischen Zucken seiner Mundwinkel, ein nervöses Flackern in seinen Augen. Seine Fassade blieb jedoch glatt und undurchsichtig.
„Ja“, versetzte der Arzt. „Ich sagte es bereits: Wir waren ausgesprochen vorsichtig. Im Job hielten Carol und ich Distanz zueinander.“ Der Arzt erhob sich und ging zur Tür, öffnete sie und machte eine einladende Handbewegung. „Bitte ...“
Die Polizisten traten an ihm vorbei hinaus auf den Flur. Er folgte ihnen und zog die Tür hinter sich zu. Sie verließen das Gebäude, schritten einen geteerten Weg entlang und gelangten schließlich zum Pflegeheim.
„Anthony hat so etwas wie eine eigene Suite mit einer Pflegerin, die ausschließlich ihn betreut“, erklärte Barber.
„Angemessen, würde ich sagen, nachdem die Anlage sein Eigentum ist“, bemerkte der Sergeant.
„Und das Eigentum seiner Frau“, verbesserte der Arzt.
Das Apartment lag in der 3. Etage. Sie nahmen den Lift. Schließlich betraten sie den großen Raum, in dem Dr. Fleming untergebracht war. Er lag schräg auf einer Liege mit Rädern und viel Technik. Auf einem Nachttischchen neben der Liege stand eine Babyschnabeltasse aus Plastik. Auf einem Stuhl hatte es sich die Pflegerin bequem gemacht; eine hübsche junge Frau mit blonden Haaren. Sie las dem Gelähmten aus einem Buch vor. Als die drei Besucher eintraten, verstummte sie.
Dr. Fleming hatte den Kopf in die Richtung der drei Ankömmlinge gewandt. Nachdem der Lieutenant sich und Sergeant Hawthorne vorgestellt hatte, sagte er: „Sie kommen wegen der Entführung meiner Frau, nicht wahr?“
Shane Jacko nickte.
„Lass uns bitte allein, Shirley“, bat der Gelähmte und schoss Barber einen düsteren Blick zu. „Sie bitte ich“, so wandte er sich dann an den Lieutenant, „meine Zeit nicht über Gebühr in Anspruch zu nehmen. Ich fühle mich nicht besonders gut.“
Die Betreuerin verschwand durch eine Tür in einen angrenzenden Raum.
Flemings Blick verkrallte sich regelrecht an Barbers Gesicht. Barber wandte sich abrupt ab, als wäre es ihm plötzlich unbehaglich zumute, und ging zum Fenster. „Soll ich etwas frische Luft hereinlassen?“
„Wenn ich frische Luft brauche, dann werde ich das schon sagen!“, lehnte Fleming wenig freundlich, geradezu gehässig ab.
Lieutenant Jacko wurde klar, dass das Verhältnis des Professors zu Barber kein besonders gutes war. „Es sind nur ein paar Fragen“, erklärte der Lieutenant und konstatierte sogleich: „Mister Barber hat Sie darüber unterrichtet, dass Ihre Frau entführt wurde.“
„Das ist richtig.“ Der Kranke nickte wiederholt. „Haben sich die Entführer schon gemeldet? Haben sie Forderungen geltend gemacht?“, erkundigte er sich sogleich.
„Nein. Sie als Mann der Entführten werden wohl das Erpressungsopfer sein. Allerdings können wir nicht ahnen, mit wem die Kidnapper Kontakt aufnehmen werden.“
„Das heißt, Sie müssen abwarten.“
„Ja. Hat Ihre Frau Feinde?“
Fleming lachte gallig und misstönend auf. „Keine Ahnung. Ich glaube aber nicht, dass es darum geht. Der oder die Erpresser werden Geld wollen. Viel Geld.“ Er schürzte die Lippen. „Vielleicht die zwei Millionen, die meine Unfallversicherung Carol auszahlte. Zwei Millionen für einen lebenden Toten.“ Er lachte erneut auf, dieses Mal aber war es ein ausgesprochen zynisches Lachen.
Sergeant Hawthorne wandte sich Dr. Barber zu und sagte: „Wir möchten Ihre kostbare Zeit nicht mehr länger in Anspruch nehmen, Doktor. Sollte Ihnen irgendetwas einfallen, das für unsere Ermittlungen wichtig sein könnte, dann setzen Sie sich einfach mit uns in Verbindung.“
Der Sergeant zückte seine Brieftasche, entnahm ihr eine Visitenkarte und reichte sie Barber. Der nahm sie und zog den Mund schief. „Sie sollten Mr Fleming in der Tat nicht über Gebühr beanspruchen. Ruhe ist sehr wichtig für ihn.“
Es war deutlich, dass er gerne geblieben wäre. Er warf einen Blick auf die Visitenkarte, steckte sie ein, machte aber keine Anstalten, zur Tür zu gehen.
„Wir brauchen Sie nicht mehr“, wurde der Sergeant deutlich.
Jetzt setzte sich Barber in Bewegung. Unter der Tür drehte er noch einmal den Kopf und sagte über die Schulter: „Sie halten mich doch auf dem Laufenden?“
„Wenn wir zu irgendwelchen Erkenntnissen gelangen, werden Sie einer der ersten sein, die es erfahren“, versprach der Sergeant, dem Barber nicht gerade sympathisch zu sein schien. Das Lächeln, das er dem Arzt schenkte, erinnerte an das Zähnefletschen einer Bulldogge.
Die Tür schloss sich hinter Dr. Barber.
Der Lieutenant sagte an den Gelähmten gewandt: „Sie wissen, dass Barber ein Verhältnis mit Ihrer Frau hat.“ Es war keine Frage, sondern eine glasklare Feststellung. Der gehässige Blick, mit dem Fleming Barber bedacht hatte, nachdem sie das Zimmer betreten hatten, war eindeutig gewesen.
Jetzt aber verlieh der Gelähmte seinem Gesicht einen betroffenen Ausdruck. „Woher sollte ich ...“
Der Lieutenant winkte ungeduldig ab. „Sie brauchen uns nichts vorzumachen, Professor. Es ist so.“
Dr. Fleming holte tief Luft. Sein Brustkorb hob sich. Seine Lider fielen halb über die Augen. „Selbst wenn es so wäre, ich könnte Carol deswegen nicht böse sein“, erklärte er. „Sehen Sie mich an. Ich kann einer Frau nicht bieten, was sie braucht. Carol ist sechsunddreißig. Und Barber ist ein attraktiver Mann, der auf Frauen wirkt. Außerdem ist er intelligent. Ich kann Carol nur beglückwünschen.“
Die Polizisten trauten ihren Ohren nicht. Soviel Toleranz hätten sie diesem bleichen Mann mit den kalten, blauen Augen nicht zugetraut. Sie wechselten einen vielsagenden Blick.
Der Gelähmte fuhr fort: „Vielleicht befremdet Sie meine Einstellung. Aber ich liebe meine Frau. Und dazu gehört auch, dass ich toleriere, dass sie ihre Jugend auslebt. Ich vegetiere nur dahin. Mein Immunsystem wird geschwächt werden. Meine Muskeln werden verkümmern. Krankheiten werden sich einstellen. Lungenentzündung, Nierenprobleme, Herzgeschichten ...“
Lieutenant Jacko hatte einen anderen Eindruck gewonnen. In dem Blick, mit dem der Gelähmte Dr. Barber angesehen hatte, hatten nur Feindschaft und Hass gelegen.
„Könnte es sein, dass das Verhältnis schon vor Ihrem Unfall bestand?“, fragte Jacko.
„Was hat diese Frage mit der Entführung meiner Frau zu tun?“
Der Lieutenant wechselte das Thema. „Welche Rolle spielt Ihre Frau hier in der Klinik? Hat Sie Ihren Posten als leitender Arzt eingenommen?“
„Nein. Dazu ist meine Frau als Ärztin zu wenig spezialisiert. An meine Stelle ist Dr. Barber gerückt. Er ist eine Kapazität. Sie müssen wissen, es sind hauptsächlich Querschnittsgelähmte, die hier betreut werden. Ich glaube, Dr. Barber hat einige wissenschaftliche Versuche laufen ...“
„Medizinische Versuche – an Menschen?“, entfuhr es Jacko.
„Unter anderem. Es muss eine Möglichkeit geben, zerstörte Nerven neu zu bilden. Auch wenn die Verletzung längere Zeit zurückliegt. Ich setze meine ganze Hoffnung auf die Forschung. Vielleicht kann auch mir eines Tages geholfen werden.“
„Sind diese Menschenversuche zugelassen?“
„Wir arbeiten in dieser Klinik nur innerhalb des gesetzlich zulässigen Rahmens!“, antwortete der Professor mit Nachdruck im Tonfall.
Der Lieutenant wechselte erneut das Thema. „Wann sahen Sie Ihre Frau zum letzten Mal?“
„Vor drei – vier Tagen. Sie kam mich regelmäßig besuchen. Unser Verhältnis war ein ausgesprochen gutes.“
Jacko schaute skeptisch. Ihm erschien das alles als ein bisschen zu viel heile Welt. „Wir werden Ihre Pflegerin ebenfalls befragen müssen“, gab er zu verstehen.
„Tun Sie sich keinen Zwang an“, versetzte Dr. Fleming. „Aber bitte - behandeln Sie das Mädchen freundlich und zuvorkommend.“ Er lächelte. „Shirley ist meine gute Fee – und mein Bindeglied an die Welt der Gesunden. Sie lässt mich an dem, was außerhalb der Klinik vorgeht, teilhaben.“
Jacko ging zu der Tür, durch die das Mädchen verschwunden war, klopfte und hörte die Aufforderung, einzutreten. Es war ein komplett eingerichtetes Zimmer. Eine Couchgarnitur, Vitrinen, ein Schreibtisch, ein Tisch mit vier Stühlen, Fernseher, DVD-Player, ein Fernsehsessel ... Eine Tür führte in einen angrenzenden Raum. In diesem schlief das Mädchen wahrscheinlich.
Shirley saß am Schreibtisch und schrieb etwas in ein Heft. Sicherlich führte sie ein Krankentagebuch. Jetzt schwang das Mädchen auf dem Drehstuhl herum und fixierte den Cop.
„Darf ich Ihnen einige Fragen stellen?“, erkundigte sich der Lieutenant.
Sie senkte etwas den Kopf. „Fragen Sie.“
„Wusste der Professor von dem Verhältnis seiner Frau mit Dr. Barber?“
„Er hätte mit mir sicher darüber gesprochen, wenn er etwas davon geahnt hätte. Er schüttet mir des Öfteren sein Herz aus.“
„Wie reagierte er, als ihn Dr. Barber von der Entführung seiner Frau in Kenntnis setzte?“
„Zunächst bestürzt. Dann meinte er, dass sich der Entführer wohl mit einer Geldforderung an ihn wenden würde.“
„Fanden Sie diese Reaktion normal?“
„Seit seinem Unfall hat es der Professor verlernt, Gefühlsregungen zu zeigen. Er ist verbittert und in seiner Einstellung zum Leben hart und emotionslos geworden. Können Sie das nicht verstehen?“
„Doch“, murmelte Jacko, „das kann ich. Würden Sie mir Ihre Telefonnummer geben?“
In dem Krankenzimmer gab es eine Freisprechanlage. So war es auch dem Gelähmten möglich, per Telefon zu kommunizieren. Shirley Bishop notierte die Nummer auf einen kleinen Notizzettel und reichte ihn dem Polizisten.
„Noch eine abschließende Frage, Shirley“, sagte der Lieutenant. „Hat Mrs Fleming ihren Mann regelmäßig besucht?“
Das Mädchen zögerte ein wenig, schließlich nickte es aber und sagte: „Ja. Ich glaube, Carol liebt ihren Mann sehr.“
Den Beamten würde in der Tat nichts anderes übrig bleiben, als abzuwarten, ob sich der oder die Kidnapper meldeten.
Der Lieutenant und sein Kollege Hawthorne waren auf dem Weg zurück ins Police Department an der Park Row.
Shane Jacko ging der hassvolle Blick nicht aus dem Sinn, mit dem Professor Fleming Dr. Barber gemustert hatte. Im krassen Gegensatz dazu stand das, was er von sich gegeben hatte. Der Lieutenant glaubte nicht an eine derart hohe Toleranz. Außerdem war er davon überzeugt, dass der Professor von dem Verhältnis seiner Frau zu Dr. Barber gewusst hatte.
Aber was nützte ihm diese Ahnung? Selbst wenn es so war: Der Professor konnte seine Frau kaum entführt haben. Er lag bewegungsunfähig in seinem Zimmer und war bei jedem Handgriff, den es zu verrichten galt, auf fremde Hilfe angewiesen. Und dass er sich irgendwelcher Handlanger bediente, schloss Jacko aus, weil ihm der Gedanke, dass der Professor hinter der Entführung steckte, von Haus aus abwegig erschien.
Das Ergebnis seiner Überlegungen teilte er Sergeant Hawthorne mit, und der war seiner Meinung. „Shirley hat seine Aussage bestätigt“, knurrte er. „Kaum anzunehmen, dass sie uns belogen hat. Das würde bedeuten, dass sie mit dem Professor unter einer Decke steckt. Dazu aber hätte es vorher Absprachen geben müssen. Ich kann es mir nicht vorstellen.“
Es war früher Nachmittag, als sie in der Tiefgarage des Police Departments aus dem Dienstwagen stiegen und mit dem Aufzug nach oben in die Diensträume fuhren.
Wenig später saßen sie an ihren Schreibtischen. Viel war es nicht, was sie herausgefunden hatten.
Lieutenant Jacko griff nach der Zeitung, bei deren Lektüre er am Morgen unterbrochen worden war. Die politischen Nachrichten auf den ersten Seiten überflog er nur. Der Lokalteil interessierte ihn schon mehr. Er las einige der Artikel, deren Überschriften ihm besonders ins Auge stachen. Da war auch ein ausführlicher Bericht über die Entführung Carol Flemings. Er las ihn. Und dann erregte eine kleine Überschrift seine Aufmerksamkeit. ‚Mysteriöses Verschwinden geht weiter’, hieß es da und er las. Der Artikel beinhaltete, dass in Staten Island wieder ein Mann spurlos verschwunden war. Der neunte Mensch innerhalb von vierzehn Monaten. Die Verschwundenen rekrutierten sich aus den verschiedenen Gesellschaftsschichten. Vom Obdachlosen bis zum mittelmäßig bezahlten Angestellten. Etwas Gemeinsames wiesen sie alle auf. Sie hatten Geldprobleme. Sei es, dass sie in der Gosse lebten oder dass sie die Hypothek für das Haus, das sie sich gebaut hatten, nicht mehr bezahlen konnten. Da stand auch noch, dass es schon früher einmal eine solche Serie gab, in der Menschen spurlos verschwanden. Das aber hatte vor gut drei Jahren abrupt geendet. Jetzt – so schien es -, war das rätselhafte Phänomen wieder aus der Versenkung hochgespült.
Jacko sagte zu Hawthorne: „In Staten Island sind in den vergangenen vierzehn Monaten neun Menschen spurlos verschwunden. Wundert mich, dass wir diesen Fall noch nicht haben.“
„Wenn mich nicht alles täuscht, dann verfügt das Police Department New York über eine ganze Reihe von Ermittlern. Lass den anderen auch was übrig.“
Da dudelte das Telefon des Lieutenants. Er nahm ab und nannte seinen Namen sowie die Dienststelle. Eine dunkle Stimme sagte: „Mein Name ist Randy Turner. Ich betreibe in Manhattan eine Privatdetektei. Man hat mir erklärt, dass Sie in dem Fall Fleming ermitteln.“
Jacko war ganz Ohr. „Das ist richtig“, erwiderte er und aktivierte den Lautsprecher des Telefons.
„Fein. Ich habe heute in der Zeitung von der Entführung Carol Flemings gelesen und kann vielleicht zur Klärung des Falles etwas beitragen.“
„Reden Sie schon!“, forderte der Lieutenant den Detektiv auf.
Turner räusperte sich. „Ich weiß nicht, ob es von Interesse ist. Aber im Juni dieses Jahres wurde mir ein Fall übertragen, und zwar sollte ich herausfinden, mit wem Carol Fleming ein Verhältnis hatte.“
In Shane Jacko klingelte etwas. „Und?“, fragte der Lieutenant. „Haben Sie etwas herausgefunden?“
„Ja. Sie traf sich regelmäßig mit Dr. Donald Barber, den Leiter des ‚Professor Flemings Medical Center’.“
„Wer hat Sie mit den Ermittlungen beauftragt?“
„Eine junge Frau. Es geschah telefonisch. Sie wollte unerkannt bleiben. Das Honorar überwies sie mir vorab auf mein Konto. Und dann rief sie mich jeden zweiten Tag an und fragte mich, ob ich was herausgefunden hatte.“
„Wann hörten die Anrufe auf?“
„Nachdem ich mit endgültigen Ergebnissen aufwarten konnte.“
„Wann war das?“
„Vor zwei Wochen.“
„Wo befindet sich Ihre Detektei?“
„West, 46th Street. In der Nähe des Times Square.“
„Haben Sie herausgefunden, wann das Verhältnis der beiden begann?“
„Nein. Aber das war auch nicht mein Auftrag.“
„Geben Sie mir Ihre Telefonnummer“, forderte Jacko, „für den Fall, dass sich noch Fragen ergeben.“
Turner nannte sie und der Lieutenant notierte sie. Dann bedankte er sich und beendete das Gespräch.
Sergeant Hawthorne, der alles mitgehört hatte, nagte an seiner Unterlippe und sagte schließlich: „Shirley Bishop. Sie hat uns angelogen. Die Kleine hat im Auftrag Flemings den Privatdetektiv angeheuert.“
„Das mag sein“, antwortete Jacko. „Leider bringt uns das weiter?“
„Es gibt auf jeden Fall eine Ungereimtheit in den Aussagen. Warum haben die Schwester und der Professor gelogen? Hatten sie einen Grund dazu? Ist es nicht das gute Recht eines Ehemannes, seine Frau von einem Detektiv überwachen zu lassen, wenn er sie im Verdacht hat, dass sie ihm Hörner aufsetzt?“
„Du hast gehört, wie der Professor dazu steht. Ich nehme an, er wollte nur Bescheid wissen. Die Krankheit hat den Mann wahrscheinlich ziemlich sensibel werden lassen. Und nichts ist schlimmer als die Ungewissheit. Sie nagt und frisst in einem.“
„Also knöpfen wir uns den Professor und seine Pflegerin noch einmal vor“, knurrte Hawthorne.
„Ein Anruf tut es auch“, meinte der Lieutenant, holte den kleinen Notizzettel aus der Tasche, auf den Shirley Bishop die Telefonnummer vermerkt hatte, und angelte sich das Telefon. Nach zweimaligem Anläuten meldete sich Shirley. Jacko redete nicht lange um den heißen Brei herum. „Sie und der Professor haben uns belogen, Shirley. Sie haben einen Privatdetektiv engagiert, der herausfinden sollte, mit wem Carol Fleming ihren Mann betrügt. Der Professor wusste vor zwei Wochen über alles Bescheid.“
Plötzlich war der Professor in der Leitung. „Na schön, Detective, wir haben Sie ein wenig angeschwindelt. Wollen Sie mir und Shirley daraus etwa einen Strick drehen?“
„Ich habe es nicht gern, wenn man mich belügt. Es bleibt immer ein etwas bitterer Beigeschmack zurück. Was hatten Sie für einen Grund.“
Der Professor schien kurz nachzudenken, dann antwortete er: “Ich schämte mich, meiner Frau hinterhergeschnüffelt zu haben. Aber der Verdacht, dass sie mit Dr. Barber ein Verhältnis hat, war da, und ich wollte Gewissheit haben.“
„Ich nehme Ihnen diese Antwort ab, Professor. Ja, sie klingt plausibel.“
„Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis, Detective.“
Dann war die Leitung tot. Der Lieutenant legte den Hörer weg. Dieser Tag war für ihn und seinen Kollegen gelaufen. Das Ergebnis war nicht zufriedenstellend. Sie traten auf der Stelle.
Am Morgen rief Chief Howard Jacko und Hawthorne zu sich. Als sie saßen, sagte er: „In der Sache Carol Fleming sind Forderungen geltend gemacht worden. Die Kidnapper haben in einem Brief an die New York Times zwei Millionen Dollar Lösegeld geltend gemacht. Weitere Hinweise zur Lösegeldübergabe et cetera wollen sie noch mitteilen.“
„Damit scheint Professor Fleming gerechnet zu haben“, knurrte der Lieutenant. „Es ist genau die Summe, die die Versicherung wegen seiner Invalidität bezahlen musste. Möglicherweise ist es Zufall. Vielleicht hat Carol Fleming ihren Entführern diese Summe genannt.“
„Haben wir das Schreiben?“, fragte der Sergeant.
„Ich habe veranlasst, dass es bei dem Verlag abgeholt wird“, erklärte der Chief. „Vorab wurde ich telefonisch davon in Kenntnis gesetzt. Was haben Sie bisher herausgefunden?“
Der Lieutenant übernahm es, zu antworten und sagte: „Nicht viel, Sir. Carol Fleming hat mit Dr. Barber, der jetzt die Stelle des Professors in der Klinik einnimmt, ein Verhältnis. Der Professor wusste davon. Er hat seiner Frau und Barber einen Privatdetektiv auf den Hals gehetzt.“
„Also hätte der Professor möglicherweise ein Motiv.“
„Er zeigte sich ausgesprochen tolerant, was die Seitensprünge seiner Gattin angeht“, erklärte der Sergeant mit einem süffisanten Grinsen um den Mund.
„Auch dürfte der Professor auf Grund seiner Lähmung ...“ Jacko brach ab, denn irgendwo biss sich die Katze in den Schwanz. „Seltsam ist es schon. Vor zwei Wochen konnte der Detektiv mit einem positiven Ergebnis seiner Ermittlungen aufwarten, und nur wenige Tage später verschwindet Carol Fleming spurlos.“
„Jetzt, wo du es sagst ...“, murmelte der Sergeant versonnen. „Wenn allerdings der Professor hinter dem Verschwinden seiner Frau steckt, dann muss er sich eines oder mehrerer Handlanger bedient haben. Gangster! Wie sollte er an solche Leute herangekommen sein? Im Übrigen ergibt dann die Lösegeldforderung keinen Sinn.“
„Mit der Lösegeldforderung könnte eine Spur gelegt worden sein, die uns in die Irre führen soll“, murmelte der Lieutenant. „Vielleicht ...“
Jacko brach ab.
„Was?“
„Nichts.“ Der Lieutenant wollte sagen, dass die zwei Millionen eventuell der Preis waren, den die Handlanger für ihre Arbeit verlangten. Aber dies schien ihm doch ein wenig weit hergeholt zu sein. Sie durften sich auf keinen Fall in etwas verrennen, was zur Einspurigkeit ihrer Ermittlungen führen und sie unter Umständen dazu verleiten konnte, wichtige Hinweise nicht zu berücksichtigten, weil sie nicht in ihr Konzept passten.
„Wir sollten uns noch einmal mit dem Professor unterhalten“, meinte Hawthorne. „Und auch mit Dr. Barber. Bei den beiden – das sagt mir mein Gefühl -, ist des Rätsels Lösung zu suchen.“
„Wir verrennen uns in etwas“, sprach Jacko nun aus, was er eben noch dachte. „Drum sollten wir uns nur auf Fakten verlassen. Und Fakt ist, dass Carol Fleming entführt wurde und dass wir eine Lösegeldforderung von zwei Millionen Dollar auf dem Tisch haben.“
Chief Howard nickte, dann sagte er: „Das sehe ich auch so, Gentlemen. Unsere Aufgabe ist es, den Fall zu lösen und alles Erdenkliche zu tun, um die entführte Ärztin heil aus der Gewalt ihrer Kidnapper zu befreien.“
„Wir fahren noch einmal zu Flemings Klinik“, erklärte der Lieutenant.
„Was halten Sie von dieser Theorie, Professor?“, fragte Lieutenant Jacko. „Sie haben den Verdacht, dass Ihre Frau Sie mit Dr. Barber betrügt, und das schon seit längerer Zeit. Sie beauftragen einen Privatdetektiv damit, herauszufinden, ob Ihr Verdacht zutrifft. Die Feststellungen Turners sind positiv. Für Sie stürzt eine Welt zusammen und Sie beschließen, sich zu rächen und entführen Ihre Frau ...“
Dr. Fleming lachte fast belustigt auf. „Werfen Sie ruhig mal einen Blick unter mein Bett“, sagte er, ein kantiges Grinsen beibehaltend. „Vielleicht halte ich sie da unten fest.“
„Wir müssen jede Möglichkeit in Erwägung ziehen“, erklärte der Sergeant. „Es wäre sicherlich ein Fehler, irgendeine noch so winzige Eventualität außer Acht zu lassen.“
Das Lächeln im Gesicht des Professors erlosch und er stieß hervor: „Ich wurde, nachdem die Erstbehandlung abgeschlossen war und sich herausstellte, dass meine Lähmung unheilbar ist, in diese Räume hier in der 3. Etage verlegt. Seitdem habe ich sie nicht mehr verlassen. Shirley ist mein Zeuge. Abgesehen von meiner Frau, Dr. Barber und einem jungen Assistenzarzt, den ich noch persönlich eingestellt hatte, weil er über hervorragende Referenzen verfügte, hat mich hier niemand besucht. Um jemand zu entführen, müsste ich übernatürliche Kräfte besitzen. So ähnlich wie Supermann.“
Dr. Fleming schaute die beiden Cops mit einer Mischung aus Spott und Überheblichkeit an.
„Haben Sie ein besonderes Verhältnis zu diesem Assistenzarzt?“, sollte Hawthorne wissen.
„Der Junge ist mir ans Herz gewachsen, denn er erinnert mich an meine eigenen Anfänge als Arzt. Irgendwann – davon bin ich überzeugt -, wird er diese Klinik als mein Nachfolger übernehmen. Da ich und Carol keinen eigenen Kinder haben, bestehen meinerseits nicht die geringsten Einwände dagegen.“
„Ich denke, an Ihre Stelle ist Dr. Barber getreten“, hakte der Lieutenant ein.
Der Blick des Professors vereiste regelrecht. „Nur als leitender Arzt. Die Klinik befindet sich nach wie vor in meinem und in Carols Besitz. – Was halten Sie denn von dieser Theorie, Detective? Dr. Barber, der scharf ist auf die Klinik, der aber weiß, dass sich sein Traum nie erfüllen wird, entführt Carol und fordert ein hohes Lösegeld, um sich etwas in der Art dieser Klinik zu schaffen. Er verdient zwar ziemlich gut hier, aber er ist nur angestellt und die Höhe seines Gehaltes lässt es nicht zu, ein Projekt in der Art dieser Klinik zu schaffen.“
„Zwei Millionen sind nicht gerade viel Geld, gemessen an den Wünschen und Plänen, die Sie Dr. Barber unterstellen. Außerdem ...“ Jacko verstummte.
„Sprechen Sie ruhig weiter, Detective.“
„... hat er als Geliebter Ihrer Frau andere Möglichkeiten?“, vollendete der Lieutenant.
„Carol und ich ließen, als wir heirateten, einen notariellen Ehe- und Erbvertrag ausfertigen. Dies war darauf zurückzuführen, dass jeder von uns etwa die Hälfte des Vermögens mit in die Ehe brachte, das es uns später ermöglichte, diese Klinik zu gründen. Danach soll beim Tode eines der Ehegatten der andere Ehepartner alleiniger Erbe sein.“
Der Lieutenant verstand. „Es würde also Ihren Tod voraussetzen, wenn sich Dr. Barber auf diesem Weg Ihre Nachfolge sichern wollte.“
„So ist es.“
Das hatte was für sich. Die Möglichkeit, dass Dr. Barber etwas mit der Entführung zu tun hatte, war nicht von der Hand zu weisen. Der Haken schien Shane Jacko allerdings das relativ niedrige Lösegeld zu sein. Mit zwei Millionen konnte man keine Klinik gründen. Nicht in Amerika. Vielleicht in der dritten Welt, auf keinen Fall aber in den Staaten.
Graue Theorie. Genauso gut konnte ein ehemaliger Patient oder der Angehörige eines Patienten hinter der Entführung stecken, oder jemand, der auf irgendeine Weise von der Versicherungssumme gehört hatte, die Dr. Fleming ausgezahlt bekam.
„Wir hätten uns gerne mal Ihre Krankenakte angesehen, Dr. Fleming“, gab der Lieutenant zu verstehen. „Von wem bekommen wir sie?“
„Sie Ihnen auszuhändigen würde einen Verstoß gegen die ärztliche Schweigepflicht darstellen“, presste der Professor hervor.
„Darum bitte ich Sie, die behandelnden Ärzte von ihrer Schweigepflicht zu entbinden.“
Der Professor starrte den Lieutenant an. In seinem Gesicht zuckte kein Muskel. „Inwiefern sollte meine Krankengeschichte von Belang sein. Sehen Sie mich an, lassen Sie sich die Ermittlungsakten Ihrer Kollegen vom Department geben, und dann kennen Sie meine Geschichte.“
„Sie sind also nicht bereit ...“
„Nein!“
„Dann zwingen Sie uns, mit einer richterlichen Anordnung aufzuwarten.“
Das Aufblitzen in seinen Augen mutete an wie ein Signal. Der Professor und der Polizist starrten sich an. Es war ein stummes Duell, das nur der Mann mit den besseren Nerven gewinnen konnte. Dieser Mann war Jacko. Der Blick des Professors irrte ab, der feindselige Ausdruck in seinen Augen erlosch. „Okay. Sie haben gewonnen. Ich werde eine Erklärung abgeben, wonach ich die Ärzte, die mich nach meinem Unfall behandelt haben, von ihrer Schweigepflicht entbinde. Schriftlich kann ich Ihnen diese Erklärung leider nicht geben“, fügte er sarkastisch hinzu.
„Verstehen Sie es nicht falsch, Professor“, murmelte der Lieutenant, der irgendwie Mitleid mit ihm verspürte. Die Querschnittslähmung hatte ihn mitten aus einem ziemlich aktiven Leben herausgerissen, dann musste er erfahren, dass sich seine Frau einen anderen Mann angelacht hatte, schließlich wurde seine Frau entführt und die Kidnapper verlangten ein ziemlich hohes Lösegeld, und jetzt musste er gegen ihn, Shane Jacko, auch noch eine moralische Niederlage einstecken.
Aber er – der Lieutenant - musste seinen Job verrichten. „Ich werde eine entsprechende Erklärung aufsetzen und noch einmal vorbeikommen“, sagte Jacko. „Wir werden dann Shirley Bishop, Dr. Barber und Dr. Patterson hinzuziehen, damit sie als Zeugen bezüglich der Entbindung von der ärztlichen Schweigepflicht unterschreiben.“
Als Shane Jacko und sein Kollege Hawthorne kurz nach 9 Uhr das Pflegeheim betraten, begegnete ihnen ein junger Mann in einem grünen Kittel, der vollkommen geistesabwesend zu sein schien. Er kam um die Ecke bei einer Treppe und rannte den Lieutenant fast über den Haufen.
„Entschuldigen Sie“, murmelte er und schaute wie ein Erwachender.
Der Lieutenant las das Namensschild auf seiner Brust. Dr. Stanley Patterson stand da. Er drängte sich an den Polizisten vorbei und eilte zum Ausgang.
Jacko und Hawthorne wechselten einen schnellen Blick, Jacko zuckte mit den Schultern, dann betraten sie den Lift. Der Sergeant drückte den Knopf mit der Nummer drei. Dementsprechend hielt der Lift im 3. Stock. Sie stiegen aus und klopften kurz darauf an die Tür zu Dr. Flemings Zimmer. Shirley öffnete und ließ die beiden Cops eintreten. Der Professor nahm wieder dieselbe Haltung ein wie am Vortag. Die Liege stand in einem 45-Grad-Winkel zum Boden, sodass der Professor alles sehen konnte, ohne die Augen besonders heben zu müssen. Mit jemand, der saß, konnte er ohne Problem Blickkontakt aufnehmen.
Die Cops wünschten einen guten Morgen, dann holte der Lieutenant ein zusammengelegtes Stück Papier aus der Innentasche seiner Jacke und faltete es auseinander. „Die Erklärung, Professor. Damit werden Dr. Barber, Dr. Patterson und Miss Bishop bestätigen, dass sie im Vollbesitz Ihrer geistigen Kräfte der Entbindung von der ärztlichen Schweigepflicht zugestimmt haben und ...“
„Dr. Barber ist leider noch nicht an seinem Arbeitsplatz“, unterbrach Fleming den Lieutenant ungeduldig. „Er kommt immer etwas später. Als leitender Arzt kann er sich das erlauben.“
„Dann warten wir eben auf ihn. Zwischenzeitlich könnten Sie vielleicht Miss Bishop damit beauftragen, dafür zu sorgen, dass die Akte hergebracht wird. Außerdem könnte sie Dr. Patterson informieren.“
Fragend schaute das Mädchen den Professor an. „Es geht in Ordnung, Shirley“, sagte Fleming. „Fordern Sie die Akte an. Sie befindet sich im Vorzimmer Dr. Barbers. Und zitieren Sie Stan her.“ Der Professor wandte sich dem Lieutenant zu. „Bis vor wenigen Minuten war Dr. Patterson hier anwesend. Wären Sie nur drei Minuten früher gekommen, wären Sie ihm sicher begegnet.“
„Ich denke, wir sind im begegnet“, erwiderte Jacko, „und zwar, als wir den Aufzug betraten. Es gab zwischen mir und dem jungen Mann fast einen Zusammenstoß.“
Shirley war zum Telefon gegangen. Jetzt sprach sie, legte auf und sagte: „Dr. Patterson wird in wenigen Minuten hier sein. Er bringt die Krankenakte mit. Nehmen Sie doch Platz, Gentlemen.“
Es dauerte in der Tat höchstens zehn Minuten, dann erschien Dr. Patterson. Er hielt einen braunen Hängeordner in den Händen, den er auf eine Kommode legte, um dann die beiden Beamten zu begrüßen. Der junge Arzt konnte seine Nervosität nicht verbergen. Seine Hand war feucht, sein Blick unstet.
Shane Jacko las ihm und Shirley die Erklärung vor, die er aufgesetzt und in dreifacher Ausfertigung ausgedruckt hatte. „... dies bestätigen wir mit unserer Unterschrift“, las er. „Dr. Donald Barber, Dr. Stanley Patterson und Miss Shirley Bishop.“ Der Lieutenant hob den Blick, ließ ihn in die Runde schweifen, und als alle nickten, reichte er die Entbindungserklärungen Dr. Patterson und bat ihn, sie zu unterschreiben. Und zwar auf jeder Ausfertigung. Das gleiche Procedere wiederholte er mit Shirley. Dann sagte er: „Nun brauchen wir nur noch Dr. Barbers Unterschrift. Wir wollen Sie mit unserer Anwesenheit jedoch nicht länger stören, Professor. Darum werden wir im Verwaltungsgebäude auf Dr. Barber warten.“
Auf Stan Pattersons Stirn perlte Schweiß. Immer wieder räusperte sich der junge Mann. Hin und wieder fuhr er sich mit Daumen und Zeigefinger über das Kinn.
„Sind Sie krank, Dr. Patterson?“, fragte Hawthorne.
„Nein, wieso, wie kommen Sie darauf?“
„Nun, Sie schwitzen, Ihr Hals scheint belegt zu sein, ihre Augen glänzen, als hätten sie Fieber ...“
Patterson schluckte. „Es ist nichts. Vielleicht der Anflug einer Erkältung. Nichts Ernstes.“
„Wir werden die Akte abholen, sobald Dr. Barber den Wortlaut der Erklärung kennt und sie unterschrieben hat“, sagte Jacko, dann verließen er und sein Kollege Hawthorne das Zimmer.
Sie wussten, wo sie das Büro Dr. Barbers suchen mussten. Der Lieutenant klopfte an die Tür seiner Sekretärin, öffnete und fragte: „Ist Dr. Barber in der Zwischenzeit eingetroffen?“
„Nein. Sie sind doch die beiden Gentlemen vom Police Department.“
„Ja. Ich bin Lieutenant Jacko, das ist Sergeant Hawthorne.“
„Irgendetwas stimmt nicht“, sagte die junge, hübsche Frau und lehnte sich auf ihrem Bürostuhl zurück. „Als ich heute Morgen eine Viertelstunde vor Dienstbeginn hier eintraf, stand Dr. Barbers Mercedes auf dem Parkplatz. Der Doktor selbst war nicht hier. Wenig später erschien Dr. Patterson und sagte etwas von einer kleinen Blutlache, die er in unmittelbarer Nähe von Dr. Barbers Wagen wahrgenommen hat. Später erschien er allerdings und meinte, dass er sich wohl getäuscht hatte und dass es sich bei Lache um ausgelaufenes Öl handelte.“
Jacko war, während die Frau sprach, in das Büro getreten. Der Sergeant war ihm gefolgt. Nach der Aussage der Frau schwante dem Lieutenant wenig Erfreuliches. Es war wie eine Eingebung, und er schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass er sich täuschte.
„Sie sagen, es handelt sich um einen Mercedes?“
„Ja, blaumetallic. E-Klasse. Ein Auto, von dem unsereiner nur träumen kann.“
„Gehen wir“, sagte Jacko kurz entschlossen zu seinem Kollegen.
Sie erreichten den Parkplatz. Etwa zwanzig Stellplätze waren für die Beschäftigten der Klinik reserviert. Manche sogar namentlich. Es waren die Parkplätze der Ärzte. Eine E-Klasse fiel den Cops auf. Jacko ging einmal um den Wagen herum und sah das kleine Schild, das darauf hinwies, dass dies der Parkplatz Dr. Barbers war. Der Wagen war verschlossen.
„Sieh mal hier!“, rief Hawthorne.
Der Lieutenant ging zu ihm hin. Der Sergeant deutete auf den Boden. „Was kann das sein? Blut?“
Der Fleck war ungefähr so groß wie zwei nebeneinander liegenden Männerhände. Der Rand war bereits auf eine Breite von zwei Zoll eingetrocknet und der Klecks hatte eine rostbraune Farbe angenommen. In seiner Mitte, wo sich wahrscheinlich die meiste Flüssigkeit konzentriert hatte, war er noch feucht. Es sah aus, als hätte sich über dem feuchten Fleck eine dünne Haut gebildet.
„Ja, bei Gott“, entfuhr es dem Lieutenant. „Das ist Blut.“
„Fordern wir Verstärkung an“, schlug Hawthorne vor.
Also Jacko nickte, holte Hawthorne sein Mobiltelefon aus der Jackentasche. Während er die Spurensicherung anforderte, schaute sich der Lieutenant etwas um und begann, erste analytische Auswertungen im Kopf vorzunehmen.
Schnell kam er zu dem Schluss, dass – vorausgesetzt es war Barbers Blut auf dem Asphalt - er nicht aus der Richtung des Verwaltungsgebäudes gekommen sein konnte, als er zu seinem Wagen ging. Der Lieutenant stellte eine imaginäre gerade Linie zwischen dem Verwaltungsgebäude und der Fahrertür des Mercedes her. Barber hätte sich dem Wagen von links hinten nähern müssen.
Der Blutfleck aber befand sich zwei Yard von der rechten Heckseite des Wagens entfernt. Der Lieutenant folgte mit dem Blick der Richtung, aus der ein eventueller Schuss seiner groben Berechnung zufolge gekommen sein musste. Da war Park; Gebüsch, Strauchwerk, Hecken, Bäume, Wiesenflächen. Ideal für einen Hinterhalt.
Jacko folgte dieser angenommenen Richtung ein Stück, ging zwischen Büschen hindurch, tastete den Boden mit dem Blick ab, schaute wieder nach vorn und sah etwa hundert Yard entfernt durch das Zweig- und Blattwerk der Büsche ein Haus.
Es sah aus wie ein Wohnhaus. Gehalten in weiß und grau, mit einigen Erkern, einer Veranda und einem Vorbaudach, das von kunstvoll geschnitzten Pfosten getragen wurde. Die Veranda wurde von einem Holzgeländer begrenzt. Die Fensterläden waren geschlossen.
„Sieht aus, als würde da jemand wohnen!“, rief der Lieutenant.
Der Sergeant kam und knurrte: „Vielleicht der Gärtner. Sehen wir es uns mal näher an.“
Sie liefen zu dem Gebäude. Je näher sie kamen, umso deutlicher wurde, dass es verlassen und dem Verfall preisgegeben war. In den Ecken der Veranda lagen Haufen verdorrten Laubes, das der Wind hergetrieben hatte. Unter den Dachvorsprüngen spannten sich verstaubte Spinnennetze. Shane Jacko rüttelte an der Tür. Verschlossen.
„Hier geben sich wahrscheinlich nur Ratten und Mäuse ein Stelldichein“, murmelte der Sergeant.
„Hin und wieder scheint jemand herzukommen“, versetzte der Lieutenant. „Siehst du die Spuren vor der Verandatreppe? Abgesehen davon liegt überall auf der Veranda Staub. Nicht aber auf der Treppe sowie zwischen Treppe und Haustür.“
Hawthornes Blick schweifte über die Treppe, die Veranda, verharrte kurz vor der Treppe, dann sagte er nickend: „Du hast recht. Aber bringt uns das weiter?“
„Wohl kaum. Wobei der Verdacht nicht von der Hand zu weisen ist, dass Barber gegebenenfalls von diesem Haus kam, als er sich seinem Auto näherte.“
Während sie zum Parkplatz und zu dem Mercedes zurückkehrten, erklärte Jacko seinem Kollegen seine Vermutung bezüglich der Richtung, aus der sich Barber seinem Wagen genähert hatte.
„Und was soll unter dem Strich dabei herauskommen?“, fragte der Sergeant. „Nehmen wir an, Barber kam aus der Richtung des Hauses, jemand lauerte bei seinem Auto auf ihn, schoss ihn oder schlug ihn nieder, entführt ihn ...“
„Ich weiß, es spielt keine große Rolle, aus welcher Richtung er kam. Dennoch sollten wir uns das Haus mal näher ansehen.“
„Warum nicht. Wobei ich beim besten Willen nicht drauf komme, was du dir davon versprichst.“
„Sagtest du nicht selbst irgendwann einmal dieser Tage, dass wir nicht die winzigste Kleinigkeit unbeachtet lassen dürfen?“
Hawthorne verzog das Gesicht. „Eins zu null für dich.“
Sie mussten noch etwa fünfundvierzig Minuten warten, dann kamen die Kollegen von der SRD mit zwei Fahrzeugen und machten sich sofort an die Arbeit. Der Blutfleck und das Auto wurden von allen Seiten fotografiert. Von dem Blutfleck wurde eine Probe für die DNA-Analyse entnommen, der Wagen wurde genauestens auf Fingerabdrücke untersucht. Dann öffnete einer der Kollegen den Kofferraum.
Der Lieutenant spürte, wie sich sein Puls beschleunigte und sich ihm der Magen zusammenkrampfte.
Von Hawthorne kam ein überraschter Laut.
Zusammengekrümmt lag Dr. Barber in dem Kofferraum. Der Täter musste mit eiskalter Ruhe vorgegangen sein. Er hatte dem Arzt hier aufgelauert, ihn erschossen, in den Kofferraum gepackt und war dann verschwunden. Kaltschnäuziger geht es fast nicht mehr.
Der Coroner und ein Staatsanwalt wurden angefordert. Einer der Ermittler machte Fotos von der Leiche, dann waren wieder die Spezialisten von der SRD gefordert.
Die Staatsanwaltschaft kam und mit ihm der Coroner, der den Tod feststellte. Schließlich erfolgte die Anordnung, dass der Leichnam zur Gerichtsmedizin gebracht wurde.