Die drei !!!, 2, Betrug beim Casting (drei Ausrufezeichen) - Henriette Wich - E-Book

Die drei !!!, 2, Betrug beim Casting (drei Ausrufezeichen) E-Book

Henriette Wich

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Beschreibung

Die drei !!! knacken jeden Fall! Alle sind im Casting-Fieber! Auch Marie will wissen, ob ihr Talent als Sängerin sie in eine Fernseh-Show bringen wird. Doch dann fällt die Jury eine äußerst ungewöhnliche Entscheidung. Kim, Franzi und Marie wittern einen neuen Fall und nehmen sofort die Ermittlungen auf.

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Titel

Die drei !!!, 2, Betrug beim Casting

KOSMOS

Impressum

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Distanzierungserklärung

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Umschlagsabbildung: © Ina Biber

© 2023, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG

Pfizerstraße 5–7, 70184 Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-440-50711-7

E-Book-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Mord im WohnzimmerDas neue HauptquartierÜberraschung auf der PartyLampenfieberEine heiße SpurEin Rauswurf und ein neuer AnfangZwei Stars verplappern sichIn der Höhle des LöwenRecherche mit HindernissenTreffen der KomplizenSorgen um FranziIt’s showtime! Wirbel um die drei !!!

MORD IM WOHNZIMMER

Marie drückte den letzten Rest aus der Tube mit Lebensmittelfarbe und beugte sich konzentriert über die Kuchenplatte. Nur noch ein Ausrufezeichen, dann hatte sie es geschafft. Da klingelte es Sturm an der Wohnungstür.

»Mist!«, schimpfte sie. Das Ausrufezeichen war total verrutscht. Marie pfefferte die Tube in die Ecke und lief zur Tür. Draußen standen Kim und Franzi. »Könnt ihr nicht einfach wie normale Menschen klingeln?«, begrüßte sie ihre Freundinnen vom Detektivclub, mit denen sie sich zu einem Krimi-Filmabend verabredet hatte.

»Was ist denn mit dir los?«, fragte Kim besorgt. »Geht’s dir nicht gut?«

Franzi zeigte kichernd auf einen Klecks roter Farbe auf Maries Nase. »Haben wir dich beim Schminken gestört?«

»Nein«, sagte Marie und rieb sich die Nase. »Das hab ich schon heute Morgen erledigt. Ich hab für euch geschuftet.« Kim und Franzi folgten ihr in die Küche.

»Wow, du hast Muffins für uns gebacken!«, rief Franzi überrascht. »Wie hast du das denn geschafft neben den Gesangsstunden, den Theaterproben und deinem Musical-Dance-Kurs?«

Marie zwinkerte ihren Freundinnen zu. »Ich kann mich klonen, wusstet ihr das nicht?«

Kim und Franzi lachten. »Die Muffins sehen jedenfalls super aus«, sagte Kim. »Und du hast extra überall drei Ausrufezeichen draufgespritzt.«

Marie nickte. »Klar, schließlich haben die drei !!! was zu feiern. Vier Wochen gibt es unseren Detektivclub jetzt schon. Ehrlich gesagt, hab ich die Muffins gekauft. Nur die Glasur hab ich selbst gemacht.«

Franzi konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Super Idee, wenn es mal schnell gehen muss. Das merke ich mir.« Sie sah Marie zu, die rasch noch die Arbeitsfläche mit einem feuchten Tuch abwischte, und fragte: »Kann ich was helfen?«

»Ja«, sagte Marie. »Bring die Muffins schon mal rüber ins Wohnzimmer. Was wollt ihr trinken?«

»Cola!«, riefen Kim und Franzi wie aus einem Mund.

»Alles klar«, sagte Marie.

Kurz darauf saßen sie auf dem riesigen Sofa im Wohnzimmer und ließen sich die Muffins schmecken.

Kim leckte sich die Lippen. »Hmm, sehr lecker gebacken!«

Marie grinste. »Finde ich auch.«

Kim ließ die Schokostückchen der Muffins auf der Zunge zergehen. Bei Schokolade konnte sie selten widerstehen, die war eine gute Nervennahrung, wenn Kim gerade ein kniffliges detektivisches Problem löste oder an einer Krimigeschichte schrieb.

Franzi sah sich inzwischen bewundernd im Wohnzimmer um. Neben dem Sofa stand ein schwarzer Flügel und auf dem glänzenden Parkett lagen wunderschöne Orientteppiche. Marie hatte es echt gut. Ihr Vater verdiente als Schauspieler so viel, dass er sich eine sündhaft teure Altbauwohnung im nobelsten Viertel der Stadt leisten konnte. Am besten fand Franzi den Swimmingpool auf dem Dach und den Fitnessraum mit Sauna im Keller. Und es musste aufregend sein, einen Schauspieler als Vater zu haben. Helmut Grevenbroich spielte nämlich den Hauptkommissar Brockmeier in der Vorstadtwache, und Franzi ließ sich keine einzige Folge der spannenden Krimiserie entgehen.

Da hob Marie ihr Colaglas. »Lasst uns endlich anstoßen. Auf die drei !!! und auf viele neue, spannende Fälle!«

»Auf die drei !!!«, riefen Kim und Franzi.

Dann stand Marie auf und ging zum Fernseher. »Wollt ihr streamen oder lieber eine DVD aus der Sammlung meines Vaters aussuchen?«

Kim warf einen Blick auf das Regal, das vom Boden bis zur Decke mit DVDs gefüllt war. »Dein Vater hat noch DVDs? Cool!«

Marie lächelte. »Papa würde seine Krimi-Sammlung niemals aufgeben.«

»Ja, lass uns eine DVD anschauen«, schlug Franzi vor.

»Und welchen Krimi wollt ihr sehen?«, fragte Marie. »Ein paar Folgen der Vorstadtwache oder was anderes?«

»Mord im Orientexpress«, sagte Kim wie aus der Pistole geschossen.

Franzi lachte. »Das war ja klar. Damit hat alles angefangen. Wisst ihr noch, wie wir uns das erste Mal im Café Lomo getroffen haben? Kim, du mit deinem Buch Mord im Orientexpress als Erkennungszeichen in der Hand und ich mit Tim und Struppi?«

»Natürlich«, sagte Kim. Sie konnte sich noch an jede Einzelheit erinnern. Wie aufgeregt sie gewesen war! Sie hatte auf der Homepage des Jugendzentrums eine Anzeige aufgegeben und Krimifans für einen Detektivclub gesucht. Franzi und Marie waren die einzigen ernsthaften Kandidatinnen gewesen, mit denen sie schließlich ein Treffen vereinbart hatte.

»Damals wollte ich gleich wieder gehen«, sagte Marie und drehte sich grinsend zu Franzi um. »Ich dachte, ihr sitzt nur herum, quatscht und wartet darauf, dass zufällig ein Verbrecher um die Ecke spaziert.«

Franzi verzog das Gesicht. »Und ich dachte, mit dem Star vom Heinrich-Heine-Gymnasium will ich nichts zu tun haben. Du warst schon sehr cool mit deiner Sonnenbrille, hast uns mit Fremdwörtern beeindruckt und gleich von deinem berühmten Daddy erzählt.«

»Tja, ohne mich säßen wir jetzt gar nicht hier«, sagte Kim und schob sich genüsslich ihren zweiten Muffin in den Mund. »Wenn ich nicht zwischen euch vermittelt hätte, hättet ihr nie festgestellt, dass ihr euch doch ganz gut leiden könnt, und wir hätten nie unseren ersten Fall gelöst.«

»Das stimmt«, sagte Marie. »Ohne dich läuft hier gar nichts.« Franzi nickte. »Du bist der Kopf der drei !!!.«

Kim wurde rot. »Übertreibt mal nicht.« Sie stand nicht gerne im Mittelpunkt.

»Ach übrigens«, sagte Marie, »du hast doch bestimmt Kontakt zu Michi. Wie geht es ihm denn?«

»Gut«, sagte Kim und wurde schon wieder rot.

Bei ihrem letzten Fall hatten die drei !!! Michi Millbrandt kennengelernt und Kim hatte sich in ihn verknallt. Zum Glück lenkte Franzi von dem heiklen Thema ab. Sie packte Kim am Arm. »Das Beste muss ich euch noch erzählen! Ich hab meine Eltern gefragt, ob wir den alten Pferdeschuppen bei uns hinterm Haus benutzen dürfen, und sie haben nichts dagegen!«

»Toll!«, rief Kim.

»Super!«, sagte Marie. »Du hast aber deinen Eltern hoffentlich nicht verraten, wozu wir den Schuppen brauchen?«

Franzi tippte sich an die Stirn. »Natürlich nicht. Ich hab kein Wort davon gesagt, dass wir dort das Hauptquartier für unseren Detektivclub einrichten. Stattdessen hab ich erzählt, dass wir jetzt total gut befreundet sind und einen Raum brauchen, in den wir uns zurückziehen können.«

»Das ist ja nicht mal gelogen«, sagte Kim, die am liebsten ehrlich war und niemandem etwas vormachen wollte.

»Wie groß ist der Schuppen eigentlich?«, fragte Marie.

Franzi sah sich noch mal im Wohnzimmer um. »Hm, bestimmt halb so groß wie der Raum hier.«

»Dann können wir uns ja so richtig ausbreiten«, sagte Kim. Franzi nickte. »Ja, aber erst, wenn wir das ganze Gerümpel rausgeräumt haben. Der Schuppen ist randvoll mit alten Möbeln und Brettern. Die können wir bestimmt noch teilweise gebrauchen. Ach ja, und in einer Ecke steht auch noch eine alte Pferdekutsche. Die könnten wir drinlassen und neu anstreichen. Dann hätten wir noch eine weitere Rückzugsmöglichkeit, wenn wir mal ganz geheime Dinge besprechen wollen.«

»Eine Pferdekutsche?«, rief Marie erstaunt. Sie wusste, dass Franzi leidenschaftlich gerne ritt, aber von einer Kutsche hatte ihre Freundin bisher noch nichts erzählt. Marie konnte mit Pferden nicht viel anfangen, und manchmal fand sie es langweilig, wenn Franzi von ihrem Pony Tinka schwärmte. Denn wenn Franzi erst einmal davon anfing, was sie bei ihrem letzten Ausritt alles Spannendes erlebt hatte, hörte sie meistens so schnell nicht mehr auf.

»Warum nicht?«, entgegnete Franzi.  

Marie dachte kurz nach. »Du hast recht, Franzi, eine Kutsche ist gar nicht schlecht, vielleicht gibt es da ja ein Geheimfach unter dem Sitz, wo wir wichtiges Beweismaterial verstecken können.«

»Super, das mit der Kutsche«, fand auch Kim. »Dann haben wir eine geheime Zentrale wie die drei ??? auf dem Schrottplatz.«

»Noch ist es nicht so weit«, sagte Franzi. »Ich warne euch, das wird echt viel Arbeit. Da brauchen wir schon ein paar Tage dafür. Hoffentlich schaffen wir das überhaupt alleine mit dem Ausmisten.«

»Wir können Michi ja fragen, ob er uns hilft«, schlug Kim möglichst beiläufig vor.

»Gute Idee«, sagte Franzi.

Plötzlich leuchteten Maries Augen auf. »Und dein großer Bruder könnte uns auch helfen, Franzi! Stefan hat doch ein Auto. Damit kann er für uns die Sachen zum Wertstoffhof fahren.« Seit Marie Franzis Bruder kennengelernt hatte, dachte sie irgendwie oft an ihn. Er war schon achtzehn und natürlich viel zu alt für sie, aber Marie fand ihn ziemlich nett.

»Ich werde ihn fragen«, sagte Franzi. »Trotzdem muss jeder mit anpacken. Das wird kein Spaziergang.«

»Kein Problem, ich bin dabei«, sagte Marie, legte die DVD ins Laufwerk und griff zur Fernbedienung. »Aber jetzt entspannen wir uns!«

Die nächsten eineinhalb Stunden starrten sie gebannt auf den großen Flachbildschirm. Der Klassiker von Agatha Christie war einfach superspannend. Auch wenn die drei !!! natürlich schon vorher wussten, wie die Geschichte ausging. Selbst beim Abspann schwiegen sie und waren alle noch ganz gefangen in der düsteren Krimi-Atmosphäre.

Schließlich räusperte sich Marie. »Es kommt mir vor, als wäre der Mord hier im Wohnzimmer passiert.«

Kim und Franzi nickten und spürten, wie ihnen eiskalte Schauer den Rücken hinunterliefen. Dann lachten sie schnell, um die gruselige Stimmung zu vertreiben.

»Wir bräuchten wieder einen neuen Fall«, seufzte Franzi. »Es muss ja nicht gleich ein Mord sein.«

»Ja«, stimmte Kim zu. »Ich könnte auch wieder neuen Stoff für meine Krimigeschichte gebrauchen.«

»Was ist eigentlich mit dem Schreibwettbewerb?«, fragte Marie. »Hast du schon was vom Jugendzentrum gehört?«

Kim nickte. »Ja, die haben mir einen Brief geschickt, drei Tage nachdem ich meine Krimigeschichte abgegeben hatte. Ich hab leider nicht gewonnen. Die Geschichte war zu lang für den Wettbewerb, aber die meinten, ich soll sie ausbauen und die Figuren noch stärker entwickeln. Vielleicht wird ja sogar ein richtig großer Kriminalroman daraus.«

»Du bekommst das bestimmt hin«, sagte Franzi. »Ich könnte so was ja nie.«

»Ich auch nicht«, gab Marie zu. »Aber falls dein Krimi verfilmt wird, würde ich gern die Hauptrolle übernehmen.«

Kim lachte. »Geht klar.«

»Und was machen wir jetzt?«, fragte Franzi, während sie die Muskeln ihrer Beine dehnte, die vom gestrigen Skaten noch etwas verspannt waren.

Marie stellte den Fernseher an. »Wir könnten noch ein bisschen bei Afternoon reinschauen. Die bringen immer ganz gute Videoclips, Interviews, Girlpower-Tipps und so.«

»Jetzt wird mir einiges klar«, sagte Franzi. »Deshalb kommst du bei allen gut an und hast so viele Fans an deiner Schule!«

»Pass auf, gleich hole ich wieder meine coole Sonnenbrille raus, wie bei unserem allerersten Treffen«, verkündete Marie. »Nein, Spaß!« Dann suchte sie den Sender.

Es lief gerade der Videoclip einer neuen Band. Nach dem Song verkündete die Moderatorin Sue: »Heute habe ich noch ein super Event für euch. Afternoon sucht eine Nachwuchs-Band, die regelmäßig bei uns im Studio auftreten soll. Die Band wird aus vier Mitgliedern bestehen. Dazu veranstalten wir in den nächsten Wochen ein Casting in verschiedenen Städten. Alle Jugendlichen ab vierzehn Jahren können mitmachen, aber ihr braucht die Einverständniserklärung der Eltern. Die Details und Anmeldebedingungen findet ihr auf unserer Website.«

Marie stieß einen spitzen Schrei aus. »Ein Casting!«

Franzi und Kim sahen sich verständnislos an.

»Na und?«, sagte Kim. »Es kommen doch ständig irgendwelche Castingshows.«

»Ja, aber die sind oft erst ab sechzehn und dieses Casting ist auch in unserer Stadt!«, sagte Marie aufgeregt. »Da kann man schon ab vierzehn mitmachen. Und ich bin vierzehn!«

Jetzt hatte Franzi verstanden. »Sag bloß, du willst da mitmachen?«

Marie lächelte glücklich und nickte.

»Hm, warum eigentlich nicht?«, sagte Kim. »Du kannst super singen und hast eine tolle Ausstrahlung. Du hast sicher gute Chancen.«

»Meinst du?« Marie sprang auf, griff nach einem Muffin und hielt ihn sich als Mikrofon vor den Mund. »I’m good the way I am.I like myself. I’m beautiful. Look at me, I’m perfect!«

Kim und Franzi schwiegen nach dieser spontanen Showeinlage verblüfft.

Dann fing Kim an zu klatschen. »Wow, das war toll!«

»Nicht schlecht«, sagte Franzi und pfiff durch die Zähne.

Marie tigerte aufgeregt durchs Wohnzimmer. »Hoffentlich ist Papa einverstanden. Er muss einfach Ja sagen. Wie bringe ich ihm das am besten bei? Oh! Ich muss sofort ins Internet und mir die Formulare runterladen. Und dann rufe ich meine Gesangslehrerin an. Ich brauche doppelt so viele Stunden. Dafür lasse ich die Theater-AG erst mal sausen …«

»Hey!«, rief Franzi. »Komm mal wieder runter!«

»Geht das nicht alles ein bisschen schnell?«, warf Kim ein. »Überleg dir lieber alles noch mal in Ruhe. So ein Casting ist der Megastress.«

Marie sah ihre Freundinnen an, als wären sie zwei Bankräuber, die plötzlich aus dem Nichts auftauchten. »Sorry?«

Franzi seufzte. »Weißt du noch, wer wir sind? Franzi Winkler? Kim Jülich? Die drei !!!, Detektivclub?«

»Klar weiß ich das«, sagte Marie, war aber mit den Gedanken weit weg. »Würde es euch was ausmachen, wenn ihr jetzt geht? Ich hab noch so viel zu tun.«

Kim runzelte die Stirn. Marie war total im Castingfieber. Hoffentlich ging das nicht so weiter, sonst konnten sie ihren Detektivclub glatt vergessen. »Wir müssen noch einen Termin ausmachen«, sagte sie, um Marie wieder in die Realität zurückzuholen. »Wann fangen wir an, den Pferdeschuppen auszumisten? Der nächste Fall kommt vielleicht schneller, als wir denken, und dann brauchen wir unser Hauptquartier.«

»Wie wär’s am Samstag um drei Uhr?«, schlug Franzi vor. »Da ist Stefan auch zu Hause.«

DAS NEUE HAUPTQUARTIER

Marie trat in die Pedale ihres Fahrrads und summte dabei einen Song über einen Tag, der erst mies anfing und dann doch noch richtig schön wurde, einfach »magic«. Der englischsprachige Titel war perfekt für die erste Vorrunde des Castings. Im Gesangsunterricht hatte sie ihn auch schon oft geprobt. Oder sollte sie besser ihr Lieblingslied mit deutschem Text nehmen, in dem es darum ging, das Leben in vollen Zügen zu genießen? Oder was sie auch toll fand: diesen neuen australischen Song über Freundschaft.

Vor lauter Singen hätte Marie beinahe die Abzweigung zu Franzi verpasst. Im letzten Moment bog sie beim Wegweiser Tierarztpraxis Dr. Karl Winkler in den Schotterweg ein. Sie nahm die Hände vom Lenker und sah hinauf zu den alten Laubbäumen. Die Sonne hatte noch Kraft, obwohl es schon Anfang November war, und brachte die orange und rot gefärbten Blätter zum Leuchten. Marie sang noch lauter. Da tauchte auch schon das Haus auf, in dem Franzi wohnte. Die roten Backsteine des Gebäudes schimmerten unter einer dichten Schicht Efeu hervor. Diesmal war Marie die halbstündige Fahrt total kurz vorgekommen. Fröhlich pfeifend stieg sie vom Rad und schob es hinüber zum alten Pferdeschuppen rechts hinter dem Haus.

Als sie ihr Fahrrad abstellte, stieß sie mit Franzi zusammen. Die schleppte gerade eine Matratze ins Freie. Keuchend warf sie diese auf den Boden und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Gut, dass du endlich da bist, wir brauchen deine Girlpower!«

Kim kam mit einem kleinen Regal unter dem Arm aus dem Schuppen. »Mensch, Marie! Du kommst viel zu spät. Wir hatten doch drei Uhr ausgemacht, und jetzt ist es vier.«

»Hattest du unseren Termin etwa vergessen?«, fragte Franzi.

Marie biss sich auf die Lippe. »Nein! Ich hatte noch Gesangsstunde. Es tut mir leid, ich konnte nicht eher weg, ihr wisst doch, das Casting …«

Franzi seufzte. »Das Casting, klar. Ich versteh ja, dass es dir echt wichtig ist, aber unser Detektivclub ist auch wichtig. Ich dachte, du freust dich darauf, mit Kim und mir das Hauptquartier für unseren Detektivclub einzurichten.« Franzi konnte ihre Enttäuschung nicht verbergen.

»Klar freue ich mich!«, rief Marie. »Die drei !!! sind super. Ich hab doch schon gesagt, dass es mir leidtut. Dafür bringe ich das nächste Mal Visitenkarten für unseren Detektivclub mit. Ich hab schon am Computer verschiedene Varianten des Logos ausprobiert. Und Papa lässt die Karten für mich drucken.«

Franzi war nicht nachtragend. »Echt?«, fragte sie. »Da bin ich ja gespannt!«

»Und ich erst«, sagte Kim. »Falls du Hilfe brauchst, ein Anruf genügt! Ich kenne mich ganz gut aus mit Grafikprogrammen.«

Marie nickte. »Danke.« Dann krempelte sie die Ärmel ihres Pullis hoch. »Also, was kann ich tun?«

Kim und Franzi zeigten ihr den Schuppen. Obwohl sie schon einen Teil des Gerümpels sortiert hatten – für den Flohmarkt, den Wertstoffhof und fürs Hauptquartier –, sah es immer noch ziemlich chaotisch aus. An der linken Wand stand die Kutsche, die früher mal blau gewesen sein musste. Davor türmten sich alte Stühle, kaputte Elektrogeräte, Sessel, Zeitungen und Kleider unter einer dicken Schicht Staub und Spinnweben.

Plötzlich wurde der Staub aufgewirbelt und eine gebückte Gestalt mit einem großen Sessel auf den Schultern bewegte sich auf Marie zu.

Erst nach ein paar Sekunden erkannte sie, wer sich hinter der Staubwolke verbarg. »Hallo, Michi!«, begrüßte sie den Freund.

»Hallo, Marie!«, antwortete Michi. »Gehst du mal aus dem Weg? Das Ding hier ist verdammt schwer.«

Schnell sprang Marie zur Seite. Dann sah sie sich im Schuppen um und seufzte. Ausmisten hatte noch nie zu ihren Lieblingsbeschäftigungen gehört. »Wo ist denn Stefan?«, fragte sie.