Die drei Gewaltigen - Thomas Mann - E-Book

Die drei Gewaltigen E-Book

Thomas Mann

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Beschreibung

In der Augustausgabe 1949 von Der Monat erschien dieser Text unter dem alternativen Titel ›Goethe, das deutsche Wunder‹, während das New York Times Magazine für den Abdruck der englischen Übersetzung am 26. Juni 1949 den Titel ›Goethe: »Faust and Mephistopheles«‹ gewählt hatte. Mann bevorzugte jedoch den hier verwendeten, wenngleich Goethe ihm von den drei Figuren zweifellos die nächste war: »Die drei Gewaltigen, von denen ich hier spreche – um mit wahrer Herzensneigung nur von einem von ihnen zu sprechen – sind Luther, Goethe und Bismarck.« Seine Bewunderung für Goethe, diesen »Liebling der Menschheit«, hat Mann vielfach geäußert. Der erneuerte Wunsch der New York Times nach einem Goethe-Artikel kam im April 1949 auch zur rechten Zeit, um die Folgen der medialen Auseinandersetzung um die »Konferenz der Kulturschaffenden und Künstler für Weltfrieden« auszubügeln. Die Zeitschrift Life hatte Mann in diesem Zusammenhang als »Mitläufer« der Kommunisten attackiert. Anstatt darauf einzugehen, griff er auf das Mittel eines großen Essays zurück, um seinen Ruf zu korrigieren. Insbesondere in Deutschland wurde der Text, vor allem in Bezug auf die Äußerungen über Martin Luther, kritisch wie zustimmend viel rezipiert.

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Seitenzahl: 20

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Thomas Mann

Die drei Gewaltigen

Essay/s

Fischer e-books

In der Textfassung derGroßen kommentierten Frankfurter Ausgabe(GKFA)Mit Daten zu Leben und Werk

{650}Die drei Gewaltigen

Der deutsche Genius hat sich in drei Monumental-Gestalten verkörpert, einer religiösen, einer dichterischen und einer politischen, die bei allen Verschiedenheiten ihrer Sendung, ihres Zeitgepräges und ihrer Individualität eine entschiedene Familienähnlichkeit aufweisen. Diese, möchte man sagen, liegt schon in ihrer exorbitanten und vereinsamenden Größe selbst, welche scheinbar das europäische Maß überragt und den Eindruck erwecken kann, als gedeihe ein Menschentum höchsten, gewaltigsten Wuchses nur in Deutschland, – eine optische Täuschung. Denn während die Helden und Häupter anderer Nationen den stolzesten Erhebungen eines Gebirgsstockes gleichen, dessen Durchschnittshöhe sie jedoch nicht in unvergleichlicher, ihre Umgebung tief zurücklassender Weise überragen, sind die großen Männer deutscher Nation wie Bergkolosse, die sich in erdrückender Imposanz unvermittelt aus der Ebene erheben und dadurch überdimensioniert, ja als die eigentlichen Beispiele irdischer Größe überhaupt erscheinen. Aus diesem Grunde sind Heldenverehrer, wie Carlyle, immer sehr deutschfreundlich gewesen. Sie halten es alle mit Nietzsches kraß aristokratischem Wort, ein Volk sei »der Umweg der Natur zur Erzeugung von drei, vier großen Männern«, – einem sehr deutschen Wort, dem zuzustimmen unter allen Völkern das deutsche denn auch am willigsten ist. Anders gesagt: In Deutschland neigt die Größe zu einem undemokratischen Hypertrophieren, es ist dort zwischen ihr und der Menge eine Kluft, ein »Pathos der Distanz«, um Nietzsches Lieblingswort zu gebrauchen, wie es anderwärts in dieser Schärfe nicht vorkommt, – in Ländern, wo Größe nicht Knechtschaft auf der einen Seite und ein Überwuchern absolutistischen Ich-Gefühls {651}auf der anderen schafft, – in glücklicheren Ländern, möchte man sagen, wenn nicht jedes Volkstum in seiner angeborenen Eigentümlichkeit doch schließlich sein Glück fände.