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Bobs Vater steckt in Schwierigkeiten. Denn schon wieder haben die Computerdiebe zugeschlagen. Sie haben ihm einen Laptop geklaut, welchen er nicht mit nach Hause hätte nehmen dürfen. In nur 48 Stunden müssen die drei ??? Kids den Diebstahl aufklären. Eine heiße Spur führt die drei Freunde ins Internet.
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Seitenzahl: 76
Die drei ???® Kids
Band 12
Internetpiraten
Erzählt von Ulf Blanck
Mit Illustrationen von Stefanie Wegner
KOSMOS
Umschlagillustration von Stefanie Wegner, Hamburg
Innenillustrationen von Stefanie Wegner
Umschlaggestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart
Grundlayout: Friedhelm Steinen-Broo, eStudio Calamar
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© 2016, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-440-15324-6
eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Gleichmäßig rollten lange Wellen über den weiten Pazifik und verschwanden lautlos am Horizont. Aus dem wolkenlosen kalifornischen Himmel strahlte die Sonne auf das glitzernde Wasser. Mit geschlossenen Augen lag Justus Jonas auf einer weichen Luftmatratze und ließ sich auf den sanften Wogen treiben. Nur aus der Ferne hörte er das leise Kreischen einer Möwe. Doch allmählich wurde dieses Rufen lauter und eindringlicher. Unablässig dröhnte ein schrilles Krächzen in seinen Ohren und verwandelte sich schließlich in das Bimmeln einer Türklingel. Erschrocken riss Justus die Augen auf, rollte zur Seite und fiel aus seinem Bett.
»Tante Mathilda! Da ist jemand an der Tür!«, rief er verschlafen und schielte mit einem Auge auf den Wecker. Es war gerade mal sieben Uhr morgens – und das am Samstag. Aber er schien der Einzige im Haus zu sein, der von dem aufdringlichen Klingeln geweckt worden war. »Ja, ja … komme schon«, murmelte er genervt und schlurfte die Holztreppe hinunter.
Vor der Haustür stand ein Mann in Uniform und lachte ihn freundlich an. »Guten Morgen, mein Herr. Ihre Lieferung.«
Ungläubig betrachtete Justus den Zettel, der ihm vorgehalten wurde. »Es ist die bestellte Ware für einen Titus Jonas. Bist du das?«
»Nein, das ist mein Onkel. Aber ich kann es auch annehmen. Wo muss ich unterschreiben?« Justus machte eine krakelige Unterschrift auf dem Lieferschein. Es kam öfter vor, dass Onkel Titus sich etwas schicken ließ. Meist waren es Ersatzteile für irgendwelche Apparaturen, die er auf seinem Schrottplatz reparieren wollte.
»Die Kartons habe ich vor dem Schuppen abgestellt«, grinste der Kurierfahrer und verschwand anschließend in einem Lieferwagen. Mittlerweile erschien auch Tante Mathilda und steckte ihre Haare zusammen. »Wer kommt uns denn so früh besuchen?«
»Och, sind nur ein paar Pakete für Onkel Titus«, antwortete Justus und zeigte auf die aufgestapelten Kartons an der Schuppenwand. Sie schnappte nach Luft. Doch bevor Tante Mathilda sich richtig aufregen konnte, wurde sie von Onkel Titus zur Seite geschoben.
»Keiner fasst was an! Das ist meine erste Internet-Bestellung«, verkündete er stolz. Seine Frau zog den Gürtel ihres rosa Morgenrocks zusammen. »Du hast was übers Internet bestellt?«, fragte sie.
»Genau. Man muss mit der Zeit gehen. Wozu an der Kasse stehen, wenn es einem bis vor die Haustür gebracht wird. Wo ist überhaupt mein Paket?«
»Dein Paket?«, wiederholte Justus irritiert. »Die haben dir eine halbe Lastwagenladung geschickt.« Jetzt rannten alle aufgeregt zum Schuppen. Onkel Titus nahm den erstbesten Karton und riss ihn hektisch auf. »Na bitte, genau richtig. Grüne Hausschuhe. Das Sonderangebot für Erstbesteller.« Justus hielt noch immer den Lieferschein in der Hand. Erst jetzt las er, was er vor wenigen Minuten unterschrieben hatte.
»Hier steht tatsächlich was von grünen Hausschuhen – aber 43 Stück.«
»Titus! Du hast 43 Paar Hausschuhe gekauft?«, stöhnte Tante Mathilda.
»Nein, nein, nein … das muss ein Versehen sein«, stammelte ihr Mann verzweifelt. »Ich habe nur ein Paar bestellt. Ein Paar in Größe 43.«
Justus Jonas schwante Böses. »Größe 43? Und bist du dir sicher, dass du das nicht falsch eingetragen hast?«
Jetzt begriff auch Tante Mathilda. »Ich will es einfach nicht glauben. Du hast die ganze Bestellung durcheinandergebracht. 43 Stück statt Größe 43. Ich habe noch nie was von diesem ganzen Computerkram gehalten. Ruf sofort an und lass die Hausschuhe wieder abholen!«
Zerknirscht ließ sich Onkel Titus auf ein verrostetes Ölfass nieder. »Geht nicht. Sonderangebote sind vom Umtausch ausgeschlossen.«
Der Vormittag war gelaufen. Schweigend saßen sie beim Frühstück und starrten in ihre Teetassen. Anschließend gingen Justus und sein Onkel in den Schuppen. Dort stand der neuangeschaffte Computer. Erst vor kurzem hatte Onkel Titus diesen sehr günstig bei einem Trödler erstanden. Justus rief noch einmal das Bestellformular auf. »Da ist nichts zu machen. Du hast dich tatsächlich in der Zeile vertan.«
Niedergeschlagen zog der Schrottplatzbesitzer den Stecker aus dem Computer. »Diese Dinger sind nichts für mich. Beim nächsten Mal geh ich wieder in Porters Laden, hier in Rocky Beach.«
Plötzlich hörte man von draußen die Klingeln von zwei Fahrrädern. »Just! Wo steckst du? Oder schläfst du etwa noch?« Es war die Stimme von Peter Shaw. Justus öffnete die Schuppentür und blinzelte in die Sonne. Neben Peter stand auch Bob Andrews und wischte seine Brille am T-Shirt sauber. »Was ist los? Wir wollten doch an den Strand?«, rief dieser ihm entgegen.
Fast hätte Justus in der Aufregung die Verabredung vergessen. »Bin schon fertig. Ich muss nur noch schnell meine Sachen holen.«
Tante Mathilda packte den dreien noch ein riesiges Stück Kirschkuchen ein. »Passt aber auf, dass euch die Wellen nicht aufs offene Meer treiben! Bei dem Wind heute kann der Pazifik sehr gefährlich werden. Eh man sich versieht, wird man gegen die Klippen geschleudert. Im letzten Jahr hat es ein Fischerboot erwischt, davor ein Segelschiff und vor drei Jahren …«
» … die Pacific Star!«, stimmten Justus, Peter und Bob im Chor ein. Tante Mathilda erzählte immer die gleiche Geschichte. Der Luxusdampfer war das größte Opfer des tückischen Riffs vor der Küste. Tagelang berichteten damals die Zeitungen von dem Unglück. Es war die Jungfernfahrt des teuren Schiffs. Glücklicherweise befand sich an diesem Tag nur die Besatzung an Bord und konnte in einer dramatischen Aktion gerettet werden. Die Pacific Star hingegen wurde nach mehreren Bergungsversuchen aufgegeben und dem Riff überlassen. Alles Wertvolle hatte die Reederei ausgebaut – der Rest ist im Laufe der Zeit von Plünderern beiseite geschafft worden.
Bob betrachtete neugierig die Kartons mit den Hausschuhen. »Was ist das denn?«, fragte er erstaunt.
»Das ist ein Tippfehler«, grummelte Onkel Titus und verschwand wieder in seinem Schuppen.
Es war an diesem Tag tatsächlich außergewöhnlich windig. Die drei ??? mussten sich richtig anstrengen, um auf ihren Rädern gegen die starken Böen anzukommen.
»Klasse Sturm!«, rief Peter. »Das gibt bestimmt dicke Brecher am White Beach.«
Er sollte recht behalten. Das Meer tobte, und riesige Wellen trieben weiße Schaumkronen vor sich her. White Beach war unter den Surfern Kaliforniens längst kein Geheimtipp mehr. Auf dem schmalen Küstenstreifen tummelten sich bei so einem Wetter dutzende Wellenreiter und jagten auf ihren Brettern durch die Brandung. Auch lockte der Strand viele Touristen an. Entlang dem feinen Sandstrand gab es mehrere kleine Buden und ein Café. Seit dem Sommer mussten die Autofahrer sogar Parkgebühren zahlen.
»Die sind garantiert drei Meter hoch«, strahlte Peter, als er die tosenden Wellen erblickte.
Sie stellten ihre Räder ab und liefen durch den heißen Sand. Eine gelbe Flagge zeigte an, dass man ausschließlich in einem schmalen Bereich ins Wasser durfte. Nur dieser Abschnitt wurde von Rettungsschwimmern bewacht.
Die drei ??? tobten so lange in den Wellen, bis ihnen fast die Luft wegblieb.
»Ich brauch eine Pause«, stöhnte Justus und ließ sich völlig erschöpft auf sein Handtuch fallen. Anschließend stopften sie Tante Mathildas Kirschkuchen mit den Fingern in sich hinein.
Peter zeigte auf eine Gruppe von Surfern – weit draußen in der hohen Brandung. »Cool, die sitzen den ganzen Tag auf ihren Boards und suchen die Welle ihres Lebens. Wenn aus mir kein Detektiv wird, mach ich das genauso.«
»Und woher nimmst du das Geld dafür?«, fragte Justus mit vollem Mund.
»Für einen echten Surfer ist Wind wichtiger als Geld«, lachte Peter und deutete auf einen alten Wohnwagen am Ende des Strands. »Ich kann ja auch eine Surfschule aufmachen – wie die da hinten.« Um den Wohnwagen herum flatterten bunte Fahnen im Wind.
Peter wühlte in seinen Hosentaschen und beförderte ein paar Münzen zum Vorschein. »In einem der Strandläden gibt es diese kleinen Surfboards aus hartem Schaumstoff. So ein Teil wollte ich schon immer haben. Kommt ihr mit?« Justus und Bob hatten Langeweile und begleiteten ihren Freund zu dem Geschäft.
Wenig später stand Peter mit dem kleinen Surfbrett im Wasser. »Es ist zwar kein richtiges cooles Board – aber zum Üben voll okay.« Dann nahm er eine schäumende Welle und ließ sich auf dem Bauch bis ans Ufer treiben.
Bob wollte das Brett auch ausprobieren und lernte erstaunlich schnell, damit umzugehen.
»Jetzt du, Just!«, rief er und schüttelte das Wasser aus den Haaren. Doch als Justus versuchte, auf dem Brett zu sitzen, ging es zusammen mit ihm unter.
»Die Erfinder von diesen Dingern sind nicht von einem normalen Körperbau ausgegangen«, schimpfte er und legte sich schweigend wieder auf sein Handtuch.
Doch Peter und Bob konnten gar nicht genug bekommen. Immer wieder schmissen sie sich abwechselnd in die Wellen und schossen durch die weiße Gischt.
Mittlerweile kam eine Gruppe von Surfern aus der hohen Brandungszone zurück. Eine sonnengebräunte blonde Frau beobachtete, wie Peter mit seinem Schaumstoff-Board sehr gekonnt durch die Wellen jagte.
»Nicht schlecht!«, rief sie ihm entgegen. Peter wurde knallrot.
»Wenn du so weitermachst, wirst du noch einer von uns. Du musst eins werden mit deinem Board – dann wirst du jede Welle besiegen.«