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"Wir sollen mit den Delfinen schwimmen?", rief Bob entsetzt und zog schnell seinen Fuß aus dem Wasser. Doch Justus setzte die Taucherbrille auf. "Wenn wir den Fall lösen wollen, dann bleibt uns nichts anderes übrig." Im Vergnügungspark "Atlantis" läuft nicht alles nach Plan. Eine heiße Spur führt die drei ??? in die geheimnisvolle Unterwasserwelt im Reich der Delfine.
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Seitenzahl: 76
Die drei ???® Kids
Band 17
Rettet Atlantis!
Erzählt von Ulf Blanck
Mit Illustrationen von Stefanie Wegner
KOSMOS
Umschlagillustration von Stefanie Wegner, Hamburg
Innenillustrationen von Stefanie Wegner
Farbige Umsetzung von Timo Müller, Hamburg
Umschlaggestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart
Grundlayout: Friedhelm Steinen-Broo, eStudio Calamar
Unser gesamtes lieferbares Programm und viele
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© 2016, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-440-15326-0
eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Endlich waren Ferien, und Justus Jonas ließ fröhlich pfeifend das Ortsschild von Rocky Beach hinter sich. Um diese Zeit war noch kaum jemand unterwegs, und so hatte er die ganze Küstenstraße für sich allein. In großen Bögen lenkte er sein klappriges Fahrrad von einer Seite zur anderen. Vom Pazifik her wehte ihm ein leichter, warmer Wind entgegen. Nach drei Kilometern bog Justus in einen holprigen Feldweg ab und verschwand hinter Büschen und wild wachsenden Sträuchern. Die letzten Meter musste er sein Rad über den staubigen Pfad schieben, und ihm lief bereits der Schweiß von der Stirn. Es roch nach vertrockneten Gräsern, und von allen Seiten hörte man das laute Zirpen hunderter Zikaden und Grillen. Der Weg endete an einem stillgelegten Wassertank für alte Dampflokomotiven. Wie ein riesiges Holzfass stand er direkt neben den verrosteten Schienen der ehemaligen Eisenbahnstrecke.
An der Außenseite des Tanks war ein gebogenes Rohr zum Befüllen der Lokomotiven angebracht. Das Ganze ähnelte einer Kaffeekanne und gab dem Versteck der drei ??? dadurch seinen Namen.
»He, macht die Klappe auf! Ich bin’s.« Der Wasserspeicher stand etwas erhöht auf einer Konstruktion aus Holzbalken. Justus stellte sein Fahrrad ab und kletterte die Stahlsprossen hinauf, mitten in den geöffneten Tank. »Hallo, Peter und Bob! Ich komm zwar etwas zu spät, dafür habe ich aber auch was mitgebracht.« Neugierig betrachteten seine beiden Freunde die kleine Blechkiste, die Justus ihnen vor die Nase hielt. Peters Augen leuchteten. »Etwa Tante Mathildas Kirschkuchen?« Justus schüttelte den Kopf.
»Aber es ist was zu essen, oder?«, versuchte Bob mitzuraten.
»Na ja, im Grunde genommen ist es was zu essen. Wer es herausbekommt, darf probieren.« Justus konnte sich das Grinsen kaum verkneifen.
Als Peter und Bob es nach mehreren Versuchen nicht errieten, klappte Justus vorsichtig den Deckel hoch. Gespannt starrten die beiden in die Kiste.
»Igitt! Das sind ja Würmer. Hunderte eklige, krabbelnde Würmer. Sollen wir die etwa zum Frühstück runterwürgen?« Angewidert drehte sich Bob zur Seite. Justus schloss den Deckel wieder. »Ihr nicht, aber die Fische. Was haltet ihr davon, wenn wir heute zum Angeln rausfahren? Ich hab Onkel Titus gefragt – wir dürfen sein kleines Boot nehmen.« Peter war begeistert. Doch Bob verzog sein Gesicht. »Also ich finde Angeln todlangweilig. Aber ich komm trotzdem mit. Während ihr angelt, werde ich solange tauchen gehen.« Dann wühlte er in einem der vielen Kartons und zog eine Taucherbrille heraus.
»Also, worauf warten wir noch? Ich wette, die Fische beißen heute besonders gut«, lachte Justus.
Sie nahmen ihre Räder und fuhren in Richtung des kleinen Fischereihafens. Bob hatte immer noch keine Lust zu angeln. »Also ich weiß nicht. Fische, die solche ekligen Würmer fressen, will ich lieber nicht auf meinem Teller haben.« Aber Justus ließ sich davon nicht die gute Laune verderben. »Das sind eins a Mehlwürmer. Onkel Titus schwört darauf. Er züchtet sie heimlich im Keller. Nur Tante Mathilda darf davon nichts mitbekommen. Die würde das ganze Haus abbrennen, wenn sie wüsste, mit welchen Haustieren sie zusammenlebt.« Justus Jonas lebte bei Tante Mathilda und Onkel Titus. Seine Eltern waren bei einem Unfall ums Leben gekommen, als er fünf Jahre alt war.
Nach einer Viertelstunde erreichten sie die Hafenanlage in der felsigen Bucht vor Rocky Beach. Die letzten hundert Meter ging es in engen Kurven nur noch bergab.
Justus hatte seinem Onkel versprechen müssen, dass sie dem Hafenmeister vor dem Ausflug Bescheid sagen würden.
»Jo, jo, ist gut, mein Junge«, grummelte der Mann im blauen Overall. »Fahrt nicht zu weit raus und fangt unseren Fischern nicht alles weg.« Ernesto Porto spuckte in die Hände und machte sich wieder daran, seine Netze zu flicken.
Das kleine Angelboot von Onkel Titus dümpelte an einem morschen Holzsteg. ›Mathilda‹ stand in großen Buchstaben am Bug.
»Alles an Bord!«, rief Justus, öffnete den Benzinhahn des Außenborders und startete den Motor. Einige schläfrige Möwen auf der Kaimauer hoben die Köpfe und flogen verschreckt davon.
Auf dem offenen Meer waren kaum Wellen, und die ›Mathilda‹ bahnte sich ihren Weg durch das glitzernde Wasser.
»Mein Onkel hat eine geheime Stelle zwischen den Klippen entdeckt. Da soll es von Fischen nur so wimmeln.«
Zwei Meilen weiter südlich warf Peter den Anker über Bord. Als Justus damit begann, Mehlwürmer auf die Angelhaken zu pieken, ließ Bob sich nach hinten ins Wasser fallen. »Mir wird schlecht«, prustete er. »Ich fang die Biester lieber mit bloßen Händen.« Dann sah man von ihm nur noch einige Luftblasen aus der Tiefe aufsteigen.
»Der vertreibt uns noch die ganzen Fische«, ärgerte sich Justus.
Der Tipp von Onkel Titus war wirklich gut. In kürzester Zeit zappelten nacheinander vier Fische an der Angel.
»Das sind Zackenbarsche«, wusste Justus. »Hier muss ein ganzer Schwarm unter uns sein.«
Bob hingegen schwamm in großen Runden um das kleine Boot herum. Allmählich wurde ihm kalt, und er tauchte ein letztes Mal auf den Grund, um nach Muscheln zu suchen. Plötzlich huschte ein dunkler Schatten über ihn hinweg. Aber als er den Kopf herumriss, war der Schatten schon wieder verschwunden. Mit schnellen Zügen schwamm Bob hektisch zurück an die Oberfläche. In diesem Moment spürte er einen kräftigen Stoß an seinen Beinen. Etwas sehr Großes drängte ihn so schnell nach oben, dass Bob fast die Taucherbrille von der Nase rutschte. Er wollte schreien, aber aus seinem Mund kamen nur Luftblasen.
Justus und Peter zogen mittlerweile den fünften Zackenbarsch aus dem Pazifik. Doch zusammen mit dem Fisch schoss urplötzlich Bob aus dem Wasser, wurde in die Luft katapultiert und landete mitten zwischen den gefangenen Barschen im Boot. Noch bevor einer der drei etwas sagen konnte, hörten sie ein abgehacktes, quietschendes Lachen.
»He! Guckt euch das an! Ein Delfin!«, schrie Peter entgeistert. Bob rappelte sich auf und setzte seine richtige Brille wieder auf. »Was ist passiert? Wieso lieg ich hier zwischen den ganzen Fischen?« Justus half seinem Freund auf die Beine. »Ein Delfin hat dich nach oben geschleudert. Da! Jetzt springt er wieder aus dem Wasser. Nein, es sind sogar zwei!« Die beiden Delfine schienen sich zu amüsieren, sprangen immer wieder aus dem Wasser und schlugen Saltos in der Luft. Vor Erleichterung mussten die drei ??? jetzt laut loslachen.
»Und ich dachte schon, mir hat ein Hai in den Hintern gebissen«, stöhnte Bob. Ihm zitterten immer noch die Hände. »Dabei gibt es hier in der Gegend überhaupt keine.«
Doch dann machte Justus eine merkwürdige Entdeckung. »Moment, seht euch die zwei Delfine mal genauer an! Die haben irgendwas um den Kopf. Sieht aus wie ein Pferdehalfter.«
Jetzt erkannten es auch Peter und Bob. Beide Delfine trugen eine Art Schmuck aus silbernen Kettchen und funkelnden Steinen. Sie tauchten ab und erschienen nach wenigen Sekunden direkt neben dem Bootsrand. »Wisst ihr was? Die haben Hunger.« Justus nahm zwei Fische und warf jedem der Delfine einen Barsch ins offene Maul. Als würden sie sich bedanken, schlugen sie noch einen mächtigen Salto in der Luft – dann verschwanden sie in den Tiefen des Ozeans.
»Unglaublich«, entfuhr es Bob, und er wischte sich die Fischschuppen aus dem Gesicht.
Der Wind hatte ein wenig aufgefrischt, und die Wellen ließen die ›Mathilda‹ hin und her schaukeln.
»Bevor uns schlecht wird, sollten wir den Anker einholen und zurückfahren«, schlug Justus vor. Alle drei sehnten sich danach, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
Gleichmäßig brummte der kleine Außenbordmotor und trieb die ›Mathilda‹ rasch vorwärts. Plötzlich rieb Peter sich die Augen und starrte zum Horizont.
»Sind da schon wieder unsere beiden Delfine?«, fragte Justus. Peter war sich nicht ganz sicher. »Nein, da war so etwas Merkwürdiges. Auf jeden Fall kein Delfin. Es sah aus wie ein Stock, der aus dem Wasser ragt. Jetzt ist es wieder verschwunden.« Bob grinste ihn an. »Wahrscheinlich hat dir die Sonne das Gehirn aufgeweicht. Die Matrosen von Kolumbus haben damals auch immer irgendwelche Sachen auf dem Meer gesehen. Seeungeheuer, Meerjungfrauen, gegrillte Hähnchen … «
»Ach, lass mich doch in Ruhe!«, ärgerte sich Peter. Justus versuchte, den Streit zu schlichten. »Vielleicht war es eine Boje von den Fischern. Hier schwimmt einiges auf dem Wasser.«
Im Hafen verstauten sie ihren Fang in einem Eimer und machten sich auf den Rückweg.
»Na, Jungs! Habt ihr euer Mittagessen zusammenbekommen?«, lachte ihnen Ernesto Porto entgegen. Jetzt erst dachten die drei daran, dass sie ihre Zackenbarsche ja auch essen mussten. Keiner von ihnen mochte Fisch besonders gern.
Der Weg zurück war wesentlich anstrengender, da es fast die ganze Zeit bergauf ging. Justus war schweißgebadet, als sie den Schrottplatz seines Onkels erreichten. Onkel Titus begrüßte sie von der schattigen Veranda. »Na, habt ihr meine ›Mathilda‹ versenkt?«, lachte er und legte seine Zeitung weg.