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"Wenn du das Ding nicht hältst, können wir einpacken", flüsterte Justus. entschlossen starrte Peter auf den Elfmeterpunkt. "Ich weiß. Aber mit dem ball stimmt etwas nicht." Fußballmeisterschaft in Rocky Beach! Doch es geht nicht nur um den Pokal - Onkel Titus' Schrottplatz steht auf dem Spiel. Und die Gegner der drei ??? Kids kämpfen mit allen Mitteln .
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Seitenzahl: 81
Die drei ???® Kids
Band 26
Fußball-Alarm
Erzählt von Ulf Blanck
Mit Illustrationen von Stefanie Wegner und Kim Schmidt
KOSMOS
Umschlagillustration von Stefanie Wegner und Timo Müller, Hamburg
Umschlaggestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart
Innenillustrationen von Kim Schmidt, Dollerup
Grundlayout: Friedhelm Steinen-Broo, eStudio Calamar
Supervising: Stefanie Wegner
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© 2016, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-440-15331-4
eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Es war noch sehr früh in Rocky Beach. Die ganze kleine Stadt träumte dem anbrechenden Tag entgegen. Auch Justus Jonas hatte sich in seinem Kissen vergraben. Durch das offene Fenster wehte angenehm etwas kühle Luft ins Zimmer und bewegte die dünne Gardine leicht hin und her. Die ersten Vögel begannen zu zwitschern.
Plötzlich wurde Justus von einem fürchterlichen Geräusch geweckt. Erschrocken riss er die Augen auf und hielt entsetzt die Luft an. Es war ein lautes, metallisches Scheppern. Glas splitterte, und dazwischen mischte sich das Dröhnen von Motoren. Langsam näherte sich Justus dem Fenster, schob die Gardine zur Seite und wollte seinen Augen nicht trauen: Mitten auf dem Schrottplatz stand ein großer Bagger und hob mit einem riesigen Greifarm alte Kühlschränke und rostige Autoteile auf einen LKW.
Ungläubig rannte Justus die Holztreppe hinunter ins Erdgeschoss, öffnete die Tür zur Veranda und prallte direkt gegen Onkel Titus. »Was ist denn hier mitten in der Nacht los?«, keuchte er und starrte auf den Schrottplatz. Onkel Titus kratzte sich nervös am Kopf. »Tja, es nützt nichts. Auf dem Gelände war einfach nicht mehr genügend Platz. Es ist an der Zeit, dass ich mich von einem Haufen überflüssiger Schrottteile trenne.« Justus verstand die Welt nicht mehr. »Moment, du hast doch immer gesagt, dass das alles Wertstoffe sind, oder?« Verlegen nippte sein Onkel an seiner Kaffeetasse. »Nun ja, das stimmt ja auch. Der Baggerfahrer lädt ausschließlich Metall auf. Später wird das Ganze eingeschmolzen und wiederverwendet. Vielleicht machen sie schöne Fahrräder daraus. Die fangen ganz schön früh an.«
In diesem Moment kam auch Tante Mathilda aus der Küche. »Richtig! Endlich kommt mal Ordnung in das Chaos. Von mir aus können die gleich alles mitnehmen.« Unaufhörlich ließ der Baggerfahrer den schweren Greifarm in die Schrottberge krachen. Alles landete auf dem Lastwagen: Ausgediente Backöfen, Computergehäuse, Motorhauben, Regenrinnen und leere Ölfässer.
Justus musste sich erst einmal setzen. »Und was ist mit den guten Sachen?« Onkel Titus beugte sich zu ihm herüber. »Keine Angst«, sagte er leise. »Die habe ich natürlich in Sicherheit gebracht.«
Seine Frau hatte trotzdem alles mitangehört. »Titus, du brauchst gar nicht zu flüstern. Dein Schuppen mit dem Lieblingsschrott ist beim nächsten Mal dran.« Doch das meinte sie nicht wirklich so. Im Schuppen lagerte Onkel Titus alles, was ihm im Laufe der Jahre ans Herz gewachsen war. Zuletzt hatte er dort die ›original‹ Trockenhaube von Marilyn Monroe verstaut.
Unterdessen grub sich der Bagger immer tiefer in die Schrottberge, und schon bald musste ein zweiter Lastwagen auf das Grundstück fahren. Schweigend betrachteten Onkel Titus und Justus, wie auf dem Lastwagen ein altes Motorrad unter rostigen Blechplatten begraben wurde. Justus fuhr bei jedem lauten Geräusch des kräftigen Greifarms ein Schauer über den Rücken. Seit er fünf Jahre alt war, wohnte er hier, und der Schrottplatz war längst sein Zuhause geworden. Seine Eltern waren damals bei einem Unfall ums Leben gekommen.
»Onkel Titus«, begann er etwas wehmütig. »Das bleibt doch hier aber nicht so, oder? Ich meine, so ein leerer Schrottplatz ist doch total langweilig.« Sein Onkel legte ihm die Hand auf die Schulter und nahm einen letzten Schluck Kaffee. »Ach was! Wirst sehen, in ein paar Wochen ist alles wieder wie vorher. Ich habe gerade im Internet ein ausrangiertes Forschungs-U-Boot ersteigert. Erzähl das aber bloß nicht so laut!« Tante Mathilda bekam diesmal nichts davon mit, denn sie bereitete in der Küche das Frühstück vor. Gerade als sie mit einem Tablett nach draußen trat, fuhren Peter und Bob mit ihren Rädern durch den großen Torbogen auf den Hof. Beide glotzten mindestens genauso ungläubig auf den Bagger wie zuvor Justus. Bob lehnte sein Rad gegen einen alten Kühlschrank und ging auf die Veranda zu. »Was wird das denn? Wird der Schrottplatz entrümpelt?« Peter stellte sein Rad neben das seines Freundes. »Oder zieht ihr etwa um?«
Bei dem Gedanken an einen Umzug durchzuckte es Justus kurz, doch dann musste er zum ersten Mal an diesem Tag lachen. »Quatsch! Denkst du, dann würden wir den ganzen Schrott mitnehmen?« Anschließend erzählte er ihnen von den Absichten seines Onkels. Bob nahm seine Brille ab und blickte über den Platz. »Eigentlich gar nicht schlecht. Wenn alles weg ist, können wir hier eine Fahrradrennstrecke aufmachen.« Bei diesem Wort sprang Peter plötzlich auf. »Oh nein! Unsere Räder! Schnell!« Jetzt erkannte es auch Bob: Mit einem lauten Zischen öffnete sich der Greifarm des Baggers und war kurz davor, ihre beiden Räder mitsamt dem Kühlschrank zu zerquetschen. Peter schoss wie ein Pfeil auf den Baggerführer zu. »Halt! Warten Sie! Nicht die Räder!« Verwundert stoppte der Mann hinter den Hebeln den Greifarm. »Ja, was denn nun? Ich denke, alles soll weg. Hopp oder topp? Ich bin hier nicht zum Spaß!«
Wütend schob Peter die Räder beiseite. Onkel Titus war genauso aufgebracht und ging auf den Baggerführer zu. »Mann! Ich habe Ihrem Boss doch genau gesagt, was weg soll und was nicht! Nur das hier in der Mitte bis zu dem Baum dahinten. Da hab ich ja richtig Angst, Sie allein arbeiten zu lassen.«
»Du willst weg, während der hier alles abräumt?«, wunderte sich Justus, als sein Onkel zurückkam.
»Ja, ich habe einen Termin in der Stadt. Vor zwei Tagen rief mich ein Notar aus Rocky Beach an. Er sagte, dass er mit mir etwas zu besprechen hätte.«
»Vielleicht geht es um eine Erbschaft«, überlegte Bob.
»Unsinn. Niemand aus meiner Verwandtschaft ist in der letzten Zeit gestorben – zum Glück. Nein, es wird sich wohl mal wieder um irgendwelchen Behördenkram handeln.« Doch Justus’ Neugierde war geweckt. »Können wir nicht mitkommen? Eigentlich wollten wir heute baden gehen, aber so ein Termin beim Notar hört sich spannend an. Ich kann mich da an einen anderen Fall erinnern …« Onkel Titus überlegte einen kurzen Augenblick. »Hm, na schön. Wenn ihr unbedingt eure Ferien mit so langweiligen Sachen verbringen wollt – von mir aus. Vielleicht gar nicht mal so schlecht, wenn ihr hier wegkommt. Am Ende schnappt euch noch der verrückte Baggerfahrer mit seiner Kralle.«
Doch Tante Mathilda hatte etwas dagegen. »Moment! Und was ist mit dem Frühstück? Ich steh doch nicht umsonst in der Küche! Erst wird gegessen!«
Eilig schmierten sie sich Brote, stürzten den heißen Tee hinunter und rannten dann zum alten Pick-up von Onkel Titus. »Halt! Ihr habt die Äpfel für unterwegs vergessen!«, rief sie ihnen hinterher. Doch es war schon zu spät – ohne die Äpfel bogen sie auf die Küstenstraße in Richtung Rocky Beach. Dicht gedrängt hockten die drei ??? auf der Rückbank. Die Klimaanlage des Wagens war schon lange kaputt, und so kurbelten sie alle Scheiben herunter. Je näher sie der Stadt kamen, desto voller wurden die Straßen. Schließlich bog Onkel Titus in die John Street ein. »So, hier muss die Kanzlei des Notars sein. Er heißt Randolf Mulligan. Dort ist es! Nummer vierundvierzig – wir sind da.«
Wenig später saßen alle vier im Wartezimmer des Notars. Eine Dame mit viel zu süßem Parfüm bot ihnen etwas zu trinken an. »Einen kleinen Augenblick Geduld, meine Herren. Mister Mulligan ruft Sie gleich herein.« Nach zehn Minuten öffnete sich am Ende des Flurs eine schwere Holztür, und ein kleiner Mann im karierten Anzug trat heraus. »Kommen Sie! Kommen Sie bitte.« Etwas unsicher folgte Onkel Titus dem Notar. »Äh, ich habe mir etwas Verstärkung mitgebracht. Ich hoffe, das geht in Ordnung?«
»Kein Problem, Mister Jonas. Kein Problem. Bitte nehmen Sie Platz. Bitte Platz zu nehmen!«
Die Dame schob noch drei weitere Stühle ins Besprechungszimmer. »So, Mister Jonas. Ich will es kurz machen: Sie haben geerbt. Geerbt sozusagen.« Onkel Titus sah den Notar mit großen Augen an. »Geerbt? Wer ist denn gestorben?«
»Und vor allen Dingen, was hat er denn geerbt?«, platzte es aus Bob heraus.
»Nur der Reihe nach. Der Reihe nach. Der Verstorbene ist ein gewisser Otto Kautzer. Verstorben vor drei Wochen in Europa. In Europa also.«
»Otto Kautzer?«, wunderte sich Onkel Titus. »Das sagt mir überhaupt nichts.«
»Sie müssen anscheinend mit ihm zur Schule gegangen sein. Vor etlichen Jahren, hier in Rocky Beach. In Rocky Beach sozusagen.«
»Ah, Moment. Jetzt erinnere ich mich. Otto Kautzer – so ein Dicker. Genau, der dicke Otto. Jetzt weiß ich es wieder.«
»Sehen Sie. Und der hat Sie in seinem Testament bedacht.« Onkel Titus runzelte die Stirn. »Seltsam. Der dicke Otto hat mich damals gehasst. Später ist er tatsächlich mit seinen Eltern nach Europa ausgewandert. Wieso hat der mich nach all den Jahren zum Erben eingesetzt?« Mit einer großen Geste faltete der Notar einen Briefbogen auseinander. »Also, hiermit verlese ich das Testament. Das Testament also: ›Ich, Otto Kautzer, erkläre bei klarem Verstand und freiem Willen mein Testament: Im Falle meines Ablebens vererbe ich all meine Besitztümer in Europa dem IFF – dem Internationalen Förderverein des Fußballs. Diese Besitztümer haben einen Gesamtwert von ca. zwölf Millionen Euro.‹«
Onkel Titus klappte die Kinnlade herunter.
»›All meine Besitztümer in den USA hingegen gehen an Titus Jonas, wohnhaft in Rocky Beach.‹«
Bob hielt es nicht mehr aus: »Nun sagen Sie schon, was er alles geerbt hat!«
»Nur die Ruhe – das kommt ja jetzt. Kommt jetzt sozusagen: ›Zum einen erbt er das Gelände, auf dem sich sein jetziger Schrottplatz befindet. Titus Jonas hat es von meiner Gesellschaft gepachtet. Wahrscheinlich weiß er gar nicht, dass er mir schon seit jeher die jährliche Pacht zahlt.‹«