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Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft ist eine 1880 erstmals veröffentlichte Schrift Friedrich Engels. Nach Marx bilde diese Schrift gewissermaßen eine "Einführung in den wissenschaftlichen Sozialismus". (aus wikipedia.de)
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Seitenzahl: 76
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Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft
Friedrich Engels
Inhalt:
Friedrich Engels – Biografie und Bibliografie
Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft
Vorworte
I
II
III
Die Entwicklung des Sozialismus, Friedrich Engels
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
Loschberg 9
86450 Altenmünster
ISBN: 9783849611705
www.jazzybee-verlag.de
Sozialist, geb. 28. Nov. 1820 in Barmen als Sohn eines Fabrikanten, gest. 5. Aug. 1895 in London, war 1838 Volontär in einem Geschäft in Bremen und übernahm dann die Filiale des väterlichen Geschäfts zu Manchester, die er bis 1845 leitete. Schon in früher Jugend literarisch tätig und sozialistischen Ideen zugeneigt, wurde er durch seinen Aufenthalt in England angeregt zur Veröffentlichung des Werkes »Die Lage der arbeitenden Klassen in England« (Leipz. 1845; 2. Aufl., Stuttg. 1892; engl. Übersetzung, mit Nachtrag, von Wischnewetzky, New York 1887). Nachdem er bereits 1844 für die von A. Ruge und K. Marx herausgegebenen »Deutsch-französischen Jahrbücher« Beiträge geschrieben, ward er 1844 in Brüssel mit Marx persönlich bekannt, dem er fortan in treuer Freundschaft anhing. Mit ihm verfasste er gemeinsam die gegen Bruno Bauer gerichtete Schrift »Die heilige Familie«, ebenso 1847 im Auftrag des internationalen Kommunistenbundes das »an die Proletarier aller Länder« gerichtete kommunistische Manifest. E. war damals erst in London, später in Brüssel Sekretär des Zentralausschusses des genannten Bundes. 1848–49 beteiligte er sich als Mitarbeiter an der von Marx in Köln redigierten »Neuen rheinischen Zeitung«, dann nahm er an den Aufständen in der Pfalz und in Baden teil und flüchtete nach deren Niederwerfung nach England, wo er nach Gründung der »Internationale« für diese und überhaupt für Verbreitung sozialistischer Ideen wirkte. Von 1850–69 war er wieder im väterlichen Geschäft in Manchester tätig und lebte seit 1869 in London. Eine Reihe von seinen im »Vorwärts« veröffentlichten Abhandlungen erschien 1878 u. d. T.: »Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft« (4. Aufl., Stuttg. 1901); andre Schriften sind: »Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates« (Zür. 1884; 8. Aufl., Stuttg. 1900); »Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie« (das. 1888, 3. Aufl. 1903); »Die Entwickelung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft« (4. Aufl., Berl. 1881). Auch gab er den von Marx im Manuskript hinterlassenen 2. und 3. Band des Werkes: »Das Kapital, Kritik der politischen Ökonomie« (Hamb. 1885) heraus und besorgte die 3. und 4. Auflage des 1. Bandes. Gesammelte Schriften aus dem Nachlaß wurden zusammen mit denen von Marx und Lassalle von Mehring herausgegeben (Stuttg. 1901 ff.). Vgl. »Die Neue Zeit«, 9. Jahrgang, S. 225 ff. (Stuttg. 1890); Sombart, Friedrich E. (Berl. 1895).
Vorwort zur ersten Auflage
Die nachfolgende Schrift ist entstanden aus drei Kapiteln meiner Arbeit: »Herrn E. Dührings Umwälzung der Wissenschaft«, Leipzig 1878. Ich stellte sie für meinen Freund Paul Lafargue zusammen zur Übersetzung ins Französische und fügte einige weitre Ausführungen hinzu. Die von mir durchgesehene französische Übersetzung erschien zuerst in der »Revue socialiste« und sodann selbständig unter dem Titel: »Socialisme utopique et socialisme scientifique«, Paris 1880. Eine nach der französischen Übersetzung ausgeführte Übertragung ins Polnische ist soeben in Genf erschienen und führt den Titel: »Socyjalizm utopijny a naukowy«. Imprimerie de l'Aurore, Genève 1882.
Der überraschende Erfolg der Lafargueschen Übersetzung in den Ländern französischer Zunge und namentlich in Frankreich selbst mußte mir die Frage aufdrängen, ob nicht eine deutsche Separatausgabe dieser drei Kapitel ebenfalls von Nutzen sein werde. Da teilte mir die Redaktion des Züricher »Sozialdemokrat« mit, daß innerhalb der deutschen sozialdemokratischen Partei allgemein das Verlangen nach Herausgabe neuer Propagandabroschüren erhoben werde, und frug mich, ob ich nicht jene drei Kapitel dazu bestimmen wolle. Ich war damit selbstredend einverstanden und stellte meine Arbeit zur Verfügung.
Aber sie war ursprünglich gar nicht für die unmittelbare Volkspropaganda geschrieben. Wie sollte eine zunächst rein wissenschaftliche Arbeit sich dazu eignen? Welche Änderungen in Form und Inhalt waren nötig?
Was die Form angeht, so konnten nur die vielen Fremdwörter Bedenken erregen. Aber schon Lassalle war in seinen Reden und Propagandaschriften durchaus nicht sparsam mit Fremdwörtern, und man hat sich meines Wissens nicht darüber beklagt. Seit jener Zeit haben unsre Arbeiter weit mehr und weit regelmäßiger Zeitungen gelesen und sind dadurch im selben Grad mehr mit Fremdwörtern vertraut worden. Ich habe mich darauf beschränkt, alle unnötigen Fremdwörter zu entfernen. Bei den unvermeidlichen habe ich auf Beifügung sogenannter erklärender Übersetzungen verzichtet. Die unvermeidlichen Fremdwörter, meist allgemein angenommene wissenschaftlich-technische Ausdrücke, wären eben nicht unvermeidlich, wenn sie übersetzbar wären. Die Übersetzung verfälscht also den Sinn; statt zu erklären, verwirrt sie. Mündliche Auskunft hilft da weit mehr.
Der Inhalt dagegen, glaube ich behaupten zu können, wird den deutschen Arbeitern wenig Schwierigkeiten machen. Schwierig ist überhaupt nur der dritte Abschnitt, aber den Arbeitern, deren allgemeine Lebensbedingungen er zusammenfaßt, weit weniger als den »gebildeten« Bourgeois. Bei den zahlreichen erläuternden Zusätzen, die ich hier gemacht, habe ich in der Tat weniger an die Arbeiter gedacht als an »gebildete« Leser; Leute etwa, wie der Herr Abgeordnete von Eynern, der Herr Geheimrat Heinrich von Sybel und andere Treitschkes, beherrscht von dem unwiderstehlichen Drang, ihre grauenhafte Unkenntnis und ihren daraus begreiflichen kolossalen Mißverstand des Sozialismus immer aufs neue schwarz auf weiß zum besten zu geben. Wenn Don Quijote seine Lanze gegen Windmühlen einlegt, so ist das seines Amtes und in seiner Rolle; dem Sancho Pansa aber können wir so etwas unmöglich erlauben.
Solche Leser werden sich auch wundern, in einer skizzierten Entwicklungsgeschichte des Sozialismus auf die Kant-Laplacesche Kosmogonie, auf die moderne Naturwissenschaft und Darwin, auf die klassische deutsche Philosophie und Hegel zu stoßen. Aber der wissenschaftliche Sozialismus ist nun einmal ein wesentlich deutsches Produkt und konnte nur bei der Nation entstehn, deren klassische Philosophie die Tradition der bewußten Dialektik lebendig erhalten hatte: in Deutschland1
. Die materialistische Geschichtsanschauung und ihre spezielle Anwendung auf den modernen Klassenkampf zwischen Proletariat und Bourgeoisie war nur möglich vermittelst der Dialektik. Und wenn die Schulmeister der deutschen Bourgeoisie die Erinnerung an die großen deutschen Philosophen und die von ihnen getragne Dialektik ertränkt haben im Sumpf eines öden Eklektizismus, so sehr, daß wir die moderne Naturwissenschaft anzurufen genötigt sind als Zeugin für die Bewährung der Dialektik in der Wirklichkeit – wir deutschen Sozialisten sind stolz darauf, daß wir abstammen nicht nur von Saint-Simon, Fourier und Owen, sondern auch von Kant, Fichte und Hegel.
London, 21. September 1882
Friedrich Engels
Vorwort zur vierten Auflage
Meine Vermutung, daß der Inhalt dieser Schrift unsern deutschen Arbeitern wenig Schwierigkeiten machen werde, hat sich bestätigt. Wenigstens sind seit März 1883, wo die erste Auflage erschien, drei Auflagen von im ganzen 10000 Exemplaren abgesetzt worden, und das unter der Herrschaft des verblichnen Sozialistengesetzes – zugleich ein neues Beispiel davon, wie ohnmächtig Polizeiverbote sind gegenüber einer Bewegung wie die des modernen Proletariats.
Seit der ersten Auflage sind noch verschiedne Übersetzungen in fremde Sprachen erschienen: eine italienische von Pasquale Martignetti: »Il Socialismo Utopico e il Socialismo scientifico«, Benevento 1883; eine russische: »Razvitie naucznago Socializma«, Genf 1884; eine dänische: »Socialismens Udvikling fra Utopi til Videnskab«, in »Socialistisk Bibliotek«, I. Bind, Kjöbenhavn 1885; eine spanische: »Socialismo utópico y Socialismo cientifico«, Madrid 1886; und eine holländische: »De Ontwikkeling van het Socialisme van Utopie tot Wetenschap«, Haag 1886.
Die gegenwärtige Auflage hat verschiedne kleine Abänderungen erfahren; wichtigere Zusätze sind nur an zwei Stellen gemacht: im ersten Kapitel über Saint-Simon, der gegenüber Fourier und Owen doch etwas zu kurz kam, und gegen Ende des dritten über die inzwischen wichtig gewordne neue Produktionsform der »Trusts«.
London, 12. Mai 1891
Friedrich Engels
Der moderne Sozialismus ist seinem Inhalte nach zunächst das Erzeugnis der Anschauung, einerseits der in der heutigen Gesellschaft herrschenden Klassengegensätze von Besitzenden und Besitzlosen, Kapitalisten und Lohnarbeitern, andrerseits der in der Produktion herrschenden Anarchie. Aber seiner theoretischen Form nach erscheint er anfänglich als eine weitergetriebne, angeblich konsequentere Fortführung der von den großen französischen Aufklärern des 18. Jahrhunderts aufgestellten Grundsätze. Wie jede neue Theorie, mußte er zunächst anknüpfen an das vorgefundne Gedankenmaterial, so sehr auch seine Wurzel in den materiellen ökonomischen Tatsachen lag.
Die großen Männer, die in Frankreich die Köpfe für die kommende Revolution klärten, traten selbst äußerst revolutionär auf. Sie erkannten keine äußere Autorität an, welcher Art sie auch sei. Religion, Naturanschauung, Gesellschaft, Staatsordnung, alles wurde der schonungslosesten Kritik unterworfen; alles sollte sein Dasein vor dem Richterstuhl der Vernunft rechtfertigen oder aufs Dasein verzichten. Der denkende Verstand wurde als alleiniger Maßstab an alles angelegt. Es war die Zeit, wo, wie Hegel sagt, die Welt auf den Kopf gestellt wurde2