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Dunkellande erhebt sich und Prinzessin Thara führt das Heer in einen grausamen Krieg gegen das Königreich Nordlande. Während Ragan mit seinen Freunden verzweifelt im Kerker von Dawn sitzt und auf die Befreiung durch seinen Vater hofft, kehrt Robin von Luna nach Skyark zurück. Weder Astrid noch Robin ahnen zu diesem Zeitpunkt, welches Schicksal ihnen und ihren Untertanen bevorsteht. Die geheimnisvolle Armada vor Solinium befreit zugleich einen Gegner, der lange Zeit verborgen vor den Augen der Menschen in tiefster Finsternis und Vergessenheit gelebt hat. König Atos aus Westlande rüstet zum Angriff auf die Feen, um seine Schwiegertochter Eleon wieder an den Hof und in die Arme seines Sohnes Argos zurückzuführen. Eleon hingegen ist verzweifelt. Ihre große Liebe Robin ist mit Astrid verheiratet und für sie unerreichbar geworden. Zudem fordern Robin und die Feenkönigin Ailianne sie auf, den Weg der Magie und der Zauberei zu wählen. In der Einsamkeit des Hauses der Bücher in Luna stellt sie sich dem Mysterium der sprechenden Bücher und den Rätseln längst vergangener Zeiten. In Hamburg sucht Kommissar Kramer unterdessen Antworten auf Fragen zu finden, für die es keine Erklärungen zu geben scheint. Mehr und mehr offenbart sich die Vergangenheit im Jahre des Herrn 1352 und damit die Herkunft von Robins Blutlinie. Die Feen von Aan erzählt den zweiten Teil der Saga um Robin, Eleon, Astrid und die Feen von Aan.
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Seitenzahl: 786
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Holger Stalfort
Die Feen von Aan
Dunkellande erhebt sich und Prinzessin Thara führt das Heer in einen grausamen Krieg gegen das Königreich Nordlande. Während Ragan mit seinen Freunden verzweifelt im Kerker von Dawn sitzt und auf die Befreiung durch seinen Vater hofft, kehrt Robin von Luna nach Skyark zurück. Weder Astrid noch Robin ahnen zu diesem Zeitpunkt, welches Schicksal ihnen und ihren Untertanen bevorsteht.
Die geheimnisvolle Armada vor Solinium befreit zugleich einen Gegner, der lange Zeit verborgen vor den Augen der Menschen in tiefster Finsternis und Vergessenheit gelebt hat.
König Atos aus Westlande rüstet zum Angriff auf die Feen, um seine Schwiegertochter Eleon wieder an den Hof und in die Arme seines Sohnes Argos zurückzuführen.
Eleon hingegen ist verzweifelt. Ihre große Liebe Robin ist mit Astrid verheiratet und für sie unerreichbar geworden. Zudem fordern Robin und die Feenkönigin Ailianne sie auf, den Weg der Magie und der Zauberei zu wählen. In der Einsamkeit des Hauses der Bücher in Luna stellt sie sich dem Mysterium der sprechenden Bücher und den Rätseln längst vergangener Zeiten.
In Hamburg sucht Kommissar Kramer unterdessen Antworten auf Fragen zu finden, für die es keine Erklärungen zu geben scheint.
Mehr und mehr offenbart sich die Vergangenheit im Jahre des Herrn 1352 und damit die Herkunft von Robins Blutlinie.
Die Feen von Aan erzählt den zweiten Teil der Saga um Robin, Eleon, Astrid und die Feen von Aan.
Königreiche und Familienstammbäume der Großen Häuser vonAAN
Dunkellande
Feenlande
König Thorsis & Königin Tandra
Königin Ailianne
Koldor & Thara
Merena & Androme
Nordlande
Südlande
Königin Sara & König Thorm
König Hiastir & Königin Aryja
Astrid
Sera, Algor, Sirra,
Surra, Amgor & Argon
Ostlande
Westlande
König Iranus & Königin Theresa
König Atos & Königin Eferia
Irus, Ira
Argos, Randos & Famos
Mittellande
Seenlande
König Angantyr & Königin Eleonora
König Angor & Königin Marian
Ragan, Lydia & Eleon
Leander & Leor
Vergessene Lande
Robins Familie
König Robin & Königin Astrid
Chris & Cornelia von Mer
Robin
Prolog
95. Vergessene Lande
96. Dunkellande
97. Westlande
98. Dunkellande
99. Hamburg im Jahre des Herrn 1352
100. Nordlande
101. Ostlande
102. Südlande
103. Hamburg
104. Dunkellande
105. Vergessene Lande
106. Nordlande
107. Dunkellande
108. Seenlande
109. Westlande
110. Nordlande
111. Dunkellande
112. Vergessene Lande
113. Mittellande
114. Nordlande
115. Seenlande
116. Ostlande
117. Vergessene Lande
118. Hamburg
119. Westlande
120. Solinium
121. Westlande
122. Nordlande
123. Hamburg
124. Dunkellande
125. Mittellande
126. Dunkellande
127. Vergessene Lande
128. Nordlande
129. Lübeck – Anno 1352
130. Vergessene Lande
131. Hamburg
132. Nordlande
133. Mittellande
134. Solinium
135. Westlande
136. Hamburg
137. Dunkellande
138. Nordlande
139. Hamburg
140. Vergessene Lande
141. Nordlande
142. Südlande
143. Nordlande
144. Solinium
145. Westlande
146. Seenlande
147. Feenlande
148. Hamburg
149. Vergessene Lande
150. Südlande
151. Rom – Vatikan
152. Lübeck – Anno 1352
153. Dunkellande
154. Seenlande
155. Ostlande
156. Mittellande
157. Nordlande
158. Feenlande
159. Südlande
160. Nordlande
161. Mittellande
162. Südlande
163. Hamburg
164. Rom – Vatikan
165. Nordlande
166. Mittellande
167. Südlande
168. Westlande
169. Dunkellande
170. Lübeck – Anno 1352
171. Seenlande
172. Mittellande
173. Nordlande
174. Vergessene Lande
175. Hamburg
176. Vergessene Lande
177. Dunkellande
178. Westlande
179. Dunkellande
180. Seenlande
181. Südlande
182. Hamburg
183. Lübeck – Anno 1352
184. Dunkellande
185. Feenlande
186. Dunkellande
187. Westlande
Epilog
Wer tiefer in die Welt von Aan eintauchen will, kann sich mit meiner Spotify Playlist in die passende Stimmung begeben.
Aan Book 2: The fairies of Aan
Bereits erschienen:
Die vergessene Welt Aan
Besuche mich auf Instagram:
h.stalfort (@stalfort_aan)
Für Claudia, Tilo & Jula.
Wenn wir träumen, geht ein Vorhang auf und die Welt dahinter ist voller Farbe & Magie.
,A raven, a raven is flying overhead and I fell hopeless, hopeless in this place. Sometimes I fell I`d be better off dead.`1
5. Zeitalter von Aan, 98. Mondjahrhundert, 73. Mondphase
Heftige Winde peitschten einen eiskalten Schneeregen über die aufgebrachte See. Donner grollte und übertönte die rauschenden Wellen, während grellweiße Blitze krachend in das stürmische Eismeer schlugen. Alianda klammerte sich klatschnass an einem Eisberg fest, der zu einem Spielball der Natur geworden war. Hohe Wellen hoben und senkten sich abwechselnd wie Berge und Täler in einem düsteren, zerklüfteten Gebirge. Im Sturm tauchten zwischen den Wellen elegante Meeresungeheuer auf, die mit ihren langen Stoßzähnen wie schwimmende Einhörner aussahen. Eine Herde Lanzenwale tauchte immer wieder aus den Fluten hervor und zog, ohne vom Sturm beeindruckt zu sein, seelenruhig ihre Bahn durch das Unwetter. Die Wale stießen von Zeit zu Zeit ihren Atem aus, der senkrecht wie ein dünner Nebel nach oben stieg und sogleich von heulenden Winden davongetragen wurde. Alianda verfolgte im Auf und Ab des Wellenmeeres die schwimmenden Giganten. Der Sturm auf dem Meer schob die gewaltigen Eisberge im Strom der Gezeiten immer nördlicher. Mächtiges Packeis schwamm hin und wieder zwischen den sich auftürmenden Wellen. Die riesigen weißen Schneeberge rammten mühelos die Schollen aus dem Weg, wobei ein gewaltiger dumpfer Laut entstand, als beide aufeinandertrafen.
Die Fee hockte in dem eisigen Strom, der die Eisberge in eine unwirkliche Gegend driften ließ, die außer Kälte und Einsamkeit nur das endlose Weiß des Winterschnees kannte. Die um sie herum tanzenden Eisberge wirkten im gleißenden Licht der Blitze wie tanzende Diamantsplitter in der stürmischen Finsternis. Alianda fühlte keine Kälte. Als Wasserfee war sie in ihrem Element. Sie stieß sich von dem glatten Eisberg ab und flog mit ausgebreiteten Flügeln über die schäumende Gischt. In der Dunkelheit der Nacht fühlte sie den Schneeregen mit jeder Faser ihres Körpers. Die sie treffenden Eissplitter waren liebkosende Nadelstiche, als sie auf ihre Haut trafen und sie über das Wasser hinweg schwebte. Ihre Aufmerksamkeit galt Eisbergen und Walen zugleich. Im Sturm musste sie darauf achten, dass die Eisberge, in denen viele Feen schliefen, zusammenblieben. Als ein Eisberg zurückblieb, tauchte sie mit angezogenen Flügeln kopfüber in die tosende See ein. Unter Wasser war es um so Vieles stiller. Während über ihr die Wellen hinwegrollten, stieß Alianda den Eisberg kraftvoll an. Sie fühlte die Wale um sich herum, deren Stoßzähne ihr gefährlich nahe kamen. Wie ein Geschöpf des Meeres bewegte sie ihre Flügel flossenartig auf und ab und gab dem Eisberg den nötigen Stoß für die richtige Richtung. Dann wendete sie sich ab, zog ihren Dolch und ging zum Angriff auf eines der grauen Tiere über. Die Herde flüchtete in Panik und Alianda tauchte ihnen hinterher.
Am Morgen schwamm Alianda durch die spiegelglatte See. Mühelos zog sie sich an einem der Eisberge aus dem kalten Wasser, während um sie herum vereinzelte Schneeflocken aus grauen Wolken wie Federn eines ausgeschüttelten Bettes vom Himmel rieselten. Die wenigen herumwirbelnden Flocken wurden von der aufgehenden Sonne, die sich aus dem dunklen Bett des Meeres zu erheben schien, leuchtend goldgelb angestrahlt. Die Eisberge waren zu einer Einheit zusammengewachsen. Alianda lief durch das Eisbergfeld und beobachtete still ihre im Eis eingeschlossenen Feenschwestern. Eine blutrote Spur markierte ihren Weg. Der Kadaver eines von ihr getöteten Wals lag zwischen den weißen Schneebergen. Der Wal würde ihren Hunger viele Mondwochen stillen. Alianda kniete sich nieder, rollte sich zusammen und schlief zufrieden mit sich ein. Die Eisberge hatten das erste Ziel auf ihrer langen Etappe ins Reich des unbekannten Königs erreicht.
Ailianne und ich waren mit Eleon, Fulurian und Fyan in die Festung gegangen. Wir besprachen, was nun kommen musste und worum mich Ailianne zuvor gebeten hatte. Wie erwartet, war Eleons Reaktion alles andere als freudig ausgefallen.
„Robin, ich will bei dir bleiben. Lass mich nicht wieder allein, bitte.“
Ailianne beugte sich zu Eleon und sprach auf sie ein.
„Eleon, du musst dich von Robin trennen. Er muss nach Nordlande und du musst hier bleiben. Fulurian wird dich ausbilden. Wir brauchen dich! Du wirst bald eine sehr mächtige Kämpferin im heraufziehenden Krieg sein. Schon bald wirst du über magische Kräfte verfügen, vertrau mir.“
Eleon hörte Ailianne kaum zu, sondern starrte mich wütend mit ihren grünen Augen an. Ich fühlte mich schuldig, weil uns eine erneute Trennung bevorstand.
„Weißt du, Eleon, ich kann dir nur die Tür öffnen. Eintreten musst du alleine“, meinte Ailianne.
„Warum kannst du nicht der magische Krieger sein, Fulurian?
Warum ich?“, fragte Eleon Fulurian frustriert.
„Meine Kraft ist gering, Eleon. Magie wirkt bei jedem anders. Viele, die sie erlernen, gehen an ihr zugrunde. Ich wurde von meinem Vater und Ailianne unterwiesen. Ich bin allerdings ein schlechter Vertreter meiner Zunft. Ailianne und ich spüren, dass in dir eine Kraft fließt, die der meinen weit überlegen ist.“
„Robin, sag du doch auch mal was!“
Eleon war sauer und trat auf mich zu. Ich konnte es ihr nicht verdenken. Gerade hatten wir uns wieder gefunden und dann sollten wir uns auch schon wieder trennen.
„Sie haben recht, Eleon. Wir brauchen dich! Ich weiß, dass wir sehr viel von dir verlangen. Ich kann mir vorstellen, wie es sich anfühlen muss.“
„Ach ja? Kannst du das wirklich?“
„Eleon, wenn du mir schon nicht traust, dann glaube bitte Ailianne und Fulurian. Verdammt noch mal! Es muss sein. Ein Krieg zieht auf und wir müssen uns der Realität stellen. Du scheinst magische Fähigkeiten zu besitzen, die wir alle gut gebrauchen können.“
„Robin, du verfügst doch auch über diese Fähigkeiten. Ich habe dich und dein Schwert gesehen!“
Ailianne nahm sie in ihre Arme. „Eleon, was du sagst, ist richtig.
Auch Robin verfügt über Fähigkeiten, die er noch nicht zu kontrollieren gelernt hat. Aber du bist das fehlende Teil in einem großen Plan. König Thorsis ist seit langem hinter dir her. Bitte, geh auf unseren Vorschlag ein und bleib hier. Im Frühling werden wir uns spätestens wiedersehen.“
Aus Wut schien Resignation bei ihr zu werden.
„Wenn ich hier in Vergessene Lande bleiben soll, dann möchte ich dich“, und sie zeigte mit ihrem ausgestreckten Finger auf mich, „jetzt alleine sprechen.“
Die Wangen ihres Gesichts waren errötet und in ihrem Blick lag ein Ausdruck, der mir bedeutete ihr zu folgen. Ihre langen Haare flossen über ihre Schultern, als sie den Raum verließ. Die anderen sahen mich an. Ich erhob mich achselzuckend und folgte ihr.
Eleon führte mich in ihr Zimmer. Wir betraten den Raum und sie schloss die Tür hinter uns. Sie lehnte sich an die braune Holztür und sah mich traurig an.
„Wird es jemals ein uns geben, Robin? Du hast gesagt, dass ich in deinem Herzen bin. Du hast gesagt, dass du mich liebst!“
„Eleon, ich kann nicht so tun, als sei mir Astrid egal. Ich liebe sie.
Und ja, ich liebe dich. Aber es darf nicht sein. Ich bin mit Astrid verheiratet.“
„Und gestern Nacht? Was war ich da für dich? Hast du es nicht auch gespürt?“
„Gestern Nacht, da waren wir füreinander da. Du bist nicht nur eine wunderschöne Frau, sondern meine erste große Liebe. Und wenn ich mit dir in einem Raum zusammen bin, möchte ich dir die Kleider vom Leib reißen. Wir sind uns so nah, wenn wir zusammen sind.
Mir fehlen die Worte. Mir fehlt die Stimme. Ich kann es einfach nicht besser ausdrücken. Mir fehlt die Luft zum Atmen, weil ich von dir träume und wir uns anziehen wie das Land das Meer. In meiner Welt hatte ich immer gehofft eine Frau wie dich kennen zu lernen.
Und hier habe ich dich gefunden. Aber es darf nicht sein, Eleon!“
Ich atmete tief durch und fuhr fort: „Astrid und ich haben zueinander gefunden, während du an den Hof nach Runaria gegangen bist. Wir müssen uns eingestehen, wie die Lage jetzt ist.
Wo soll das ansonsten hinführen, Eleon?“
„Ich werde auf dich warten, Robin. Ich spüre, dass unsere Zeit noch kommt. Tief in mir. Es wird außer dir nie wieder einen anderen Mann geben, der mich berühren soll. Nie soll ein anderer das mit mir machen, was wir in Lydias Hochzeitsnacht miteinander hatten.“
Tränen liefen über ihre Wangen. Ich trat auf sie zu und hielt sie fest.
Ihr Kopf ruhte an meiner Brust. Zärtlich küsste ich ihr Haar. So standen wir noch lange zusammen.
Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns von Fyan, seiner Familie und Ailianne. Wir ritten zurück nach Luna, wobei ich mein Versprechen einlöste und die wenigen Dörfer besuchte und mit den Menschen sprach. Dass der König in die entlegenen Gegenden kam, war eine Sensation. Elastor, so erfuhr ich, hatte es nie für wichtig erachtet seine Untertanen aufzusuchen.
Eleon und ich unterhielten uns unterwegs stundenlang. So gesprächig kannte ich sie überhaupt nicht. Wir beide merkten, dass vieles, was zwischen uns stand, viel früher hätte gesagt werden müssen. Mondtage später erreichten wir Luna.
Eleon war von der architektonischen Pracht beeindruckt. Ich spürte aber auch ihre Angst vor dem Abschied von mir. Im Palast gab ich ihr Astrids und mein Zimmer. Ich selbst nahm mir in dem Palastflügel ein kleineres Seitenzimmer.
Als ich sie zum Essen abholen wollte, stand sie auf dem Balkon und schaute über die Festung und die vielen Häuser, aus deren Schornsteinen grauer Rauch senkrecht in den Himmel aufstieg.
Kohlegeruch lag in der Luft. Es war eiskalt, aber zumindest schneite es heute mal nicht.
„Eleon, komm rein.“ Ich legte ihr meinen Arm um die Schultern und zog sie in den warmen Raum. Sie war weiß wie die Wand und völlig verfroren. „Willst du dich erkälten und krank werden?“
„Vielleicht will ich das. Vielleicht bleibst du dann noch da. Ich weiß, dass du schon sehr bald nach Nordlande segeln wirst. Auch wenn du es mir noch nicht gesagt hast. Ich sehe es in deinem Gesicht.“
„Zwei Tage, Eleon, dann segle ich nach Skyark zurück.“
Sanft strich sie mir mit ihren kalten Fingern über das Gesicht. Sie zog mich zu sich und küsste mich leidenschaftlich.
Irgendwie spürte ich, dass wir erwachsen geworden waren. Die Leichtigkeit unserer Jugend war einem tieferen Gefühl gewichen.
„Ich werde dich vermissen und eifersüchtig um jeden Tag und jede Nacht sein, die du mit Astrid verbringst.“ Ihre kalten Lippen berührten meine und sie küsste mich erneut voller Verlangen. „Die letzten zwei Nächte gehörst du mir. Komm, Robin, lass uns zu den anderen gehen, sie warten sicherlich schon auf uns.“
Die letzten zwei Nächte gehörte ich ihr, wobei wir die Abende zusammen verbrachten und bis tief in die Nacht miteinander sprachen oder ein Brettspiel spielten. Ein jeder von uns schlief in seinem Bett und so brauchte ich kein schlechtes Gewissen gegenüber Astrid haben. Wenn sich unsere Blicke trafen, wussten wir beide, dass wir einander begehrten. Dennoch hielten wir Abstand, weil wir einander nicht verletzen wollten. Es gab keine Zukunft im Hier und Jetzt.
Ich war Astrids Gemahl. Wenn ich an sie dachte, musste ich mir eingestehen, dass sie mir fehlte. Ich vermisste ihr Lachen, ihre Tiefsinnigkeit, ihre Liebe und Leidenschaft. Ich liebte sie. Zugleich fühlte ich mich wegen Eleon schuldig. Ich wollte Astrid nicht hintergehen und Ehebruch begehen. Was würde eine Königin aus Nordlande mit einem solchen Mann anstellen? Würde sie mich für einen derartigen Verrat hinrichten?
Ich schob meine trüben Gedanken beiseite, legte mich frühmorgens in mein Bett und schlief ein.
Zwei Tage später segelte ich nach Nordlande zurück. Meine Untertanen waren trotz der eisigen Kälte zahlreich zu meinem Abschied gekommen. Sie warteten im Hafen und standen dichtgedrängt auf dem steinernen Ableger. Viele waren auch gekommen, um ihre Ehemänner zu verabschieden, die mit mir auf eine lange Reise gingen.
Ich schüttelte unzählige Hände und umarmte viele. Zum Schluss kamen Fulurian und Eleon an die Reihe.
„Pass gut auf sie auf, Fulurian.“
Der Hüter des Hauses der Sterne umarmte mich zum Abschied und antwortete ernst: „Der König kann sich auf mich verlassen!“
Dann trat ich auf Eleon zu. „Auf Wiedersehen, Eleon. Versprich mir nicht wieder wegzurennen. Lass dich von Fulurian unterweisen. Wir sehen uns in wenigen Monden.“
Ich drückte sie. Sie flüsterte etwas, das nur für meine Ohren bestimmt war: „Ich liebe dich, Robin. Vergiss mich nicht. Und bitte, grüß Astrid von mir.“
Sie umarmte mich ein letztes Mal für lange Zeit. Und dann ging ich an Bord und segelte nach Skyark zurück.
In den Minen von Guldon herrschte Unzufriedenheit. Die vielen verschleppten Männer schufteten tagein und tagaus in den dunklen, beengten Stollen. Täglich kam mindestens einer von ihnen um.
Entweder starben die Sklaven vor Hunger, weil die Nahrung nicht für alle reichte oder weil die Bedingungen unter Tage brutal waren.
Morgens vor dem ersten Sonnenstrahl wurden sie in die Stollen getrieben. Ein mageres Frühstück gab es erst dann, wenn ein festgelegter Abschnitt bearbeitet und das Gestein im Innenhof abgekippt war. Sie klopften mit einfachen Werkzeugen und Spitzhacken das Gestein aus dem Berg heraus. Danach wurde es durch Gänge, in denen das Wasser von den Wänden lief und über Leitern, die steil nach oben führten, zutage gefördert. Knochenarbeit in einer dunklen Unterwelt, die die verschleppten Männer nie zuvor kennengelernt hatten, weil sie Bauern waren. Anders als auf den Feldern war bei der Arbeit unter Tage die Luft schlecht. Heiß und stickig war es. Nur den Vögeln, die in Käfigen gefangen gehalten wurden, schien die Hitze nichts auszumachen. Wozu die Tiere da waren, wussten nur die wenigsten Gefangenen. Gestern war ein Stollen eingebrochen. Elf Männer waren dabei ums Leben gekommen. Eine unsägliche Tragödie! Die Aufseher aber kannten auch nach solchen Schicksalsschlägen keine Gnade. Die fehlenden Hände mussten durch längere Arbeitszeiten kompensiert werden.
Verzweiflung machte sich bei den Männer breit. Die Hoffnung auf Freiheit schwand mehr und mehr. Die Wachen trieben die Gefangenen mit Schlägen und Demütigungen an. Das Geförderte war zu wenig und täglich wurde noch weniger gefördert, weil sich der Berg mit den Leichen der Toten vor den Toren Guldons allabendlich erhöhte. Nachts lagen die Männer erschöpft in großen Ställen angekettet auf dem kalten Boden. Viele husteten oder hatten Fieber.
Arian war einer der ersten Bauern, der eines Tages in seinem Dorf in Mittellande überfallen und samt Familie verschleppt worden war.
Seine drei Kinder und seine Frau hatte er seitdem nicht mehr gesehen. So wie ihm ging es allen hier. Gestern Nacht hatten er und einige Mutige beschlossen das Glück herauszufordern. Sie wollten ihrer Gefangenschaft ein Ende setzen. So oder so, alles war besser als in den Minen zu sterben, wo viele der toten Kameraden in den eingestürzten Gängen lagen und für immer verblieben. Arian hatte nachgerechnet: Auf zwanzig von ihnen kam ein Wachposten. Mit ihrer großen Anzahl sollten sie sich den Weg freikämpfen können.
König Angantyr musste endlich erfahren, wo sie waren und wo er zuschlagen musste. Vergeblich hatten sie bislang auf ihre Armee und ihre Befreiung gewartet. Die Armee Mittellandes war nicht gekommen, aller Hoffnung zum Trotz. Diese Erkenntnis hatte sie noch mehr geschmerzt. Wurden sie nicht vermisst? Waren sie dem König zu wenig wert? Die Lage war aussichtslos und sie mussten handeln, das Glück in die eigenen Händen nehmen, wollten sie nicht alle hier verrecken. Arian ging zu einem Holzfass, das mit altem abgestandenen Minenwasser gefüllt war.
„Was willst du? Hier wird nicht herumgelungert! Ich bestimme, wann es Wasser gibt. Also verschwinde!“
Die Wache hatte sich Arian zugewandt, was er beabsichtigt hatte.
Von der anderen Seite kamen drei weitere Gefangene auf den Wachposten zu. Der Wächter wandte sich von Arian ab und drehte sich zu den Minenarbeitern. Seinen Holzprügel schwingend, meinte er schroff: „Hier gibt es nichts zu sehen! Geht zurück an die Arbeit, faules Pack!“
Das waren seine letzten Worte. Arian legte blitzschnell eine Schalschlinge, die er aus vielen Stofffetzen der Getöteten geknotet hatte, der Wache um den Hals, und zog kräftig zu. Der Kerl röchelte.
Seine Arme gingen hektisch und in Todesangst hin und her. In seiner aufsteigenden Panik ließ er den Prügel fallen. Zugleich versuchte er sich vom Strick zu befreien. Rian, ein großer, starker Mann aus Arians Nachbardorf, griff in die Haare des Soldaten und schlug dessen Kopf brutal immer wieder an die Felswand. Arian zog den Schal fester zu. Die Augen des Wächters quollen vor, er japste nach Luft, aber Arian verstärkte seine Anstrengungen, bis seine Gegenwehr aufhörte und die Muskeln erschlafften. Den Leichnam ließen sie achtlos auf den Minenboden gleiten. Aus der angrenzenden Kammer und den benachbarten Tunneln hörten Arian und seine Freunde ähnliche Laute. Der Aufstand hatte begonnen.
***
Angekettet hockte Ragan mit Ran, Osta und Trador im Verließ in Dawn. Infolge der ständigen Dunkelheit hatten sie jegliches Zeitgefühl verloren. Die Gesichter der Männer zierten mittlerweile lange Bärte. Ihre Augen waren eingesunken und die Freunde mussten Hunger und Kälte erdulden. Thorsis hatte die täglichen Mahlzeiten gekürzt, da aus Aan weder eine Nachricht gekommen war noch König Angantyr selbst Interesse an der Gefangenschaft seines Sohnes gezeigt hatte. Argos hatten die Männer überhaupt nicht mehr zu Gesicht bekommen. Wie König Thorsis den Gefangenen erklärt hatte, erhoffte sich Argos immer noch einen Hinweis auf den Verbleib seiner Gemahlin. Allerdings hatte auch Folter zu keinem Geständnis geführt. Weder Ragan noch seine Freunde wussten, wo Eleon war.
Dann, eines Tages, war eine hinreißende Frau in die Dunkelheit gekommen. Ihre Haare waren schwarz wie die Nacht. Ihre Aura wirkte undurchdringlich und ihre Stimme kalt wie der Schnee des Winters. Sie hatte Ragan ein Messer an die Brust gesetzt und seine Haut aufgeritzt. Ihr Atem war warm und trotz der Gefahr irgendwie verführerisch gewesen, als sie rittlings auf ihm hockte. Während der Kerkermeister seinen Dolch an Ragans Hals gehalten hatte, hatte sie sein Blut in eine Phiole abgefüllt. Die Wunde nässte seither.
Hin und wieder kam der Kerkermeister mit seinen Gehilfen vorbei.
Der Kerkermeister, ein muskelbepackter Glatzkopf der übelsten Sorte Mensch, versuchte Ragan und den anderen im Auftrag von König Thorsis Informationen über das Heer und die Ausrüstung von Mittellande zu entlocken. Dass die Gefangenen mintunter einsilbig wurden oder gänzlich schwiegen, sorgte für Freude unter den Peinigern. In den letzten Mondwochen hatten der Kerkermeister und seine Gehilfen ihre umfangreiche Ansammlung an Folterwerkzeugen zur Anwendung gebracht. Zangen und Hämmer unterschiedlicher Größe, eine Holzkeule sowie eine Dreh- und Streckbank hatten ihre Spuren an den Körpern der Gefangenen hinterlassen. Rans Hände waren deformiert und er konnte damit nicht mehr fest zugreifen. Osta hatte feststellen müssen, dass sein linkes Bein gebrochen war. Blaue Flecken, Blutergüsse, Abschürfungen und Brandmale zeichneten die ausgemergelten Körper. Dementsprechend war die Stimmung gedrückt, und die Freunde halfen sich so gut es ging. Eine Möglichkeit zur Flucht hatten sie bislang nicht finden können. Unermüdlich suchte Ragan nach einem Ausweg. Seine Hände glitten bereits den ganzen Tag durch das Stroh und über die darunterliegenden Bretter des Holzbodens. Plötzlich ertasteten seine Hände den Gegenstand, den er sich in seinen kühnsten Träumen gewünscht, was er aber nicht mehr für möglich gehalten hatte. Ran und Osta näherten sich kriechend Ragan. Er hockte sich hin und zog, seine Fessel als Hebel nutzend, den Nagel aus dem Holzbrett. Die Männer schöpften neue Hoffnung. Danach versuchte er damit die Kettenschlösser zu öffnen, die an seinen Hand- und Fußgelenken festgemacht waren, als sich Stimmen näherten, die sie alle nur zu gut kannten. Ragan hielt inne und ließ den Nagel in seiner Handinnenfläche verschwinden.
Fackeln erhellten langsam das Dunkel und die Vier mussten ihre Augen zunächst vor der Helligkeit abschirmen, bis sie sich an das Licht gewöhnt hatten.
„Da sind ja meine Lieblinge!“ Der Kerkermeister öffnete das Gitterschloss, trat in die Zelle und baute sich vor ihnen auf. Seine zwei Gesellen standen links und rechts von ihm. Genüsslich und breit grinsend zog er sich die Hose herunter und pinkelte in Ragans Richtung, wobei er wusste, dass keiner der Vier ihn mit der Kette erreichen konnte. Seine Männer lachten.
„Sieht aus, als wenn ihr nach Pisse stinkt!“ Der Kerkermeister lachte rau und spuckte in Ragans Richtung. „Ich soll euch von König Thorsis Lebewohl sagen. Er kann leider nicht zu eurer Hinrichtung und späteren Beerdigung kommen.“
„Wieso Beerdigung? Den da schicken wir doch in kleinen Teilen!“,
sagte einer der beiden Gehilfen und zeigte auf Ragan.
„Halts Maul! Das solltest du doch nicht verraten! Wo bleibt denn unser letzter Spaß mit ihnen, nachdem wir uns so gut miteinander verstanden haben?“, meinte der Kerkermeister.
Ragan erhob sich. Trador half Ran und Osta auf.
„So, so. Ich hätte nie gedacht, dass ich hier noch rauskomme!“,
meinte Ragan in Richtung des Kerkermeisters.
„Hä? Bist du taub und blöd, Prinzessin?“, fragte der kleinere Geselle.
„Nein, bin ich nicht.“
„Versteh ich nicht, Prinzessin.“ So hatten sie Ragan getauft, um ihn zu beleidigen.
„Könnt ihr mit mir anfangen?“, fragte Ran vortretend. „Ich kann meine Hände sowieso nicht mehr gebrauchen.“
Der Kerkermeister trat vor und zog sein Messer aus der Scheide. Als er auf Ran einstechen wollte, drehte sich dieser zur Seite und schubste diesen auf die anderen zu. Ragan stieß den Nagel in den Hals ihres verhassten Peinigers. Dieser versuchte seinem Unglück noch zu entgehen, aber Trador trat ihm blitzschnell die Beine weg.
Osta schlug auf den Kerkermeister ein, der sein Messer suchte, welches Ragan pfeilschnell ergriff. Der kleine Geselle unternahm den tödlichen Fehler seinem Meister zu Hilfe zu eilen, was Trador ausnutzte. Er legte ihm die Kette um den Hals und versuchte ihn zu ersticken. Als der andere Gehilfe wegrennen wollte, warf Ragan das Messer auf den fliehenden Mann. Die Klinge bohrte sich tief in den Schädel und der Kerl kippte tot um. Trador stand auf und half Osta und Ran dabei, dem Kerkermeister endgültig den Garaus zu machen. Osta zog den Nagel aus dem Hals und stach damit mehrfach grausam zu. Die gurgelnden Laute erstarben und ihr Peiniger lag tot im Stroh. Ragan nahm die Schlüssel an sich und kettete seine Freunde los.
„Und jetzt raus hier, Freunde!“. Mit der Fackel entzündete er das Stroh. „Lasst sie liegen. Wir müssen weg.“
Ragan stürmte voraus und gemeinsam rannten sie durch das dunkle Verließ. Sie schlossen die Kerkertür auf und befanden sich in einem Wachraum, der von ihren Peinigern benutzt wurde. Ragan und Trador nahmen die Schwerter, Osta bekam ein langes Messer.
Mittlerweile hatte das Feuer dicke Rauchschwaden erzeugt. Der dichte Qualm bahnte sich den Weg durch die wenigen Öffnungen nach draußen. Sie konnten hören, wie draußen Feuer geschrien wurde. Gemeinsam eilten sie weiter durch die Festung. Als sie von zwei Posten, die Patrouille liefen, entdeckt wurden, rannte Ragan auf sie zu und richtete die beiden mit seinem Schwert. Trador trat an die Seite des Prinzen. Er bückte sich, zog dem toten Soldaten die Uniform aus und streifte sich diese schnell über. Ragan erhielt die zweite Uniform und legte sie hastig an. Die beiden setzten sich die silbernen Helme auf und betraten einen weiteren Gang. Unten im Hof erblickten sie drei angebundene Pferde und stiegen zielstrebig die Steintreppe runter. Ritter liefen mit Eimern über den Hof in den Kerker. Es würde nicht mehr lange dauern, bis ihre Flucht entdeckt wurde. Plötzlich ertönte Glockengeläut. Jeder wusste, wem dieses Signal diente. Jetzt musste es schnell gehen. Ragan stürmte zum ersten Pferd und stieg auf. Er reichte Ran die Hand und zog ihn hinter sich. Trador half Osta beim Aufsteigen und setzte sich dann selbst auf das dritte Pferd. Als Ragan und Ran sich mit ihrem Pferd in Bewegung setzten, schlugen die ersten Pfeile neben ihnen ein.
Ragan drehte sich um und trieb sein Pferd an.
„Schnell, schließt das Tor! Sie dürfen nicht entkommen“, hörte er einen Soldaten Befehle hinter sich brüllen. Ragan drückte dem Pferd seine Stiefel in die Flanken und galoppierte auf das Tor zu. Hinter ihm stürmten Trador und Osta auf ihren Pferden geduckt hinterher.
Weitere Pfeile schlugen um sie herum ein. Ran wurde in den Rücken getroffen und fiel vom Pferd.
„Reitet weiter!“, schrie er Ragan und Osta hinterher. Selbstlos stand er auf und trat den Rittern Dunkellandes entgegen. Da seine Hände gebrochen waren, hatten sie leichtes Spiel. Im Vorbeirennen holte ein Ritter nach ihm aus, Ran drehte sich und schubste einen Soldaten zu Boden. Dann spürte er, wie eine Klinge in seine Eingeweide getrieben wurde. Der Kraft des Mannes hatte er nichts mehr entgegenzusetzen. Blut spritzte und er fühlte instinktiv, dass er Aan verlassen musste. Sein letzter Blick galt seinen Freunden, die auf ihren Pferden weiter aus der Festung hetzten.
Vor dem Tor bauten sich zwei Wachen mit Hellebarden auf. Ragan ritt einfach auf sie zu. Mit dem Schwert, mit dem er nach ihnen hieb, erwischte er einen von ihnen. Der andere warf sich zur Seite. Mit wehenden Mänteln ritten sie durch das Tor. Hinter sich hörten sie, wie das Fallgitter herunterfiel. Vor ihnen tauchten weitere Ritter auf und hielten ihre Armbrüste im Anschlag. Ragan und Trador ritten mit voller Geschwindigkeit auf sie zu. Osta bildete die Nachhut. Die abgeschossenen Pfeile schwirrten an ihren Körper vorbei und streiften die Pferde, die aber dennoch weiterliefen. Ragan fühlte das Adrenalin, das durch seinen Körper schoss und ihm neue Kraft verlieh. Trador schlitzte im Vorbeireiten einem der Soldaten die Kehle auf. Das Blut schoss fontänenartig hervor und der Mann sank tödlich verwundet zu Boden. Sie führten ihre Pferde im rasenden Tempo um die letzten Hindernisse. Als sich ihnen ein weiterer Kämpfer in den Weg stellte, warf Ragan sein Schwert, das sich in den Oberkörper des Mannes bohrte. Dieser sackte tot zusammen.
Nebeneinander hetzten sie durch einen in den Felsen geschlagenen Weg, den sie noch von ihrer Ankunft in Dawn kannten. Menschen, die ihnen entgegenkamen, sprangen in Panik zur Seite, um nicht von den großen Pferden zertrampelt zu werden. Sie hatten ihre Freiheit wiedererlangt. Ragan führte seine beiden Freunde auf den Weg nach Mittellande, während der Wind eisig durch ihre dünne Kleidung pfiff.
Odan saß derweil auf seinem Pferd vor dem Fallgitter, das langsam wieder hochgezogen wurde. Er schimpfte und schrie die Torwachen an. Als das Fallgitter endlich so weit oben war, dass er unterdurchreiten konnte, nahm er mit einigen Rittern die Verfolgung auf.
***
Zeitgleich hatte König Thorsis Guldon erreicht. Bei sich führte er ein Heer von zweihundert Rittern. Als er sich der Minenfestung näherte, sah er, wie die Minensklaven wie Ameisen die Soldaten auf den Mauerabschnitten der Festung überrannten und niederknüppelten.
***
Arian hatte mit seinen Männern Stollen für Stollen erobert. Die Gefangenen taten grausame Dinge mit den Wachposten. Die Zeit der Abrechnung für das unendliche Leid, die Trennung von ihren Frauen und Kindern, die täglichen Demütigungen und Misshandlungen war gekommen. Endlich!
Als sie aus der Mine stürmten und den Hof erreichten, stellten sich ihnen die letzten Ritter der Festung entgegen. Der Kampf war ungleich verlaufen. Während die Soldaten ausgebildete Krieger waren und ihr mörderisches Handwerk beherrschten, kämpften Arians Männer mit ihren Herzen. Viele waren heute schon gestorben, aber das war es wert gewesen. Der Kampf im Hof war zu Beginn entmutigend, weil die Ritter mit Armbrüsten auf sie schossen. Arians Männer hatten aber nicht aufgegeben. Sie waren in der Übermacht und überrannten die letzten Krieger, deren Blut die Pfützen und den Hof rot färbte.
Arian sah, wie einem Ritter der Kopf zertrümmert wurde. Andere wurden von den Festungsmauern in den Tod geworfen und wieder andere wurden aufgehangen oder einfach mit der Axt hingerichtet.
Sie waren wie im Blutrausch. Heute würde es keine Gnade geben!
Die hatten sie auch nicht erhalten.
Auch die Menschen Dunkellandes, die hier schufteten, wurden von ihnen hingerichtet. Diese Männer waren nicht nur wegen der Bezahlung hier. Vielmehr erhielten die Dunkelländer im Freudenhaus jegliches Begehr ohne Gegenleistung. Arians Männer hatten zum Schluss ihrer Revolte auch die wenigen Frauen in den Freudenhäusern befreit. Einige waren ihm aus Mittellande bekannt.
Seine Frau war allerdings nicht dabei.
Als sie soweit waren, dass sie die Festung verlassen konnten, bemerkten sie die Schlangenarmee in der Ferne, die sich Guldon näherte. Woher wusste der König, dass Arian und die anderen heute Guldon eroberten? War es purer Zufall?
Nachdem sie zunächst Hoffnung durch ihren Ausbruch geschöpft hatten, stand ihnen nun die nächste Herausforderung bevor. Wie konnte der Schöpfer von Aan sie so prüfen?
Die Tore wurden in Windeseile geschlossen und die Brücke eingeholt. Jubelnd warteten sie bewaffnet auf dem Wehrgang. Sollte der verhasste Gegner doch kommen!
***
Schneeflocken wirbelten durch die eisige Luft und überzogen das Land wie mit einem Puderzuckerguss. Thorsis hatte seine Männer angetrieben, aber nun war er doch zu spät gekommen. Schon wieder eine Niederlage, dachte er grimmig für sich. Die Rückeroberung würde viele Leben kosten. Die Brücke, sah er, war eingeholt. Damit gab es kein Rüberkommen.
„Wie bringt man die Gegenseite dazu herauszukommen?“, fragte ein Soldat.
„Ganz einfach!“, antwortete Thorsis. „Wir belagern die Minenburg.
Der Hunger wird sie zu uns treiben und wir werden die Lämmer blutig schlachten.“
***
Ragan, Trador und Osta hetzten derweil die Pferde durch das weite, felsige Land. Der Schneefall fing an ihre Spuren zu verdecken und wurde immer stärker. Gleichzeitig stürmte es. Ragan konnte kaum noch seine Finger vor Kälte spüren. Sie mussten aber weiter.
Odan, der sie verfolgte, fluchte. Zu Anfang war es leicht gewesen den Flüchtenden zu folgen. Nun wurde es schwer, weil der fallende Schnee und die Schneeverwehungen die Spuren zudeckten. Er konnte kaum die eigene Hand vor Augen erkennen. Langsam wurde es dunkel. Nach weiteren Stunden brach Odan die Verfolgung ab und ließ ein Lager errichten. Es schneite unentwegt, als sich die Männer am wärmenden Feuer niederließen.
Zeitgleich trabten Ragan, Trador und Osta weiter. Die Pferde lahmten. Dennoch wollten sie nicht riskieren bei einem Halt eingeholt zu werden. Sie ritten die ganze Nacht hindurch. Als der Morgen nahte, brach Tradors Pferd tot zusammen. Ragan stieg seinerseits ab und schaufelte mit Trador hastig Schnee über das Pferd. Auch Osta musste absitzen und sie stützten ihn beim Gehen, was nach dem Ausbruch und dem Ritt durch die Nacht viel Kraft kostete.
„Lasst mich hier und schlagt euch alleine durch. Ohne mich kommt ihr schneller voran.“
„Wir lassen dich nicht im Stich, Osta. Wir stehen das gemeinsam durch“, erwiderte Ragan. Sie legten aber doch eine Pause ein, wobei sie tief im Tannenwald verschwanden. Der Schneefall hielt unverändert an.
***
An der Grenze zu Nordlande war Thara am großen Wall gescheitert.
Weshalb niemand mitbekommen hatte, dass Nordlande innerhalb eines Mondjahres ein derartiges Bauwerk errichtet hatte, blieb zunächst ungeklärt. Dieses wichtige Detail würde Thara bei ihrer Rückkehr beim König zur Sprache bringen und den Schuldigen bestrafen.
Sie hatte ihre Armee zurück zum Ausgang des Pfades geführt. Viele Mondtage waren seitdem vergangen. Thara hatte das Lager aufbauen lassen und die Krieger richteten das Quartier zum Überwintern ein. Überall brannten kleine wärmende Feuer. Sie ließ die Männer tagsüber stundenlang gegeneinander kämpfen.
Beschäftigung war wichtig für die Moral. Sie selbst kämpfte mit und verlor keinen einzigen Kampf. Es galt die Zwangspause durch den hereinbrechenden Winter zu nutzen. Die Männer sollten kein Fett ansetzen und mussten bestens auf den Krieg vorbereitet sein.
***
Astrids Spione hatten derweil Dunkellande verlassen. Die beißende Kälte und der zunehmende Schneefall machten ein Ausharren im Gebirge, ohne die Möglichkeit auf ein wärmendes Feuer, unmöglich.
„Seht Ihr die Katapulte dort, mein König?“
Agator hatte Atos auf eine gefrorene Wiese vor die Festung von Runaria geführt. Ritter hoch zu Ross und Fußsoldaten begleiteten den König. Auch der Hofstaat, ein Haufen neugieriger Adliger und Günstlinge der Krone, folgte in gebührendem Abstand und verfolgte das Spektakel. Agator erklärte Atos mit wenigen Worten, worauf es beim Bau der mächtigen Geschosse ankam. Der König nickte Agator zum Zeichen des Verstehens zu. Mit seiner sonoren Stimme gab Agator den Befehl zum Feuern an seine Männer. Die Katapulte schleuderten riesige Netze in die Luft.
„Grandios, mein General! Wenn ich doch nur mehr Männer aus Eurem Holz hätte! Wie viele Katapulte habt Ihr bereits gebaut?“
„Wir haben lange an der richtigen Technik herumgefeilt, mein König. Die Netze waren anfangs zu klein und zu schwer. Jetzt haben wir die richtige Größe und das geeignete Material gefunden. Die drei Katapulte sind die einzigen ihrer Art. Wir werden über den Winter rund fünfzig weitere Katapulte bauen. Sorge bereitet mir allerdings die aufwendige Herstellung der Netze!“
„Was immer Ihr wollt, General! Setzt es um. Ich werde dafür sorgen, dass wir im Zeitplan bleiben. Zur Not werden wir weitere Frauen aus den Dörfern nach Runaria holen, die die Netze nähen.
Lasst uns reingehen. Ich friere!“ Atos und Agator wendeten sich zum Gehen. „Zum Dank für Eure großartige Leistung werden wir heute ein Fest veranstalten, mein General!“ Atos lachte generös. Ein Hustenanfall überkam ihn.
„Geht es Euch gut, mein König?“
„Nichts schlimmes, nur so ein kratziger Husten. Ich werde mich ein wenig in meiner Kammer aufwärmen. Da wartet noch ein junges Ding auf mich.“ Er grinste schief und eilte in die Stadt und in seinen Palast.
***
Königin Eferia beobachtete ihren Mann. Ihre Freundin trat hinter sie. „Hoffentlich reißen die Feen diesen Unhold in Stücke!“
Isabella legte einen Arm um ihre Freundin.
„Gräm dich nicht, Eferia. Deine Rache wird kommen! Er wird eines Mondtages dafür büßen, was er dir angetan hat.“
Eferia blickte Isabella an. Ihr rechtes Auge fehlte und das linke verbliebene Auge zuckte unruhig hin und her. Sie trug jetzt eine Augenklappe!
***
Famos, Randos und Argos stießen derweil mit ihren Bechern an.
Argos war aus Dunkellande zurückgekehrt und schon seit Tagen feierten die Prinzen ausgelassen die Rückkehr und den Triumph des Bruders.
Auch wenn die Frauen in Dunkellande nicht zu verachten waren, und sich Argos täglich ein unwiderstehliches Angebot an Verlockungen offenbarte, das aus Frauen aus Mittellande stammte, hatte König Thorsis keinerlei weitere Verwendung für ihn gezeigt.
Argos hatte seine Aufgabe erfüllt und Prinz Ragan nach Dawn in die Hände des Dunklen Königs geführt. Gemeinsam waren König und Prinz zur Überzeugung gelangt. dass es nun das Beste für beide Seiten wäre, wenn Argos nach Westlande zurückkehren und dort alles Weitere für den beginnenden Krieg mit seinem Vater besprechen würde.
Die drei Prinzen saßen nach ihrem Jagdausflug bestens gelaunt jeweils in einem Badezuber, welche Rücken an Rücken aneinander standen. Das heiße Wasser dampfte und drei junge Frauen schrubbten ihnen den Dreck von ihren Körpern, wobei Argos das Mädchen bereits in seinen Zuber gezogen und ihr ihr Kleid samt Unterwäsche vom Leib gerissen hatte.
Den jungen Frauen war nicht zum Feiern zu Mute. Sie hatten Angst.
Erst vor kurzem waren sie aus ihrem Dorf in die Stadt gebracht worden, nachdem sie einer Proklamation gefolgt waren. Die Aussicht auf reichlich Taler hatte sie nicht lange nachdenken lassen.
Eigentlich sollten sie Netze nähen, was für sie eine einfache Tätigkeit war, da sie in den Wintern oft handarbeiteten. Argos und Famos hatten ihren Einsatz, als sie sie erblickt hatten, aufgrund ihrer Schönheit als Verschwendung empfunden und sie in ihre privaten königlichen Dienste gestellt. Die Frauen hatten sich ihre Arbeit dabei anfangs ganz anders vorgestellt. Statt am Hof die königliche Familie zu bedienen, zeigten die Prinzen recht schnell, was sie von ihnen wirklich wollten. Sie hassten die Prinzen für das, was sie ihnen in jener Nacht angetan hatten. Noch mehr hassten sie den König, der die Vergehen an ihnen nicht nur nicht hören wollte, sondern ihre Situation ebenfalls genauso grausam ausnutze. Sie waren Gefangene. Gefangene an einem Ort, der eigentlich für viele Mädchen in ihrem Alter ein Traum war, weil er Ansehen und Reichtum versprach. Schließlich wusste man nie, ob nicht doch ein Märchen wahr werden konnte. Runaria war allerdings kein Märchen oder Traum, es war ein Alptraum! Prinzessin Eleon, Argos Frau, war geflohen. Aber konnten sie das auch? Und wenn ja, welcher Mann würde sie nach alledem noch in ihrem Dorf heiraten? Sie waren verzweifelt, während die Stimmung der Prinzen ausgelassen war.
„Jetzt macht doch nicht so ein Gesicht! Der Schöpfer von Aan hat euch zu uns geschickt, auf das ihr unsere Liebe empfangt. Wo ist denn euer Lächeln? Raus aus den Kleidern! Ich will deine Brüste sehen. Komm, Ivaria, steig zu mir, mein Täubchen!“, feixte Famos gut gelaunt.
Bei Argos spritzte das Wasser aus dem Badezuber. Er hielt Ora fest und verging sich an ihr, während Randos aus der Holzwanne stieg und Ira hinterherrannte. Der Alptraum kannte kein Ende. Die Frauen schrien voller Angst, während die Prinzen einfach nur ihre Stellung ausnutzten und gemein lachten.
Später am Abend waren die Prinzen mit ihrem Vater im großen Saal versammelt. General Agator war ebenso anwesend wie viele Ritter der königlichen Garde und wohlhabende Händler der Stadt.
Eiserne Kronleuchter, auf dessen ausladende Arme Kerzen brannten, waren im Saal verteilt und tauchten den Raum in ein warmes Licht. Diener trugen Platten mit gebratenem Fleisch und Geflügel, dampfenden Kartoffeln, Wintersalat und frisch gebackenem Brot an die ausladend eingedeckten Tafeln. Dazu gab es Wein und Bier im Überfluss. Die Männer waren in Begleitung ihrer Ehefrauen, die wieder einmal Gelegenheit hatten, ihre aufwendig gearbeiteten Kleider zur Schau zu stellen. Atos hatte zudem weitere Frauen zur Unterhaltung der unzähligen Junggesellen eingeladen. Es ging hoch her. Das Fest wurde von den königlichen Musikern, die zum Tanz aufspielten, lautstark begleitet.
Eferia war dem Fest, wie auch den anderen Festen in den letzten Monden, ferngeblieben. In der Stadt hielt sich hartnäckig das Gerücht, dass die Königin nur noch ein Auge besaß. Beweise fehlten allerdings noch, da sich die Königin rar gemacht und ihre Zofen zum Schweigen verpflichtet hatte. Viele gierten aber nach einer Bestätigung dieses Gerüchtes. Noch bedeutsamer an dem Gerücht aber war, wie es soweit hatte kommen können. Auch hierzu gab es auf den Märkten der Stadt unzählige Vermutungen. Spekuliert wurde auch darüber, ob der König der Königin überdrüssig war. In Runaria wusste man um die Vorlieben des Königs für junge Frauen.
War der König also bereits auf der Suche nach einer neuen Dame an seiner Seite?
Argos hatte Ivaria, Ora und Ira aus ihren Zimmern geholt und sie diversen jungen Männern vorgestellt. Die Mädchen trugen Kleider, die mehr zeigten als verbargen. Sie mussten sich zahlreichen Anzüglichkeiten aussetzen und wurden ständig von den angetrunkenen Männern betatscht. Auch Aline war auf dem Fest eingeladen. Argos persönlich hatte sie darum gebeten. Aline schob gerade einen übereifrigen jungen Gardisten zur Seite.
„Komm, mein Kleiner! Lass das Mädchen in Ruhe, du willst doch sicherlich eine erfahrene Frau in deinem Bett. Siehst du die Tür da?“
Sie zeigte auf eine Tür an der Seite des Saals. „Geh vor. Ich folge dir gleich. Mach schon!“ Mit diesen Worten schubste sie den jungen Mann, der sichtlich angetrunken war, fort. Sie ging auf eines der drei jungen Mädchen zu, die sie gesehen hatte.
„Ich bin Aline. Wer bist du?“
„Mein Name ist Ivaria.“
„Pass auf, Ivaria. Ich geh jetzt vor. Komm nach und schau zu. Aber bleib im Hintergrund. Lerne, wenn du überleben willst.“
Ivaria schaute sie nur verunsichert an.
„Einst war ich wie du“, fügte Aline hinzu. Mit den Worten ging Aline und ließ Ivaria zurück. Ivaria sah sich unsicher um. Hatte irgendwer etwas von ihrer Unterhaltung mit Aline mitbekommen?
Sie registrierte niemanden. Zögernd folgte sie Aline. Sie öffnete die Tür und schloss sie leise. Aus dem Raum hörte sie den Kerl stöhnen.
Ivarias Augen gewöhnten sich schnell an die Dunkelheit. Alines Liebhaber lag auf dem Tisch und sie hockte rittlings auf ihm und blickte Ivaria an. Ihr Finger lag auf ihren Lippen. Ivaria schob sich langsam in eine Ecke des Raums und verbarg sich hinter einem langen Vorhang. Sie beobachtete Aline und den Mann.
„Na, Argos, vermisst du deine Eleon überhaupt?“, feixte ein dicker Gardist namens Efron.
„Natürlich vermisse ich die kleine Schlampe. Aber ich habe reichlich Ersatz, wo ich mich doch so trösten muss, damit ich in den Nächten nicht so einsam bin.“ Argos lachte rau. „Wo ist eigentlich meine kleine Ivaria hin?“
Efron zuckte unwissend mit den Schultern. Angetrunken meinte er:
„Sag mal, stimmt es, dass die Prinzessin abgehauen ist, weil du es ihr nicht besorgen konntest?“
Der Gardist lachte dreckig und schlug Argos kumpelhaft auf die Schulter. Argos wurde plötzlich ernst. Eiskalt antwortete er: „Eleon wird sich gewiss nicht freuen mich wiederzusehen. Der Preis für sie wird sehr hoch sein!“
Efron konnte den Hass in seiner Stimme deutlich heraushören und war bedacht, Argos nicht weiter zu reizen.
„Wenn ich mit ihr fertig bin, kann jeder Mann in unserer Armee sie haben! Danach schmeiß ich sie vom höchsten Turm!“
Überrascht über Argos rüde Bemerkung schaute Efron Argos an und sah die Härte in seinem Gesichtsausdruck. Er konnte Argos Hass in seinen Augen lodern sehen. Seine Gewaltausbrüche kannte er und glaubte ihm jedes Wort.
Ragan, Trador und Osta hatten die Nacht bibbernd im Schnee ausgeharrt. Auch das zweite Pferd war am darauffolgenden Tag an den Verletzungen durch die Pfeile gestorben. Trador hatte das Pferd geschlachtet, damit sie wenigstens für die ersten Tage satt wurden, wobei es für sie schwer war, ein Feuer zu entfachen. Schließlich war es ihnen trotz des Schnees gelungen, da sie Feuersteine unter der Schneeschicht gefunden hatten. Dunkellande war für diese Steine bekannt.
Ragan schätzte, dass es rund zwei Mondwochen dauern würde, bis sie das Grenzland erreichten. Durch Schneestürme und heftige Schneefälle hindurch, wanderten die drei Freunde mit der Kälte als ständigem Begleiter weiter durch den tiefen Winter. Ragan und Trador liefen nebeneinander und folgten Osta, der auf dem verbliebenen Pferd saß, da er zu Fuß niemals hätte mithalten können.
Mittlerweile waren ihre Fleischvorräte aufgebraucht und der Hunger war wieder als Begleiter aufgetaucht, was sie aber wenig kümmerte, da sie dies von ihren Tagen aus dem Verlies kannten. In den Nächten suchten sie sich tief in den eingeschneiten Wäldern, die sie durchquerten, Verstecke, die sie zumindest ein wenig vor der Kälte und vor ihren Verfolgern schützten. Morgens ging es dann mit knurrendem Magen weiter. Dementsprechend ausgezehrt fühlten sie sich und nur die Aussicht auf eine Rückkehr nach Aan füllte ihren Geist mit Hoffnung. Ihr letztes Pferd hatte sie zum Glück die letzten Tage über nicht im Stich gelassen und so kamen sie den Grenzlanden täglich näher. In der Nacht hatte erneut dichter Schneefall eingesetzt und am Morgen schneite es unentwegt weiter.
Dicke, weiße Flocken wirbelten durch die Luft und um sie herum.
Am frühen Morgen hatten sie durch den Schneefall Stimmen gehört und Trador hatte sich daraufhin mit Osta tiefer in den Wald zurückgezogen, während Ragan zurückgeblieben war und Thorsis Soldaten heimlich beobachtete. Er lag versteckt unter einer schneebedeckten Tanne.
Den Anführer glaubte er zu kennen. Aber wo hatte er das Gesicht schon mal gesehen? War es bei seiner Ankunft in Dawn? Er wusste es nicht mit Sicherheit zu sagen.
Die sieben schwer bewaffneten Ritter trabten langsam auf ihren Pferden an ihm vorbei. Sie hatten ihre Kapuzen zum Schutz vor den dicken Schneeflocken tief über ihre Gesichter gezogen, die sie gesenkt hielten. Ragan bewegte sich nicht, sondern verfolgte ihre Richtung. Vorsichtig kroch er zurück in den Wald und folgte den Spuren seiner Freunde. Der Schneefall wurde wieder heftiger und fing an, die Spuren zu überdecken.
Osta und Trador hatten parallel zum Weg die Richtung nach Mittellande eingeschlagen. Osta saß wie gewohnt auf dem Rücken des Pferdes und Ragan dankte im Stillen dem Schöpfer von Aan, dass ihnen zumindest das letzte Pferd geblieben war, da den Dreien bewusst war, dass sie Osta andernfalls hätten zurücklassen müssen.
Sie stapften von Schneewehen umgeben bis zum Mittag weiter durch den dichten Wald. Zwischendurch schluckten sie den Schnee.
Wenigstens gab es ausreichend zu trinken.
„Was glaubt ihr“, fragte Ragan, „wo werden sie versuchen uns aufzulauern?“
„Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht, Ragan“, antwortete Trador.
„Was mir mehr Sorgen macht, ist die Frage, womit wir uns verteidigen werden. Ein Schwert ist gegen sieben Kämpfer zu wenig“, warf Osta ein.
„Wir sollten dickere Äste abschneiden und Speere herstellen.
Vielleicht haben wir so eine Chance“, schlug Trador vor.
Die kleine Truppe setzte ihren Weg schweigsam in der Kälte fort.
Am Nachmittag hörte es auf zu schneien und eiskalte Luft schlug ihnen entgegen. Nur ihr Stapfen im Schnee war zu hören. Es war totenstill.
Maria hatte mit Elias den Weg nach Lübeck eingeschlagen. Dort kam sie her und dort lebten ihre Eltern, die gemeinsam mit ihrem Bruder eine Getreidemühle betrieben. Maria kannte den Landweg, weil sie vor langer Zeit mit Maren und weiteren Kaufleuten neben dem üblichen Seeweg eine Ersatzroute erkundet hatte. Auf dem Meer war es wiederholt zu Überfällen gekommen. Koggen wurden überfallen und oftmals vom Feind versenkt. Auch wenn die Hanse sich zunehmend organisierte und der Bund stetig wuchs, gab es immer wieder Überfälle, die dem dänischen König Waldemar IV.
Atterdag zugeschrieben wurden. Die Kaufleute hatten daher auch ein Interesse Landwege zu nutzen, die allerdings nicht minder leicht zu sichern waren, da Wegelagerer und Vogelfreie in den Wäldern lebten.
Maria ritt mit dem kleinen Elias vor sich sitzend über Wiesen und durch Wälder. Elias war ein putziger kleiner Junge. Seine Augen waren tiefblau, wobei Maria wusste, dass er diese, wenn es auch eindeutig so aussah, als dass er sie von Maren geerbt hatte, nicht von ihr stammten. Marias Augen waren hellblau und Elias Iris besaßen ein tiefstrahlendes Blau. Bei dem Gedanken an Maren musste Maria tief durchatmen. Immer noch ärgerte sie sich über ihr Schicksal.
Welcher Gott konnte so grausam zu einer alleinerziehenden Frau sein? Wieso hatte die Kirche überhaupt etwas gegen Frauen, die häufiger als Männer auf dem Scheiterhaufen endeten?
Düstere Gedanken, die niemals eine Antwort erhalten würden. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf Elias. Der Kleine brauchte sie. Mit seinen kleinen Patschefingern hielt er ihre linke Hand fest und brabbelte die ersten Wörter, die Maren und sie ihm beigebracht hatten. Auf dem zweiten Pferd, das an einer Leine festgezurrt war und hinter ihnen hertrottete, hatte Maria die wichtigsten Dokumente, Marens Schmuck und Taler sowie etwas zu Essen und zu Trinken festgebunden. Lübeck war noch rund vier bis fünf Tage entfernt, was nach Marias Meinung zu schaffen sein sollte. Das buntgefärbte Laub fiel zu Boden und ein frischer Wind begleitete sie. Der Himmel wurde von Schäfchenwolken durchzogen und die Sonne leuchtete auf die beiden herab.
***
Eugen von Glamm war Maria auf dem Fersen. Aus seiner Sicht konnte es keinen Zweifel daran geben, dass diese Magd mit dem Bengel nach Lübeck geflohen war. Am Abend vor Marens Hinrichtung hatte er ihr Haus gründlich durchsucht. Dabei waren ihm Briefe in die Hand gefallen, die belegten, dass Marias Eltern in Lübeck lebten. Von Glamm hatte eins und eins zusammengezählt und alles auf eine Karte gesetzt. Sein Pferd fing allerdings am zweiten Tag an zu lahmen. Am dritten Tag ging nichts mehr. Das Mistvieh wollte weder vor noch zurück. Er fluchte und nahm seine wenigen Habseligkeiten an sich. Dann setzte er die Verfolgung zu Fuß fort. Der Vorfall mit dieser Ketzerin hatte ihn nachdenklich gestimmt. Warum in Himmel Herrgottsnamen war alles so eskaliert? Stets hatte doch gerade er Nachsicht für seine Nächsten gezeigt. Er konnte Sündern vergeben! Zugegebenermaßen nicht immer, aber einmal war es wahrhaftig schon vorgekommen. Seine Lippen fingen an zu kribbeln, als er an die Frau dachte, der er vergeben hatte. Fleischliche Lust war eigentlich streng verboten.
Dennoch hatte auch von Glamm derartige körperliche Gelüste. Sie
hatte das damals verstanden! Jawohl! Aber bei Maren, das hatte er gleich erkannt, würde es keine Einsicht geben.
Er hatte sich vorsichtig in Hamburg umgehört. Die Macht ihres Steines war offenkundig. Sie musste demnach von göttlicher Herkunft sein. In seine Gedanken verloren, wanderte er durch den herbstlichen Wald nach Lübeck. Als er den Weg entlang schritt, hörte er bereits von Weitem die Stimmen, bevor er sehen konnte, woher sie kamen. Plötzlich drängten sich vor ihm drei verwegene Gestalten aus einem Gebüsch. Vogelfreie, schoss es ihm durch den Kopf. Er kannte diese Sorte Mensch und wusste, dass die nächsten Augenblicke nicht einfach mit ihnen werden würden.
„Na Freunde, was haben wir denn hier? Scheint der Herr uns einen dicken Braten geschickt zu haben. Gelobet und gepriesen sei der Herr!“
„Hast recht, Heini!“
Drei Kerle grinsten von Glamm weitestgehend zahnlos an. Ihre Kleidung war einfach und von Motten zerfressen. Ein beißender Geruch ging von ihnen aus.
„Was wollt ihr? Geht mir aus dem Weg oder eure Seelen werden in der ewigen Verdammnis leiden!“
„Meinst du, uns interessiert dein Gefasel, Dicker!“
Der Ton war rau und die drei Gestalten umrundeten Eugen von Glamm. Er roch ihren faulen Atem und ihren ekligen Schweißgestank, der jetzt, da sie direkt vor ihm standen, von ihnen und ihrer zerlumpten Kleidung ausströmte. Der Mann, der Heini hieß, schubste von Glamm.
„Sieh einer an! Der Dicke hat mich angerempelt! Hör mal Dickerchen, das macht man aber nicht!“ Bösartig und hinterhältig grinste Heini von Glamm an. „Ey, Marvin, hast du das gesehen? Der will hier Ärger machen!“
Von Glamm fing an zu schwitzen. In seiner Kutte griff er nach seinem langen Dolch. Er versuchte die Lage zu befrieden.
„Ich werde für eure Seelen beten. Und jetzt lasst uns ein jeder des Weges ziehen.“
Zielstrebig wollte er weitergehen, aber Heini packte ihn am Kragen.
„Du hast noch nicht gezahlt, Dicker! Das Betreten des Weges kostet Zoll, auch für dich. Wir sind hier nicht in der Kirche! Die Hälfte von dem, was du hast. Dann kannst du gehen.“
Von Glamm zog einen kleinen Beutel hervor. „Nehmt euch die Hälfte!“ Er warf Heini den Beutel zu, die Münzen klirrten.
„Hä? Hast dich getäuscht, Dicker. Ich hab’s mir anders überlegt.
Wir nehmen alles!“
Heini steckte den Beutel ein und die drei ließen von Glamm laufen.
Als er an Marvin vorbeiging, gab dieser ihm einen festen Tritt in den Hintern. Von Glamm flog nach vorne und stürzte in den Dreck.
Was für ihn aber schlimmer als der Sturz war, war die Tatsache, dass ein Geräusch entstand, das von seinen weiteren Talern kam.
Diese hatte er in einer Innentasche versteckt, weil er um Überfälle durch Wegelagerer wusste. Das Geräusch hatten auch die drei Wegelagerer gehört. Sofort umringten sie ihn aufs Neue.
„Fettwanst, ich glaube, du hast da was vergessen!“, sagte der dritte und mit Abstand hässlichste Kerl. Seine schmierigen Haare hingen lang und strähnig herunter. Der Inquisitor wusste, dass nun die entscheidende Stunde geschlagen hatte. Die abartige Gestalt beugte sich zu von Glamm runter.
„Her mit dem Zaster, Dickerchen!“
Die Klinge kam so überraschend, dass der Kerl keine Möglichkeit hatte ihr zu entgehen. Der Dolch steckte im Hals. Von Glamm zog ihn zurück und stach direkt ins Herz. Er zog den Dolch erneut zurück und stand keuchend auf. Marvin und Heini waren erstaunt zurückgewichen. „Vorsichtig, vorsichtig, Dicker!“, rief Heini.
„Kommt ruhig her, ihr beiden. Ich glaube, wir sollten uns noch einmal über meine Taler unterhalten“, erwiderte von Glamm mutig und trat mit dem Dolch langsam auf Heini zu, den er für den Anführer hielt und den es nun auszuschalten galt.
Heini ahnte, was kommen würde. Er zog Marvin mit sich fort.
„Lass gut sein, Marvin. Wir haben, was wir wollten.“
Gemeinsam rannten sie weg. Der Inquisitor blickte auf den Toten, der vor ihm lag. Eine Seele, die im Fegefeuer brennen würde. Kein Zweifel! Schwitzend nahm von Glamm die Verfolgung von Maria wieder auf. Er fühlte sich unbesiegbar.
Mein Zeitgefühl in Aan hatte mich oft getäuscht und so war ich schließlich einfach nur dankbar, als wir in meinem Zuhause bei Astrid im Königreich Nordlande ankamen.
Es war später Abend und es schneite heftig. Unser Schiff glitt langsam über die eisigen Wellen in den Hafen, deren Oberfläche gefroren wirkte. Als wir uns dem Steg näherten, erklang das Signalhorn von Skyark. Ich sah Astrids gleichnamiges Schiff verlassen im Hafen ankern. Meine Mannschaft raffte die Segel. Aus der Festung kamen Soldaten und Wachen mit Stablampen angerannt und bauten sich bedrohlich vor uns auf. Unser Schiff kannten sie nicht, woher auch?
Und dann erblickt ich sie. Astrid kam auf einem schwarzen Pferd geritten. Sie trug einen langen dunkelblauen Mantel. Ich trat ans Heck und winkte ihr zu. Als sie ihre Garde erreicht hatte, stellte diese erstaunt fest, dass die Königin höchstpersönlich gekommen war, um zu schauen, was im Hafen vor sich ging. Überglücklich lächelte sie mich an. Astrid hüpfte förmlich vom Pferd und flog in meine Arme.
„Wenn du nicht gekommen wärst, wäre ich nach Luna geschwommen, um dich zurück zu mir zu holen!“
„Kannst du denn überhaupt schwimmen?“, foppte ich Astrid und erntete einen funkelnden Augenaufschlag. Ich zog sie an mich heran und küsste ihre kalten Lippen. „Nein“, hauchte sie.
„Hallo, meine kleine Königin.“
„Guten Abend, Robin.“
„Viele Tage und Nächte habe ich mich danach gesehnt, dich endlich wieder in meine Arme zu schließen. Ich hoffe, du hast ein warmes Feuer und etwas Gutes zu Essen für mich und meine Männer!“
Astrid ließ mich los und begrüßte die Seefahrer, die von unseren Untertanen in Empfang genommen und herzlich begrüßt wurden.
Offensichtlich hatte sie Vorarbeit geleistet und von ihrer Reise in das ferne Land berichtet. Unvermittelt hielt sie mich erneut fest.
Was folgte, war ein leidenschaftlicher Kuss. Sie hatte mich sehr vermisst und ich sie ebenso.
„Komm, Liebling!“
Ich verabschiedete mich für heute von meinem Kapitän und der Mannschaft. Dann setzte ich mich in den Sattel ihres Pferdes und zog sie hoch. Sie legte ihre Hände um mich und schmiegte ihren Kopf an meinen Rücken. Verliebt trabten wir gemeinsam auf ihrem Pferd durch den Schnee zum Palast. Dort wurde ich von vielen unserer Diener und Hofdamen herzlich begrüßt. Astrid schickte unsere Bediensteten fort und zog mich mit sich. Ihr war es egal, was die anderen über uns dachten. Wir flogen die unzähligen Treppenstufen hoch und hatten nur ein Ziel: unser Schlafzimmer.
Astrid riss mir meine Kleidung förmlich vom Körper und konnte sich selbst gar nicht schnell genug ihres Kleides entledigen. Ihr Bauch, registrierte ich, war nicht mehr flach, sondern leicht gewölbt. Voller Verlangen zog sie mich ins Bett, wo wir unter der warmen Decke verschwanden. Wenig später waren wir schweißgebadet. Astrid lag neben mir und ich streichelte liebevoll ihren Rücken und küsste ihre Schultern.
„Ich habe dich vermisst, Robin. Ich bin so glücklich, dass du wieder bei mir bist. Nein, dass ich nicht mehr alleine hier liegen muss und die Decke in der Nacht anstarre. Alles Mögliche habe ich mir ausgedacht, während ich hier lag. Ich bin so glücklich dich wieder zu spüren.“ Sie drehte sich und küsste mich.
„Wie geht es unserem Kind?“, erkundigte ich mich zärtlich.
„Bemerkt man es also schon?“, wollte sie wissen.
Ich rutschte tiefer und küsste ihren kleinen Bauch. Unter der Decke hervorkriechend antwortete ich: „Nicht wirklich zu übersehen. Du hättest es mir in Luna sagen sollen.“ Ich küsste ihren Bauch ein weiteres Mal. „Wir freuen uns auf dich“, sagte ich zu ihrem Bauch und unserem Kind. Langsam küsste ich jeden Fleck ihres Körpers, bis ich bei ihrem Mund ankam.
Ich hörte, wie der Wind eisig an unseren Zimmerfenstern den Schnee wehte. Der Kamin schaffte es kaum, den Raum warm zu halten. Zwischendurch legte ich Holz nach, damit das Feuer nicht ausging. Wir erwachten erst am Mittag des nächsten Tages.
Eiskristalle hatten die Scheiben überzogen.
„Natürlich werde ich Euch zu meiner Schwester begleiten. Es wird mir eine Freude sein Euch nach Aan zu führen, Prinz Algor.“
„Ihr seid zu gütig, Königin Theresa“, meinte Algor sich verneigend.
„Wann werden wir fahren?“, erkundigte sich Sera.
„Wir werden morgen in der Früh starten, Prinzessin Sera. Der Winter ist da und der Schnee naht. Wenn wir Glück haben, sind wir in wenigen Mondwochen da“, antwortete Theresa voller Vorfreude, weil sie ihre Schwester Eleonora wiedersehen würde. Zugleich war sie gespannt darauf zu sehen, was geschah, wenn ihre Schwester erfuhr, dass der König aus Südlande eine bildhübsche Tochter im heiratsfähigen Alter hatte.
Die Reise in Begleitung der persönlichen Leibgarde des Königs hatte tatsächlich nur wenige Wochen gedauert und nun saßen alle vereint mit König Angantyr und Königin Eleonora an der langen reichhaltig gedeckten Tafel in Mittellande. Das Gespräch drehte sich um Westlande und Dunkellande, wobei die Königsfamilien noch keine Gelegenheit hatten über Ragans Gefangenschaft und Thorsis Forderung gegen Mittellande zu sprechen. Eleonora drückte die Hand ihrer Schwester, froh sie wieder an ihrer Seite zu wissen.
„Mein Vater möchte, dass ich von Euch lerne, König Angantyr.
Einst werde ich König von Südlande sein. Vater ist der Meinung, dass ein Thronfolger eine gute Ausbildung braucht und vieles gesehen haben sollte“, erzählte Algor mit sichtlich stolzer Brust.