Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Die Festung Mont-Royal - ein spannendes Kapitel in der Geschichte des Rheinlandes im späten 17. Jahrhundert. Ludwig XIV., Frankreichs Sonnenkönig, ließ ab 1687 die gewaltige Anlage nach Planungen seines genialen Festungsbaumeisters Vauban errichten. Die Anlage war zu ihrer Zeit die größte und modernste bastionäre Festung Europas. Sie diente mit riesigen Waffen- und Mundvorräten vornehmlich als Versorgungs- und Operationsbasis der französischen Heere auf dem Weg zum Rhein. Ihr Bestand war jedoch durch den Gegendruck der europäischen alliierten Mächte von kurzer Dauer. Der Friede zu Rijswijk 1697, der den Pfälzischen Erbfolgekrieg beendete, verpflichtete Ludwig XIV. zur Rückgabe des annektierten Gebiets. Zuvor aber ließ er die Festung schleifen und die Werke dem Erdboden gleich machen, damit in Zukunft seinen Gegnern durch ihren Besitz keine strategischen Vorteile erwüchsen. Markante Relikte der 1698 gesprengten Anlage, die einen Eindruck von der Wucht und Größe der einstigen Bauwerke vermitteln, wurden 1929 - 1938 unter Leitung von Dr. Ernst W. Spies freigelegt. Das reich bebilderte Buch lässt die Geschichte und den Bau der Festung lebendig werden. Breiter Raum ist den Freilegungsarbeiten und ihren Ergebnissen gewidmet.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 130
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Auf des Montroyales Höhen, seinem einsam stillen Rain,
Ist ein Zauberbild zu sehen mitternachts beim Mondenschein.
In der Festung alten Trümmern, öd und traurig manches Jahr,
Seh ich helle Lichter schimmern, hebt ein Bau sich wunderbar.
Tore, Gräben, Wälle, Mauern, Raveline und Bastion –
Hinter den Brustwehren lauern Rahmlafette und Kanon.
Dunkele Soldatenscharen steh’n am Fuße des Glacis,
Und die Schildwacht, wohlerfahren, ruft gespenstisch ein „qui vive“!
Auf dem Walle am Geschütze lehnt der finst’re Kanonier,
Aus der Mine dunklem Ritze schaut hervor der Pionier.
Auf der festen Zitadelle weht im Nachtwind ernst und leis,
Wehet in des Mondlichts Helle Frankreichs Fahne lilienweiß. –
Da ertönen Hornsignale, Trommeln wirbeln dumpf gespannt:
Aus dem Zitadellportale schreitet her der Kommandant.
Die Soldaten auf dem Walle führt er fern zum Bergesrand;
Auf dem Talweg halten alle, ihren Blick zurückgewandt.
Finster zucken ihre Brauen auf der Höh von Montroyal,
Nach der stillen Festung schauen Kriegesmann und General.
Da schießt plötzlich tausendspaltig jäh ein Blitz zu Himmelshöhn -
Dumpfes Krachen – allgewaltig zuckt der Berg in Todeswehn.
Wolken wie in finstern Wettern hüllen schwarz die Festung ein,
Felsen, Erde, Steine schmettern nieder auf des Berges Rain.
Und die Festung, siegestrunken, ist ein großer Trümmerkreis,
Ihre Fahne hingesunken, Frankreichs Fahne lilienweiß.
General und Krieger fliehen eilig tal- und westwärts fort,
Und des Waldes Tiere ziehen ein in den verlassnen Ort. –
Deutschem Land zur bittren Schande ward von Frankreichs Ludewig
Jener Festung Steingirlande aufgebaut im blut’gen Krieg.
Deutschem Land zur Lust und Freude ward von Frankreichs Ludewig
Jener Festung stolz Gebäude selbst zerstört nach deutschem Sieg.
Und im Spiegel der Geschichte längstvergangner Zeit und Qual
Seh im Kranze der Geschichte ich die Festung Montroyal.
Und in mitternächt’ger Stunde, wenn die Elfen ziehn durchs Land,
Macht auf Montroyal die Runde Frankenvolk und Kommandant.
[Quelle: Sonst und Jetzt : Bilder von Traben.
Druck Ph. Ropp, (Traben-) Trarbach 1885]
Vorwort
Einführung
Die Festung Mont-Royal und ihre Bedeutung in der Geschichte des Rheinlandes
Schlusswort
Abbildungsverzeichnis
Anhang
Kurze Beschreibung der neuerbauten französischen Festung Mont-Royal
Quellenauswahl
Es war im Herbst des Jahres 1962, als Heimatbildner Dr. Ernst W. Spies (1898 – 1975)1 beabsichtigte, in Traben-Trarbach einen Kreis von Heimatfreunden zu gründen. Heimatkunde, -pflege und –werbung sollten „am besten von allen, die die Heimat verkörpern, jedenfalls aber besser von vielen als nur von einem einzelnen betreut“ werden.
Zum Auftakt der Mitgliederwerbung hielt Dr. Spies am 12. Dezember 1962 im Bürgersaal des alten Trabener Rathauses einen durch Lichtbilder, Karten und Übersichten unterstützten Vortrag, zu dem etwa 110 Zuhörer erschienen. Als Thema des Vortrags wählte er „das bedeutsamste Ereignis der Mittelmosel-Geschichte“: Der Mont-Royal und seine Bedeutung in der Geschichte des Rheinlandes.
Es darf als Glücksfall gelten, dass an jenem Abend ein engagierter Heimatfreund Dr. Spies’ Ausführungen auf einen Tonträger aufzeichnete.
Die Absicht, auf dieser Grundlage den Vortrag fürs Schriftliche zu bearbeiten, war nicht frei von Bedenken. Ob der Versuch gelingen konnte, die beiden Kommunikationsstile einander anzunähern, muss dem Urteil des Lesers anvertraut bleiben.
Vereinzelt können Aussagen des Vortrags zwar heute nicht mehr ohne Skepsis aufgenommen werden. Im Kern tangiert das die grundlegenden Forschungsergebnisse von Dr. Spies jedoch nicht. Er hielt den Vortrag vor mehr als einem halben Jahrhundert. Für uns Späteren sind die Quellen zur Geschichte der Festung Mont Royal durch breitere Informationsmöglichkeiten wesentlich einfacher zugänglich.
Es war Dr. Spies nicht mehr vergönnt, uns in einer geplanten ausführlichen Monographie die Ergebnisse seiner Arbeiten über die Festung Mont-Royal zu hinterlassen. Fünf Jahrzehnte hatte er ihre Geschichte erforscht und zehn Jahre davon der Freilegung ihrer Relikte gewidmet.
So bleibt uns als Aufgabe, die einzelnen der zahlreich von ihm zusammengetragenen und in vielfältiger Weise dokumentierten Informationen zur Festungsgeschichte zu bewahren. Dem soll und muss auch die vorliegende Bearbeitung dienen.
Wenn sie darüber hinaus dem Leser noch einen lebendigen Eindruck von der Persönlichkeit des Redners, seiner gebildeten und feinen Eloquenz, auch seines „skurrilen Humors“ ermöglicht, kann die Saat aufgehen.
Eine maschinenschriftliche Übertragung der Tonbandaufnahme und der größte Teil der im Vortrag verwendeten Abbildungen lagen noch vor. Diese wesentlichen Grundlagen sind mir freundlicherweise von Frau Erdmut Stolte, Traben-Trarbach, aus dem Nachlass ihres Onkels Dr. Ernst W. Spies überlassen worden, der an dieser Stelle herzlich gedankt sei.
Bei der der Bearbeitung waren Änderungen des Textes auf offensichtliche Fehler im Rahmen der Übertragung der teilweise nur schwer verständlichen Tonbandaufnahme zu beschränken; Textergänzungen zur Vereinfachung der Lesbarkeit sind durch [ ] gekennzeichnet.
Wo es erwünscht schien, sind zum besseren Verständnis Erläuterungen und vertiefende Hinweise in Fußnoten mitgeteilt.
Der Konzeption als Lichtbildervortrag folgend – „ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“ – konnten aus meinem Bestand weitere, den Text unterstützende Abbildungen eingefügt werden. Auch gilt mein herzlicher Dank Herrn Hans Schneiß, Irmenach, der die Arbeit durch Überlassung von Bildmaterial aus seinem Archiv sehr gefördert hat.
In wenigen Einzelfällen sind im Vortrag verwendete Bilder durch bessere Reproduktionen ersetzt worden.
Die Zuordnung von Abbildungen aus der Zeit der Ausgrabungen zu den einzelnen Werken im festungsbautechnischen Sinn war oft schwierig und in einigen Fällen bis zuletzt zweifelhaft. Dr. Spies vergab abweichend z. B. für einzelne erschürfte Teile der Festung gern die Phantasie werbewirksam anregende Namen oder in historischen Bezügen. Insoweit können Unrichtigkeiten in den sachlichen Bezeichnungen der Bauwerke leider nicht ganz ausgeschlossen werden.
In einem Anhang soll schließlich die bis heute wichtigste zeitgenössische Quelle aus deutscher Feder, die „Kurtze Beschreÿbung der Newerbawten frantzösischen Vestung Mont Royall“ eines unbekannten Verfassers um 1692 in einer Übertragung in die Sprache unserer Zeit erstmals vollständig veröffentlicht werden.
Salzhemmendorf, im Frühjahr 2017
Wilfried Gibbert
1 Zur Biographie vgl. Dr. Ernst Willen Spies : Der Erinnerung an sein Lebenswerk gewidmet. Bearb. von PETER MAX SÜNDERMANN, mit Textbeiträgen von WILFRIED GIBBERT, Traben-Trarbach 2015 [Jahreskalender 2016]
von Studiendirektor i. R. Dr. Wilhelm Matthäus
Leiter des Volksbildungswerkes Traben-Trarbach
Ich danke Ihnen für Ihren so zahlreichen Besuch.
Wir haben dieses Thema „Der Mont-Royal und seine Bedeutung in der Geschichte des Rheinlandes“ gewählt, weil eine Reihe von Bekannten an uns herangetreten ist, warum eigentlich das Volksbildungswerk einen neuen Verein gründen wolle. Das ist aber nicht der Fall. So wie im Volksbildungswerk Kurse für Schreibmaschine, Französisch, Englisch und alle möglichen anderen Gebiete sind, so gehört ein Kreis der Heimatfreunde unbedingt zur Aufgabe des Volksbildungswerks.
Überall, wo in Rheinland-Pfalz Volksbildungswerke oder Weiterbildungseinrichtungen bestehen, gibt es kleinere oder größere Abteilungen, die sich der Heimatpflege widmen, da wir hier einen geschichtsträchtigen Boden haben.
Seit der Römerzeit hat sich die Geschichte hier im Moseltal abgespielt. Wenn wir nur an die Grevenburg, an den Mont Royal, an die Graacher Schanzen denken, dann wissen wir, was sich hier alles abgespielt hat und wie die Geschichte, die hier gespielt worden ist, den Charakter der Bevölkerung beeinflusst hat.
Wenn wir daran denken, dass die Charakterbildung zu Hause beginnt, in der Schule dann fortgesetzt wird und durch die Stadt oder durch die nähere oder weitere Umgebung geprägt wird, dann müssen wir auf Heimatpflege unbedingt mehr Wert legen als bisher. Daher ist der Kreis der Heimatfreunde größer als wir es bisher angenommen haben. Das nehmen wir als ein gutes Vorzeichen.
Herr Dr. Spies hat sich bereit erklärt, sich dieser Aufgabe besonders anzunehmen. Wir hoffen, dass diesem ersten Vortrag weitere folgen und wir einen großen Erfolg haben werden, dass der Kreis der Heimatfreunde größer und größer wird.
Ich bitte jetzt Herrn Dr. Spies, das Wort zu seinem Vortrag zu ergreifen.
Verehrte Mitbürger, Heimatfreunde und liebe Mitarbeiter!
Wir freuen uns, wie Sie schon durch den Herrn Direktor, unseren greisen Volksbildungswerkleiter hörten, dass wir im Rahmen des Volksbildungswerks einen neuen Arbeitskreis schaffen wollen, und wir fühlen uns bestätigt. Den eben angedeuteten Beifall beziehen wir auf diese Aufgabe, nicht nur nach außen zu wirken, nicht nur von außen her bei uns alle möglichen Strömungen anklingen zu lassen, sondern auch nach innen zu schauen und vielleicht in die Verse zu kleiden:
Warum ins Ferne flüchtig schweifen?
Erst heimwärts schauen, drinnen reifen!
Ohne diese Besinnung, wenn wir nicht verwurzelt sind, werden wir die kommenden Stürme keinesfalls überstehen.
Es nutzt uns nichts, wenn wir da und dort etwas wissen oder da etwas hören, sondern wir müssen uns neu auf unsere eigenen Innenwerte verankern.
Darum dient auch diese Aufgabe heute der Besinnung auf unsere gemeinsamen Wurzeln, der Heimat; da wird der Stoff [des heutigen Vortrags] herausgenommen, das Wichtigste und Bedeutsamste, das wir bringen können, nämlich das Schicksal und gleichzeitig – noch besser ausgedrückt – das Grenzlandschicksal.
Wir wohnen alle um einen schlichten, stummen Berg. Er ist einsam. Er scheint stumm. Aber je tiefer wir in die Zusammenhänge eindringen, umso mehr erkennen wir, was uns das Schicksal da geschenkt hat.
Wir haben lebenssprühende, geschäftstüchtige Orte und Täler ringsum, und mitten dazwischen schuf das Schicksal ein völkisches Riesengrab, ein Menschen-Irrwerk, das größte Ereignis, das die Mosel politisch allein uns verzeichnen konnte - mit Ausnahme natürlich von Trier - zwischen Trier und Koblenz.
Wir gehen daran vorbei - und haben nichts davon gemerkt. Aber dieser Berg hat es so in sich, dass er nicht nur die schönen Rundblicke vermittelt, uns nicht nur landschaftliche Schönheiten näher bringt, indem er über uns und vor uns liegt, besser, sich erhebt, sondern er hat auch die Aufgabe, die Heimat, die zersplitterte, zu einen.
Denn dieser Berg wird heute2 zerschnitten, allein seitens der Verwaltung von drei Kreisen3, zwei Regierungsbezirken4, und ein paar oder mehrere Gemeinden teilen sich darein. Eine Zersplitterung.
Da wir uns heute bewusst das Einende zur Aufgabe machen müssen, um es zu betonen und zu pflegen, nicht in erster Linie das Trennende, darum haben wir auch die Aufgabe, bei diesen Dingen hinzuhören.
Dieser Berg erzählt Weiteres, erzählt viel mehr und Tieferes. Er ist gewissermaßen menschlich sogar wie eine Bergpredigt. Denn nie wird etwas Dramatischeres im Moselland gesehen oder gehört werden können, als das Schicksal dieses Versuches, mit Macht allein Interessen durchzudrücken.
Auch in der heutigen Zeit, die so seelenarm ist, hat er uns noch vieles zu sagen, ganz abgesehen davon, dass er gerade auf den Spuren unserer früheren Trennung, der Feindschaft und des Hasses die Aufgabe erfüllt und erfüllen muss, ausgerechnet da den Weg zueinander zu finden, indem wir erkennen, dass wir auf den Wegen von früher nicht weiterkamen und auch erst recht nicht weiterkommen.
Wir sind gemeinsamen Ursprungs hier, wir sind Franken. Die anderen jenseits der Sprachgrenze nennen sich heute noch Français, früher in der ersten [französischen] Revolution Neufranken, hier Moselfranken. Sie hören den gemeinsamen Ursprung. Die Sprache trennt uns zwar, aber das Ziel der modernen Entwicklung deutet und drängt dazu, den Weg zusammen zu finden.
Nun gestatten Sie, Ihnen geschichtlich etwas von diesem Berg zu erklären. Er ist so einsam, so einmalig und so eindringlich, dass wir uns mit ihm befassen wollen. Zuerst eine Übersicht über Geschichte, kurz, und soweit es Sie interessiert. Zweitens, nach der Geschichte etwas über den Bau [der Festung Mont Royal] zu hören, wird uns vielleicht nur am Rande interessieren, obwohl es wichtig wäre. Wir schneiden das auf heute Abend zu. Drittens folgt die Erschließung, oder sagen wir besser, die Aufgabe dieses Denkmals, dieses Mahnmals.
Es sind mehrere Karten vor Ihnen aufgehängt, davon die erste eine geopolitische (Abb. 1), die zweite eine politische5, die dritte (Abb. 2) dann – ein Herr:
Abbildung 1
Abbildung 2
Das ist der Beherrscher der damaligen Zeit, Ludwig XIV.6, etwas grell in den Farben, aber ebenso grell sehen Sie aus ihm und seinem Profil den Herrscher, und dahinter den Schwulst, nämlich die Allongeperücke.
Nun, jetzt ein kurzer Überblick über die Geschichte. Erwarten Sie bitte keine feingefeilte Vorlesung. Die können Sie besser nachlesen in dem Mittel-Mosel-Heft des Rheinischen Vereins, der für Denkmalpflege zuständig ist7. Erwarten Sie auch weniger eine witzsprühende Unterhaltung, sondern mehr Mahnung. Dahinter stehen die Forschung eines Menschenalters - und zehn Jahre Dienst8.
Also nun: Wir setzten uns in ein Flugzeug, wir haben ja den Flugplatz9 in der Nähe, und rattern hoch, so hoch, dass wir von oben herunter eben gerade noch den Boden erkennen können. Wir sehen die Eifel im Norden, den Hunsrück und die Mosel, die sich zwischendurch zum Mittelrhein schlängelt.
Das genügt für Sie nicht, denn das kennen Sie. Aber gestatten Sie, sich jetzt noch die Forscherbrille aufsetzen zu lassen. Ein anderes Bild erscheint, wesentlich tiefer, wesentlich lebendiger. Fast wie eine Bühne tut es sich vor uns auf. Wie eben angedeutet, erkennen wir auf der Bühne die Kulissen. Aber wir sehen auch die Schauspieler, sie kommen und gehen, treten auf und treten ab nach dem Gesetz ihrer Rolle. Diese Rolle wird diktiert und angegeben, beordert von einem Pendel. Dieses Pendel ist der Taktstock des Spielleiters, in diesem Fall der Allmacht, die es regelmäßig alle 500 Jahre ausschlagen lässt und einen anderen Nachfolgenden kraftvoll auf die Bühne ruft.
So erkennen wir vor 2.500 Jahren die Kelten, ganz kurz, vor 2.000 Jahren die Römer, vor 1.500 Jahren die Germanen. Nach 500 – jährigem Schmelzprozess, durch Dunkelheit gekennzeichnet, denn die Vermählung braucht Zeit und Dunkelheit, entsteht aus den vier Elementen Kelten, Römerresten, Christentum und Germanen etwas Neues: das Deutschtum.
Seit 1.000 Jahren sind wir hier also deutsch. In diesen letzten 1.000 Jahren sehen Sie nach dem Gesetz wieder eine Unterteilung zur Hälfte – in etwa je 500 Jahre.
Die ersten 500 Jahre, etwas mehr, herrscht der Erbe des Römerreichs, das Deutsche Reich vor und greift hinüber über seine Volksgrenze, die Ihnen hier (Abb. 1) als Linie angedeutet näher gebracht werden möge. Das ist die Sprach- und Volksgrenze, seit 1.000 Jahren befestigt und fast unverändert geblieben, also eine Schicksals- und Sprach-Entscheidung, kein Menschenwerk.
Die Deutschen achteten in der damaligen Zeit nicht darauf, wie das auch sonst niemand tat, und holten sich vom Nachbarn, was sie kriegen konnten, aus dem Erbe Roms, das ihnen dieses Verhalten vorgemacht hatte. Dieses Reich nannte sich ja „Heiliges Teutsch-Römisches Reich“.
Aber Druck erzeugt Gegendruck. Die letzten 500 Jahre sind dann die Antwort, genauer: 400 Jahre. In den letzten 400 Jahren, mit denen wir uns jetzt näher befassen, flutete die französische Kraft, die sich inzwischen zu einem Volk, zu einem Staat, zu einer Religion geballt hatte, zum Rhein und drohte uns zu überfluten. Damit wollen wir uns jetzt etwas näher befassen. Dann sehen Sie erst die Bedeutung unserer Zusammenhänge in diesem großen Zeitrahmen.
Bei einer solchen Flut von etwa 500 Jahren, einer Flutwelle, ist klar, dass in der Mitte der Wellenkamm erwartet werden kann. So haben wir zeitlich bei 500 Jahren etwa 260 Jahre, und tatsächlich: vor 260 Jahren war dieser Höhepunkt gekommen.
Da es sich nun ferner aber um eine französische Welle handelte, musste dieser Welle auch ein französischer Name ebenbürtig sein. Wie heißt Gipfel oder Berg französisch? Mont. Und da sich damals alles nach dem „Allerchristlichsten“ König Ludwig XIV. richtete, musste dieser Gipfel „Mont-Royal“ heißen.
Jetzt werden Sie sagen, nanu, das hast du ja schön zugeschnitten. Sie irren. Dass ein solcher Mont-Royal hierher kam, das war nicht etwa deswegen, weil wir [hier] so bedeutend waren, sondern nach dem Gesetz „Kraft sucht den geringsten Widerstand“ zog sich dieser Gipfel an die Stelle, die am schwächsten war. Das waren wir hier, und das sind wir auch heute noch, beinahe ähnlich.
Die Mosel in ihrem Schlangenlauf ist ein tiefes, enges, schmales Tal, nur vom Wein erschlossen, infolge dessen auch nicht in der Lage, größere Siedlungen zu entfalten. Die einzigen, die es gibt, sind Trier in der Trierer Bucht, oder Koblenz mit dem Neuwieder Becken. Dazwischen ist alles eng, schmal, klein, „Tal-Geist“.
Nun kommt die Länge noch erschwerend hinzu. Ein so schmaler, langer, dünner Darm, von zwei Seiten und Polen, von Trier und von Koblenz beeinflusst, wird natürlich der Versuchung erliegen, von anderer Seite dritte Einflüsse spüren zu müssen. So entstand eine Lücke zwischen Trier und Koblenz, hier, in der Mitte.