Die getreue Windsbraut - Hans Leip - E-Book

Die getreue Windsbraut E-Book

Hans Leip

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Beschreibung

Im Wirtshaus "Zum Fröhlichen Haifisch" trifft sich an sieben Abenden eine Gesellschaft aus höchst unterschiedlichen Charakteren, um einander Lieder, Geschichten, Gedichte vorzutragen. Titel wie "Mussel auf dem Schlick", "Der tote Matrose", "Unterm Frühlingssegel", "Der Seeräuber" und "Es seilt ein Schiff" verraten bereits, das es auch hier vornehmlich um Leips bevorzugte Themen von Schifffahrt, Strand und Meer geht. Neben den sehr unterhaltsamen, mal "süßen", mal "salzigen" Geschichten und sonstigen Vorträgen schlägt auch die Rahmenhandlung um das junge Fräulein Siebenstern und den alternden Lotsen Schermichel sowie all die anderen hier versammelten originellen Gestalten so manche Welle, und das Buch entwickelt eine Strömung, der sich der Leser nicht zu entziehen vermag.-

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Seitenzahl: 227

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Hans Leip

Die getreue Windsbraut

Saga

Ein süß und salzig gemischtes,

durchweg heiteres Buch

teils windiger, teils bräutlicher Geschichten,

mitgeteilt aus der Tafelrunde

„Zum Fröhlichen Haifisch“

zwischen dem Ärmelkanal und

der Biskaya in sieben Abenden

Erster Abend

Kam ein Gast um Mitternacht,

Setzt sich an den Tisch,

Hat dem Nachbarn zugelacht

Und bestellt ihm frisch;

Ist nicht laut und ist nicht stumm,

Rutscht die ganze Reih’ herum,

Weder frech noch eingeschnappt.

Jeder hat ihn lieb gehabt. –

Und wie hieß der Wundersame? –

Freundschaft ist sein Name.

So laßt uns gute Segler sein

Bei Weltenwind und Sonnenwein

Und gute Trinker bis zum Tod!

Auf der Mel d’Iry-Insel zwischen dem Ärmelkanal und der Spanischen Bucht steht nahe dem Hafen Ovrail auf halber Höhe der Felsen ein Wirtshaus. Es heißt zum Fröhlichen Haifisch. Der Wirt ist ein untersetzter, ungewöhnlich breitschultriger, olivhäutiger Mann mit kleinen Augen, die bald den Spitzen stählerner Frittbohrer, bald denen gemütlicher Korkenzieher gleichen, je nachdem er einen Gast oder eine Flasche betrachtet. Sein schwarzes Haar ist geölt, sein Schnurrbart dagegen struppig wie ein Hofbesen, seine Hände haben die Form von Kartoffelschaufeln, aber dennoch sind seine Bewegungen zart, wenn er eine scharfe Sache unter der Tonbank hervorzieht und sie in die bläulichen Schnapsgläser träufelt. Er betreibt letzteres als eigentliches Geschäft, wenigstens der Öffentlichkeit gegenüber, bekümmert sich auch gelegentlich um den gottgesegneten Gemüsebau hinterm Haus, zumal den hübschen Stangenkohl, fährt auch hin und wieder mit auf Fischfang, wenn die Festlandspreise genügend hoch stehen, hat auch Neigung für gestrandete Schiffe, Wrackholz und dergleichen. Aber unter der Hand – und was hätte nicht Platz unter dieser Hand! – treibt er sicherlich ein wenig Schmuggel mit allerlei netten Sachen, die man in Paris ohne Zoll höher bewertet als mit, abgesehen davon, daß manche von abseitigen Kennern begehrten Genüsse selbst mit aller Offenherzigkeit gegen die grünen Nachkommen des Jüngers Matthäus schwer, wenn nicht unmöglich in den fetten Kreislauf des Geldes zu bringen sind.

Der Zollbeamte kannte ihn ganz genau, den Wirt zum Fröhlichen Haifisch, aber die beiden hatten nach anfänglicher unfruchtbarer Aufregung Frieden geschlossen. Eigentlich seit dem Abend, da der Wirt, er hieß Jean Poujell, vor den Augen des schnüffelnden damals noch jungen Zöllners einer soeben gefangenen und lebendigen Ratte den Kopf abbiß und ihn zum offenen Fenster hinausspie.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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