Die Gier nach nackter Haut | Erotischer Roman - Diane Red - E-Book

Die Gier nach nackter Haut | Erotischer Roman E-Book

Diane Red

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Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 208 Taschenbuchseiten ... Die lebenslustige Tessa pflegt trotz ihrer Scheidung immer noch ein gutes Verhältnis zu ihrem reichen Ex-Mann, der ihr ein Leben im Wohlstand ermöglicht. Als inzwischen überzeugter Single geht die sexy Mittdreißigerin keiner sich anbahnenden Affäre aus dem Weg. Doch als sie ausgerechnet für einen jüngeren begabten Maler, den sie als Callboy engagiert hat, Gefühle entwickelt, beginnt sie zu zweifeln und ihr Leben zu hinterfragen. Aber auch ihr Ex-Mann macht sich Hoffnungen auf eine neue Chance. Wie wird Tessa sich entscheiden? Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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Seitenzahl: 289

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Impressum:

Die Gier nach nackter Haut | Erotischer Roman

von Diane Red

 

Diane Red stammt ursprünglich aus Süddeutschland, seit einigen Jahren lebt sie mit ihrer Tochter und ihrem Enkel in Bremen. Nachdem sie ihre erfolgreiche Karriere als Sängerin beendet hat, widmet sie sich ihrer neuen Leidenschaft, dem Schreiben. Dabei probiert sie verschiedene Genres aus und stellt fest, dass ihr das erotische Schreiben besonders liegt. Dabei inspirieren sie ihr eigenes aufregendes Leben und die Liebesgeschichten aus der Künstlerwelt.

 

Lektorat: A. K. Frank

 

 

Originalausgabe

© 2023 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: © dragoscondrea @ 123RF.com © ykvision @ 123RF.com

Umschlaggestaltung: MT Design

 

ISBN 9783750780682

www.blue-panther-books.de

Vorspiel

Haut zu berühren, war schon immer Tessas unverzichtbare Obsession. Schon als kleines Mädchen ging sie ihrer Mutter damit auf die Nerven. Wenn diese ihr abends eine Gute-Nacht-Geschichte vorlas, musste sie sich neben ihre Tochter legen und das T-Shirt hochziehen. Dann streichelte Tessa ihren Bauch, kniff ins weiche Fleisch und bohrte ihren Zeigefinger in den Bauchnabel, bis die Mutter protestierte.

»Tessa, lass das! Du tust mir weh!«

Wenn die Mutter aber dabei das Shirt wieder herunterziehen wollte, hinderte Tessa sie daran und drückte stattdessen ihre Lippen auf den nackten Bauch. Sie prustete Luft auf die entblößte Stelle, dass ein Geräusch entstand, als würde man die Öffnung eines aufgeblasenen Luftballons in die Breite ziehen und damit Furz-Töne herauslassen. Damit konnte Tessa ihre Mutter wieder zum Lachen bringen. Meistens war das der Abschluss des abendlichen Rituals.

Bis zu einem gewissen Alter wird jede Mutter Körperkontakt zulassen, ihn sogar selbst wollen. Er fördert schließlich die Bindung zwischen Mutter und Kind, die niemand und nichts trennen kann.

Als sie älter wurde, musste Tessa lernen, dass die vertraute körperliche Nähe nicht immer verfügbar war. Bis auf gelegentliches Kuscheln verweigerte sich ihr die Mutter.

Sie schlug Tessa vor, ein Kuscheltier zu kaufen, sei es eine Katze, ein Meerschweinchen oder ein Kaninchen. Das könne sie streicheln, so oft sie wolle.

Lange dachte Tessa über das Angebot nach. Nein! Ein Tier mit Fell wollte sie nicht! Bei gelegentlichen Zoobesuchen prüfte sie, welches Tier ihren Bedürfnissen entsprach. Ihr Entschluss stand schließlich fest!

»Ich möchte eine Schlange haben! Und zwar eine Bunt-Python!«

»Wie kommst du denn auf die Idee? Mit der kannst du doch gar nicht spielen. Die würde doch nur im Terrarium liegen und schlafen.«

»Aber ich kann sie streicheln. Ihre Haut fühlt sich so fantastisch an. Und sie ist wunderschön.«

»Das muss ich erst mit Papa besprechen. Denn die Arbeit bleibt wohl an mir hängen. Die Pflege eines so ungewöhnlichen Haustiers ist bestimmt sehr kompliziert. Da muss einiges beachtet werden.«

»Bitte, bitte, bitte! Ich verzichte auf alle Geburtstagsgeschenke für die nächsten Jahre. Ganz bestimmt!«

1.

»Hallo, Skylla, mein Schatz. Zur Feier meines 36. Geburtstags sollst du auch ein Geschenk bekommen.«

Tessa hielt das zappelnde Mäuschen am Schwanz über das geöffnete Terrarium und wartete, bis die Schlange ihre Knopfaugen öffnete und den schmalen, kleinen Kopf hob. Die gespaltene Zunge reckte sich dem Beutetier entgegen, als Tessa es endlich fallen ließ. Blitzschnell schnappte das Reptil zu und verschlang das piepsende Präsent mit einem Biss. Der Kiefer weitete sich und das kleine Säugetier bildete eine respektable Beule im Körper der Python.

»Weißt du, ich bekomme heute auch noch ein besonderes Geschenk. Ich kann es kaum erwarten. Aber erst muss ich mich hübsch machen.«

Trällernd und tanzend bewegte sich die nackte, wohlgeformte Frau elegant durch den Raum. Im Bad hatte sie die Wanne bereits gefüllt. Der wohlriechende Schaum lockte einladend, in ihn einzutauchen. Nur die Kerzen im Leuchter und diverse Teelichter zauberten mit ihrem Schein die einzige Illumination. Gedämpfte Musik drang aus den im Raum integrierten Lautsprechern.

Anmutig ließ sich Tessa ins warme Nass gleiten. Mit geschlossenen Augen lag sie so minutenlang und gab dabei wohlige Laute von sich. Dann glitt ihre Hand über ihre runden, festen Brüste, bis ihre Nippel hart wurden. Sie kniff fester zu, bis es fast schmerzte. Die andere Hand wanderte ihren Körper entlang abwärts, bis sie den zarten Haarflaum ihrer Vulva erreichte. Die Beine öffneten sich und legten die Klitoris frei, die sie mit ihrer Fingerkuppe stimulierte. Das Köpfchen ihres Lustspenders lugte bereits erwartungsvoll aus den inneren Schamlippen hervor und verlangte nach mehr.

»Du kannst es wohl nicht erwarten? Ja, so ist es immer mit dir, wenn du weißt, dass du heute noch auf deine Kosten kommst. Hab Geduld! Wir wollen doch deine Lust nicht voreilig verschwenden. Ich möchte dich nur einstimmen. Belohnt wirst du später. Da bin ich sicher.«

Tessa stieg aus der Wanne und hüllte sich in ihren weichen, weißen Bademantel. Ihre blonden, langen Locken hatte sie vor dem Bad mit einem Band gezähmt und am Oberkopf festgesteckt. Zufrieden mit dem, was sie jetzt in ihrem Spiegel sah, veranlasste sie, ihrem Spiegelbild einen Kuss zu geben. Die gut durchbluteten, geröteten Wangen ließen sie so jung aussehen, als wäre sie kaum der Pubertät entwachsen.

»Heute brauche ich nicht viel Make-up. Ich kann dankbar sein für meine Gene. Die habe ich von meiner Mama. Wenn ich nach ihr komme, werde ich auch mit sechzig noch attraktiv sein.«

Sie legte eine leichte Creme auf und rieb auch ihren Körper mit einer Pflegelotion ein, die ihren Lieblingsduft enthielt. Ihre blau-grünen Augen betonte sie nur mit etwas Wimperntusche. Sie löste ihre Haare und bürstete sie gut durch, bis sie ihr ebenmäßiges Gesicht umrahmten wie eine Löwenmähne. Das stand ihr. Schon als Teenager hatte sie den Spitznamen: die Löwin. Das passte auch zu ihrem Sternzeichen. Denn heute, am 2. August vor 36 Jahren, wurde sie in Süddeutschland geboren.

Ihre Eltern gehörten dem gehobenen Mittelstand an. Sie besaßen ein Hotel mit Gastronomie im Schwarzwald. Obwohl sie jetzt bereits im Rentenalter waren, arbeiteten sie immer noch mit Freude in ihrem Unternehmen. Tessa war immer schon klar, dass sie nicht in ihre Fußstapfen treten wollte. Das hatten die Eltern akzeptiert und ihrer einzigen Tochter zugestanden, dass sie ihren eigenen Weg gehen musste. Dafür war sie ihnen sehr dankbar.

In einem Hotel aufzuwachsen, hatte viel für sich. Sie konnte die unterschiedlichsten Menschen beobachten und sich mit ihnen unterhalten. In dem geschützten Rahmen konnte sie sich Freiheiten gegenüber fremden Gästen herausnehmen, die andere Töchter nicht hatten. Als Teenager durfte sie bereits allein an der Rezeption sitzen und den Gästen die Zimmerschlüssel aushändigen. Dabei verweilte manchmal ein Gast länger als nötig, weil er die Gesellschaft dieses reizenden jungen Mädchens genoss. Tessa wirkte durch ihre Körpergröße von einem Meter sechsundsiebzig viel älter als vierzehn Jahre. Überwiegend männliche Gäste kamen am Wochenende – wenn Tessa länger aufbleiben durfte – mit einem Drink zu ihr an den Tresen. Es waren meistens Geschäftsleute, die niemanden in der Gegend kannten, mit dem sie ihren Schlummertrunk hätten einnehmen können. Da war Tessa eine angenehme Zuhörerin. Sie hatte Zeit und Interesse, die verschiedenen Geschichten zu hören. Angefangen mit Fragen über die Schule und die Vorlieben des Mädchens, kam es, nach dem steigenden Konsum von alkoholischen Getränken, bald zu sehr persönlichen Einblicken in das Leben des Gastes. Sogar ihr Liebesleben breiteten sie vor der geduldigen Zuhörerin aus.

Viele dieser Männer litten unter Einsamkeit, weil sie entweder noch Junggesellen waren oder aber wegen ihrer Arbeit die eigene Frau zu selten sahen. Sie beschrieben ihre erotischen Wünsche und flirteten mit der Tochter des Hauses, wohl wissend, dass sie bei ihr nicht landen konnten. Trotzdem tat es ihnen gut, sich den Frust von der Seele zu reden. Das Kopfkino des jungen Mädchens wurde ausgiebig bedient. Vielleicht hatte das Tessas ausgeprägte Libido gefördert und entwickelt.

Ihre Eltern waren nicht prüde. Wenn man bedachte, dass diese in einer Zeit aufwuchsen, als Flower-Power, Hippies und freie Liebe zum Lebensgefühl gehörten, waren konservative, moralische Bedenken kein Thema für sie. Jeder Mensch sollte die Freiheit haben, so zu leben und so zu lieben, wie es für ihn gut war. Diese Einstellung vermittelten sie auch ihrer Tochter.

Jahre davor, als Tessa mal einen Briefumschlag im Schreibtisch ihres Vaters suchte, entdeckte sie einige Exemplare des Magazins »Penthouse«. Auf Hochglanzpapier waren wunderschöne nackte Frauen abgebildet, die ihre Intimzonen offen in die Kamera des Fotografen hielten. Fasziniert betrachtete Tessa die tollen Brüste und die unterschiedlich ausgeprägten Öffnungen der weiblichen Vagina. Auch einige attraktive Männer waren darin abgebildet, deren erigierte Schwänze darauf warteten, dass sie von einer lustvoll dreinblickenden Schönheit in die Hand, respektive den Mund genommen wurden.

Wie konnte so ein riesengroßes Teil in den Mund einer Frau passen? Allein die Vorstellung, so ein Penis würde in das weibliche Geschlecht eingeführt werden, machte ihr ein wenig Angst. Das musste doch wehtun.

Manchmal, wenn sie morgens ins Schlafzimmer ihrer Eltern kam, sah sie das Kopfkissen ihres Papas direkt neben dem ihrer Mama liegen. Normalerweise ließ das riesige Ehebett genug Platz, mit Abstand ungestört nebeneinander schlafen zu können. Mit der Zeit kam sie darauf, wenn sie die Kissenanordnung so vorfand, dass ihre Eltern ES in der Nacht getan hatten. Es beglückte sie, zu wissen, wie viel Spaß die beiden noch immer miteinander hatten. Ihr Liebesleben schien okay zu sein. Vielleicht konnten sie deshalb so ungezwungen mit ihrer kleinen Tochter umgehen.

Sie erfüllten sogar Tessas merkwürdigen Wunsch, eine Schlange haben zu wollen. Falls das die Lösung war, Tessas Berührungssucht zu kanalisieren, hielten sie es für eine akzeptable Lösung, ein Reptil als Familienmitglied zu beherbergen. Platz hatten sie genug und tatsächlich machte das Tier weniger Arbeit als erwartet. Ihre Tochter kümmerte sich allein um das Wohlergehen des besonderen Haustiers.

Inzwischen besaß Tessa bereits das zweite Exemplar. Obwohl sie bis zu dreißig Jahre alt werden konnten, verendete ihre erste Schlange bereits vor längerer Zeit, als sie mit ihr in die Schweiz zog. Die Umsiedlung war ihr nicht bekommen. Natürlich musste ein Ersatz her. Sie suchte sich eine weiße Python mit gelber Musterung aus. Wenn sie sich streckte, glich sie dem Hals einer Giraffe.

***

Es war Punkt 20 Uhr, als die Türglocke ihres Bungalows ertönte. Tessa hatte sich ein eng anliegendes, schwarzes Stretch-Kleid mit tiefem Rückenausschnitt übergezogen und ihre nackten Füße in rote Pumps gesteckt. Auf Slip und BH verzichtete sie bewusst. Ihr »Geburtstagsgeschenk« stand vor der Tür. Sie hatte es sich selbst offeriert. Ein kostspieliges Geschenk besonderer Art. Aber sie konnte es sich leisten!

Einen Mann zu bestellen, der all ihre sexuellen Wünsche befriedigte, sollte nicht am Geld scheitern. Schließlich hatte die Abfindung ihres geschiedenen Mannes für das zwar kleine, aber luxuriöse Haus am »Zürichsee« gereicht, und außerdem verdiente sie mit ihrer Design-Agentur selbst genug, um sich auch ausgefallene Wünsche zu erlauben.

Bisher hatte sie nur gute Erfahrungen mit der Vermittlungsagentur von Callboys gemacht. Nicht nur, dass die Auswahl der Herren zum Anbeißen aussah, sie hatten zudem alle eine gute Allgemeinbildung. Man konnte sich gepflegt und anregend mit ihnen unterhalten, ohne das Gefühl zu bekommen, weit über deren geistigem Niveau zu stehen. Denn auch die verbale Vorbereitung zum Liebesspiel musste stimulierend und antörnend sein. Besonders Frauen legten Wert darauf, gelegentlich einen Begleiter zu engagieren, den man bei offiziellen Anlässen vorzeigen konnte. Bei ihnen ging es nicht nur ums Bett. Sie wollten auch verbal verwöhnt werden.

Wenn es beim Engagement eines Lovers im Grunde auch nur um eine befristete Illusion ging, so wollte jede Frau doch das Gefühl haben, das einzige weibliche Objekt der Begierde zu sein, zumindest für die gebuchte Zeit. Dazu gehörte auch, alle anderen Sinne zu bedienen und mit einzubeziehen.

Für die körperliche Nahrung hatte Tessa vorgesorgt. Es gab einige Leckereien in ihrem Kühlschrank und der teure Champagner war auch kaltgestellt. Für eine überbrückende Konversation konnte der von ihr ausgewählte Kandidat auch garantieren. Sie hatte ihn schon häufiger gebucht und wusste, welch prickelndes Exemplar Mann jetzt vor ihrer Tür stand.

André hieß der große, schlanke Adonis, mit dem durchtrainierten Körper eines Leistungssportlers. Seine kinnlangen, dunkelbraunen Haare hatte er zur Hälfte mit einem Gummiband zu einem Pferdeschwanz am Hinterkopf zusammengebunden, der andere Teil bedeckte seinen Nacken. Die hohen Wangenknochen, das energische Kinn und die edel gebogene, feine Nase hätten bestimmt bei Michelangelo oder zumindest bei Karl Lagerfeld Begehrlichkeiten geweckt.

Er stammte aus dem französischen Teil der Schweiz und hatte Kunst studiert. Wie schwer es war, als unbekannter Maler davon zu leben, hatte er erst bemerkt, als er in Zürich Fuß fassen wollte. Bisher hatte er noch keine Galerie gefunden, die bereit war, seine Bilder auszustellen.

Sein gutes Aussehen veranlasste ihn, es mit dem Modeln zu probieren. Er war erfolgreich in diesem Job und bekam einige lukrative Aufträge von diversen Mode-Labels. Allerdings eignete er sich weniger für den Laufsteg. Dafür war er zu groß und nicht androgyn genug. Weil die Einkünfte als Model für seinen Lebensstil immer noch nicht reichten, überlegte er, wie er, ohne ein zweites Studium machen zu müssen, zu Geld gelangen könnte. Ein Freund empfahl ihm die Vermittlungsagentur für Männer. Sie hatte einen guten Ruf und betuchte Klientel an großzügigen Frauen. Meist handelte es sich um alleinstehende Businessfrauen, die keine Zeit hatten, einen geeigneten Partner zu finden. Sie wollten auch keine feste Beziehung, die sie in ihrem Alltag einschränken würde. Männer wie André waren die perfekte Lösung, sich das für ihren Körper zu holen, was er brauchte.

Das war der ideale Job für ihn. Er hatte perfekte Umgangsformen, gepaart mit viel Charme, der Frauen, egal welchen Alters, schon immer scharf auf ihn machte. Auch er liebte die Frauen und den Sex. Aufgewachsen mit vier größeren Schwes­tern, kam er schon früh in den Genuss, einiges aus deren Liebesleben mitzubekommen. Bei deren Gesprächen über intime Details durfte er manchmal dabei sein. Sie bekamen gar nicht mit, wie aufmerksam er ihren Schilderungen und Gefühlsausbrüchen folgte. Eine bessere Schule in weiblicher Psyche und weiblichen Bedürfnissen hätte er kaum durchlaufen können.

Heute Abend freute er sich besonders auf seine Aufgabe. Er hatte Tessa schon zweimal davor beglücken dürfen. Aber nur als Begleitung in einem Restaurant. Die anschließende Nummer fand in einem Hotelzimmer statt und dauerte höchstens eine Stunde. Er fand es beide Male schade, nach einer kurzen Pause nicht weitermachen zu dürfen. Selten hatte er eine Kundin, bei der das Liebesspiel auch für ihn die reine Lust war. Doch zu seiner Freude war er heute für die ganze Nacht gebucht. Die Chemie zwischen ihm und Tessa stimmte in jedem Bereich.

Neugierig gespannt stand er nun vor ihrer Haustür. Obwohl er damit ein Klischee bediente, hatte er sich eine besonders schöne, langstielige Baccara Rose besorgt. Die hielt er Tessa entgegen, als sie die Tür öffnete.

»Eine Rose für eine Rose«, sagte er in besonders erotischem Tonfall.

»Oh, vielen Dank! Wie aufmerksam! Komm doch rein, André. Hast du gewusst, dass heute mein Geburtstag ist?«

»Tatsächlich? Nein, ich hatte keine Ahnung. Wenn ich es gewusst hätte, wäre mir sicher ein fantasievolleres Geschenk eingefallen. Dann gratuliere ich sehr herzlich.«

»Danke schön! Ich habe gar nichts von dir erwartet. Darum freut mich die Rose ganz besonders. Falls du mir doch noch ein anderes Geschenk machen möchtest, habe ich so eine Idee. Ich komme gegebenenfalls darauf zurück. Wir werden uns erst einmal einen Aperitif im Garten gönnen. Geh schon mal vor. Ich hole eine Vase.«

André hatte, dem warmen Sommertag entsprechend, einen leichten weißen Leinenanzug an und darunter ein schwarzes Baumwollhemd. Er war ein absoluter Hingucker.

Beeindruckt von der geschmackvoll stylishen Terrasse und dem gepflegten Ziergarten, setzte er sich in einen der beiden Rattan-Sessel. Auf dem zugehörigen Glastisch stand ein Schälchen mit eingelegten Oliven, Sticks, umwickelt mit Parmaschinken, kleine Kanapees mit Lachs und auch diverse Sushis. Windlichter und drei auf dem Boden stehende Laternen waren bereits angezündet, obwohl es sicher noch fast bis 22 Uhr hell sein würde.

Zwei Gläser gefüllt mit trockenem Martini und die in einer hohen Vase steckende Rose, trug Tessa auf einem Tablett heraus, stellte die Vase auf den Tisch und reichte André einen der beiden Cocktails.

»Danke, du wunderschöne Frau. Lass uns auf deinen Geburtstag anstoßen.«

Sie ließen ihre Gläser klingen. »Möge dein nächstes Lebensjahr voller Glück und unvergesslicher Momente sein. Du hast es verdient!« Sie gingen ein paar Schritte durch den Garten und betrachteten die bunte Vegetation. Ein kleines Biotop am Rande des nicht einsehbaren Areals trug voll aufgeblühte Seerosen. Goldfische tummelten sich unter der Wasseroberfläche.

»Was für ein bezaubernder Ort! Er passt zu dir.«

»Ja, ich liebe ihn auch. Ist dir auch mein Ahornbaum vor der Terrasse aufgefallen? Vielleicht wird er heute Abend noch eine Rolle spielen. Doch jetzt lass uns erst einmal hinsetzen und etwas zu uns nehmen. Mineralwasser steht auch bereit. Später werden wir zum Champagner übergehen. Wir sollten mit Alkohol dosiert umgehen. Ich möchte die Zeit mit dir genießen und nicht zu früh müde werden, aufgrund vorzeitiger Trunkenheit.«

»Du bist nicht nur schön, sondern auch klug. Weißt du eigentlich, dass ich mich wahnsinnig auf unser Date gefreut habe? Mir wäre fast lieber, du würdest mich nicht bezahlen. Dann könnte ich mir einbilden, tatsächlich ein normales Rendezvous mit dir zu haben.«

»Wie romantisch«, antwortete Tessa auf die schmeichelnden Worte ihres Callboys. »Ich glaube, deine Agentur wäre strikt dagegen, Berufliches und Privates zu mischen. Nein, es bleibt bei der Abmachung. Aber du kannst mir später einen Wunsch erfüllen, den ich noch an keinen Mann gestellt habe. Wenn ich daran denke, wird mir schon ganz heiß. Aber jetzt lass uns endlich hinsetzen und uns stärken.«

Sie setzten sich und versuchten, über unverfängliche Themen zu plaudern. André ergriff die Hand von Tessa, weil sich etwas Sahnemeerrettich auf ihrer Fingerspitze befand. Er nahm ihren Finger in den Mund und schleckte den weißen Tupfer ab. Das Spiel seiner Zungenspitze auf ihrer Fingerkuppe erregte Tessa sofort und sie entzog ihm schnell ihre Hand.

»Bist du satt? Dann hole ich den Champagner. Es wird langsam Zeit, uns anderen Dingen zuzuwenden. Würdest du mir einen Gefallen tun? Zieh bitte das Jackett und das Hemd aus. Ich möchte deinen Oberkörper nackt sehen.«

»Nichts lieber als das. Mir ist sowieso viel zu warm. Und du? Darf ich deine wundervollen Brüste sehen?«

Der warme Klang seiner Stimme ließ einen wohligen Schauer über ihren Rücken rieseln.

»Noch nicht! Bei dem, was ich mit dir vorhabe, muss ich mich konzentrieren. Das könnte ich nicht mehr, wenn du mich berührst.«

Neugierig schaute André sie an und befeuchtete seine Lippen mit der Zunge. »Du machst es aber spannend. Was hast du denn mit mir vor? Spuck es aus.« Er beugte sich vor und berührte auffordernd Tessas Hand.

»Gleich, gleich. Zuerst muss ich mir etwas Mut antrinken. Vielleicht lehnst du meine Bitte ab. Wäre möglich. Aber keine Angst! Es ist nichts Schlimmes und tut sicher nicht weh.«

André hob erstaunt die Augenbrauen und grinste. »Da bin ich ja beruhigt. Ich habe immer noch keine Ahnung, was dir so vorschwebt.«

»Du musst wissen, ich habe einen Fetisch. Es ist weder Lack noch Leder. Ich stehe schon seit frühester Jugend auf nackte Haut. Als wohlerzogenes Mädchen hat man nicht oft Gelegenheit, die Haut eines anderen Menschen zu berühren.«

Als wolle sie ihre Aussage unterstreichen, schob Tessa ihre Hand in den Ausschnitt ihres Kleides.

»Sex ist die einzige Möglichkeit, mein Bedürfnis zu befriedigen. Aber dabei bin ich abgelenkt und kann die Haut meines Sexpartners nicht so genießen, wie ich es brauche. Das Objekt meiner Begierde muss reglos oder sogar wehrlos sein, damit ich genug Zeit habe, seine nackte Haut zu berühren, ohne selbst stimuliert zu werden. Das hat viele meiner Liebhaber abgeschreckt.«

André sah fasziniert zu, wie sich Tessa selbst liebkoste.

»Wow, wie aufregend. Du willst mich also fesseln? Ich darf nichts tun? Das ist tatsächlich eine neue Erfahrung für mich. Umgekehrt habe ich so etwas schon gemacht. Manche Frauen lieben es, wehrlos zu sein. Das ist ein interessantes Spiel und setzt Vertrauen voraus.«

Tessa nickte und schilderte leise, fast wie zu sich selbst, was in ihrem Kopf vorging. »Seit Tagen habe ich dieses Bild vor Augen, und zwar: Du stehst mit deinem Rücken am Baum. Deine Hände sind hinter dem Stamm gefesselt, wie bei einem Greenhorn am Marterpfahl der Indianer. Nur dass du völlig nackt bist. Ich kann dich dann anfassen, wo und solange ich will.«

Sie schloss die Augen und ihr Gesicht nahm einen verklärten Ausdruck an.

»Alles klar. Ich bin dabei«, antwortete André und streichelte zart ihre Wange.

»Aber das ist noch nicht alles«, reagierte Tessa auf die sanfte Berührung. »Ich möchte dich rasieren. Deine Brust ist glatt. Die hast du wahrscheinlich schon selbst rasiert. Aber bei unseren anderen Treffen habe ich festgestellt, dass deine Schamhaare zwar gekürzt sind, aber noch genug Bewuchs da ist. Den möchte ich dir gern entfernen. Davon träume ich seit Jahren.«

Auf diese Ansage war André nicht gefasst. Er erhob sich und tigerte hin und her. »Okay? Damit habe ich nicht gerechnet. Tatsächlich grenzt das an Körperverletzung.« André lachte, um seiner Aussage die Kraft eines Vorwurfs zu nehmen. »Nun gut, es sind nur Haare. Die wachsen nach. Eigentlich hatte ich selbst schon lange vor, eine Totalrasur da unten zu machen. Allerdings mögen ältere Frauen meine dezente Behaarung. Nun gut, ich bin einverstanden! Jetzt brauche ich dringend etwas Alkohol zur Entspannung.«

André setzte sich wieder und schüttete gleich zwei Gläser Sekt in sich hinein, während Tessa nur daran nippte. Sie konnte es kaum erwarten, ihren lang gehegten Wunsch in Erfüllung gehen zu sehen. Sie war André sehr dankbar, dass er sich als Opfer zur Verfügung stellte und wollte nicht riskieren, ihn beim Rasieren zu schneiden. Denn sie hatte vor, es mit einem professionellen Rasiermesser zu tun und nicht mit einem gewöhnlichen Rasierer, den sie bei Bedarf selbst benutzte.

»Gut, dann entspann dich erst mal. Ich besorge inzwischen alles, was ich dafür brauche.«

Während André fast die ganze Flasche Champagner leerte, brachte Tessa eine Schüssel mit warmem Wasser und stellte sie neben den Ahornbaum. Handschellen, die man in Pornoshops kaufen konnte, ein Schwamm, Rasierpinsel plus Seife und Messer legte sie auf ein Handtuch daneben. Sogar an eine kühlende Lotion hatte sie gedacht. Wegen der Bequemlichkeit band sie noch ein dünnes Polster um den Ahornbaum, damit ihr wehrloses Opfer wenigstens vor Abschürfungen durch die Baumrinde am Rücken geschützt wurde.

»So, alles ist vorbereitet. Bist du so lieb und ziehst dich ganz aus?«

André hatte die ganze Zeit mit entblößtem Oberkörper auf der Sesselkante gesessen und dem Treiben gebannt zugeschaut. »Puh, ein bisschen sonderbar wird mir jetzt schon. Bist du sicher, dass du das kannst? Wenn ich so wehrlos bin, könntest du mir mein bestes Stück auch abschneiden.«

»Aber woher denn?«, sagte Tessa kichernd. »Das soll doch nur das Vorspiel sein. Ich brauche deinen kleinen Freund dringend danach. Vertrau mir!«

Angetrunken vom reichlichen Genuss des Champagners streifte er seine Hose, den Slip, Schuhe und die Socken ab und lehnte sich an den Baum. Tessa legte ihm die Handschellen an und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf den Mund. »Stehst du bequem? Es wird schon langsam dunkel. Lass dich nicht irritieren, wenn ich noch ein Spot-Licht auf dich richte.«

Tatsächlich stand der Leuchtkörper auf einem Stativ schon bereit. Tessa schaltete ihn ein und richtete den Lichtkegel auf Andrés Kronjuwelen. Sein Glied hing demütig wartend auf sein Schicksal.

Zuerst berührte Tessa sanft seine Haut auf der Brust. Zentimeter für Zentimeter erforschten ihre Hände die kleinste Wölbung seines Bizepses und erfreuten sich an seinem frisch rasierten Oberkörper, der nach einer teuren Lotion duftete. Bei seinen Brustwarzen verweilte sie, umkreiste den Hof mit ihrer Zungenspitze, bis seine kleinen Nippel hart wurden.

Mit geschlossenen Augen genoss André die zärtlichen Berührungen und rührte sich nicht. Als Tessa mit ihrer Zunge seine Lippen leckte, öffnete er den Mund, um das Zungenspiel zu erwidern. Es fiel ihm schwer, weiterhin ruhig dazustehen. Er hatte das Verlangen, diese verführerisch duftende Frau in seine Arme zu nehmen.

Das Symbol seiner Männlichkeit hatte die demütige Haltung längst aufgegeben. Es hatte sich erhoben und verlangte, den Körper seiner Sehnsucht zu berühren. Doch Tessa hielt ausreichend Abstand. Das beachtlich große Glied streckte sich in die sommerlich warme Abendluft, bis Tessa endlich ihre Hand um den Penis legte und den Tropfen der Vorfreude von ihm ableckte.

Doch jetzt wurde er erst mit Rasierschaum eingepinselt. Die weiße, schaumige Seife bedeckte sein Gemächt, inklusive Oberschenkel. Dann griff Tessa zum Messer und begann langsam, mit behutsamen Strichen, die kurzen Schamhaare des Mannes abzurasieren. Sie tauchte nach jedem Schaben das Messer ins Wasser und entfernte die in der Seife hängengebliebenen Haare.

»Oh, ist das toll! Das fühlt sich wahnsinnig geil an! Du könntest ewig so weitermachen. Doch lange halte ich das nicht mehr aus. Ich platze fast vor Erregung.«

Während des ganzen Rasiervorgangs stand sein Schwanz aufrecht und pulsierte. Das erleichterte die Rasur, denn auch die strammen Eier ließen sich leicht von den wenigen Haaren befreien. Zum Schluss nahm Tessa den Schwamm und wusch die übrig gebliebenen Seifenreste ab. Dann trocknete sie die leicht gerötete Haut und rieb sie mit der kühlenden Lotion ein.

»So, ich bin fertig! Danke, dass du mir vertraut hast. Hier, trink erst mal einen Schluck. Es geht gleich weiter, aber ich mache dich noch nicht los. Dein kleiner Freund soll sich erst beruhigen.«

»Langsam bekomme ich weiche Knie. Aber etwas halte ich noch durch.«

»Solltest du auch, denn jetzt wirst du belohnt.«

Tessa streifte sich ihr Kleid ab und stand nun ebenfalls nackt vor ihrem gefesselten Opfer. Der sich in Habachtstellung befindende Penis erhob sich sofort wieder, als er den schlanken, nackten, weiblichen Körper mit den üppigen Rundungen sah. Ohne ihre Hände zu Hilfe zu nehmen, öffnete sie ihren Mund und nahm die ganze Eichel darin auf. Langsam verschwand ein großer Teil des Schaftes in ihrem Mund. Dann ließ sie ihn wieder heraus. Immer schneller werdend wiederholte sie den Vorgang und entlockte dem so verwöhnten Mann lustvolles Stöhnen. Mit ihren Händen knetete sie seine Arschbacken, die sich längst vom Baumstamm gelöst hatten, damit er ihr sein Glied entgegenstrecken konnte. Immer wieder züngelte und leckte sie den Schlitz und das kleine Loch der Eichel, nahm nun den Schwanz in eine Hand und bewegte sie hoch und runter.

Andrés Stöhnen deutete an, dass er den Erguss nicht länger zurückhalten konnte. »Ja, ja, ja, ich komme!«

Bereit für das Ejakulat, öffnete Tessa wieder ihren Mund und ließ es hineinspritzen. Fast den ganzen Saft schluckte sie runter und küsste nochmals den rosigen Kopf des Schwanzes.

»Was bist du nur für eine tolle Frau! Unglaublich! So einen Orgasmus habe ich selten erlebt. Wenn es dich nicht gäbe, müsste man dich erfinden. Danke! Bitte mach mich jetzt los!«

Wetterleuchten erhellte die fast stehende Luft. In der Ferne war Donnergrollen zu hören.

»Klar! Ich glaube, es wird Zeit, dass wir uns nach drinnen verziehen. Das lang ersehnte Sommergewitter kündigt sich an. Es freut mich, dass es dir gefallen hat. Mir auch!« Sie löste das Seil und küsste die Stelle, an der Spuren der Fesselung zu sehen waren.

»Endlich konnte ich mal die Lust eines Mannes lenken. Dein Vertrauen hat mich glücklich gemacht. Die Nacht ist noch jung. Bitte hilf mir, alles ins Trockene zu bringen. Wenn wir in Sicherheit sind und du dich erholt hast, bin ich gern deine Lustorgel. Ich habe einen Whirlpool im Keller. Hast du Lust, dich mit mir darin zu entspannen?«

»Perfekt! Wie geil ist das denn? Im Moment habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich ja eigentlich für deine Lust zuständig bin, und bis jetzt ist es genau umgekehrt.«

»Kein Grund, ein schlechtes Gewissen zu haben. Ich habe es ja zu meiner Freude gemacht. Normalen Sex habe ich oft erlebt, aber bisher war keiner bereit, seine Intimzone von mir rasieren zu lassen. Das ist schon etwas sehr Persönliches. Außerdem bin ich sicher, dass du mich heute Nacht auch noch zum Orgasmus bringst.«

Tessa öffnete die Handschellen und griff nach den herumliegenden Gegenständen. Als André seine Hände wieder benutzen konnte, schnappte er die Polster von den Sesseln und trug sie ins Wohnzimmer. Ein Windstoß löschte fast alle Kerzen. Die ersten dicken Tropfen fielen auf die beiden Nackten, die jetzt wie zwei Kinder johlten und schnell alle Reste der essbaren Leckereien einsammelten und nach innen beförderten.

»Geschafft! Gerade noch rechtzeitig! Ist unser Timing nicht toll? Was meinst du? Wollen wir uns dem Regen ausliefern? Die Luft ist fantastisch und der warme Regen wunderbar.«

Ohne die Antwort abzuwarten, griff Tessa nach der Hand ihres Liebhabers und öffnete die Glastür zu ihrer Terrasse. Lachend ließ er sich führen. Hand in Hand hielten sie ihre Gesichter dem strömenden Nass entgegen.

»Wie cool ist das denn? Eine Massage des Himmels.«

»Ja, es ist erfrischend. Die Natur braucht den Regen auch dringend. Weißt du, wie umwerfend du gerade aussiehst? Mit deinen nassen Haaren und deiner engelsgleichen Figur siehst du aus wie eine Märchenerscheinung.«

André nahm Tessas Kopf in seine Hände und küsste das von Wassertropfen feuchte Gesicht. Dann schloss er sie in seine Arme. Regungslos standen sie so da und ließen sich vom Himmel duschen.

»Komm, lass uns jetzt reingehen. Wir haben uns ein Bad im Whirlpool verdient«, meinte Tessa und zog das Gummiband aus Andrés Haaren, um sein volles Haar zerwühlen zu können. »Jetzt siehst du auch aus wie Poseidon, der Meeresgott. Hm, lecker!«

Nasse Fußspuren auf dem Parkett des Wohnzimmerbodens hinterlassend, huschten sie kichernd durch den Raum zur Treppe, die ins Untergeschoss führte.

Tessa hatte sich hier eine veritable Wohlfühloase eingerichtet. Eine Sauna, ein Fitnessbereich, eine ausladende Liege zum Ausruhen und besagter Whirlpool befanden sich da. Künstliche Pflanzen wie Palmen, Zitronenbäumchen und Oleander brachten ein mediterranes Flair in den großen Raum. Die Wände waren mit bemalten Kacheln bedeckt, die wie in einem Mosaik das Gesamtbild des Gemäldes von Monet darstellten: »Le Déjeuner sur l’herbe« - Das Frühstück im Grünen. Eines der Lieblingsbilder von Tessa. Sie hatte ein Faible für die französischen Impressionisten.

»Ich komme aus dem Staunen nicht heraus«, meinte André. »Anscheinend haben wir den gleichen Geschmack. Wenn ich mir ein solches Refugium zulegen würde, käme etwas sehr Ähnliches dabei heraus. Das Kachelbild zählt auch zu meinen Lieblingsgemälden. Habe ich dir schon gesagt, dass ich mal Kunst studiert habe? Leider will keiner meine Bilder haben. Aber egal! Immerhin habe ich durch meinen jetzigen Job das Glück, dich kennengelernt zu haben. Was will man mehr?«

»Tatsächlich? Warum hast du bisher nichts davon erzählt? Du weißt doch, dass ich eine Design-Agentur habe. Das Malen gehörte auch in meinem Studium dazu. Allerdings liegt meine Begabung eher in der Grafik. Ich sehe schon, es gibt noch viel Gesprächsstoff zwischen uns.«

Tessa hatte inzwischen den Whirlpool eingeschaltet und deutete André an, er möge sich doch schon mal hineinbegeben. Sie richtete nebenbei zwei Fruchtcocktails an der kleinen Bar in der Ecke.

»Ohne Alkohol! Trink! Das wird dir guttun. Du sollst schließlich wieder zu Kräften kommen.« Mit eindeutigem Unterton überreichte ihm Tessa das Glas und stieg selbst ins sprudelnde Wasser.

Auch hier im Souterrain konnte man über die im Raum verteilten Bluetooth-Geräte für stimmungsvolle Musik sorgen. Beide hingen ihren Gedanken nach und ließen sich treiben. Es fühlte sich gut an, nicht allein die sprudelnde Flüssigkeit zu genießen. Obwohl keine Unterhaltung stattfand, war sich jeder der Gegenwart des anderen bewusst.

Tessa ließ einige Passagen ihres bisherigen Lebens an sich vorüberziehen. Sie konnte sich nicht beklagen. Das Schicksal hatte es gut mit ihr gemeint. Wenn sie sich mit anderen Frauen ihres Alters verglich, so konnte sie zwar keine Familie vorweisen, aber für eine Ehe in traditionellem Sinn war sie sowieso nicht geeignet. Nur einem Mann treu zu sein, hätte sie in ein Korsett gesteckt, das sie niemals ertragen könnte. Wie viele außergewöhnliche, sexuelle Abenteuer hatte sie schon erlebt. Sie wollte keines davon missen. Sogar ihre Ehe mit Karl, der fast dreißig Jahre älter war als sie, hatte sie nicht bereut. Immerhin konnten sie bis heute Freunde bleiben.

Auch André vergegenwärtigte sich sein Leben. Er war jetzt 28 Jahre alt und hatte gesellschaftlich noch nicht viel erreicht. Zwar reichten seine Einkünfte, sich eine schöne Wohnung zu leisten und sich teuer einzukleiden, und sein günstig erworbener Ferrari machte auch etwas her. Bisher hatte er noch nicht darüber nachgedacht, was sein würde, wenn er keinen Knackarsch mehr hatte und seine weibliche Klientel sich nach jüngerem Frischfleisch umschaute. Ein paar Jahre würde es sicher noch gut gehen. Aber was könnte er dann tun?

Für ihn war die Begegnung mit Tessa ein Signal, das ihn wachrüttelte. Nie zuvor hatte er ernsthafte Gefühle für eine Frau entwickelt. Viele waren zwar nett und sympathisch, aber als Lebenspartnerin kamen sie alle nicht infrage. Zum ersten Mal wollte er mehr. Seine Komplimente kamen aus dem Bauch und waren ehrlich gemeint. Bei Tessa musste er keine Rolle spielen. Er konnte so sein, wie er war. Das Gefühl war neu für ihn. Er wollte nicht mehr darauf verzichten.

Tessas Selbstsicherheit, ihre selbstverständliche Verkörperung einer emanzipierten Frau verwirrten ihn. Ohne Möglichkeit, sich dagegen zu wehren, war sie der aktive Teil. Er konnte nur reagieren. Irgendwie musste er es in den nächsten Stunden schaffen, ein wenig männliches Terrain zurückzuerobern.

Tessa lag noch mit geschlossenen Augen im Pool, als er das Wasser verließ. Er schaute sich um und prüfte die große, mit Velours-Leder bezogene Liege. Auf dem Regal daneben lagen Handtücher, Massageöl und diverse Instrumente, mit denen man Verspannungen lösen konnte. Er schlang eines der Tücher um seine Hüften und weckte Tessa.

»Nun, meine Schöne, wie wäre es mit einer kleinen Massage? Ich bin zwar kein Profi, habe mir aber das nötige Know-how angeeignet.«

»Oh, André, das wäre wunderbar. Ich bin im Schulterbereich ziemlich verspannt, von meiner täglichen Arbeit am Computer.«

Tessa erwachte aus ihrem Zustand des Dösens und sah begeistert in die verführerischen, dunklen Augen von André. Er hatte sie aus ihren Erinnerungen zurück in die Gegenwart geholt. Ihr war sofort klar, dass dieser schöne Abend noch lange nicht vorbei war.

Als sie aus dem Pool stieg, reichte André ihr ein Handtuch. Sie trocknete sich ab und ließ sich von André zur Liege führen, die er bereits mit einem weiteren großen Handtuch abgedeckt hatte.

»Nun leg dich bitte auf den Bauch, damit ich mich deinen Verspannungen widmen kann. Hier noch ein Tuch für deine Haare. Sie sollen möglichst kein Öl abbekommen.«

Tessa band das Frotteetuch wie einen Turban um das feuchte Haar und legte sich bäuchlings auf die Liege. Sie fühlte die ölige Spur, die André aus der Flasche auf ihrem Rücken verteilte. Dann begannen seine Hände, die Flüssigkeit gleichmäßig zu verteilen. Erst sanft, dann fester, massierte er die ganze Wirbelsäule und die verhärtete Schultermuskulatur. Er kannte anscheinend die Triggerpunkte sehr gut, wo sich Knötchen bilden konnten.

Leichtes Stöhnen entwich Tessas Kehle, als er diese Punkte besonders massierte. Manchmal packte er fester zu. Dann streichelte er die zarte Haut wieder zur Beruhigung.

»Oh, tut das gut, besonders wenn der Schmerz nachlässt. Ich merke schon jetzt, dass sich mein Rücken viel besser anfühlt.«

»Das freut mich! Jetzt habe ich den medizinischen Teil auch erledigt. Aber bitte, bleib erst einmal so liegen. Deine Rückseite ist noch nicht fertig.«

Tessa legte ihren hochgereckten Kopf wieder auf das Handtuch und wartete ab, was jetzt noch kommen sollte.