Die große Märchensammlung Deutsche Originale mit englischer Übersetzung Translation by Jonathan Weissman - Roland Wander - E-Book

Die große Märchensammlung Deutsche Originale mit englischer Übersetzung Translation by Jonathan Weissman E-Book

Roland Wander

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Beschreibung

Sie finden in dieser einzigartigen Sammlung die großen Märchen im deutschen Sprachraum auf Deutsch und auf Englisch. Die Märchen sind im deutschen Original und in englischer Übersetzung vorhanden. Hans Christian Andersen -Das alte Haus -The old house -Das Feuerzeug -The lighter -Der Floh und der Professor -The flea and the professor -Die alte Straßenlaterne -The old street lamp Gebrüder Grimm -Vom klugen Schneiderlein -From the clever little tailor -Märchen von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen -Fairy tale of one who set out to learn to fear -Dornröschen -Sleeping Beauty -Die Eule -The owl -Der singende Knochen -The singing bone -Das Unglück -The misfortune -Der Grabhügel -The burial mound -Der gute Handel -The good trade Ludwig Bechstein -Siebenschön -Seven beautiful -Die Rosenkönigin -The rose queen -Der Mann ohne Herz -The man without a heart -Der Schäfer und die Schlange -The shepherd and the snake Clemens Brentano -Das Märchen von dem Baron von Hüpfenstich -The fairy tale of the Baron von Hüpfenstich -Das Märchen von den Märchen oder Liebseelchen -The fairy tale of the fairy tales or Liebseelchen

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Veröffentlichungsjahr: 2022

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Ähnliche


Inhaltsverzeichnis

Hans Christian Andersen

Gebrüder Grimm

Ludwig Bechstein

Clemens Brentano

Impressum

Hans Christian Andersen

Das alte Haus

Drüben in der Straße stand ein altes, altes Haus, das war fast dreihundert Jahr alt, so konnte man an einem Balken lesen, an dem die Jahreszahl zugleich mit Tulpen und Hopfenranken eingekerbt war. Da standen ganze Verse in der Schreibweise alter Tage, und über jedem Fenster war ein fratzenhaftes Gesicht in den Balken eingeschnitten. Das obere Stockwerk hing weit über das untere, und unter dem Dache war eine Bleirinne mit Drachenköpfen. Das Regenwasser sollte aus dem Rachen herauslaufen, aber es lief aus dem Bauche, denn es war ein Loch in der Rinne. Alle anderen Häuser in der Straße waren so neu und so nett, mit großen Scheiben und glatten Wänden, und man konnte wohl sehen, daß sie nichts mit dem alten Haus zu tun haben wollten. Sie dachten wohl: „Wie lange soll das Gerümpel hier noch der Straße zur Schande stehen bleiben. Der Erker steht so weit heraus, daß niemand aus unseren Fenstern sehen kann, was auf der anderen Seite geschieht! Die Treppe ist so breit, wie bei einem Schloß und so hoch wie bei einem Kirchturm. Das Eisengeländer sieht ja aus, wie die Tür zu einem alten Erbbegräbnis, dazu hat es noch Messingknöpfe. Das ist geschmacklos!“ Gerade gegenüber in der Straße standen auch neue und nette Häuser, und sie dachten wie die anderen. Aber am Fenster saß hier ein kleiner Knabe mit frischen, roten Wangen, mit klaren, strahlenden Augen, dem das alte Haus am besten gefiel sowohl im Sonnenschein wie im Mondschein. Wenn er nach der Mauer hinüber sah, wo der Kalk abgebröckelt war, konnte er sitzen und sich die wunderbarsten Bilder ausdenken: wie wohl die Straße früher ausgesehen haben mochte mit Treppen, Erkern und spitzen Giebeln. Er konnte Soldaten mit Hellebarden sehen, und Dachrinnen, die wie Drachen und Lindwürmer herumliefen. ­Das war so recht ein Haus zum Betrachten. Und drüben wohnte ein alter Mann; der ging in Kniehosen, hatte einen Rock mit großen Messingknöpfen und eine Perrücke, bei der man sehen konnte, daß es eine wirkliche Perrücke war. Jeden Morgen kam ein alter Diener zu ihm, der aufräumte und Gänge besorgte. Sonst war der alte Mann in den Kniehosen ganz allein in dem alten Hause. Zwischendurch kam er wohl einmal ans Fenster und sah hinaus, und der kleine Knabe nickte zu ihm hinüber; der alte Mann nickte wieder, und so wurden sie Bekannte, und so wurden sie Freunde, obwohl sie niemals miteinander gesprochen hatten. Aber das war auch unnötig. Der kleine Knabe hörte seine Eltern sagen: „Der alte Mann da drüben hat es gut, aber er ist so schrecklich allein!“ Am nächsten Sonntag nahm der kleine Knabe etwas, wickelte es in ein Stück Papier, ging vor die Tür, und als der Diener, der die Gänge besorgte, vorbeikam, sagte er zu ihm: „Hör, willst Du dem alten Mann da drüben das von mir bringen? Ich habe zwei Zinnsoldaten, dies ist der eine; er soll ihn haben, denn ich weiß, daß er so schrecklich allein ist.“ Und der alte Diener sah ganz vergnügt aus, nickte und trug den Zinnsoldaten hinüber in das alte Haus. Darauf kam von drüben ein Bote mit der Anfrage, ob der kleine Knabe wohl Lust hätte, selbst einmal herüber zu kommen und Besuch zu machen. Dazu bekam er von seinen Eltern Erlaubnis, und so kam er in das alte Haus hinüber. Die Messingknöpfe am Treppengeländer glänzten viel stärker als sonst. Man hätte glauben mögen, daß sie des Besuches wegen poliert worden wären. Und es war, als ob die geschnitzten Trompeter -denn es waren geschnitzte Trompeter an der Tür, die in den Tulpen standen -aus Leibeskräften bliesen; ihre Backen sahen viel dicker aus als zuvor. Ja, sie bliesen: „Tratteratra. Der kleine Knabe kommt. Tratteratra!“ und dann ging die Türe auf. Den ganzen Gang entlang hingen alte Porträts, Ritter in Harnischen und Frauen in Seidenkleidern. Und die Harnische rasselten und die seiden Kleider raschelten! Dann kam eine Treppe, die ging ein großes Stück hinauf und ein kleines hinab und dann war man auf einem Altan, der freilich sehr altersschwach und voller großer Löcher und Risse war, aber daraus hervor wuchsen Gras und Blätter; denn der ganze Altan, der Hof und die Mauern waren mit soviel Grün bewachsen, daß es wie ein Garten aussah. Aber es war nur ein Altan. Hier standen alte Blumentöpfe, die Gesichter und Eselsohren hatten. Die Blumen darin wuchsen aber ganz wie sie selbst wollten. In dem einen Topf liefen die Nelken nach allen Seiten über den Rand, das heißt das Grüne, Schößling neben Schößling, und ganz deutlich sagten sie: „Die Luft hat mich gestreichelt, die Sonne hat mich geküßt und mir am Sonntag eine kleine Blume versprochen, eine kleine Blume am Sonntag.“ Und dann kamen sie in eine Kammer hinein, wo die Wände mit Schweinsleder bezogen waren, darauf waren goldene Blumen gedruckt. „Vergoldung vergeht, aber Schweinsleder besteht“ sagten die Wände. Und Lehnstühle standen da mit hohen Rücken, über und über geschnitzt, und mit Armen an beiden Seiten. „Sitz nieder! Sitz nieder!“ sagten sie; „O, wie es in mir knackt! Nun bekomme ich die Gicht wie der alte Schrank. Gicht im Rücken. O!“ Und dann kam der kleine Knabe in die Stube hinein, wo der Erker war und wo der alte Mann saß. „Schönen Dank für den Zinnsoldaten, mein kleiner Freund“ sagte der alte Mann. „Und Dank, daß Du zu mir herüberkommst!“ „Dank, Dank,“ oder „Knack, Knack,“ sagte es in allen Möbeln. Da waren so viele, daß sie sich fast im Wege standen, um den kleinen Knaben anzusehen. Mitten an der Wand hing eine Malerei mit einer wunderschönen Dame, so jung, so froh, aber ganz so gekleidet, wie vor alten Zeiten, mit Puder im Haar und Kleidern, die ganz steif um sie herum standen. Sie sagte weder „Dank“ noch „Knack“, aber sah mit ihren freundlichen Augen den kleinen Knaben an, der sogleich den alten Mann fragte: „Wo hast Du sie her bekommen?“ „Drüben vom Trödler“ sagte der alte Mann. „Da hängen soviele Bilder. Keiner kennt sie mehr und macht sich etwas daraus, denn alle sind nun begraben. Aber in alten Tagen habe ich sie gekannt; nun ist sie tot schon seit fast einem halben Jahrhundert“ Und unter der Malerei hing unter Glas ein verwelkter Blumenstrauß. Der hatte gewiß auch ein halbes Jahrhundert gesehen, so alt war er. Und der Perpendikel an der großen Uhr ging hin und her und der Zeiger drehte sich und alle Dinge in der Stube wurden immer älter, aber das merkten sie nicht. „Sie sagen zuhause,“ sagte der kleine Knabe, „daß Du so schrecklich einsam bist.“ „O,“ sagte er, „die alten Gedanken mit allem, was sie so mit sich führen können, kommen und besuchen mich, und nun kommst Du ja auch. Mir geht es ganz gut.“ „Und dann nahm er vom Bücherbrett ein Buch mit Bildern. Darin waren ganze Aufzüge, die wunderlichsten Karossen, die man heute nicht mehr zu sehen bekommt, Soldaten wie auf den Spielkarten und Bürger mit wehenden Fahnen. Die Schneider hatten eine mit einer Schere, die von zwei Löwen gehalten wurde, und die Schuhmacher hatten eine ohne Stiefel, aber mit einem Adler, der zwei Köpfe besaß, denn die Schuhmacher müssen alles so haben, daß sie sagen können: das ist ein Paar. -Ja, das war ein Bilderbuch. Und der alte Mann ging in die andere Stube, um Eingezuckertes und Äpfel und Nüsse zu holen; -es war wirklich prächtig hier drüben in dem alten Hause. „Ich kann es nicht aushalten!“ sagte der Zinnsoldat, der auf der Kommode stand; „hier ist es so einsam und traurig; nein, wenn man einmal Familienleben kennen gelernt hat, kann man sich hier nicht eingewöhnen. -Ich kann das nicht aushalten! Der ganze Tag ist so lang und der Abend noch länger. Hier ist es nicht wie drüben bei Dir, wo Deine Mutter und Dein Vater so fröhlich miteinander sprachen, und wo Du und alle Ihr süßen Kinder einen so prächtigen Spektakel machtet! Nein, wie allein der alte Mann ist. Glaubst Du, er bekommt einen Kuß? Glaubst Du, jemand macht ihm freundliche Augen oder einen Weihnachtsbaum? Er bekommt gar nichts, nur ein Begräbnis -Ich kann das nicht aushalten!“ „Du mußt es nicht so schwer nehmen!“ sagte der kleine Knabe, „mir kommt es hier herrlich vor, und alle die alten Gedanken mit dem, was sie so mit sich führen können, kommen ja auch und machen Besuch.“ „Ja, die sehe ich nicht, und die kenne ich nicht“ sagte der Zinnsoldat. „Ich kann das nicht aushalten!“ „Das mußt Du“ sagte der kleine Knabe. Und der alte Mann kam mit dem vergnügtesten Gesicht und mit demherrlichsten Eingemachten und Äpfeln und Nüssen, und da dachte der kleine Knabe nicht mehr an den Zinnsoldaten. Glücklich und froh kam der kleine Knabe heim. Es vergingen Wochen und Tage, es wurde zu dem alten Hause und von dem alten Hause hinübergenickt, und dann kam der kleine Knabe wieder hinüber. Und die geschnitzten Trompeter bliesen: „Tratteratra. Da ist der kleine Knabe. Tratteratra“ Und Schwerter und Rüstungen auf den alten Ritterbildern rasselten und die Seidenkleider raschelten, das Schweinsleder sprach und die alten Stühle hatten Gicht im Rücken: „au!“ Es war ganz genau wie beim ersten Mal, denn hier drüben war ein Tag und eine Stunde ganz wie die andere. „Ich kann das nicht aushalten!“ sagte der Zinnsoldat. „Ich habe Zinn geweint! Hier ist es allzu traurig laß mich lieber in den Krieg ziehen und Arme und Beine verlieren! Das ist doch eine Abwechslung. Ich kann das nicht aushalten! -nun weiß ich, was das heißt, Besuch von seinen alten Gedanken zu bekommen, mit dem was sie mit sich führen können. Ich habe von meinen Besuch gehabt, und Du kannst mir glauben, es ist kein Vergnügen auf die Dauer. Ich war zuletzt nahe daran, von der Kommode zu springen. Euch alle da drüben sah ich so deutlich, als ob Ihr wirklich hier wäret; es war wieder der Sonntagmorgen -Du weißt doch noch. Alle Ihr Kinder standet vor dem Tische und sangt Eure Lieder, wie Ihr sie jeden Morgen singt. Ihr standet andächtig mit gefalteten Händen, und Vater und Mutter waren ebenso feierlich, und dann ging die Tür auf, und die kleine Schwester Maria, die noch nicht zwei Jahre alt war, und die immer tanzte, wenn sie Musik oder Gesang hörte, was für eine Art es auch sein mochte, wurde hereingeschoben. Sie sollte es nun eigentlich nicht -aber sie fing an zu tanzen, konnte jedoch nicht recht in den Takt kommen, denn die Töne waren so lang, und so stand sie erst auf dem einen Bein und bog den Kopf ganz nach vorn über, und dann auf dem andern Bein und den Kopf noch weiter vornüber, aber es wollte nicht recht gehen. Ihr standet alle ganz ernst da, obgleich es recht schwer hielt damit; ich aber lachte innerlich, und deshalb fiel ich vom Tische herunter und bekam eine Beule, mit der ich jetzt noch gehe, denn es war nicht recht von mir, zu lachen. Aber das Ganze zieht jetzt wieder innerlich an mir vorüber und noch manches andere, was ich so erlebt habe. Das werden wohl die alten Gedanken sein, mit allem, was sie mit sich führen können. Sag mir, singt Ihr noch immer an den Sonntagen? Erzähle mir ein bischen von der kleinen Maria. Und wie geht es meinem Kameraden, dem andern Zinnsoldaten? Ja, er ist wirklich glücklich. Ich kann das nicht aushalten.“ „Du bist weggeschenkt!“ sagte der kleine Knabe. „Du mußt bleiben. Kannst Du das nicht einsehen?“ Und der alte Mann kam mit einem Kasten, worin es viele Dinge zu sehen gab, seltsame, kleine Häuschen, Balsambüchsen und alte Karten, so groß und dick vergoldet, wie man sie jetzt gar nicht mehr sieht. Und es wurden große Schubladen aufgezogen und das Klavier wurde geöffnet; das hatte eine Landschaft inwendig auf dem Deckel und war ganz heiser, als der alte Mann darauf spielte. Er summte dabei eine alte Weise. „Ja, die konnte sie singen“ sagte er, und dann nickte er zu dem Porträt hinüber, das er beim Trödler gekauft hatte, und des alten Mannes Augen leuchteten auf. „Ich will in den Krieg! Ich will in den Kriegt“ rief plötzlich der Zinnsoldat so laut er konnte und stürzte sich auf den Fußboden. Ja, wo war er geblieben? Der alte Mann suchte, der kleine Knabe suchte, aber fort war er und fort blieb er. „Ich werde ihn schon finden!“ sagte der Alte, aber er fand ihn nie mehr! Der Fußboden hatte allzu große Löcher und Ritzen. Der Zinnsoldat war durch eine Spalte gefallen, und dort lag er im offenen Grabe. Und der Tag verging, und der kleine Knabe kam heim, und die Woche verging und noch viele Wochen. Die Fenster waren ganz zugefroren. Der kleine Knabe mußte sitzen und darauf blasen, um ein Guckloch zu dem alten Haus hinüber zu bekommen. Dort war der Schnee in alle Schnörkel und Inschriften hineingefegt. Er lag dicht über der Treppe, gerade, als sei niemand dort zuhause. Und es war auch niemand zuhause, der alte Mann war tot. Am Abend hielt ein Wagen davor, und zu ihm herunter trug man ihn in seinem Sarge. Er sollte draußen auf dem Lande in seinem Erbbegräbnis beerdigt werden. Da fuhr er nun, aber niemand folgte, alle seine Freunde waren ja tot. Nur der kleine Knabe warf dem Sarge viele Kußhände nach, als er fortfuhr. Einige Tage später war Auktion in dem alten Hause, und der kleine Knabe sah von seinem Fenster aus, wie man die alten Ritter und die alten Damen, die Blumentöpfe mit den langen Ohren, die alten Stühle und die alten Schränke wegtrug. Einiges kam hierhin, einiges dorthin. Das Porträt von ihr, das er beim Trödler gefunden hatte, kam wieder zum Trödler und dort blieb es hängen; denn nun kannte sie niemand mehr, und niemand kümmerte sich um das alte Bild. Im Frühjahr riß man auch das Haus nieder, denn es sei nur ein altes Gerümpel, sagten die Leute. Von der Straße aus konnte man gerade in die Stuben mit dem Schweinslederbezug hineinsehen, der zerfetzt und heruntergerissen wurde. Und all das Grüne hing vom Altan wild um die fallenden Balken herab. -Und dann wurde dort aufgeräumt. „Das half!“ sagten die Nachbarhäuser. Und es wurde ein herrliches, neues Haus dort gebaut mit großen Fenstern und weißen, glatten Mauern. Aber vorne, wo eigentlich das alte Haus gestanden hatte, wurde ein kleiner Garten angelegt, und zu des Nachbarhauses Mauern hinauf wuchsen wilde Weinranken. Vor den Garten kam ein großes eisernes Gitter mit eiserner Tür; das sah gar stattlich aus. Die Leute standen still und schauten hinein. Und die Spatzen hingen sich dutzendweil an die Weinranken und nahmen einander das Wort vom Munde, so gut sie konnten, aber es war nicht das alte Haus, worüber sie sprachen, denn darauf konnten sie sich nicht besinnen. Es waren nun schon so viele Jahre darüber hingegangen, daß der kleine Knabe zu einem großen Manne herangewachsen war, ja, zu einem tüchtigen Mann, an dem seine Eltern Freude hatten. Er hatte sich eben verheiratet und war mit seiner kleinen Frau hier in das Haus gezogen, wo der Garten war. Und er stand dort bei ihr, während sie eine Feldblume pflanzte, die sie gar niedlich fand. Sie pflanzte sie mit ihrer kleinen Hand und klopfte die Erde mit den Fingern fest. -Au, was war das? Sie hatte sich gestochen. Da saß etwas Spitzes gerade oben auf der weichen Erde. Es war -ja denk nur. Es war der Zinnsoldat, er, der bei dem alten Mann da oben fortgekommen war, der inzwischen bei Zimmerholz und Schutt herumgebummelt, sich tüchtig getummelt und zuletzt viele Jahre lang in der Erde gelegen hatte. Und die junge Frau wischte den Soldaten zuerst mit einem grünen Blatte, dann mit ihrem feinen Taschentuch ab; das hatte einen so lieblichen Duft. Und es war dem Zinnsoldaten, als erwache er aus einer Ohnmacht. „Laß mich sehen!“ sagte der junge Mann, dann lachte er und schüttelte den Kopf. „Ja, er kann es wohl nicht gut sein, aber er erinnert mich an eine Geschichte mit einem Zinnsoldaten, die geschah, als ich noch ein kleiner Knabe war.“ Und dann erzählte er seiner Frau von dem alten Hause und dem alten Manne und dem Zinnsoldaten, den er ihm hinübergeschickt hatte, weil er so schrecklich allein war. Und er erzählte es ganz genau so, wie es wirklich gewesen war, so daß der jungen Frau Tränen in die Augen stiegen über das alte Haus und den alten Mann. „Es kann doch sein, daß es derselbe Zinnsoldat ist!“ sagte sie. „Ich will ihn aufbewahren und alles behalten, was Du mir erzählt hast. Aber des alten Mannes Grab mußt Du mir zeigen!“ „Ja, das weiß ich nicht,“ sagte er, „und niemand weiß es. Alle seine Freunde waren tot, niemand kümmerte sich darum, und ich war ja ein kleiner Knabe.“ „Wie schrecklich allein muß er gewesen sein.“ sagte sie. „Schrecklich allein!“ sagte der Zinnsoldat, „aber es ist herrlich, nicht vergessen zu sein.“ „Herrlich!“ rief etwas dicht daneben; aber niemand außer dem Zinnsoldaten sah, daß es ein Fetzen von dem schweinsledernen Bezuge war. Er war ohne alle Vergoldung und sah aus wie nasse Erde, aber eine Meinung hatte er, und die sprach er aus: „Vergoldung vergeht, Aber Schweinsleder besteht.“ Doch das glaubte der Zinnsoldat nicht.

The old house

Over in the street was an old, old house that was almost three hundred years old, so you could read on a beam on which the year was notched with tulips and hop tendrils. There were whole verses written in the old days, and a grim face was carved into the beam above every window. The upper story hung far above the lower one, and under the roof was a lead gutter with dragon heads. The rainwater was supposed to run out of the throat, but it ran out of the abdomen because there was a hole in the gutter. All the other houses on the street were so new and so nice, with large panes and smooth walls, and you could see that they wanted nothing to do with the old house. You probably thought: “How long should the junk stay on the road to shame. The bay window sticks out so far that no one can see from our windows what is happening on the other side! The stairs are as wide as a castle and as high as a church tower. The iron railing looks like the door to an old hereditary burial, and it also has brass buttons. That is tasteless! " There were new and nice houses just across the street, and they thought like the others. But at the window sat a little boy with fresh, red cheeks, with clear, shining eyes, who liked the old house best, both in the sunshine and in the moonlight. If he looked over at the wall, where the lime had crumbled, he could sit and think up the most wonderful pictures: what the street might have looked like in the past, with stairs, bay windows and pointed gables. He could see soldiers with halberds and gutters running around like dragons and lindworms. It was quite a house to look at. And over there lived an old man; he wore breeches, had a skirt with large brass buttons and a wig which you could see was a real wig. Every morning an old servant came to him to tidy up and take care of the corridors. Otherwise the old man in the breeches was all alone in the old house. In between he probably came to the window and looked out, and the little boy nodded over to him; the old man nodded again, and that's how they became acquaintances, and that's how they became friends, although they had never spoken to each other. But that was also unnecessary. The little boy heard his parents say: "The old man over there is fine, but he is so terribly alone!" The next Sunday the little boy took something, wrapped it in a piece of paper, went to the door, and when the servant who took care of the corridors came by, he said to him: “Listen, do you want that from the old man over there bring me I have two tin soldiers, this is the one; he should have him, because I know that he is so terribly alone. " And the old servant looked very happy, nodded and carried the tin soldier over to the old house. Then a messenger came from across the street asking whether the little boy would like to come over and pay a visit himself. He got permission from his parents to do this, and so he came over to the old house. The brass buttons on the banister shone much more strongly than usual. One would have believed that they had been polished for the visit. And it was as if the carved trumpeters - because there were carved trumpeters on the door, which stood in the tulips - blew with all their might; her cheeks looked much thicker than before. Yes, they blew: “Tratteratra. The little boy is coming. Tratteratra! ”And then the door opened. Old portraits hung all the way down the aisle, knights in armor and women in silk dresses. And the armor rattled and the silk clothes rustled! Then came a staircase that went up a long way and down a little, and then you were on an arbor, which was admittedly very decrepit and full of large holes and cracks, but grass and leaves grew out of it; for the whole arbor, the courtyard and the walls were covered with so much green that it looked like a garden. But it was just an arbor. Here were old flower pots with faces and donkey ears. The flowers in it grew just as they wanted. In one pot, the carnations ran over the edge on all sides, that is, the green, sapling next to sapling, and they said very clearly: "The air caressed me, the sun kissed me and promised me a little flower on Sunday, a little flower on Sunday. " And then they came into a room where the walls were covered with pigskin and gold flowers were printed on it. "Gilding will go away, but pigskin will last," said the walls. And armchairs stood there with high backs, carved over and over, and with arms on either side. “Sit down! They said; “Oh, how it cracks inside me! Now I get the gout like the old closet. Gout in the back. O! ”And then the little boy came into the room where the bay window was and where the old man was sitting. "Thank you very much for the tin soldier, my little friend," said the old man. "And thanks for coming over to me!" "Thanks, thanks," or "Knack, Knack," it said in all the furniture. There were so many there that they almost stood in each other's way to look at the little boy. In the middle of the wall was a painting of a beautiful lady, so young, so happy, but dressed just like in the old days, with powder in her hair and clothes that stood stiffly around her. She said neither “Thanks” nor “Knack”, but looked with her friendly eyes at the little boy, who immediately asked the old man: “Where did you get her from?” "Over by the junk shop," said the old man. “There are so many pictures hanging there. Nobody knows it anymore and cares about it, because everyone is now buried. But in the old days I knew her; now she has been dead for almost half a century " And under the painting, under glass, hung a wilted bouquet of flowers. He had certainly seen half a century too, he was that old. And the perpendicular on the big clock went back and forth and the pointer turned and everything in the room got older and older, but they didn't notice. "They say at home," said the little boy, "that you are so terribly lonely." “Oh,” he said, “the old thoughts with everything that they can carry with them come and visit me, and now you are coming too. I am feeling pretty good." “And then he took a book with pictures from the bookshelf. There were entire elevators in it, the strangest bodies that you can no longer see today, soldiers as if on the playing cards and citizens with waving flags. The tailors had one with scissors held by two lions, and the shoemakers had one without boots, but with an eagle that had two heads, because the shoemakers must have everything so that they can say: this is a pair . -Yes, that was a picture book. And the old man went into the other room to fetch sweets and apples and nuts; - It was really splendid over here in the old house. "I can't stand it!" Said the tin soldier, who was standing on the chest of drawers; “It's so lonely and sad here; no, once you've got to know family life, you can't get used to it here. -I can not stand it! The whole day is so long and the evening even longer. It's not like over there with you, where your mother and father talked so happily to each other, and where you and all you sweet children made such a magnificent spectacle! No, how alone the old man is. Do you think he'll get a kiss? Do you think someone will make him smile or make a Christmas tree? He doesn't get anything, just a funeral - I can't take it! " "You don't have to take it so hard!" Said the little boy, "it seems wonderful to me here, and all the old thoughts about what they can carry with them come and visit." "Yes, I don't see them, and I don't know them," said the tin soldier. "I can not stand it!" "You have to," said the little boy. And the old man came with the happiest face and the most splendid preserves and apples and nuts, and then the little boy no longer thought of the tin soldier. The little boy came home happy and happy. Weeks and days passed, people nodded over to the old house and from the old house, and then the little boy came over again. And the carved trumpeters blew: “Tratteratra. There is the little boy. Tratteratra "And swords and armor rattled on the old images of knights and the silk clothes rustled, the pigskin spoke and the old chairs had gout in their backs:" Ouch! "It was exactly like the first time, because over here was a day and an hour just like the other. "I can't stand it!" Said the tin soldier. “I cried tin! It's too sad here, I'd rather go to war and lose arms and legs! That's a change. I can not stand it! -Now I know what it means to have a visit from your old thoughts, with what they can carry with them. I've had a visit from me, and believe me, it's no long-term pleasure. I was last close to jumping off the dresser. I saw you all over there as clearly as if you were really here; it was Sunday morning again - you remember. All you children stood at the table and sang your songs as you sing them every morning. You stood devoutly with folded hands, and father and mother were just as solemn, and then the door opened, and little sister Maria, who was not yet two years old, and who always danced when she heard music or singing, whatever some sort of thing was pushed in. She wasn't supposed to - but she started to dance, but couldn't quite get into the rhythm because the notes were so long, and so she first stood on one leg and bent her head all the way forward, and then on the other leg and head further forward, but it wouldn't go right. You all stood there very seriously, although it was very difficult to do so; but I laughed inwardly, and so I fell off the table and got a lump that I still walk with, because it was not right of me to laugh. But the whole thing is now passing by inside me again and many other things that I have experienced. Those will probably be the old thoughts, with all that they can carry with them. Tell me, do you still sing on Sundays? Tell me a bit about little Maria. And how is my comrade, the other tin soldier? Yes he is really happy. I can not stand it." "You are given away!" Said the little boy. “You have to stay. Can't you see that? " And the old man came with a box in which there were many things to see, strange little houses, balsam boxes and old cards, so big and thickly gilded that you can no longer see them. And big drawers were opened and the piano was opened; it had a landscape inside on the lid and was quite hoarse when the old man played on it. He hummed an old tune. "Yes, she could sing it," he said, and then he nodded over to the portrait he had bought at the second-hand dealer, and the old man's eyes lit up. “I want to go to war! I want to go to war ”suddenly shouted the tin soldier as loudly as he could and threw himself on the floor. Yeah, where was he? The old man looked, the little boy looked, but he was gone and he stayed away. "I'll find him!" Said the old man, but he never found him again! The floor had holes and cracks that were too big. The tin soldier had fallen through a crack and there he was lying in the open grave. And the day went by and the little boy came home, and the week went by and many more weeks. The windows were all frozen over. The little boy had to sit and blow on it to get a peephole over to the old house. There the snow was swept into all the flourishes and inscriptions. It was just above the stairs, just as if nobody was at home there. And nobody was home either, the old man was dead. In the evening a carriage stopped in front of it and was carried down to him in his coffin. He was to be buried in his hereditary funeral out in the country. So he drove, but no one followed, all his friends were dead. Only the little boy threw many kisses at the coffin as he continued. A few days later there was an auction in the old house, and the little boy saw from his window how the old knights and old ladies, the flowerpots with the long ears, the old chairs and the old cupboards were being carried away. Some came here, some there. The portrait of her that he had found at the second-hand dealer came back to the second-hand dealer and it got stuck there; for now nobody knew her anymore, and nobody cared about the old picture. In the spring the house was torn down too, because it was just old junk, people said. From the street you could see straight into the rooms with the pigskin upholstery, which was torn and torn down. And all the green hung wildly from the arbor around the falling beams. -And then they cleaned up there. “That helped!” Said the neighboring houses. And a wonderful new house was built there with large windows and smooth white walls. But in front, where the old house had actually stood, a small garden was laid out, and wild vines grew up to the walls of the neighboring house. In front of the garden was a large iron grating with an iron door; that looked stately. People stood still and looked inside. And the sparrows clung to the vines by the dozen and took each other's word off each other's mouths as best they could, but it wasn't the old house they were talking about, because they couldn't remember. So many years had passed now that the little boy had grown into a great man, yes, a capable man whom his parents enjoyed. He had just married and moved into the house where the garden was with his little wife. And he stood there with her while she planted a field flower, which she found very cute. She planted them with her little hand and patted the earth down with her fingers. -Au what was that? She had stabbed herself. Something pointed was sitting right up there on the soft earth. It was - just think. It was the tin soldier, he, who had got away with the old man up there, who in the meantime had loitered around with timber and rubble, romped about and finally lay in the ground for many years. And the young woman wiped the soldier first with a green leaf, then with her fine handkerchief; it had such a lovely scent. And the tin soldier felt as if he were waking up from a swoon. "Let me see!" Said the young man, then laughed and shook his head. "Yes, it can't be it, but it reminds me of a story with a tin soldier that happened when I was a little boy." And then he told his wife about the old house and the old man and that Tin soldiers whom he had sent over for him because he was so terribly alone. And he told it exactly as it really was, so that tears welled up in the young woman's eyes over the old house and the old man. "It could be the same tin soldier," she said. “I want to keep it and keep everything you told me. But you must show me the old man's grave! " “Yes, I don't know,” he said, “and nobody knows. All his friends were dead, nobody cared about it, and I was a little boy. " "How terribly alone he must have been," she said. "Terribly alone!" Said the tin soldier, "but it is wonderful not to be forgotten." “Wonderful!” Shouted something close by; but no one except the tin soldier saw that it was a scrap of the pigskin cover. It was without any gilding and looked like wet earth, but he had one opinion, and it was what he said: "The gold plating goes away, but pigskin persists." But the tin soldier did not believe that.

Das Feuerzeug

Es kam ein Soldat die Landstraße dahermarschiert: Eins, zwei! Eins, zwei! Er hatte seinen Tornister auf dem Rücken und einen Säbel an der Seite, denn er war im Kriege gewesen und wollte nun heim. Da traf er eine alte Hexe auf dem Wege. Sie war garstig, ihre Unterlippe hing ihr bis auf die Brust hinab. Sie sagte: »Guten Abend, Soldat! Was für einen schönen Säbel du hast und was für einen großen Tornister! Du bist ein richtiger Soldat! Nun sollst du soviel Geld bekommen, wie du haben willst!« »Schönen Dank, alte Hexe!« sagte der Soldat. »Kannst du den großen Baum sehen?« sagte die Hexe, und zeigte auf einen Baum, der an der Seite stand. Er ist innen ganz hohl! Dort sollst du hinaufklettern bis zur Spitze; dann siehst du ein Loch, durch welches du dich hinabgleiten lassen und tief in den Baum hinunterkommen kannst! Ich werde dir einen Strick um den Leib binden, damit ich dich wieder heraufziehen kann, wenn du mich rufst!« »Was soll ich denn unten im Baum?« fragte der Soldat. »Geld holen!«. sagte die Hexe. »Du mußt wissen, wenn du auf dem Grund des Baumes ankommst, so bist du in einem großen Gange; da ist es ganz hell, denn es brennen über hundert Lampen dort. Dann siehst du drei Türen. Du kannst sie aufschließen, der Schlüssel steckt darin. Gehst du in die erste Kammer hinein, so siehst du mitten auf dem Fußboden eine große Kiste, auf der ein Hund sitzt; er hat ein paar Augen so groß wie ein paar Teetassen, doch darum sollst du dich nicht kümmern! Ich gebe dir meine blaugewürfelte Schürze, die kannst du auf dem Fußboden ausbreiten; geh dann rasch hin und nimm den Hund, setze ihn auf meine Schürze, schließ die Kiste auf und nimm soviel Geld wie du willst; es ist lauter Kupfer. Wenn du aber lieber Silber haben willst, mußt du in das nächste Zimmer geben; doch dort sitzt ein Hund, der hat ein Paar Augen, so groß wie ein Paar Mühlräder; aber darum brauchst du dich nicht kümmern, setz ihn auf meine Schürze und nimm dir von dem Gelde! Willst du hingegen Gold haben, so kannst du auch das bekommen, und zwar soviel, wie du tragen magst, wenn du in die dritte Kammer hineingehst. Aber der Hund, der hier auf der Geldkiste sitzt, der hat zwei Augen, jedes so groß, wie der Runde Turm in Kopenhagen. Das ist ein gewaltiger Hund, kannst du glauben! Aber darum sollst du dich gar nicht kümmern! Setze »Das ist gar nicht so dumm!« sagte der Soldat. »Aber was soll ich dir geben, du alte Hexe? Denn etwas willst du wohl auch haben, denke ich!« »Nein«, sagte die Hexe, »nicht einen einzigen Schilling will ich haben! Für mich sollst du nur ein altes Feuerzeug nehmen, das meine Großmutter vergaß, als sie das letzte Mal unten war!« »Na, dann leg mir den Strick um den Leib!« sagte der Soldat. »Hier ist er«, sagte die Hexe, »und hier ist meine blaugewürfelte Schürze.« So kletterte der Soldat nun den Baum hinauf, ließ sich durch das Loch hinuntergleiten und stand unten, wie die Hexe es gesagt hatte, in dem großen Gange, wo die vielen hundert Lampen brannten. Nun schloß er die erste Tür auf. Uh! da saß der Hund mit den Augen, so groß wie Teetassen und glotzte ihn an. »Du bist mir ja ein netter Kerl!« sagte der Soldat, setzte ihn auf die Schürze der Hexe und nahm so viel Kupferschillinge, wie in seine Taschen hineingehen wollten, schloß dann die Kiste, setzte den Hund wieder darauf und ging in das andere Zimmer. Hei! da saß der Hund mit den Augen so groß wie ein Paar Mühlräder. »Du solltest mich nicht so lange ansehen!« sagte der Soldat, »Du könntest Augenschmerzen bekommen!« und dann setzte er den Hund auf die Schürze der Hexe. Doch als er das viele Silbergeld in der Kiste sah, warf er alles Kupfergeld fort, was er hatte und füllte seine Taschen und den Tornister mit dem lauteren Silber. Nun ging er in die dritte Kammer! Nein, war das scheußlich! Der Hund darin hatte wirklich zwei Augen so groß wie der Runde Turm und die rollten im Kopfe herum gerade wie Mühlräder! »Guten Abend!« sagte der Soldat und griff an die Mütze, denn solch einen Hund hatte er niemals vorher gesehen; aber als er ihn ein Weilchen angesehen hatte, dachte er, nun genügt es eigentlich, hob ihn auf den Fußboden herunter und schloß die Kiste auf. Nein, Gott bewahre, was war das für eine Menge Gold, ganz Kopenhagen konnte er dafür kaufen und die Zuckerferkel der Kuchenfrauen, alle Zinnsoldaten, Peitschen und Schaukelpferde in der ganzen Welt! Ja, da war wirklich einmal Geld! – Nun warf der Soldat alle die Silberschillinge, mit denen er seine Taschen und den Tornister gefüllt hatte, fort und nahm Gold dafür. Ja, alle Taschen, der Tornister, die Mütze und die Stiefel wurden gefüllt, so daß er kaum laufen konnte. Nun hatte er Geld! Den Hund setzte er wieder auf die Kiste, »Hast du das Feuerzeug mit?« fragte die Hexe. »Wahrhaftig!« sagte der Soldat, »das habe ich reinweg vergessen«, und er ging und nahm es. Die Hexe zog ihn herauf, und da stand er wieder auf der Landstraße mit seinen Taschen, Stiefeln, dem Tornister und der Mütze voll Geld. »Was willst du eigentlich mit dem Feuerzeug?« fragte der Soldat. »Das geht dich nichts an!« sagte die Hexe, »Du hast ja nun Geld bekommen, gib mir nur das Feuerzeug!« »Schnickschnack!« sagte der Soldat, »willst du mir wohl gleich sagen, was du damit willst, oder ich ziehe meinen Säbel und haue dir den Kopf ab!« »Nein!« sagte die Hexe. Da schlug ihr der Soldat den Kopf ab. Nun lag sie da! Aber er band all sein Geld in ihre Schürze, nahm sie wie ein Bündel auf den Rücken, steckte das Feuerzeug in die Tasche und ging geradeaus in die Stadt. Das war eine prächtige Stadt und in dem prächtigsten Wirtshaus kehrte er ein und verlangte die allerbesten Zimmer und seine Leibgerichte, denn nun war er reich, da er soviel Geld hatte. Dem Diener, der seine Stiefel putzen sollte, schienen es eigentlich recht jämmerliche, alte Stiefel zu sein, für einen so reichen Herrn, aber er hatte sich noch keine neuen gekauft; am nächsten Tage kaufte er sich Stiefel, mit denen er sich sehen lassen konnte, und die schönsten Kleider! Nun war der Soldat ein vornehmer Herr geworden, und man erzählte ihm von all den prächtigen Dingen in der Stadt, und von ihrem Könige und was seine Tochter für eine hübsche Prinzessin war. »Wo kann man sie zu sehen bekommen?« fragte der Soldat. »Man kann sie überhaupt nicht zu sehen bekommen!« sagte man ihm, »sie wohnt in einem großen kupfernen Schlosse mit vielen, vielen Mauern und Türmen herum! Niemand außer dem König darf aus – oder eingehen bei ihr, denn es ist geweissagt, daß sie sich mit einem ganz gewöhnlichen Soldaten verheiraten wird, und das kann der König nicht zugeben.« »Ich möchte sie wohl sehen!« dachte der Soldat, aber dazu konnte er ja eben keine Erlaubnis bekommen. Nun lebte er lustig darauf los, ging ins Theater, fuhr in des Königs Garten und gab den Armen viel Geld, und das war wohlgetan; er wußte noch aus alten Tagen, wie schlimm es war, nicht einen Schilling zu besitzen! – Er war nun reich, hatte schöne Kleider und bekam viele Freunde, die alle sagten, er wäre ein feiner Kerl, ein richtiger Kavalier und das konnte der Soldat wohl leiden. Aber da er jeden Tag Geld ausgab und nie etwas hereinbekam, so hatte er zuletzt nicht mehr als zwei Schillinge übrig und mußte aus den schönen Zimmern, wo er gewohnt hatte, fortziehen in eine winzig kleine Kammer hinein ganz oben unter dem Drache, mußte selbst seine Stiefel bürsten und sie mit einer Stopfnadel zusammennähen, und keiner von seinen Freunden kam zu ihm, denn es waren so viele Treppen zu steigen. Es war ein ganz dunkler Abend, und er konnte sich nicht einmal ein Licht kaufen; aber da fiel ihm ein, daß in dem Feuerzeug, das er aus dem hohlen Baum mitgebracht hatte, in welchen ihm die Hexe hinuntergeholfen hatte, ein kleiner Lichtstumpf gewesen war. Er holte das Feuerzeug und den Stumpf hervor, aber eben, als er Feuer schlug und die Funken aus dem Stein stoben, sprang die Türe auf, und der Hund, der Augen hatte so groß wie ein paar Teetassen, und den er unten unter dem Baume gesehen hatte, stand vor ihm und sagte: »Was befiehlt mein Herr?« »Was ist denn das!« sagte der Soldat, »das wäre ja ein lustiges Feuerzeug, wenn ich so bekommen kann, was ich haben will. Schaff mir etwas Geld!« sagte er zu dem Hund, und wupp, war der fort und wieder da und hielt einen großen Beutel voll Geld in seinem Maule. Nun wußte der Soldat, was für ein prächtiges Feuerzeug das war. Schlug er einmal, so kam der Hund, der auf der Kiste mit Kupfergeld saß, schlug er zweimal, so kam der, der das Silbergeld hatte, und schlug er dreimal, so kam der, der das Gold hatte. Nun zog der Soldat wieder hinunter in die hübschen Zimmer und ging in den guten Kleidern einher, und da kannten ihn gleich alle seine Freunde wieder; sie hielten so sehr viel von ihm. Da dachte er einst: Es ist doch merkwürdig, daß man die Prinzessin nicht zu sehen bekommen darf. Sie soll so wunderschön sein, sagen alle; aber was kann das helfen, wenn sie immer in dem großen Kupferschloß mit den vielen Türmen sitzen muß. – Kann ich sie denn gar nicht zu sehen bekommen? – Wo ist denn mein Feuerzeug und nun schlug er Feuer und wupp, kam der Hund mit den Augen, so groß wie Teetassen. »Es ist freilich mitten in der Nacht,« sagte der Soldat, »aber ich möchte so herzlich gern die Prinzessin sehen, nur einen kleinen Augenblick!« Der Hund war stracks aus der Tür und ehe der Soldat es gedacht, sah er ihn mit der Prinzessin wieder. Sie saß und schlief auf dem Rücken des Hundes und war so schön, daß jedermann sehen konnte, daß es eine Der Hund lief nun mit der Prinzessin wieder zurück, aber als am Morgen der König und die Königin Tee tranken, sagte die Prinzessin, sie habe heute Nacht einen so wunderlichen Traum geträumt von einem Hunde und einem Soldaten. Sie hätte auf dem Hunde geritten, und der Soldat hätte sie geküßt. »Das wäre ja eine schöne Geschichte!« sagte die Königin. Nun sollte eine von den alten Hofdamen die nächste Nacht am Bette der Prinzessin wachen, um zu sehen, ob es wirklich ein Traum war, oder was es sonst sein könnte. Der Soldat hatte schreckliche Sehnsucht danach, die wunderschöne Prinzessin wiederzusehen, und so kam denn der Hund in der Nacht, nahm sie und lief was er konnte, doch die alte Hofdame zog Wasserstiefel an und lief ebenso schnell hinterdrein. Als sie nun sah, daß sie in einem großen Hause verschwanden, dachte sie: nun weiß ich, wo es ist, und malte mit einem Stück Kreide ein großes Kreuz auf die Tür. Dann ging sie nach Hause und legte sich wieder hin, und der Hund kam auch wieder mit der Prinzessin; als er aber sah, daß ein großes Kreuz auf die Tür gemalt war, wo der Soldat wohnte, nahm er auch ein Stück Kreide und machte Kreuze auf alle Türen in der ganzen Stadt, und das war klug getan, denn nun konnte ja die Hofdame nicht die richtige Tür finden, wenn an allen Kreuze waren. Morgens früh kam der König und die Königin, die alte Hofdame und alle Offiziere, um zu sehen, wo die Prinzessin gewesen war. »Da ist es!« sagte der König, als er die erste Tür mit einem Kreuze sah. »Nein, dort ist es, mein lieber Mann!« sagte die Königin, als sie die zweite Tür mit dem Kreuze sah. »Aber hier ist eins und dort ist auch eins,« riefen alle; wohin sie sahen, waren Kreuze auf den Türen. Da mußten sie einsehen, daß ihnen das Suchen nichts helfen würde. Doch die Königin war eine sehr kluge Frau, die mehr konnte, als bloß in der Kutsche fahren. Sie nahm ihre große goldene Schere, schnitt ein großes Stück Seidenzeug in Stücke und nähte einen kleinen niedlichen Beutel; den füllte sie mit feiner Buchweizengrütze, band ihn der Prinzessin auf den Rücken und als das getan war, schnitt sie ein kleines Loch in den Beutel, so daß die Grütze den ganzen Weg bestreuen mußte, den die Prinzessin nahm. Der Hund merkte gar nicht, wie die Grütze den ganzen Weg entlang vom Schlosse bis zum Fenster des Soldaten streute, wo er die Mauer mit der Prinzessin hinauflief. Am Morgen konnten der König und die Königin genau sehen, wo ihre Tochter gewesen war, und da nahmen sie den Soldaten und warfen ihn in den Kerker. Da saß er nun. Hu, wie dunkel und langweilig das war, und überdies sagte man zu ihm: »Morgen wirst du gehängt«. Das war nicht eben angenehm zu hören, und sein Feuerzeug hatte er zuhause im Wirtshause vergessen. Am Morgen konnte er durch die eisernen Stangen vor dem kleinen Fenster sehen, wie das Volk aus der Stadt eilte, um ihn hängen zu sehen. Er hörte die Trommeln und sah die Soldaten marschieren. Alle Leute waren unterwegs; da war auch ein Schusterjunge mit Schurzfell und Pantoffeln, der lief so im Galopp, daß sein einer Pantoffel abflog und gerade gegen die Mauer, wo der Soldat saß und zwischen den Eisenstangen herausguckte. »He, Schusterjunge! Du brauchst nicht solche Eile zu haben. Es wird doch nichts daraus, ehe ich komme! Aber willst du nicht hinlaufen, wo ich gewohnt habe und mir mein Feuerzeug holen? Dann sollst du vier Schillinge haben! Aber du mußt Beine machen!« Der Schusterjunge wollte gern die vier Schillinge haben, lief pfeilgeschwind fort nach dem Feuerzeug, gab es dem Soldaten, und ja, nun werden wir hören! Draußen vor der Stadt war ein großer Galgen gemauert. Rundum standen Soldaten und viele hunderttausend Menschen. Der König und die Königin saßen auf einem prächtigen Thron, den Richtern und dem ganzen Rate gegenüber. Der Soldat stand schon oben auf der Leiter, aber als sie ihm den Strick um den Hals legen wollten, sagte er, daß doch stets einem armen Sünder, bevor er seine Strafe erleide, ein unschuldiger Wunsch gewährt werde. Er wolle so gern noch eine Pfeife Tabak rauchen, es sei ja die letzte Pfeife, die er in dieser Welt bekäme. Das mochte der König nun nicht abschlagen, und so nahm der Soldat sein Feuerzeug und schlug Feuer, eins, zwei, drei! und alle Hunde standen da, der mit den Augen so groß wie Teetassen, der mit den Augen so groß wie ein Paar Mühlräder und der, der Augen hatte so groß wie der Runde Turm. »Helft mir nun, daß ich nicht gehängt werde!« sagte der Soldat, und die Hunde fuhren auf die Richter und den ganzen Rat los, nahmen den einen »Ich will nicht!« sagte der König, aber der größte Hund nahm beide, ihn und die Königin, und warf sie allen anderen nach. Da erschraken die Soldaten, und alles Volk rief: »Lieber Soldat, du sollst unser König sein und die schöne Prinzessin haben!« Dann setzten sie den Soldaten in des Königs Kutsche, und alle drei Hunde tanzten voran und riefen »Hurra!« und die Jungen pfiffen auf den Fingern, und die Soldaten präsentierten das Gewehr. Die Prinzessin kam aus dem kupfernen Schlosse heraus und wurde Königin, und das gefiel ihr ausgezeichnet! Die Hochzeit dauerte acht Tage, und die Hunde saßen mit am Tische und machten große Augen.

The lighter