Die Grüne Kobra - Franz-Josef Zoschke - E-Book

Die Grüne Kobra E-Book

Franz-Josef Zoschke

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Beschreibung

AU-Präsident Pandoro will ab 2055 die "Große Grüne Mauer" entlang der Sahelzone verwirklichen – ein 8.000 km breiter Streifen mit intensiver Begrünung. Das gigantische Umweltprojekt bringt Arbeit und Wohlstand für die Bevölkerung. Diesem Vorhaben stellen sich die Terrororganisationen Boko Haram und Al-Qaida, sowie korrupte Regierungsmitglieder in den Weg – mit Attentaten, Überfällen, Entführungen und Behinderungen. Seine Mitstreiter, die Sheriffs Tom Bantu und Kane Bentana, kämpfen um die Verwirklichung des Projektes. Dabei finden beide die Liebe ihres Lebens. Ein großer, 1.200 km langer Kanal vom Kongobecken zum Tschadsee, viele Stauseen sowie andere Umweltprojekte werden gebaut. Die beteiligten Staaten werden befriedet, mit vielen Hindernissen ...

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Franz-Josef Zoschke

Die Grüne Kobra

Die Savanne Afrikas erblüht

– Vorwort des Autors –

In der Adventszeit erfuhr ich von dem Umweltprojekt „Die Große Grüne Mauer“. Da ich mir nichts darunter vorstellen konnte, suchte ich im Internet nach diesem Thema. Als ich erkannte, wie gewaltig dieses Projekt ist, wurde ich immer neugieriger. Ich suchte in verschiedenen Portalen nach den Fortschritten und war dann sehr enttäuscht. Auch was den Großen Kanal vom Kongo zum Tschadsee angeht, wurden zwar seit 2007 Pläne geschmiedet. Auch die Chinesen waren schon dran, er wurde aber nicht realisiert. In meiner Fantasie entstand langsam ein Bild, wie das aussehen könnte, wenn diese guten Ideen von einem tatkräftigen, engagierten Mann in einflussreicher Position in die Hände genommen werden. Dazu noch einige Mitstreiter, die trotz vieler Schwierigkeiten und Gegner all die nötigen Projekte vorantreiben. Als ich immer tiefer in dieses Thema eintauchte, wurde mir auch bewusst, dass die politische und wirtschaftliche Situation in den Ländern der Sahelzone äußerst schwierig ist. Gleichzeitig fand ich heraus, dass die betreffenden Länder alle ein Riesenpotenzial haben, was Bodenschätze betrifft. Aber auch die Landwirtschaft könnte sich enorm steigern, wenn alle Möglichkeiten genutzt werden. Da ich ein Fan des Wasserstoffs und der Kernfusion bin, musste dieses Thema auch eine tragende Rolle spielen. Aus diesen und anderen Gründen kam ich zum Entschluss, den Roman fiktiv, mit realem Hintergrund in der Zukunft, aber dennoch in der Vergangenheitsform zu schreiben. Ich würde es Realfiktion nennen.

– Kapitel 1 –

UN-Gebäude, New York, Juli 2055

Wie ein Wirbelsturm bewegt er sich im Laufschritt auf das Rednerpult zu: Mr. Taifun Pandoro, Präsident des Tschad und neugewählter Präsident der Afrikanischen Union (AU). Ein großer Mann mit athletischem Körper, als Eingeborener in N‘Djamena geboren. Der Vater war Verwaltungsbeamter. Seine Schulzeit schloss er mit einem Summa-cum-laude-Abitur ab und durfte Jura studieren. Erst arbeitete er in einer Anwaltskanzlei, aber mit 31 Jahren wurde er aufgrund seiner Fähigkeiten vom Innenminister zum Staatssekretär ernannt. Mit 38 Jahren wurde er Präsident des Tschad. 2055 hat ihn die Afrikanische Union dann zum Präsidenten auf ein Jahr gewählt. Dieses Amt wechselt jedes Jahr zu einem anderen afrikanischen Land. Präsident Taifun Pandoro ist ein feuriger Verfechter der Belange Afrikas, im Besonderen der Verwirklichung der Großen Grünen Mauer südlich der Sahara. Nun hat er die Möglichkeit, sein Anliegen vor den Delegierten der UN im United Nations Plaza in Manhattan, New York vorzustellen und dafür zu werben.

„Meine Damen und Herren, als neugewählter Vertreter Afrikas möchte ich heute die Stimme erheben und Sie auffordern, mitzuhelfen, gemeinsam endlich die seit 40 Jahren geplanten und nur halbherzig angegangenen Projekte wie die Aufforstung der Savanne, die Rekultivierung verlorengegangener Agrargebiete oder das Zurückdrängen der Wüste mit Hochdruck zu verwirklichen. An den im Verhältnis zum Gesamtprojekt bescheidenen, bereits durchgeführten Projekten können wir ja dennoch erkennen, dass sie ihre Wirkung nicht verfehlen. Eines, das mir ganz besonders am Herzen liegt, ist der Wasser- und Schifffahrtskanal vom nördlichen Kongobecken über den Ubangi-Fluss zum Tschadsee, wobei zwei bestehende Flussläufe dabei genutzt werden können. Dieser Kanal muss jetzt endlich gebaut werden. Ebenso die vielen bereits geplanten Einzelmaßnahmen wie Brunnen, Zisternen, Stauseen, Urbanisierung der Landwirtschaft und Aufforstung der großen, abgeholzten Waldgebiete und der Savanne. Die Zeit dafür ist überreif. Jetzt wo wir auf der ganzen Welt die Wasserstofftechnologie und die Atomkernfusion wirtschaftlich verwenden und das Bevölkerungswachstum gebremst haben, verlange ich mit Nachdruck, dass gehandelt wird und die Große Grüne Mauer nun weiter ausgebaut und verwirklicht wird. Die entsprechenden Pläne sind bereits vorbereitet und die teilnehmenden elf Länder sind sich mit mir einig, die Sache zu verwirklichen, sodass die Sahara den Rückzug antreten muss – aber auch, dass der Wohlstand in unseren Ländern steigt und wir wirtschaftlich unabhängig werden. Auch der Demokratisierungsprozess ist in den meisten Ländern deutlich fortgeschritten und die Korruption wird in allen unseren Ländern besser und erfolgreicher bekämpft. Darum möchte ich Sie bitten, uns bei dieser Sache finanziell unter die Arme zu greifen. Selbstverständlich werden wir bei unseren Investitionen die Länder bevorzugen, die uns unterstützen. Eine Hand wäscht die andere, sagt ein Sprichwort. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.“

Einige Sekunden war es still im großen Saal der Hauptversammlung der UN. Dann aber kam Applaus, immer mehr, er wurde so stürmisch wie sein Vorname. Nachdem noch einige andere Delegierte ihre verschiedenen Anliegen und Vorschläge vorgetragen hatten und die Debatten zu Ende gingen, konnte Herr Pandoro auch mit dem UN-Generalsekretär, Herrn Mata Kondau, reden. Sie begrüßten sich, dann fragte Herr Pandoro: „Wie stehen Sie zu meinem Anliegen?“ Etwas verhalten erwiderte er: „Nun, ich bin hier auf Ihrer Seite. Auch ich bin der Meinung, dass solch ein Vorhaben – und Ihres ist schon ein gewaltiges – für unsere Zukunft unverzichtbar ist. Ich werde diese Sache noch genau analysieren, aber ich denke, die UN sollte die Große Grüne Mauer, wie sie das Projekt nennen, unterstützen. Sie werden von mir hören.“ Auch in den Medien fand die Rede großen Zuspruch. Herr Pandoro musste viele Interviews geben, er wurde in Talkshows eingeladen, wo er fleißig Werbung für seine Projekte machte.

Diese Rede hat er eine Woche später auch in Brüssel bei der Vollversammlung der Europäischen Union gehalten, wobei er sich ganz besonders an die französischen Abgeordneten wandte: „Meine Damen und Herren, Frankreich muss nun endlich die Währungsreserven unserer Länder freigeben, die sie nun lange genug ausgebeutet hat. Wir wollen keine Almosen, sondern das Klima und unsere Lebensbedingungen verbessern und damit einen nicht geringen Beitrag leisten, die Lebensbedingungen auf der ganzen Welt zu verbessern. Ebenso wie in Brasilien bzw. ganz Südamerika, Indonesien, Indien, China und noch vielen anderen Gebieten dieser immer noch schönen Welt haben wir die Pflicht, unsere Erde zu hegen und zu pflegen. Wir in Afrika werden jetzt, unter meiner Führung, deutlich intensiver als bisher diese Aufgabe priorisieren und angehen. Bitte denken Sie nach, wie Sie uns hier unterstützen können, um unsere Projekte zum Erfolg zu führen. Es sind ausnahmslos Unternehmungen der dauerhaften Art. Auch möchte ich noch erwähnen, dass ich größten Wert auf eine solide Durchführung und Kontrolle aller Projekte mit entsprechenden Sicherungsmaßnahmen lege und der Korruption keine Chance gebe. Sie werden in der nächsten Zeit deutlich erkennen, wie ich für diese Sache brenne. Ich bedanke mich, dass Sie mir so aufmerksam zugehört haben“.

Auch hier war es zuerst still. Nach ein paar Sekunden wurde geklatscht, dann immer mehr, um schließlich in tosendem Beifall zu enden. Auch die französischen Abgeordneten stimmten zu und klatschten Beifall. Anschließend konnte Präsident Pandoro mit dem aus Frankreich stammenden EU-Kommissionspräsidenten, Herrn Jule Vortague reden: „Herr Vortague, wie sind Sie diesem, unserem Projekt gegenüber eingestellt?“ „Nun, ich bin schon immer ein Verfechter der Hilfe für unsere früheren Kolonien, ich bin auch ein Fürsprecher der Rückgabe der Währungsreserven. Ich werde mich für Ihre Projekte einsetzen. Leider habe ich keinen besonderen Einfluss. Ich glaube auch nicht, dass die französische Zentralbank diese Währungsreserven freiwillig so schnell herausrückt.“ Auch in Europa war wieder der Presserummel groß. Er musste noch eine Woche in Brüssel bleiben, bis er dann nach Hause fliegen konnte.

Dakar, Senegal, September 2055

Vor einer Woche wurde Herr Dr. Wegner, Projektentwickler der Firma Aquatech AG, von einem leitenden, für Senegal zuständigen Mitarbeiter der Afrikanischen Union (AU), Herrn Jean Fermier, angerufen. Er fragte nach, ob die Firma Aquatech AG interessiert wäre, an der Atlantikküste bei Dakar einige großdimensionierte Wasserentsalzungsanlagen, für Bewässerung aber auch Wasserstoffgewinnungsanlagen, zu bauen und so bei der „Großen Grünen Mauer“ mitzuwirken. Diese wird ein bewaldeter, begrünter Gürtel – vom Atlantik bis ans Rote Meer, in der südlichen Sahara, der Sahelzone. Insgesamt 8.000 km lang und mittlerweile ca. 20 bis 50 km, stellenweise sogar bis zu 100 km breit, soll sie nun wieder verbreitert und vor allem an den leider noch vielen großen „weißen Flecken“ endlich bepflanzt werden, wozu man natürlich noch mehr Wasser aus Entsalzungsanlagen an der Atlantikküste und am Roten Meer braucht. Diese werden mit Solar- und Windstrom, mit Wasserstofftanks und Brennstoffzellen als Energiespeicher, betrieben. Dadurch können die Entsalzungsanlagen rund um die Uhr und mit selbst erzeugtem Strom laufen, wobei der viele überschüssige elektrische Strom der Infrastruktur zugeführt wird.

Weil Dr. Wegner und seine Mitarbeiter an diesem Projekt interessiert sind, wollte man wissen, wie das Ganze geplant und finanziert werden soll. Daher hat die Geschäftsleitung Herrn Dr. Wegner und Herrn Dr. Karl Geiger, da beide fließend Französisch sprechen, beauftragt, sich die Sache anzusehen.

Dr. Geiger nahm also Kontakt mit Herrn Fermier auf. Sie beschlossen, sich in Dakar zu treffen. Zwei Wochen später, also Mitte Oktober, brachte sie ein Mitarbeiter zum Flughafen Hamburg. Mit einem wasserstoffbetriebenen Airbus A300 flogen sie dann mit Businessclass in Richtung Afrika. Am Flughafen in Dakar wurden sie vom Fahrer des Mr. Fermier, einem jungen Senegalesen, abgeholt. Sie fuhren durch die äußerst belebten Straßen der Innenstadt. Dr. Geiger fragte den Fahrer: „Ist hier immer so viel Verkehr? Ich wusste gar nicht, dass es in Afrika so viele Autos gibt.“ Der Fahrer erwiderte: „Ja klar, hier in Dakar ist immer viel los, viele Leute sind geschäftlich unterwegs. Dakar ist groß geworden.“ Dann waren sie auch schon beim Hilton Hotel angekommen.

Dakar ist die Hauptstadt von Senegal und hat 2,5 Millionen Einwohner. Sie liegt am westlichsten Zipfel Afrikas und ist stark von der früheren Kolonialherrschaft Frankreichs geprägt. Dennoch ist sie fest in islamischer Hand.

Nachdem die zwei Ingenieure im Hotel eingecheckt hatten, konnten sie sich auf ihren sehr großen Zimmern, mit vollverglaster Außenwand und einem tollen Ausblick zum Atlantik, frisch machen. Dr. Geiger denkt sich: „So lasse ich mir die Arbeit gefallen. Das hier ist ja wirklich super, das hätte ich in Afrika nicht erwartet. Bin schon gespannt, was da alles auf uns zukommt.“ Bereits am selben Abend kam das erste Gespräch nach dem Abendessen zustande – in Französisch, der Amtssprache von Senegal. Herr Fermier ist ein großgewachsener Senegalese von etwa 45 Jahren, mit französischen Wurzeln. Mit dabei war auch noch seine Sekretärin Nuru Kiba, eine sehr attraktive 27-Jährige, ebenfalls Senegalesin. Dr. Geiger fragte Herrn Fermier: „Wie sind Sie eigentlich auf uns gekommen, für dieses Projekt?“ Dieser antwortete: „Ihre bereits verwirklichten Projekte wurden alle, sowohl technisch als auch zeitlich und kostenmäßig, ohne Probleme gebaut. Das hat sich in Fachkreisen bereits herumgesprochen. Dieses kann ich nämlich beim Bau unserer bereits gebauten Anlagen durch andere Firmen leider nicht sagen. Trotzdem gibt es auch Mitbewerber, die ein Angebot abgeben wollen.“ Dr. Geiger fragte: „Wer wird der Betreiber der Anlagen sein?“ „Die Anlagen werden in den Besitz der jeweiligen Stadt übergehen und von den städtischen Elektrizitäts- und Wasserwerken betrieben. Die erwarteten Überschüsse werden zum Teil für Neuinvestitionen verwendet, der Rest kommt den Stadtverwaltungen zugute.“ Herr Fermier lud die beiden ein, am nächsten Tag in sein Büro zu kommen. Sie unterhielten sich noch über das Projekt der Grünen Mauer, wobei er ihnen schon einige grundsätzliche Fakten erklärte. Dass es Anfang 2007 nur 11 Länder waren, die sich beteiligten, 2020 waren es bereits 21 Länder und nun sind es 44 Länder, also auch viele, die weiter nördlich oder südlich der Sahelzone sind – die aber längst erkannt haben, wie wichtig der Zusammenhalt und der Kampf gegen den Klimawandel in Afrika ist. Sogar autoritär regierte Länder wie der Sudan, Äthiopien, Niger, Tschad, Mali usw. erkannten die Vorteile. Allerdings machen die radikalen Islamisten Boko Haram, hauptsächlich aus dem Süden, immer wieder Probleme. Auch einige Stammeshäuptlinge verwüsten öfter die kultivierten Flächen und verwenden die gepflanzten Bäume für Brennholz. Dennoch ist es bereits jetzt so, dass man Erdnüsse, Hirse und Mais anbaut. In den Flusstälern von Niger, Goulbi, am Tschadsee und am Nil sogar Reis und Weizen. Mit dessen Ertrag könnte man z. B. ganz Polen ernähren. Herr Fermier sagte: „Wenn in 5 bis 6 Jahren die Maßnahmen dieser zweiten Generation fertig sind, die Bäume gepflanzt sind, die Felder eine gute Ernte bringen, dann können wir vom Entwicklungshilfeland zum Exportland werden. Auch in den Dörfern und Städten könnte sich eine Mittelstandsschicht entwickeln, viele Bürger ein ausreichendes Einkommen durch ihre Arbeit verdienen, wo Handwerk und Handel blühen und gedeihen. Auch eine vernetzte Infrastruktur würde sich dann entwickeln, es werden in den nächsten Jahren auch noch viele, mit PV-Anlagen betriebene Wasserstoffproduktionsanlagen, auch im Landesinneren, an den großen Flüssen wie Niger, Nil oder dem noch zu bauenden Kanal vom Kongo errichtet. Es könnte ein Schulsystem flächendeckend aufgebaut oder verbessert werden. Trotzdem wird die freie Natur und die Wildtiere nicht darunter leiden, denn das Land ist wahrhaft groß genug. Außerdem bestehen hier in ganz Afrika schon wirklich viele große Naturschutzparks.

Am nächsten Tag wurden sie abgeholt und kamen in Herrn Fermiers Büro in Dakar, einem imposanten Gebäude der AU aus Beton und Glas, nahe an der Atlantikküste. Die großflächigen Fenster des Büros geben einen eindrucksvollen Blick auf den großen Ozean frei. Die Decke ist mit edlem Akazienholz vertäfelt. Frau Nuru Kiba zeigte ihnen auf der Landkarte die Standorte der sieben geplanten Meerwasserentsalzungsanlagen. Je eine ist südlich und drei sind nördlich von Dakar geplant, sowie eine südlich von Saint-Louis. Zudem sind zwei Wasserstofffabriken am Fluss Senegal, ganz im Nordosten, geplant. Die Grundstücke sind bereits gekauft und auch die Baugenehmigungen erteilt. Leider ist die Korruption im Senegal, wie auch in einigen anderen Ländern, immer noch ein Problem, weshalb genaue Kontrolle sehr wichtig ist und man leider auch mit Störungen rechnen muss. Sie gingen die Pläne des ersten Projekts, das nördlich von Dakar gebaut werden soll, durch. Es ist nahe der Atlantikküste bei Ndielek geplant, ca. 60 km entfernt. Nach dem Mittagessen schlug Herr Fermier vor, die erste der zukünftigen Baustellen zu besichtigen. Da sie vorher noch nie in Westafrika waren – Dakar war ihnen nur von der gleichnamigen Rallye – bekannt, war alleine schon diese einstündige Fahrt ein eindrucksvolles Erlebnis. Erst aus dem turbulenten Dakar heraus auf das freie Land, das jetzt in der Regenzeit schön grün ist, mit typischem Baumbestand und blühenden Hibiskussträuchern, vorbei an Akazienalleen, auf einer sehr gut ausgebauten, schnurgeraden Straße. Nach ein paar Kilometern ließen sie den Stadtbereich hinter sich und der ländliche Charakter dieser Gegend wirkte beruhigend. Nach ca. 50 km Fahrt kamen sie in Ndielek an. Hier konnten sie nun das Areal in Augenschein nehmen. Sie erkannten, dass es vom Gelände her wohl keine Probleme geben sollte. Es ist alles eben, der Meeresstrand ist in unmittelbarer Nähe. Wobei es doch eine Uferböschung gibt, die um ca. 8 Meter ansteigt, was sehr beruhigend ist, weil der Ozean auch sehr stürmisch mit hohen Wellen sein kann. Die Fläche ist mit 100 Hektar groß genug, um auch einen großen Agro-Solarpark, der auf Stahlsäulen in 4 Metern Höhe installiert wird, damit man auf der beschatteten Fläche darunter Hirse, Erdnüsse oder Mais anbauen kann, sowie drei Windräder, die für die nötige Energie sorgen sollten. Für die Wasser Zu-, Ab- bzw. Weiterleitung, die ja bis zu 200 km ins Landesinnere reichen wird, werden auch Zisternen gebaut, die das Wasser, das ja permanent in großvolumigen Anlagen entsalzt wird, speichern sollen. Da sollte es keine Hindernisse geben. Auch für die Wasserstoffproduktion sind die Möglichkeiten vorhanden. Mit dem Wissen und den Plänen gerüstet, ging es wieder zurück ins Büro. Dr. Karl Geiger erklärte Herrn Fermier auf Anfrage, dass die Meerwasserentsalzung am besten und effizientesten mit der Umkehrosmose-Technik funktioniert. Dabei wird das Meerwasser erst durch einen Filter vorgereinigt, um dann durch einen mikrofeinen Filter, der nur die Wassermoleküle durchlässt, gepresst zu werden. Diese Technik wurde bereits vor 80 Jahren von der NASA angewandt, um das von den Astronauten, die zum Mond flogen, selbst verbrauchte Wasser zu filtern und wieder trinkbar zu machen. Dieses reine Wasser ist auch ideal zur Produktion von Wasserstoff, wobei man bedenken muss, dass für die Herstellung von 1 kg Wasserstoff 9 Liter Wasser nötig sind. Daher ist dazu vorrangig Meerwasser zu verwenden, da dieses in unerschöpflichen Mengen zur Verfügung steht und der Wasserstoff bei seiner Verwendung wieder zu Wasser wird. Zudem wird ausschließlich grüne Energie für die Herstellung verwendet. Er ist mittlerweile weltweit so verbreitet, dass er der wichtigste Energielieferant geworden ist. Ob Schiffe, Flugzeuge, Straßen- und Schienenfahrzeuge, Industrie, Strompufferspeicher – sie alle werden mit über 65 % Anteil mittlerweile mit Wasserstoff angetrieben. Die Herstellung ist so preiswert geworden, dass andere Kraftstoffe nicht mehr konkurrenzfähig sind. Dazu kommt noch, dass man für 100 km Strecke mit einem PKW nur 1,3 kg flüssigen Wasserstoff benötigt, was bedeutet, dass man mit einem 40 Liter fassenden Stahltank 3.000 km weit fahren kann – und das alles CO2-frei!

Sie vereinbarten für die Ausarbeitung des Angebotes zwölf Wochen, damit sie sich mit ihren Mitarbeitern besprechen, eventuelle Rückfragen stellen und das Angebot ausarbeiten können. Als nächster Termin wurde Mitte Januar 2056 geplant. Sie bedankten sich bei Herrn Fermier für das Vertrauen. Am nächsten Tag flogen sie wieder zurück nach Hamburg und zur Baustelle in Cuxhaven.

Sambisa-Wald, Nigeria, 20. Oktober 2055

Der „General“ der Boko Haram berät sich gerade mit dem engsten Kreis seiner Mitstreiter in der Zentrale, einem großen Dorf mitten im 1.200 km² großen Sambisa-Wald – einem fast undurchdringlichen Urwald mit Sümpfen voll von Schlangen, Raubtieren und gefährlichen Insekten. Hier können diese Rebellen ungestört ihre Überfälle planen. Sie sind in 36 Dörfern im weiten Umfeld angesiedelt und wurden meist mit Gewalt rekrutiert. Jetzt wollen sie in Niger wieder ein Zeichen ihrer Stärke zeigen, dazu auch junge Mädchen entführen, um ihre Männer bei Laune zu halten. Sie sind gegen den wirtschaftlichen Fortschritt, da sie glauben, dass dieser die Menschen verdirbt und jene vom islamischen Glauben abfallen, wenn es ihnen zu gut geht. Der „General“, Daboko Mokuta, sagt zu Kendo, Maram und Nkolo: „Bereitet alles vor. Wir wollen mit acht Geländewagen, davon die Hälfte LKWs, und mit 22 Mann nach Norden über die Grenze nach Niger. Wir fallen in Zangari ein, die sind ahnungslos und nur schwach bewacht, haben aber eine Bank, da hier die Löhne der Region ausbezahlt werden. Wir rauben sie aus und nehmen mindestens 20 Mädchen mit. Übermorgen fahren wir los.“ Also bereiteten die drei Adjutanten alles vor und dann, als es so weit war, fuhren sie los. Es waren immerhin 500 km, was aber in Afrika keine „große“ Entfernung darstellt. In Nigeria mussten sie sich still verhalten, um den Unmut der Regierung nicht zu strapazieren. Also nahmen sie lieber die weiten Strecken für ihre Überfälle in Kauf, um ihre Ziele zu erreichen. Da die Wege und Straßen nicht die besten sind, müssen sie eine Nacht campieren. Dann ging es weiter über die Grenze nach Niger. Damit sie nicht auffielen, machten sie einen weiten Abstand zwischen den Fahrzeugen, sie konnten sich ja per Funk unterhalten. Alle waren guter Laune. Sie freuten sich schon auf den Überfall und die Möglichkeit, dabei gleich die Mädchen zu vergewaltigen und gefangen zu nehmen. Am Nachmittag des zweiten Tages waren sie dann kurz vor ihrem Zielort, Zangari. Sie schickten erst zwei Mann in den Ort, um zu sehen, ob da alles ruhig und ohne besondere Vorkommnisse ist. Die beiden Terroristen schlenderten gemütlich in den Ort, wo gerade der Viehmarkt zu Ende ging. Die Bauern trieben ihre gekauften Tiere, hauptsächlich Ziegen, Kamerunschafe, aber auch Kamele und Rinder, aus dem Ort in ihr Heimatdorf. Sie warten einige Zeit, bis die meisten Leute sich verlaufen haben. Dann wurde es deutlich ruhiger, also kamen sie dann genauso gemütlich zurück. Sie berichteten, dass sie keine Auffälligkeiten erkannt haben, außer dass die Bank und der Ortskern von sechs Polizisten bewacht wird. Das Risiko nahmen sie in Kauf. Also fuhren sie geschlossen mitten in den Ort hinein. Sie hielten auf dem Platz, wo noch vor einer Stunde der Viehmarkt war, stiegen sofort aus und 14 Mann stürmten als Erstes die Bank, erschossen alle Polizisten, obwohl diese sich wehrten und zurückschossen. Dabei wurden auch vier Rebellen getötet und fünf verletzt. Dann drangen sie in die Bank ein und zwangen alle, sich auf den Boden zu legen. Der Kassier wurde gezwungen, den Safe zu öffnen. Nachdem sie ihn ausgeleert und den Inhalt in Taschen verstaut hatten, wurden alle in der Bank befindlichen Personen, also zwei Kunden, zwei Angestellte und der Kassier, getötet. Die übrigen acht Rebellen überfielen die Häuser und holten sich vor allem die jungen Mädchen. Ein paar von ihnen wurden sofort vergewaltigt und, zusammen mit den anderen, wurden die jungen Frauen gefesselt und in die LKWs gesperrt. Nach dem Bankraub schlossen sich die Räuber den vandalisierenden Kumpanen an und raubten noch, was sie an Wertvollem fanden. Ein paar tapfere Dorfbewohner wehrten sich, sie jedoch wurden gnadenlos niedergeschossen. Das geraubte Geld verstauten sie ebenfalls in ihren LKWs. Als sie glaubten, nichts Wertvolles mehr zu finden, fuhren sie wieder los. Sie hatten 18 Mädchen mitgenommen. Später stellte sich heraus, dass sie ca. 22 Millionen CFA-Franc erbeutet hatten – das sind in etwa 35.000 €. Das ist viel Geld für sie. Bei dem Überfall haben sie 26 Menschen getötet. Als die zuständigen Polizeistationen davon erfuhren, waren die Rebellen längst über der Grenze in Nigeria und bald darauf im Urwald verschwunden. Für die Boko Haram war es wieder ein großer Erfolg.

Tschadseebecken, 24. Oktober 2055

Die Wüstenstadt N‘Djamena liegt am Rand des Tschadseebeckens, aber 40 km vom See entfernt. Mit über 2 Millionen Einwohnern ist sie eine bedeutende Metropole, obwohl sie erst um 1900 gegründet wurde. In den letzten 20 Jahren hat sich das Bevölkerungswachstum stark verlangsamt, aufgrund der Ein-Kind-Politik, die seit 30 Jahren seine Wirkung zeigt. Aber auch deswegen, weil die Große Grüne Mauer viele Arbeitsplätze bietet, sodass es bereits deutlich weniger Flüchtlinge gibt. Dennoch sind in jeder Stadt immer noch große Slums vorzufinden, mit vielen Menschen, die in ärmsten Verhältnissen leben und die für künftige Entwicklungsmaßnahmen als Arbeitskräfte zur Verfügung stehen.

N‘Djamena ist auch der Sitz der Tschadseebecken-Kommission CLBT. Sie besteht aus sechs Mitgliedsstaaten und vier Staaten mit Beobachterstatus. Auch das Tschadseebecken ist in das Projekt „Große Grüne Mauer“ eingebunden. Da der Tschadsee immer weiter geschrumpft ist, kann er zur Wasserversorgung kaum beitragen.

Aus diesem Grund gibt es schon seit 2007 den Plan, vom Fluss Ubangi, oberhalb der Stromschnellen bei Bangui im Kongobecken (mit einer Höhe von 390 m über dem Meer), einen Kanal zum Tschadsee (mit einer Höhe von 280 m über dem Meer) zu bauen, das ist immerhin eine Strecke von 1.200 km, mit einem Gefälle von ca. 110 m.

Es gibt aber auch die Möglichkeiten, die sich in Mali und anderen Binnenstaaten bieten, mit den großen Wasserflächen in der Savanne. Auch der Fluss Senegal, der Fluss Gambia, der Goulbi de Maradi sowie der große Fluss Niger mit seinen Nebenflüssen bieten noch viel Potenzial, genauso auch der Weiße, der Blaue und der Schwarze Nil im Sudan. Diese „Große Grüne Mauer“ hat sich bereits als sehr segensreich erwiesen: Weil sie in der Sahelzone die Wüstenbildung stoppt, den Eingeborenen eine Existenzgrundlage bietet und auch die beteiligten Länder erkannt haben, wie segensreich eine friedliche Koexistenz ist.

Es wurde schon viel diskutiert und verhandelt, auch die Chinesen wollten schon investieren. Nun wurde eine Vereinbarung zwischen den Staaten des Kongobeckens und des Tschadseebeckens getroffen, knapp 1 % der Wassermenge des Kongobeckens vom Ubangi, der ja am nächsten zum Tschadsee liegt und sehr wasserreich ist, über einen Kanal nach Norden in den Tschadsee zu leiten. Dieses Projekt, genannt „Vulva“, wird jetzt verwirklicht, um die Große Grüne Mauer vergrößern zu können. Da man bereits jetzt nachweisen kann, dass sich die Niederschlagsmenge im Bereich der Großen Grünen Mauer in den letzten 30 Jahren leicht erhöht hat, nämlich von ca. 450 mm auf ca. 800 mm pro Jahr, sind die Zukunftsaussichten recht positiv. Wobei zu bedenken ist, dass die Regenzeit nur von Mai bis maximal Oktober dauert. Auch diese hat sich in den letzten 30 Jahren um ca. zwei Wochen verlängert.

Im September 2055 hat nun der Vorsitzende der CLBT, Mr. Alfred Nokumba, den Chef der Vulva-Kanalgesellschaft, Mr. Aliko Kalimba, beauftragt, mehrere Firmen einzuladen, sich an der Verwirklichung dieses Projekts zu beteiligen. Unter anderem auch die Firma Kegel aus Bayern, Spezialist für Stausee- und Kanalbau. Für die vorbereitenden Arbeiten ist Herr Martin Brem beauftragt worden. Nach mehreren Telefongesprächen zwischen Herrn Brem und Mr. Kalimba wurde Herr Brem nach N‘Djamena eingeladen. Herr Brem kam, gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Herrn Ludwig Brunner, am 4. Oktober in N‘Djamena am Flughafen an. Sie wurden von Herrn Kalimbas Fahrer abgeholt und zum Hotel gebracht. Vereinbarungsgemäß traf man sich dann am nächsten Tag im Bürogebäude der Vulva-Kanalgesellschaft, im großzügig dimensionierten, modern eingerichteten Büro von Herrn Kalimba. Seine Sekretärin, Frau Kim Simbo, hatte schon vieles vorbereitet: Pläne, Listen von Wassermengen, Bodenbeschaffenheit, Gelände und Höhenunterschiede. Es war sogar eine Topografie als Relief mit den Geländeerhebungen vorhanden. Da es sich hier um ein echtes Mammutprojekt handelt, wird dieser zukünftige Kanal in viele Etappen aufgeteilt, die möglichst gleichzeitig in Angriff genommen werden sollen – damit sich auch die Bauzeit in Grenzen hält, geplant sind fünf Jahre. Herr Kalimba wies seine Sekretärin an, von allem Kopien zu erstellen. Diese Projektmappe sollte den Herren Brem und Brunner mitgegeben werden. Um das ganze Riesenprojekt kennenzulernen, lud sie Herr Kalimba zu einem Besichtigungsflug über das gesamte Gebiet bis nach Bangui ein. Wieder zurück im Hotel fragt Martin Brem: „Wie ist dein Eindruck zu dem Projekt?“ „Also das hier ist eine ganz andere Welt. Ich finde sie faszinierend, fast bizarr. Auf der einen Seite die primitiven Hütten auf dem Land, als wir vom Flughafen herfuhren. Dann die modernen Bauten in der Stadt und doch wieder alte oder primitive Häuser. Da stoßen zwei Kulturen aufeinander. Das Kanalprojekt finde ich nach wie vor bemerkenswert. Ich bin echt gespannt, was uns bei dem Erkundungsflug erwartet.“ „Ja, ich freue mich auf diese abenteuerliche Reise.“

Am nächsten Tag fuhren Herr Kalimba, Frau Simbo, Herr Brem und Herr Brunner zum Flughafen und stiegen in eine zweimotorige Cessna ein. Kurz darauf ging es hoch in die Luft, aber nur auf 200 bis 600 Meter, damit man die Landschaft gut beobachten kann. Sie flogen den Flusslauf des Schari entlang, der aber nur zeitweise Wasser führt, bis nach Kouno, wo er seine Quelle hat und entspringt. Der Pilot musste, auf Anweisung von Herrn Kalimba, immer wieder eine Schleife drehen, um das Gelände besser einschätzen zu können. Sie konnten auch erkennen, dass die Vegetation, je weiter südlich sie kamen, immer üppiger wurde. Aber es gab dennoch immer wieder Gebiete, die eher einer Steppe und Savanne glichen. Aber man sah viele Tiere der verschiedensten Art. Viele Antilopen, Zebras, Elefanten, Gnus, am Wasser viele Flamingos, Flusspferde und Krokodile. Herr Brem meint: „Wenn sich die Möglichkeit bietet, dann sollten wir auch Wasserflächen für die Tiere schaffen, die könnten auch als Rückhaltebecken dienen, falls mal zu viel Wasser in den Kanal fließt.“ Herr Kalimba antwortet: „Ja das ist sicher ein Vorschlag, den wir mit einfließen lassen.“ Und er lächelt dabei, da ihm das Wortspiel gefällt.

Die nächsten 400 km gibt es fast keinen nennenswerten Flusslauf, den man nutzen könnte. Hier ist überall, wohin man blickte, dichter Dschungel. Zwischendurch dann auch wieder Savannenland, aber keine besonderen Erhebungen oder gar Berge. Dafür gerieten sie, für die Jahreszeit ungewöhnlich, in eine Gewitterzone. Herr Kalimba fragt den Piloten: „Können Sie dieses Gewitter nicht umfliegen, das sieht ja wirklich bedrohlich aus!“ „Nein, das ist jetzt schon zu spät und sie ist zu breit, aber wir schaffen das schon, es ist für mich nicht das erste Mal, aber immer wieder eine Herausforderung.“ Sie wurden kräftig durchgeschüttelt, die Tragflächen des Flugzeugs verbogen sich verdächtig. Auch die Sicht war gleich Null. Der Pilot hatte alle Hände voll zu tun, seine Maschine auf Kurs zu halten. Die Passagiere klammerten sich krampfhaft fest, plötzlich sackten sie ab wie im freien Fall, zwar nur einige Meter, aber es kam ihnen vor wie in einem Fahrstuhl, der ungebremst in die Tiefe saust. Sie hofften alle, dass es bald vorüber ist. Frau Simba und Herrn Brem wurde so übel, dass sie sich in eine Kotztüte übergeben mussten. Das ging über 30 Minuten so. Gott sei Dank wurden sie von keinem Blitz getroffen. Schließlich beruhigte sich das Wetter und sie flogen aus der Gewitterzone heraus. Dann, nach einer Verschnaufpause, kehrte bei allen Passagieren die gesunde Gesichtsfarbe langsam zurück. Also widmeten sie sich wieder ihrer Beobachtungsaufgabe. Ab etwa 300 km vor Bangui besteht dann wieder die Möglichkeit, ein Flussbett zu nutzen. Es fließt zwar in die falsche Richtung, also nach Süden, aber Herr Kalimba weiß: „Das Gefälle ist so gering, dass man das mit einer Staustufe ausgleichen kann und sie die Anbindung an den Ubangi oberhalb der Stromschnellen vorhaben, wodurch sie mindestens 10 m Höhe gewinnen. So kann man das Wasser auch dieses kleinen Flusses mit einbinden und nach Norden ableiten, wo das Land etwas tiefer liegt. In Bangui überflogen sie noch die Stadt und ein Stück den Ubangi-Fluss entlang, dann landeten sie auf dem Internationalen Flughafen Bangui M‘Poko. Herr Kalimba hatte bereits ein Treffen mit dem zuständigen Mitarbeiter der Vulva in Ubangi, Herrn Kito Businga, organisiert, der sie bereits erwartete. Sie fuhren in die Stadt, die am nördlichen Rand des Kongobeckens liegt, das für seinen Wasserreichtum und den dichten, undurchdringlichen Urwald bekannt ist, zu seinem Büro. Aufgrund der vielen Eindrücke während des Flugs, gab es natürlich jede Menge Fragen und Gesprächsthemen. Herr Brunner wollte wissen: „Wie ist die Bodenbeschaffenheit und wie kann man verhindern, dass das Wasser versickert? Wie sind die, allerdings geringen, Höhenunterschiede auszugleichen, durch Staustufen oder entsprechende Erdarbeiten?“ Herr Kalimba meinte: „Wir erwarten da entsprechende Lösungsansätze mit den Kostenvoranschlägen.“ Herr Brunner kommentierte: „Ja, das Erste wird eine umfassende Untersuchung der gesamten Kanalstrecke sein. Oder gibt es da schon Unterlagen von bereits vorgenommenen Bodenproben und Messungen, vielleicht auch Vorschlägen zur Verwirklichung des Kanalbaues?“ Herr Kalimba antwortete: „Alles, was wir haben, bekommen Sie von meiner Sekretärin, Frau Kim Simbo, mit.“

Es wurde vereinbart, dass die Kanalstrecke in acht Etappen aufgeteilt wird. Welche Strecke die Firma Kegel zugewiesen bekommen könnte, kann erst, nachdem mit allen beteiligten Firmen gesprochen wurde, geklärt werden. Jede Firma sollte vorerst klären, welche Etappe sie übernehmen könnte und wollte oder von der Vulva-Gesellschaft zugewiesen bekommt.

Mit den vielen Informationen gerüstet, verabschiedeten sie sich von Herrn Businga und wurden in ein sehr gutes Hotel in Bangui gebracht. Da es bereits 19 Uhr war, nahmen sie gemeinsam das Abendessen auf der Terrasse des Hotels ein. Sie liegt etwas erhöht über der Stadt, daher kann man das beeindruckende Panorama über das weite Land auf sich einwirken lassen und genießen. Apropos Genießen: Es gibt als Vorspeise das Nationalgericht „Chikwangues“, in große Blätter gewickelte Knollen des Maniokbaumes, und als Hauptspeise kongolesisches Huhn mit Basilikum – „Soso Ya Lumba-Lumba“, dazu einen tollen Ingwerdrink. Dabei kamen sie dann wieder auf das Kanalprojekt zu sprechen. Herr Brunner machte keinen Hehl daraus, wie beeindruckt er von dem Vorhaben ist: „Es ist das aufregendste und herausforderndste, was ich bisher begleitet habe.“ Herr Kalimba meinte: „Ja, wir arbeiten auch schon seit über 30 Jahren daran, aber jetzt kann es tatsächlich losgehen“. „Wer ist denn der Besitzer der Kanalgesellschaft Vulva?“ Herr Kalimba: „Das sind die Anliegerstaaten, also Zentralafrikanische Republik, Demokratische Republik Kongo, Kamerun, Nigeria, Niger und Tschad, insgesamt sechs Staaten.“ Das ganze Projekt wird auch stark von UN, EU und verschiedenen Hilfsorganisationen unterstützt.

Am nächsten Tag traten sie dann den Rückflug nach N‘Djamena an. Dieser Flug war aber nicht von störenden Wettereinflüssen begleitet. Allerdings sahen sie sich einige Gebiete noch einmal genauer an, sie machten sich Notizen, stellten Fragen. Aber sie gaben auch Laute der Bewunderung von sich, wenn sie wieder große Tierherden oder tolle Landschaftsbilder sahen. Wieder angekommen, ging es erst nochmal ins Büro von Herrn Kalimba. Es gab noch einige Fragen bezüglich der Kanalstrecke und der Topografie, auch die wurden geklärt. Auch wurden die acht Streckenabschnitte und die Infrastrukturanforderungen noch besprochen, sowie die Möglichkeiten der Nutzung von Baumaschinen, Radladern, Baggern usw. vor Ort. Als alles soweit durchgesprochen war, meinten sie, dass es dennoch viele Rückfragen geben werde. Dann wurden sie wieder ins Hotel gebracht. Zum Abendessen gibt es „Salanga“, das ist ein sonnengetrockneter Fisch aus dem Tschadsee, mit verschiedenen Kräutern. Dazu „Karkanji“, ein Tee aus Hibiskusblättern mit Ingwer, Nelken, Zimt und Zucker zubereitet. Am nächsten Tag traten sie den Heimflug an. Das nächste Treffen wurde für Januar 2056 vereinbart.

Langar, Senegal

Die Grüne Mauer wächst hier gut an, zwischen den robusten Bäumen wachsen Gräser. Man sieht auch schon viele Ackerflächen, auf denen Hirse und Mais wachsen. Sheriff Tom Bantu überwacht das Gebiet von einer Fläche von 30  60 km, keine leichte Aufgabe. Er hat noch zwei Hilfssheriffs, die auch nötig sind, weil einige Eingeborene immer wieder uneinsichtig sind und Schäden anrichten. Zudem ist er ja auch die Polizeigewalt in seinem Gebiet. Er ist jetzt unterwegs von Langar nach Boba.

Sheriff Tom Bantu ist 31 Jahre alt und ein eingeborener Senegalese. Er wuchs in dem Dorf Boba auf, sein Vater ist dort der Häuptling. Tom hat fünf Geschwister, ging dort zur Schule und konnte dann auch den Beruf des Automechatronikers erlernen. Er arbeitete in der Werkstatt seines Meisters als Geselle weiter, bis er mit 25 Jahren in den Dienst der Polizei trat und als Hilfssheriff seinen Dienst machte. Mit 29 Jahren hat man ihn zum Sheriff seines Heimatgebietes gemacht, worüber er sehr glücklich ist. Tom ist ein sehr fröhlicher, aber auch ehrgeiziger und gewissenhafter Mensch. Nun ist er mit seinem wasserstoffgetriebenen „Landrover Defender“ mit Seilwinde auf dem Weg nach Hause. Es ist später Nachmittag, als er zu Hause ankommt und wird von seiner Mutter in ihrem bescheidenen Haus, das aber aus Stein gebaut ist, sehr herzlich begrüßt. Der Vater und sein jüngster Bruder sind noch draußen auf den Feldern und pflanzen heute gemeinsam mit 300 anderen Männern und Frauen wieder Anabäume, das ist eine stickstoffbindende, akazienähnliche Art, die in den Savannen in ganz Afrika zu finden ist. Im Schatten dieser Anabäume, aber auch der Schirmakazien, kann man wiederum Hirse anbauen. Als sie kurz vor Sonnenuntergang nach Hause kamen, gab es ein großes „Hallo“ und sie setzten sich zusammen zum Abendessen. Es gab „Yassa Chicken“, also Hühnchenstücke, die in einer Mischung aus Zwiebeln, Limettensaft, Essig und Pflanzenöl mariniert werden, bevor sie über einem Holzfeuer gegrillt und dann bei schwacher Hitze in der Marinade gekocht werden. Dazu gibt es Hibiskussaft mit Ingwer. Toms Vater fragte ihn, was es Neues gibt. Tom sagte: „Zurzeit ist es eher ruhig, einige Diebstähle auf den Märkten, eine Schlägerei in Langar und ein Vandalismus in einer Farm. Wie geht es Euch bei der Rekultivierung?“ „Wir bekommen morgen wieder 50.000 Akazienbäume, bis übernächste Woche müssen wir sie eingepflanzt haben. Aber wir sind über 300 Leute, das schaffen wir schon. Bisher wachsen sie gut an, sind ja ziemlich genügsam. In zwei bis drei Jahren können wir dann Hirse anpflanzen, wenn alles gutgeht. Wir bauen zwar auch mehrere Brunnen und die ersten bringen auch schon reichlich Wasser, aber die Pumpanlagen, die Rohre für die Weiterleitung und die PV-Anlagen haben wir immer noch nicht bekommen. Bei den vielen Bäumen kann man das nicht mit der Gießkanne erledigen. Die Akazien sind zwar sehr genügsam, aber etwas Wasser brauchen sie vor allem am Anfang schon. Sieh doch mal zu, ob du das beschleunigen kannst. Auch den Anbau der Hydrokulturen könnten wir dann stark ausbauen. Die sind ja sehr genügsam und wachsen extrem schnell. Aber sag, hast du immer noch keine Frau gefunden?“ Tom sagt: „Ach, weißt Du, ich bin dauernd unterwegs. Wie soll ich mich da um eine Familie kümmern? Ich komme schon nicht zu kurz, was Frauen angeht.“ Da für ihn immer eine Schlafgelegenheit da ist, gehen sie alle zu Bett.

Am nächsten Tag während des Frühstücks läutet Toms Handy, sein Hilfssheriff Macky meldet sich: „Du Tom, am Stadtrand von Gauane sind die Boko Haram eingefallen. Niemand hat sie bemerkt, bis sie in die Häuser eingebrochen sind. Sie haben sechs Männer getötet und zwölf junge Frauen entführt, drei haben sie gleich vergewaltigt. Du musst sofort kommen, wir sind schon fast dort. Ich habe auch 30 Mann und einen Kampfhubschrauber als Verstärkung dabei, sie sind in Richtung Süden, Buongoye abgehaun. Wir verfolgen sie, es sind ca. 20 Mann.“ „Okay, bin schon unterwegs“. Er springt auf, läuft zu seinem Wagen und fährt los. Er nimmt eine Abkürzung über Kedieo nach Langar Deune, dort könnte er sich mit den Verfolgern treffen. Zum Glück sind die Straßen in den letzten 15 Jahren deutlich besser geworden und er kommt gut voran. Er ruft Macky an, der auch gleich dran ist: „Wo seid ihr jetzt?“ „Wir haben gerade Langar Deune passiert, unser Hubschrauber hat sie entdeckt. Sie sind jetzt auf halber Strecke nach Sar, wir sind noch ca. 10 km von ihnen entfernt.“ Tom sagt: „Ich kürze über Boungoye ab, bin schon an Kedieo vorbei.“ Tom denkt: „Hoffentlich erwischen wir sie noch vor Bambay, sonst wirds schwierig. Aber der Kampfhubschrauber lässt sie sicher nicht aus den Augen.“ Eine Stunde später meldet sich Macky: „Wir sehen sie vor uns, sie haben offenbar Probleme mit einem Fahrzeug und mit ihren Geiseln, weil unser Hubschrauber den vordersten Wagen fahruntauglich geschossen hat.“ Tom: „Bin auch gleich da.“ Der Kampfhubschrauber gibt eine paar gezielte Schüsse ab, ist aber vorsichtig, er will ja die Frauen nicht gefährden. Aber er hat Erfolg und alle Fahrzeuge bleiben stehen. Sie haben außer ihren Fahrzeugen keine Deckung, es ist links und rechts Savanne. Sie verschanzen sich also hinter ihren Fahrzeugen. Sie besitzen offensichtlich nur Gewehre, Pistolen, Bajonette oder Messer, könnten aber auch Handgranaten haben. Sie schießen immer wieder aus ihrer Deckung heraus auf ihre Verfolger. Jetzt ist auch Tom zur Stelle. Nach kurzem Abgleich übernimmt Tom als Sheriff das Kommando. Er fordert die Terroristen mit dem Megaphon auf, sich zu ergeben. Die Antwort ist: „Wir werden die Frauen töten, wenn ihr uns weiterhin verfolgt“. Was nun?

Tom antwortet: „Wenn ihr die Frauen freigebt, lassen wir euch fahren“. Die Terroristen beraten offenbar. Dann der Vorschlag: „Wir lassen zwei Frauen frei, wenn ihr uns nicht mehr verfolgt“. Tom sagt: „Wenn, dann alle!“ In der Zwischenzeit haben die Milizsoldaten links und rechts der Straße im Savannengras, für die Entführer unsichtbar und flach auf dem Boden robbend, diese eingekreist. Dann, auf Toms Kommando, haben alle auf einmal das Feuer eröffnet – auch der Hubschrauber, der einen gepanzerten Boden hat. Die Terroristen wussten nicht mehr, wo sie zuerst hinschießen sollten, aber sie wehrten sich verzweifelt. Sie wurden, bis auf drei Schwerverletzte, alle getötet. Leider wurde auch eine Frau getötet und zwei verletzt. Nach 30 Minuten war der Spuk vorbei. Unter den Milizsoldaten waren auch drei Sanitäter, diese kümmerten sich gleich um die Frauen. Von Toms Leuten wurden auch vier Mann verletzt, aber nicht lebensgefährlich. Tom meinte: „Das sollte ihnen eine Lehre sein.“ Dann sahen sie sich die toten Banditen an, da waren sechs junge Burschen dabei, die waren keine 16 Jahre alt. Die schwerverletzten Banditen, einer davon auch höchstens 15 Jahre alt, wurden von den Sanitätern behandelt. Tom erhoffte sich von denen wichtige Informationen zu erhalten, falls man sie durchbringt. Tom sagt zu Macky: „Die kommen sicher wieder aus Mali oder aus Nigeria, da ist im Sambisa-Wald im Nordosten immer noch ein größeres Rückzugsgebiet der Boko Haram, der Wald ist immerhin 1.300 km² groß und ein richtiger Urwald.“ Macky meint: „Die Grenze ist immer noch viel zu durchlässig, zu wenig kontrolliert. Die könnten aber auch aus der Gegend südlich von Dakar kommen. Vielleicht können wir die verletzten Rebellen ausfragen, wenn sie durchkommen.“

Es war dieses Jahr schon der dritte Überfall auf einen Ort im Senegal, jedes Mal im Gebiet von Tom Bantu. Leider tragen die immer noch schlimmen Missstände in den Vororten von Dakar dazu bei, dass die Boko Haram und auch Al-Qaida hier großes Rekrutierungspotenzial haben, nämlich aufgrund der schulischen Struktur, da die staatlichen Schulen kostenpflichtig, aber die islamischen Internate kostenfrei sind – jedoch einige mit einer radikalen islamistischen Ausrichtung. Diese sind der Nährboden für eben solche Terrororganisationen wie Boko Haram, Al-Qaida oder IS (Islamischer Staat).

Die finanzielle Problematik von Senegal und den anderen CFA-Franc-Staaten ist durch die starke Bindung an Frankreich geprägt. Aufgrund der aufgezwungenen Einführung der französischen Kolonialwährung CFA-Franc, des Schul- und Militärsystems und Französisch als Amtssprache ist die Abhängigkeit sehr ausgeprägt. Hinzu kommt noch, dass 14 CFA-Franc-Staaten, darunter auch Senegal, ca. 85 % ihrer Währungsreserven in der französischen Zentralbank in Paris einlagern müssen. Sollten ihre verbleibenden 15 % nicht ausreichen, müssen sie sich Kredite vom französischen Finanzminister genehmigen lassen, zu marktüblichen Zinsen. Dies trägt zu einer hohen Verschuldung bei, während Frankreich das Geld dieser Länder für sich an der Börse arbeiten lassen kann – eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. Sie erstickt damit jede noch so gut gemeinte Entwicklungspolitik. In den letzten drei Jahren ist allerdings Bewegung in diese Sache gekommen. Aufgrund des Drucks von der UN, der EU, der AU und auch mehreren Hilfsorganisationen ist Frankreich nun gesprächsbereit, über eine stufenweise Freigabe der Währungsreserven zu verhandeln. Das eröffnet natürlich neue, bessere Möglichkeiten – sowohl bei der Schulbildung, als auch bei den Investitionen, unter anderem für die Große Grüne Mauer.

Als der AU-Beauftragte für Senegal, Herr Jean Fermier, von den Vorfällen im Landesinneren, also den Überfällen der Boko Haram, hörte, besprach er sich mit dem Innenminister, Herrn Dr. Louis Malenga, und sie vereinbarten einen Besuch bei der Polizeistation in Langar. Sie meldeten sich für kommende Woche am Mittwoch bei Tom Bantu an. Der war nicht schlecht überrascht über so hohen Besuch und informierte auch sofort seine zwei Hilfssheriffs, in der Hoffnung, dass nicht ausgerechnet etwas dazwischenkommt. Er verständigte auch den Bürgermeister und ordnete eine gründliche Generalreinigung seiner Polizeistation an. Am nächsten Tag fuhr er noch eine größere Inspektionstour nach Bayene, Toube, Mbacke, Kaabu und über Loukureye und Sar. Im Außenbereich dieser Städte und Orte werden zurzeit neue Brunnen gebaut, Bäume gepflanzt und Felder angelegt. Aber leider müssen auch Vandalismus und Wilderei ständig bekämpft werden.

Kommenden Mittwoch war es dann so weit: Aus dem 120 km entfernten Dakar kamen die Herren Jean Fermier von der AU mit seiner Sekretärin Nuru Kiba, sowie der Innenminister von Senegal, Herr Dr. Louis Malenga mit seinem Staatssekretär, in Langar bei der Polizeistation an, begleitet von zwei Toyota SUVs mit je vier Männern als Personenschutz. Tom Bantu, der Bürgermeister, die Hilfssheriffs Macky Salla und Abdu Niang sowie die Innendienstkraft und Sekretärin Neila Nboko, allesamt in ihren blitzsauberen, frisch gebügelten Dienstanzügen, begrüßten den hohen Besuch. Der Fahrer stellte die Limousine, einen BMW mit Wasserstoffantrieb, seitlich auf dem Parkplatz ab, gemeinsam mit den Sicherheitsleuten. Es war eine herzliche Begrüßung. In der Station musste Tom dann die Vorfälle ausführlich schildern und er berichtete auch, welche Schutzvorkehrungen, Alarmeinrichtungen, Bewaffnung und Schießübungen er mit den Dorfbewohnern umsetzen will, falls der Herr Innenminister damit einverstanden ist. Da der Sheriff auch für die Überwachung der Umsetzungen von Aufforstungsarbeiten, das Graben und Errichten von Brunnen und Bewässerungsleitungen sowie für die Aufteilung der Felder der AU zuständig ist, wurde auch darüber eingehend gesprochen. Vorrangig prangerte er die schlechte Versorgung mit Pumpen, Rohren und PV-Anlagen mit Zubehör an. Er wünschte sich auch noch einen dritten Hilfssheriff mit Geländewagen. Alles wurde notiert und Besserung in Aussicht gestellt. Allerdings sagte Herr Fermier, dass die Staaten da alle ein Problem mit den versprochenen Hilfsgeldern hätten, da diese eben nur sehr spärlich kämen. Für ihre mutigen Einsätze bekamen Tom, Macky und Abdou eine ansehnliche Prämie zugesichert. Für einen guten Überblick, wie es draußen im Land zugeht, wollten die hohen Herren noch zu einem Gebiet fahren, wo zurzeit für die Große Grüne Mauer aufgeforstet und angepflanzt wird. Dafür wählte Tom seinen Heimatort, das 20 km entfernte Boba, aus, weil er ja wusste, dass dort viele Bäume gepflanzt und Felder rekultiviert werden. Außerdem werden gerade drei Brunnen gebaut. Gesagt, getan. Tom telefonierte mit seinem Vater, der auch immer sein Handy bei sich hat. Er ließ sich den genauen Standort, wo sie gerade arbeiteten, mitteilen, sagte aber nicht, wen er da mitbringt. Dann fuhren sie alle los. Nach knapp einer Stunde Fahrzeit war der Konvoi vor Ort, bei einem halbfertigen Brunnen 1 km außerhalb von Boba. Toms Vater staunte nicht schlecht, als er die Fahrzeugkolonne erblickte. Noch größer war sein Erstaunen, als Tom sie gegenseitig vorstellte. Nun, er fing sich schnell wieder und gab Antworten auf die vielen Fragen, die ihm gestellt wurden. Die beiden Herren freuten sich ganz offensichtlich, dass hier wirklich sehr viel geschieht. Auch konnte man erkennen, dass die eingeborenen Helfer ganz offensichtlich gerne und mit Stolz ihre Arbeit machten. Toms Vater äußerte noch den Wunsch nach mehr Pumpen und PV-Anlagen mit Speicher, um dann völlig unabhängig zu sein, was die Stromversorgung angeht. Man nahm es wohlwollend zur Kenntnis. Die Zeit verging, es war bereits 14 Uhr und alle waren doch schon hungrig. Da dieser Ausflug allerdings so spontan war, musste man improvisieren. Toms Vater rief zu Hause an, seine Frau und ihre Nachbarinnen sollten schnell etwas zaubern. Bis die Gesellschaft im Dorf war, dauerte es dann doch einige Zeit. Als sie angekommen waren, mussten sie auch gar nicht mehr lange warten. Es gab eine typische Hausmannskost, nämlich „Ceebujen“, das ist Reis mit Fisch, Möhren und Tomaten. Zu trinken gab es das Nationalgetränk von Senegal: Bissapsaft, gewonnen aus Hibiskusblüten, was allen ganz offensichtlich gut schmeckte. Außerdem bekamen sie hautnah mit, wie es auf dem Land so zugeht. Tom, der ein Auge auf die schöne Nuru geworfen hat, fragte diese: „Es freut mich sehr, dass Sie auch mitgekommen sind. Wie gefällt Ihnen denn das Leben auf dem Land hier, sicher finden Sie es ziemlich trostlos. Sie sind ja die große Stadt Dakar gewohnt, wo das Leben pulsiert?“ Sie antwortete: „Es gefällt mir gut bei Euch, ich komme ja selbst vom Land. Ich stamme aus Mekhe, mein Vater ist dort Sheriff.“ „Ja den kenne ich, der ist im Nachbardistrikt. Wir haben uns schon ein paar Mal getroffen, als wir in Dakar beim Polizeichef zu Besprechungen waren.“ „Wenn das wieder einmal der Fall ist, dann könnten wir uns gemeinsam mit meinem Vater treffen und vielleicht gemeinsam zum Essen gehen.“ „Ja, das würde mich freuen.“ Tom denkt sich: „Da werde ich hoffentlich schon bald eine Möglichkeit finden, wenn es geht, ohne den Vater.“ Als alle satt waren und auch noch eine lebhafte Unterhaltung zustande kam, das Thema Geburtenkontrolle bzw. die Ein-Kind-Regelung wurde noch diskutiert, da wurde aus den Äußerungen der anwesenden Frauen und Männern erkennbar, dass die Vorteile mittlerweile erkannt werden. Aus religiöser Sicht gibt es ja auch, sowohl im Christentum als auch im Islam, seit einigen Jahren ein langsames Nachgeben in dieser Sache. Nun mussten sie sich dann doch verabschieden. Herr Fermier und Minister Dr. Louis Malenga bedankten sich sehr herzlich und betonten nochmals, wie aufschlussreich dieser Ausflug war. Sie würden jetzt aber gleich direkt nach Dakar zurückfahren. Tom und seine Leute blieben noch etwas, sahen sich die zwei weiteren Brunnenbaustellen und die Felder, auf denen die neuen Bäume gepflanzt wurden, an und fuhren dann, mit einem kleinen Umweg über Buongoye, wo Tom noch zu einer Brunnenbaustelle fuhr, um sich dort umzusehen und zu kontrollieren, ob alles planmäßig gemacht wird. Da erfuhr er auch hier, dass die Brunnen zwar fertig gebaut sind und auch Wasser liefern könnten, sogar sehr ergiebig, aber die Pumpanlage immer noch nicht geliefert wurde. Auch für die sechs weiteren Brunnen gilt das Gleiche. Er versprach dem Bürgermeister des Ortes, sich umgehend darum zu kümmern. Er denkt sich: „Da rufe ich morgen gleich in Dakar im Büro von Herrn Fermier an, vielleicht ist da die schöne Nuru am Telefon und ich kann mit ihr sprechen.“ Nachdem er hier fertig war, fuhren sie dann wieder zurück nach Langar zur Dienststelle, wo Tom auch seine Wohnung hat.

N‘Djamena, Tschad

Auf Einladung des Kommissionspräsidenten der AU, Herrn Taifun Pandoro, treffen sich am 5. März 2056 in N‘Djamena Vertreter der elf Länder entlang der Grünen Mauer, der Demokratischen Republik Kongo, der Zentralafrikanischen Republik, der Republik Kongo und Kamerun, um Termine und Fakten zu beschließen, was die nächsten großen Projekte angeht. Der AU Präsident Taifun Pandoro, 46 Jahre alt, begrüßt die Anwesenden: „Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitbürger unseres geliebten Afrikas. Heute ist ein denkwürdiger Tag. Jetzt beginnt eine große Zeit des Aufbruchs zu Wohlstand und einer Verbesserung des Klimas, der Umweltbedingungen unseres Kontinents und der ganzen Welt, speziell aber der Sahelzone. Wir werden heute beginnen, die Projekte dafür zu starten. Dieses sind der Kanalbau Kongo-Tschadsee, acht Wasserentsalzungsanlagen und die dazugehörenden Wasserleitungen, der Bau von 6.000 Brunnen, die Nutzung des Niger und seiner Nebenflussarme, die Aufforstung mit 10 Millionen Bäumen, die landwirtschaftliche Nutzungserweiterung, die Vergabe der Projektaufträge sowie die Vergabe der landwirtschaftlichen Nutzflächen nur an einheimische Bürger der Dorfgemeinschaften – in kleinen Einheiten nicht über 500 Hektar. Dazu eingeladen sind auch die beteiligten Firmen der Entsalzungsanlagen-Anbieter, die Brunnenbauer, die Kanalbau-Anbieter sowie die Lieferanten der Pflanzen, Bäume und Saaten. Die Nutzung erfolgt durch Schafe oder Ziegen.

Der große Durchbruch auf der finanziellen Seite ist die verbindliche, stufenweise Rückgabe der Währungsreserven durch Frankreich an die CFA-Franc-Länder bis 2060, wodurch diese in ihrer Finanzkraft ganz erheblich gestärkt werden. Die Zusage der EU, in den nächsten fünf Jahren insgesamt 10 Milliarden Euro für die Investitionen zu spenden. Die Zusage der UN, ebenfalls 10 Milliarden US-Dollar zu geben und mehrere Hilfsorganisationen und Superreiche, die zusammen ebenfalls 5 Milliarden US-Dollar spenden. Diese Konferenz dauert voraussichtlich 14 Tage, wird in Arbeitsgruppen verteilt, die jeweiligen Problempunkte diskutiert und gelöst. Ich werde mich in allen Bereichen mit einbringen. Auch werden wir bei jedem Projekt Kontrollmechanismen einführen, die einen Missbrauch verhindern. Sollte dennoch eine Korruption aufgedeckt werden, wird sie sehr hart bestraft. Und nun an die Arbeit, ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.“

Ein großes Problem stellte die Vergütung für das Kongowasser dar, doch auch hier konnte man durch die Vermittlung des sehr durchsetzungsstarken AU-Kommissionspräsidenten, Herrn Taifun Pandoro, des tschadischen Vertreters der CLBT, Herrn Alfred Nokumba, und des Vertreters aus Bangui, Herrn Kito Businga, mit den Anrainerstaaten des Ubangi-Flusses eine langfristige Lösung finden. Ein wichtiger Punkt war auch die Festlegung der Wasserhöchstmenge. Auch dieses Problem wurde gelöst, da die Kanalbauingenieure sehr plausibel erklären konnten, dass über Stauseen und Rückhaltebecken die Wassermengen reguliert werden können. Unter den Kanalbaufirmen war auch die Firma Kegel, vertreten durch Herrn Martin Brem und Herrn Ludwig Brunner. Sie bekamen den Abschnitt 8 zugewiesen, von Anfang an ihr Wunschprojekt. Darum war es ihnen auch ganz recht, da dieser zwar der nördlichste Abschnitt ist, aber auch der Zielpunkt mit der Aufgabe der Verzweigung auf die verschiedenen Flächen, die bewässert werden sollten und des Tschadsee, der ja dann auch als Speichersee wieder seine Aufgabe übernehmen soll. Außerdem wurde der Firma Kegel die Generalaufsicht, immer in Absprache mit der CLBT und der Vulva, für das Gesamtprojekt übertragen, da ja auch die Regenmenge sich in den letzten 20 Jahren wieder ein wenig erhöht hat. Neueste Messungen zeigen, dass mit den zukünftigen Maßnahmen in zehn Jahren die 1.000-mm-Marke überschritten werden könnte. Dann würde sich die Sahelzone sogar etwas zurück in Richtung Sahara ausbreiten. Der Bau der vielen Brunnen wird überwiegend von der einheimischen Bevölkerung übernommen, begleitet von Brunnenbaufirmen, die auch den technischen Teil, also die Förderpumpen und die Leitungen liefern, installieren sowie die einheimischen Leute anlernen und einweisen. Die anschließende Überwachung, dass die Funktion dauerhaft gewährleistet ist, übernimmt der jeweilige Sheriff des Distrikts zusammen mit seinen Hilfssheriffs. Auch die großen Wälder in Nigeria, Kamerun, Ghana, Elfenbeinküste usw. profitieren von all den Maßnahmen.

Bei der Vergabe der Meerwasserentsalzungsanlagen konnte auch die Firma Aquatech drei Projekte in Senegal, drei Anlagen in Mauretanien und zwei Projekte in Eritrea, jeweils mit Wasserstoffgewinnung, an Land ziehen. Die PV-Anlagen wurden alle an China und Indien vergeben – unter der Bedingung, dass diese mit zinsgünstigen Krediten und einer großzügigen Spende dieser Länder verbunden ist. Bei allen Projekten unter der Vorgabe, dass die einheimische Bevölkerung zu den Arbeiten bevorzugt eingestellt wird, mit einem Mindestlohn, der in der Höhe dem Lohnniveau mindestens zu 75 % der Löhne der jeweiligen Firmen entspricht. Die Umsetzung der Projekte soll sofort beginnen. Sie waren nach 30 Tagen alle genehmigt und vergeben, damit kann es losgehen.

Eritrea, Asmara

Die Ingenieure der Firma Aquatech, Dr. Geiger und Dr. Wegner, hielten sofort Rücksprache mit der Firmenleitung. Man kam überein, dass es sinnvoll wäre, wenn diese gleich zu den zukünftigen Baustellen in Eritrea fliegen, um schon erste Vorbereitungen für einen baldigen Baubeginn zu treffen. Da das Land allerdings immer noch sehr unsicher ist, sollten sie sich mit Sicherheitsmaßnahmen ausstatten. Der Kommissionsvorsitzende der AU, Herr Amani Kagame, beauftragte den zuständigen Vertreter in Eritrea, Herrn Nurmi Alore, der ja auch in N‘Djamena anwesend war, für den nötigen Begleitschutz zu sorgen. Da diese denselben Weg hatten, flogen sie dann auch am nächsten Tag, früh um 5 Uhr, mit Ethiopian Airlines gemeinsam nach Asmara. Es war ein hochinteressanter, aber anstrengender Flug über das Gebiet des Tschad, wo sie in Abéché zwischenlanden mussten. Nach zwei Stunden weiter nach Khartum im Sudan, wieder Zwischenlanden, wieder zwei Stunden Wartezeit, über den Weißen Nil und die Nebenflüsse. Aus der Vogelperspektive im Flugzeug sahen sie die abwechslungsreiche Landschaft: Wüste, Savanne und fruchtbare Gebiete wechselten sich ab, das Nil-Gebiet mit seinen Nebenarmen war ein Augenschmaus. Dann ging es weiter über Wüstengebiet nach Asmara in Eritrea.

Nach 14 Stunden dort angekommen, begleitete Herr Nurmi Alore die beiden zum Asmara Palace Hotel. Für den nächsten Tag vereinbarten sie noch einen Abholtermin um 9 Uhr, um dann sofort zu den zwei zukünftigen Baustellen zu fahren. Nach einem kleinen Imbiss gingen sie gleich auf ihre Zimmer zur wohlverdienten Bettruhe. Am nächsten Tag nach dem Frühstück wurden sie um 8 Uhr von Herrn Nurmi Alore abgeholt. Sie fuhren mit seinem Dienstwagen mit Fahrer los, begleitet von zwei weiteren Autos und je zwei Security-Leuten. Es war viel Verkehr auf den Straßen von Asmara. Sie fuhren vorbei an Nefasit, Dongolo und Deset nach Emberemi, das nahe an der Küste des Roten Meers liegt – 120 km entfernt vom Ausgangsort, der Hauptstadt Asmara. Herr Alore erklärte: „Beide Anlagen sollen hier in der Nähe gebaut werden, mit einem Abstand vom 30 km. Die zur Verfügung stehenden Flächen sind jeweils 50 Hektar groß.“ Sie inspizierten die beiden Flächen und konnten keine Hindernisse feststellen. Auch sicherheitstechnisch gab es keine Auffälligkeiten. Herr Geiger und Herr Wagner machten überall viele Fotos und Notizen. Auf Anfrage erkärte Herr Alore, dass es für die Mitarbeiter auf der künftigen Baustelle in Emberemi alles Nötige zur Versorgung gibt. Die Einwohner von Eritrea würden sich freuen, wenn sie hier Arbeit zu vernünftigen Löhnen bekommen. Eritrea ist immer noch ein sehr armes Land mit hoher Kriminalität. Man wird großen Wert auf umfangreiche Schutzmaßnahmen legen. Dann kann es also bald losgehen, meinten die beiden Ingenieure aus Deutschland. Mit den vielen Informationen gewappnet fuhren sie dann wieder zurück nach Asmara ins Hotel. Am nächsten Tag flogen sie dann über Kairo zurück nach Hamburg. Der Flug dauerte immerhin 12 Stunden.

Reise entlang der Großen Grünen Mauer

Nach der großen, erfolgreichen Konferenz in N’Djamena im Tschadseebecken, besprachen sich die Herren Taifun Pandoro, Präsident des Tschad und derzeit Vorsitzender der AU, sowie Herr Alfred Nokumba, Kommissionsleiter der CLBT Tschadsee, über die Ergebnisse der Konferenz. Sie waren beide zufrieden. Herr Pandoro meinte: „Was noch fehlt, ist ein besserer Zusammenhalt unter den einzelnen beteiligten Staaten. Was halten Sie davon, wenn wir gemeinsam eine „Good-will-Reise“ entlang der Grünen Mauer machten, die Hauptstädte und die Präsidenten besuchten, uns gleichzeitig ein Bild über den derzeitigen Zustand, vor allem die nötigen Maßnahmen und Investitionen in den einzelnen Ländern machten?“ Daraufhin entgegnete Herr Nokumba: „Das ist eine ausgezeichnete Idee, aber noch besser wäre es, wenn jemand von den Hauptsponsoren EU und UN mit dabei wäre, mit dem entsprechenden Sicherheitspersonal und Vertretern der Presse bzw. TV!“ „Am liebsten würde ich da im Senegal, also in Dakar beginnen, es sind ja immerhin elf Länder, die wir besuchen würden. Wir sollten das Ganze mit Geländefahrzeugen durchführen, mit Klimaanlage, Allrad, ein paar mit Seilwinden, um möglichst alles hautnah erleben zu können.“ Sie vereinbarten, dass Präsident Pandoro diese Reise planen lässt und Einladungen an EU, UN sowie die Presse verschickt. Nach 14 Tagen trafen sie sich wieder. Herr Kagame sagt zu Herrn Nokumba: „Also die Reise würde sechs Wochen dauern. Von der EU wird kommen: die Vizepräsidentin, Frau Louisa van Grothe aus den Niederlanden, 38 Jahre alt, geschieden. Und von der UN: Mr. Walt Duman, US-Abgeordneter der UN, 43 Jahre alt, unverheiratet. Beide sprechen Englisch und Französisch, das sollte genügen. Wir werden von unseren Sekretären begleitet. Zur Sicherheit nehmen wir zwölf bestens ausgebildete, bewaffnete Security-Männer mit. Auch die besuchten Staaten sollen entsprechend ausreichend Sicherheitspersonal bereitstellen. Wir planen, mit neun Fahrzeugen unterwegs zu sein. Die werden mit unseren Militär-Transportflugzeugen nach Dakar geflogen.“

Weitere drei Wochen später, also am 25. April 2056, traf man sich am Flughafen von N‘Djamena zur Abreise. Die Teilnehmer von UN und EU, jeweils ebenfalls zu zweit. Ein Reporter der New York Times und ein Fernsehteam sind schon in Dakar eingetroffen und stoßen dann zur Reisegruppe dazu.“ Herr Nokumba meinte: „Das ist ja bestens organisiert.“

Am frühen Vormittag startete das Flugzeug, eine Airbus A300 der Air France mit Wasserstoffantrieb. Der Flug nach Dakar dauerte sechs Stunden. Sie kamen um 14 Uhr in Dakar an. Dort ging es erst einmal ins Hilton Hotel, um sich frisch zu machen. Da waren bereits die Leute von EU und UN, sowie die Presse- und TV-Leute. Letztere sollten über diese Reise ständig die ganze Welt informieren. Um 18 Uhr wurden sie vom Präsidenten von Senegal, Herrn Kato Magou und Herrn Jean Fermier von der AU, empfangen. Auch der Innenminister, Herr Louis Malenga, war anwesend. Da ja an der Atlantikküste von Senegal neue Entsalzungsanlagen gebaut werden, gab es genügend Gesprächsstoff. Man begab sich zum Abendessen und lernte sich dabei noch besser kennen. Herr Walt Duman fragte Frau Louisa van Grothe: „Freut mich, dass Sie hier mitmachen. Ich denke, wir haben uns in New York schon mal gesehen.“ Frau van Grothe: „Ja, ich erinnere mich, ist ja noch gar nicht so lange her. Waren Sie schon mal in diesen Ländern, die wir besuchen werden?“ „Nein, nur in Adis Abbeba war ich einmal, eine beeindruckende Stadt, so hoch gelegen. Ich würde mich freuen, wenn wir gemeinsam in einem Wagen fahren könnten.“ „Ja, sehr gerne. Ich denke, es wird viel Neues auf uns zukommen. Da könnten wir uns gerne austauschen.“ Sie waren sich von Anfang an sehr zugetan. Präsident Pandoro meint, zum Innenminister Louis Malenga gewandt: „Hier in Senegal musste man keine besondere Überzeugungsarbeit leisten, hier läuft es schon gut. Aber das hat den Vorteil, dass wir einige bereits in Angriff genommenen Maßnahmen zeigen können, wie die Entsalzungsanlage, den Zisternenbau, die Wasserleitungen, die Brunnen und die verschiedenen Anpflanzungen. Denn das wird vor allem auch die Presse mit Film und Fotos dokumentieren wollen. Dieses Material können wir dann auch den Präsidenten in allen Ländern zeigen.“ Am nächsten Tag ging es dann auf die große Reise. Der Konvoi begab sich zuerst zum Standort der ersten, bereits seit fünf Jahren in Betrieb befindlichen Meerwasserentsalzungsanlage bei Diass, hier wird auch Wasserstoff in großen Mengen produziert. Man ließ sich die Funktion der Anlagen erklären, probierte das Wasser, denn es hat beste Trinkwasserqualität. Auch die verlegten Zu- und Weiterleitungen des Wassers wurden gezeigt und erklärt. Anschließend ging es weiter nach Boussnak, einem Ort im westlichsten Teil von Sheriff Tom Bantus Distrikt. Sie fuhren ca. eine Stunde, dann waren sie dort, wo sie bereits von Tom und seinen drei Hilfssheriffs empfangen wurden. Nach der Begrüßung all der Persönlichkeiten meinte Tom: „Es freut mich, dass gerade ich Ihnen unsere Neuerungen zeigen darf.“ Er führte sie aus dem Dorf hinaus, als Erstes zu einer neu gebauten Zisterne, die mit 20 Metern Durchmesser und 15 Metern Tiefe sehr groß dimensioniert ist. Er erklärt die Funktion, zeigt auf die bestellten Felder und die Akazienbäume, die in vielen Reihen angepflanzt sind. Er deutet auf eine Stelle weiter weg: „Dort drüben haben wir mehrere Brunnen, diese versorgen ebenfalls die angebauten Flächen und das Dorf mit Wasser, wenn es nötig ist. Unseren Strom erzeugen wir ebenfalls durch PV-Anlagen mit Speicher, außerdem haben wir, wie Sie dort drüben sehen, zwei Windräder, da von der Atlantikküste immer ein frischer Wind weht.“ Der Innenminister, der bis hierher mitgefahren ist, lobt den Tom vor der ganzen Gesellschaft: „Tom Bantu, ich darf ruhig sagen, dass Du einer meiner besten und fähigsten Sheriffs bist.“ Tom bedankt sich für das Kompliment: „Danke, aber das ist für mich und meine Stellvertreter selbstverständlich.“ Anschließend gingen sie wieder die paar hundert Meter ins Dorf zurück, sie verabschiedeten sich. Der Innenminister fuhr nach Dakar zurück.