Die Henker - Günter Dönges - E-Book

Die Henker E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Exzellent – das ist er im wahrsten Sinne des Wortes: einzigartig, schlagfertig und natürlich auch unangenehm schlagfähig. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Sein Regenschirm ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch die beste Waffe der Welt. Seinem Charisma, Witz und Charme kann keiner widerstehen. Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! im Teufelskreis der »Henker« Als die junge Dame das Palm-Beach-Refugium betrat, wurde es in der Halle erstaunlich ruhig. Die Männer unterbrachen ihre Gespräche und vergaßen durchweg ihre weiblichen Begleiterinnen, falls solche vorhanden waren. Die Damen hingegen musterten die zierliche Blondine abschätzend und kritisch. Sie suchten nach einem schwachen Punkt, um den Hebel ihrer Kritik ansetzen zu können. Sie suchten vergeblich. Die zierliche Blondine konnte sich nämlich in der Tat sehen lassen. Sie mochte knapp zwanzig Jahre alt sein, trug ein ärmelloses Kleid aus weichem Chiffon und bewegte sich mit der ungezwungenen Natürlichkeit eines jungen Tieres. Sie schien nichts von dem Aufruhr zu bemerken, den sie verursachte. Sie trat an die Rezeption und fragte nach ihrem Apartment. Der Empfangschef, abgebrüht und ein Meister der Selbstbeherrschung, mußte sich zusammenreißen. Er schluckte einige Male und fragte dann stotternd nach dem Namen der jungen Dame. »Jill Carvon«, antwortete die Blondine mit einer reizenden Stimme, in der nichts von Affektion zu verspüren war, »meine Gesellschafterin hat das Apartment vorbestellt.« »Oh, Miss Carvon!« Der Empfangschef dienerte und beeilte sich, den Schlüssel einem Hotelpagen in die Hand zu drücken. »Miss Carvon, Apartment Nummer dreiunddreißig!« Sie dankte mit einem reizenden Lächeln. »Sorgen Sie für mein Gepäck«, bat sie dann, »draußen im Wagen!

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Der exzellente Butler Parker – 105 –

Die Henker

Günter Dönges

Parker

im Teufelskreis der »Henker«

Roman von Günter Dönges

Als die junge Dame das Palm-Beach-Refugium betrat, wurde es in der Halle erstaunlich ruhig. Die Männer unterbrachen ihre Gespräche und vergaßen durchweg ihre weiblichen Begleiterinnen, falls solche vorhanden waren. Die Damen hingegen musterten die zierliche Blondine abschätzend und kritisch. Sie suchten nach einem schwachen Punkt, um den Hebel ihrer Kritik ansetzen zu können.

Sie suchten vergeblich.

Die zierliche Blondine konnte sich nämlich in der Tat sehen lassen. Sie mochte knapp zwanzig Jahre alt sein, trug ein ärmelloses Kleid aus weichem Chiffon und bewegte sich mit der ungezwungenen Natürlichkeit eines jungen Tieres.

Sie schien nichts von dem Aufruhr zu bemerken, den sie verursachte. Sie trat an die Rezeption und fragte nach ihrem Apartment. Der Empfangschef, abgebrüht und ein Meister der Selbstbeherrschung, mußte sich zusammenreißen. Er schluckte einige Male und fragte dann stotternd nach dem Namen der jungen Dame.

»Jill Carvon«, antwortete die Blondine mit einer reizenden Stimme, in der nichts von Affektion zu verspüren war, »meine Gesellschafterin hat das Apartment vorbestellt.«

»Oh, Miss Carvon!« Der Empfangschef dienerte und beeilte sich, den Schlüssel einem Hotelpagen in die Hand zu drücken. »Miss Carvon, Apartment Nummer dreiunddreißig!«

Sie dankte mit einem reizenden Lächeln.

»Sorgen Sie für mein Gepäck«, bat sie dann, »draußen im Wagen! Meine Gesellschafterin wird erst später nachkommen. Post für mich eingetroffen?«

Post für Miss Carvon war vorhanden.

Die Hand des Empfangschefs zitterte leicht, als er ihr den dicken Umschlag aushändigte. Ein erneutes, liebevolle Lächeln, ein Schluckkrampf des Empfangschefs, und dann entschwebte Miss Carvon zum Lift.

Der Hotelpage riß die Tür zum Lift auf. Er hüstelte vor Aufregung, als er zusammen mit ihr hinauf in die zweite Etage fuhr. Er genoß das fein-herbe Parfüm des weiblichen Gastes und gab sich der Verwirrung ihrer Nähe hin.

Im Apartment angekommen, entließ ihn Miss Carvon mit einem freundlichen Lächeln. Sie wartete, bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte. Dann öffnete sie sofort den Umschlag und ließ sich dabei in einen der tiefen Sessel fallen.

Sie lächelte nicht mehr, als sie den Brief las. Ihr feingeschnittenes Gesicht nahm einen starren Ausdruck an. Sie überflog die wenigen Zeilen und faltete den Brief dann zu einem kleinen Zettelchen zusammen, den sie im Ausschnitt ihres Kleides verschwinden ließ. Dann zog sie einige Zeitungsartikel aus dem Umschlag und faltete sie auseinander. Doch sie kam nicht mehr dazu, sie zu lesen. Der Hotelpage kam mit dem Gepäck.

Es handelte sich um einen veritablen Schrankkoffer, einen kleineren Lederkoffer und um eine Hutschachtel. Nach Empfang eines reichlichen Trinkgeldes huschte der Page verwirrt hinaus in den Korridor.

Miss Jill Carvon konnte sich endlich wieder den Zeitungsartikeln widmen. Sie stammten aus verschiedenen Zeitungen, waren durchweg zwei Wochen alt und betrafen alle ein ganz bestimmtes Ereignis.

Dieses Ereignis bestand in einer rätselhaften, riesigen Explosion weit draußen auf der Inselkette der Bermudas. Genauer gesagt, die Artikel berichteten übereinstimmend von einer kleinen Insel, die Exuma Island hieß. Auf dieser Insel, so hieß es in den Berichten, hatte sich ein Ferienparadies befunden. Es existierte nun nicht mehr. Ein rätselhafter Vulkanausbruch hatte die Insel für Touristen uninteressant werden lassen.

In dem dicken Umschlag befanden sich außerdem so etwas wie Personalakten mit Fotografien. Sie betrafen zwei Männer, die die junge Blondine noch nie gesehen hatte. Sie studierte die Fotos und trug anschließend alles hinüber ins Bad, wo sie die Unterlagen in Flammen aufgehen ließ. Die Wasserspülung sorgte dafür, daß die Asche in der Kanalisation von Palm Beach verschwand.

Jill Carvon griff zum Telefon und rief unten in der Rezeption an. Sie sprach von leichten Kopfschmerzen und bat darum, man möge sie auf keinen Fall stören. Nein, die Koffer packe sie selbst aus, man brauche kein Zimmermädchen zu schicken. Sie hauchte ihren Dank durch die Leitung, legte auf und entwickelte ungemeine Betriebsamkeit. Von leichtem Kopfschmerz konnte überhaupt keine Rede sein. Aktivität und Zielstrebigkeit zeichneten ihre Handlungen aus.

Sie klappte den schweren Schrankkoffer auseinander und öffnete eines der Wäschefächer. Nachdem sie das Fach ganz herausgezogen hatte, griff sie in die Öffnung hinein, löste eine Sperre und öffnete ein kleines Geheimfach.

Sie holte eine Puderdose hervor, die auf der Rückseite einen Saugnapf aufwies.

Jill Carvon drückte diese Puderdose in Höhe der Fußleiste gegen die Wand zum angrenzenden Zimmer und schaltete dann ein kleines Transistorgerät ein, das sie aus der Handtasche hervorgeholt hatte. Sie zündete sich eine Zigarette an und lauschte den Tönen, die aus dem Lautsprecher des kleinen Radiogerätes kamen.

Es handelte sich keineswegs um Musik.

*

»Diesmal beißen Sie bei mir auf Granit«, sagte Mike Rander und schüttelte den Kopf, »Parker und ich haben unsere Aufgabe erledigt, damit hat sich’s nun. Sie scheinen zu vergessen, daß ich längst nicht mehr Ihrer Dienststelle angehöre …!«

»Ich weiß, ich weiß!« Mr. Brown, ein schlanker, kleiner, aber drahtig wirkender Mann von etwa fünfzig Jahren, nickte verständnisvoll. Er saß in einem Sessel in der Nähe des Fensters und blicke auf seine Zigarre, die für ihn viel zu groß wirkte. »Sie sind Staranwalt. Sie haben vergessen, daß Sie während der Kriegsjahre für mich tätig waren. Aber ausgeschieden, Rander, ausgeschieden, nein, das sind Sie nicht! Sie werden, solange Sie leben, zu uns gehören!«

»Berauschen Sie sich von mir aus an dieser Vorstellung, sie ändert aber nichts an meinem Entschluß«, gab Anwalt Mike Rander zurück. »Parker und ich haben auf Exuma Island genug Ärger gehabt.«

»Sie haben Ihren Auftrag aber einmalig gut und wirkungsvoll erledigt«, stellte Brown fest.

»Sie sprechen doch hoffentlich von Parker«, meinte Anwalt Rander, ohne ihn wären die Raketen noch betriebsklar. Ihm allein ist es zu verdanken, daß die Bedrohung ausgeschaltet werden konnte!

»Streiten wir uns nicht über Details«, sagte Brown. »Bleiben wir doch bei den Tatsachen. Der ›Herr der Welt‹, um den es doch schließlich geht, dieser ›Herr der Welt‹ also konnte sich absetzen. Und mit ihm fast das ganze Amazonenkorps, das er aufgestellt hatte!«

»Sie haben genug Leute, um diese Amazonen zu jagen«, warf der Anwalt ein, »lassen Sie sich nur nicht aufhalten, Brown. Verlieren Sie nur ja keine Zeit!«

»Sie sind stur wie in alten Tagen.«

»Ich will endlich meine Ruhe haben«, erklärte Mike Rander, »Brown, können Sie denn das nicht verstehen?«

»Verstehen schon, Rander, aber von Ruhe kann doch wohl keine Rede sein. Selbst dann, wenn wir uns ’raushalten.«

»Wie meinen Sie das?«

»Na, glauben Sie, der ›Herr der Welt‹, wie dieser Supergangster sich nennt, wird Ihnen die Pleite verzeihen, die Sie ihm beigebracht haben?«

»Er wird andere Sorgen haben, als sich mit Parker und mit mir zu beschäftigen.«

»Da befinden Sie sich aber mächtig auf dem Holzweg, Rander. Das ist er sich und seinen Leuten schon schuldig. Verlassen Sie sich darauf, er wird eine mörderische Treibjagd auf Sie veranstalten.«

»Dann werden Parker und ich uns eben absetzen. Aber ich spiele nicht mehr mit. Ich habe die Nase voll. Sie, Brown, Sie waren nicht drüben auf der Insel. Sie sind nicht von diesen verdammten Amazonen gehetzt worden!«

»Gut, Rander, ich muß Ihre Haltung respektieren«, sagte Brown und erhob sich, »ich wünsche Ihnen von Herzen Ruhe, aber ich wiederhole noch einmal, ich glaube nicht daran. Der ›Herr der Welt‹ wird Sie jagen und hetzen lassen. Er wird Ihnen niemals verzeihen. Sie haben seine Pläne gründlich gestört. Er hat einen Rückschlag erlitten, der ihn um Monate zurückwirft!«

»Demnach haben Sie Zeit, einzugreifen. Sie haben doch schließlich geschulte Profis, Brown …«

»Die Amateure Parker und Rander wären mir lieber«, stellte Brown lächelnd fest, »na ja, Rander, vielleicht sitzen wir bald wieder in einem Boot! Wohin werden Sie fahren?«

»Parker und ich reisen morgen ab«, antwortete Mike Rander, »wir werden am Lake Okeechobee den Fischen nachstellen!«

»Passen Sie auf sich auf«, bat Brown, »denken Sie an die weiblichen Henker, die der ›Herr der Welt‹ Ihnen auf den Hals hetzen wird. Unterschätzen Sie die Amazonen nicht!«

»Worauf Sie sich verlassen können. Parker und ich haben sie ja aus nächster Nähe erlebt!«

»Denken Sie daran, wie geschickt Frauen sich tarnen können!«

»Noch mehr von diesen Ratschlägen?« fragte Mike Rander spöttisch zurück.

»Gehen Sie am besten jeder Frau aus dem Weg. Wenigstens in den kommenden Wochen.«

»Warum sperren Sie uns nicht gleich ein. Nur so aus Sicherheitsgründen?«

»Rander, das würde ich wirklich am liebsten tun«, antwortete Mr. Brown sehr ernst. »Sie haben den Staaten einen unschätzbaren Dienst erwiesen. Dafür … möchte ich mich bedanken, indem ich Sie schütze!«

»Feierlicher geht’s wohl nicht, wie?« Mike Rander grinste wie ein Schuljunge, »und was die weiblichen Henker angeht, na, Brown, mit denen werden wir schon fertig werden! Falls diese Amazonen sich überhaupt blicken lassen. Wenn Sie mich fragen, so hat der ›Herr der Welt‹ jetzt andere Sorgen. Er muß sich eine neue Machtposition aufbauen. Das wird ihn voll und ganz beschäftigen, wetten?«

»Ich wünsche mir schon jetzt, daß ich diese Wette verliere«, schloß Brown die Unterhaltung. »Übrigens, wo steckt denn Ihr Butler?«

»Wie ich ihn einschätze, lustwandelt er jetzt würdevoll wie ein Bischof über die Uferpromenade und träumt von neuen Überraschungen.« Mike Rander lächelte grimmig, »aber die werde ich ihm vermiesen, Brown. Für Parker und mich besteht ab sofort totale Windstille!«

*

Im Gegensatz zu Mike Randers Behauptung lustwandelte der Butler nicht.

Er saß steif und würdevoll auf der Kante eines Strohsessels und beobachtete das lebhafte Strandtreiben. Er hatte sich einen französischen Cognac bestellt und rauchte dazu eine seiner scheußlichen Zigarren. Er konnte sich diesen Luxus leisten, denn er befand sich auf einer Terrasse, die vom sanften Meereswind unaufhörlich bestrichen wurde.

Einige vorwitzige und gierige Möwen, die ihn beobachtet hatten und dann zu einem Erkundungsflug gestartet waren, hatten sich hustend zurückgezogen und mieden ab sofort diesen schwarz gekleideten Mann, dessen Rauchwolken penetrant waren. Diese Möwen saßen auf dem Geländer einer Seebrücke, die weit ins Wasser hinausführte, und beobachteten diesen ungewöhnlichen Menschen, der so gar nicht in das Bild paßte.

Parker dachte an Exuma Island. Parker dachte an die Amazonen, mit denen er sich auf der verschwiegenen Insel herumgeschlagen hatte. Er dachte an den »Herrn der Welt«, wie der Supergangster sich nannte und dachte schließlich daran, daß dieser Mann samt der Masse seiner Mitarbeiterinnen entwischt war.

Im Gegensatz zu seinem jungen Herrn machte der Butler sich keine Illusionen. Er rechnete mit Schwierigkeiten. Er rechnete fest und sicher mit mörderischen Anschlägen. Und da er den Angriff grundsätzlich für die beste Art der Verteidigung hielt, grübelte er darüber nach, wie er seinen lustlosen und ruhehungrigen jungen Herrn aktivieren konnte.

Parker ließ sich einen Moment ablenken.

Sein Interesse galt einer Gruppe junger Leute, die am Strand herumtollten. Sie vergnügten sich mit Pfeil und Bogen. Sie schossen lange Pfeile mehr oder weniger treffsicher in eine Korbscheibe. Wie gern hätte der Butler sich beteiligt, doch seine Würde verbot es ihm, sich diesen jungen Leuten anzuschließen.

Er schloß die Augen, um sich nicht weiter ablenken zu lassen. Er dachte immer wieder an die Amazonen von der Insel und fragte sich, wo sie sich jetzt wohl auf hielten. Hatten sie sich nach Südamerika zurückgezogen? Rüstete der »Herr der Welt« dort ein neues Machtzentrum aus? Vielleicht in den unwegsamen Dschungeln des Amazonas?

Parker gestand sich wieder einmal ein, daß er von diesem Supergangster im Grunde nichts wußte. Gewiß, er hatte ihn auf der Exuma Island einige Male gesehen. Das heißt, er war der Ansicht gewesen, ihn gesehen zu haben. Doch konnte das auch genausogut eine Verwechslung gewesen sein. Der »Herr der Welt«, ein Meister der Tarnung und der Maske, war bestimmt in eine andere Haut geschlüpft.

Parker wurde leicht abgelenkt.

Eine Stechmücke, verwegen und hart im Nehmen, näherte sich seinem Nacken. Sie gierte danach, Parkers Blut zu kosten. Sie ließ sich selbst von den Rauchschwaden nicht vertreiben.

Parker hob gemessen die Hand, um sie zu verscheuchen. Da sie aber hartnäckig blieb und sich jetzt seinem Ohr näherte, mußte er nach ihr schlagen.

Dabei bewegte er seinen Oberkörper automatisch zur Seite.

Und dabei hörte er ein giftiges Zischen, das keineswegs von der Stechmücke herrühren konnte. Er spürte deutlich einen plötzlichen Luftzug an der linken Halsseite und hörte Bruchteile von Sekunden später knapp hinter sich splitterndes Reißen.

Parker öffnete sofort die Augen und nahm den Kopf herum.

Nur dank seiner Selbstbeherrschung sprang er nicht sofort auf.

Er starrte aus grauen, prüfenden Augen auf den zitternden Pfeilschaft, der nur wenige Zentimeter hinter ihm wippte. Die Pfeilspitze stak im Holz des Pfeilers, der zur Pergola dieses Lokals gehörte.

Eine mörderische Waffe!

Parker wußte sofort, daß hier von einem bedauerlichen Zwischenfall keineswegs die Rede sein konnte. Ein Zufall schied ebenfalls aus. Hier war bewußt mittels Pfeil und Bogen nach ihm geschossen worden!

Parker ahnte, daß der nächste Pfeil nicht lange auf sich warten ließ.

Er verzichtete diesmal auf Würde, ließ sich blitzschnell auf die Knie fallen und ging hinter der Balustrade der Terrasse in Deckung.

Sein Entschluß zahlte sich aus.

Ein zweiter Pfeil zischte heran und blieb von außen in der Balustrade stecken. Auch diesmal war ungemein präzis gezielt worden.

Parker war peinlich berührt.

Er sah nach dem lustigen Völkchen, das nach wie vor am Strand herumtollte und das kreisrunde Ziel mit Pfeil und Bogen beschoß. Gewiß, von dorther konnten die beiden Pfeile auf die Reise geschickt worden sein, doch er glaubte nicht daran. Solch ein Versehen wäre selbst den ausgelassenen, jungen Leuten aufgefallen. Zudem schossen sie in eine ganz andere Richtung.

Nein, die beiden Pfeile mußten dort oben vom gegenüberliegenden Fenster abgeschossen worden sein.

Parker sah hoch und entdeckte sofort das Fenster, das gerade ganz langsam geschlossen wurde. Die Sonne spiegelte sich für einen kurzen Moment in der Scheibe.

Wer sich hinter dem Fenster befand, ließ sich leider nicht ausfindig machen. Doch Parker wußte Bescheid.

Die Henker des »Herrn der Welt« hatten hiermit die kriegerischen Handlungen eröffnet.

Parker ahnte in etwa, was seinem jungen Herrn und ihm bevorstand!

*

Mike hatte sich von Brown verabschiedet und wartete auf die Rückkehr seines Butlers. Er genoß die klimatisierte Luft seines Apartments und rauchte genußvoll eine Zigarette. Er wartete darauf, daß man ihm einen Whisky servierte. Er hatte ihn telefonisch bestellt, da die Trinkvorräte im eingebauten Zimmereisschrank von Mr. Brown dezimiert worden waren.

Er dachte über die Worte seines früheren Chefs nach. Während der Kriegsjahre hatte Mike Rander unter Brown gedient. Und zwar in einer geheimen Organisation, über die man nie sprach, die aber dennoch sehr aktiv war und nach wie vor existierte. Sie lief neben der CIA einher, ohne mit diesem Dienst etwas zu tun zu haben.

Rander richtete sich hoch, als angeklopft wurde. Er sagte »herein« und nickte dem Zimmermädchen zu, das den Whisky brachte. Das nette, naiv wirkende Zimmermädchen trippelte zum Tisch und stellte dort das Tablett ab. Es knickste in einer wirklich reizenden Art und Weise und verließ dann das Zimmer.

Parker könnte eigentlich kommen, sagte sich Mike Rander und griff nach dem Glas. Er schaltete ab, er wollte mit den Amazonen nichts mehr zu tun haben. Zum Teufel mit Brown und dessen Warnungen! Dieser Supergangster hatte andere Sorgen, als sich mit zwei Männern zu befassen, die ihm eine Schlappe zugefügt hatten.

In diesem Moment, als er gerade trinken wollte, klingelte das Telefon.

»Mike Rander«, meldete er sich, nachdem er abgehoben hatte.

»Josuah Parker, Sir«, sagte der Butler am anderen Ende der Leitung, »ich möchte Sie davon in Kenntnis setzen, Sir, daß gerade ein Mordanschlag auf mich verübt wurde!«

»Wieso?«

Nachdem der Butler den Zwischenfall erzählt hatte, schüttelte Mike Rander zweifelnd den Kopf.

»Sind Sie sicher, daß es sich nicht um ein Versehen gehandelt hat«, wollte er dann wissen.

»Absolut sicher, Sir«, entschied der Butler, »daher auch mein Anruf, der Sie hoffentlich nicht gestört hat! Die Henker des ›Herrn der Welt‹ schwärmen aus, wenn ich mich so ausdrücken darf. Mit anderen Worten, Sir, man muß ab sofort mit weiteren, tückischen Mordanschlägen rechnen!«

»Das hat auch Brown eben behauptet«, sagte Mike Rander, dessen Finger mit dem Whiskyglas spielten, »aber bleiben wir doch auf dem Teppich, Parker. Wir werden eben vorsichtig sein. Und heute noch reisen wir ab! Ich warte auf Sie!«

»Ich werde mich beeilen, Sir!«

»Na, dann Prost!« sagte Mike Rander und führte das Glas zum Mund hoch.

»Sir, darf ich zur höchsten Vorsicht raten«, fragte der Butler, »verzeihen Sie meine vielleicht unqualifizierte Einmischung! Aber der ›Herr der Welt‹ wird mit allen Mitteln versuchen, Sie und meine bescheidene Wenigkeit aus dem Weg zu räumen!«

»Schon gut, Parker«, sagte Mike Rander gelangweilt.

»Sie sind gerade im Begriff, einen Drink zu sich zu nehmen, Sir?«

»Na und?«

»Ist Ihnen dieser Drink offen serviert worden?«

»Natürlich. Wie üblich!«

»Von einem Zimmermädchen, Sir?«