Die Hexen von Fairhollow High – Das dunkle Geheimnis - Ariana Chambers - E-Book

Die Hexen von Fairhollow High – Das dunkle Geheimnis E-Book

Ariana Chambers

0,0
10,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Spannender Hexen-Roman für Mädchen und Jungs ab 11 Jahren
Ein aufregendes Fantasy-Abenteuer um zwei beste Freundinnen mit magischen Kräften, die an ihrer Schule gegen eine fiese Clique von bösen Hexen kämpfen. 

Über das Buch:
An der Fairhollow Highschool gibt es echte Hexen! Und Nessa ist eine von ihnen … 
Eigentlich könnte das Leben im verschlafenen Städtchen Fairhollow so schön sein: Nessa lernt, mit ihren neu entdeckten magischen Kräften umzugehen, mit ihrer besten Freundin Holly hat sie jede Menge Spaß und der süße Junge Noah sucht eine Gitarristin für seine coole Band. Nichts kann Nessa davon abhalten, zur Audition zu gehen! 
Doch leider sind in ihrer Klasse auch Izzy und ihre fiese Clique von Bluthexen; und die interessieren sich neuerdings für die schüchterne Eve. Hat Eve ein Geheimnis? Ist sie etwa auch eine Hexe und versucht Izzy, sie auf ihre Seite zu ziehen …? 

An dieser Schule geht es nicht mit rechten Dingen zu! Bei den Hexen der Fairhollow Highschool steht Freundschaft über allem! Doch leider gilt das nicht nur für die Silberhexen Nessa und Holly … auch die gefährlichen Bluthexen halten zusammen. Das ideale Geschenk für Magie-Fans!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Noch mehr Freude … 

… mit Kinderbüchern für pures Vergnügen!

www.arsedition.de

Das Neuste von arsEdition im Newsletter:

abonnieren unter www.arsedition.de/​newsletter

Vollständige eBook-Ausgabe der Hardcoverausgabe

Original English language edition first published in 2016

under the title The Witches of Fairhollow High: The Secret

by Egmont UK limited, the Yellow Building, 1 Nicholas Road, London, W11 4AN

Copyright © Egmont UK Ltd 2016

All rights reserved

© 2019 arsEdition GmbH, Friedrichstraße 9, 80801 München

Alle Rechte vorbehalten

Text: Ariana Chambers

Übersetzung: Doris Attwood

Cover: Grafisches Atelier arsEdition unter Verwendung von Illustrationen von Susana Diaz und von Bildmaterial von Shpak Anton, losw, Sonja illustration, Forest Foxy, Sloth Astronaut / Shutterstock.com

Innenillustrationen: Susana Diaz

ISBN eBook 978-3-8458-3527-3

ISBN Printausgabe 978-3-8458-2839-8

www.arsedition.de

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden

Mit besonderem Dank an

Siobhan Curham und Catherine Coe

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Widmung

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

Welche Hexengabe hast du?

Dein Ergebnis

Weitere Titel

Leseprobe zu "Die Hexen von Fairhollow High - Plötzlich Magisch"

Es gab mal eine Zeit, in der ich mich richtig auf Klassenfahrten gefreut habe. In der es meine größte Sorge war, ob sich einer der Jungs wegen zu vieler Schlaglöcher oder zu vieler Süßigkeiten im Bus übergeben würde. Aber das war früher. Bevor ich nach Fairhollow gezogen bin, in die Heimatstadt meiner Mum. Bevor mein Leben vollkommen auf den Kopf gestellt und durcheinandergewirbelt wurde, weil ich herausgefunden habe, dass ich eine Hexe bin.

Ja, ihr habt richtig gelesen. Und nein, ich fliege nicht auf einem Besen durch die Gegend oder verwandle Leute in Frösche und löffle mein Abendessen direkt aus einem Kupferkessel. Ein paar Familien in Fairhollow tragen ein Hexen-Gen in sich, und meine scheint eine von ihnen zu sein.

Wer über dieses Hexen-Gen verfügt, wird mit einer bestimmten Gabe geboren und kann sich zum Beispiel unsichtbar machen, Energie bündeln oder sich durch Wände bewegen. Ich habe eine ganz besondere Fähigkeit: Ich bin eine Empathin, was bedeutet, dass ich spüren kann, wie sich andere Menschen fühlen – und manchmal auch, was sie denken. Das ist nicht so cool, wie es sich vielleicht anhört. Mit einem Mal ist nämlich alles in meinem Leben – auch eine Klassenfahrt – furchtbar kompliziert. Zum Beispiel weiß ich wirklich nicht, wie ich damit umgehen soll, dass sich die anderen Junghexen in meiner Schule für die dunkle Seite entschieden haben.

»Ich hab gehört, dass in Mad Bess Woods ein Mädchen ermordet wurde«, verkündet Izzy laut von der hinteren Busreihe.

»Ja«, stimmt Izzys Schoßhündchen Vivien ihr mit mürrischer Miene zu. »Daher hat der Wald auch seinen Namen. Angeblich wurde die Kleine vom Geist eines viktorianischen Waisenmädchens namens Bess in den Tod gelockt. Bess war verrückt. Alle nannten sie Mad Bess.«

Neben mir stößt meine Freundin Holly, die auch eine Hexe ist, ein dramatisches Seufzen aus. »Wenn sie sich schon Geschichten ausdenken, dann könnten sie wenigstens ihre Fantasie ein bisschen spielen lassen. Das war die lahmste Story aller Zeiten.«

Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen. Holly ist die größte Leseratte, die ich kenne. Ich wette, wenn Ärzte in ihr Gehirn schauen würden – im Dienste der Medizin oder so –, dann sähe ihr Gedächtnis genauso aus wie eine Bibliothek, mit endlosen Regalen, voll mit all den Büchern, die sie schon gelesen hat.

»Ganz genau«, dröhnt Bens Stimme von hinten durch den Bus. »Man hat ihre Leich echt an ’nem Baum baumelnd entdeckt und sie war ganz tot und so.«

Ben ist Izzys anderes Schoßhündchen: jede Menge Muskeln, aber kein Hirn. Und bis vor Kurzem auch keine Augenbrauen – dank eines kleinen »Unfalls«, den Holly mit einem Bunsenbrenner inszeniert hat.

Plötzlich spüre ich ein Zittern rechts neben mir und blicke über den Gang zu Eve. Wie gewöhnlich sitzt sie alleine und starrt finster durch ihre riesigen Brillengläser auf die Rückenlehne des Sitzes vor ihr. Sie ist kerzengerade aufgerichtet und ihr Gesicht ist so weiß wie ein Laken.

Ich will mich zu ihr lehnen und sie fragen, ob alles in Ordnung ist, aber dann zögere ich. Eve wirkt immer so unnahbar, so verschlossen. Anstatt etwas zu sagen, hole ich deshalb nur tief Luft, entspanne meinen Körper und konzentriere mich ganz auf Eve. Ich will meine Gabe als Empathin nutzen, um herauszufinden, was sie fühlt. Ich stelle mir vor, wie ich eine riesige Holztür entriegle und Eve hindurchtritt. Eine Woge der Furcht bricht über mich herein. Sie ist so mächtig, dass ich die Tür wieder zuknallen muss. Besorgnis erfüllt mich – und die stammt allein von mir.

»Na … dann wird es ja bestimmt ein spaßiger Ausflug«, sage ich aufmunternd und lehne mich über den Gang zu Eve.

Eve antwortet mir mit dem winzigsten Kopfnicken der Welt und starrt weiter auf die Rückenlehne.

»Was hast du gesagt, Nessa?«, ruft Izzy mir durch den Bus zu.

Mir wird ganz schwer ums Herz. Seit sich die Sache zwischen uns in Tante Claras Küche zugespitzt hat und Holly und ich ihr gezeigt haben, wie stark unsere Kräfte sind, haben uns Izzy und die anderen Bluthexen in Ruhe gelassen. Izzy hat seit Monaten nicht mehr mit mir gesprochen.

»Ist es nicht schön, wie sich bei einer Klassenfahrt immer alle finden, die nirgendwo dazugehören?«, reizt sie mich weiter. Ich drehe mich um und schaue sie an: blonde Locken, Grübchen und ein süßes Lächeln. Ein widerlich süßes Lächeln. Wenn die anderen doch nur wüssten, wie böse sie in Wahrheit sein kann.

»Ja, wirklich schön«, plappert Vivien ihr nach und presst ihre dünnen Lippen zusammen, der säuerliche Gegensatz zu Izzys süßem Lächeln.

Ich schaue Holly an und erkenne das gleiche Stirnrunzeln auf ihrem Gesicht wie auf meinem.

»Wie eine Herde Schafe«, sagt Izzy und kichert.

»Warum ist sie bloß so?«, flüstere ich Holly zu. »Warum ist sie auf einmal so mutig?«

»Ich weiß es nicht. Aber wenn sie nicht gleich die Klappe hält, dann stopfe ich ihr das hier in den Mund!« Holly zieht ein riesiges gebundenes Buch aus ihrem Rucksack. »Die Komplettausgabe von Der Herr der Ringe«, fügt sie hinzu. »Achthundertneunundsiebzig Seiten.«

Ich lache. »Ja, das dürfte genügen.«

»Ihr solltet im Wald lieber vorsichtig sein, Mädels«, ruft Izzy. »Geister lieben es, einsame Freaks wie euch heimzusuchen.«

Ich schaue zu Eve hinüber. Sie starrt immer noch geradeaus, aber jetzt hat sie die Fäuste auf ihrem Schoß geballt. Dann kommt mir plötzlich ein furchtbarer Gedanke und ich drehe mich wieder zu Holly um.

»Glaubst du, Izzy benimmt sich so, weil sie weiß, dass wir meilenweit von Tante Clara entfernt sind? Glaubst du, sie denkt, dass wir ohne sie schwächer sind?«

Holly entgleisen die Gesichtszüge. »Ich wette, du hast recht. Sie denken, sie hätten die Oberhand, weil sie zu dritt sind und wir nur zu zweit.«

Mir wird ganz übel, als ich mich daran erinnere, was Tante Clara uns über die Blut- und Silberhexen erzählt hat. Darüber, dass sie in jeder Generation darum wetteifern, ihre Penta – den Kreis der fünf Hexen – als Erste zu vollenden, damit sie ihre Kräfte nicht verlieren. In unserer Generation sind die Bluthexen schon zu dritt, wir Silberhexen erst zu zweit. Die Seite, die zuerst zu fünft ist, gewinnt, während die anderen Hexen ihre Kräfte verlieren.

»Na ja, dann müssen wir ihnen eben zeigen, dass wir uns wehren können, falls sie irgendetwas Fieses versuchen.« Ich richte mich gerade auf meinem Sitz auf. In den vergangenen Monaten, seit Tante Clara uns verraten hat, dass sie früher auch eine Silberhexe war, hat sie Holly und mir dabei geholfen, unsere jeweilige Gabe besser zu meistern. Sie hat Holly beigebracht, wie sie ihre Fähigkeit, Energie zu bündeln, besser kontrollieren kann, ohne gleich sämtliche elektrischen Haushaltsgeräte in die Luft zu jagen. Mir hat sie gezeigt, wie ich meine Kräfte als Empathin besser einsetzen kann, indem ich mir eine Tür vorstelle, die mir dabei hilft, die Gefühle anderer Menschen abzuhalten, die mich sonst überfluten würden.

Im vorderen Teil des Busses steht MrMatthews von seinem Sitz auf. Wie üblich steht sein drahtiges weißes Haar in alle Richtungen ab und sein zerknitterter Anzug schlackert um seinen dünnen Körper. Er fingert an dem Mikrofon in seiner Hand herum, und ein kreischender Rückkopplungseffekt schrillt so laut durch den Bus, dass alle von den Sitzen hochschrecken.

»Hopsala«, trällert er ins Mikrofon und seine Stimme dröhnt aus den Lautsprechern. Ich bin mir nicht ganz sicher, warum die Schule beschlossen hat, MrMatthews auf diese Klassenfahrt zu schicken. Irgendwie kann ich mir nicht richtig vorstellen, wie er uns unerschrocken durch die Wälder führt. Zum Glück begleitet uns auch unsere Sportlehrerin Miss Black. Vielleicht ist MrMatthews auch nur mitgekommen, weil ihm die Aussicht gefiel, in ruhigerer Umgebung ein paar Klassenarbeiten zu korrigieren.

»Ich habe aufregende Neuigkeiten, meine Damen und Herren«, verkündet MrMatthews und diesmal ist sein Mund ein bisschen weiter vom Mikrofon entfernt. »Wir werden Mad Bess Woods in Kürze erreichen – das Abenteuer kann beginnen! Oh, hoppla …« Der Bus biegt um eine scharfe Kurve und MrMatthews landet schwungvoll auf Miss Blacks Schoß. »Bitte entschuldigen Sie«, nuschelt er, immer noch ins Mikrofon.

Ich blicke Holly an und schüttle den Kopf. »Irgendetwas sagt mir, dass die längsten drei Tage aller Zeiten vor uns liegen.«

»Ja. Sogar noch länger als das Wochenende, das ich mit meinen Eltern in Rom verbracht habe. Damals hatte ich nichts anderes zu lesen als italienische Bücher.«

»Ich wusste gar nicht, dass du Italienisch kannst.«

Holly seufzt. »Kann ich auch nicht.«

Der Bus rumpelt über einen holprigen Feldweg in den Wald. Der Himmel war vorhin schon bewölkt, aber jetzt, umgeben von den turmhohen Bäumen, ist es im Bus beinahe so dunkel wie in der Nacht. Die Baumstämme sind knorrig und verwachsen und sehen aus, als seien Gesichter in ihre Rinde geschnitzt. Gequälte, heulende Gesichter.

Angeblich ist Mad Bess Woods einer der ältesten Wälder im ganzen Land. Er verdankt seinen Namen Lady Elizabeth Thomas, die vor Hunderten von Jahren in einem hochherrschaftlichen Anwesen ganz in der Nähe wohnte. Als ihr Sohn im Alter von sieben Jahren starb, ist sie vor Trauer verrückt geworden und monatelang weinend durch den Wald gestreift. Zumindest stand das bei Wikipedia.

Während der Bus weiter über den Feldweg holpert, beginnen alle, in den Gepäckfächern nach ihren Jacken und Taschen zu kramen. Alle außer Eve, die auf ihren Schoß hinunterblickt und leise vor sich hin flüstert. Ich stelle mir schnell vor, wie sich die Tür in meinem Kopf wieder öffnet und empfinde überwältigende Dankbarkeit. Eve hat keine Angst mehr – sie ist erleichtert. Aber warum?

Schließlich biegt der Bus auf eine weite Lichtung ab. Rechts von uns sehe ich ein verblasstes Schild mit der Aufschrift WILLKOMMEN AUF DEM CAMPINGPLATZ MAD BESS. Oder zumindest sollte das dort stehen. Allerdings fehlt der Großteil des »B« in »Bess«, deshalb sieht es aus wie CAMPINGPLATZ MADnESS – Campingplatz des Wahnsinns.

Holly blickt mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Ich hoffe, das ist kein böses Omen.«

MrMatthews steht wieder von seinem Sitz auf. »In Ordnung, Kinder, wir steigen jetzt ganz anständig aus. Wenn alle auf den vorderen Plätzen bitte zuerst aussteigen würden und die Hinteren noch warten?«

Aber Izzy, Vivien und Ben befinden sich bereits in der Mitte des Gangs. Als sie unsere Sitzreihe erreicht, bleibt Izzy stehen und schaut auf mich herunter. Ihre hellblonden Locken fallen in perfekten Kringeln um ihr Gesicht. Sie sieht wirklich wunderschön aus − zumindest auf den ersten Blick. Es dauert jedoch meist nicht lange, bis man die Härte in ihrem Inneren erkennt, die sich in ihren kantigen Wangenknochen und dem spitzen Kinn widerspiegelt.

»Seid lieber vorsichtig, ihr Freaks«, flüstert sie. »Campen kann ziemlich gefährlich sein, wenn man nicht weiß, worauf man achten muss.«

Hass bohrt sich in meine Magengrube wie ein Nest aus sich windenden Schlangen. Mist! Ihre Gefühle durchbrechen meine Schutzmauer. Ich stelle mir meine Tür vor, aber sie steht einen Spalt offen.

Izzy lacht gehässig. »Das wird so ein Spaß.«

Ich höre, wie Vivien hinter ihr ebenfalls lacht, und spüre, wie sich der Hass langsam meine Kehle hinaufschlängelt und mich von innen erstickt. Ich wende den Blick von den beiden ab, schaue aus dem Fenster und sehe einen mächtigen Baum. Er erinnert mich an meinen Lieblingsbaum in Fairhollow, eine alte Eiche. Ich stelle mir vor, wie ich daruntersitze und ihre Stärke in mir aufnehme, und der Hass beginnt zu verblassen. Ich knalle die Tür in meinem Kopf zu und springe auf. Ich kann nicht zulassen, dass die Bluthexen gewinnen.

»Du machst mir keine Angst«, zische ich Izzy hinterher, aber sie steigt bereits aus dem Bus.

Nachdem wir alle ausgestiegen sind und der Bus den Feldweg wieder hinuntergerumpelt ist, versammeln wir uns um die beiden Lehrer.

Mr Matthews zückt den Bleistift, der hinter seinem Ohr steckt. »Gut, zuerst müssen wir …« Er runzelt die Stirn und blickt auf sein Klemmbrett. »Wir müssen …«

»Wir müssen unsere Zelte aufstellen«, unterbricht Miss Black ihn und verschränkt ihre kräftigen Arme vor der Brust. Gerüchten zufolge besitzt sie einen schwarzen Gürtel in Karate und ist Boxchampion. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob das wahr ist, aber ich würde mich definitiv nicht auf einen Kampf mit ihr einlassen. »Ich möchte, dass ihr eure Zelte am Rand der Lichtung in einem Kreis aufbaut. Wer zuerst fertig ist, gewinnt einen Preis.«

Ein aufgeregtes Raunen geht durch die Klasse.

»Ich wette, es ist irgendein total langweiliger Wanderkram«, flüstert Holly. »Ein Kompass oder so.«

»Gut, gut«, sagt Mr Matthews und blättert immer noch durch die Papiere an seinem Klemmbrett. »In Ordnung, dann also auf die Plätze, fertig –« Miss Black bläst so kräftig in die Trillerpfeife, die ständig um ihren Hals hängt, dass Mr Matthews vor Schreck seinen Bleistift fallen lässt.

Ich schaue zu dem Zelt vor meinen Füßen hinunter. Es hat Tante Clara und meiner Mum gehört, als sie noch Kinder waren. Als Tante Clara uns angeboten hat, es auf unsere Klassenfahrt mitzunehmen, war ich wirklich gerührt. Wenn deine Mum stirbt, wenn du noch ganz klein bist, neigst du dazu, dich an jedes noch so winzige Erinnerungsstück zu klammern.

Holly öffnet den Reißverschluss der Tasche und zieht die Zeltstangen heraus. Wir fangen an, sie zusammenzustecken. Neben uns beginnt auch Eve, ihr Einpersonenzelt auszupacken. Sie tut mir richtig leid. Falls unser Zelt groß genug ist, schlage ich ihr vielleicht vor, dass sie bei uns schläft. Ich blicke über die Lichtung zu Izzy, Vivien und Ben. Man sollte meinen, dass sie zu dritt schon fast fertig sind, aber sie haben noch nicht mal angefangen. Stattdessen lassen sie den Blick mit einem fiesen Grinsen im Gesicht über den Rest der Klasse wandern. Oh, sollen sie doch machen, was sie wollen. Ich schnappe mir die Zeltplane und beginne, sie über dem Gestänge auszubreiten.

»Wir sind fertig, Sir!«, ruft Izzy eine Sekunde später.

Ich starre sie verdutzt an. Wie können sie schon fertig sein? Sie hatten doch noch nicht mal angefangen! Aber die drei stehen tatsächlich mit strahlendem, selbstgefälligem Lächeln vor ihren Zelten.

Mr Matthews sieht genauso verwirrt aus, wie ich mich fühle. »Was? Oh, ich muss schon sagen. Wie um alles in der Welt …?« Dann lacht er. »Gut gemacht. Wirklich gut gemacht.«

Ich schaue Holly an, und mir rutscht das Herz in die Hose, als mir klar wird, was gerade passiert sein muss. »Izzy muss die Zeit verwandelt haben«, flüstere ich. Als Zeitwandlerin besitzt Izzy die Fähigkeit, die Zeit langsamer verstreichen zu lassen.

Holly nickt. »Warum muss sie ausgerechnet diese Gabe haben?«, seufzt sie. »Das ist nicht fair.«

»Können wir jetzt bitte unseren Preis haben, Sir?«, fragte Vivien.

»Ja, ja, natürlich.« Mr Matthews kratzt sich am Kopf und sieht sich nach Miss Black um. »Wissen Sie, ähm, wissen Sie, was wir für einen Preis haben?«

Miss Black greift seufzend in ihre Tasche.

Ich mache meiner Frustration Luft, indem ich energisch einen Hering in den Boden hämmere. Warum bekommen sie fürs Schummeln auch noch einen Preis? Doch dann sehe ich, worum es sich handelt, und kann ein Grinsen nicht unterdrücken.

»Bitte schön, Mädchen – und Ben«, sagt Miss Black. »Mit diesen Wimpeln könnt ihr eure Zelte dekorieren.« Sie reicht ihnen mehrere rosa Wimpelgirlanden mit kleinen Häschen darauf.

Holly fängt an zu kichern. »Was für ein lahmer Preis! Der ist sogar noch schlimmer als ein Kompass.«

Den wütenden Blicken nach zu urteilen, mit denen sie die Girlanden anfunkeln, scheinen Izzy und die anderen genau dasselbe zu denken.

»Na, jetzt macht schon«, ruft Holly ihnen zu. »Dann sehen eure Zelte gleich viel hübscher aus.«

Jetzt funkelt Izzy uns wütend an. Ich schenke ihr ein zuckersüßes Lächeln.

Während Holly und ich weiter unser Zelt aufbauen, denke ich an meine Mum und stelle mir vor, wie sie und Clara in unserem Alter campen gegangen sind. Ich stelle mir vor, wie Mums Hände die Zeltplane an derselben Stelle berühren wie meine, und mir wird ganz warm ums Herz.

Neben uns fechten David und James mit ihren Zeltstangen. David hat ganz spitzes Haar und albert ständig nur herum. Ernsthaft, man könnte ihn zu einer Beerdigung schicken, und er würde trotzdem noch einen Weg finden, einen Scherz zu machen.

Holly sieht mich an und schüttelt den Kopf. »Die längsten drei Tage aller Zeiten.«

»Hört auf damit, Jungs«, höre ich Miss Blacks strenge Stimme.

»Entschuldigung, Miss«, sagt David. »Wir haben nur …« Er verstummt und schaut sich mit verdutzter Miene um.

Ich folge seinem Blick. Miss Black scheint überhaupt nicht in unserer Nähe zu sein.

»Hast du Miss Black auch gehört?«, fragt er James.

James nickt und starrt David verwirrt an.

Vivien stolziert lächelnd an uns vorbei. »Muss wohl ein Gespenst gewesen sein«, sagt sie.

»Sie hat sie nachgeahmt«, flüstere ich Holly zu.

Holly nickt. »Noch so eine verschwendete Gabe«, erwidert sie wehmütig. »Aber vielleicht müssen wir uns wegen der drei bei diesem Ausflug ja doch keine Sorgen machen, wenn sie ihre Kräfte so einsetzen wollen.«

Miss Black taucht hinter den Toilettenhäuschen auf der anderen Seite der Lichtung auf. David und James bauen schweigend ihr Zelt auf.

»Mein Rucksack!«, ruft Eve plötzlich, ihre Stimme schrill vor Panik.

Ich drehe mich zu ihr um. Eves Zelt steht und sie blickt sich hektisch um. »Er war eben noch hier und jetzt ist er verschwunden.«

»Bist du sicher?«, frage ich sie und gehe zu ihr. »Du hast ihn nicht im Bus vergessen?«

Eve schüttelt den Kopf, die Augen hinter der Brille weit aufgerissen. »Nein, ich habe eben noch die Aufbauanleitung für das Zelt aus dem Rucksack geholt. Er war genau hier.« Sie zeigt auf den Boden vor ihren Füßen. »Jemand muss ihn weggenommen haben.«

»Ist alles in Ordnung?«, ruft Miss Black uns zu.

»Nein. Mein Rucksack ist verschwunden.« Eve wirkt völlig verstört. »Da ist mein Handy drin, meine Klamotten und alles.«

Miss Black kommt zu uns. »Na, er kann ja nicht weit sein.« Sie wendet sich an den Rest der Klasse. »Hat irgendjemand Eves Rucksack gesehen?«

Alle schütteln den Kopf.

»Ich verstehe das nicht«, sagt Eve mit zitternder Stimme. »Vor einer Sekunde war er noch hier. Wie kann er nur einfach so verschwinden?«

Ich blicke zu Izzy hinüber und sie schaut mich unverwandt an. Ihre blassgrünen Augen leuchten amüsiert. »Das muss wohl der Geist von Mad Bess gewesen sein«, sagt sie leise.

Plötzlich habe ich das Gefühl, sehr weit von zu Hause fort zu sein.

Hoch über mir beginnt eine Krähe in den Baumkronen zu krächzen.

»Zuallererst braucht ihr Kleinholz«, erklärt Mr Matthews.

Es ist Abend, und wir sitzen alle im Kreis in der Mitte der Lichtung und lernen, wie man ein Lagerfeuer entzündet. Bisher mussten wir dafür im Wald nach trockenem Laub, Moos und Stöcken in allen erdenklichen Formen und Größen suchen. Holly und ich werfen unsere Zweige und Rindenstücke in das kleine Loch vor uns, das wir in den Boden gegraben haben.

»Achtet darauf, es gut zu verteilen. Das Feuer braucht Platz, um sich auszubreiten.« Mr Matthews beginnt, im Kreis herumzugehen und unsere Versuche zu begutachten. Er hat sich umgezogen und seinen Anzug gegen einen uralten Trainingsanzug und ein Paar abgenutzte Wanderstiefel getauscht. »Sehr gut. Sehr gut«, lobt er jedes Mal, wenn er an einer Feuerstelle vorbeigeht. »Und jetzt platziert euren Zunder auf dem Kleinholz.«

Vorsichtig legen wir unsere Blätter und das Moos auf die Zweige.

»Und jetzt dürft ihr den Zunder anzünden!«, verkündet Mr Matthews so dramatisch, als würde er die Eröffnung des Parlaments bekannt geben.

»Das mache ich«, sage ich und schnappe mir unsere Streichholzschachtel. Obwohl sich Holly beim Energiebündeln inzwischen viel besser unter Kontrolle hat, werde ich auf keinen Fall das Risiko eingehen, mir die Augenbrauen zu versengen.

»Wenn du darauf bestehst«, seufzt sie.

Ich zünde das Streichholz an und halte es unter ein Bündel Blätter. Die Flamme schießt blitzschnell in die Höhe. Holly kichert.

»Warst du das?« Ich blicke sie stirnrunzelnd an.

»Ich wollte nur helfen«, erwidert sie. »Aber wo wir gerade davon sprechen: Ich frage mich, wie Izzy zurechtkommt.«

Auf der anderen Seite der Lichtung flackern winzige Flammen wie orangefarbene Zungen über Izzys Zunder. Holly legt die Stirn in Falten und rümpft die Nase. Die Flammen erlöschen. Ben entzündet ein Streichholz und wirft es auf die Blätter. Wieder züngeln winzige Flammen – und wieder erlöschen sie urplötzlich.

Ich sehe Holly an und grinse. »Bist du das?«

Sie nickt. »Nach allem, was sie sich heute schon geleistet haben, finde ich, es ist an der Zeit, sie daran zu erinnern, dass sie nicht die Einzigen sind, die magische Kräfte besitzen.«

»Das finde ich auch«, stimme ich ihr zu, auch wenn ich mich gleichzeitig frage, ob es für uns als Silberhexen wirklich richtig ist, unsere Gabe für solche Streiche einzusetzen. Wir sollen unsere Kräfte schließlich nur dafür verwenden, Gutes zu tun. Obwohl man natürlich argumentieren könnte, dass es etwas sehr Gutes ist, Izzy, Vivien und Ben einen Denkzettel zu verpassen. Ich beobachte, wie die Flammen in Izzys Feuerstelle emporzüngeln und sofort wieder erlöschen.

»Was machst du denn?«, blafft sie Ben an. »Los, gib her.« Sie reißt ihm die Streichholzschachtel aus der Hand.

»Oh, das wird ein Spaß«, murmelt Holly und starrt Izzy hoch konzentriert an.

Izzy entzündet ein Streichholz und die Flamme schießt nach oben und versengt ihr beinahe den Pony. Sie kreischt erschrocken und lässt das Streichholz auf den Boden fallen, wo es sofort mit einem Zischen ausgeht.

»Gut gemacht«, lobt Mr Matthews, geht neben uns in die Hocke und legt eine Hand auf meine Schulter. »Wirklich sehr gut.« Dann setzt er seine Runde durch den Kreis fort und begutachtet sämtliche Feuerstellen, bis er schließlich Izzys erreicht. »Oh weh.«

»Irgendwas stimmt mit unseren Streichhölzern nicht«, beklagt sich Izzy.

Holly lacht. »Wie lautet noch mal das Sprichwort, Sir? Ein schlechter Brandstifter schimpft immer auf seine Streichhölzer?«

Mr Matthews lächelt. »Ein schlechter Handwerker schimpft immer auf sein Werkzeug.« Izzy setzt eine finstere Miene auf.

»Mach dir nichts draus«, rufe ich ihr zu. »Ihr könnt schließlich nicht bei allem die Besten sein. Und, hey, immerhin habt ihr ja die Häschen-Wimpel gewonnen.«

Unsere Flammen flackern in der Feuerstelle auf, als würden sie lachen, und halten das böse Funkeln von der anderen Seite der Lichtung in Schach.

Nach dem Abendessen – schwarz verkohlte Würstchen, über dem eigenen Feuer gebraten und überraschend lecker – verkündet Mr Matthews, es sei Zeit für Geschichten.

»Die Tradition, sich am Lagerfeuer Geschichten zu erzählen, reicht bis zum Anbeginn der Menschheit zurück«, sagt er. »Sie gab den Mitgliedern eines Stammes die Möglichkeit, zusammenzuwachsen, Ideen auszutauschen und –«

»Möchte vielleicht irgendjemand anfangen?«, unterbricht Miss Black ihn.

Izzy knufft Ben in die Seite.

»Ich«, sagt er sofort.