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Tag für Tag begleitet Katharina Barth-Duran ihre Leserinnen und Leser durch den Advent, die Weihnachtszeit und bis zum 6. Januar. In kurzen Bibelimpulsen und Meditationen oder persönlichen Anekdoten erzählt die Autorin von Erwartungsvollen und Hoffnungsgrünen, Gerechtigkeits- und Friedensbringerinnen, Freudenbotinnen und Lichtträgerinnen, Gebärenden und Neugeborenen, Hirtinnen und Engeln, Sternsingerinnen und Königinnen. Die Hauptdarstellerinnen dieses Adventsbuches sind Frauen, die uns alltäglich begegnen können, oder auch eher unbekannte Heilige wie Ottilia. Ihre Geschichten vermitteln Impulse aber auch kleine Ideen zur persönlichen Gestaltung der eigenen Adventszeit, in der das göttliche Kind in und unter uns wieder neu geboren sein will.
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Seitenzahl: 78
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Katharina Barth-Duran
Die Hoffnung weitertragen
Frauenwege im Advent –
Eine spirituelle Begleiterin
© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2024
Alle Rechte vorbehalten
www.herder.de
Die Bibeltexte sind entnommen aus:
Die Bibel. Die Heilige Schrift
des Alten und Neuen Bundes.
Vollständige deutsche Ausgabe
© Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2005
Umschlaggestaltung: Sabine Hanel, Gestaltungssaal, Rohrdorf
Umschlagmotiv: © saemilee/GettyImages, © ulimi/GettyImages
Illustrationen im Innenteil: Donatus Duran Perez
E-Book-Konvertierung: Carsten Klein, Torgau
ISBN Print 978-3-451-39677-9
ISBN E-Book (EPUB) 978-3-451-83424-0
für Dorothea
meine Freundinnen und
Wegbegleiter:innen
und alle, die mir helfen,
meine Hoffnung weiterzutragen
Zu Beginn
1. Adventswoche – Erwartungsvolle und Hoffnungsgrüne
1. Adventssonntag
Montag – 1. Adventswoche
Dienstag – 1. Adventswoche
Mittwoch – 1. Adventswoche
Donnerstag – 1. Adventswoche
Freitag – 1. Adventswoche
Samstag – 1. Adventswoche
2. Adventswoche – Gerechtigkeits- und Friedensbringerinnen
2. Adventssonntag
Montag – 2. Adventswoche
Dienstag – 2. Adventswoche
Mittwoch – 2. Adventswoche
Donnerstag – 2. Adventswoche
Freitag – 2. Adventswoche
Samstag – 2. Adventswoche
3. Adventswoche – Freudenbotinnen und Lichtträgerinnen
3. Adventssonntag – Gaudete
Montag – 3. Adventswoche
Dienstag – 3. Adventswoche
Mittwoch – 3. Adventswoche
Donnerstag – 3. Adventswoche
Freitag – 3. Adventswoche
Samstag – 3. Adventswoche
4. Adventswoche – Gebärende und Neugeborene
4. Adventssonntag
Montag – 4. Adventswoche
Dienstag – 4. Adventswoche
Mittwoch – 4. Adventswoche
Donnerstag – 4. Adventswoche
Freitag – 4. Adventswoche
24. Dezember – Heiligabend
25. Dezember – 1. Weihnachtstag
26. Dezember – 2. Weihnachtstag
Zwischen den Jahren – Hirtinnen und Engel
27. Dezember
28. Dezember – »Unschuldige Kinder«
29. Dezember
30. Dezember
31. Dezember – Silvester
Wege ins neue Jahr – Sternsingerinnen und Königinnen
1. Januar – Neujahr
2. Januar
3. Januar
4. Januar
5. Januar
6. Januar
Sich Weitertragen lassen …
Die Autorin
Ihr Lieben,
vor mir und uns liegen Adventswege, Sehnsuchts- und Hoffnungswege.
Mystikerinnen und Gottsucherinnen früherer Zeiten sprachen von der Geburt des göttlichen Kindes in uns.
Nicht nur eine Jungfrau Maria damals, auch wir sollen schwanger gehen mit Gott und immer wieder neu Jesus zur Welt bringen.
Gerade wir Frauen sind nahe dran an den Geschehnissen von Schwangerschaft und Geburt. Unsere eigenen Lebenserfahrungen können uns dieses Bild einer göttlichen Geburt in uns sehr innig nachempfinden lassen.
Bei allen persönlichen Krisen, bei allem Unheil, Gewalt und menschengemachten Katastrophen der Welt, ist es immer noch ein großes Wunder und weckt unsere Hoffnung auf Zukunft, wenn Eltern ein Kind erwarten.
Es ist auch eine große Sehnsucht, mit der das jüdische Volk damals seinen Messias erwartet hat:
»Unser Erlöser von alters her ist dein Name«, schreibt der Prophet Jesaja, und: »Reiß doch den Himmel auf und steig herab!«
(Jes 63,16.19)
Vielleicht wird auch uns wieder deutlicher, dass wir uns nicht selbst erlösen können. Vielleicht wird auch unter uns Menschen von heute wieder die alte Sehnsucht nach Erlösung wach: »Alles beginnt mit der Sehnsucht!«
Frauenwege im Advent sind Hoffnungswege. Es gilt das kleine Mädchen Hoffnung in uns wiederzuentdecken. Dieses kleine Mädchen Hoffnung, von dem Charles Péguy schreibt, dass es selbst Gott mehr erstaunt als die großen Schwestern Glaube und Liebe. Wie können wir dieses kleine Mädchen Hoffnung wieder in uns wachsen lassen?
Unsere Zeit braucht die Hoffnung der Frauen, ihr ganzheitliches Denken und ihre Möglichkeiten, ihre Spiritualität, ihre Gottesbeziehung und Gottesebenbildlichkeit, ihre geistige Kraft und Fantasie, ihre Hingabe, Neues zur Welt zu bringen, ja Gott selbst immer wieder neu zur Welt zu bringen.
»Frauenwege im Advent« – unter dieser Überschrift sammeln sich Lebenserfahrungen in Hoffnungsgeschichten, Poesie und Visionen, die in Verbindung zu unserer biblischen Tradition stehen, aber auch in Adventsbräuchen und der Gestaltung dieser besonderen Zeit zu sehen sind. Impulse für jeden Tag wollen uns einen Weg weisen, das göttliche Kind immer wieder neu in uns zu empfangen und zur Welt zu bringen.
von Herzen
katharina
Du mutest uns viel zu
Jesus
mutest uns zu
mit unerschütterlichem Glauben
unsere Erlösung wahrzunehmen
und wachsam zu bleiben
Anzunehmen
dass unsere Erlösung nahe ist
inmitten apokalyptischer Zustände
und Weltuntergangsgeschehen
menschengemachtem
uns aufzurichten
und das Haupt zu erheben
den ganz Anderen im Blick
Du scheinst schon damals
gewusst zu haben
was Leib und Seele guttut
sie heilen kann
mit einem sicheren Gespür
für Embodiment
so nennt es die heutige Psychologie
als wär’s was Neues
dass unsere leibhaftigen Regungen
das Wahrnehmen unseres Körpers
mit Geist und Seele verwoben sind
Inmitten der Krise
statt den Kopf hängen zu lassen
und ihn einzuziehen
mit gebeugten Schultern
das Gegenteil einzuüben
lehrst du uns
das Haupt zu erheben
aufrecht zu bleiben
den Atem nicht anzuhalten
sondern fließen zu lassen
vielleicht sogar
das Halblächeln zu bewahren
Du mutest uns viel zu
Jesus
unsere äußere Haltung
soll mit unserem Innersten
in Einklang kommen
nicht weil wir uns etwas vormachen
sondern weil sie wahrhaftig ist
unsere Erlösung
durch dich
und dein zu uns Kommen
Gott will bei uns ankommen
versprichst du uns
und dass es nicht finster bleiben wird
so schauen wir noch im Dunkeln
vorwärts auf ein Licht
das uns nicht mehr loslassen will
nie mehr
»Aus Isais Stumpf aber sprosst ein Reis, ein Schössling bricht hervor aus seinem Wurzelstock. Auf ihm ruht der Geist des Herrn … An jenem Tag wird es geschehen: Der Spross aus Isais Wurzel steht da als ein Feldzeichen für die Völker. Die Völker werden ihn aufsuchen, und seine Ruhestätte wird herrlich sein.«
(Jesaja 11,1–2.10)
Vielleicht haben wir heute grüne Zweige vor uns oder einen Adventskranz und können an diesem 1. Adventssonntag eine Kerze anzünden und innehalten. Ein Licht, das uns trotz allem Dunkel nicht mehr loslassen wird.
Welch ein Hoffnungsbild schenkt uns der Prophet Jesaja! Aus dem toten Baumstumpf wächst ein junger Trieb. Neues Leben!
Was sie nicht zu hoffen wagten, erfüllt jüdische Frauen wie Mirjam, Anna oder Elisabeth vor der Geburt Jesu, aber auch die frühen Christinnen, Barbara und Lucia, später dann Heilige wie Ottilia oder die Frauen von heute in meinem Buch: Karin, Helena, Dorothea und Christiane. Schwestern, Töchter, Mütter und Großmütter, Freundinnen, Du und ich, wir alle sind versammelt im Blick auf das, was unsere Hoffnung zum Grünen bringen will.
Alles beginnt mit der Sehnsucht,
immer ist im Herzen Raum für mehr,
für Schöneres, für Größeres.
Das ist des Menschen Größe und Not:
Sehnsucht nach Stille,
nach Freundschaft und Liebe.
Und wo Sehnsucht sich erfüllt,
dort bricht sie noch stärker auf.
Fing nicht auch Deine Menschwerdung, Gott,
mit dieser Sehnsucht
nach dem Menschen an?
So lass nun unsere Sehnsucht
damit anfangen,
Dich zu suchen,
und lass sie damit enden,
Dich gefunden zu haben
Verfasserin unbekannt (1. Zeile: Nelly Sachs)
Mit unserem KDFB-Team hatte ich zu diesem anderen Advents-Gottesdienst eingeladen, und sie kamen zahlreich aus den verschiedensten Richtungen, auch diejenigen ohne Kirchen- oder Gemeindebezug.
Die Kirche strahlte im Kerzenschein, im Altarraum leuchtete ein großer Stern, darunter die noch leere Krippe und im Eingangsbereich eine lange Tafel, adventlich gedeckt, um alle willkommen zu heißen.
Während ich alle begrüßte, fiel mir eine Frau in den Blick, nicht jung, nicht alt, hochgewachsen und sehr schmal, unauffällig gekleidet, mit dunkelblauem Parka und einer Wollmütze auf dem Kopf.
Unscheinbar wäre sie geblieben, wenn sie nicht begonnen hätte, schon während meiner Begrüßung die Hände auszustrecken und fließend hin- und her-, auf- und abzuwiegen, wie bei einem orientalischen Tanz. Es ging nicht lange, dann stand sie im Kirchengang und ihre Füße tanzten einige Schritte nach vorne und wieder zurück. Eine unerwartete Tänzerin, die ich nach einer Weile leise bat, sich bei den gesprochenen Worten eher zurückzuhalten, um mit ihrem Tanz nicht die Aufmerksamkeit der anderen zu stören.
Ab da erhob sie sich nur noch zur Musik und zu den Liedern, um diese mit ihren tanzenden Bewegungen zu begleiten. Manchmal sah es danach aus, als wollte sie über die Bankreihen hinaus nach vorne tanzen. »Aufs Podest«, wie sie mir später erklärte, und meinte damit den Altarraum.
Meine innere Anspannung legte sich mit der Zeit. Ja, ich musste sogar schmunzeln und freute mich über ihre unerwartete Gratis-Zugabe zu unserem Gottesdienst.
Beim nächsten Mal wollte sie wieder dabei sein. Sie fühlte sich bei diesem anderen Gottesdienst willkommen, akzeptiert und geachtet, wie vielleicht nur selten in ihrem Leben.
»Alles beginnt mit der Sehnsucht«. Ich war glücklich, dass es uns gelungen war, auch der unerwarteten Advents-Tänzerin in unserer Kirche Raum zu geben.
Wie wäre es in diesem Advent einen Vorrat an Stille anzulegen, so etwas wie einen leisen Klangraum aus stillen Momenten in uns wachsen zu lassen?!
beim Binden eines Adventskranzes und beim Schmücken unserer Wohnungbeim Lauschen auf schöne Musikbeim sich Zeit nehmen für Kindheitserinnerungenwenn wir eine Kerze anzündenin der Stille an einem Krankenbett oder in einem Sterbezimmerin Gedenkminuten bei einer Beerdigung oder im Gedenken an Opfer von Kriegen und Katastrophenbei Rorate-Gottesdiensten mit Kerzenscheinin stillem Einvernehmen und stillem Glückbeim Einatmen des Dufts von frisch gebackenen Plätzchenbei Spaziergängen im Waldbeim Schreiben von Weihnachtspostbeim Herstellen besonderer Geschenke, handgemachtbei einer Mahlzeit in Achtsamkeit und Stillebei einem Abendspaziergang durch die beleuchtete Stadtbeim Blick zum Sternenhimmelbeim Anblick eines schlafenden Babysmit dem Kanon »Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft« (Psalm 62)bei einem wunderschönen Abendrot-Himmelbeim Einhalten einer Sonntagsruhenach dem Lesen einer Bibelstelle »Wie ein kleines Kind bei der Mutter ist meine Seele still in mir« (Psalm 131)indem wir Jesus folgen, der sagt: »Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus!« (Markus 6,31)in der Küche beim Kochen für unsere Lieben