3,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 0,99 €
Riskant und abenteuerlich: der packende Roman »Die Insel der Vulkane« von Wolfgang Hohlbein jetzt als eBook bei dotbooks. In den Tiefen des Ozeans bricht ein Vulkan aus. Nur mit knapper Not entkommen Mike und seine Freunde mit ihrem Tiefseeboot, der NAUTILUS. Doch andere hatten nicht so viel Glück: Auf einer nahegelegenen Insel wurde der Vulkanologe Delamere bei dem Unglück von seiner Familie getrennt – und die schwebt jetzt in größter Gefahr! Die Pahuma, der einheimische Volksstamm der Insel, haben die Familie gefangen genommen und wollen mit diesem Menschenopfer den Vulkangott besänftigen! Mike und seinen Freunden von der NAUTILUS bleibt nicht viel Zeit … Jetzt als eBook kaufen und genießen: Das zehnte Abenteuer aus Wolfgang Hohlbeins »Operation Nautilus«-Reihe für Leser ab 8 Jahren erlebt ihr in »Die Insel der Vulkane« hautnah mit. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 227
Über dieses Buch:
In den Tiefen des Ozeans bricht ein Vulkan aus. Nur mit knapper Not entkommen Mike und seine Freunde mit ihrem Tiefseeboot, der NAUTILUS. Doch andere hatten nicht so viel Glück: Auf einer nahegelegenen Insel wurde der Vulkanologe Delamere bei dem Unglück von seiner Familie getrennt – und die schwebt jetzt in größter Gefahr! Die Pahuma, der einheimische Volksstamm der Insel, haben die Familie gefangen genommen und wollen mit diesem Menschenopfer den Vulkangott besänftigen! Mike und seinen Freunden von der NAUTILUS bleibt nicht viel Zeit …
Über den Autor:
Wolfgang Hohlbein, 1953 in Weimar geboren, ist Deutschlands erfolgreichster Fantasy-Autor. Der Durchbruch gelang ihm 1983 mit dem preisgekrönten Jugendbuch MÄRCHENMOND. Inzwischen hat er 150 Bestseller mit einer Gesamtauflage von über 44 Millionen Büchern verfasst. 2012 erhielt er den internationalen Literaturpreis NUX.
Der Autor im Internet: www.hohlbein.de
Die Romane der Operation-Nautilus-Reihe:
Die vergessene Insel – Erster Roman
Das Mädchen von Atlantis – Zweiter Roman
Die Herren der Tiefe – Dritter Roman
Im Tal der Giganten – Vierter Roman
Das Meeresfeuer - Fünfter Roman
Die schwarze Bruderschaft – Sechster Roman
Die steinerne Pest – Siebter Roman
Die grauen Wächter – Achter Roman
Die Stadt der Verlorenen – Neunter Roman
Die Insel der Vulkane - Zehnter Roman
Die Stadt unter dem Eis - Elfter Roman
Die Rückkehr der Nautilus – Zwölfter Roman
Bei dotbooks erscheint von Wolfgang Hohlbein: Der weiße Ritter – Erster Roman: Wolfsnebel Der weiße Ritter – Zweiter Roman: Schattentanz Nach dem großen Feuer
Teufelchen Schandmäulchens Abenteuer
Ithaka Der Drachentöter
Saint Nick – Der Tag, an dem der Weihnachtsmann durchdrehte
NORG – Erster Roman: Im verbotenen Land
NORG – Zweiter Roman: Im Tal des Ungeheuers
***
eBook-Neuausgabe November 2018
Copyright © der Originalausgabe 1999 by Verlag Carl Ueberreuter, Wien
Copyright © der Neuausgabe 2018 dotbooks GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/solarseven, Digital Storm
eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (aks)
ISBN 978-3-96148-673-1
***
Damit der Lesespaß sofort weitergeht, empfehlen wir dir gern weitere Bücher aus unserem Programm. Schick einfach eine eMail mit dem Stichwort Operation Nautilus 10 an: [email protected] (Wir nutzen deine an uns übermittelten Daten nur, um deine Anfrage beantworten zu können – danach werden sie ohne Auswertung, Weitergabe an Dritte oder zeitliche Verzögerung gelöscht.)
Besuch uns im Internet:
www.dotbooks.de
www.facebook.com/dotbooksblog.dotbooks.de/
Wolfgang Hohlbein
Die Insel der Vulkane
Operation Nautilus – Zehnter Roman
dotbooks.
»Eines muss man Tarras' Technikern lassen: Sie haben ganze Arbeit geleistet!« Trautmans Stimme drang so dumpf und verzerrt aus dem Inneren des Instrumentenpultes, als spräche er in eine leere Konservendose hinein. So ganz falsch war dieser Vergleich auch nicht. Der weißhaarige Steuermann der NAUTILUS war bis über die Schultern in dem wuchtigen Pult verschwunden und klapperte emsig darin herum. Rings um ihn waren Hunderte von Einzelteilen und Werkzeugen auf dem Boden verteilt und ab und zu blitzte es im Inneren des Pultes auf und ein Schauer blauer Funken stob an Trautmans Schultern vorbei. Mike fragte sich schon seit einer geraumen Weile, was er darin eigentlich tat.
Schnaufend richtete sich Trautman auf, legte den Lötkolben beiseite, mit dem er im Inneren des Instrumentenpultes hantiert hatte, und wischte sich mit dem Handrücken nicht nur den Schweiß aus dem Gesicht, sondern produzierte auch einen schwarzen schmierigen Streifen, der sich diagonal über sein Gesicht zog und auch einen Teil seines Bartes färbte. »Ich brauche mindestens zwei Wochen, um diesen Schrott wieder auszubauen.«
»Dann sparen Sie sich doch die Arbeit«, sagte Ben. »Mich stören die paar zusätzlichen Schalter nicht«
»Aber mich«, antwortete Mike. »Und alle anderen auch. Wir haben doch darüber geredet, oder? Also fang nicht schon wieder an.«
Ben verdrehte die Augen, aber er widersprach zu Mikes Erleichterung auch nicht Sie hatten dieses Gespräch in den letzten Tagen weiß Gott oft genug geführt und Ben stand mit seiner Meinung ganz allein da. Was Mike und die anderen störte, das waren natürlich nicht die paar zusätzlichen Schalter, von denen Ben gesprochen hatte. Es war das, was sie bedeuteten. Tarras' Techniker hatten die Leistungsfähigkeit der NAUTILUS in den drei Monaten, in denen das Schiff in ihrer Gewalt gewesen war, nicht nur enorm gesteigert – sie hatten auch einige Dinge hinzugefügt, die vorher nicht da gewesen waren. Das Pult, an dem sich Trautman zu schaffen machte, gehörte dazu. Es war der Kampfstand, der Platz, von dem aus man die unterschiedlichen, aber allesamt verheerenden neuen Waffen des Schiffes abfeuern konnte.
Ben versuchte es wider besseres Wissen doch noch einmal. »Immerhin haben uns die Dinger das Leben gerettet«, nörgelte er.
»Und damit haben sie ihren Zweck erfüllt«, sagte Mike. »Wir brauchen sie nicht mehr. Die NAUTILUS ist kein Kriegsschiff. Wir behalten die Torpedos, die wir immer hatten, und bauen alle anderen Mordinstrumente aus, basta!«
»Wenigstens versuchen wir es«, mischte sich Trautman ein. Kopfschüttelnd und mit finsterem Gesicht blickte er auf das halb auseinander gebaute Pult hinab. »Ich fürchte, es ist gar nicht so einfach. Das Schlimme ist, dass ich nicht wirklich verstehe, was sie da gebaut haben.«
»Dann würde ich die Finger davon lassen«, sagte Ben rasch. »Wer weiß, welchen Schaden sie sonst noch anrichten!«
Mike seufzte. »Ben ... bitte!«
»So ganz Unrecht hat er nicht«, sagte Trautman. »Ich habe noch nicht ganz begriffen, was die atlantischen Techniker getan haben, aber dieses Teufelsding will mich anscheinend ärgern.« Er holte mit dem Fuß aus, wie um nach dem Pult zu treten, besann sich dann aber eines Besseren und ließ es bleiben. Der Kampfstand reagierte trotzdem mit einem ärgerlichen Zischen und einem Funkenschauer auf die Drohung und Trautman machte einen raschen Schritt nach hinten.
»Wie ich es sage«, maulte Ben. »Man sollte nicht an Dingen herumschrauben, von denen man nicht genau weiß, was sie überhaupt bedeuten.«
Ein überraschend komplizierter Satz, erklang eine Stimme in Mikes Gedanken. Wenigstens für Ben. Was meinst du: Ob er ihn noch einmal fehlerlos aussprechen kann?
Mike unterdrückte ein Grinsen und drehte sich herum, um nach Astaroth Ausschau zu halten. Der einäugige schwarze Kater lag lang ausgestreckt auf dem Kartentisch und spielte den Schlafenden, hatte aber offensichtlich jedes Wort ihrer Unterhaltung verstanden. Wenn man die Gedanken der Menschen in seiner Umgebung lesen konnte, war das allerdings auch kein Kunststück.
»Schnüffelt er wieder in meinem Kopf herum?«, fragte Ben ärgerlich.
Ich? empörte sich Astaroth. Wofür hält er mich? Das tue ich mir doch nicht an! Weißt du, was er zum Beispiel gerade über dich gedacht hat? Er hält dich für ein –
»Das reicht, Astaroth«, sagte Mike streng. Er war der Einzige an Bord, der die telepathische Stimme des Katers verstand, und so praktisch dies war, erwies es sich auch oft genug als Last. Astaroth war nämlich nicht nur der mit Abstand intelligenteste Kater der Welt, er war auch der schwatzhafteste. Laut und an Ben gewandt fügte Mike hinzu: »Nein, das hat er nicht. Aber er hat heute anscheinend wieder einen seiner lustigen Tage.«
Du hast mich noch nicht erlebt, wenn ich wirklich zum Scherzen aufgelegt bin, drohte Astaroth und öffnete träge sein einziges Auge. Mike zog es vor, lieber nicht über diese Bemerkung nachzudenken. Vielleicht war es sowieso besser, wenn er den Raum verließ. Die Stimmung war nicht sonderlich gut. Trautman war gereizt, weil er seit Tagen an den Instrumenten herumbastelte, ohne wirklich zu seinem Ziel zu kommen, und Ben hatte sich wohl darauf verlegt, den großen Nörgler zu spielen um sie von ihrem Vorhaben abzubringen. Und auch er selbst war nicht unbedingt in der allerbesten Laune. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich herum und verließ den Salon.
Er wollte zu seiner Kabine gehen, entschied sich dann aber anders und stieg die Wendeltreppe zum Turm hinauf. Die schwere Panzertür zum Turm glitt lautlos vor ihm zur Seite, als er sich ihr näherte, und Mike ertappte sich dabei ganz leicht zusammenzufahren. Obwohl sie seit einer Woche unterwegs waren, hatte er sich noch immer nicht an alle Veränderungen gewöhnt, die die atlantischen Ingenieure an der NAUTILUS vorgenommen hatten. Trautman hatte ihm zwar das technische Prinzip erklärt, das hinter dieser Mechanik steckte, aber Mike kam es nach wie vor wie Zauberei vor, dass sich Türen von selbst vor ihm öffneten oder das Licht in einem Raum anging, sobald er es sich auch nur wünschte.
Mike betrat den Turm, warf einen kurzen Blick durch eines der mannsgroßen Bullaugen und stellte fest, dass die NAUTILUS noch immer reglos durch das Wasser trieb. Trautman hatte die Maschinen abgeschaltet, solange er an den Kontrollinstrumenten herumbastelte, und sie waren daher manövrierunfähig. Nach allem, was sie erlebt hatten, fühlte er sich einfach nicht gut bei dem Gedanken, hilf- und wehrlos zu sein.
Ich denke schon wie Ben! dachte er spöttisch. Die Welt bestand nicht nur aus Feinden. Auch wenn sie in letzter Zeit mehr als genug davon getroffen hatten, so hatten sie doch in den Jahren, in denen sie mittlerweile auf der NAUTILUS fuhren, auch eine Menge fantastischer Dinge erlebt und gesehen, von denen die meisten Menschen auf der Welt nicht einmal zu träumen wagten. Alles in allem wäre eine Bilanz ihres Lebens auf der NAUTILUS doch positiv ausgefallen; auch wenn es dann und wann einmal haarig wurde.
Mike stieg über die kurze Leiter nach oben, öffnete die Turmluke und streckte die Nase in den Wind, der sich mit einem leisen Heulen und Wimmern an den bizarren Aufbauten des Schiffes brach. Er war warm, so wie auch das Wasser, durch das die NAUTILUS trieb, lauwarm war. Sie befanden sich irgendwo im Indischen Ozean – Mike wusste nicht einmal genau, wo. Die NAUTILUS war eine Woche lang mit voller Kraft gelaufen und ihre Maschinen entwickelten nun tatsächlich fast die doppelte Geschwindigkeit wie früher. Nicht einmal das schnellste Schiff der Welt hätte sie jetzt noch einholen können.
Aber sie waren gar nicht auf der Flucht vor irgendjemandem. Trautman war es einzig darum gegangen, die NAUTILUS in den Bereich der Weltmeere zu steuern, der möglichst weit weg von allen befahrenen Schifffahrtsrouten lag. Um die unerwünschten Umbauten an der NAUTILUS wieder rückgängig zu machen, mussten sie möglicherweise die gesamte Energieversorgung des Schiffes lahm legen – und dann wären sie wirklich für Stunden, wenn nicht gar Tage, vollkommen hilflos.
Mike kletterte ganz auf den Turm hinauf und vergaß Trautman und seine Maschinen schlagartig, als er sah, wer am Heck des Schiffes saß. Es waren Serena und Chris. Serena hatte die Schuhe ausgezogen und ließ die Füße ins Wasser baumeln, während Chris an der riesigen Heckflosse der NAUTILUS lehnte und sich lachend mit ihr unterhielt. Der Anblick hob Mikes Stimmung ein wenig. Sie waren alle noch zu Tode erschöpft. Vor allem Chris waren die Entbehrungen während der monatelangen Zwangsarbeit in den Eisenminen Lemuras noch deutlich anzusehen. Aber sie hatten wieder lachen gelernt. Es würde vielleicht noch lange dauern, bis die gewohnte Fröhlichkeit wieder an Bord der NAUTILUS Einzug hielt, aber sie würde kommen.
Serena und Chris unterbrachen ihr Gespräch, als Mike vom Turm herunterkletterte und auf sie zuging. Serena lächelte ihm zu, während sich Chris von der Heckflosse abstieß, grüßend die Hand hob und dann an ihm vorbeiging um das Schiff auf dem gleichen Weg zu betreten, auf dem er es verlassen hatte.
Mike sah ihm verwirrt nach. »Wieso geht er, wenn ich komme?«, fragte er. »Habt ihr Geheimnisse vor mir?« Die Frage war nicht ernst gemeint und Serena lächelte. »Wir haben über nichts Besonderes gesprochen«, sagte sie. »Über dies und das, sozusagen.«
Mike dachte eine Sekunde lang über diese Bemerkung nach, dann begriff er. »Ihr habt über mich geredet«
Serena lachte, stand auf und sprang mit einem Hechtsprung ins Wasser. Geschickt und elegant wie ein Fisch schoss sie dicht unter der Wasseroberfläche dahin, tauchte in gut zwanzig Metern Entfernung wieder auf und hob beide Hände um zu winken. »Komm rein!«, rief sie. »Das Wasser ist herrlich!«
Warum eigentlich nicht? dachte Mike. Er hatte nichts vor und das Meer war in dieser Gegend tatsächlich lauwarm. Rasch schlüpfte er aus Hemd und Schuhen, nahm einen kurzen Anlauf und sprang ebenfalls ins Wasser. Es war noch wärmer, als er erwartet hatte, und prickelte sonderbar auf der Haut; nicht unangenehm, aber seltsam. Außerdem hatte es einen ganz leicht bitteren Geschmack.
Serena kraulte auf ihn zu, tauchte plötzlich unter und griff nach seinem Fuß, um ihn spielerisch in die Tiefe zu ziehen. Mike holte tief Luft, ehe er sich auf die Balgerei einließ. Er wusste, dass er keine Chance gegen Serena hatte; nicht im Wasser. Das hatte niemand. Serena bewegte sich im Wasser so schnell und geschickt, als wäre sie in diesem Element geboren und aufgewachsen.
Bestimmt eine Viertelstunde tollten und balgten sie ausgelassen und fröhlich herum, bis Mike so erschöpft war, dass er einfach nicht mehr konnte. Noch immer lachend und wassertretend bewegte er sich auf der Stelle und Serena schwamm wieder auf ihn zu.
»Was ist los mit dir, du tapferer Held?«, neckte sie ihn. »Kannst du etwa schon nicht mehr? Also ich werde gerade erst richtig warm.«
»Ich bin ja schließlich auch kein halber Fisch«, verteidigte sich Mike. Er schluckte Wasser, hustete und stellte erneut fest, dass es einen sehr seltsamen Beigeschmack hatte.
»Was soll das heißen?« Serena runzelte in gespieltem Zorn die Stirn und drohte ihm mit der Faust. »Dass ich ein Fischgesicht habe oder wie ein Hering stinke?«
Tatsächlich verspürte er einen leisen, aber sehr unangenehmen Geruch, als Serena näher kam. Irgendetwas Verdorbenes musste in ihrer Nähe im Wasser treiben. Vielleicht ein toter Fisch oder faulendes Seegras. »Ganz im Gegenteil«, sagte er hastig. »Wenn ich dich so ansehe, bekomme ich weiche Knie. Ich fürchte, meine Kräfte versagen gleich. Du wirst mich wohl retten müssen.«
»Ich denke ja nicht daran«, antwortete Serena lachend, verschränkte die Arme vor der Brust und schwamm auf dem Rücken ein kleines Stück von Mike fort. Mike verdrehte die Augen, schnappte übertrieben nach Luft und ließ sich wie ein Stein in die Tiefe sinken und Serena ging auf das Spiel ein und tauchte ihm nach. In zwei oder drei Metern Tiefe holte sie ihn ein, umschlang ihn mit den Armen und trug ihn mit raschen, kraftvollen Schwimmbewegungen wieder zur Oberfläche hinauf.
Mike spielte weiter den Ertrinkenden. Er genoss es, Serenas Nähe zu fühlen. In ihrer Umarmung wurde ihm angenehm warm.
Dann heiß.
Mike öffnete mit einem Ruck die Augen und sah, dass sich auch auf Serenas Gesicht ein halb erschrockener, halb nachdenklicher Ausdruck ausgebreitet hatte. »Was ist das?«, fragte sie. Sie ließ ihn los, trieb einen Meter ab und bewegte die Arme, um sich auf der Stelle zu halten.
Das Wasser wurde immer wärmer. Es war jetzt schon fast unangenehm. Wenn die Temperatur noch ein bisschen weiter stieg, würde es wehtun. Auch der sonderbare Geschmack war stärker geworden und der Geruch erinnerte Mike jetzt eindeutig an faule Eier.
»Gehen wir ins Schiff zurück«, sagte er. »Das gefällt mir nicht.«
Serena nickte nur. Wortlos drehte sie sich im Wasser herum und schwamm auf die NAUTILUS zu und auch Mike griff nach Kräften aus. Während sie herumtollten, hatten sie sich gute fünfzig oder sechzig Meter weit von dem Tauchboot entfernt; für zwei so geübte Schwimmer wie sie keine nennenswerte Entfernung – und vielleicht trotzdem zu viel.
Das Wasser wurde immer heißer. Große, ölig schimmernde Blasen stiegen an seine Oberfläche und platzten und der Gestank nach faulen Eiern wurde immer stärker. Da und dort begann das Meer zu dampfen und das Wasser brannte so heftig in seinen Augen, dass er kaum noch richtig sehen konnte. Und nun hatte er auch noch das Gefühl, dass sich irgendwo tief unter ihnen etwas regte ... als wäre der gesamte Meeresboden in Bewegung gekommen. Mike begann zu ahnen, was geschah, und die bloße Vorstellung gab ihm noch einmal neue Kraft. Fast so schnell wie Serena schwamm er auf die NAUTILUS zu.
Trotzdem erreichte sie das Schiff vor ihm, kletterte mit hastigen Bewegungen auf den Rumpf hinauf und drehte sich herum, um ihm die Hand entgegenzustrecken. Mike schwamm noch schneller, griff nach Serenas Hand und zog sich mit zusammengebissenen Zähnen auf das Deck hinauf. Das Wasser war so heiß, dass er beinahe vor Schmerz aufgeschrien hätte.
Keuchend ließ er sich auf die Knie sinken. Er konnte immer noch nicht richtig sehen. Alles verschwamm vor seinen Augen, auch nachdem er sich das Wasser aus dem Gesicht gewischt hatte. Seine Haut brannte, als hätte er in Säure gebadet.
»Was ... was ist das?«, stammelte Serena.
Mike war noch immer zu sehr außer Atem, um antworten zu können. Mühsam wandte er den Kopf und sah sich um. Rings um die NAUTILUS schien das Meer zu kochen. Millionen faustgroßer, schimmernder Blasen stiegen an seine Oberfläche und entließen ihren übel riechenden Inhalt und der Dampf war so dicht geworden, dass die NAUTILUS wie in einer dichten Nebelwand eingeschlossen zu sein schien. Auf der zuvor fast unbewegten Wasseroberfläche hatten sich Wellen gebildet, die immer höher wurden.
»Nichts wie rein!«, keuchte er. »Rasch!«
So schnell sie konnten, rappelten sie sich hoch, liefen zum Turm und kletterten hinein. Mike warf den Deckel über sich zu und verriegelte ihn sorgfältig, ehe er hinter Serena in die Tiefe kletterte. Im Vorbeirennen warf er noch einen Blick aus dem großen Bullauge.
Was er sah, erschreckte ihn zutiefst. Das Meer rings um die NAUTILUS kochte nun tatsächlich. Alles, was weiter als zwanzig oder fünfundzwanzig Meter entfernt war, war hinter einer brodelnden grauen Wand verschwunden, die sogar das Sonnenlicht zu verschlucken begann. Draußen schien die Welt untergehen zu wollen.
Mike riss sich von dem schrecklichen Anblick los und raste die Wendeltreppe zum Salon hinunter. Die Metallstufen bebten unter seinen Füßen. Das Schiff zitterte unter der Kraft der Wellen, die gegen seinen Rumpf klatschten, aber er spürte auch einen zweiten, gleichmäßigen Rhythmus. Trautman hatte die Gefahr wohl ebenfalls bemerkt und die Motoren gestartet.
Auch im Salon herrschte helle Aufregung, als Mike und Serena hereinstürzten. Trautman hantierte hektisch und mit verbissenem Gesicht an den Kontrollinstrumenten und Singh, Ben, Chris und Juan standen vor dem großen Aussichtsfenster und sahen dem Drama zu, das sich außerhalb der NAUTILUS anbahnte. Der Himmel über dem Meer war verschwunden, alles war grau und tobend; ein einziges, apokalyptisches Chaos.
Trautman sah hoch. Seine Augen weiteten sich vor Schrecken, als er Serena und Mike sah. »Mein Gott!«, keuchte er. »Wart ihr etwa im Wasser?«
»Uns ist nichts passiert«, sagte Mike rasch. Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Er hatte sich einige üble Verbrühungen zugezogen und seine Augen brannten noch immer wie Feuer und er konnte nicht richtig sehen. Aber wenn das, was er befürchtete, tatsächlich wahr wurde, dann waren sie alle in höchster Gefahr.
»Wie lange noch?«, fragte er.
Trautman verstand sofort, was Mike meinte. »Mindestens noch zwei Minuten«, sagte er. Die neuen Maschinen, die die Atlanter eingebaut hatten, besaßen bei gesteigerter Leistung einen entscheidenden Nachteil: Sie mussten vier oder fünf Minuten warm laufen, ehe sich das Schiff auch nur in Bewegung setzen konnte.
»Was ... was geschieht denn hier überhaupt?«, murmelte Serena.
Trautman betätigte seine Instrumente, ehe er antwortete. Die Maschinen der NAUTILUS rumorten lauter, aber das Schiff weigerte sich, auch nur einen Zentimeter von der Stelle zu rücken. Dafür schwankte es immer mehr auf den Wellen. »Ich fürchte, wir befinden uns mitten in einem Vulkanausbruch«, sagte Trautman. »Präzise ausgedrückt: genau darüber.«
»Ein ... Vulkan?«, wiederholte Serena ungläubig. »Aber das Meer ist hier –«
»Zweitausend Meter tief«, unterbrach sie Trautman. Seine Stimme klang immer nervöser. »Und das ist wahrscheinlich der einzige Grund, aus dem wir noch leben.«
Er riss wieder an den Kontrollinstrumenten und diesmal setzte sich die NAUTILUS tatsächlich in Bewegung, wenn auch viel langsamer, als Mike lieb gewesen wäre.
»Gott sei Dank!«, seufzte Ben. »Jetzt aber nichts wie weg hier.«
»O verdammt«, murmelte Trautman plötzlich. Und dann schrie er: »Haltet euch fest! Da kommt etwas hoch!«
Mike sah erschrocken zu Trautman zurück, dann wieder zum Fenster. Die NAUTILUS hatte Fahrt aufgenommen und wurde nun zusehends schneller, aber irgendetwas stimmte mit dem Meer nicht. Das Sprudeln der Millionen Blasen hatte aufgehört und auch die Wellen verebbten zusehends. Für einen Moment war die Wasseroberfläche fast unheimlich hell und so glatt wie ein großer, türkisfarbener Spiegel.
Dann explodierte sie.
Mike konnte regelrecht spüren, wie irgendetwas ungeheuer Großes aus der Tiefe des Ozeans emporstieg, und in der nächsten Sekunde wölbte sich das Wasser hinter der NAUTILUS schäumend hoch, hoch und immer noch höher, bis es zu einem regelrechten Berg angewachsen war, neben dem die NAUTILUS wie ein Spielzeug wirkte.
Was hinter der NAUTILUS durch die Wasseroberfläche brach, war keine Lava oder Feuer, sondern eine gewaltige, kochend heiße Dampfblase, die immer noch weiter und weiter wuchs und schließlich mit einem ungeheuerlichen Donnerschlag zerplatzte. Die NAUTILUS wurde davongewirbelt wie ein Blatt im Sturm, legte sich auf die Seite und drohte für einen schrecklichen Moment ganz zu kentern. Mike wurde ebenso wie alle anderen einfach von den Füßen gerissen und quer durch den Salon geschleudert. Glas zerbrach klirrend. Bücher stürzten aus den Regalen, Möbel fielen um und alle schrien vor Schmerz und Schrecken durcheinander. Die NAUTILUS begann sich wie ein Kreisel zu drehen und aus dem Motorengeräusch wurde ein gequältes Stampfen und Dröhnen. Mike hatte das Gefühl, dass das Schiff rings um ihn herum in Stücke brechen würde.
Er versuchte vergeblich auf die Füße zu kommen, schlug ein zweites Mal der Länge nach hin und sah aus den Augenwinkeln, dass Trautman irgendwie das Kunststück fertig gebracht hatte, sich am Steuerpult in die Höhe zu ziehen. Mit einer fast verzweifelt wirkenden Bewegung stieß er den großen Beschleunigungshebel ganz nach vorne. Die Motoren der NAUTILUS brüllten auf. Das Schiff drehte sich noch immer wie ein Kreisel auf der kochenden Meeresoberfläche, aber Mike spürte auch, wie die mächtigen Maschinen endlich ihre ganze gewaltige Kraft entfalteten und das hundert Meter lange Tauchboot regelrecht von der Stelle katapultierten. Aus dem wilden Kreiseln wurde eine immer flacher werdende Spirale, bis sich die NAUTILUS schließlich in fast gerader Richtung von dem gewaltigen Sog entfernte, der hinter ihr entstanden war.
Mike arbeitete sich mühsam in die Höhe, kümmerte sich zuerst um Serena und überzeugte sich dann mit einem raschen Blick davon, dass auch alle anderen unverletzt geblieben waren. In dem großen Raum war so ziemlich alles von seinem Platz geschleudert und zerbrochen worden, was nicht niet- und nagelfest war, und auf den Gesichtern aller stand das blanke Entsetzen geschrieben.
Mike drehte sich wieder zum Fenster. Trautman ließ die Maschinen noch immer mit voller Kraft laufen, sodass sich die NAUTILUS zusehends von der Stelle entfernte, an der der unterseeische Vulkan ausgebrochen war. Das Wasser kochte und sprudelte noch immer. Mike konnte keinen Feuerschein entdecken, aber die Hitze des Vulkans, der zweitausend Meter unter dem Meeresspiegel ausgebrochen war, verwandelte das Wasser schlagartig in Dampf, der in riesigen Blasen aufstieg und die Meeresoberfläche in einer nicht enden wollenden Kette gewaltiger Explosionen zerriss. Sie waren schon Meilen vom Ort des Geschehens entfernt und trotzdem zitterte und wankte die NAUTILUS noch immer heftig. Mike wagte sich nicht einmal vorzustellen, was geschehen wäre, hätte sich die NAUTILUS unmittelbar im Zentrum der Dampfexplosion befunden.
Er schien nicht der Einzige zu sein, dessen Gedanken sich in dieser Richtung bewegten. »Puh«, machte Ben. »Das war verdammt knapp ... Ein bisschen zu knapp für meinen Geschmack«, fügte er mit einem schrägen Blick in Trautmans Richtung hinzu.
»Für meinen auch«, antwortete Trautman. Aber dann zwang er sich zu einem Lächeln, seufzte hörbar erleichtert und sagte: »Aber es ist vorbei.«
Er hatte das letzte Wort noch nicht einmal ganz ausgesprochen, als der Horizont vor ihnen in einem grellen weißen Lichtblitz explodierte.
Die Insel bot einen Anblick der Verwüstung. Jedenfalls nahm Mike an, dass es einmal eine Insel gewesen war. Ganz sicher war er nicht. Was sich ungefähr eine Seemeile vor der NAUTILUS aus dem Meer erhob, das erinnerte eher an einen gigantischen Mohrenkopf, aus dem ein Riese ein gewaltiges Stück herausgebissen hatte. Der Berg war regelrecht halbiert. Wenn er jemals einen Krater gehabt hatte, so war er nun verschwunden; der Gipfel und die südliche Hälfte des Berges waren regelrecht weggesprengt, sodass sein Inneres bloß lag. Mike gewahrte rauchenden Stein und poröse Lava, zwischen der es hier und da noch immer dunkelrot glühte. So wie der Berg war auch die südliche Hälfte der gesamten Insel verschwunden. Geblieben war ein zerbrochener Ring aus Riffen und dampfender Lava, der sich bereits mit Wasser gefüllt hatte. Über diesem auf gewaltsame Weise entstandenen Atoll lag noch immer eine dicke Nebelbank aus Dampf und über dieser wiederum brodelte eine braun-schwarze Wolkendecke, die nur ganz allmählich auseinander trieb. Mike hatte nicht auf die Uhr gesehen, aber er schätzte, dass seit der Explosion mindestens eine Stunde vergangen war. Trotzdem roch die Luft noch immer verbrannt und der Wind, der ihnen in die Gesichter blies, war unangenehm warm.
»Unglaublich«, murmelte Chris. »Was ist denn hier passiert? Das ... das war doch kein normaler Vulkanausbruch!«
Seine Stimme klang in der unheimlichen Stille, die sich über dem Meer ausgebreitet hatte, sonderbar fremd und Mike konnte die Furcht, mit der ihn der schauderhafte Anblick erfüllte, deutlich heraushören. Ihm selbst erging es kaum anders. Sie waren nicht in Gefahr. Der Ausbruch war vorüber und selbst wenn der zerbrochene Berg in diesem Moment wieder anfangen sollte, Feuer und Lava zu speien, konnte ihnen nichts passieren. Die NAUTILUS befand sich weit genug von dem entfernt, was von der Vulkaninsel übrig geblieben war. Die Motoren summten im Leerlauf. Sie waren zwar alle auf das Deck heraufgekommen, um die Insel zu betrachten, konnten aber, wenn es sein musste, binnen einer Minute tauchen und sich mit Höchstgeschwindigkeit vom Ort des Geschehens entfernen.
Trautman antwortete mit einiger Verspätung auf Chris' Frage. »Doch, das war es. Vulkanausbrüche bestehen nicht immer aus glühender Lava, die in den Himmel geschleudert wird. Das ist nur bei aktiven Vulkanen so.«
»Der da sieht ziemlich aktiv aus«, sagte Ben betont, aber Trautman schüttelte nur den Kopf.
»Ich vermute, dass er Jahrhunderte lang ruhig war, vielleicht sogar Jahrtausende«, antwortete er. »Der Krater ist verstopft, manchmal nicht einmal mehr zu sehen. Wenn dann glühende Lava aus dem Erdinneren heraufströmt, findet sie keinen Ausweg. Der Druck steigt immer mehr – so als würdest du bei einem Kochtopf den Deckel zubinden, verstehst du? Irgendwann findet der Druck einen Ausweg – entweder durch einen neuen Krater, eine poröse Stelle im Gestein ... und manchmal explodiert der ganze Berg. So wie hier.«
»Sie verstehen eine Menge davon, wie?«, fragte Ben.
Trautman schüttelte den Kopf. »Nicht genug, fürchte ich. Mein Gott, und ich hatte schon überlegt, diese Insel anzulaufen und in Ruhe die notwendigen Umbauten vorzunehmen. Ich wage mir gar nicht vorzustellen, was passiert wäre!«
»Ist es ja schließlich nicht«, sagte Mike in bewusst fröhlichem Ton. »Seit wann machen wir uns Gedanken über Dinge, die hätten passieren können?«
Trautman warf ihm einen schrägen Blick zu, der deutlich machte, dass er mit Mikes Worten nicht unbedingt einverstanden war, widersprach aber nicht, sondern zuckte nur mit den Schultern und hob den Feldstecher, den er an einem Lederband um den Hals trug, an die Augen.
»Ob dort wohl Menschen gelebt haben?«, fragte Serena schaudernd.
»Ich glaube nicht«, antwortete Mike rasch. »Die meisten dieser kleinen Inseln hier sind unbewohnt«
Er hoffte es wenigstens. Wenn auf diesem kleinen Eiland tatsächlich Menschen gelebt hatten, dann mussten sie tot sein. Kein menschliches Wesen konnte den Urgewalten widerstehen, die solche Zerstörungen anzurichten im Stande waren.
»Ich fürchte, ich muss dich enttäuschen«, sagte Trautman leise. Er senkte den Feldstecher, streifte mit der linken Hand das dünne Lederband über den Kopf und reichte das Glas mit der anderen an Mike weiter. »Rechts. Unten am Strand, neben dem großen Felsen. Siehst du es?«