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Theodora von Byzanz - eine starke Herrscherin und eine große Liebe.
Byzanz, 500 n. Chr.: In der brodelnden Hauptstadt des oströmischen Reiches wächst Theodora zu einer begabten Schauspielerin heran, die mit ihrer Truppe bis nach Alexandria und Antiochia reist. Dort trifft sie Justinian, den späteren Kaiser, und aus der einfachen Frau wird mit ihrer Heirat eine Herrscherin. Entschlossen greift Theodora in die Politik des riesigen Imperiums ein, schafft frauenfreundliche Gesetze, setzt ihr gewaltiges Vermögen für Stiftungen, Kirchen und Klöster ein. Mit aller Härte verteidigt sie aber auch ihre Position. Als es zu einem Aufstand kommt, rettet sie dem Kaiser den Thron. Doch eine leidenschaftliche Liebe bringt sie selbst in tödliche Gefahr ...
Ein opulenter historischer Roman, der mit liebevollen Details die Geschichte wiederauferstehen lässt - jetzt als eBook lesen und in eine Welt voller Sinnlichkeit und Intrigen eintauchen.
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Seitenzahl: 827
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Cover
Über dieses Buch
Über die Autorin
Titel
Impressum
Widmung
Prolog
Wir werden alle sterben
Über das Meer kommt nichts Gutes
Der Mann
Das Schiff
Buch 1 Im Herzen des Hippodroms
Zitat
Gespräche über Pferde
Die Töpfervorstadt
Blutige Spiele
Wer beging die Morde im Zeugma?
Charikles
Im Herzen des Hippodroms
Der Kuss der Musen
Auftritt Theodora
Auf dem Pfad aus Seide
Ketzerei!
... Kaiser sein dagegen sehr
Die erste Schlacht
Byzanz bei Nacht
Der Tod eines Kaisers
Die Magnaura-Glocke läutet
Buch 2 Aus dem Osten das Licht
Zitat
Gastspiel in Bithynien
Im Reich des Asklepios
Der heilende Gott
Brief in die Provinz
Nach Antiochia
Die Einsiedler
Am Strand der Welt
Das Gastmahl
Das geheime Zimmer
Die Karawane zieht weiter ...
Makedonia
Wiedersehensfreude
Lobet den Herrn
Das erste Rendezvous
Entscheidungen
Nur über meine Leiche
Buch 3 In Purpurschuhen
Zitat
Ein Tag im Januar
Lang leben die Grünen und Blauen!
In den Smaragdgärten
Nika!
Der Purpur ist ein schönes Leichentuch
Debatten zwischen Wänden mit Ohren
Vandalenbriefe
Vertrauen
Triumph!
Besuch bei einem Ungeheuer
Visionen
Was tue ich hier?
Buch 4 Der goldene Horizont
Zitat
Vom Glück eines Mosaiklegers
Das Nest im Weinlaub
Neuigkeiten
Der Krieg beginnt
Ein kurzer Krieg
Ein verfluchter Heiliger
Die Belagerung
Die Januspforte
Regierungsgeschäfte
Der Sieg der Vernunft
Audienz
Die Brotfahrt
Die kleine Vandalin
Einladung auf den Thron
Der verlorene Sohn
Das Gerücht
Heimkehr
Der Tod aus Philae
Antoninas Sorgen
Ich liebe dich
Exit Praefectus
Ravenna
Epilog
Glossar
Byzanz, 500 n. Chr.: In der brodelnden Hauptstadt des oströmischen Reiches wächst Theodora zu einer begabten Schauspielerin heran, die mit ihrer Truppe bis nach Alexandria und Antiochia reist. Dort trifft sie Justinian, den späteren Kaiser, und aus der einfachen Frau wird mit ihrer Heirat eine Herrscherin. Entschlossen greift Theodora in die Politik des riesigen Imperiums ein, schafft frauenfreundliche Gesetze, setzt ihr gewaltiges Vermögen für Stiftungen, Kirchen und Klöster ein. Mit aller Härte verteidigt sie aber auch ihre Position. Als es zu einem Aufstand kommt, rettet sie dem Kaiser den Thron. Doch eine leidenschaftliche Liebe bringt sie selbst in tödliche Gefahr …
Tessa Korber, geb. 1966 in der Pfalz, ist promovierte Germanistin und Historikerin. Seit ihrem ersten Romanerfolg „Die Karawanenkönigin” hat sie über zwanzig Romane geschrieben, einige davon unter Pseudonym, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Sie lebt heute als freie Schriftstellerin in der Nähe von Erlangen.
Tessa Korber
Die Kaiserin
Historischer Roman
BASTEI ENTERTAINMENT
Digitale Neuausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
Copyright © 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln
Der Roman erschien erstmals in der Pendo Verlag GmbH, Zürich, 2000.
Covergestaltung: © Guter Punkt, München | www.guter-punkt.de unter Verwendung folgender Bilder: thinkstock: cosmin4000; shutterstock: Lambros Kazan
E-Book-Erstellung: Konrad Triltsch Print und digitale Medien GmbH, Ochsenfurt
ISBN 978-3-7325-2999-5
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Meinen Eltern
Der Himmel über der Hochebene verfärbte sich blassrosa. Olivenbäume und Eichen versanken langsam im Schatten, während Eidechsen mit pulsenden Hälsen auf den runden, weiß gefleckten Felsen saßen, welche die Hitze des Tages gespeichert hatten. Die Luft war mild, gesättigt vom Duft der Kräuter und dem Zirpen der Zikaden. Noch leuchteten die Blüten eines Erdbeerbaums in der zunehmenden Dämmerung.
Zahllose Eidechsenschwänze verschwanden raschelnd im trockenen Gestrüpp, als die Tore des Tempels sich öffneten und die Prozession heraustrat. Fackelträger schritten voran und warfen einen flüchtigen Lichtschein auf die ausdruckslosen Steingesichter, die mit weit aufgerissenen Augen von den Menhiren rechts und links der Steinmauern blickten. Unruhig und launisch zerrten die Flammen an den ölgetränkten Wergbinden und schickten prasselnde Funkenschwärme wie Glühwürmchen in den dunkelnden Himmel.
Den Fackeln folgten die Priesterinnen, zwei an der Zahl, eine alte und eine junge. Beide trugen leise klingelnde Bronzeglöckchen am Gewandgürtel und ein Bronzediadem in Form einer Schlange im Haar. Um den Hals der Älteren wand sich etwas Dunkles, das im unsteten Licht des Feuers lebendig zu sein schien. Über ihrem von Runzeln gefurchten Gesicht, auf dessen Stirn mit schwarzem Beerensaft ein Zeichen gemalt war, stand das eisgraue Haar als Heiligenschein, eine diffuse Wolke von Licht. Die Jüngere schritt hinter ihr, einen Weidenkorb in Händen, in ehrfürchtigem Abstand. Auf ihren blauschwarzen Flechten, glatt und glänzend und so lang, dass sie ihr bis über die Hüften fielen, tanzten die Reflexe der Flammen.
Den beiden Frauen auf dem Fuße folgte das Volk des Clans, eine kleine Handvoll Menschen. Zunächst die Ältesten, die das weise Blut ihrer Mensis nicht mehr Monat für Monat verströmten, die Herrinnen der Überlieferung. Sie waren runzlig und vom Alter gedrückt und gebogen wie die Korkeichen ringsum, und ebenso beharrlich. Hinter ihnen gingen die Frauen mit ihren Kindern, dann die jungen Mädchen, schließlich die Männer und Jungen.
Es waren Hirten, dunkelbraun und zäh von der heißen Sonne der Berghänge, arme Menschen, die von dem lebten, was ihre Ziegen, Schweine und die zierlichen, falben Kühe der Insel in der Macchia und den niedrigen Eichenwäldern fanden. Ihre Kleidung war schlicht: ungefärbtes Leinen, an den Schultern und in der Taille mit einfachen Riemen zusammengehalten. Vom Laufen zwischen Felsen und dornigem Gestrüpp waren ihre Füße hart und rissig wie altes Leder geworden.
Sie sangen. Ohne die Begleitung von Instrumenten stiegen ihre Stimmen auf, nicht weich, sondern metallisch hart und schrill, und woben sich kunstvoll ineinander. Gedehnt, nasal, monoton und doch in feinen Variationen sich verschlingend, brachte ihr klagender Chor die Dämmerung zum Vibrieren.
Der Tempel hinter ihnen blieb offen zurück, ein schlichtes Gelass aus Stein, dessen Allerheiligstes durch einen nun beiseitegeschobenen Vorhang abgetrennt war: Die höhlenartige Kammer mit der dunklen Spalte in der Rückwand schien in den Schoß der Erde selbst zu führen. Davor war nichts als ein behauener Block mit einer Mulde, in der im Licht der zurückgebliebenen Fackeln ihr kostbarstes, zeremoniell verehrtes Gut glitzerte: Wasser. Sein einsamer Wächter, zugleich der einzige Schmuck der steinernen Zelle, war eine kleine Bronzefigur, eine Frau, ungelenk gearbeitet und doch fesselnd durch die großen Augen, die aus einem Gesicht ohne individuelle Regung zu einem aufschauten. Auf ihren Knien hielt sie den toten Körper eines jungen Mannes. Hatte sie ihn getötet? Beweinte sie ihn? Ihre hieratischen Züge verrieten es nicht.
Der Zug kam in die Ebene, bloße Füße traten nacheinander auf den schmalen Lehmpfad, der sich zwischen den runden Felsbrocken hindurchschlängelte. Ein Schwarm Fledermäuse stieg mit sirrendem Flügelschlag aus einem großen, einzeln stehenden Bergahorn auf, dessen schwarze Silhouette sich vor dem Himmel gerade noch abzeichnete. Kaum mehr sah man im fast schon nächtlichen Dunkel das Ziel der Prozession, ein schwarzes Loch mitten im Boden.
Es war ein Karstschlund, ein unauffälliges Rund, nicht breiter als ein paar Meter. Üppige Farne und einige überhängende Holunderbüsche säumten ihn harmlos, stachliger Brombeer verflocht sich ringsum zum Dickicht und verbarg fast, dass seine abschüssigen Hänge, auf denen jeder Schritt Geröll lostrat, steil in bodenlose Tiefen fielen. Wie tief? Keiner wusste das zu sagen. Fröstelnde, feuchte Kühle drang von dort herauf in den lauen Abend.
Die Menschen versammelten sich westlich des Loches, wie die Sitte es verlangte. Ihr Lied hatte geendet, eine neue Melodie wurde angestimmt, rhythmisch und mitreißend. Eine Leitstimme hob sich über die anderen, der Chor folgte. Einzelne Frauen begannen bereits, die Hüften danach zu wiegen, die Füße im Takt zu setzen. Ihre Hände bewegten sich schlangengleich in die Höhe, eine stumme, hypnotische Melodielinie über dem Lied. Die ersten lösten sich aus der Formation, tanzten auf den Abgrund zu und wichen wieder zurück. Langsam, unwiderstehlich griff das Lied nach allen, ließ sie die Becken kreisen, die Köpfe zurückwerfen, die Arme erheben. Nur die Priesterinnen standen unbeweglich inmitten der sich ausbreitenden Ekstase.
Dann, nach einer halben Ewigkeit, trat die Alte vor an den Rand des Loches und hob mit einem schrillen Schrei das Ding um ihren Hals hoch über sich. Es war – jeder konnte es nun sehen – eine lebendige Schlange, die sich in ihren Händen wand. Aus dem Gesang wurde schlagartig ein leises, drängendes, beschwörendes Summen, aus dem sich nur hier und da einzelne Schreie lösten. Es entstand ein Halbkreis, in dem die junge Priesterin und ein Mann zurückblieben, der dorthin gestoßen worden war.
Sein Kopf war bekränzt, Stierhörner standen unter dem Eichenlaub von seinen Schläfen ab, und ein Stierschwanz war um seine Hüften gebunden. Er war jung, kaum sechzehn Jahre alt, mager, mit schlanken Muskeln unter der Haut, mit brennenden schwarzen Augen, die flackernd ins Leere starrten. Sein nackter Körper glänzte. Ein entrücktes Lächeln stand in seinem Gesicht. Er war der Einzige, der Bräutigam dieser Nacht, der Geliebte der Großen Mutter. Sein Geist schwamm in den Nebeln der Droge, die ihm eingeflößt worden war. Diesen Tag und die Nacht davor hatte er im Tempel verbracht, wo die Priesterinnen seinen Leib mit Honigwasser wuschen, mit dem lebensspendenden Öl der Oliven salbten und ihre Gebete dazu sprachen. Dass er dabei gefesselt war, die Hände über dem Kopf zusammengebunden aufgehängt im Sanktuarium, dass seine Füße gerade noch den Boden berührten, war dabei nur ein Symbol gewesen. Ein Symbol dafür, dass er nicht mehr sich selbst gehörte, sondern IHR, der Allesgebärerin, der großen Mutter, die Leben gab und nahm. Denn er war freiwillig gekommen, diese Hochzeit zu feiern. Und auch der Sud aus Kräutern und Pilzsaft, den ihm die alte Umma eingeflößt hatte, sollte ihn nicht willenlos machen, sondern es nur seinem Geist erleichtern, in das Reich der Großen Göttin hinüberzutreten. Und er sah sie bereits.
Die alte Priesterin wartete, bis er zu ihr geführt wurde, nahm langsam die Schlange herab und berührte vorsichtig damit sein Geschlecht, dann trat sie zurück aus dem Lichtkreis. Das Tier züngelte träge. Der Phallus des Jungen aber wuchs unter der Berührung empor. Die Arme zur Anbetung erhoben, stand er alleine am Abgrund, ein Inbild der sehnsuchtsvollen Begierde des Menschen nach Vereinigung mit IHR, der Allesumarmenden. In hohem, im Fackellicht glitzerndem Bogen ergoss sich sein Samen in den schwarzen Erdschoß. Dann tat er einen Schritt und verschwand ohne Laut.
Ein Seufzen ging durch die Menge. Er war fort. Gesang setzte langsam wieder ein, ein Kreis schloss sich zum Rundtanz, um die Mutter zu feiern, die das Opfer dieses Jahr so gnädig angenommen hatte. Erleichtertes Lachen löste die Anspannung.
Da ertönte ein Schrei. Aus der Tiefe, aus der noch nie ein Laut emporgeklungen war, kam jetzt ein Rufen, ein Schlag, ein Stöhnen. Ganz nah.
Das neue Lied brach ab. Die Menschen flüsterten verstört miteinander, drängten sich näher und blieben doch voller Scheu dem Rand so fern, dass keiner darüberschauen konnte. Losa sah ängstlich zu ihrem Gefährten Garoppu hinüber, dem Führer der Hirten. Sie wusste nicht, was all das zu bedeuten hatte, doch ihr Unbehagen wuchs.
»Mama?«
»Schsch«, wurde das Fragen der kleinen Ittiri zum Schweigen gebracht. Nur jetzt nicht die Aufmerksamkeit der Geister erregen. Denn etwas war falsch, ganz und gar falsch.
Die alte Priesterin warf der jungen einen besorgten Blick zu. Nichtbegreifen stand in deren Augen, die groß und hell waren, leuchtend wie Bernstein.
»Umma?«, sagte sie in fragendem Ton. Sie nannte die Alte »Mutter«, so wie alle Mitglieder des Stammes; das war ihr Ehrentitel.
»Den Korb, Berchidda, schnell!«, erwiderte diese statt einer Antwort. Sie hielt ihr die Schlange hin, die Berchidda gehorsam übernahm und mit eiliger Sorgfalt in den mitgeführten Weidenkorb gleiten ließ. Sie verstand, dass sie rasch handeln mussten; etwas Schreckliches drohte zu geschehen.
Beide Frauen tasteten sich vorsichtig an den Abgrund heran. Kieselsteine rollten unter ihren nackten braunen Füßen nach unten, man hörte sie weit entfernt klackend aufschlagen, immer wieder und noch einmal, bis das Geräusch verklang. Doch da war das Ächzen wieder, nicht weit von ihnen, ohne das Echo der fernen Höhlentiefen. Umma schob sich bäuchlings über den Rand – und dann sah sie das Unglück.
Der Junge lag auf einem Vorsprung, direkt unter ihnen, vielleicht drei Mannslängen tief. Ein zäher Wacholderbusch befestigte die verwitternde Kante, die seinen Sturz aufgehalten hatte. Er regte sich, rappelte sich auf, schaute nach unten und dann über sich in den Nachthimmel. Ihr Kopf musste sich im Fackelschein deutlich für ihn abzeichnen.
»Hilfe«, stammelte er und griff wirr um sich. Die euphorisierende Wirkung der Drogen und des Gesangs war verflogen, Todesangst hatte ihn gepackt. Er tastete mit den Händen über das schütter bewachsene Erdreich der Steilwand und suchte vergeblich einen Halt. Dann blickte er wieder hinauf zu ihnen. Umma sah sein hübsches Gesicht, blass-verschwommen vor der Schwärze, angstverzerrt.
»Die Große Mutter, die Große Mutter«, stammelte Berchidda hinter ihr, »hat sie unser Opfer nicht gewollt?« Panik war in ihrer Stimme. »Was sollen wir tun, Umma?«
»Im Namen der Großen Gehörnten, die jeden Morgen die Sonne gebiert, sage ich dir: spring!« Ummas gebietende Stimme ließ das unruhige Gemurmel der Menschen hinter ihr verstummen. Doch der Junge unten, das erkannte Umma sofort, nahm sie in seiner Angst gar nicht wahr.
»Spring!«, wiederholte sie und sah sich aus den Augenwinkeln bereits um. Dort drüben lag ein handlicher Brocken. Sie hakte ihre Füße an einer Wurzel fest, damit sie nicht abrutschte, und wies hinüber.
»Berchidda!«
Die junge Frau verstand den Wink sofort und holte den Stein. Hoch hob Umma ihn mit ihren dürren Armen über ihren Kopf, dann ließ sie ihn in den Abgrund sausen. Er verfehlte den Jungen nur knapp, überschüttete ihn mit einem kleinen Erdrutsch und polterte dann außer Sicht. Berchidda schleppte bereits das nächste Geschoss heran und warf es selbst.
»Hilfe, was tut ihr, Hilfe, holt mich heraus! Bitte!« Der Junge schrie jetzt und klammerte sich weinend und hustend an die Zweige des Busches. Da wagten sich die ersten seiner Stammesmitglieder näher, Steine in den Fäusten. Bald regnete es Steine, die prasselnd in der Schwärze verschwanden. Schreie stiegen auf, voller Hass, Panik, Angst vor der Gefahr, in der sie alle schwebten.
Auf einmal richtete sich der Junge auf; er schien die Hände nach ihnen auszustrecken, kippte dann zur Seite und fiel mit ausgebreiteten Armen. Sein bleicher Leib wurde sofort von der absoluten Dunkelheit verschluckt. Stille trat ein, in der nur lautes Keuchen zu hören war, dann das Rufen der Zikaden. Ohne ein Wort zogen sich alle vom Opferplatz zurück.
Umma formierte gemeinsam mit Berchidda wiederum die Spitze der Prozession, die weiterzog, fort vom Tempel, fort vom Loch. Nur zögernd stieg ein neues Lied auf, angeführt von Ummas altersdünner Stimme. Doch zaghaft breitete sich Erleichterung aus. Alles schien doch noch einmal gut gegangen zu sein, oder? Bald waren sie an ihrem Ziel für diesen Abend, einem niedrigen Hain von Korkeichen, Zedern und Olivenbäumen, als dessen stilles Herz sich drei flache, von weich gerundeten Felsen gerahmte Teiche erwiesen. Auf ihrer Oberfläche spiegelten sich die ersten Sterne. Ein breiter, schwärzlicher Streifen auf den hellen Steinen ringsum zeigte an, wie niedrig der Wasserspiegel gegenüber dem üblichen Stand sein musste. Kaum noch ein Fuß hoch war von dem lebenswichtigen Nass vorhanden. Zuwenig für diese Jahreszeit, ungewöhnlich wenig. Viel zu wenig, um den Sommer zu überstehen.
Die Menge blieb am Festplatz zurück, wo der Tanz von Neuem begann, leidenschaftlicher jetzt, durch die Erregung des Zwischenfalls aufgepeitscht. Honigwein ging reihum, die Mädchen warfen ihre Myrtenkränze nach den jungen Burschen, und bald verschwanden die ersten Paare zwischen die Felsen und auf kleine Lichtungen, wo das Gras weicher und üppiger wuchs als irgendwo sonst auf der Ebene.
Umma und Berchidda waren alleine am Ufer entlanggegangen. Berchidda drehte ihren Myrtenkranz nachdenklich zwischen den Fingern; sie hatte ihn heute Nachmittag gewunden, zusammen mit Losa, Madedda, Ittiri und den anderen, im kühlen Schatten der runden Steinhütten sitzend und plaudernd. Er war das Symbol des neuen Lebens, das aus dem alten hervorkam, so wie es heute Nacht in die Leiber vieler Frauen gepflanzt werden würde. Wie die Große Mutter es ihnen aus dem Leib des Tales erwecken sollte, damit sie alle überlebten.
Hier und da muhten Kühe in der Dunkelheit, sie mochten Kuhträume träumen. Ein Schwein quiekte empört, aufgeschreckt unter seinem Busch von einem Liebespaar. Scherzworte und Gelächter klangen über das Wasser zu ihnen herüber.
»War das Opfer gut, Umma? Wird die Mutter unsere Bitten erhören und uns Wasser spenden?« Berchiddas Frage klang bereits wieder recht wohlgemut. Das Opfer war schließlich doch noch aufgenommen worden, die Zeremonie war damit erfüllt.
Umma sah das Mädchen statt einer Antwort aufmerksam an. Ihr langes Haar war glänzend schwarz wie Rabenfedern, die hellen Augen blickten aus einem stolz geschnittenen, schmalen Gesicht mit hohen Wangenknochen und einem üppigen Mund. Berchidda war ohne Zweifel die schönste ihrer Schülerinnen, und sie hatte viele gehabt in ihrem langen Leben. Was, fragte Umma sich, was hatte diese übergroße Schönheit zu bedeuten, die mehr war, als ihrem bescheidenen Clan zuzukommen schien? Was waren sie denn schon mehr, dachte sie bitter, als lumpiges Hirtenpack, seit die Eroberer ihre Vorfahren in die Berge getrieben hatten? Es musste ein Sinn darin liegen. Dieser zarte Goldton der Haut, der schlanke Schwung, mit dem die Taille in Gesäß und Schenkel überging, voll und süß wie tropfende Honigwaben – all das musste eine Bedeutung haben. Berchidda schien ihr der Beweis zu sein für die alten Geschichten, die erzählt wurden, dass ihre Ahnen ein königliches Volk waren, das auf prachtvollen Schiffen übers Meer gefahren war, weit von Osten, um hier zu siedeln. Wie lange mochte das her sein? Wenn etwas an diesen Menschen königlich gewesen war, dann, da war Umma sicher, dann war es in Berchidda weitergegeben worden.
Wenn Berchidda die Männer im Tempel empfing, um sie nach altem Brauch der Liebe der Göttin teilhaftig werden zu lassen, dann gingen sie fort wie berauscht, so als hätten sie tatsächlich die Göttin selbst umarmt. Und auch die Mädchen gurrten verliebt ihren Namen nach den Nächten des »zerrissenen Vorhangs«, in denen sie Frauen wurden und in die Geheimnisse des Heiligtums und ihres Körpers gleichermaßen eingeweiht wurden.
»Umma?« Berchiddas fragende Stimme klang erneut in ihre Gedanken. »Ist alles in Ordnung?«
»Wir«, sagte Umma, und in diesem Moment erkannte sie fröstelnd die Stimme der anderen, die aus ihr sprach, »wir werden alle sterben.«
Die Sterne auf den Teichen zitterten nicht.
»He, Garoppo, fang!«
»Halt das Netz, Mann, halt es fest!«
»Berchidda, schau, ich habe einen ganz Großen!«
Fröhliches Gelächter tanzte über den Fluss, dessen schlammiges Wasser aufschäumte unter den stampfenden braunen Beinen der Stammesmenschen. Weiter vorne kochte es in weißer Gischt.
Dort waren Aale, die zum Laichen aus dem Meer heraufgeschwommen waren. Sie hatten sich durch tückisch errichtete Bambusbarrikaden hindurchgeschlängelt, die jetzt ihren Rückweg abschnitten, und befanden sich nun vor den Netzen. Der seltsame, beunruhigende Lärm hinter ihnen trieb sie dann in Massen hinein.
Starke Arme hoben die glitschigen, zuckenden, zusammengedrängten Klumpen von Leibern heraus und schütteten sie in die bereitgestellten Kästen, wo sie sich wild ineinander verschlangen. Die kleineren Kinder wie Ittiri, die nicht beim Treiben halfen, machten sich einen Spaß daraus, nach den schleimigen Körpern zu greifen; doch man musste sie mit aller Kraft pressen und verbiegen, um der Macht zu widerstehen, mit der sie sich freizuwinden suchten.
Die Aale kämpften lautlos, die Kinder dagegen schrien ihre Freude ungehemmt heraus. Und auch ihre Eltern lachten zufrieden. Es war ein guter Fang, es war ein gutes Jahr. Niemand sprach mehr von dem misslungenen Opfer, und Ummas Prophezeiung schien sich nicht zu erfüllen, dachte Berchidda, als sie den schmerzenden Rücken streckte, ihr Netz einer Nachbarin zu halten gab und die Augen mit der Hand beschattete, um über das flirrende Flusswasser hinweg aufs Meer hinauszusehen.
Lang ersehnter Regen hatte ihre Becken aufgefüllt, und die Herden standen so gut im Futter wie nie. Es hatte nichts dagegen gesprochen, die jährliche Expedition hinunter zur fernen Küste zu unternehmen, um sich den Fisch zu holen. Fast alle jungen Männer waren gegangen, soweit sie nicht die Herden hüten mussten, und die Frauen ebenso.
Die Sonne glühte aus einem wolkenlosen Himmel auf die friedliche blaue See herab, nichts verriet mehr, was für ein Sturm gestern über ihren Köpfen getobt hatte. Mit Blitz und Donner war er über die dürftigen Steinhütten hinweggefegt, in denen sie dieser Tage hausten. Sie standen auf einem Hügel im Hinterland der Strände, durch den Fluss und einen breiten Schilfgürtel vom Meer getrennt und dem von dort kommenden Sturm preisgegeben. Es waren verlassene Hütten, die irgendjemand zum Schutz vor Angreifern erbaut haben musste, die übers Meer kamen, denn sie beherrschten das Umland und hatten freien Blick auf das Wasser, aber eine starke Ringbefestigung umschloss sie alle. Doch das musste lange her sein. Was hatten diese Menschen sich auch so unübersehbar an der Küste angesiedelt; wussten sie denn nicht, dass über das Meer nichts Gutes kam? Die Phöniker, die Etrusker, die Römer, die Schiffe der Goten und Vandalen – sie alle waren im Laufe der Jahrhunderte zur Plünderung eingelaufen. Und wer am Wasser gelebt hatte, stieg in die Berge hinauf, wo es unwirtlich und sicher war, fern der Sklavenmärkte der Häfen und der Todeshöllen der fremden Silberminen. Hatten diese Menschen das nicht gewusst? Und wohin waren sie verschwunden, auf das Meer, in die Minen?
Schon als Berchiddas Großeltern diesen Fischplatz aufgespürt hatten, waren die Häuser Ruinen gewesen, und der große Turm der Zentralnuraghe lag seit Menschengedenken zu einem Haufen Steine zerfallen da, in dem nur noch Schlangen hausten. Auf Ummas Befehl war genau dort auch ein Platz für die heilige Bewohnerin ihres stets mitgeführten Korbes geschaffen worden.
Seitab am Hang, inmitten von Erika, Ginster und Disteln, hatten sie auch einige Gräber gefunden, umstellt mit großen Steinplatten, auf denen Sonnen zu sehen waren. Obwohl die Deckplatten zerborsten neben den Gruben lagen und diese leer waren, unschuldige Mulden, in denen der Thymian wuchs, gingen sie dort nur flüsternd vorbei. Man wusste nie, was da noch war, nicht alles, was existierte, war sichtbar.
Doch das Wetter heute ließ nicht an Gräber denken. Berchidda sah von den verfallenen Häusern Rauch aufsteigen, der ihr verriet, dass die Räucherfeuer wieder entfacht waren und auf den Fang des Tages warteten.
»Berchidda!« Sie sah Umma auf sich zuwaten und ging der alten Priesterin entgegen, die in der letzten Zeit von mehr als nur ihren Jahren niedergedrückt schien und auf dem schlammigen Grund nur mühsam vorankam. Liebevoll führte sie die Alte wieder zum Ufer. Wie klein Umma geworden war, und wie mager sie wirkte.
»Wollen wir einen kleinen Gang tun, Berchidda.« Ummas Fragen waren niemals Bitten. Ehrerbietig neigten sich die Köpfe, als sie vorbeigingen. Breitbeinig saßen die Männer da, scharfe Bronzespieße zwischen den Schenkeln, auf die sie die Aale spießten, Windung für Windung, bis sie lebende Äskulapstäbe zwischen ihren Knien hielten, die sie für das Rösten am Abend beiseitestellten.
»Guten Morgen, Umma«, grüßte Enkiddu herüber und hielt in seiner Arbeit inne, einen Aal fest in den Fingern. »Guten Morgen, Berchidda, ein guter Tag, ein guter Fang.« Er legte den Spieß beiseite, kniete vor ihnen und küsste rituell ihre Füße. Dann stand er auf, klopfte sich die Erde von den Schenkeln und lachte mit breiten weißen Zähnen.
»Guten Morgen, Enkiddu. Ein guter Fang, fürwahr«, grüßte Berchidda lächelnd zurück, während Umma zerstreut nickte. Enkiddu sah ihnen nach, der süßen Berchidda, die ihm in ihren Umarmungen die göttliche Ekstase gebracht hatte, in der man die Göttin selbst erfuhr. Und die Alte, vor der schon sein Vater sich gefürchtet hatte. Umma – wie viele Jahre mochte sie zählen? Und was machte sie eigentlich so furchterregend, die kleine knochige Gestalt? Enkiddu ließ seine Armmuskeln spielen. Körbeweise Fische hatte er heute aus dem Wasser geholt. Und heute Abend würde er sie beim Festmahl genießen; es war eine Freude zu leben. Garoppu, der bis zu den Knien im Wasser stand, winkte zu ihm herüber. Er winkte fröhlich zurück, hielt sein braunes Gesicht in die Sonne und summte ein Lied, während er den nächsten Aal mit einer energischen Bewegung auf den Spieß schob.
Umma und Berchidda mieden die fliegenumsirrten Plätze, an denen die Fische fürs Räuchern ausgenommen wurden, schlugen einen sorgfältigen Bogen um eine Gruppe Jungen, die eifrig das Speerwerfen übten, und hielten auf den nahen Strand zu. In einem weißsandigen, makellosen Halbmond schwang er sich mit jedem Sichelende auf ein felsiges Kliff zu. Wo der Fluss die sanften Dünen mit seiner Mündung durchschnitt, war eine steile Böschung eingegraben. Weiße Lilien wuchsen dort aus dem Sand, fleischig und süß duftend, die Kelche verklebt vom gelben Blütenstaub. Selbst einige niedrige, seewindgeduckte Eichen schmiegten sich an den Sand, und hohes Riedgras rauschte. Umma sprach, wie so oft, über die Zukunft.
»Aber«, wandte Berchidda gerade ein, »die Herden hatten noch nie so viele Lämmer und Zicklein wie dieses Jahr. Es scheint viel eher, als seien wir gesegnet, Umma.«
Die Alte schüttelte nur den Kopf.
»Umma«, entfuhr es Berchidda da, »du hast den Korb dabei! Wohin gehen wir?«
Umma stand kurz still, als lauschte sie der Frage nach. Dann wackelte ihr Kopf erneut. »Mir war doch, als wollte ich irgendwohin. Eben. Eben. Ah, ja, lass uns zur Höhle gehen. Dort sind Antworten zu finden, glaub mir.«
Berchidda biss sich auf die Lippen, als sie ihre Lehrmeisterin so alt und zerstreut sah. Umma machte ihr seit Langem schon Sorgen, viel mehr als irgendwelche Orakel. Doch sie folgte ihr.
Die Höhle war nur ein kleiner Hohlraum in der Uferböschung, wo Wurzelwerk das sandige Erdreich zurückhielt, gerade groß genug für einige Menschen. Das Besondere an ihr war der kleine Teich Süßwasser aus dem Fluss, der sich in ihrem tiefergelegenen rückwärtigen Teil grün und glasklar gesammelt hatte. Die weißen Lilien hingen über dem Eingang und ließen die Luft dort betäubend süß duften.
Umma hatte Berchidda gelehrt, dass solche Orte heilige Plätze der Mutter waren, gut für Rituale und Meditationen, ja, dass diese Teiche Spiegel ihrer Gedanken sein konnten, die daher nur von Eingeweihten und mit Ehrfurcht aufgesucht werden durften.
Sie durchwateten gerade erneut das seichte Delta, um zu dem auf der anderen Seite gelegenen Eingang zu gelangen, als etwas Berchiddas Aufmerksamkeit ablenkte. Auf der Sandbank, knapp außerhalb des Brandungsbereichs, lag etwas Großes, Dunkles. »Kann das ein gestrandeter Delfin sein, Umma?« Berchidda kniff die Augen zusammen, um mehr zu erkennen, und hielt darauf zu. Das Fleisch der großen Tiere war wohlschmeckend und würde für viele Tage reichen.
»Nein, Umma«, rief sie im Gehen, und ihre Schritte wurden schneller. »Das ist kein Delfin, das ist ...« Die junge Frau rannte nun fast.
»Ein Mensch, ja«, ergänzte die Alte ächzend, als sie Berchidda schließlich hinterhergekommen war. Der Weg hatte sie zum Keuchen gebracht. Beide sahen sie auf einen nackten Mann hinunter. Fetzen um seine Beine, die die Wellen ihm gelassen hatten, verrieten, dass er gut gekleidet gewesen sein musste, für die Begriffe des Stammes geradezu kostbar: Es war ein Stoff, so fein, wie ihn ihre Webstühle nicht herzustellen vermochten. Und er war purpurrot! Der Mann war groß, weit größer als die drahtigen Insulaner, und muskulös wie ein Krieger. Selbst die hochgewachsene Berchidda hätte ihm kaum bis zur Schulter gereicht. Und seine Haut, jetzt aufgeschürft und rot verbrannt, wirkte auf die Frauen ungewöhnlich hell. Er konnte nur einer von denen sein, ein Fremder.
»Lebt er noch?«, fragte Umma. Sie schaute aufs Meer. Der Sturm gestern musste sein Schiff zum Kentern gebracht haben. Doch es waren nirgends Holz- oder Wrackteile zu sehen.
»Er atmet«, antwortete Berchidda aufgeregt, die sich hingekniet und die flache Hand auf seine Brust gelegt hatte.
»Dann müssen wir ihn den Meernymphen zurückgeben«, beschied die alte Priesterin. »Sie mögen es nicht, wenn ihnen ein Mensch entgeht, der einmal dem Meer bestimmt war.«
»Umma ...«
»Es gibt keine andere Lösung, Kind. Du weißt, der Wille der Götter ist ...«
»Umma!« Diesmal ließ der drängende Zwischenruf des Mädchens sie innehalten. Umma schaute zu der Stelle, die Berchiddas ausgestreckter Finger ihr wies, und erschrak. Sie hatte ihren Korb abgestellt, als sie bei dem Bewusstlosen angekommen war, müde vom schnellen Gehen durch den Sand, und ihn seither nicht weiter beachtet. Nun deutete Berchidda darauf, und Umma sah selbst, wie der Deckel sich hob und die Bewohnerin träge herausglitt. Der grün bebänderte, dreieckige Kopf hob sich suchend, träge züngelte die Schlange und schob sich dann langsam auf den Körper des Mannes zu. Mühelos erklomm sie seinen flachen Bauch, rollte sich zusammen und blieb da. Die beiden Frauen blickten sich an.
»Fass mit an, Kind!« Mit einer Kraft, die Berchidda ihr niemals zugetraut hätte, griff die Alte dem Fremden unter die Achseln und begann ihn rückwärtsgehend auf die Höhle zuzuschleifen. Berchidda beeilte sich, die Schlange wieder in ihre Behausung zu heben und ihr zu helfen. Doch selbst zu zweit brauchten sie lange, bis sie den Körper keuchend in dem sandigen, trockenen Raum niederlegen konnten.
Umma zog sich sofort zum Teich zurück, wo sie murmelnd und singend lange Zeit verbrachte, während Berchidda versuchte, dem Schiffbrüchigen, der immer noch nicht zu sich kam, etwas Wasser einzuflößen.
Sacht wischte sie mit einem feuchten Fetzen ihres Kleides das Salz von seinen mächtigen Armen und Schenkeln, die so viel kräftiger gebaut waren, als sie es kannte. Er mochte fast zwei Meter groß sein, und sein Haar, stellte sie erschrocken fest, als sie vorsichtig darüberfuhr, um den Sand herauszustreifen, musste nahezu golden sein, wenn es trocken war. So jedenfalls schimmerte der Flaum über seiner Stirn, den der laue Wind bewegte. Seine rissigen Lippen öffneten sich, als sie sie erneut mit einigen Tropfen benetzte. Wie hell seine Haut war, und kaum Haare wuchsen darauf, nur der weiche Fleck auf seiner breiten Brust, über den sie leise fuhr, und das goldene Dickicht über seiner Scham.
»So ist es recht, Berchidda, mach dich mit ihm vertraut.« Ummas krächzende Stimme so plötzlich hinter ihr ließ Berchidda zusammenfahren. Sie errötete.
»Ich wollte nur ... was ist ... hast du deine Meditation beendet?«
»Ja«, kicherte Umma, »und die Göttin hat zu mir gesprochen.« Mit diesen Worten wurde sie ernst. »Sie sprach so deutlich wie noch nie zu mir, und ich kenne nun das Zeichen.« Unruhig wanderte sie auf und ab. »Wir waren dem Untergang geweiht, Berchidda, wir alle. Ja, ja, widersprich mir nicht«, herrschte sie die junge Frau an, als sie Einwände erheben wollte. »Ich weiß, ich weiß, die Zicklein und Lämmer waren zahlreich, und doch.« Sie machte eine Pause. »Aber die Göttin ist gnädig, Berchidda, sie sandte uns die Rettung, die wir nicht verdienen: diesen Mann, deinen Mann.«
»Aber ...«, stammelte Berchidda.
»Nichts aber. Hast du das Zeichen nicht gesehen? Wies der Schlangenkopf nicht auf seine Lenden? Er trägt den Samen für das Kind in sich, das du uns gebären wirst, das goldene Kind, das uns weiterträgt.«
»Aber Umma«, setzte Berchidda erneut an, »er ist ein Fremder, er ist einer von denen, die mit ihren Schiffen über uns kommen. Wie kann er auserwählt sein? Und warum das Kind?« Sie schüttelte ungläubig den Kopf. Ihre Stimme wurde zaghaft, als sie fortfuhr: »Du führst uns doch, Umma, und ich ...«
»Ich werde nicht ewig leben, Kind, ja, nicht einmal mehr besonders lange. Ich schmecke das Blut schon auf meiner Zunge, Kind, und du ...« Sie trat ganz dicht an Berchidda heran, ergriff deren Kinn mit ihrer Greisinnenklaue und zwang sie, ihr in die Augen zu sehen. Es tat weh, doch Berchidda wagte sich nicht zu rühren, als Umma dicht an ihrem Ohr heiser flüsterte.
»Sieh dich doch an, Kind, du bist Honig und Sonnenschein, du schaukelst die Menschen in deinen Armen durch die Sommerwonnen. Du bist das helle Antlitz der Göttin. Ich, ich bin der Winter, die Angst und die Macht. Ich treibe sie unter das blutige Gesetz; das Antlitz der Göttin, dem ich gleiche, ist dunkelrot. Du könntest das niemals sein. Nie könntest du gebieten. Du bist die Liebe, ich die Macht. Und diese Menschen dort draußen, unsere Menschen, sie brauchen beides, um zu überleben.« Sie ließ Berchidda los, die neben dem Schiffbrüchigen zu Boden sank, und weinte. Er stöhnte leise.
»Geh zu ihm, nimm ihn in dich auf. Und bring uns sein Kind, deine Tochter; sie wird beides sein: die Macht und die Liebe. Durch sie werden wir leben. Gehorche.« Sie funkelte Berchidda ein letztes Mal an und verließ hinkend die Höhle.
Ratlos saß Berchidda da. Das Bein des bewusstlosen Mannes neben ihr zuckte; sie wagte nur aus den Augenwinkeln hinzusehen. So nah, deutlich und unübersehbar lag dieser Körper neben ihr. Sie konnte jede Pore seiner Haut, jeden Nagel an seinen Zehen erkennen. Als er stöhnte, wandte sie sich ihm zu. Seine offenen Augen sahen sie an, und fast gleichzeitig fuhr seine Hand vor und packte ihren Arm. Die Rechte tastete an seiner Hüfte, als suche er sein Schwert. Angstvoll zog sie sich so weit von ihm zurück, wie es sein harter Griff erlaubte. Seine Iris, stellte sie fest, war so leuchtend azur, kalt und fremd wie das Meer.
Wortlos verharrten sie so, bis eine neue Ohnmacht seinen Griff lockerte. Berchidda versicherte sich, dass er nur schlief, dann ging sie hinaus, um zu holen, was sie zu seiner Pflege brauchen würde.
Charikles blinzelte. Das da über ihm schienen, er schloss die Augen erneut und öffnete sie dann weit, nein, es schienen tatsächlich Wurzeln zu sein. Sie ragten fein verästelt aus einem sandigen Gewölbe, auf das irgendein Wasser bewegliche Lichtreflexe malte. War er unter der Erde? Dann musste er in der Hölle sein! Unwillkürlich bekreuzigte er sich – und stöhnte gleich darauf vor Schmerzen. Seine linke Seite tat weh, als wäre ein Schiffsmast darauf gestürzt. Er tastete vorsichtig nach der quälenden Stelle. Da war etwas wie Stoff, und feucht, es setzte sich über seiner Brust fort. Ächzend versuchte er, den Kopf zu heben. Was er sah, war ein Verband, zweifellos; jemand hatte ihm einen primitiven Stoffverband umgelegt. Er fuhr erneut über die feuchte Stelle und roch an seinen Fingern; ein angenehmer Kräuterduft stieg ihm in die Nase. Aufatmend legte Charikles sich zurück und entspannte seine Muskeln. Ein Verband, Salbe und – Schmerzen. Es deutete alles darauf hin, dass er noch am Leben war. Aber wo? Er versuchte, sich zu erinnern, doch das einzige Ergebnis war, dass ihm schwindlig wurde. Das Gesicht einer Frau tauchte über ihm auf, schmal und braun, mit großen Augen, wie eine syrische Madonna. Es musste eine Vision gewesen sein. Charikles drehte den Kopf zur Seite, übergab sich und schlief wieder ein. Eine Höhle, dachte er noch, er musste in einer Höhle liegen. Dann schwemmten schwarze Träume ihn erneut fort.
Schon wenige Stunden später wachte er das nächste Mal auf. Wieder hingen da die Wurzeln, die Höhlendecke, fiel ihm ein. Auch der Verband war noch da, ebenso der brennende Schmerz. Er fluchte vernehmlich. Da unterbrach ihn ein Rascheln, er fuhr herum. In der Ecke erhob sich jemand, eine Frau, nein, ein junges Mädchen, stellte er fest, primitiv gekleidet. Das lange Haar hing ihr offen herab, ihre erstaunlich hellen Augen in dem bräunlichen Gesicht blickten nervös und zurückhaltend. Sie war nicht groß und noch sehr jung, aber ihre Hüften waren üppig gerundet. Als sie herantrat, konnte er einen Blick auf ihre langen, schlanken Beine und auf ihre schmutzigen Füße werfen.
Sie musste es wohl gewesen sein, die ihm den Verband angelegt hatte. Ob sie in dieser Höhle wohnte? Und wie war er hierhergekommen? Der Sturm zog durch seine Erinnerung, die herabstürzende Rah und der Schlag. Das aufgepeitschte Meer schien noch immer in seinem Kopf zu tosen. Er musste angespült worden sein auf dieser gottverfluchten Insel, wie hieß sie noch: Sardinia? Und das war dann wohl eine der barbarischen Einwohnerinnen.
Nun, sehr furchterregend sah sie nicht aus. Und von Wundpflege schien sie immerhin etwas zu verstehen. Prüfend fuhr er über seinen Brustkorb, den Bauch, ganz so, als erkunde er die heilenden Binden. Nein, bemerkte er dabei, seine Waffen waren nicht da. Er hatte sie entweder nicht mehr bei sich gehabt, als er hier an Land gekommen war, oder aber die Fremde hatte sie ihm weggenommen. Charikles ließ sie nicht aus den Augen, als sie nun näher kam, eine hölzerne Schale in Händen. Schmale, langfingrige Hände, musste er feststellen.
»Wer bist du?«, fragte er, doch statt einer Antwort kniete sie nur nieder und schickte sich an, seinen Verband neu mit einer grünlichen Tinktur zu netzen. Der schon bekannte Kräuterduft stieg ihm in die Nase, und er lächelte.
»Nur zu, du scheinst ja einiges davon zu verstehen.« Das Mädchen lächelte schüchtern zurück und beugte sich dann über ihre Arbeit. Ihr glänzendes Haar fiel auf sein Gesicht. Charikles strich es zur Seite und schnupperte unauffällig daran. Dabei stieg ihm ein Aroma in die Nase, das kein Badewasser der Welt herauswaschen würde: Ziegenmilch!
Ein Hirtenmädchen also! Ärmliches Bergvolk, dachte er herablassend und mitleidig zugleich und musterte ihren schlichten Kittel, der ihre schweren Brüste großzügig sehen ließ. Scheu warf sie ihm einen kurzen Blick zu und entschloss sich dann zu einem weiteren Lächeln.
»Na bitte, nur keine Angst. Schließlich kann ich mich gerade nicht besonders gut bewegen. So ungefährlich bin ich selten.« Mit zusammengebissenen Zähnen ruckte er sich etwas zurecht. Die Wellen mussten ihn hart auf dem Sand hin und her geworfen haben, er fühlte sich völlig zerschunden.
»Sehr gesprächig scheinst du nicht zu sein, hm? Hast du einen Namen?« Charikles nahm sie bei den Handgelenken und zwang sie, ihn voll anzusehen. »Wie heißt du?«, artikulierte er langsam und deutlich, als spräche er zu einer Schwerhörigen oder zu einem trotzigen Kind. »Wie ist dein Name?« Doch das Mädchen schüttelte nur den Kopf, legte ihm den Finger auf die Lippen und drückte ihn wieder auf sein Lager. Seufzend entspannte sich Charikles.
»Kein Griechisch, eh? Na, auch gut. Stumme Frauen haben ja bekanntlich etwas für sich. Ja, ja, noch ein bisschen weiter nach links, das tut gut.« Er schloss die Augen und genoss die sanfte Massage, mit der sie seine gequälten Glieder entspannte. Wärme durchströmte seine Muskeln.
»Mmh, das kannst du wirklich. Du bist geschickt für ein Hirtenmädchen. Wasser? Ja, danke.« Charikles nahm die Schale, die sie ihm bot, und trank. Es tat ihm gut, in der Stille der Höhle seine eigene Stimme zu hören. »Wenn du auch eben keine Schönheit bist. Aber man darf nicht zu viel erwarten, wenn man gerade den Wellen des Meeres entrissen wurde, was?« Ihre Griffe, so schien es ihm, wurden weicher und schmeichelnder, wie sie über seinen Körper wanderten, und eine Wärme anderer Art stieg in ihm auf. Er zog sie zu sich heran.
Nein, schön konnte man das bräunliche Gesicht mit dem üppigen Mund wirklich nicht nennen. Zu deutlich zeichneten sich die Wangenknochen unter der Haut ab, und die Augen waren groß, aber geschweift, wie bei einer archaischen Maske. Und zu breit in den Hüften war sie außerdem für seinen Geschmack. Die Haare allerdings ... Mit der freien Hand griff er in die spiegelnde schwarze Mähne. Ein Geruch nach Holzfeuer stieg ihm in die Nase und nach Fisch. Erst bog sie den Hals wie ein unwilliges Füllen, dann ließ sie zu, dass sein Gesicht ganz nahe an ihres herankam.
»Hab ich nicht erwähnt, dass großbusige Hirtinnen, die nach Ziege riechen, nicht ganz mein Fall sind?«, witzelte er. Doch da kam ihr Mund schon seinen geöffneten Lippen entgegen, ihre Zunge versenkte sich heiß in ihn, und er schmolz wie Metall über dem Schmiedefeuer. Der Schmerz war vergessen; mit einer Bewegung war er über ihr und drang in sie ein. Sein Rückenmark verflüssigte sich zu einem glühenden Strahl, mit dem er sich in sie ergoss. Mit Armen und Beinen hielt sie den Mann fest umklammert, dem es erschien, als sauge, zöge sie ihn mit jeder Bewegung tiefer in sich hinein, während er in ihren Schoß drang wie Baumwurzeln in die Erde. Er fühlte sein Hirn, seine Muskeln, seine Knochen sich auflösen zu Flüssigkeiten, die aus ihm rannen, und er verging. Ein weiterer Orgasmus ließ ihn seine Zähne in ihren Hals graben; ihr hoher Schrei trug ihn hinweg wie eine Woge, und er stieß auf der Gischt seines eigenen Samens noch tiefer in sie hinein.
Umma saß auf der Böschung über der Höhle und lauschte den Geräuschen, die heraufdrangen. Sie waren kaum zu hören, so laut zerrte der blaue Seewind an ihr und ließ ihr weiß leuchtendes Haar flattern. Umma lächelte, als sie unter sich den Willen der Göttin erfüllt wusste. Sie lächelte noch, als sie das Schwert traf.
Kapitän Kosmas und seine Mannschaft hatten schon den ganzen Tag vergeblich den Offizier Charikles gesucht. Nachdem er spät nachts über Bord gegangen war, hatten sie es geschafft, ihr Schiff mit einem Treibanker zu sichern. Und als der ruhige Morgen ihnen zeigte, dass sie in einer Bucht lagen, ließen sie die Boote zu Wasser und ruderten an Land. Nach einem kurzen Dankgottesdienst machten sie sich auf die Suche und schickten zwei Trupps nördlich und südlich die Küste entlang.
Kosmas versuchte, seine Unruhe zu verbergen. Es hatte nicht zu ihrem Plan gehört, auf dieser Insel zu landen, die seit Kurzem zum Herrschaftsgebiet der Vandalen gehörte. Sardinias wilde Küste war überdies kein guter Ort, vor allem nicht für einen aufrechten Christenmenschen. Wilde Stämme sollte es hier noch immer geben, die den Erlöser nicht kannten, blutige Menschenopfer brachten und das Fleisch kleiner Kinder aßen. Zivilisierte Siedlungen existierten in diesem Abschnitt kaum, nur in der Nähe der Häfen und der Bergwerke waren ehemals befriedete Dörfer zu finden. Zwar waren die Sarden selbst hier im Südosten fast völlig verschwunden, sagte man; die Minen hatten sie gefressen, in die sie als Sklaven geschickt worden waren, und was nahe den Städten lebte, das waren klägliche Reste, dem Alkohol ergeben, von fremden Krankheiten zerfressen und von Tagelöhnerei und Prostitution ein kümmerliches Leben fristend.
So jedenfalls berichteten es seine Freunde in Sizilien, und die mochten es wissen. Doch hieß es auch, dass Reste des alten Volkes in die unwirtlichen Berge geflüchtet waren, Aufständische, Uneinsichtige, die sich den Segnungen des Fortschritts und des wahren Glaubens verweigerten. Stephan aus Lilybaion, dem sizilischen Handelsposten, hatte ihm erzählt, dass von Zeit zu Zeit, wenn man eine dieser barbarischen Horden sichtete, Expeditionen mit Hunden ins Inland geschickt wurden, um sie aufzustöbern. Kein leichtes Unterfangen, denn die Natur war rau, und das menschliche Wild kämpfte zäh. Nur selten blieb bei diesen Zügen jemand am Leben, der einer gesitteten Existenz zugeführt werden konnte. Kosmas warf den grauen Gebirgszügen einen misstrauischen Blick zu, als bargen sie das Herz der Finsternis und könnten ihm etwas Böses entsenden. Falls sie Charikles an der Küste nicht trafen, würden sie jedenfalls keinen Fuß ins Inland setzen, nahm er sich vor.
Kosmas und seine Leute waren eben um ein Felsenkliff gebogen, als sie Rauch aufsteigen sahen. Sie duckten sich an den Hang der nächsten Düne und spähten über ihren Rand hinweg.
»Räucherfeuer«, stellte ein Soldat fest. »Das müssen Fischer sein. Gehören wahrscheinlich zu dem Dorf da hinten.« Er wies mit der Schwertspitze zu der Nuraghensiedlung hinüber. »Sieht allerdings mehr wie eine Ruine aus.«
»Dorf?«, knurrte Kosmas. »Nach den Karten gibt es hier kein Dorf. Und was ist das dort für ein Spuk?«
Der Soldat kniff die Augen zusammen. »Eine hölzerne Figur«, stellte er fest, dann schluckte er hörbar. »Eine Art Idol vielleicht. Sieht aus … sieht aus wie eine schwangere Frau mit großen Brüsten.« Er flüsterte es fast. Seine Kameraden bekreuzigten sich. Die Menschenfresser! Sie waren tatsächlich auf sie gestoßen.
»Heidenpack!« Der Kapitän spuckte aus.
»Was sollen wir jetzt tun?« Nervös griffen sie alle zu ihren Waffen. Das Knirschen, mit denen die Schwerter aus den Scheiden fuhren, kam ihnen selbst laut vor.
»Treffer, Noraxxu«, rief da eine helle Stimme, und ein Speer bohrte sich vor ihren Füßen in den Boden. Der Kopf, der gleich darauf hinter dem Rand der kleinen Düne auftauchte, rollte, von Kosmas’ Schwert getroffen, in den Sand, bevor jemand bemerkte, dass er einem Kind gehörte. Noraxxus Gefährte schrie gellend, ehe auch er getroffen wurde. Auf dem Fischplatz, sah Kosmas, der schreckensbleich auf die beiden kleinen Leichen starrte, war Bewegung entstanden. Panik stieg in den Männern auf und brach sich in einem Schrei Bahn.
»Zum Angriff!« Sie rannten brüllend den Hügel hinunter.
Der fettige schwarze Qualm, der wenig später über dem Fischplatz aufstieg, stammte nicht von den Räucherfeuern. Und es war kein Fischblut, das dort in hellroten Strömen in den Fluss quoll.
Eine schmale Silhouette, die reglos auf der Böschung des Flusses saß, lockte die marodierenden Soldaten wieder zum Strand. Doch es war nur eine alte Frau, die leicht wie ein welkes Blatt zur Seite fiel, kaum dass das Schwert sie streifte. Seltsamerweise lächelte sie.
Von keuchenden Geräuschen gelockt, fanden sie die Höhle und dort Charikles, der sich nackt und schreiend wie ein Tier in eine vor ihm kauernde Frau rammte und seine Kameraden zunächst kaum erkannte. Sie wanden die Hüften des Weibes aus seinen Fingern und zogen sie von ihm. Doch er verhinderte in seiner Raserei, dass sie ihr an Ort und Stelle den Kopf abschlugen.
Die Schwarzhaarige rettete sich in den hinteren Teil des Raumes, wo sie sich an einem Weidenkorb festklammerte, der ihr nicht wegzunehmen war. Charikles lieh sich Kleidung von seinen Kameraden, griff sich Berchidda erneut und zog sie hinter sich her, sosehr die anderen auch fluchten und vor »der Zauberin« ausspuckten. Jemand streifte ihr gewaltsam eine Kette mit einem billigen Kreuz über; es baumelte kalt zwischen ihren Brüsten.
Der Fischplatz rauchte immer noch. Enkiddu lag dort auf dem Rücken, Arme und Beine ausgebreitet, der Aalspieß, an dem die Tiere sich wanden, steckte tief in seiner Brust. Da drüben lag Garoppu, der stets heitere Garoppu; er hatte versucht, seine kleine Tochter Ittiri mit seinem Leib zu decken. Losa hatte sich wenige Schritte entfernt aufs Ufer gerettet, ehe sie der Hieb traf. Niemand, registrierte Berchidda voller Entsetzen, niemand regte sich mehr. Es war mehr, als sie zu fassen vermochte, während sie barfuß, gestoßen von den groben fremden Händen, über das Totenfeld stolperte.
Kosmas nahm Charikles beiseite. »Wir sollten sie zurücklassen«, murmelte er, »wie die anderen.« Und er deutete mit dem Kinn auf die Leichen einiger junger Mädchen, die im seichten Wasser trieben, die Netze noch in Händen. Charikles schüttelte energisch den Kopf und schob das Kinn vor.
»Sie kommt mit.« Und er blieb über alle Vorhaltungen hinweg stur.
»Frauen an Bord bringen nur Unglück«, murrte Kapitän Kosmas weiter, »noch dazu eine Heidin. Die Mannschaft wird meutern!« Charikles dachte eine Weile nach. Seine Blicke wanderten über die halb nackte Berchidda. Zu breite Hüften, dachte er, und die Ziegenmilch kann ich noch immer riechen. Was finde ich nur an diesem Weib? Doch auch ihre Hitze spürte er noch auf ihrer Haut.
»Wir werden sie auf dem Schiff vor allen taufen«, beschloss er, »das wird die anderen besänftigen. Sie soll Magdalena heißen.«
Und das Dorf blieb zurück. Vor ihnen rauschte die See.
»Wie geht’s, Kosmas?« Charikles trat zu dem Kapitän an die Reling und schaute mit ihm gemeinsam über die graue Dünung des Tyrrhenischen Meeres. Das Holz der Masten ächzte jedes Mal, wenn die »Constantia« in ein neues Wellental schaukelte. Möwen krächzten, was hieß, das ihr nächster Ankerplatz nicht weit war. Die Reise verlief so ruhig, wie sie es sich nur wünschen konnten, kein weiterer Sturm hatte sie heimgesucht. Und auch die Unruhe an Bord war dem üblichen Schiffsalltag gewichen, vor allem, da Magdalena nach ihrer Taufe mit Meerwasser nicht mehr an Deck erschienen war. Dankbar sah er zu der kleinen Hütte auf dem Achterdeck hinüber, die ihnen beiden eine Heimstatt gab. Zum Glück für sie alle schien Magdalena keinen Drang nach frischer Luft oder einer Aussicht auf die See zu haben.
»Warum musstest du sie mitnehmen?«, fragte Kosmas rüde statt einer Antwort und wandte sich zu Charikles um. Sein Gesicht war ärgerlich.
»Kosmas, was willst du«, versuchte Charikles es mit einem Lächeln. »Es ist doch alles in Ordnung. Die Leute sind ruhig, die See ist ruhig ...«
»Ja, sie sind ruhig«, knurrte Kosmas. »Sie murren nicht. Aber sie singen auch nicht. Man kommt sich fast vor wie auf einem Totenschiff.« Langsam kam Kosmas in Fahrt. »Eine Frau gehört einfach nicht an Bord eines Schiffes, das macht die Männer nur verrückt im Kopf. Und schon gar solch ein Eingeborenenflittchen. Eine Heidin dazu! Verdammt noch mal, Charikles, ist das bisschen Vögeln die Sache wirklich wert?« Sein Gefährte hielt den Blick auf die See gerichtet; er überhörte die letzte Frage.
»Sie ist getauft«, entgegnete er nur knapp. »Und außerdem«, er zögerte etwas, »außerdem hat sie sich gewehrt und geschrien, als dein Maat Josef damals bei ihr einzudringen suchte. Das beweist wohl, dass sie kein Flittchen ist.« Charikles verstummte, Kosmas zuckte die Achseln. Eine ganze Weile sagten beide nichts, nur die Möwen über ihren Köpfen kreischten.
»Warst du schon mal verheiratet, Kosmas?«, setzte Charikles schließlich unvermittelt an. Der Kapitän gab nur ein Knurren von sich. »Ich schon«, fuhr der Offizier fort, »einmal, in Aleppo, ist schon eine Weile her, bevor ich zur Palastgarde in Byzanz kam. Sie war ein hübsches junges Ding aus gutem christlichen Haus. Ich konnte mich glücklich schätzen, dass ihr Vater sie mir gab. Sagten jedenfalls ihre Tanten.« Charikles spuckte ins Wasser.
»Nach der Hochzeitsfeier, wir waren gerade unter großem Tamtam ins Schlafzimmer geleitet worden, eröffnete sie mir plötzlich mit reizendem Lächeln, wie schön es doch wäre, wenn wir uns durch Keuschheit wahre Seligkeit erwerben könnten. Das gute Kind. Sie hatte das wohl bei irgendeinem Kirchenvater gelesen. Ich versuchte natürlich, ihr das auszureden, ganz freundlich zuerst, aber sie hatte sich das nun mal in den Kopf gesetzt. Nicht mal anfassen durfte ich sie, verdammt noch mal. Als ich sie schließlich, schon etwas ärgerlicher, fragte, warum zum Teufel sie dann nicht ledig und gefälligst alleine keusch geblieben sei, weißt du, was sie da geantwortet hat?« Charikles wartete Kosmas’ Entgegnung nicht ab. »›Aber Charikles, Liebster‹«, mit plinkernden Augen und flötender Stimme ahmte er seine verflossene Braut nach. »›Weißt du nicht, dass sich die Größe der Entsagung an der Stärke der Versuchung misst?‹ Sie wollte eben unbedingt einen Rekord aufstellen.«
Kosmas gab einen Laut von sich, der wohl besagen sollte, dass er alles wusste, was es diesbezüglich über Frauen zu wissen gab. »Dabei kann sie noch nicht einmal etwas dafür«, fuhr Charikles ruhiger fort, »sie wurde eben von klein auf mit solchen Geschichten gefüttert. Wahrscheinlich hat der Priester ihr sogar freudig zugeraten. Der schaute bei der ganzen Trauung so hinterhältig.«
Kosmas lachte. »Und was ist aus ihr geworden«, fragte er, »deiner Frau?«
Jetzt war es an Charikles, die Achseln zu zucken. »Ich hab sie zu ihrem Vater zurückgeschickt und bin in die Großstadt verschwunden. Nach Byzanz. Mit besten Grüßen an die Tanten.«
Als sie nach vielem Gelächter wieder zu Atem kamen, sagte Charikles nachdenklich: »Es kann nicht Gottes Wille sein, dass ein Mann nicht haben darf, was er braucht. Was meinst du, Kosmas?«
Der Kapitän hob abwehrend die Hände. »Wenn du was über Gott wissen willst, frag die Priester.« Beide drehten sich wieder der ruhigen See vor ihnen zu. Nach einer Weile fragte Kosmas, ganz versöhnt: »Was willst du mit ihr machen?«
Charikles nickte nachdenklich mit dem Kopf, als erwöge er eine bedenkenswerte Frage und die mögliche Antwort darauf. Dann holte er tief Luft.
»Ich werde sie heiraten, denke ich. Weißt du, Kosmas, ich werde Schluss machen mit der Armee.«
»Keine Uniform mehr, du? Das kann ich nicht glauben.«
»Doch, doch, Kosmas. Es war ein unbehaustes Leben. Die Leichen von Magdalenas Leuten«, er kaute auf seiner Wange, »sie … sie sollen die letzten sein, die ich gesehen habe, wenn Gott mir das gewährt.«
Kosmas schüttelte noch immer ungläubig den Kopf. Charikles grinste und schlug ihm aufmunternd auf die Schulter.
»Keine Sorge um mich, alter Freund. Meine Zirkuspartei, die Grünen, haben mir einen Posten als Aufseher ihrer Ställe angeboten.«
Der Kapitän pfiff anerkennend durch die Zähne. »Du wärst verantwortlich für die Pflege ihrer berühmten Renner.«
Charikles nickte. »Auch für Zucht und Auswahl. Und wenn ich wollte, dürfte ich nach Nordafrika reisen, wilde Tiere für den Zirkus anzukaufen.«
»Aber du willst nicht?« Kosmas hob eine struppige Braue.
»Nein, Kosmas. Ich will meine Ruhe, mein Heim, Kinder vielleicht ...«
»Ha«, dröhnte Kosmas, »und das vom größten Haudegen der Garde.« Doch als sein Freund nicht in das Gelächter einstimmte, wurde er wieder ernst. »Und das muss also«, er nickte mit dem Kopf in Richtung der Deckkabine, »ausgerechnet sie sein?«
»Ich bin nicht jung, Kosmas, ich bin nicht schön ...«
»Du bist nicht arm.«
»Scheiße, Kosmas! Soll ich mir eine Exhure vom Forum Konstantinum kaufen, die jeder schon gehabt hat? Magdalena zeigt doch wenigstens ... äh, eine rührende Anhänglichkeit.« Er errötete.
Ein Blick auf Charikles ließ den Kapitän seinen Einwand vergessen. Verlegen kratzte er sich den Bart und murmelte einlenkend: »Schön ist sie ja. Und wenn’s nun mal dein Wille ist«, erleichtert, ein gutes Schlusswort gefunden zu haben, atmete er auf, »dann sei Gottes Segen mit dir, Charikles. Ach«, fügte er noch hinzu, ehe er seine Runde über das Deck wieder aufnahm, »vergiss besser, ihr Griechisch beizubringen. Sonst kommt sie dir noch mit dummen Vorschlägen.«
»Jedenfalls sollte ich nicht vergessen, sie gut zu füttern!« Charikles hob ihrer beider Essschalen, um anzudeuten, weswegen er an Deck gekommen war. Dann schlug er Kosmas freundschaftlich auf die Schulter und machte sich lachend auf den Weg zum Heck, wo außenbords eine Feuerstelle glomm, von Ziegelsteinen eingefasst und argwöhnisch behütet, denn Feuer fürchten Seeleute fast noch mehr als das Wasser. Dort bereitete bei gutem Wetter die Mannschaft ihre einfachen Mahlzeiten zu.
Charikles nahm etwas von den eingeweichten Linsen, die da in einer Schüssel standen, schnitt Zwiebeln und Knoblauch hinein und setzte alles auf. Jemand hatte einen Stapel dünner Brotfladen gebacken und zum Abkühlen liegen gelassen. Er nahm einen davon, füllte ihn mit dem würzigen Eintopf und trug alles in einer irdenen Schale zu Berchidda in die Kabine.
»Magdalena?«, rief er fragend, ehe er den Ledervorhang der für sie beide reservierten Kajüte beiseiteschob, damit sie wusste, dass er es war. Gerührt sah er sie verloren auf ihrer Liege sitzen. Und er beschloss, tatsächlich in die Tat umzusetzen, was er Kosmas erzählt hatte; er würde sie zu seiner Frau machen.
»Hier, dein Essen.« Er legte sich neben sie auf das Bett, stützte den Ellenbogen auf und legte den Kopf in die Hand. Zufrieden schaute er zu, wie sie die tropfende Brotrolle aß. Kosmas hatte unrecht, fiel ihm ein: Er würde ihr Griechisch beibringen müssen. Fragend erwiderte sie seinen aufmerksamen Blick. Seine Männlichkeit reagierte, wie bei jedem Kontakt mit ihr. Am besten fing er mit dem Unterricht gleich an, bevor sie abgelenkt wurden!
»Essen«, formulierte er deutlich und deutete auf das Brot in ihrer Hand. Sie schaute verständnislos. »Essen«, wiederholte er und führte dazu die Geste des Essens aus.
»Essen?«, fragte sie und wiederholte das Wort mehrere Male, als er zustimmend nickte. »Essen. Essen!«
»Sehr gut!« Er langte nach ihrem Kopf, zog ihn zu sich heran und küsste sie. Berchidda drückte sich enger an ihn und legte die Hand auf sein Glied. Charikles stöhnte.
»Phallus«, sagte er mit gepresster Stimme. Eine Lektion konnten sie noch durchnehmen. Und er hielt ihre Hand mit der seinen fest.
»Phallus«, hörte er Berchiddas kehlige Stimme.
»Ja«, antwortete er heiser.
»Phallus«, wiederholte sie, und als wollte sie das Gelernte repetieren: »Essen. Phallus. Essen. Phallus. Essen.« Sie sprach die Wörter ohne Pause hintereinander aus. Er erbebte, elektrisiert von einer Idee.
»Ja«, antwortete Charikles, eine Hitzewelle überrollte ihn, und seine Stimme versagte fast, als er wiederholte: »Phallus essen!« Er blickte sie mit heißen Augen an und drückte ihren Kopf sacht auffordernd in Richtung seiner Lenden. »Phallus essen!«
Später, als er neben ihr lag, sacht geschaukelt vom Wellengang, wanderten seine Gedanken dem Weg des Schiffes voraus, hin zu der kleinen Insula nahe der Philoxenos-Zisterne, wo eine kleine, gemütliche Wohnung im Erdgeschoss auf ihn wartete. Er dachte an das bescheidene Fußbodenmosaik, die geschnitzte Holztruhe, die er damals nach dem Feldzug in Amida gekauft hatte, und an seine beiden Sklaven, Philemon und Baucis, denen Magdalena eine Herrin werden sollte. Ein begrünter Innenhof gehörte auch dazu, in dem ein benachbarter Mosaikleger seine Eimer, Kellen, Fliesen und Gerüsthölzer lagerte. Für Kinder würde es ein Paradies werden! Magdalenas Atemzüge wurden ruhiger. Wie zart sie war, dachte Charikles gerührt, wie zart und verletzlich. Er schlang die Arme um sie. So würde er sie von nun an jede Nacht seines Lebens halten.
»Magdalena«, flüsterte er. Dann schlief er ein.
Berchidda starrte wach auf den hellen Streifen, der sich zwischen den Holzplanken zeigte. Sie wusste nicht, ob dahinter der Himmel oder die Gischt des Meeres zu sehen gewesen wäre. Das Meer! Was konnte schon Gutes über das Meer kommen!
Die ersten Nächte hatte sie immer nur die Gesichter ihrer toten Stammesgenossen vor sich gesehen, wie sie mit starren Augen auf dem Fischplatz lagen, fliegenumsirrt, Augen, die den Himmel nicht mehr sahen, in den sie hinaufglotzten. Sie war ganz in sich gekrochen und selbst wie erstarrt. Nur der Ozean hatte sie wie tröstend in seinen Armen gewiegt, eine Tröstung, die ihr das Essen wieder aus der Kehle presste. Doch sie hatte Ummas Auftrag nicht vergessen: das Kind. Das Kind musste geboren werden. Von ihm, durch sie und keine andere. So verlangte es die Göttin. Und Berchidda gehorchte.
Er war kein schlechter Mann, dieser Charikles, wie sie ihn riefen; es gelang ihr sogar, ihn in Ekstasen die Nähe der Großen Göttin erleben zu lassen. Aber er war verrückt, vollkommen verrückt! Kniete er etwa vor ihr und küsste ihren Fuß, wie es sich gehörte, bevor er zu ihr kam? Nein! Er ehrte die Göttin nicht, die ihm all dies spendete, so wenig wie das Medium, das ihm dieses Geschenk überreichte. Er war ein Ungläubiger, ein Barbar! Und Barbaren waren sie alle. Dieser Mann, der vor Tagen bei ihr eingedrungen war und sie zwingen wollte. Für ein solches Sakrileg hätte ihr Stamm ihn gesteinigt!
Berchidda beobachtete, wie der schmale Streifen Himmel sich langsam türkis und golden verfärbte. Und kurz ehe sie unterging, stand die glühende Abendsonne genau in der Spalte ihres Bretterverschlages und sandte einen Strahl zu ihr herein. Dann ein Tanzen des Bugs auf der nächsten Welle, und sie war verschwunden. Doch Berchidda wusste nun, wie die Große Göttin diesmal über ihr Geschenk entschieden hatte.
Sobald sie erwachsen und reif war, ging sie gleich unter die Schauspielerinnen und wurde eine gewöhnliche Hetäre ... Sie konnte ja weder Flöte blasen noch die Laute schlagen, nicht einmal als Tänzerin war sie ausgebildet, sie musste vielmehr ihre Schönheit allein unter Einsatz aller körperlichen Reize dem Nächstbesten hingeben ... Nie kannte das Weib irgendwelche Scham, und niemals sah sie jemand verlegen; ohne jedes Bedenken fand sie sich zu unzüchtigen Dienstleistungen bereit und hatte solch minderen Charakter, dass sie trotz Prügel und Ohrfeigen noch vergnügt scherzte und hell auflachte.
(Prokopios: Anekdota, Buch IX)
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