Die kleine Krimi-Tankstelle - Die gemütliche Pension des Todes - Mina Giers - E-Book

Die kleine Krimi-Tankstelle - Die gemütliche Pension des Todes E-Book

Mina Giers

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Beschreibung

Es ist so weit: Endlich können Taissas Nachbarn Magnus und Vinzent ihre Pension »Zur Berghütte« eröffnen! Und die ersten Gäste reisen auch schon an. Die Teilnehmer der alljährlichen Notarkonferenz hat es nach Bad Bekenborn verschlagen und die Gruppe macht es sich in der Pension gemütlich. Womit niemand gerechnet hat: Unter den Notaren befindet sich ein Mörder! Gleich am ersten Tag liegt eine Leiche im Billardzimmer - mit einem Messer im Rücken. Vinzent und Magnus sind entsetzt. Wenn das rauskommt, können sie ihre Pension gleich wieder schließen. Zum Glück lässt Taissa es sich nicht nehmen, ihren Freunden bei der Suche nach dem mörderischen Notar zu helfen. Ein Katz- und Mausspiel zwischen Taissa, den Gästen, der Kripo und dem Mörder beginnt ...

»Die gemütliche Pension des Todes« ist der dritte Roman der Provinzkrimi-Reihe »Die kleine Krimi-Tankstelle« von Mina Giers um die Tankstellen-Besitzerin Taissa. Gemeinsam mit ihrem blinden Golden Retriever Lolli stolpert Taissa im ostwestfälischen Bad Bekenborn über die ein oder andere Leiche. Und natürlich lässt sie es sich als erfahrene Krimi-Leserin nicht nehmen, selbst zu ermitteln!

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!

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Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Grusswort des Verlags

Über dieses Buch

Titel

Eins – Helden haben kurze Beine

Zwei – Der Tod macht die Musik

Drei – Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Messern werfen

Vier – Morgenstund hat Mord im Mund

Fünf – Zu viele Cops verderben den Tatort

Sechs – Wenn zwei sich streiten, mordet der Dritte

Sieben – Kleider machen Helden

Acht – Tot und tot gesellt sich gern

Neun – Aller guten Morde sind drei

Zehn – Es ist nicht alles Mord, was glänzt

Elf – Man muss den Mörder finden, solange es heiß ist

Zwölf – Kindermund tut Mörder kund

Dreizehn – Gut geplant ist halb gefangen

Vierzehn – Wer Schweinchen eine Grube gräbt …

Fünftzehn – Der Superheld lässt das Morden nicht

Sechzehn – Ende gut, nicht noch wer tot

Danke!

Über die Autorin

Weitere Titel der Autorin

Impressum

 

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Über dieses Buch

Es ist so weit: Endlich können Taissas Nachbarn Magnus und Vinzent ihre Pension »Zur Berghütte« eröffnen! Und die ersten Gäste reisen auch schon an. Die Teilnehmer der alljährlichen Notarkonferenz hat es nach Bad Bekenborn verschlagen und die Gruppe macht es sich in der Pension gemütlich. Womit niemand gerechnet hat: Unter den Notaren befindet sich ein Mörder! Gleich am ersten Tag liegt eine Leiche im Billardzimmer – mit einem Messer im Rücken. Vinzent und Magnus sind entsetzt. Wenn das rauskommt, können sie ihre Pension gleich wieder schließen. Zum Glück lässt Taissa es sich nicht nehmen, ihren Freunden bei der Suche nach dem mörderischen Notar zu helfen. Ein Katz- und Mausspiel zwischen Taissa, den Gästen, der Kripo und dem Mörder beginnt …

Die gemütliche Pension des Todes

PROVINZKRIMI

EINSHelden haben kurze Beine

Taissa trat ein paar Schritte zurück und besah sich das Ergebnis ihrer Bemühungen. Dann schüttelte sie den Kopf. »Stehen die Tische nicht zu dicht? Und was ist, wenn die Sonne richtig hier reinknallt? Gestern Nachmittag war es schon ordentlich heiß.«

Auch ohne es zu sehen, wusste sie, dass ihre Freundin Nora hinter ihr die Augen verdrehte. Sie konnte es geradezu spüren. Na gut, es war eher Noras Anspannung, die spürbar war. Sogar ihre Haare kringelten sich heute mehr als sonst. »Dann kaufen wir Vorhänge«, sagte sie. »Das geht schon! Das muss gehen …«

Vinzent kratzte sich am Kopf, schob einen der Tische ein Stückchen zur Seite und setzte sich nacheinander auf jeden der kleinen Stühle. »So abba. Oder?«, fragte er und lehnte sich auf dem dritten Stuhl gemütlich nach hinten, dass sich das Karohemd vor der Brust spannte. Sogar ihr guter alter Mitarbeiter sah rosig aus und weniger staubig als sonst. Vielleicht hatte Nora oder Magnus ihn abgestaubt.

Prompt kratzte Vinzent sich hinter dem Ohr, als fühlte er das Kitzeln des Wedels.

Die Säule bimmelte, und Taissa drehte sich um. Sie blickte in Noras Gesicht. Die kleine Notarin starrte sie mit zusammengekniffenen Augen an.

Du musst sie beruhigen, bevor ihr Kopf explodiert!

»Du hast recht: Das geht schon«, sagte Taissa und tätschelte ihr im Vorbeigehen die Schulter. »Gleich kommt Antonius und futtert sich durch die Kuchenauslage. Jedes Stück auf einem anderen Platz.« Dann ging sie in den alten Teil des Ladens und hinter den Kassentresen. Von hier aus hatte sie noch mal eine ganz andere Sicht auf den wintergartenähnlichen Anbau, für den eine ganze Wand des Tankstellenshops gewichen war. Alles wirkte dadurch viel großzügiger und heller.

Fast wie in einer Autobahnraststätte! Richtig professionell!

Ein bisschen war sie stolz darauf.

Nora stiefelte hinter ihr her. »Ich glaub, die ersten trudeln bald ein.« Ihre Stimme klang piepsiger als sonst, und sie hatte den ganzen Tag noch nicht gepfiffen. Das war ungewöhnlich. »In der Pension ist auch wirklich alles vorbereitet?«

»Jau.« Das kam von Vinzent. »Da steht ein Schild, dass es hiern Begrüßungskaffee gibt.«

Nora wirkte nicht beruhigt. »Und ihr habt auch wirklich genug Zimmer für alle? Ihr könnt nicht einfach zwei meiner Kollegen zusamm…«

Vinzent schnaubte. »Du kennst doch de Bude von de Esterhasi! Die is riesig! Da hamse früher sieben Blagen großgezogen, und de Omma und Uromma ham auch noch da gewohnt. Also, nich bei de Esterhasi … Ich mein de Leute von früher!‟

Taissa verkniff sich ein Grinsen. Magnus Mutter und sieben Kinder, das wäre auch unvorstellbar gewesen. Aber das Haus war, genauso wie das vom Berger daneben, wirklich groß genug für eine Großfamilie, und Nora wusste das eigentlich auch. Ihre Freundin war einfach nur nervös.

»Das geht schon«, wiederholte Taissa deshalb und versuchte ein Lächeln. Sie hatte gut reden. Es war ja nicht sie, die das berühmte alljährliche Notartreffen veranstaltete. Und es war auch nicht ihre Frühstückspension, die hier zum ersten Mal auf dem Prüfstand stand. Zum Glück war Vinzent zwar rosig, aber erstaunlich ruhig und nickte zustimmend. Und Magnus? Der war wie immer nicht da, wenn es ernst wurde.

Dreharbeiten! Taissa, du solltest dich freuen, dass es so toll läuft für jemanden, den du gut kennst!

Nicht gut genug, antwortete sie ihrem Unterbewusstsein und brachte es zum Schweigen.

Gerade als sie fragen wollte, ob denn nicht trotzdem jemand gegenüber an der Rezeption sitzen sollte, ging die Tür auf und eine junge Frau kam herein. Sie trug ein buntes T-Shirt, auf dem eine Comicfrau mit blauen Haaren und einem Korsett sie wütend ansah. Leider konnte sie nicht lesen, was diese ihr entgegenschrie, da die Sprechblase vom Revers des Blazers verdeckt wurde.

»Die Zwei bitte«, sagte die Frau, und Taissa nahm ihr den Fünfziger ab und verbuchte ihn in der Kasse.

»Danke schön! Wollen Sie vielleicht noch einen Kaffee oder ein Stück Kuchen?« Sie deutete auf den gläsernen Anbau, in dem Vinzent sie mit großen Augen beobachtete. Er sah aus, als wollte er sofort aufspringen und losstürmen, um die Kundin zu bedienen. »Wir haben das natürlich auch zum Mitnehmen«, fügte Taissa schnell hinzu. Immerhin hatte sie die Frau hier noch nie gesehen. Ob sie eine der Notarinnen war?

»Nein, danke«, sagte die Kundin lächelnd und nickte zum Abschied. Beim Herausgehen stieß sie sich an dem aufblasbaren Bratwürstchen, das Vinzent als Werbung für Schniedertöns’ Grillwaren an die Decke gehängt hatte. Taissa musste ihm unbedingt sagen, dass das Ding weiter nach oben musste. Ein anderer Kunde war auch schon dagegengelaufen.

Erst als die Tür hinter der Frau zufiel, bemerkte Taissa den kleinen Jungen, der vor dem Bücherregal hockte. Er blätterte in einem von Fredericks Comics, und Taissa hoffte inständig, dass es sich auch um einen für Kinder handelte. Sie hatte erst neulich eins der Hefte ins oberste Fach verbannen müssen.

Erklär es Freddy! Er ist nicht dämlich, er wird verstehen, dass alles mit Blut nicht nach unten gehört.

Vielleicht später, wenn er vorbeikam, um die Hunde zu betreuen.

Mit klopfendem Herzen trat sie hinter den Jungen und schielte auf die Seiten. Kein Blut, zum Glück. »Deine Mutter ist schon zum Auto gegangen«, sagte sie so freundlich sie konnte. Mit Kindern kannte sie sich nicht so aus, aber sie war sich ziemlich sicher, dass Eltern sie nicht einfach in einer Tankstelle abladen sollten. Brauchte dieser hier irgendeine Art Betreuung? Na ja, vermutlich wollte seine Mutter ja nur auf einen der Parkplätze an der Straße fahren, um ihr Gepäck in die Pension zu bringen. Dann würde sie ihn sicherlich wieder einsammeln.

Taissa warf einen Blick zu Nora, als erhoffte sie sich dadurch die Bestätigung, doch die hing schon wieder vor der nagelneuen gekühlten Glastheke, in der Taissa liebevoll und dekorativ Kuchen, Torte, abgepackte Sandwiches und andere Snacks drapiert hatte. Ganz offensichtlich schmachtete sie den Schokokuchen an.

»Das war nicht meine Mama«, sagte der Junge, ohne aufzusehen. Er blätterte behutsam die Seite um, als hielte er ein wertvolles Artefakt in den Händen und kein eselsohriges Heftchen.

Er hat Respekt. Wie schön!

Dann erst sickerte die Bedeutung seiner Worte in ihr Gehirn, und ein Schrecken durchfuhr Taissas Eingeweide. Was sollte das heißen, nicht seine Mutter? Er war doch mit ihr zusammen reingekommen, oder nicht?

»Sondern?«, fragte sie leicht gepresst.

»Tante Lissy.«

Taissa atmete auf. Dann hörte sie Reifen quietschen. Sie lief zum Schaufenster und sah gerade noch, wie der Wagen der Frau wie ein gelber Blitz die Straße Richtung Altenhorn-West entlangschoss. Tante Lissy war so schnell abgehauen, als wäre sie auf der Flucht.

»Ähm, Nora?« Ihr Hals war trocken.

»Ja?« Die Notarin sah auf und wirkte, als sei sie gerade aus einem Traum erwacht. Einem Schokokuchentraum.

»War das gerade keine deiner Kolleginnen?«

Nora schüttelte den Kopf. »Die Amazonenprinzessin? Nein, noch nie gesehen.«

Verflixt! Hatte die Frau etwa ihr Kind bei ihr abgeliefert und war verschwunden? Beziehungsweise ihren Neffen?

Taissa ging neben dem Kleinen in die Hocke. »Du, hör mal: Wohin ist deine Tante denn gefahren, weißt du das?«

Der Junge drehte ihr sein Gesicht zu und grinste. Dabei präsentierte er ihr eine prächtige Zahnlücke. Sein blondes Haar war verstrubbelt, als hätte er sich selbst frisiert, und auf seinem T-Shirt prangte ein roter Fleck direkt neben dem Gesicht eines in Heldenpose dastehenden Mannes mit Maske und Umhang.

»Na, nach Hause, denke ich!«, sagte er strahlend.

Taissa schluckte. »Nach Hause?« Sie sah zu Nora, die näher gekommen war und die Stirn runzelte.

»Und wo ist das? Das Zuhause deiner Tante?«, fragte sie.

Der Kleine schob die Unterlippe vor. »Eigentlich darf ich nicht mit Fremden reden. Sagt mein Papa immer.«

Nora näherte sich und nickte mit weit ausholenden Bewegungen. »Und da hat er absolut recht. Ich bin Nora, und dieser Grummelkopf hier ist Taissa.« Sie stieß Taissa in die Seite und zischte: »Versuch es doch mal mit einem Lächeln.«

Taissa versuchte es, doch ihr war überhaupt nicht danach. Es war noch viel zu viel zu tun, als dass sie sich um ein Kind kümmern könnte. Ohnehin müsste sie auch erst mal recherchieren, wie man das machte. Sie kannte sich mit Hunden aus. Mit kleinen Menschen weniger. Auch wenn dieser hier ganz niedlich war.

Wie aufs Stichwort wurde die Tür aufgestoßen, und Lolli streckte die Schnauze in den Shop. Die Arbeiten hatten ihn heute Morgen nach draußen vertrieben. Sicher hatte er das dringende Bedürfnis, mal nach dem Rechten zu sehen. Oder eher zu schnüffeln …

»Ich heiße Fritzi«, sagte der Junge. »Mit zwei i, und ohne l.« Seine Zunge schob sich bei dem Laut durch die Zahnlücke wie ein rosafarbener Wurm.

»Wie, ohne l?« Taissa runzelte die Stirn. Warum sollte denn auch ein l in Fritzi vorkommen?

»Na, weil ich das früher nicht sagen konnte.« Fritzi ohne l hob die schmalen Schultern, bis sie fast an seine Ohren stießen.

Lolli schnüffelte laut vernehmlich und näherte sich vorsichtig. Verständlich. Auch er kannte sich mit Kindern schließlich nicht aus. Dann stieß er mit der Nase sanft gegen Fritzis Rücken.

Der quiekte, und Taissas Hand zuckte zu Lollis Halsband. Sie sah sich schon vor Gericht stehen, Lolli mit einem Maulkorb neben sich. Ihr Liebling, der beschuldigte wurde, ein Kind angegriffen zu haben: der Albtraum eines jeden Hundebesitzers.

Das würde er niemals tun, und das weißt du. Lolli greift nur böse Menschen an.

Fritzi drehte sich mit großen Augen um, und ehe sie sich versah, hatte er seine kurzen Ärmchen um Lollis Hals geschlungen. »Und wer ist das?«, nuschelte er in sein Fell.

Lolli legte seinen Kopf auf die Schulter des Jungen und hechelte. Ein Tropfen Sabber löste sich aus seinen Lefzen und tropfte auf das T-Shirt. Sicher hatte er gerade auf dem Weg hinein noch einen Schluck getrunken. Es war ja auch wirklich warm heute.

Taissa sah Nora an, die die Schultern hob. Dann sagte sie: »Das ist Lolli. Mit drei l.«

»Hallo, Lolli!« Fritzi sah zu Taissa hoch und grinste. »Gehört der dir? Ihr habt die gleiche Haarfarbe!«

Wie scharfsinnig.

»Ich bin nicht sicher, wer hier wem gehört«, murmelte die kleine Notarin an ihrer Seite.

Taissa stieß sie in die Rippen. Obwohl sie recht hatte. Lolli wuffte leise, und sie lockerte ihren Griff. »Was machen wir jetzt?«, flüsterte sie Nora zu. »Die Frau ist abgehauen.«

»Vielleicht will sie nur Zigaretten holen«, flüsterte Nora zurück und grinste.

Haha. Sehr witzig. Wo denn, wenn nicht hier in der Tankstelle?!

Laut sagte sie: »Und was macht ihr hier, du und deine Tante?«

Fritzi löste sich von Lolli. Ein helles Haarbüschel hing an seiner Unterlippe, und er wischte es weg. Das war Taissas Bürstenaktion am Morgen wohl entgangen. »Gar nichts.«

»Wie, gar nichts?« Geduldige Eltern stiegen in Taissas Ansehen enorm. Wie schafften die das? Sie hatte das Bedürfnis, den Jungen mal kurz zu schütteln, wie eine Fernbedienung, bei der die Batteriekontakte nicht mehr richtig passten. Doch vermutlich war das keine gute Idee.

Lolli knurrte heiser in ihre Richtung.

»Aber ihr seid doch hier«, fügte Nora hinzu. Dann verbesserte sie sich. »Also, du bist hier.«

»Ja.« Fritzis Hände wühlten sich in Lollis Fell und kneteten es ordentlich durch. Seine Augenbrauen hoben und senkten sich dabei im Takt. »Mit meinem Papa.«

Taissas Anspannung stieg. »Und … wer ist dein Papa?«, presste sie durch die Zähne.

»Alexander.« Fritzi hielt inne, und Lolli legte seine Pfote auf seinen Oberschenkel. »Wir sind das Wochenende über hier. Leute treffen. Hat Papa gesagt.« Er sah von einer zur anderen, und seine glatte Stirn kräuselte sich. »Wo ist Papa denn?«

Lolli schnüffelte an Fritzis Hals, und Taissa musste dem Drang widerstehen, ihn wieder am Halsband zu packen. Doch dann legte er dem Jungen beide Pfoten auf die Schultern, als wollte er ihn in den Arm nehmen. Guter Hund. Hoffentlich war er nicht zu schwer für den Kleinen.

Sah nicht so aus. Fritzi klammerte sich an Lolli fest, und seine Augen wurden feucht.

»Übers Wochenende, Leute treffen …«, murmelte Nora, dann fragte sie laut: »Ist dein Papa Alexander Schmidt? Also, ist dein Name Fritzi Schmidt?«

Fritzi nickte heftig. Sein Kinn schlug immer wieder gegen Lollis Rückseite. Doch der machte keinen Mucks und ließ alles über sich ergehen.

»Du kennst den Typen?«, fragte Taissa, und Erleichterung durchströmte sie. Sie musste also keinen Kinderhort für abgegebene Knirpse eröffnen. Fantastisch, das war für alle Seiten am besten so. Außer für Lolli vielleicht. Er erschien ihr wie der geborene Babysitter.

Nora streckte die Hand aus. »Na komm. Was hältst du davon, wenn wir deinen Vater mal suchen gehen? Ich kenne ihn nämlich auch. Wir sind Kollegen.« Sie zwinkerte Taissa zu. Vermutlich war ihr die Beunruhigung ihrer Freundin nicht entgangen.

Lolli glitt zurück, und Fritzi packte Noras Hand so fest, dass seine kleinen Fingerchen sich durchbogen. Dann ließ er sich hochziehen.

Sein Blick wanderte von Nora über Taissa und Lolli zu dem Comicbuch, das noch aufgeschlagen auf dem Boden lag. Er verzog den Mund.

Taissa erhob sich aus der Hocke und schüttelte die steifen Beine. Dann bückte sie sich und hob den Comic auf. Sie suchte auf dem Einband nach dem empfohlenen Alter. Zehn+. Ein prüfender Blick auf Fritzi sagte ihr, dass er noch keine zehn war. Er sah sie mit traurigen Augen an.

»Ich war noch gar nicht fertig mit dem Buch«, sagte er leise. »Darf ich vielleicht wiederkommen und mir die restlichen Bilder noch angucken?«

Taissa konnte sich das Lächeln nicht verkneifen. »Natürlich, wenn dein Vater es erlaubt und dich herbringt. Aber bitte lauf nicht allein über die Straße, ja? Ihr schlaft nämlich auf der anderen Straßenseite.« Es kribbelte in ihrem Bauch, als sie das sagte. Die Pension. Die ersten Gäste. Es ging jetzt wirklich los! Endlich!

Du bist nur aufgeregt, weil Magnus zur Eröffnung kommt.

Schon möglich. Das war nicht zu leugnen. Doch er hatte sich auch wirklich rargemacht in den Monaten der Renovierung und des Umbaus. Und wenn er da war, hatte er mit angepackt. Keine Zeit für Romantik. Aber irgendwas war ja immer. Doch dieses lange Wochenende, von Donnerstag bis Sonntag, da würden sie es endlich hinbekommen! Diesmal war sie sich sicher. Schließlich hatte er es versprochen. Sobald die Gäste versorgt waren.

Fritzi nickte zögernd. »J… ja. Wenn ich ihn überreden kann. Er sagt, dass er viel zu tun haben wird.«

Der traurige Blick brach ihr beinahe das Herz. »Also … wie wär’s dann, wenn du es mitnimmst?« Sie drückte dem Kleinen das Buch in die freie Hand.

Sofort strahlte er wieder und präsentierte stolz die Zahnlücke. »Echt? Ich darf es mitnehmen?« Sofort umwölkte wieder Sorge seine Stirn. Musste anstrengend sein, dieses Auf und Ab. »Aber ich hab gar kein Geld. Ich hab mir von meinem Taschengeld Schokokugeln gekauft.«

Nora nickte wohlwollend. Sie konnte das wohl sehr gut nachvollziehen.

»Das macht nichts«, sagte Taissa. »Bring es einfach wieder, wenn du fertig bist, oder bevor ihr losfahrt. Machst du das?«

Er nickte heftig. »Ja! Ich versprech’s!«

Nora fuhr durch seine Haare. »Na, das ist doch super. Dann können wir jetzt ja deinen Vater suchen gehen, oder was meinst du?«

Seite an Seite zogen sie ab, wobei Fritzi sich noch mehrmals umsah und erst Lolli und dann sogar Taissa zuwinkte.

Er konnte ja nicht wissen, dass Lolli es nicht sehen konnte. Oder spürte ihr blinder Liebling es irgendwie? Er rollte sich jedenfalls zufrieden schnaufend auf der nach Lavendel duftenden Decke ein, die neben dem Regal lag.

»Du kannst aber gut mit Kindern«, ertönte eine angenehme Stimme aus dem Anbau.

Taissa zuckte zusammen. Ihr Kopf fuhr herum. Lolli gab ein Fiepen von sich, das ein wenig so klang, als müsse er ein Kichern unterdrücken. Er hatte Magnus sicher längst erschnuppert.

Doch Taissa war es gar nicht aufgefallen, dass er hereingekommen war. Trotzdem saß er neben Vinzent am Tisch und zwinkerte ihr zu. Seine dunklen Haare waren wieder perfekt frisiert, und sein Leinenanzug knitterte vornehm. Nicht so wie ihr Sommerkleid, das sie ausnahmsweise mal angezogen hatte. Das knitterte ganz gewöhnlich. Fältchen umzogen seine Augen, und sein intensiver Blick brachte ihren Magen dazu, sich zusammenzuziehen.

Verdammt. Diese Fältchen … Dein Untergang und so.

Sie schluckte. Ihr Hals war plötzlich trocken. »Ach ja? Findest du?«

Warum wirkt er so überrascht? Hat er dir das etwa nicht zugetraut? Bloß weil du selbst keine hast?

Sie schüttelte die Gedanken schleunigst ab. Nicht immer nur das Schlechte sehen. Sie wusste es doch inzwischen besser. Außerdem hatte es sie selbst überrascht. Ihre Erfahrungen mit Kindern beschränkten sich immerhin auf ein paar Begegnungen in der Bibliothek und im Supermarkt.

Taissa griff sich eine Flasche Wasser aus dem Regal und nahm einen kräftigen Schluck. Sie durfte nur nicht vergessen, es später zu verbuchen. Sonst stieg ihr Vinzent wieder aufs Dach, weil die Bestände nicht stimmten. Das letzte Mal hatte er schon Freddy in Verdacht.

Langsam und gar nicht so, als sei sie hier zu Hause, näherte sie sich den beiden. Am Übergang zum Wintergarten lehnte sie sich gegen den Stützpfeiler und lächelte. Es fühlte sich unnatürlich an, und ihr Herz klopfte spürbar gegen ihre Rippen. Hörte das denn nie auf? Jedes Mal, wenn sie ihn sah, der gleiche Mist! »Mal eine Frage: Wenn ihr beide hier seid, wer kümmert sich dann um die Rezeption?«

Magnus lachte auf. »Ich hab die Tür einfach offen gelassen. Die Zimmerschlüssel liegen auf dem Tresen, die jeweiligen Namen stehen dran, und das Gästebuch liegt aufgeschlagen daneben.«

»Und dann das Kaffeeschild!«, gab Vinzent mit erhobenem Zeigefinger dazu.

»Ihr seid aber vertrauensvoll!« Taissa hob die Brauen. Eigentlich sollte sie darüber froh sein. Wie sie sich Vinzent mit der Pension teilen sollte, wusste sie wirklich nicht. Ob sie schon mal nach einem Ersatz suchen sollte?

Als ob es einen adäquaten Ersatz für ihn gibt!

»Es ist ja nur der Probelauf. Es sind alles Notare, vertrauenswürdige Leute. Alles Freunde von Nora.« Magnus hob die Schultern, und seine Mundwinkel zuckten. »Außerdem sind wir in Bad Bekenborn! Was soll hier schon Schlimmes passieren?«

ZWEIDer Tod macht die Musik

Nach und nach trafen die Gäste ein, die Parkplätze an der Straße füllten sich. Irgendwann überließ Taissa Vinzent den Shop und ging mit Magnus hinüber. Sie sah gerade noch, wie ihr Mitarbeiter sich am Kopf kratzte und sich nach dem Besen umsah, der an der gewohnten Stelle auf ihn wartete.

An der Straße blickten sie vorbildlich nach links und rechts, bevor sie sie überquerten.

»Wir brauchen dringend einen Zebrastreifen«, meinte Taissa auf Höhe des Mittelstreifens, obwohl sie eigentlich lieber was anderes sagen wollte.

Magnus nickte. »Nora ist schon dran. Sie kümmert sich um solchen Verwaltungskram.« Er sah Taissa an, und seine Hand zuckte.

Taissas Hand zuckte ebenfalls.

Hier ist sie. Greif schon zu!

Dann waren sie drüben und betraten das Grundstück. Nicht nur Taissas Tanke hatte ein neues Schild erhalten. An der Einfahrt zur Pension erhob sich ein ganz ähnliches:

Zur Berghütte. Gemütlich wohnen im Herzen von Westfalen!

Taissa musste jedes Mal schlucken, wenn sie es sah. In solchen Momenten vermisste sie ihren netten Nachbarn schmerzlich.

Berghütte. Das hätte Herrn Berger sicher gefallen.

Wenigstens waren sie hier wirklich im oben gelegenen Teil von Bad Bekenborn, auch wenn man bei dem sanften Hügel nicht von einem Berg sprechen konnte.

Die Rezeption befand sich in dem Teil, der früher Herrn Bergers Haus war. Die große Tür mit der Scheibe, die aussah, als sei sie aus vielen grünen Flaschenböden zusammengesetzt, stand einladend offen. Der Tresen befand sich in der Ecke, die einst die Garderobe beherbergt hatte. Vinzent und Magnus hatten Glück: Nora hatte sich an der Rezeption positioniert, Fritzi mit seinem Leihcomic zu ihren Füßen, und begrüßte die Neuankömmlinge.

Die Notarin lächelte sie professionell an, doch ihr Gesichtsausdruck änderte sich sofort zu gequält, als sie erkannte, dass nur sie es waren.

»Erinnert mich daran, dass ich nie wieder anbiete, so etwas auszurichten.«

»Wieso?« Magnus warf einen Blick ins Gästebuch. »Sind doch fast alle da. Gibt’s irgendwelche Probleme?«

Nora deutete auf den kleinen Jungen, der konzentriert und mit der Zunge in der Zahnlücke in dem Buch blätterte. »Daddy is not here«, flüsterte sie.

Taissa schluckte. »Oh, Mist.«

Fritzis Kopf fuhr hoch. »Papa sagt, Mist sagt man nicht.«

Sie nickte pflichtschuldig. »Entschuldigung.«

Er winkte ab. »Schon gut.«

Magnus stieß sie an und grinste. Und an Nora gewandt meinte er: »Den finden wir schon. Keine Sorge. Der erkundet sicher nur das Terrain.«

Die Notarin nickte. »Ja. Bestimmt hast du recht.«

»Hast du auch jedem einen Gutschein für den Shop überreicht?« Taissa betrachtete den Stapel, der noch erschreckend hoch war. Wenn sie die Leute nicht in ihren Shop locken konnte, dann konnte sie ihnen auch keinen Kuchen zum Kaffee anbieten. Und dann würde sie alles selbst essen müssen.

»Natürlich hab ich das. Und sie haben sich alle gefreut. Die kommen schon, mach dir keine Sorgen.« Nora grinste. »Und wenn nicht, kümmere ich mich um den Schokokuchen!«

Taissa kam nicht mehr dazu, zu protestieren. Ein dunkelgrünes Auto mit einem riesigen, chromfarbenen Kühlergrill donnerte in die Einfahrt und hielt schräg auf zwei Parkplätzen. Direkt vor dem Schild Für Mitarbeiter. Bitte freihalten.

Nora stöhnte auf. »Ich glaub, jetzt sind alle da!«

Ein leicht korpulenter Mann stieg aus, schnappte sich sein pastellfarbenes Jackett von der Rückbank und knallte die Türen zu. Er grinste, als er die Stufen erklomm. »Nora! Meine Liebe! Endlich sehen wir uns wieder!«

Im ersten Moment dachte Taissa, er müsste Fritzis Vater sein. Doch als sein Grinsen für einen Moment erlosch, verging die Ähnlichkeit sofort, und ihr wurde klar, woran das lag: Der Mann hatte eine breite Zahnlücke zwischen den Schneidezähnen.

»Hallo, Carsten«, sagte Nora lächelnd. Ihre Augen blieben dabei allerdings starr. Sie sah ihn an, als wäre er aus Lakritz. Oder irgendeine andere schokoladenfreie Süßigkeit. »Trag dich doch bitte ins Gästebuch ein.« Sie schob es ihm hin und biss sich auf die Unterlippe. »Und Parkplätze sind an der … an der Straße.«

»Ich freu mich so, dich zu sehen!« Carsten ignorierte ihren Hinweis und strich sich über den Bauch. »Ohne dich wären diese Treffen wirklich unerträglich.« Er zwinkerte und legte seine Hand auf Noras, die immer noch auf dem Buch lag.

Die kleine Notarin sah aus, als hätte sie bei Spitz pass auf versagt. Nicht schnell genug weggezogen.

Im Augenwinkel nahm Taissa eine Bewegung in Bergers altem Esszimmer wahr. Ein Kopf, der aus der Küche gestreckt wurde. War das Bobby? Doch er verschwand so schnell wieder, dass sie es nicht mit Sicherheit sagen konnte.

Allerdings trieb der eifrige Dorfpolizist von Bad Bekenborn sich in letzter Zeit auffällig oft in Noras Nähe herum. Sie hatten nicht über den Fortschritt dieser seltsamen Liaison gesprochen, doch vermutlich stellte Noras Verehrer sich etwas geschickter an als Magnus.

Nora mag dich. Sie will dir nur nicht zeigen, wie es sein könnte …

Taissa schüttelte den Gedanken ab und räusperte sich. Dann sah sie auffällig zu dem Wagen.

Carsten musterte sie von oben bis unten. »Oh, wollen Sie mein Gepäck schon holen? Es ist auch nur eine Tasche, nicht so groß. Sie liegt im Kofferraum.« Er klimperte mit den Schlüsseln. »Seien Sie froh, dass ich mit leichtem Gepäck reise, Schätzchen! Sogar leicht genug, dass eine Frau es tragen kann!« Jetzt zwinkerte er ihr zu.

Taissa spürte, wie eine Erwiderung in ihr aufstieg wie brodelnde Lava. Magnus legte ihr die Hand auf den Arm. »Taissa ist nicht die Gepäckträgerin. Sie meinte Ihren Wagen, Herr …«, er schielte ins Gästebuch, wohl um zu sehen, wessen Name noch fehlte, »… Herr Gropenmüller.«

Sein Gedächtnis für Namen war unglaublich. Sicherlich konnte er das in seiner Show gut gebrauchen.

»Doktor, bitte!« Erneut musterte der Gast Taissa, diesmal eher im Gesichtsbereich. »Taissa? Das ist aber ein … merkwürdiger Name, nicht?« Carsten runzelte die Stirn. »Sie arbeiten also nicht hier?«

»Nein. Ich arbeite nebenan. In der Tankstelle.«

Er lachte auf. »Als Tankwartin? Was ist das denn für ein merkwürdiger Beruf?«

Der Herr Doktor wurde ihr immer sympathischer. Nora wand sich, als stünde sie auf einem Haufen Nägel. So schnell, wie die Bauarbeiten zu einem Ende gebracht werden mussten, war das gar nicht so unwahrscheinlich. Sie sah Taissa flehend an.

Die musste grinsen. Dann wurde ihr klar, dass sie vor ein paar Monaten noch nicht so damit umgegangen wäre, und ihr Grinsen wurde breiter. »Eigentlich ein schöner«, sagte sie nur und ließ offen, welche seiner Fragen er damit beantwortete.

»Der Wagen müsste bitte weg, bevor der Putzmann später kommt, Carsten.« Nora hielt den Blick gesenkt.

»Aber natürlich!« Carsten legte den Kopf ein wenig zurück und lächelte. Dann ließ er den klimpernden Schlüsselbund von seinem Zeigefinger baumeln. »Kein Problem.« Er sah von Taissa zu Magnus. »Sie sind wohl nicht zufällig vom Parkservice …?«

»Nein, ich nicht.« Magnus schüttelte den Kopf, dann zeigte er nach unten, wo immer noch Fritzi saß und das Gespräch verfolgte. »Er ist es.«

Fritzi riss die Augen auf, dann legte sich ein Strahlen auf sein Gesicht.

Carsten wirkte nicht amüsiert. »Na schön. Dann eben nicht.« Bevor er ging, warf er Nora noch einen Blick zu. »Meine Liebe, dir verzeihe ich diese Lokalität. Aber normalerweise verkehre ich nur dort, wo es einen Park- und Gepäckservice gibt. Auch eine Frühstückspension sollte einen gewissen Standard … Ich werde mich wohl an den Besitzer hier wenden.«

Jetzt legte Taissa Magnus schnell die Hand auf den Arm. Nora sah schon unglücklich genug aus. Kaum war Carsten wieder in seinem Auto, sank sie auf dem Tresen zusammen. »Wir sind nicht alle solche Vollidioten! Das müsst ihr mir bitte glauben!«

»Der hat es ja ganz schön auf dich abgesehen, was?« Taissa biss sich auf die Lippe.

Aus der Küche ertönte ein leises Quieken. Doch sie konnte sich auch täuschen.

»Ach was. Das ist seine Art. Der hält sich für den Größten, hat aber zu Hause zwei Kinder und eine Frau.«

»Oh, die Arme«, entfuhr es Taissa.

Nora schüttelte den immer noch auf der Oberfläche der Theke liegenden Kopf. »Die ist ein Drachen. Wahrscheinlich verdanken wir ihr diese Ladung geballter Männlichkeit. Zu Hause darf er das sicher nicht.«

Im unteren Bereich erklang ein helles Räuspern, das nicht so klang, als wäre es nötig. Ihre Köpfe fuhren gleichzeitig herum. Fritzi saß da, den Comic immer noch auf dem Schoß, und sah sie mit großen Augen an.

»Also … darf ich jetzt nicht das Auto fahren? Oder doch?«

Magnus ging in die Hocke. »Heute nicht, Kumpel. Aber wir haben draußen einen Aufsitzmäher. Willst du da mal draufspringen?«

Fritzis Augen leuchteten auf. »Klar!« Er schlug das Buch zu und verstaute es gewissenhaft im Regal hinter der Rezeption, direkt neben dem Rechnungsbuch.

Magnus drehte sich zu Taissa um und lächelte. Sein Gesicht näherte sich ihrem, und ihre Achseln begannen zu kribbeln. Kurz vor der Punktlandung schwenkte er ein wenig zur Seite, und seine Lippen landeten auf ihrer Wange, nahe dem Ohr.

Verflixt!

»Steht unser Date noch? Morgen Abend?«, flüsterte er, bevor sein Mund ihr Gesicht kurz streifte. Sein Atem fühlte sich warm an auf ihrer Haut, und ihre Beine wurden schwach.

Sie schaffte es gerade noch, zu nicken.

Taissa sah den beiden Jungs hinterher, wie sie Seite an Seite durch die Terrassentüren im Garten verschwanden.

»Er kann gut mit Kindern«, riss Nora sie aus ihren Gedanken. Ihre Stimme klang, als lächelte sie.

»Keine Ahnung, was du damit sagen willst!« Taissa warf ihr einen strengen Blick zu, und Nora verzog den Mund.

»Mein ja nur«, murmelte sie. Und lauter: »Sorry wegen Carsten. Er ist so ein arroganter …«

»Carsten ist auch hier?«, erklang eine leise Stimme vom Wanddurchbruch her, durch den das Haus der Esterhasis jetzt über einen gläsernen Gang mit Bergers Haus verbunden wurde. Taissa fuhr zusammen, und auch Nora wirkte einen Moment lang etwas blass.

Ein Mann trat aus dem Durchgang. Er hielt den Kopf gesenkt. Seine Augen huschten einmal kurz von Nora zu Taissa und wieder zurück zu Nora. Dann sah er auf seine Finger.

»Alexander!«, rief die Notarin. »So ein Glück! Wir haben dich schon überall gesucht!«

Sie musste einen Augenblick überlegen, dann fiel es Taissa ein, und Erleichterung durchströmte sie. Das war also Alexander Schmidt! Sie mussten Fritzi nicht gemeinschaftlich adoptieren und sich den Rest ihres Lebens darum streiten, bei wem er das Wochenende verbrachte!

Der Mann runzelte die Stirn und spielte mit einem schmalen Ring. »Gesucht? Warum denn das?«

»Weil wir einen jungen Mann aufgegriffen haben, der behauptet, dich zu kennen.«

Alexander wirkte einen Augenblick lang so, als wolle er Reißaus nehmen. Dann fasste er sich. »Ach ja. Richtig.« Scheu sah er zu Nora. »Ich hatte ganz vergessen, zu sagen, dass ich Fritzi mitbringe. Ist das in Ordnung? Er braucht auch nur sehr wenig Platz und ist ganz ruhig.«

Seltsame Beschreibung für sein Kind.

Nora winkte ab. »Klar. Soweit ich weiß, hat er schon Freunde gefunden.« Sie zeigte auf Taissa, und die zuckte zusammen.