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Kaum eine Band in Deutschland ist so umstritten wie die Böhsen Onkelz. Doch auch kaum eine Band hat so treue Anhänger. Nach Anfangsjahren, in denen die Band immer wieder in Verbindung mit der rechten Szene gebracht wurde, distanzierten sich die Onkelz im Lauf der Zeit von dieser politischen Richtung. Ihre Fans hielten immer zu ihnen und als im Jahr 2014, nach fast zehn Jahren der Bühnenabstinenz, zwei Comeback-Konzerte angekündigt wurden, waren die Tickets innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. Conrad Lerchenfeldt beleuchtet das Phänomen Böhse Onkelz von allen Seiten. Worin besteht ihre Faszination? Was verbindet die Fans mit der Band? Wie weit rechts stehen sie tatsächlich? Ein Buch nicht nur für alle Onkelz-Fans, sondern auch für alle, die sich für das Phänomen Böhse Onkelz interessieren.
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Seitenzahl: 265
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Conrad Lerchenfeldt
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Redaktion: Antje Steinhäuser
Satz: Carsten Klein, München
Druck: GGP Media GmbH, Pößneck
Printed in Germany
ISBN Print: 978-3-86883-560-1
ISBN E-Book (PDF): 978-3-86413-737-2
ISBN E-Book (EPUB, Mobi): 978-3-86413-738-9
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INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort
Teil 1: Von unten
Böse Jungs: Wie alles begann
Geschorene Köpfe: Die ersten Schritte
Fatale Fehler: Zwischen Demotape und nettem Mann
Falsche Worte: Von Zagarbata nach Alabama
Alte Parolen: Hinterm Skin geht’s weiter
Dunkle Momente: Einer starb jung – einer fast
Teil 2: Nach oben
Tiefe Einschnitte: Alles auf anders
Böse Taten: Onkelz im Herbst
Seltsame Wege: Zwischen Boykott und Annäherung
Hohe Gipfel: Neue Erfolge mit Neffen und Nichten
Vorschneller Abgang: Es hört nicht auf – aber es geht zu Ende
Teil 3: Und weiter
Harte Worte: Keine Stille nach dem Ende
Neue Dinge: Vorgänge in der Nach-Onkelz-Welt
Schreckliche Fehler: Der Unfall und die Folgen
Frische Lieder: Onkelz singen auch ohne Onkelz
Triumphale Rückkehr: Vier sind eins
Letzte Worte: Was bleibt
Quellen
VORWORT
Geht es um die Legende der Böhsen Onkelz, dann müssen am Anfang Geschichten über zweifelhafte Lieder stehen, die das Image der Band bis heute prägen. Oder? Tatsächlich aber eignet sich ein Abend des Jahres 2005 wesentlich besser, um davon zu erzählen, wer die Onkelz waren, wer sie sind und welche Bedeutung sie für ihre Fans haben. Im Juni 2005 fand ein Open-Air-Festival auf dem Gelände der Rennstrecke Lausitzring in Brandenburg statt. Es spielten Bands wie Motörhead, Rose Tattoo oder In Extremo. Doch das war für die rund 120 000 Besucher zweitrangig. Ihnen ging es um etwas anderes: Das Festival sollte die offizielle Abschiedsvorstellung der Böhsen Onkelz sein. Die Gruppe hatte nach 25 Jahren ihre Auflösung angekündigt, wollte hier ein letztes Mal vor den Fans auftreten.
Am Abend des 18. Juni, einem Samstag, war es so weit. Noch einmal spielten die Onkelz, noch einmal wurden sie gefeiert. Natürlich richtete Bandchef Stephan Weidner einige Worte an die Fans vor der Bühne. Und die zeigten auf ihre ganz eigene Weise, was die Band für sie und für ihr Leben bedeutete: 120 000 Menschen knieten sich vor den Onkelz auf den Boden, um ihre Hochachtung auszudrücken, um sich für die Musik, die Texte und eine außergewöhnliche Gemeinschaft zu bedanken. Der Band selbst war die Rührung anzusehen, auch wenn sie Ähnliches in kleinerem Rahmen während der vorangegangenen Abschiedstournee schon mehrfach hatten erleben dürfen. Als Weidner wiederum für diese Geste und die Unterstützung der Fans während der vergangenen Jahre dankte, kam es zu einem weiteren Moment, der viel über das aussagt, was sich hinter der Legende der Onkelz verbirgt. Denn auf den Dank der Band antworteten die Fans mit Rufen, die zunächst ein kaum verständliches Durcheinander bildeten, aus denen sich dann aber ein einheitliches und rhythmisch wiederholtes »Wir danken euch!« aus Zehntausenden Mündern herausschälte.
25 Jahre also lagen zu diesem Zeitpunkt hinter den Onkelz. Eine Zeit, in der sie sich von einer laienhaften Keller-Combo zu einem Massenphänomen entwickelten. Einer deutschen Hardrock-Gruppe, die gleich mehrfach die ersten Plätze der Charts belegte und doch gleichzeitig von der breiten Öffentlichkeit verachtet wurde. Eine Ära, in der die Onkelz Fehler machten, diese Fehler korrigierten und doch unbeirrt nur weiter als die vier Jungs angesehen wurden, die als Jugendliche ein paar zweifelhafte Lieder aufgenommen hatten. Lieder, die ihnen das Image einer tumben Rechtsrock-Kapelle einbrachten, das sich nur noch fester einbrannte, wenn sie sich dagegen vehement wehrten und längst selber »Rock gegen Rechts«-Konzerte veranstalteten.
Gleichzeitig aber stehen diese 25 Jahre auch auf gänzlich andere Weise für ein einzigartiges Phänomen. Die Onkelz wurden von den Medien zeitweise gehasst, überwiegend aber gänzlich ignoriert. Plattengeschäfte, die es in dieser MP3-freien Phase der Geschichte noch haufenweise gab, stellten Onkelz-Platten gar nicht erst in die Regale. Trotzdem wuchs die Beliebtheit der Böhsen Onkelz in einem Maße, von dem andere bekannte Bands nicht einmal zu träumen wagten. Und zwar nicht aus einer reinen Protestreaktion gegen die Ignoranz des Mainstreams, sondern aus einer tiefen Überzeugung, die aus bloßen Fans schließlich La Familia wachsen ließ, die fest zusammenhaltende Anhängerschaft der Onkelz, die Familie.
Denn während zufällige Hörer von Onkelz-Musik allein laute Gitarren und die rau krächzende Stimme von Sänger Kevin Russell mitnahmen, ohne auch nur ein Wort zu verstehen, ging es den Fans um viel mehr. Natürlich liebten sie einerseits die Sauflieder, grölten die hymnenartigen Klassiker mit – vor allem aber, und das haben die meisten Außenstehenden nie verstanden, ging es den Onkelz-Fans um die Inhalte. Für sie waren die Onkelz mehr als Musik, sie waren eine Stimme, die etwas zu sagen hatte. Man hörte nicht nur Onkelz, man lebte mit den Onkelz. Onkelz-Songs und deren Aussagen waren etwas, das man auswendig wusste und das einen wie der gute Rat eines Freundes durch das Leben begleitete.
Denn nicht zuletzt waren es die Worte von vier Männern, die nicht einfach abgehoben ihren Erfolg genossen. Es waren Worte von Typen, die auch dafür standen, dass selbst der beste Freund manchmal richtig großen Mist baut. Die Onkelz sangen nicht nur übers Saufen, sie hatten mehr gesoffen, als gut war. Sie hatten sich geprügelt bis zum Umkippen, und mancher von ihnen hatte den Drogenkonsum mehr schlecht als recht überlebt.
Das alles hatte Fans und Band nur noch mehr zusammengeschweißt, aber all das sollte mit diesem Abend im Juni zu Ende sein. Doch die Onkelz wären nicht die Onkelz, wenn die Legende und ihre Geschichte damit tatsächlich ein Ende gefunden hätten. Niemand konnte an diesem Tag ahnen, wie es wirklich weitergehen würde – und vor allem, dass es weitergehen würde. Im Guten wie im Schlechten. Während andere Musikfans sich nach Alternativen umgeschaut hätten, hielt La Familia weiter an den Onkelz fest, sang die alten Lieder. Nicht nur das: Obwohl die Macher der Lieder langsam auf die 50 zugingen, kamen auch nach der Trennung noch weitere und vor allem junge Fans hinzu.
Auf der anderen Seiten machten die getrennten Onkelz durch ungewohnt öffentlich ausgetragene Streitereien von sich reden.
Und dann kam es in der Silvesternacht des Jahres 2009 auch noch zu einem schrecklichen und unentschuldbaren Ereignis, das Schlagzeilen machte und das Image der Onkelz in der Öffentlichkeit auf einen neuen Tiefpunkt sinken ließ: Ein von Sänger Kevin Russell unter Drogeneinfluss verursachter Unfall, bei dem zwei junge Männer fast getötet und für ihr Leben schwer gezeichnet wurden. Zwei Männer, die durch diesen Moment unschuldig und ungewollt ein Teil der Legende der Böhsen Onkelz wurden und die nicht vergessen werden dürfen.
Wie gesagt ein schreckliches und unentschuldbares Ereignis, das aber auch zeigen sollte, wer die Menschen waren und sind, die hinter den Onkelz stehen. Die Fans fanden sehr deutliche Worte für das, was an jenem Tag geschehen ist. Sie waren keine Fans, die ihren Star gegen alle und jeden verteidigten, auch wenn der wirklich unsäglich handelte. Im Gegenteil: Sie forderten Gesten der Wiedergutmachung, einen Drogenentzug.
Diese Phase war sicher einer der dunkelsten Abschnitte in der Geschichte der Onkelz, auch wenn es die Onkelz zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr gab. Doch so schrecklich der Unfall vor allem für die unschuldigen Opfer auch war, führten seine Nachwirkungen zum Anfang dessen, was im Jahr 2014 die Rückkehr der Böhsen Onkelz auf die Bühne überhaupt erst ermöglichte. Wären dem Unfall nicht Gefängnisaufenthalt und Drogenentzug gefolgt, gäbe es heute keine Legende der Onkelz, und einer dieser Onkelz würde vielleicht gar nicht mehr lebend auf der Bühne stehen können.
TEIL 1: VON UNTEN
Die Legende der Böhsen Onkelz ist nicht allein die Geschichte einer Band und ihrer Musik. Es ist vor allem auch die Geschichte von vier Menschen, deren Lebenswege sich als Folge einer Reihe von Zufällen kreuzten. Menschen, von denen anfangs niemand erwartet hätte, dass sie es auch nur zu einem Funken Berühmtheit oder Ansehen bringen würden.
Schon als Stephan Weidner am 29. Mai 1963 in Alsfeld bei Kassel auf die Welt kam, sah es für die Zukunft der Familie nicht rosig aus. Sein Vater Karl-Heinz, genannt Tex, war zu diesem Zeitpunkt gerade 23 Jahre alt, hatte aber bereits eine ordentliche kriminelle Laufbahn hingelegt. Weil er seinen Lebensunterhalt vor allem durch Einbrüche oder Autodiebstahl verdiente, saß er zwei Jahre hinter Gittern. Nach der Entlassung rang er sich zwar zu einer bürgerlichen Laufbahn durch und verdiente sein Geld als Arbeiter, doch dieses legal verdiente Geld reichte bald vorne und hinten nicht mehr. Schließlich hatte Stephan Weidners Mutter zwei Kinder aus ihrer ersten Ehe mitgebracht, außerdem kamen 1964 und 1965 noch die jüngeren Schwestern Carmen und Monika auf die Welt. Für Vater Karl-Heinz galt es also, mit seinem Lohn als Straßenarbeiter eine Familie mit fünf Kindern zu versorgen.
Was nicht funktionieren konnte und auch nicht funktionierte. Es fehlte an allem. Im Winter konnte nicht geheizt werden, die Kinder wurden unter Verwandten herumgereicht. Schließlich war der Punkt erreicht, an dem auch die Jugendfürsorge auf die Zustände im Hause Weidner aufmerksam wurde – und keine schlauere Lösung fand, als die Familie auseinanderzureißen. Was vor allem Folgen für die beiden älteren Brüder aus der ersten Ehe der Mutter hatte: Einer wurde in eine Pflegefamilie gegeben, ein anderer fand sich in einem Kinderheim wieder.
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