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Prinzessin Rooni vom Volk der Birkentrolle verliebt sich in den raubeinigen Königssohn der Moortrolle. Doch schon ihre Hochzeitsfeier wird gestört vom heimtückischen alten Elfenkönig, der diese Gelegenheit nutzen will, um die Trollvölker zu vernichten. Nur ganz knapp entkommen die Trolle, doch sie schwören Rache. Ein schlimmer Krieg steht kurz bevor. Rooni hat einen Plan und begibt sich selbst in große Gefahr, um diesen Krieg abzuwenden. Eine spannende Märchen-Novelle für große und kleine Menschen, die von einer friedlichen Welt träumen und die Natur lieben.
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Seitenzahl: 46
Prinzessin Rooni ist verliebt
Hochzeitsvorbereitungen
Hochzeitstanz
Verrat und Kriegsgefahr
Randur wird König
Rooni will keinen Krieg
Die Königinnen schmieden Pläne
Alkars Befreiung
Rennen gegen die Zeit
Elternglück
Roonis Pläne werden wahr
Ein neuer Elfenkönig
„Autsch", beschwerte sich Rooni, als die Mutter ihr mit kräftigen Strichen die langen, goldenen Haare bürstete, „warum müssen wir Trollmädchen unsere Zöpfe ständig neu flechten? Die Männer tun das doch auch nicht …" In Wirklichkeit war Rooni war gar nicht schlecht gelaunt und ganz im Widerspruch zu ihren Worten lächelte sie schelmisch. Sie freute sich auf ihre Hochzeit, die sie in drei Wochen feiern würden.
„Ach Kind", seufzte Trollmutter Amba, „wenn du schon heiraten und ins Nachbarreich ziehen willst, dann sollst du die schönste Braut sein, die unsere Trollvölker jemals gesehen haben. Das sind wir unserem Namen schuldig." Sie musste sich damit abfinden, dass ihre Tochter nun bald heiraten würde, denn Rooni war schon hundert Jahre alt geworden, da wurde es sogar für eine Trollfrau Zeit, zu heiraten. Geschickt flocht Amba Roonis dicke Haarsträhnen zu zwei ordentlichen Zöpfen.
Amba war seit unzähligen Jahren glücklich mit dem Trollkönig Krambus verheiratet, aber den beiden war nur die einzige Tochter Rooni geblieben. Ihren erstgeborenen Sohn Kiam hatte das Königspaar kurz nach Roonis Geburt an die Sonne verloren, als der übermütige Junge im Morgengrauen ein Eichhörnchen jagte. Anstatt rechtzeitig ins Wurzelschloss zurückzukehren, hatte Kiam seinen Erzieher nur ausgelacht und war dem roten Eichhörnchen bis zum Waldrand gefolgt. Ein Sonnenstrahl hatte ihn dort getroffen und in einen kegelförmigen weißen Stein verwandelt.
Rooni war oft zu dieser Stelle gewandert und hatte gelauscht, ob der große Bruder zu ihr sprechen würde. Manchmal glaubte sie, seine Gedanken zu hören, aber vielleicht war es auch nur das feine Gemurmel eines der vielen winzigen Wasserläufe, die hier aus dem nassen Erdreich gespeist wurden.
Als sie vor einigen Monaten wieder einmal am weißen Stein gesessen hatte, beschlich sie das Gefühl, beobachtet zu werden. Sie hob den Kopf und ließ den Blick in die Runde schweifen. Erst konnte sie den Fremden gar nicht erkennen, so sehr verschmolzen seine schwarze Lederweste und die grauen Hosen mit dem Muster des Birkenstammes, an dem er lehnte. Dann sah sie die schwarzen Augen des jungen Trollmannes aufblitzen, weil eine Wolke den Mond freigab. Sie hatte nun keinen Zweifel mehr, dass der Fremde sie beobachtete. Ob er schon lange dort war? Hatte er gelauscht? überlegte Rooni, während sie zurück starrte.
Die struppigen dunklen Haare des fremden Trolls verschmolzen an den Seiten des Gesichtes fast mit seinem Bart, zwischen den buschigen Augenbrauen verlief eine perfekte Falte bis zur ebenmäßig geformten Nase. Es war nicht bloß die übliche, kurze Knollennase der Männer aus Roonis Volk. Bei diesem Troll ragte die runde Nase weit aus dem Gesicht hervor, ganz gleichmäßig war sie geformt wie ein glatter Fichtenzapfen. Für einen Troll war der Fremde hoch gewachsen und seine Schultern waren breit ausladend.
„Was machst du hier? Wer bist du?", hatte Rooni gefragt und versucht, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihr der junge Troll gefiel.
„Ich schaue dich an, du bist sehr schön. Du gefällst mir", hatte der Trollmann ohne Umschweife mit rauer Stimme geantwortet, „ich bin Randur vom Volk der dunklen Moortrolle." Er war zu ihr herübergekommen und hatte einfach nach ihrer Hand gegriffen, ohne „mit Verlaub" zu sagen. Rooni hatte ihre Hand zurückgezogen, aber die selbstbewusste Art des jungen Mannes beeindruckte sie.
Anstatt nach Hause zu laufen, war sie stehen geblieben. Randur schaute sie verliebt an und Rooni gefiel es, wie er in seiner raubeinigen Art ein Gespräch begann und versuchte, ihre Zuneigung zu gewinnen. Sie erfuhr, dass er der älteste Sohn des Königs der Moortrolle war und bald zum Herrscher werden sollte, weil sein Vater gebrechlich und taub geworden war. Schließlich hatte sie ihm verraten, dass sie die Tochter von Krambus, dem Herrscher des großen Volkes der Birkenwald-Trolle, war.
In den nächsten Tagen trafen sich der Trollprinz und die Trollprinzessin immer wieder beim weißen Stein. Oft machte Rooni sich schon auf den Weg, sobald die letzten Strahlen der Sonne erloschen waren, um mit ihrem versteinerten Bruder in der Gedankensprache zu sprechen, bevor Randur sich zu ihr gesellte. „Kiam", fragte sie den Stein einmal, „soll ich den dunklen Moor-Troll zum Mann nehmen? Ich mag ihn nämlich sehr", und der Bruder flüsterte: „Wenn du ihn von Herzen liebst, dann heirate ihn."
In dieser Nacht trat Randur nahe an Rooni heran, ergriff ihre Hand, beugte den Kopf darüber und setzte einen zarten Kuss auf ihren Handrücken. Sie wehrte sich nicht, als er ihre Hand danach nicht einfach losließ, sondern mit seinen fast schwarzen Augen ihren Blick festhielt. „Ich liebe dich und möchte nie mehr ohne dich sein", sagte er, „ich will dich heiraten. Möchtest du mich auch haben?"
Da durchströmte ein heißes Gefühl die Trollprinzessin und sie war sich gewiss, dass sie diesen dunklen Prinzen von Herzen liebte und ihn heiraten wollte. „Ja, das möchte ich", antwortete sie daher dem Moortroll. Randurs Augen blitzen vor Freude auf, er schloss Rooni überglücklich in die Arme und küsste sie ungestüm.
„Noch sind wir nicht verheiratet", wehrte sie ihn ab und schob ihn von sich, doch sie lächelte selig, als Randur sich für seine Leidenschaft entschuldigte. Er bestand aber darauf, dass Rooni ihn schon in der nächsten Nacht ihrem Vater vorstellen solle, damit Randur bei ihm um die Hand der Tochter anhalten könnte. So war es ganz altmodisch auch in den königlichen Häusern der Trolle üblich.