Inhaltsverzeichnis
Buch
Autor
Vorrede
I – WAS WIR VON DER ZUKUNFT WISSEN KÖNNEN – UND WAS NICHT
Ein düsteres Szenario
Unterschiedliche Perspektiven
Globale Gefährdungen
Die Bevölkerungsexplosion und ihre Folgen
Die Folgen der technologischen und ökonomischen Globalisierung
Die Anfälligkeit der internationalen Finanzmärkte
Zu viele Waffen in zu vielen Händen
II – IMPERIUM AMERICANUM?
Die Wurzeln des amerikanischen Imperialismus
Amerikas Stärken und Schwächen
Globale Dominanz des amerikanischen Kapitalismus
Amerikas strategische Optionen
Führung durch Amerika?
III – DIE ENTWICKLUNG DER ANDEREN GROSSEN MÄCHTE
China und der Ferne Osten
Der indische Subkontinent
Der Islam, der Mittlere Osten und das Öl
Rußland – Weltmacht in der Schwebe
Ohnmächtig am Rand der Welt
Europas schwierige Selbstbehauptung
SCHLUSSBETRACHTUNG
Copyright
Buch
Die Konflikte der Zukunft haben uns eingeholt: am 11. September 2001 in New York, zweieinhalb Jahre später in Madrid, immer wieder auf dem Balkan, fast täglich im Nahen Osten. Die Angst vor unüberlegten und unkalkulierbaren Aktionen der amerikanischen Regierung ist unter Europäern inzwischen fast ebenso groß wie die Angst vor Anschlägen islamischer Terroristen. Wie konnte es dazu kommen? Was müssen wir tun, um unser politisches und ökonomisches Überleben auch im 21. Jahrhundert zu sichern? Was wird aus den USA? Wäre ein Rückzug der Hegemonialmacht von den Brandherden der Welt wirklich wünschenswert? Helmut Schmidt zeigt in diesem Buch deutlich die Chancen und Alternativen für die kommenden Generationen auf. Ein ebenso sachkundiger wie umfassender Beitrag zur politischen Orientierung in
Zeiten der großen Umbrüche und Verunsicherungen.
Autor
Helmut Schmidt, geboren 1918 in Hamburg, 1953 Mitglied des Deutschen Bundestages, 1969-1974 mehrere Ministerämter, 1974-1982 Bundeskanzler. Seither Herausgeber der Wochenzeitung DIE ZEIT. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, darunter die Bestseller »Menschen und Mächte« (1987) und »Weggefährten« (1996).
Von Helmut Schmidt ist im Taschenbuch außerdem lieferbar:
Weggefährten (75515) Jahrhundertwende (75585) Globalisierung (15379) Auf der Suche nach einer öffentlichen Moral (15071)
Vorrede
Viele Ereignisse draußen in der Welt sind für uns nur schwer zu bewerten. Was bedeuten sie? Welche Folgen können sie bewirken? Werden die Folgen auch uns betreffen?
Die hier folgenden Ausführungen sind ein Versuch, einen skizzenhaften Überblick zu geben über die Faktoren, welche in den nächsten beiden Jahrzehnten den Fortgang der Weltgeschichte beeinflussen werden. Historiker, Ökonomen, Politologen und Wissenschaftler anderer Disziplinen könnten zwar ein viel genaueres und vollständigeres Panorama entwerfen. Sie würden dafür aber ein dickes Buch schreiben müssen. Und wären doch mit ihren Prognosen in derselben Situation wie ich, denn Prognosen können eintreffen oder auch nicht.
Mein Szenario muß zwangsläufig vereinfachen. Es begnügt sich damit, dem politisch interessierten Leser die heute wichtigen Zusammenhänge aus europäischer Sicht zu beschreiben und ihm die wesentlichen Interessen und Tendenzen in der Welt von morgen zu skizzieren. Es geht um Spielräume und Alternativen für künftige Entscheidungen, aber auch um mögliche Konflikte. Die Vereinigten Staaten von Amerika bilden dabei unvermeidlich einen Schwerpunkt.
Dabei stütze ich mich dankbar auf einen sich über viele Jahre erstreckenden Gedankenaustausch mit Freunden und Kollegen in vielen Ländern, auch im eigenen Land. Besonderen Dank für Anregungen, Kritik und Hilfen schulde ich Stefan Collignon, Thomas Karlauf, Birgit Krüger-Penski, Rosemarie Niemeier, Armin Rolfink, Susanne Schmidt, Peter Schulz, Theo Sommer, Fritz Stern und Walther Stützle.
Zwar fließt einiges an politischer Lebenserfahrung in diese Skizze ein. Gleichwohl reicht mein Blickfeld kaum über die beiden nächsten Jahrzehnte hinaus. Schon morgen oder übermorgen kann die Welt ganz anders aussehen.
Helmut Schmidt
Hamburg, im Juli 2004
I
WAS WIR VON DER ZUKUNFT WISSEN KÖNNEN – UND WAS NICHT
Ein düsteres Szenario
»Das blutigste aller Jahrhunderte haben wir hinter uns. Der Untergang des Abendlandes hat nicht stattgefunden. Im Gegenteil: Die europäischen Diktaturen sind an ihr Ende gekommen. Die Grundrechte des Menschen gewinnen an Geltung. Der Wille zur Demokratie breitet sich aus. Und seit fünfzig Jahren wächst langsam die Europäische Union heran.«
So schrieb ich vor vier Jahren im Vorwort zu meinem Buch Die Selbstbehauptung Europas. Am Ende wagte ich einige Prognosen; eine davon betraf die muslimische Welt: »Gute Nachbarschaft mit dem Islam wird im Laufe des neuen Jahrhunderts zu einer der Bedingungen für die Selbstbehauptung Europas werden. Es könnte sogar dahin kommen, daß der Frieden... davon abhängt.«
Das Vorwort war auf den 1. September 2000 datiert. Wurde ich durch die furchtbaren Ereignisse ein Jahr später bestätigt? Oder hatte ich mich getäuscht? War ich zu optimistisch gewesen? Mit den Anschlägen vom 11. September 2001 und der amerikanischen Reaktion bekam meine Voraussage jedenfalls eine neue Dimension.
Kein Ereignis der letzten Jahre hat unser Bild von der Welt in so dramatischer Weise verändert. Ein von den meisten westlichen Regierungen bis dahin weitgehend vernachlässigtes Thema rückte plötzlich in den Mittelpunkt des aktuellen Weltgeschehens. Wer es heute unternimmt, die Tendenzen, die gegenwärtig in der Welt sichtbar sind, in die nähere Zukunft weiterzuführen, muß wohl mit der Möglichkeit eines clash of civilizations rechnen. Ein die Welt erschütternder Zusammenprall zwischen dem Islam und dem Westen ist tatsächlich denkbar geworden. Die katholische Reconquista auf der Iberischen Halbinsel und die Niederlagen des Osmanischen Reiches vor den Toren von Wien hatten den auf Europa gerichteten Vormarsch des Islam für Jahrhunderte beendet. Heute leben viele Millionen muslimischer Gläubiger in Europa; der Islam reicht von Rußland über Zentralasien bis nach Indonesien, von Pakistan über den Mittleren Osten bis nach Schwarzafrika. Ein Fünftel der heutigen Weltbevölkerung sind Muslime. Fast ein Drittel aller Staaten der Welt ist muslimisch geprägt. Nur wenige, nämlich einige kleine Ölstaaten, sind wohlhabend; die große Mehrzahl der Muslime lebt in Armut.
Unter den Staaten mit muslimisch geprägter Bevölkerung erfreuen sich Iran, Ägypten und die Türkei einer geschichtlich gewachsenen Legitimität. Die meisten muslimischen Staaten waren jedoch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges Kolonien oder Protektorate der europäischen Kolonialmächte; deren Willkür verdanken sie ihre heutigen Grenzen. In vielen Fällen wurden verschiedene Völker und Stämme, verschiedene Sprachen und Religionen in ein und dieselbe Kolonie zusammengezwungen. Derart heterogene Gebilde waren für die imperialen Mächte nur mit militärischen Mitteln beherrschbar. Daran änderte sich auch nichts, als die Kolonien und Protektorate in die staatliche Selbständigkeit entlassen werden mußten. Die massenhafte Armut, zumal in den schnell wachsenden Millionenstädten, erschwert das Regieren zusätzlich. Gewachsene politische Strukturen und politische Eliten sind eine große Ausnahme. Deshalb fehlt es in den meisten muslimischen Staaten auch an einer zielstrebigen ökonomischen Politik und einer zuverlässigen Verwaltung, statt dessen blüht vielfach die Korruption. Es handelt sich ökonomisch und sozial fast ausschließlich um Entwicklungsländer.
In diesen Ländern bieten die gewaltigen Unterschiede zwischen der Masse der Armen und einer in Luxus schwelgenden Oberschicht allein schon einen ergiebigen Nährboden für Kriminalität, Extremismus und Aufstände und für Verbrechen. Wenn dann noch charismatisch begabte religiöse oder politische Führer auftreten, kann es aus allgemeiner Unzufriedenheit schnell zu einer Eskalation von Gewalt und Gegengewalt kommen. Die Beispiele des letzten Jahrzehnts reichen von Ost-Timor bis nach Ostafrika, vom Kaukasus bis nach Bosnien, vom Mittleren Osten über Algerien bis nach Westafrika. In einigen überwiegend von Muslimen bewohnten Ländern und Regionen versuchen religiöse Führer, eine orthodox an Koran und Scharia orientierte Ordnung zu errichten; im Iran ist dieser Prozeß gut zu beobachten. Die Taliban-Herrschaft in Afghanistan war ein abscheuliches Beispiel; anderswo gibt es Versuche, bestimmte Regionen gewaltsam aus dem bisherigen staatlichen Verband zu lösen und einen souveränen Staat zu begründen, mindestens aber weitgehende Autonomie zu erlangen – so zum Beispiel in Tschetschenien. In einer Reihe von Fällen sind blutige Konflikte die Folge. Verdeckte, manchmal sogar offene Einmischung und Unterstützung durch Dritte sind dabei selbstverständlich. Die technologische Globalisierung hat Einmischungen aller Art sehr erleichtert und auch private Kriegführung in großem Stil möglich gemacht – El Qaida hat es gezeigt.
Politische Einmischungen und militärische Interventionen des Westens in islamische Konflikte sind in den letzten Jahrzehnten zumeist von den USA ausgegangen. Die Motive entsprangen zum Teil missionarischem Idealismus; zum Teil spielte die Besorgnis um die eigene Ölversorgung eine Rolle, zum Teil die Besorgnis um die Sicherheit Israels, das mit den USA auf vielfache Art verbunden ist. Seit dem gegen die USA direkt gerichteten Kolossalverbrechen vom 11.September 2001 spielt die Sorge um die eigene Sicherheit eine beherrschende Rolle im amerikanischen Denken. Gleichzeitig hat das Bewußtsein, die singuläre, alleinige Supermacht zu sein, die von keiner anderen Macht behindert werden kann, imperialistische Motive hervorgebracht. Diese Machtpolitik ist gepaart mit Egoismus und Rücksichtslosigkeit.
Die amerikanische Regierung unter Präsident Clinton war sich über die innere Situation des Vielvölkerstaates Jugoslawien nicht im klaren, als sie in den neunziger Jahren in Bosnien und im Kosovo eingriff, um einen drohenden Völkermord an den Muslimen zu verhindern. Sie intervenierte militärisch und konnte einen Waffenstillstand erzwingen, nicht aber eine Lösung der jahrhundertealten Konflikte zwischen drei Religionen und acht Völkern (dazu noch mindestens vier ethnischen Minderheiten). Der Zusammenbruch des allein durch militärische und polizeiliche Macht zusammengehaltenen Kunststaates Jugoslawien war seit 1980, seit dem Tod des fähigen, zugleich rücksichtslosen Diktators Josip Broz Tito, absehbar gewesen. Die amerikanische Zielvorstellung, den Staat Jugoslawien aufrechtzuerhalten, war dagegen naiv. Im besten Falle wird es auf lange Zeit dabei bleiben, daß der Westen mindestens in Bosnien, im Kosovo und in Mazedonien de facto oder de jure Protektorate errichtet und unterhält. Weil die muslimischen Minderheiten der ehemaligen Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien konzentriert in den vorgenannten ehemaligen Landesteilen leben, empfinden sie die westlichen Protektoren als Schutzmacht gegenüber den Serben, nicht als Feinde. Ob es bei dieser Haltung der balkanischen Muslime bleibt, hängt vornehmlich vom weiteren Verhalten der Protektoren ab, außerdem aber von der künftigen Entwicklung des allgemeinen Verhältnisses zwischen dem Westen und dem islamischen Teil der Weltbevölkerung.
Die amerikanischen Interventionen in Afghanistan und im Irak und deren psychologische und politische Folgen standen unter ganz anderen Vorzeichen. Sowohl Afghanistan mit 27 Millionen Menschen als auch der 23 Millionen Einwohner umfassende Irak sind muslimische Staaten. Der Irak besteht zu etwa sechzig Prozent aus Schiiten und zu etwa zwanzig Prozent aus Sunniten. Die Iraker sind zu achtzig Prozent Araber, etwa 15 Prozent sind Kurden, dazu kommen einige kleinere Minderheiten. Das sunnitische Volk der Kurden umfaßt mindestens zwanzig Millionen Menschen; die größere Hälfte – etwa 13 Millionen – lebt in der Türkei, weitere gut fünf Millionen leben im Iran, weniger als vier Millionen im Irak. Die Einwohner des Irak zerfallen demnach in drei Hauptgruppen: sunnitische Araber, schiitische Araber und sunnitische Kurden. Der Ausgang des amerikanischen Experimentes, in dem heterogenen Irak eine Demokratie zu errichten, ist nicht absehbar. Man kann keineswegs ausschließen, daß das Land noch lange ein Herd der Unruhe bleibt. Ein Gleiches gilt für Afghanistan.
Nach dem Ersten Weltkrieg, als die Siegermächte das Osmanische Reich aufteilten, war der Irak zunächst ein britisches Mandat, später entstand daraus unter britischer Führung der heutige Staat. Die Siegermächte hatten zwar auch den Kurden einen eigenen Staat versprochen, ihr Versprechen aber nicht gehalten. Die Araber dagegen erhielten die staatliche Selbständigkeit in Saudi-Arabien, Syrien, Jordanien, den Emiraten usw. Die arabische Sprache, vor allem aber die Religion des Islam, erzeugten von Anfang an ein starkes Bewußtsein der Gemeinsamkeit. Zeitweilig spielten auch die Arabische Liga und die OPEC eine politisch wichtige Rolle; dieser ökonomisch mächtigen Organisation Erdöl exportierender Länder gehören fast ausschließlich muslimische Staaten an.
Das Bewußtsein der Gemeinsamkeit wird besonders durch den seit über einem halben Jahrhundert anhaltenden Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern und durch den Streit um die heiligen Stätten in Jerusalem wachgehalten und gestärkt. Immer dann, wenn der israelisch-palästinensische Konflikt blutig eskaliert, fühlen sich viele Muslime in der ganzen Welt zur Parteinahme und zur Solidarität mit den Palästinensern herausgefordert. Es gibt viele Gruppen, Organisationen, Stämme und auch Regierungen, die mit den Palästinensern sympathisieren. Weil Amerika im Nahost-Konflikt schon vor Jahrzehnten offen die Partei Israels ergriffen hat, ist der Argwohn der Araber gegen die USA eine zwangsläufige Folge; die guten Beziehungen zwischen Washington und den Regierungen in Kairo und Riad ändern daran nichts.
Theoretisch hätten die USA die Macht, die feindlich gesinnten Nachbarn Israels zu besiegen oder gar zu vernichten. Sie haben aber keine ausreichende Macht, alle feindlich gesinnten Nachbarstaaten zu besetzen und zu regieren. Die tatsächlichen Möglichkeiten der proisraelischen Strategie Amerikas liegen deshalb weit unterhalb dieser Schwelle. Falls die USA prinzipiell bei ihrer bisherigen Linie bleiben, kann die generelle Feindseligkeit der islamischen Welt gegenüber Amerika noch wachsen. Der islamistische Extremismus gewinnt allerdings auch unabhängig vom Nahost-Konflikt in wichtigen islamischen Ländern, von Algerien und dem Norden Nigerias bis in den Iran, nach Malaysia und Indonesien, zunehmend an Boden. Je weiter sich das Konfliktpotential geographisch ausdehnt, um so mehr werden die USA hilfswillige Verbündete oder Satellitenstaaten benötigen, um sich erfolgreich durchzusetzen. Ihre eigenen Streitkräfte haben schon auf dem Balkan, in Afghanistan und im Irak nicht ausgereicht. Die USA sind auf verbündete Truppen angewiesen.
Wenn in dieser weltpolitischen Lage und bei einer weiteren Zuspitzung die europäischen Verbündeten auf ihren vermittelnden, beide Seiten mäßigenden Einfluß verzichten und sich außerdem – weit über ihre im Nordatlantik-Pakt geographisch definierten Beistandspflichten hinaus – militärisch auf seiten Amerikas beteiligen, kann daraus ein weltweiter Konflikt zwischen dem Islam und dem Westen entstehen. Wer diesen Konflikt für unvermeidlich erklärt, der kann ihn herbeiführen. Zwar muß ein solcher clash of civilizations keineswegs einen Weltkrieg auslösen. Wohl aber könnte er, psychisch und politisch, bis zu zwei Milliarden Menschen betreffen – und ihre Lebensbedingungen tiefgreifend verändern. Eine Vielzahl kleiner lokaler und regionaler Konflikte würde nicht nur zahlreiche Menschenleben kosten, sondern auch weltweit zu ökonomischen Einschränkungen und einer Zunahme des internationalen Terrorismus führen.
Ich räume ein: Dies ist ein ziemlich pessimistisches Bild unserer Zukunft. Gewiß kann man andere, auch optimistische Szenarios dagegensetzen. Gleichwohl scheinen Skepsis und Vorsicht geboten. Immerhin glaubt die derzeitige Regierung des heute mächtigsten Staates der Welt, der kolossale Anschlag vom 11. September 2001 habe die Welt zu unser aller Nachteil verändert, und deswegen seien die USA zum »Krieg gegen den Terrorismus« verpflichtet. So wie die Veränderungen der Welt sich in amerikanischer Sicht darstellen, führen sie zu Veränderungen der amerikanischen Strategien. Und die neuen Zielsetzungen Amerikas verändern in den nächsten Jahrzehnten die Welt tatsächlich.
Gleichzeitig aber sind, davon weitgehend unberührt, andere tiefgreifende Veränderungen zu erwarten, vor allem in Asien, im Mittleren Osten und in Afrika. Aus chinesischer Sicht stellt sich die entstehende neue Weltlage anders dar als aus islamischer Perspektive, wieder anders aus europäischem Blickwinkel. Je nach unseren Ängsten, Erwartungen und Hoffnungen leben wir in verschiedenen Welten – aber objektiv gibt es nur eine einzige Welt. Und die des 21. Jahrhunderts wird objektiv verschieden sein von derjenigen des Jahrhunderts der beiden Weltkriege und des Kalten Krieges zwischen West und Ost. Aber wo liegen die entscheidenden Veränderungen? Was sind die unverrückbaren Tatsachen? Was können wir von der Zukunft wissen – und was bleibt ungewiß? Was können wir tun? Was sollen wir tun?
Wer nach Antworten sucht, für den werden zwangsläufig die USA im Vordergrund stehen. Denn die USA bleiben auf absehbare Zukunft der einzige Staat, dessen Macht und Einfluß militärisch, politisch, technologisch und ökonomisch jeden Winkel der Erde erreichen kann. Nach der Einwohnerzahl macht das amerikanische Volk mit bald dreihundert Millionen Menschen nicht einmal ein Zwanzigstel der über sechs Milliarden umfassenden Weltbevölkerung aus, China dagegen ein Fünftel, Indien ein Sechstel. Die islamischen Staaten und die Muslime insgesamt stellen ein weiteres Fünftel. Gegenüber diesen Größenordnungen sind die europäischen Staaten – mit der Ausnahme Rußlands – zahlenmäßig von sehr geringem Gewicht.
Unabhängig von ihrer Größe gehen von einigen der insgesamt fast zweihundert Staaten der Welt erhebliche Einflüsse auf Weltpolitik und Weltwirtschaft aus, so zum Beispiel von der relativ kleinen Weltmacht Rußland oder vom noch etwas kleineren Japan – oder von dem nur sieben Millionen umfassenden Israel. Einige dieser Einflüsse auf die Staatengemeinschaft sind zu Beginn des 21. Jahrhunderts vorhersehbar, andere bleiben einstweilen ungewiß.
Unterschiedliche Perspektiven
Im Jahre 1900 haben viele Menschen mit Optimismus auf das neue Jahrhundert geblickt. Zu ihnen zählten die große Mehrheit der Amerikaner und die meisten Europäer – einschließlich der Arbeiterbewegung und der Sozialisten. Aber wer hätte die beiden Weltkriege vorhergesehen, Aufstieg und Fall des sowjetischen Imperiums oder die Auflösung der Kolonialreiche? Wer hätte erwartet, daß die Zahl der gleichzeitig lebenden Menschen sich im Laufe dieses neuen Jahrhunderts vervierfachen würde? Wer hätte das nahezu gleichzeitige Ende des Osmanischen Reiches und des Kaisertums in China, Rußland, Deutschland und Österreich vorausgesehen?
Ein Europäer, der heute auf das bevorstehende 21.Jahrhundert blickt, kann wenigstens einige der kommenden Prozesse erkennen. Aber auch wer das erste Viertel des 21. Jahrhunderts einigermaßen überschaut, ist vor Überraschungen keineswegs sicher. Insgesamt sind die Erwartungen der meisten Europäer heute von etwas weniger Optimismus und von etwas mehr Skepsis geprägt als vor einhundert Jahren; die Mehrheit der Amerikaner hingegen ist immer noch sehr optimistisch. Meist bestimmen Ängste oder Hoffnungen die Prognosen, rationale Zukunftserwartungen sind die Ausnahme. Gleichwohl ist die heutige Ausgangslage in einigen Punkten ziemlich deutlich.
In Afrika unterscheidet sich die Situation prinzipiell kaum von den Zuständen, die dort schon vor einem Vierteljahrhundert zu beobachten waren. Alle Staaten Afrikas sind Entwicklungsländer. In großen Teilen Schwarzafrikas haben die ökonomischen und sozialen Nöte aber geradezu zerstörerischen Charakter. In einigen Regionen und Staaten kommt es infolgedessen immer wieder zu Bürgerkriegen; sie sind zum Teil durch Stammesfeindschaften oder ethnische Gegensätze, zum Teil durch religiöse Gegensätze zusätzlich motiviert. Somalia, Sudan, Ruanda, Kongo oder Liberia sind jüngste Beispiele. Der Arabisch sprechende Norden des Kontinents steht etwas besser da; aber die Probleme der Übervölkerung betreffen auch Ägypten und die Städte Algeriens. Insgesamt erscheint Afrika als ein von großen Sorgen geplagter Erdteil. Gefahren, die weltpolitische Konsequenzen nach sich ziehen könnten, scheinen von dort jedoch nicht auszugehen.
In Lateinamerika sieht es zwar besser, aber doch ähnlich aus. In vielen Regionen und Städten herrschen Armut und Hunger. Weil die Einwohnerzahlen überall schnell wachsen, wächst auch die Zahl der Armen. In vielen Staaten führen wirtschaftliche, soziale und Verschuldungsprobleme von Zeit zu Zeit zu politischer Unruhe und zu Umstürzen. Die Probleme Lateinamerikas werden allerdings ebensowenig wie die Probleme Afrikas Auswirkungen auf andere Teile der Welt haben.
Asien bietet ein höchst uneinheitliches Bild. Japan, Südkorea, Taiwan, Singapur und Israel haben ein hohes technologisches Niveau erreicht und erfreuen sich eines hohen Lebensstandards. Die große Mehrzahl der asiatischen Staaten gehört hingegen zu den Entwicklungsländern, so auch die russische Landmasse Sibiriens. Das ökonomische Niveau dieser Entwicklungsländer ist allerdings sehr unterschiedlich. Einige Staaten sind extrem arm und gehören zu den least developed countries, so zum Beispiel Bangladesch oder Nordkorea. Die größten ökonomischen Fortschritte werden seit fünfundzwanzig Jahren in der Volksrepublik China erzielt, gefolgt von Indien, Vietnam und Malaysia. Andere Staaten Asiens wie zum Beispiel Afghanistan oder Usbekistan verharren indessen auf niedrigem wirtschaftlichem Niveau.
Mit der wichtigen Ausnahme des Kaschmir-Konfliktes zwischen Indien und Pakistan scheint von den drei derzeit bedeutendsten Staaten Asiens keine weltpolitische Gefahr zu drohen, weder von China oder Indien noch von Japan. Die Teilung der koreanischen Halbinsel, die Abspaltung Taiwans von China, die Abhängigkeit der Welt vom Öl einerseits und der Ölreichtum in Zentralasien, im Iran und im Mittleren Osten andererseits bilden jedoch eine lange Kette von Unruheherden. Die größten Gefahren für den Weltfrieden liegen im Mittleren Osten und im israelisch-palästinensischen Konflikt. (Während man im Deutschen üblicherweise vom Nahen Osten spricht, habe ich mir dem amerikanischen Sprachgebrauch folgend angewöhnt, den gesamten Raum von Palästina/Israel bis nach Pakistan, vom östlichen Mittelmeer bis an den Golf von Aden als Mittleren Osten zu bezeichnen.) Dazu kommt die Ungewißheit über die atomaren Bewaffnungsabsichten Nordkoreas und Irans. Immerhin gibt es neben den fünf »klassischen»Atomwaffenmächten USA, Rußland, Frankreich, England und China – alle fünf mit Veto-Recht im Sicherheitsrat der UN – in Asien drei weitere Nuklearwaffen-Staaten: Israel, Indien und Pakistan. Die Verbreitung atomarer Massenvernichtungsmittel hatte im 20.Jahrhundert immens zugenommen; ob sie im 21. Jahrhundert gestoppt werden kann, bleibt eine offene Frage.
Im Vergleich mit Asien und dem Mittleren Osten erscheint Europa als ein ruhiger Erdteil. Es gibt zwar einige räumlich begrenzte Krisenherde in Nordirland, im Baskenland und in Teilen des ehemaligen Jugoslawien; aber von ihnen gehen für die Welt keine Gefahren aus. Dies gilt ebenso für die gegenwärtige politische Krise der Europäischen Union. Sie ist die Folge der überstürzten Erweiterung um zehn zusätzliche Mitgliedsstaaten, des Unvermögens zur Anpassung ihrer Institutionen und Verfahren und schließlich die Folge ihrer Aufspaltung in Befürworter und Teilnehmer des Irak-Krieges einerseits und in Gegner andererseits. Auch die Sinnkrise der Nordatlantischen Allianz und ihrer militärischen Maschinerie NATO beschäftigt die Welt nicht sonderlich. Die zu Beginn des neuen Jahrhunderts sichtbar gewordene Doppelkrise der Europäischen Union und der NATO muß zwar viele Europäer beunruhigen, zumal beide unausgesprochen auch der Einbindung Deutschlands dienen; aber die Mehrzahl der Menschen in den anderen Teilen der Welt und ihre politischen Führer sind davon kaum berührt.
Amerika hat auf vielen Gebieten eine führende Rolle übernommen: in den Naturwissenschaften und in der Medizin, in vielen Technologien, auf den Finanzmärkten und ganz besonders auf militärischem Gebiet. Die meisten Menschen in den anderen Erdteilen erkennen diese Rolle an und schätzen sie hoch ein. Teils bewundern sie die USA und ahmen sie nach, teils fürchten sie Amerika – und einige hassen das Land aufgrund seiner Dominanz. Die Amerikaner selbst scheinen ihre Rolle noch höher zu bewerten. Manche ihrer Politiker halten sich sogar für fähig und berufen, die Welt neu zu ordnen – ähnlich wie bereits nach den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts. Gleichzeitig hat aber El Qaida zu Beginn des neuen Jahrhunderts die Verletzbarkeit der USA demonstriert. Erstmals seit Generationen ist Amerika auf seinem eigenen Boden angegriffen worden. Fast die ganze Welt hat den Eindruck gewonnen, daß die USA seither mit ihrer gesamten politischen Macht und mit allen militärischen Mitteln den internationalen Terrorismus bekämpfen. Der Verlauf dieses Kampfes, sein Ende und seine Folgen sind heute nicht abzusehen.
Globale Gefährdungen
Während die Konsequenzen des amerikanischen Weltordnungsanspruchs einstweilen im ungewissen bleiben, gibt es eine Reihe wichtiger Faktoren, deren Auswirkungen auf die nächsten Jahrzehnte durchaus erkennbar sind. Vor allem vier große Komplexe werden die weitere Entwicklung maßgeblich beeinflussen:
1. die Bevölkerungsexplosion und ihre Folgen,
2. die Folgen der technologischen und ökonomischen Globalisierung,
3. die Anfälligkeit der internationalen Finanzmärkte sowie
4. die Auswirkungen des internationalen Waffenhandels.
Bevor ich auf diese vier Problemkreise etwas näher eingehe, möchte ich einige Bemerkungen über Gewinner und Verlierer der Globalisierung im allgemeinen vorausschicken. Globalisierung ist ein neues Schlagwort für einen alten Sachverhalt. Weltwirtschaft und Weltmärkte hat es schon immer gegeben. Neu ist der Umstand, daß heute nahezu jeder Staat daran beteiligt ist, seit zwei Jahrzehnten auch China, seit einem Jahrzehnt alle Nachfolgestaaten der Sowjetunion und alle Staaten ihres früheren Herrschaftsbereiches. Neu ist auch das hohe und weiterhin zunehmende Ausmaß der weltwirtschaftlichen Verflechtung vieler Volkswirtschaften. Nur scheinbar neu ist dagegen die in vielen Ländern um sich greifende populistische Ablehnung dieses ökonomischen Prozesses. Denn tatsächlich haben auch früher preußische Gutsherren oder amerikanische Farmer oder französische Landwirte sich mit Hilfe von Schutzzöllen, Importbeschränkungen, Devisenzwangswirtschaft und durch Errichtung weiterer Barrieren gegen billigere ausländische Konkurrenz gewehrt. Ähnliche Maßnahmen gab es in vielen Industriezweigen, mannigfach unterstützt von den Gewerkschaften. In Europa, in den USA, auch in den Kolonialreichen bildete sich über viele Generationen eine starke politische Opposition gegen den internationalen Freihandel; am erfolgreichsten war sie nach dem Ersten Weltkrieg, besonders im Zusammenhang mit der weltweiten Wirtschaftsdepression der dreißiger Jahre.
Nun gibt es viele Volkswirtschaften, die zurückbleiben; Milliarden Menschen leben in Armut. Die seit einem halben Jahrhundert von fast allen wohlhabenden Staaten geleistete Entwicklungshilfe hat daran nichts Wesentliches geändert. Es ist daher zu befürchten, daß es auch in den nächsten Jahrzehnten bei dieser höchst ungleichmäßigen Verteilung von Wohlstand und Armut auf der Welt bleiben wird. Es ist eine Schande, wenn westliche Staatsmänner den Entwicklungsländern moralische Vorhaltungen machen und sie gleichzeitig dazu überreden, ihre Grenzen für den Import westlicher industrieller Produkte und kurzfristigen Kapitals zu öffnen, während sie selber den Export von Zucker oder Reis, von agrarischen und sonstigen Produkten nach Kräften behindern und sogar unmöglich machen. Die USA, die Europäische Union und Japan sind auf diesem Gebiet die größten Egoisten. Sie predigen Freihandel, verstoßen aber selbst seit Jahrzehnten gegen ihre wohlklingende Predigt. Sie verstoßen zugleich gegen ihre eigenen langfristigen Interessen; denn bei anhaltender ökonomischer Perspektivlosigkeit wird es in vielen Entwicklungsländern zu vermehrtem Wanderungsdruck kommen, und dieser wird sich auf die USA und auf Europa richten.
Wenn man sich fragt, wer bei fortschreitender Globalisierung zu den Gewinnern, wer zu den Verlierern in der Welt von morgen zählen wird, so erkennt man im wesentlichen drei Gruppen.
Erstens werden wahrscheinlich die meisten der hochentwickelten Industriestaaten und der dort lebenden Menschen eine weitere Mehrung ihres Lebensstandards erreichen, sie werden zu den Gewinnern gehören. Die augenblicklich die meisten europäischen Industriestaaten belastende hohe Arbeitslosigkeit ist ebensowenig eine zwangsläufige Konsequenz der Globalisierung wie die Krise ihrer Altersversorgung. Vielmehr liegen die Ursachen im wesentlichen in den eigenen, selbstverantworteten ökonomischen und sozialen Strukturen und in den eigenen Politiken. Die Beispiele Schwedens, Hollands oder Dänemarks haben gezeigt, daß weit fortgeschrittene Industrie- und Wohlfahrtsstaaten diese Probleme meistern können. Früher oder später werden die meisten Industriestaaten diesen Beispielen folgen – allerdings erst nach Überwindung erheblicher innenpolitischer Widerstände und Krisen.
Zweitens werden diejenigen Entwicklungsländer zu den Gewinnern gehören, deren Regierungen einerseits ökonomisch aufgeklärt und einsichtig sind und andererseits – diese Wahrheit muß ausgesprochen werden – autoritative innenpolitische Macht ausüben können, um notwendige ökonomische Maßnahmen zu verwirklichen. Zu den herausragenden Beispielen gehören einige der ölreichen kleinen arabischen Emirate am Persischen Golf, vor allem aber das riesige Entwicklungsland China. In China wird der Prozeß angesichts des bisherigen Rückstandes zwar noch viele Jahrzehnte benötigen. Das Beispiel Japans nach der Öffnung während der Meiji-Ära Mitte des 19. Jahrhunderts und der Aufstieg Südkoreas, Taiwans, Singapurs oder Hongkongs seit den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts zeigen jedoch, daß ein Entwicklungsland bei zielbewußter, ökonomisch zweckmäßiger, straffer politischer Führung binnen weniger Generationen zu den industrialisierten Ländern aufschließen kann.
Drittens werden jedoch viele der heutigen Entwicklungsländer auch weiterhin zurückbleiben, weil ihre Regierungen ökonomisch und gesellschaftspolitisch erfolglos agieren. Dies kann selbst dort eintreten, wo Demokratie und Menschenrechte bereits Fuß gefaßt haben; denn weder die Demokratie noch die freiheitlichen Grundrechte sind Garantien für Wohlstandsfortschritt. In Europa gibt es vielmehr manche historische Beispiele dafür, daß demokratische Verfassungen erst nach Erreichen eines gewissen allgemeinen Bildungsstandes und nach Überwindung unmittelbarer existentieller Not durchgesetzt und dauerhaft etabliert werden konnten. Ich halte für unwahrscheinlich, daß es in den nächsten Jahrzehnten generell zu einer Besserung der Lage in der Mehrzahl der Entwicklungsländer kommen wird.
Die Bevölkerungsexplosion und ihre Folgen
Zur Zeit des Kaisers Augustus, heute vor zweitausend Jahren, haben etwa zweihundert, allerhöchstens dreihundert Millionen Menschen auf der Erde gelebt. Eine genaue Zahl ist einstweilen noch nicht ermittelt worden, sie ist aber auch gar nicht wichtig. Wichtig ist: Die Menschheit hat neunzehn volle Jahrhunderte benötigt, um sich bis zum Jahre 1900 auf 1600 Millionen zu vermehren. Danach aber, vor allem seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges, ist die Weltbevölkerung nahezu explodiert, sie hat sich im Laufe des 20. Jahrhunderts auf 6000 Millionen vervierfacht. Es erscheint als sicher, daß wir in der Mitte des 21. Jahrhunderts bei etwa 9000 Millionen stehen werden. Der Raum, der auf der Erdoberfläche pro Person durchschnittlich zur Verfügung steht, wird dann, verglichen mit dem Jahre 1900, auf weniger als ein Fünftel geschrumpft sein. Und dieser Raum ist sehr ungleich verteilt.
Auch das Bevölkerungswachstum ist von Kontinent zu Kontinent höchst unterschiedlich. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts leben sechzig Prozent aller Menschen in Asien, 14 Prozent in Afrika, zwölf Prozent in Europa, neun Prozent in Lateinamerika und fünf Prozent in Nordamerika. Aber bis zum Jahre 2050 werden sich die Afrikaner verdoppeln, die Zahl der Asiaten wird auf das Anderthalbfache ansteigen; die in Lateinund in Nordamerika lebenden Menschen werden an Zahl ein wenig zunehmen. Einzig die Zahl der Europäer wird schrumpfen; ihr Anteil an der Menschheit wird auf rund sieben Prozent zurückgehen, während der Anteil der Afrikaner auf über zwanzig Prozent steigen wird. Die Zahl der Kinder pro gebärfähiger Frau hat in Europa einen historischen Tiefpunkt erreicht.