Die mehreren Wehmüller und ungarischen Nationalgesichter - Clemens Brentano - E-Book
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Die mehreren Wehmüller und ungarischen Nationalgesichter E-Book

Clemens Brentano

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Beschreibung

Clemens Brentanos "Die mehreren Wehmüller und ungarischen Nationalgesichter" ist eine vielschichtige Erzählung, die durch ihre poetische Sprache und tiefgründige Charakterstudie besticht. In diesem Werk verknüpft Brentano autobiografische Elemente mit seinen scharfsinnigen Beobachtungen der ungarischen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Der Autor schöpft aus seinen eigenen Erfahrungen und der Faszination für die ungarische Kultur, was zu einem eher impressionistischen und romantischen Stil führt, der den Leser in eine Welt voller Emotionen und kultureller Nuancen eintauchen lässt. Das Werk spiegelt die literarischen Strömungen seiner Zeit wider und ist geprägt von einer tiefen Verwurzelung in der Romantik, während es gleichzeitig einen kritischen Blick auf nationale Identitäten wirft. Clemens Brentano, ein zentraler Vertreter der deutschen Romantik, war nicht nur Dichter, sondern auch ein leidenschaftlicher Sammler von Volksliedern und Märchen. Sein Leben war durch persönliche Krisen und eine ständige Suche nach Identität geprägt, Elemente, die auch in "Die mehreren Wehmüller und ungarischen Nationalgesichter" deutlich werden. Brentanos Reisen nach Ungarn und die Begegnungen mit der einheimischen Kultur und Tradition hatten einen prägenden Einfluss auf sein schriftstellerisches Schaffen. Diese tiefen Erfahrungen verhalfen ihm, die Seele eines Volkes zu erfassen und in kunstvolle Texte zu verwandeln. Dieses Buch ist eine unverzichtbare Lektüre für alle, die sich für die deutsche Romantik und die ungarische Kultur interessieren. Brentanos meisterhafte Erzählkunst und seine Fähigkeit, Gefühle und Menschen zu charakterisieren, machen "Die mehreren Wehmüller und ungarischen Nationalgesichter" zu einem zeitlosen Werk. Leser werden nicht nur die sprachliche Schönheit erleben, sondern auch die Gelegenheit haben, sich mit Fragen der Identität und Kultur auseinanderzusetzen. Dieses Buch bietet Erkenntnisse, die weit über die Worte hinausgehen.

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Veröffentlichungsjahr: 2022

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Clemens Brentano

Die mehreren Wehmüller und ungarischen Nationalgesichter

 
EAN 8596547072928
DigiCat, 2022 Contact: [email protected]

Inhaltsverzeichnis

Cover
Titelblatt
Text
"

Gegen Ende des Sommers, während der Pest in Kroatien, hatte Herr Wehmüller, ein reisender Maler, von Wien aus einen Freund besucht, der in dieser östreichischen Provinz als Erzieher auf dem Schlosse eines Grafen Giulowitsch lebte. Die Zeit, welche ihm seine Geschäfte zu dem Besuche erlaubten, war vorüber. Er hatte von seiner jungen Frau, welche ihm nach Siebenbürgen vorausgereist war, einen Brief aus Stuhlweißenburg erhalten, daß er sie nicht mehr länger allein lassen möge; es erwarte ihn das Offizierkorps des dort liegenden hochlöblichen ungarischen Grenadier—und Husarenregiments sehnsüchtig, um, von seiner Meisterhand gemalt, sich in dem Andenken mannigfaltiger schöner Freundinnen zu erhalten, da ein naher Garnisonswechsel manches engverknüpfte Liebes—und Freundschaftsband zu zerreißen drohte. Dieser Brief brachte den Herrn Wehmüller in große Unruhe, denn er war viermal so lange unterwegs geblieben als gewöhnlich und dermaßen durch die Quarantäne zerstochen und durchräuchert worden, daß er die ohnedies nicht allzu leserliche Hand seiner guten Frau, die mit oft gewässerter Dinte geschrieben hatte, nur mit Mühe lesen konnte. Er eilte in die Stube seines Freundes Lury und sagte zu ihm: "Ich muß gleich auf der Stelle fort nach Stuhlweißenburg, denn die hochlöblichen Grenadier—und Husarenregimenter sind im Begriff, von dort abzuziehen; lesen Sie, der Brief ist an fünf Wochen alt." Der Freund verstand ihn nicht, nahm aber den Brief und las. Wehmüller lief sogleich zur Stube hinaus und die Treppe hinab in die Hauskapelle, um zu sehen, ob er die 39 Nationalgesichter, welche er in öl gemalt und dort zum Trocknen aufgehängt hatte, schon ohne große Gefahr des Verwischens zusammenrollen könne. Ihre Trockenheit übertraf alle seine Erwartung, denn er malte mit Terpentinfirnis, welcher trocken wird, ehe man sich umsieht. Was übrigens diese 39 Nationalgesichter betrifft, hatte es mit ihnen folgende Bewandtnis: Sie waren nichts mehr und nichts weniger als 39 Porträts von Ungaren, welche Herr Wehmüller gemalt hatte, ehe er sie gesehen. Er pflegte solcher Nationalgesichter immer ein halb Hundert fertig bei sich zu führen. Kam er in einer Stadt an, wo er Gewinn durch seine Kunst erwartete, so pflegte er öffentlich ausschellen oder austrommeln zu lassen: der bekannte Künstler, Herr Wehmüller, sei mit einem reichassortierten Lager wohlgetroffener Nationalgesichter angelangt und lade diejenigen unter einem hochedlen Publikum, welche ihr Porträt wünschten, untertänigst ein, sich dasselbe, Stück vor Stück zu einem Dukaten in Gold, selbst auszusuchen. Er fügte sodann noch, durch wenige Meisterstriche, einige persönliche Züge und Ehrennarben oder die Individualität des Schnurrbartes des Käufers unentgeltlich bei; für die Uniform aber, welche er immer ausgelassen hatte, mußte nach Maßgabe ihres Reichtums nachgezahlt werden. Er hatte diese Verfahrungsart auf seinen Kunstreisen als die befriedigendste für sich und die Käufer gefunden. Er malte die Leute nach Belieben im Winter mit aller Bequemlichkeit zu Haus und brachte sie in der schönen Jahreszeit zu Markte. So genoß er des großen Trostes, daß keiner über Unähnlichkeit oder langes Sitzen klagen konnte, weil sich jeder sein Bildnis fertig nach bestimmtem Preise, wie einen Weck auf dem Laden, selbst aussuchte. Wehmüller hatte seine Gattin vorausgeschickt, um seine Ankunft in Stuhlweißenburg vorzubereiten, während er seinen Vorrat von Porträts bei seinem Freunde Lury zu der gehörigen Menge brachte; er mußte diesmal in vollem Glanze auftreten, weil er in einer Zeitung gelesen. Ein Maler Froschauer aus Klagenfurt habe dieselbe Kunstreise vor. Dieser aber war bisher sein Antagonist und Nebenbuhler gewesen, wenn sie sich gleich nicht kannten, denn Froschauer war von der entgegengesetzten Schule; er hatte nämlich immer alle Uniformen voraus fertig und ließ sich für die Gesichter extra bezahlen.