Die Muskeltiere – Pomme de Terre und die vierzig Räuber E-Book

Ute Krause

• Herausgeber: cbj
• Kategorie: Für Kinder und Jugendliche
• Serie: Die Muskeltiere-Reihe zum Selberlesen
• Sprache: Deutsch
• Veröffentlichungsjahr: 2019

Seitenzahl: 73

Beschreibung

Pomme de Terre hat ein Geheimnis

Die Muskeltiere sind sauer. Eine Bande namens Ali Ratte und die vierzig Räuber hat alle Mülleimer hinter den Supermärkten in Beschlag genommen und überall leiden kleine Nager Hunger. Deshalb sitzt plötzlich Pomme de Terres Familie mit vierzehn Mann hoch bei Frau Fröhlich im Hof und futtert an ihrem leckeren Müllsack mit. Als dann auch noch Gruyère entführt wird, wollen die Muskeltiere wissen: Wer steckt hinter diesem Ali und seinen vierzig Räubern?

Die erfolgreiche Muskeltiere-Reihe jetzt auch im kleinen Format mit kürzeren Geschichten zum Vorlesen ab 5 Jahren und ersten Selberlesen ab 7 Jahren! Mit wunderbar humorvollen Illustrationen der Autorin Ute Krause.

Alle kleinen Abenteuer der Muskeltiere auf einen Blick:

1. Die Muskeltiere - Picandou und der kleine Schreihals
2. Die Muskeltiere - Hamster Bertram lebt gefährlich
3. Die Muskeltiere – Pomme de Terre und die vierzig Räuber
4. Die Muskeltiere und die rattenscharfe Party
5. Die Muskeltiere – Hamster Bertram macht Schule

Leseprobe

Ute Krause

Die Muskeltiere

Pomme de Terre und die vierzig Räuber

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© 2019 cbj Kinder- und Jugendbuchverlagin der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,Neumarkter Straße 28, 81673 MünchenAlle Rechte vorbehaltenUmschlagbild und Innenillustrationen: Ute KrauseUmschlaggestaltung & Satz: Lena Ellermann, Berlincl · Herstellung: UKReproduktion: Lorenz & Zeller, Inning a.A.ISBN 978-3-641-23546-8V003

www.cbj-verlag.de

Inhalt

Die Muskeltiere

1 Sehr, sehr finstere Aussichten

2 Pomme de Terres Geheimnis

3 Ali Ratte und die vierzig Räuber

4 Eine dumme Geschichte

5 Müllsack?Müllsack!

6 Pech gehabt!

7 Eine feine Gesellschaft

Aussprache

In einem Hamburger Feinkostgeschäft mit exklusiver ­Käse­auswahl haben sich zwei Mäuse, eine Rattendame und ein Hamster zu einer Wohngemeinschaft zusammengefunden. Die Besitzerin des Ladens, Frau Fröhlich, und Margarethe, die »gute Seele« hinter der Theke, ahnen nichts von ihren ­heimlichen Mitbewohnern und die vier Freunde tun alles dafür, damit das auch so bleibt.

Picandou C. Saint Albray ist viel zu bequem, um ein Held zu sein. Er würde auch immer noch alleine unter der Keller­treppe des Feinkostgeschäfts leben und es sich dort gut gehen lassen, wäre er nicht in einer dunklen Novembernacht einer Ratte ohne Namen und einer Maus ohne Zuhause begegnet.

Die Ratte ohne Namen wurde Gruyère Réserve getauft. Sie hatte ihr Ge­dächtnis verloren und glau­bte fest, dass sie eine Maus wäre. Auf der Suche nach ihrer Vergangenheit stieß sie nicht nur auf das »Schiff meiner Träume«, das im Ham­­burger Hafen lag, sondern fand auch neue Freunde!

Ernie, alias Pomme de Terre, verlor sein Zuhause in der Kneipe »Zur Dicken Seejungfrau«, als ein Kammerjäger ihn ausräuchern sollte. Auf der Flucht entdeckte er das Feinkostgeschäft und glaubte sich schon im Paradies, bis er feststellte, dass es einem anderen gehört.

Bertram von Backenbart, ein Goldhamster von edlem Geblüt, hatte alles, wovon ein Hamster nur träumen konnte. Am liebsten hörte er Ge­schichten auf CD, am allerliebsten »Die drei Musketiere«. Wenn er sich doch nur nicht so ge­langweilt und vom großen Ab­enteuer geträumt hätte … Da er­hielt er unerwarteten Besuch und sein Leben änderte sich abrupt.

Kapitel 1

Sehr, sehr finstere Aussichten

Seit einiger Zeit fiel Frau Fröhlichs Müllsack ziemlich schmal aus. Anfangs waren die Muskeltiere sicher, dass das nur eine Phase war. Unmöglich konnte es für immer so bleiben! Vielleicht war gerade nicht viel los im Laden, beruhigten sie einander. Vielleicht waren die Kunden allesamt in Urlaub, und wenn sie zurückkehrten, würde alles so sein wie früher.

Doch wenn sie am nächsten oder am übernächsten Abend voller Hoffnung durch ihren Geheimgang in den Innenhof krabbelten und Richtung Toreinfahrt trippelten, wo der Sack an der Wand lehnte, bot sich immer das gleiche traurige Bild. Der Sack war und blieb nur halb gefüllt und das hauptsächlich mit Salat, Tomatenecken und Gemüseresten.

So gingen die Tage dahin. Hamster Bertram kam mit der neuen Situation am besten zurecht, denn für ihn änderte sich nur, dass er seine Lieblingsspeisen jetzt mit seinen Freunden teilen musste. Und das tat er gerne.

Picandou dagegen beklagte sich bitterlich. Er freute sich nicht mehr auf die Abende im Hof, vor allem aber hatte er abgenommen. Dort, wo sich einst sein Bäuchlein wölbte, hing das Fell in schlaffen Falten hinunter.

»Mein armer Magen – ich bin völlig unterernährt«, stöhnte der dünn gewordene Dicke und strich sich sorgenvoll über den Bauch. »Ich versteh das einfach nicht.«

»Vielleicht haben Frau Fröhlich und Margarethe weniger Kundschaft, weil die Hälfte verstorben ist«, überlegte Bertram. »Viele Kunden sind schließlich schon etwas älter.«

»Jedenfalls scheinen sie endgültig auf vegetarische Kost umgeschwenkt zu sein«, brummte Picandou. »Seit Wochen gibt es kaum etwas anderes als Gemüse, und nochmals Gemüse, und wenn man Glück hat, mal einen Sahnebecher zum Auslecken.«

»Mach nich so ein Gedöns, Jongchen«, sagte Pomme de Terre auf hamburgerisch. »Wir Muskeltiere haben schon ganz andere Dinge gemeistert, stimmt’s?« Er schaute herausfordernd in die Runde.

»Aber nicht auf leeren Magen«, antwortete Picandou bitter. Er seufzte: »Das sind ja finstere Aussichten. Sehr, sehr finstere Aussichten.«

Die anderen schwiegen. Lustlos kauten die zwei Mäuse und die Ratte Gruyère an Kohl, Sellerie und Salatresten und gingen dann wie so oft mit knurrenden Mägen ins Bett. Damit die Laune nicht völlig in den Keller rutschte, plünderte Picandou ab und zu die Käsetheke im Laden. Dabei musste er sehr vorsichtig vorgehen, denn Margarethe und Frau Fröhlich durften auf keinen Fall etwas bemerken, weshalb er jedes Mal nur ein paar kleine Stücke mitnahm. Das waren eher Appetit-Häppchen, von denen niemand richtig satt wurde. Kurz: Es schien, als wären die guten alten Müllsack-Zeiten endgültig vorbei.

So verstrichen die Wochen. Picandou war für seine

Verhältnisse fast schmächtig geworden, und sicher wären er und die anderen immer weiter abgemagert, wenn Gruyère nicht eines Tages in den frühen Abendstunden wach geworden und dem Müllsack-Geheimnis auf die Spur gekommen wäre.

Was sie geweckt hatte, konnte sie nicht sagen. Vielleicht waren es Schritte oder Stimmen oben im Laden. Sie wollte die Augen gerade wieder schließen, als ihr Blick auf Pomme de Terres Sardinendose fiel. Sie war leer! Gruyère setzte sich auf und sah sich in der Höhle um. Der braune Mäuserich war nirgends zu sehen. Wo steckte er nur? Sie war noch ziemlich verschlafen, aber die Sorge um Pomme de Terre ließ sie nicht los. Leise kletterte sie aus ihrer Camembert-Schachtel, schlich auf Zehenspitzen zum Höhleneingang und spähte in den Kellerraum.

Im letzten Dämmerlicht, das durch das kleine Fenster fiel, sah alles wie immer aus. Frau Fröhlichs Schreibtisch war vielleicht noch etwas unordentlicher als sonst, und neben dem Waschbecken stapelten sich die Kisten, weil Margarethe die letzten Lieferungen noch nicht ausgepackt und in den Laden getragen hatte. Von Pomme de Terre aber keine Spur. Hatte er sie vielleicht geweckt? Er war doch nicht etwa heimlich zum Müllsack geschlichen? Denn das sähe ihm gar nicht ähnlich. Gruyère lauschte. Oben im Laden war es ganz still, was bedeutete, dass Frau Fröhlich und Margarethe bereits nach Hause gegangen waren.

Sie überlegte, ob sie die beiden anderen wecken sollte. Picandou schnarchte leise in seiner Sardinendosen-Couch und auch Bertram schlief tief und fest auf seinem Schwammbett. Nein, sie würde sie nicht wecken; sie würde schnell einen Blick nach draußen werfen, und sollte Pomme de Terre nicht im Innenhof sein, würde sie Alarm schlagen. Sie kletterte die Kisten hinauf, rutschte durch den Abfluss und hievte sich auf der anderen Seite neben Frau Fröhlichs Blumentöpfen wieder hinaus.

Auch im Hof wirkte alles wie immer. Der Mond kletterte gerade über das Dach und beschien die Pflastersteine. An einer Wand lehnte der Müllsack. Plötzlich war ihr, als würde sich dort etwas bewegen. Sie spitzte die Ohren und lauschte. Etwas raschelte, und Gruyère sah, dass der Sack leicht zitterte. Und dann bemerkte sie noch etwas: Der Sack war prall gefüllt! Gruyères Schwanzspitze zuckte vor Aufregung. Sie musste die gute Neuigkeit den anderen sofort berichten. Ihre Hungerzeit war vorbei!

Sie wollte sich gerade auf den Weg zurück in die Höhle machen, als sie neben dem Sack mehrere Häufchen feinster Käse-, Pasteten- und Kuchenreste bemerkte. Was sollte das denn?!

Im selben Moment erschien der Kopf von Pomme de Terre über dem Rand des Sacks. Er warf ein Stück Marzipankuchen hinab, hatte den Mund vollgestopft und kaute. Gruyère zitterte vor Empörung. Das durfte doch nicht wahr sein! Wieso wartete er nicht auf die anderen? Da kam ihr ein schrecklicher Gedanke: Was, wenn er nicht zum ersten Mal heimlich den Müllsack besuchte?

»Na warte«, flüsterte sie. »Du kannst was erleben.« Blitzschnell trippelte sie auf ihn zu und rief: »Pomme de Terre, du elendiger Schuft! Wie kannst du nur so gemein sein?«

Pomme de Terre hörte sofort auf zu kauen, starrte sie überrascht an und verschwand. Es raschelte, und fast im selben Moment tauchte er hinter dem Müllsack wieder auf. Gruyère blinzelte verwirrt. Wie hatte er das so schnell geschafft? Die braune Maus starrte sie an und verschwand von Neuem.

Was hatte er nur? Warum benahm er sich so merkwürdig?

»Pomme de Terre!«, rief Gruyère streng. »Hör mit dem Quatsch auf.«

Der Sack wackelte bedenklich und schon lugte Pomme de Terre wieder oben über den Rand.

»Hallo Gruyère«, antwortete er. Seine Stimme klang verlegen.