Die naturwissenschaftliche Reise mit der Beagle - Charles Darwin - E-Book

Die naturwissenschaftliche Reise mit der Beagle E-Book

Charles Darwin.

4,6

Beschreibung

Im Jahr 1831 suchte der Kapitän der Beagle Fitzroy einen standesgemäßen und naturwissenschaftlich gebildeten Begleiter für eine geplante Vermessungs- und Entdeckungsfahrt nach Südamerika. Der 22jährige Darwin wurde für diese Position von seinem Lehrer und Freund Henslow empfohlen und konnte nach der erfolgten Zustimmung seines Vaters die Fahrt antreten. Die Fahrt führte die Beagle und Darwin zu den Kapverdischen Inseln, Brasilien, Argentinien, Patagonien, den Falklandinseln, Chile und Peru, weiter zu einigen Inseln des Pazifiks und über Australien und Südafrika zurück nach England und dauerte fast fünf Jahre. Während dieser Reise sammelte Darwin unzählige Tier- und Pflanzenproben, unternahm mehrfach Expeditionen in das Innere der besuchten Länder und untersuchte die Geologie der jeweiligen Länder. Die Ergebnisse dieser Reise sollten später die Grundlagen für seine Evolutionstheorie legen, auch wenn er selbst auf der Reise den berühmten Finken der Galapagosinseln nicht allzu viel Wert beimaß. Bereits auf der Rückfahrt ordnete Darwin seine Notizen, die zum Schluss 368 Seiten zoologische Notizen umfassten, die über Geologie waren mit 1383 Seiten etwa vier mal so umfangreich. Zusätzlich hatte er 770 Seiten seines Reisetagebuchs beschrieben. Dieses Reisetagebuch erscheint hier erstmals als E-Book in der deutschen Übersetzung des Naturforschers Ernst Dieffenbach. Diese Übersetzung wurde vollständig modernisiert und an die heutige Rechtschreibung angepasst. Außerdem wurden zahlreiche Illustrationen von R. T. Pritchett aus der englischen Ausgabe von 1890 diesem E-Book hinzugefügt.

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Die naturwissenschaftliche
Reise mit der Beagle
Charles Darwin
Mit zahlreichen Illustrationen von R. T. Pritchett

3. E-Book-Auflage, März 2015

www.mach-mir-ein-ebook.de, Hamburg

ISBN: 978-3-944309-18-7

Originalausgabe: Journal of researches into the geology and natural history of the various countries visited by H.M.S. Beagle, 1839.

Cover: Undatiertes Foto von Charles Darwin

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Das Layout dieses E-Books beruht auf dem Design »Contact« von ePub Zen Garden. Dieses Design ist verfügbar unter der Lizenz Creative Commons Attribution 3.0 Unported.

Schriftart: Schriftart: »Gentium« von SIL International. Diese Schriftart ist unter der Open Font License verfügbar.

Inhalt

Vorrede des Übersetzers
Band I
Kapitel I
Kapitel II
Kapitel III
Kapitel IV
Kapitel V
Kapitel VI
Kapitel VII
Kapitel VIII
Kapitel IX
Kapitel X
Kapitel XI
Kapitel XII
Kapitel XIII
Band II
Kapitel I
Kapitel II
Kapitel III
Kapitel IV
Kapitel V
Kapitel VI
Kapitel VII
Kapitel VIII
Kapitel IX
Kapitel X
Anmerkungen
Anmerkungen des Übersetzers

Die Beagle in der Magellanstraße mit dem Sarmiento im Hintergrund.

Bild oben: 1. Darwins Platz in der Kapitänskajüte. 2. Darwins Raum unter dem Achterdeck mit seiner Hängematte hinter ihm. 3. Darwins Kommode. 4. Bücherschrank. 5. Dachfenster des Kapitäns.

Bild unten: 1. Leiter vom Achterdeck. 2. Halter für die Signal-Flaggen. 3. Treppe. 4. Gangways. 5. Messingkanonen, Neunpfünder, Privatbesitz des Kapitäns. 6. Sechspfünder. 7. Finknetz, u.a. wurden darin die Hängematten zum Auslüften gelagert. 8. Ankerwinde

Vorrede des Übersetzers

Der Verfasser dieser Reisen hatte das seltene Glück, während fünf Jahren Länder zu erforschen, die zu den wildesten und unbesuchtesten unserer Erde gehören. Die Gelegenheit dazu wurde ihm geboten, indem er als Naturforscher eine Expedition begleitete, die von der englischen Regierung unter der Führung des Kapitäns Fitzroy auf dem Schiff Beagle zunächst zur Vollendung der Aufnahme der Südspitze von Amerika und hauptsächlich im Interesse der Schifffahrt ausgesandt wurde, eine jener großartigen Unternehmungen, wie sie oft von der englischen Nation unternommen worden, und die durch Sammlung von Tatsachen einen neuen Anstoß für die Kenntnis der physischen Geschichte unserer Erde gegeben, die fast immer die Naturwissenschaften mächtig gefördert haben und einen Glanz auf das energische Volk werfen, von dem sie ausgehen, dessen sich keine andere Nation rühmen kann. Wenn Länder, die seit Jahrtausenden der Sitz der Zivilisation sind, dem vorurteilsfreien und mit den Fortschritten der Geologie und der Naturwissenschaften vertrauten Reisenden immer wieder neue Schätze erschließen, was dürfen wir nicht erst von solchen erwarten, die so selten oder noch nie vom Fuß eines Gelehrten betreten wurden, vom längeren Aufenthalt eines solchen an den unwirtlichen, sturmumtosten Küsten des Feuerlandes, wo sich Gletscher zwischen jungfräulichen Wäldern über Klippen in tiefe Meeresstraßen herabsenken? Oder wenn das Schiff, das ihn führt, eins jener im Ozean verlorenen Inseln aufsucht, die, wie z. B. die Galapagos-Inseln, von vulkanischen Gewalten über den Spiegel des Meeres erhoben, eine so ganz eigentümliche Pflanzen-und Tierwelt besitzen? Oder wenn er die Koralleninseln zum Gegenstand seiner interessanten Forschungen macht, die sich in solcher Menge aus der unermesslichen Tiefe des Stillen Ozeans erheben, und er uns nun die wichtigsten und interessantesten Aufschlüsse über den Bau und die Art der Bildung dieser Inseln gibt, wie dieselben gewisse Gesetze von Erhebung und Senkung verschiedener Teile unserer festen Erdrinde bestätigen, die zuerst durch Leopold von Buch in die neuere Geologie eingeführt wurden, und nun fast allgemein angenommen sind?

Die Genauigkeit und Neuheit der Beobachtungen eines so tüchtigen Naturforschers, wie Darwins, ist auch in Deutschland so allgemein anerkannt, dass der Übersetzer es füglich unterlassen konnte, etwas zu seiner Entschuldigung zu sagen, selbst wenn er nicht selbst Gelegenheit gehabt hatte, die Treue der Schilderungen, insoweit sie Australien und Neuseeland betreffen, durch eigene Anschauung zu bestätigen. Eigentlich sind alle Reisen, die uns einer endlichen genauen Bekanntschaft des Erdkörpers, auf dem wir wohnen, entgegenführen, ein Gemeingut der gebildeten Völker, und verdienen schon darum die allgemeinste Verbreitung; es tritt uns allerdings in dem vorliegenden Werk so vieles Neue und Bedeutungsvolle entgegen, dass es dem Übersetzer vergönnt sein möge, in einigen Worten die ihm besonders wichtig erscheinenden Punkte hervorzuheben.

Nach einem kurzen Aufenthalt in St. Jago, einer der Kapverdischen Inseln, finden wir unseren Naturforscher mit der Untersuchung einer in der Mitte des Atlantischen Ozeans gelegenen Felsengruppe, dem Felsen von St. Paul beschäftigt. So klein der Umfang dieser Felsen, so unbedeutend die Ausbeute, die sich seiner Forschung hier darbot, so armselig seine Fauna, so folgen wir ihm doch mit fast größerem Interesse, als selbst auf einem Kontinent. Es ist bekannt, dass Inseln, besonders wenn sie weit von einem benachbarten Festland entfernt liegen, uns eine tiefere Einsicht in die Verbreitung der Pflanzen- und Tierformen darbieten, als das letztere, da sich in den meisten Fällen ganz eigentümliche Formen dort finden. Jenes Grundgesetz der organischen Schöpfung, dass die Pflanzen- und Tiergattungen in gewissen Mittelpunkten entstanden sind, wo sich die schöpferische Kraft betätigte, dass sie sich von dort ausbreiteten, dass die Flora und Fauna nun erst durch die Eigentümlichkeiten benachbarter Länder modifiziert wurden, und die Formen nach der Nähe dieser Länder und der Gegenwart anderer der Verbreitung günstiger Umstände sich mehr oder weniger mischten, ist unter Naturforschern anerkannt. In Bezug auf die Pflanzenwelt sind solche Ausgangspunkte weit bestimmter nachgewiesen, als in der Tierwelt. Wenn auch der St.-Pauls-Felsen Herrn Darwin nur Gelegenheit bot, seine Beobachtungen über die ersten Bewohner solcher Orte mitzuteilen, so finden wir ihn später vielfache Beweise für die Richtigkeit des oben angeführten Gesetzes darbringen, namentlich, wenn er die Falkland-Inseln, die Galapagos-Inseln und die Keeling-Inseln besucht, wo sich diese Eigentümlichkeiten in stärkerem Grad seiner Beobachtung aufdrängten.

Auf dem Festland von Südamerika verweilt unser Reisende längere Zeit. Die großartige und doch so einfache geologische Beschaffenheit jener weiten Ebenen, die sich im Osten der Anden ausbreiten, erhält durch ihn die bedeutendsten Aufschlüsse; er macht an den Ufern des Plata und seiner Nebenflüsse eine reichhaltige Sammlung von urweltlichen Tieren, von denen er höchst sonderbare und neue Formen nach Europa bringt. Über den wahrscheinlichen Zusammenhang der Lebensweise dieser entschwundenen Arten mit der geologischen Beschaffenheit und physischen Natur des Landes erhalten wir anziehende Erläuterungen. Alle diese Fossilienreste sind jetzt eine Zierde des Hunterschen Museums in London und der berühmte vergleichende Anatom Richard Owen hat viele davon beschrieben. Herr Darwin hat die Güte gehabt, das darauf sich beziehende Kapitel in seiner Reise von Neuem durchzusehen und das Verzeichnis dieser vorweltlichen Tiere zu vervollständigen, wie er sich überhaupt einer Revision der englischen Ausgabe zum Zweck der deutschen Übersetzung unterzogen hat. Was diese Überreste uns aufs Neue bestätigen, ist die Einheit des Typus fossiler Tiere mit den noch jetzt in Südamerika lebenden, eine Einheit, die sich auch durch die in den Kalksteinhöhlen von Neuholland gefundenen Knochen von erloschenen Marsupialien für dieses Land bestätigte.

Aber auch seine Schilderungen der ehemaligen spanischen Kolonien Südamerikas, die nun schon seit beinahe einem halben Jahrhundert danach ringen, mit der ihnen lange vorenthaltenen und dem Mutterland entrissenen Selbständigkeit und Freiheit sich zu vernünftigen und kräftigen Staatskörpern zu gestalten, sind im höchsten Grad lohnend und anziehend, seine Feder zeichnet in einfachen aber scharfen Zügen Tugenden und Mängel im Charakter ihrer halbwilden Bewohner, die nur zu deutlich noch das Gepräge ihrer spanischen Abstammung verraten.

Besonders fruchtbringend ist Herrn Darwins Betrachtungsweise der physischen Geographie der Länder, welche er untersucht. Indem er diese überall als die Summe der geologischen Veränderungen betrachtet, die in ihnen vorgegangen sind, ist es ihm Bedürfnis, die geologischen Monumente unserer Erde auf noch in verschiedenen Teilen derselben stattfindende Erscheinungen zurückzuführen, alle gewaltsamen Katastrophen aus unseren Ansichten zu verwerfen, überall das Vergangene durch ein gegenwärtiges Analoge zu erklären, mit weitem und freiem Blick die ewigen Gesetze zu überschauen, die von jenem Anfang der Dinge, bis zu dem allein die menschliche Kenntnis dringen kann, geherrscht haben. Wenn er von den Kordilleren in die hoch in ihnen liegenden Täler hinabschaut, und in denselben die alten Buchten und Arme des Meeres wieder erkennt, oder wenn er die Wirkung der Gletscher des Feuerlandes, die sich bis ins Meer herabsenken, wo die durch sie getragenen Felstrümmer auf abgebrochenen Eisbergen durch Stürme und Meeresströmungen weit von ihrem Mutterfelsen getragen werden – nun auf ähnliche Erscheinungen im Jura und nördlichen Europa überträgt, die Wegführung der erratischen Blöcke aus eine natürlichere und ungezwungenere Weise erklärt, so wird ihm die Wissenschaft zum höchsten Danke verpflichtet. Ich mache noch darauf aufmerksam, dass Herr Darwin seine Erfahrungen über die Verbreitung der Irrblöcke im südlichen Amerika, namentlich auf der Ostseite der Kordilleren, im Tal des Santa Cruz, im Feuerland, in der Magellanstraße und auf der Insel Chiloe, sowie seine Ansichten über dieselben im Allgemeinen in einer vor der geologischen Gesellschaft in London gelesenen und in ihren Berichten mitgeteilten Abhandlung weiter entwickelt hat.

Indem ich der reichen Erfahrungen und gediegenen Ansichten Herrn Darwins über Erdbeben, über das Alter der Erhebung der Kordilleren usw. nur andeutend gedenke und den Leser auf die dahin eingehenden Kapitel verweise, kann ich nicht umhin, zum Schluss auch seiner Beschreibung der Keeling-Inseln und seiner dahin gehörenden Bemerkungen über die Struktur der Koralleninseln nochmals zu erwähnen. Der Verfasser hat denselben Gegenstand seitdem in einem eigenen Werk, in welchem er eine allgemeine Übersicht aller hierher gehörigen Bildungen gibt, von einem freien und umfassenden Standpunkt aus betrachtet. Es war besonders Forster, der zuerst die Koralleninseln zum Gegenstand von Forschungen machte. Er und Flinders glaubten, dass die Korallen sich aus der Tiefe des Meeres ringförmige Mauern aufbauten, dass sie im Inneren dieses Ringes fortarbeiteten, und dass dieser endlich durch Sand, Tang und Korallentrümmer ausgefüllt würde. Chamisso ging weiter, und betrachtete die Inseln als von untermeerischen Bergspitzen ausgehend; auf diesen sollen sich kleinere Koralleninseln bilden; die größeren sollen sich von Untiefen erheben, an deren Umrissen die Korallen wachsen, und auf diese Weise Bassins bilden, die sich allmählich in ringförmige Riffe verteilen. Noch andere leiteten die runde Form dieser Riffe davon ab, dass sie auf Kratern erbaut sein sollen. Die Erklärung, die Darwin von der Entstehung dieser merkwürdigen Inseln gibt, beseitigt alles, was in den früheren Theorien mangelhaft war und dieselben erscheinen als das Produkt einer jener großartigen Veränderungen, denen unsere Erdoberfläche beständig unterworfen zu sein scheint. Auf jenes angeführte mit zahlreichen Karten und Durchschnitten versehene Werk erlaube ich mir schließlich, den geehrten Leser aufmerksam zu machen, wenn ihm noch etwas in der Darstellung dunkel sein sollte.

Dr. Ernst Dieffenbach

Band I

Von den Kapverden bis Feuerland

Fernando de Noranha

KapitelI

Porto Praya — Ribeira Grande — Trockene und helle Atmosphäre — Wirkung von Lava auf ein Kalkufer — Lebensweise der Aplysia und des Oktopus — Nichtvulkanische Bildung von St. Paul — Krustenbildungen und Stalaktiten aus phosphorsaurem Kalk — Insekten als erste Kolonisten — Fernando Roronha — Bahia — Verbreitung des Granits - Polierte Felsen — Lebensweise des Diodon — Meeres-Konserven und Infusorien - Ursachen der Verfärbung des Meeres

Santiago — Die Inseln der Kapverden. 16. Januar 1832 — Die Gegend von Porto Praia hat vom Meer aus gesehen, ein ödes Aussehen. Das vulkanische Feuer vergangener Jahrhunderte und die brennende Hitze einer tropischen Sonne sind die Ursache, dass das Land unfruchtbar und zum Pflanzenwuchs untauglich ist. Es erhebt sich in aufeinander folgenden tafelförmigen Terrassen; hier und da finden sich stumpfe kegelförmige Hügel und eine unregelmäßige Kette von höheren Bergen begrenzt den Horizont. Durch die dunstige Atmosphäre dieses Klimas betrachtet, hat die Szene allerdings Interesse; doch darf dabei nicht vergessen werden, dass einer, der von der See kommt und nun gerade zum ersten Mal in seinem Leben in einem Hain von Kokospalmen gewandelt ist, kaum einen anderen Maßstab als den seiner eigenen Glückseligkeit an alles anlegt. Im Allgemeinen ist die Insel sehr uninteressant; aber für jemand, der bloß an eine englische Landschaft gewöhnt ist, hat der fremdartige Anblick eines gänzlich unfruchtbaren Landes eine Größe, die ein bedeutender Pflanzenwuchs stören würde. Kaum sehen wir ein grünes Blatt auf den weiten Strecken der Lava-Ebenen; doch ernähren sich darauf Ziegenherden und einige Kühe. Es regnet selten; aber während einer kurzen Zeit des Jahres fallen heftige Regengüsse, und unmittelbar darauf kommt eine geringe Vegetation aus jeder Spalte zum Vorschein. Aber schnell stirbt sie wieder ab, und von diesem natürlichen Heu leben die Tiere. Jetzt hat es während eines ganzen Jahres nicht geregnet. Die breiten und flachen Täler, von denen manche nur während einiger Tage in der Regenzeit als Strombett dienen, sind mit einem Dickicht von blätterlosem Gesträuch bedeckt. Wenige lebende Geschöpfe wohnen hier. Der gemeinste Vogel ist ein Eisvogel (Dacelo jagoensis), der zahm auf den Zweigen des Rizinusstrauches sitzt und von dort sich auf Heuschrecken und Eidechsen herabstürzt. Er hat glänzende Farben, ist allerdings nicht so schön wie die europäische Art; auch in seinem Flug, seiner Lebensweise und seinem Standort, der sich gewöhnlich in den trockensten Tälern findet, besteht ein bedeutender Unterschied.[a]

Zwei Offiziere und ich selbst ritten eines Tages zum Dorf Ribeira Grande[1], das nur wenige Meilen westlich von Porto Praia liegt. Bis wir das Tal von São Martin erreichten, hatte das Land sein gewöhnliches dunkelbraunes Aussehen; dort aber ruft ein kleiner Bach einen erfrischenden Rand von reichlicher Vegetation hervor. In einer Stunde kamen wir nach Ribeira Grande und staunten, die Trümmer einer Festung und einer Kathedrale zu finden. Die kleine Stadt war der Hauptplatz auf der Insel, ehe ihr Hafen versandete: jetzt bietet sie einen melancholischen aber sehr malerischen Anblick dar. Nachdem wir uns einen schwarzen Padre als Wegweiser und einen Spanier, der während des Krieges auf der Halbinsel gedient hatte, als Dolmetscher verschafft hatten, besuchten wir mehrere Gebäude, deren vorzüglichstes eine alte Kirche war. Hier liegen die Gouverneure und die Generalkapitäne der Inseln begraben. Einige Grabsteine haben Jahreszahlen aus dem sechzehnten Jahrhundert.[2] Nur die Wappenzeichen erinnerten uns an diesem einsamen Platz an Europa. Die Kirche oder Kapelle bildete eine Seite eines Vierecks, in dessen Mitte eine große Gruppe von Bananen wuchs. Auf einer anderen Seite war ein Hospital, das etwa ein Dutzend elend aussehende Bewohner hatte.

Wir kehrten zur »Venda« zurück, um unser Mittagsmahl zu verzehren. Eine beträchtliche Zahl von Männern, Frauen und Kindern, die alle schwarz waren, versammelten sich um uns herum. Unsere Begleiter waren sehr lustig und auf alles, was wir sagten oder taten, folgte ein herzliches Lachen. Ehe wir die Stadt verließen, besuchten wir die Kathedrale. Sie scheint nicht so reich zu sein wie die kleinere Kirche, aber als ihr Stolz wird eine kleine Orgel angesehen, die ganz besonders unharmonische Töne hören ließ. Wir gaben dem schwarzen Priester einige kleine Münzen; der Spanier streichelte ihm den Kopf und bemerkte gutherzig, dass seine Farbe keinen großen Unterschied mache. So schnell wie die Pferde uns tragen wollten, kehrten wir sodann nach Porto Praia zurück. Ein anderes Mal ritten wir zum Dorf São Domingos, das beinahe im Mittelpunkt der Insel liegt. Auf einer kleinen Ebene, über die wir kamen, wuchsen einige verkrüppelte Akazien; ihre Spitzen waren durch die Einwirkung der stetigen Passatwinde auf eine sonderbare Weise gebogen, einige davon selbst in einem rechten Winkel mit dem Stamm. Die Richtung der Äste war genau von Nordost zu Nord nach Südwest zu Süd. Diese natürlichen Wetterfahnen müssen die vorherrschende Richtung des Passatwindes anzeigen. Unsere Reise hatte so wenig Spuren auf dem dürren Boden zurückgelassen, dass wir unseren Weg verfehlten und den nach Fuentes einschlugen. Wir bemerkten dies erst, als wir dort ankamen, waren aber nicht ungehalten über unseren Irrtum. Fuentes ist ein hübsches Dorf mit einem kleinen Bach; alles schien in der Tat wohl zu stehen, mit Ausnahme seiner Einwohner. Die Schwarzen und ganz nackten Kinder sahen sehr armselig aus und trugen Bündel von Brennholz halb so groß wie sie selbst.

Nahe bei Fuentes sahen wir eine große Herde von Perlhühnern wahrscheinlich fünfzig bis sechzig Stück. Sie waren sehr scheu und ließen sich nicht zu nahe kommen. Sie vermieden uns wie Feldhühner an einem regnerischen Septembertag, und liefen mit erhobenem Kopf; verfolgte man sie, so bedienten sie sich schnell ihrer Flügel.

Die Landschaft von São Domingos besitzt eine Schönheit, die der vorherrschende düstere Charakter der Insel durchaus nicht erwarten lässt. Das Dorf liegt am Ende eines Tales, das von erhabenen und zerrissenen Mauern von gewichteter Lava begrenzt wird. Die schwarzen Felsen bilden einen höchst auffallenden Kontrast mit der hellgrünen Vegetation, die sich längs des Ufers eines kleinen Baches von klarem Wasser hinzieht. Bei unserer Rückkehr holten wir eine Gesellschaft von etwa zwanzig jungen schwarzen Mädchen ein, die sehr geschmackvoll gekleidet waren; ihre schwarze Haut und schneeweiße Leinwand wurde von farbigen Turbanen und großen Tüchern noch mehr hervorgehoben. Als wir ihnen näher kamen, drehten sie sich alle plötzlich herum, bedeckten den Pfad mit ihren Tüchern und sangen mit großem Feuer einen wilden Gesang, wozu sie mit ihren Händen auf ihre Beine schlugen. Wir warfen ihnen einige Münzen hin, die sie mit lautem Gelächter empfingen und sie verdoppelten das Geräusch ihres Gesanges, als wir sie verließen.

Es wurde bereits bemerkt, dass die Atmosphäre gewöhnlich dunstig oder von Höhenrauch erfüllt ist; dies scheint hauptsächlich an einem unmerklichen Staub zu liegen, der beständig niederfällt. Selbst auf Schiffe, die weit auf dem Meer sind. Der Staub ist von einer braunen Farbe und schmilzt leicht unter dem Lötrohr zu einer schwarzen Emaille. Ich glaube, er wird durch die Abnutzung der vulkanischen Felsen hervorgebracht und kommt von der Küste von Afrika[b]. Eines Morgens war der Himmel ausnehmend klar; die entfernten Berge erschienen mit den schärfsten Umrissen auf einer dichten Schicht von schwarzblauen Wolken. Dem Aussehen nach und nach ähnlichen Fällen in England urteilend, glaubte ich, die Luft sei mit Feuchtigkeit gesättigt. Es zeigte sich allerdings, dass gerade das Gegenteil der Fall war. Das Hygrometer zeigte einen Unterschied von 29 6⁄10 Grad zwischen der Temperatur der Luft und dem Taupunkt. Dieser Unterschied war beinahe doppelt so groß, wie ich ihn an früheren Morgen bemerkt hatte. Dieser ungewöhnliche Grad von atmosphärischer Trockenheit war von beständigem Blitzen begleitet. Ist es nicht ganz ungewöhnlich, einen so merkwürdigen Grad von durchsichtiger Atmosphäre mit einem solchen Zustand des Wetters verbunden zu sehen?

Die geologische Beschaffenheit dieser Insel ist der interessanteste Teil seiner Naturgeschichte. Wenn man in den Hafen einfährt, so sieht man in den Klippen der Küste einen vollkommen horizontalen weißen Streifen sich mehrere Meilen der Küste entlang hinziehen. Er findet sich in einer Höhe von ungefähr 45 Fuß über dem Wasser. Die Untersuchung ergibt, dass diese weiße Schicht aus Kalk besteht, in den sich zahllose Muscheln eingelagert finden, und zwar von den Arten, wie man sie noch jetzt an der benachbarten Küste findet, dass dieser auf älteren vulkanischen Felsarten ruht und von einem Basaltstrom bedeckt ist, der zu einer Zeit in das Meer geflossen sein muss, als das weiße Muschelbett noch auf seinem Grund lag. Es ist interessant die Veränderungen zu verfolgen, die die Glut der darüberliegenden Lava auf die bröcklige Masse hervorgebracht hat. An einigen Stellen ist sie in einen festen Stein von mehreren Zoll Dicke verwandelt, der die Härte des besten Sandsteines hat, und die Erdmasse, die ursprünglich mit der Kalkmasse vermischt war, hat sich in kleine Stellen abgesondert, und auf diese Weise den Kalkstein weiß und rein zurückgelassen. An anderen Stellen hat sich ein höchst kristallinischer Marmor gebildet und die Kristalle des kohlensauren Kalkes sind so vollkommen, dass man sie leicht mittels des reflektierenden Goniometers messen kann. Die Veränderung ist da ganz besonders sichtbar, wo der Kalk von den schlackenartigen Bruchstücken der unteren Fläche des Stromes mit fortgerissen wurde; hier hat er sich in Gruppen von schönen strahligen Fasern verwandelt, die dem Arragonit gleichen. Die Lavaschichten erheben sich in aufeinander folgenden sanft gesenkten Ebenen nach dem Inneren zu, von wo die Flut des geschmolzenen Steines ursprünglich herkam. Ich glaube, dass innerhalb der historischen Zeit sich keine Zeichen vulkanischer Tätigkeit in irgendeinem Teil von Santiago finden lassen. Dieser Zustand der Ruhe hängt aber wahrscheinlich davon ab, dass die benachbarte Insel Fogo häufigen Ausbrüchen unterworfen ist. Selbst die Gestalt eines Kraters kann nur selten auf dem Gipfel eines der roten Aschehügeln aufgefunden werden; doch unterscheidet man die neueren Ströme an der Küste, die eine Reihe von weniger hohen Klippen bilden, sich allerdings weiter als die erstrecken, welche einer älteren Bildung angehören: die Höhe der Klippe bietet auf diese Weise einen groben Maßstab für das Alter.

Während unseres Aufenthaltes beobachtete ich die Lebensweise einiger Seetiere. Eine große Aplysia ist sehr häufig. Diese Seemolluske ist ungefähr fünf Zoll lang, von einer schmutzig-gelblichen Farbe mit purpurroten Adern, am vorderen Ende hat sie zwei Paar Fühler, von denen die oberen an Gestalt den Ohren eines vierfüßigen Tieres ähnlich sehen; auf jeder Seite der unteren Fläche oder des Fußes ist eine breite Haut, die bisweilen wie ein Ventilator zu wirken scheint, indem sie einen Wasserstrom über die Rückenkiemen hintreibt. Sie lebt von zarten Seepflanzen, die zwischen den Steinen in schlammigem und niedrigem Wasser wachsen, und ich fand in ihrem Magen verschiedene kleine Kiesel, wie in dem Magen der Vögel. Wenn diese Schnecke gestört wird, so gibt sie eine sehr schöne purpurrote Flüssigkeit von sich, die das Wasser einen Fuß weit im Umkreis färbt. Außer diesem Verteidigungsmittel ist ihr Körper von einer scharfen Absonderung bedeckt, die ein heftiges Gefühl von Brennen veranlasst, ganz ähnlich dem, das von der Physalia oder Seeblase hervorgebracht wird. Mehrmals sah ich mit Vergnügen dem Verhalten eines Oktopus oder Tintenfisches zu. Obwohl sehr gewöhnlich in den Wasserlöchern, die die zurückgehende Flut zurückgelassen hat, sind diese Tiere doch schwer zu fangen. Mittels ihrer langen Arme und Saugnäpfe können sie ihre Körper in sehr enge Spalten zurückziehen, und wenn sie einmal auf diese Weise befestigt sind, so ist große Gewalt nötig sie zu entfernen. Zuweilen sprangen sie, mit den Armen voran, mit der Geschwindigkeit eines Pfeils von einer Seite des Pfuhls zur andern und färbten in demselben Augenblick das Wasser mit einer dunklen kastanienbraunen Tinte. Diese Tiere entgehen auch leicht der Entdeckung, indem sie einem Chamäleon gleich ihre Farbe auf eine außerordentliche Weise verändern können; und zwar das Letztere nach der Beschaffenheit des Bodens über den sie sich fortbewegen. Waren sie im tiefen Wasser, so war die allgemeine Färbung ein bräunlicher Purpur, nahm man sie allerdings ans Land oder in seichtes Wasser, so veränderte sich diese dunkle Farbe in ein gelbliches Grün. Untersuchte man die Farbe genauer, so war sie ein französisches Grau mit zahllosen kleinen Flecken von einem hellen Gelb: die Erstere war in ihrer Stärke verschieden, die Letztere verschwand ganz und erschien wieder. Diese Veränderungen fanden auf solche Weise statt, dass beständig Wolken über den Körper zogen, die zwischen einem Hyazinthrot und Kastanienbraun variierten, unterwarf man irgendeinen Teil einer leichten Einwirkung des Galvanismus, so wurde er fast schwarz; eine ähnliche Wirkung, obwohl in geringerem Grad, wurde hervorgebracht, wenn man die Haut mit einer Nadel kratzte. Diese Wolken ober Anflüge, wie man sie nennen kann, sollen durch die wechselweise Ausdehnung und Zusammenziehung von kleinen Bläschen, die verschieden gefärbte Flüssigkeit enthalten, hervorgebracht werden.

Dieser Tintenfisch zeigte seine chamäleongleiche Eigenschaft sowohl während des Schwimmens, aber auch, wenn er ruhig auf dem Boden liegen blieb. Sehr possierlich waren die verschiedenen Künste eines Individuums, um sich der Entdeckung zu entziehen, da es vollständig gewahr zu sein schien, dass ich es bewachte. Bisweilen blieb es eine Zeit lang bewegungslos, dann bewegte es sich heimlich einen oder zwei Zoll vorwärts, wie eine Katze nach einer Maus; bisweilen veränderte es seine Farbe und fuhr in dieser Weise fort, bis es eine tiefere Stelle erreicht hatte, wo es dann plötzlich hinwegschoss und eine dunkle Spur von Tinte zurückließ, um das Loch zu verbergen, wohin es gekrochen war.

Indem ich mich nach Seetieren umsah und meinen Kopf ungefähr zwei Fuß über dem felsigen Ufer hatte, begrüßte mich mehr als einmal ein Wasserstrahl, der von einem leichten knirschenden Geräusch begleitet war. Ich wusste anfangs nicht, woher es kam, fand aber später heraus, dass es der Tintenfisch war, der mich auf diese Weise, obwohl verborgen, oft zu seiner Entdeckung führte. Dass er die Kraft besitzt, Wasser auszuwerfen, ist keinem Zweifel unterworfen, und ich versicherte mich außerdem, dass er durch die Richtung der Röhre oder der Spritze an der unteren Seite seines Körpers gut zielen kann. Da es diesen Tieren schwer wird, ihre Köpfe zu tragen, so können sie nicht mit Leichtigkeit kriechen, wenn sie auf den Boden gesetzt werden. Ich beobachtete, dass einer, den ich in meiner Kajüte hatte, etwas im Dunklen leuchtete.

Sankt-Peter-und-Sankt-Pauls-Felsen – Indem wir über den Atlantik hinüberfuhren, legten wir am Morgen des 16. Februars nahe der Insel von St. Paul bei. Diese Felsen-Gruppe liegt 0° 58' nördlicher Breite und 29° 15' westlicher Länge; 540 Meilen von der Küste von Amerika und 350 von der Insel Fernando de Noranha. Ihr höchster Punkt ist nur 60 Fuß über dem Meeresspiegel und ihr ganzer Umfang ist knapp eine dreiviertel Meile. Dieser kleine Punkt erhebt sich abschüssig aus den Tiefen des Ozeans. Seine mineralogische Beschaffenheit ist nicht einfach; an einigen Plätzen finden sich Quarz, an anderen Feldspat-Felsen; im letzteren Fall enthalten sie dünne Adern von Serpentin, mit Kalkmasse gemischt.

Es ist ein merkwürdiger Umstand, dass diese Felsen nicht vulkanischen Ursprungs sind, da doch mit sehr wenigen Ausnahmen die in der Mitte großer Meere gelegenen Inseln so beschaffen sind. Da die höchsten Gipfel hoher Gebirgszüge einst als Inseln fern vom Festland bestanden, so ließe sich erwarten, dass sie häufiger aus vulkanischen Gebirgsarten bestehen würden[c]. Es wird deshalb interessant, über die Veränderungen nachzudenken, die manche der jetzt bestehenden Inseln erleiden würden, während des Verlaufs der unberechenbaren Zeit, die nötig wäre, sie zu schneebedeckten Gipfeln emporzuheben. Nehmen wir z. B. Ascension oder St. Helena, die beide lange in erloschenem Zustand existierten, so können wir sicher sein, dass ehe eine so unermessliche Periode verlaufen könnte, während welcher die Oberfläche beständiger Abnutzung und Verwitterung ausgesetzt wäre, so dass der bloße Kern oder das Innerste der Insel zurückbleiben würde; so würde vielleicht, nachdem jedes Bruchstück des zelligen Felsens zersetzt wäre, eine Masse dichten Gesteins wie Phonolit oder Grünstein die Spitze unseres neuen Chimborasso bilden.

Die Felsen von St. Paul erscheinen aus der Ferne von einer glänzend weißen Farbe. Diese ist teils die Folge des Mistes einer großen Menge von Seevögeln, teils der Bekleidung mit einer glänzend weißen Substanz, die innig mit der Oberfläche der Felsen vereinigt ist. Wenn man diese mit einer Linse untersucht, so findet man, dass sie aus zahllosen ausnehmend dünnen Lagen besteht, deren ganze Dicke ungefähr den zehnten Teil eines Zolls ausmachen. Die Oberfläche ist glatt und hat einen Perlenglanz. Sie ist beträchtlich härter wie Kalkspat, obwohl sie sich mit einem Messer kratzen lässt, zerknittert unter dem Lötrohr, schwärzt sich etwas und gibt einen stinkenden Geruch. Sie besteht aus phosphorsaurem Kalk mit einigen Beimischungen und ihr Ursprung hängt ohne Zweifel von der Wirkung des Regens oder dem Benetzen des Vogeldungs mit Seewasser ab. Ich will hier bemerken, dass ich in einigen Höhlen in den Lavafelsen von Ascension bedeutende Massen von der Substanz fand, die Guano genannt wird, und welche sich an der Westküste des tropischen Südamerika in großen Lagen und von der Dicke einiger Ellen auf kleinen Inseln findet, die von Seevögeln besucht werden. Nach der Analyse von Fourcroy und Vauquelin besteht sie aus harnsaurem, phosphatsaurem und kleesaurem Kalk, Ammoniak und Pottasche, mit einigen anderen Salzen und etwas fettiger und erdiger Materie vermischt. Ich glaube, es ist das beste Düngemittel, das je entdeckt worden ist. In Ascension, nahe am Guano, hingen stalaktitische oder traubenförmige Massen von unreinem phosphorsaurem Kalk am Basalt an. Die Grundfläche von diesen hatte eine erdige Textur, aber die Enden waren glatt und glänzend und hinreichend hart, um gewöhnliches Glas zu kratzen. Diese Stalaktiten schienen sich vielleicht durch die Entfernung von irgendeiner löslichen Materie während des Aktes des Festwerdens zusammengezogen zu haben und hatten darum eine unregelmäßige Form. Ähnliche stalaktitische Massen[3] sind, wie ich glaube, keineswegs von ungewöhnlichem Vorkommen, obwohl mir nicht bekannt ist, dass sie jemals bemerkt wurden.

Ich bemerkte nur zwei Arten von Vögel, eine Art Tölpel und eine Seeschwalbe. Beide sind zahm und dumm und sind so wenig an Besucher gewöhnt, dass ich so viele wie ich wollte mit meinem geologischen Hammer hätte totschlagen können. Der erstere legt seine Eier auf den bloßen Felsen, die Seeschwalbe allerdings macht ein sehr einfaches Nest aus Seegras. Bei manchen von diesen Nestern lag ein kleiner fliegender Fisch, den wahrscheinlich der männliche Vogel für sein Weibchen herbeigebracht hatte. Es war lustig zu sehen, wie schnell eine große und lebendige Krabbe (Graspus), die die Felsenspalten bewohnt, den Fisch von der Seite des Nestes stahl, sobald wir die Vögel gestört hatten. Keine einzige Pflanze, nicht einmal eine Flechte, wächst auf dieser Insel; doch ist sie von mehreren Insekten und Spinnen bewohnt. Die nachfolgende Liste gibt, wie ich glaube, die Land-Fauna vollständig wieder: eine Art Feronia und ein Acarus, welche als Schmarotzer auf den Vögeln hierher gekommen sein müssen; eine kleine braune Motte, zu einer Gattung gehörend, die sich von Federn nährt; ein Staphylinus (Quedius) und eine Holzlaus unter dem Dung; und endlich zahllose Spinnen, die sich wahrscheinlich von jenen kleinen Schmarotzern ernähren, und die Seevögel von ihnen reinigen. Die oft wiederholte Beschreibung der ersten Kolonisten auf den Koralleninseln in der Südsee ist wahrscheinlich nicht ganz richtig; ich fürchte, es wird die Poesie der Geschichte aufheben, wenn man findet, dass diese kleinen, verachteten Insekten Besitz ergreifen, ehe noch die Kokospalme und andere edlere Pflanzen erschienen sind.

Der kleinste Felsen in den tropischen Meeren die Grundlage für die Existenz zahlloser Arten von Seegewächsen und zusammengesetzten Tieren und ernährt auf diese Weise eine große Zahl von Fischen. Die Haifische und die Matrosen in den Booten stritten sich unaufhörlich, wer den größten Anteil an der mit der Angel gefangenen Ausbeute haben sollte. Ich habe gehört, dass ein Felsen bei den Bermudas-Inseln, der viele Meilen weit in der See liegt und von beträchtlicher Wassertiefe bedeckt ist, zuerst dadurch entdeckt wurde, dass man Fische in seiner Nachbarschaft bemerkte.

Fernando de Noronha. 20. Februar – Soviel ich während eines Aufenthaltes von wenigen Stunden an diesem Platz bemerken konnte, ist die Bildung dieser Insel vulkanisch, doch wahrscheinlich aus einer älteren Periode. Das Hervorragendste ist ein kegelförmiger Berg, ungefähr 1000 Fuß hoch, dessen oberer Teil ausnehmend steil ist und auf einer Seite seine Basis überhängt. Die Felsart ist Phonolit und ist in unregelmäßige Säulen zerteilt. Auf den ersten Eindruck, wenn man eine dieser isolierten Massen betrachtet, ist man geneigt zu glauben, dass das Ganze plötzlich in einem halbflüssigen Zustand hervorgetrieben wurde. Ich fand allerdings auf St. Helena, dass einige solcher Gipfel von ganz ähnlicher Gestalt und Beschaffenheit, durch das Herauftreiben des geschmolzenen Gesteins zwischen die nachgebenden Schichten gebildet worden waren, die auf diese Weise das Modell für diese riesigen Obelisken abgegeben hatten. Die ganze Insel ist mit Holz bedeckt; aber wegen der Trockenheil des Klimas ist kein Anschein von Üppigkeit vorhanden. In einiger Höhe gaben große Massen des in Säulen geteilten Felsens, die von Lorbeer beschattet, und von einem Baum geziert sind, den schöne blassrote Blumen, gleich denen eines Fingerhuts, bedecken, aber kein einziges Blatt haben, den näheren Teilen der Landschaft eine angenehme Wirkung.

Bahia oder San Salvador in Brasilien. 29. Februar. – Dieser Tag war ein Freudentag für mich. Denn Freude muss ein Naturforscher empfinden, der zum ersten Mal in einem brasilianischen Wald herumgewandert ist. Unter der Menge auffallender Gegenstände trägt die allgemeine Üppigkeit der Vegetation den Sieg davon. Die Zierlichkeit der Gräser, die Neuheit der Schmarotzerpflanzen, die Schönheit der Blumen, das dunkle Grün des Laubwerks wirken alle hierbei mit. Eine höchst merkwürdige Mischung von Geräusch und Schweigen herrscht in den schattigen Teilen des Waldes. Das Geräusch von den Insekten ist so laut, dass man es selbst in einem Schiff hören kann, das ziemlich weit vom Ufer vor Anker liegt, und doch scheint in der Einsamkeit des Waldes ein allgemeines Schweigen zu herrschen. Dem, der an Naturgeschichte Gefallen gefunden hat, gewährt ein solcher Tag mehr Vergnügen, als er je wieder zu haben hoffen darf. Nachdem ich einige Stunden herumgewandelt, kehrte ich zum Landungsplatz zurück, ehe ich ihn aber erreichte, überholte mich ein tropischer Sturm. Ich suchte Schutz unter einem Baum, der so dicht belaubt war, dass ein gewöhnlicher englischer Regen nie durchgedrungen sein würde. Hier allerdings floss in ein paar Minuten ein kleiner Strom den Stamm herunter. Diesen heftigen Regengüssen muss das Grün im dicksten Waldesgrund zugeschrieben werden; wären die Regengüsse gleich denen in einem kälteren Klima, so würde der größere Teil des Wassers aufgesaugt oder verdunstet sein, ehe es den Boden erreicht. Ich will hier nicht versuchen, die bunte Pracht dieser herrlichen Bucht zu beschreiben, da wir bei unserer Heimreise hier ein zweites Mal anhielten und ich Gelegenheit haben werde, darauf zurückzukommen.

Die Geologie des benachbarten Landes besitzt wenig Interessantes. Längs der Küste von Brasilien und sicherlich auf eine beträchtliche Weite landeinwärts vom Rio Plata bis zum Vorgebirge Sanct Roque, 5° südlicher Breite, eine Entfernung von mehr als 2000 geographischen Meilen, gehört die Felsart überall zur granitischen Bildung.

Manche merkwürdige Betrachtungen werden hervorgerufen durch den Umstand, dass diese große Fläche aus einer Masse gebildet ist, von der fast jeder Geologe glaubt, dass sie durch die Wirkung von Hitze unter einem Druck kristallisierte. Wurde diese Wirkung in der Tiefe eines unergründeten Ozeans hervorgebracht, oder erstreckte sich eine Decke von anderen Felsarten darüber hin, die seitdem entfernt wurden? Können wir glauben, dass irgendeine, durch eine unendliche Zeit tätige Kraft den Granit über so manche Tausend Quadratmeilen entblößt haben kann?

An einer Stelle nicht weit von der Stadt, wo ein Bach in die See einmündet, bemerkte ich einen Umstand, über den bereits Humboldt gesprochen hat. An den Katarakten der großen Flüsse Orinoco, Nil und Kongo sind die syenitischen Felsen von einer schwarzen Substanz bekleidet, die aussieht, als wenn sie mit einem Bleistift geschwärzt worden sei. Die Lage ist ausnehmend dünn, und Berzelius fand bei der Analyse, dass sie aus den Oxiden von Mangan und Eisen besteht. Im Orinoco kommt sie auf den Felsen vor, die periodisch von der Flut benetzt werden, und zwar nur an den Stellen, wo der Strom reißend ist, oder, wie die Indianer sagen, »die Felsen sind schwarz, wo die Wasser weiß sind«. Die Decke ist hier dunkelbraun statt schwarz und scheint nur aus einer eisenhaltigen Substanz gebildet zu sein. Handstücke geben keine gehörige Vorstellung von diesen braunen polierten Steinen, die in den Sonnenstrahlen glänzen. Sie kommen nur an Plätzen vor, wohin die Flut reicht und da der Bach langsam herunterrieselt, so muss die Brandung die polierende Kraft der Katarakte in den großen Flüssen ersetzen. Auf dieselbe Weise wirkt die Ebbe und Flut wahrscheinlich wie die periodischen Überschwemmungen, und ebenso sind dieselben Ursachen unter anscheinend sehr verschiedenartigen Umständen zugegen. Der wirkliche Ursprung dieser Bedeckungen metallischer Oxide, die gleichsam an die Felsen angeklebt sind, ist unbekannt, und ich glaube, man weiß keinen Grund, anzugeben, warum ihre Dicke so gleichmäßig ist.

Diodon maculatus (normal und im aufgeblasenen Zustand)

Eines Tages erfreute mich das Verhalten eines Diodon, der nahe am Ufer schwimmend gefangen wurde. Es ist bekannt, dass dieser Fisch sich in eine beinahe kugelförmige Gestalt ausdehnen kann. Nachdem er eine kurze Zeit aus dem Wasser genommen und dann wieder eingetaucht worden war, so nahm er eine beträchtliche Menge von Wasser und Luft durch den Mund und vielleicht auch durch die Kiemenöffnungen auf. Dieser Prozess geht auf zweierlei Art vor sich; die Luft wird verschluckt und dann in die Bauchhöhle gedrängt, während ihr Rücktritt durch eine Muskelkontraktion verhindert wird, die äußerlich sichtbar ist; das Wasser allerdings floss in einem Strom durch das offene und bewegungslose Maul herein; dies muss deshalb durch Aufsaugen geschehen. Die Haut auf dem Bauch ist viel lockerer, wie auf dem Rücken; deshalb dehnt sich während des Aufblasens die untere Fläche weit mehr aus, als die obere; und der Fisch schwimmt mit seinem Rücken nach unten. Cuvier bezweifelt, dass der Diodon in dieser Lage schwimmen kann; er bewegt sich allerdings nicht nur in einer geraden Linie vorwärts, sondern kann sich auch auf beide Seiten drehen. Diese letztere Bewegung wird allein mit Hilfe der Brustflossen bewirkt; der Schwanz ist zusammengefallen und wird nicht gebraucht. Da der Körper mit so viel Luft angefüllt war, so waren die Kiemenöffnungen außerhalb des Wassers; wurde aber ein Wasserstrom durch den Mund aufgenommen, so floss es beständig durch die Letzteren aus.

War der Fisch eine kurze Zeit in diesem ausgedehnten Zustand gewesen, so blies er gewöhnlich die Luft und das Wasser durch die Kiemenlöcher und den Mund mit beträchtlicher Gewalt heraus. Er konnte willkürlich einen Teil des Wassers von sich geben, und es scheint deshalb wahrscheinlich, dass diese Flüssigkeit zum Teil eingenommen wird, um seine spezifische Schwere zu regulieren. Dieser Diodon besaß mehrere Verteidigungsmittel. Er konnte heftig beißen und Wasser auf einige Entfernung aus seinem Maul spritzen, wobei er zu gleicher Zeit ein sonderbares Geräusch durch die Bewegung seiner Kinnlade hervorbrachte. Durch das Aufblasen seines Körpers wurden die kleinen Warzen, mit denen die Haut bedeckt ist, steif und spitz. Aber der merkwürdigste Umstand war, dass er, in die Hand genommen, eine sehr schöne karmesinrote und fadige Absonderung von sich gab, die Elfenbein und Papier auf eine so dauernde Weise färbte, dass die Farbe bis zum heutigen Tag mit all ihrem Glanz fortbesteht. Die Natur und der Nutzen dieser Absonderung sind mir aber unbekannt.

18. März. Wir verließen Bahia. Als wir einige Tage nachher nicht weit von den Abrolhos-Inselchen waren, wurde meine Aufmerksamkeit durch eine Färbung der See in Anspruch genommen. Die ganze Oberfläche des Wassers erschien unter einer schwachen Linse, als ob sie mit zerschnittenen Stückchen von Heu mit zerfetzten Enden bedeckt wäre. Eins von den größeren Stückchen war 0.03 Zoll in Länge und 0.009 Zoll in Breite. Wenn man es genauer untersuchte, so schien jedes aus zwanzig bis sechzig zylindrischen Fasern zu bestehen, die vollkommen gerundete Enden haben und in regelmäßigen Zwischenräumen durch quere Scheidewände geteilt wurden, die eine bräunlich-grüne stockige Masse enthielten. Die Fasern müssen in irgendeine zähe Flüssigkeit eingebaut sein, denn die Bündel hingen ohne eine wirkliche Berührung zusammen. Ich weiß nicht, zu welcher Familie diese Körper eigentlich gehören, aber sie ähneln in ihrem Bau im Allgemeinen den Conferven, die in jeder Pfütze wachsen. Diese einfachen Vegetabilien, die so eingerichtet sind, dass sie im offenen Ozean schwimmen können, müssen sich an gewissen Plätzen in unermesslicher Anzahl vorfinden. Das Schiff passierte mehrere Streifen davon, von denen einer ungefähr zehn Ellen breit und, nach der schlammartigen Farbe des Wassers zu urteilen, wenigstens zwei und eine halbe Meile lang war. In fast jeder längeren Reise wird Nachricht über diese Conferven gegeben. Sie sind besonders häufig im Meer von Australien. Auf der Höhe von Kap Leeuwin fand ich welche, den oben beschriebenen sehr ähnliche; sie unterschieden sich hauptsächlich darin, dass die Bündel etwas kleiner waren, und aus weniger Fasern zusammengesetzt waren. Kapitän Cook bemerkt in seiner dritten Reise, dass die Matrosen dieser Erscheinung den Namen von Sägespänen gaben.

Ich will hier anmerken, dass ich zwei Tage vor unserer Ankunft auf den Keelinginseln im indischen Ozean an manchen Stellen Massen von zähflüssiger Substanz von einer bräunlich-grünen Farbe in der See herumschwimmen sah. Sie waren verschieden, in Größe von einem halben bis zu drei oder vier Quadratzoll, und von ganz unregelmäßiger Gestalt. In einem undurchsichtigen Gefäß konnte man sie kaum unterscheiden, aber in einem Glas waren sie ganz deutlich. Unter dem Mikroskope sah man, dass die dickflüssige Masse aus zwei Arten von Conferven bestand, aber ich weiß durchaus nicht, ob zwischen beiden irgendein Zusammenhang besteht. Kleine zylindrische und an jedem Ende kegelförmige Körper sind in großer Anzahl in eine Masse feiner Fäden verwickelt. Diese Fäden haben einen Durchmesser von ungefähr 2⁄3000 Zoll; sie haben eine innere Auskleidung und sind in unregelmäßigen und sehr weiten Zwischenräumen durch quere Seitenwände geteilt. Ihre Länge ist so groß, dass ich nie mit Sicherheit die Gestalt des unverletzten Endes herausfinden konnte; sie sind alle krummlinig und eine Masse davon zusammen ähnelt einer Handvoll Haar, das ausgewickelt und zusammengedrückt ist. Zwischen diesen Fäden und wahrscheinlich durch dieselbe zähe Flüssigkeit verbunden, schwimmt die andere Art von Körpern oder die zylindrisch durchsichtigen. Die zwei Enden von diesen enden in Kegeln, die zur feinsten Spitze ausgezogen sind; ihr Durchmesser ist ziemlich konstant, zwischen 0,006 und 0,008 Zoll, aber ihre Lange wechselt beträchtlich von 0,04 bis 0,06 und zuweilen selbst 0,08. Nahe am Ende des zylindrischen Teiles kann man gewöhnlich eine grüne Scheidewand aus körniger Masse gebildet und in der Mitte am dicksten wahrnehmen. Dieses ist wahrscheinlich der Grund eines sehr zarten farblosen Sackes, der aus einer weichen Substanz besteht, die die äußere Hülle bekleidet, aber nicht bis in die äußersten konischen Spitzen geht. In einigen ersetzten kleine aber vollkommene Kugeln von bräunlich-körniger Masse die Stelle der Scheidewände und ich beobachtete den merkwürdigen Prozess, durch den sie gebildet werden. Die Masse der inneren Hülle gruppierte sich plötzlich in Linien, von denen einige eine aus einem gemeinsamen Mittelpunkt strahlende Gestalt annahmen; dann fuhr sie mit einer unregelmäßigen und schnellen Bewegung fort, sich selbst zusammenzuziehen, so dass im Lauf einer Sekunde das Ganze zu einer vollkommenen kleinen Kugel vereinigt war, die die Stelle der Scheidewand an dem einen Ende des jetzt ganz hohlen Körpers einnahm. Es sah aus, als wenn eine elastische Haut, z. B. ein dünner Ball aus elastischem Gummi durch Luft ausgedehnt worden und dann zerplatzt sei; in diesem Fall die Ecken augenblicklich einschrumpfen und sich nach einer Stelle zusammenziehen. Die Bildung der körnigen Kugel wurde durch irgendeine zufällige Verletzung beschleunigt. Ich will noch bemerken, dass häufig ein paar dieser Körper miteinander verbunden waren, nämlich Kegel an Kegel, an dem Ende, wo die Scheidewand sich befindet.[d]

Wenn sie unverletzt in der See schwimmen, so mag die Bildung der runden Sprossen vielleicht nur stattfinden, wenn zwei von den Pflanzen (oder vielmehr Tieren nach Bory St. Vincent) auf diese Weise sich aneinander heften und miteinander vereinigen. Nichtsdestoweniger beobachtete ich diesen merkwürdigen Prozess an einigen Individuen, wenn sie getrennt waren und wo anscheinend keine Ursache von Störung vorhanden war. Jedenfalls scheint es wegen der festen Bildung der Scheidewand nicht wahrscheinlich, dass alle körnige Masse von einem auf den anderen Körper übertragen wird, wie bei den wahren Tieren, zu deren Fortpflanzung zwei Individuen erforderlich sind.

Ich will hier einige andere Bemerkungen beifügen, die sich auf die Färbung der See aus organischen Ursachen beziehen. An der Küste von Chile, einige Lieues nördlich von Conception, segelte die Beagle eines Tages durch große Streifen schlammigen Wassers, und ein Grad südlich von Valparaiso war dieselbe Erscheinung noch bedeutender. Obwohl wir beinahe fünfzig Meilen von der Küste entfernt waren, so schrieb ich diesem Umstand doch zuerst wirklichen Strömen von schlammigem Wasser zu, die der Fluss Maipo mit sich führt. Als Herr Sulivan allerdings ein bisschen davon in einem Glas heraufgezogen hatte, glaubte er mittels einer Linse sich bewegende Punkte zu unterscheiden. Das Wasser war leicht wie von rotem Staub getrübt, und nachdem es einige Zeit ruhig gestanden hatte, bildete sich eine rote Wolke auf dem Grund des Glases. Mit einer Linse von ¼ Zoll Brennweite konnte man kleine wasserhelle Punkte bemerken, die mit großer Geschwindigkeit herumfuhren und häufig zerplatzten. Unter stärkerer Vergrößerung sah man, dass sie eine eiförmige Gestalt hatten und in der Mitte durch einen Ring zusammengezogen waren, an welcher Linie kleine gekrümmte Borsten an allen Seiten hervorkamen; und dieses waren die Bewegungsorgane. Ein Ende des Körpers war schmaler und mehr zugespitzt als das andere. Nach Bory St Vincent sind dieses Tiere, die zur Familie Trichodes gehören: es war allerdings sehr schwer, sie mit Aufmerksamkeit zu untersuchen, denn in dem Augenblick, wo die Bewegung aufhörte, selbst während sie das Gesichtsfeld passierten, zerplatzten ihre Körper. Bisweilen zerplatzten beide Enden zusammen, bisweilen nur eins, und eine grobe, bräunliche, körnige Materie wurde abgeschieden, die nur leicht zusammenhing. Der Ring mit den Borsten behielt bisweilen seine Reizbarkeit eine kurze Zeit nachdem der Inhalt des Körpers ausgeleert worden war und fuhr fort, sich auf eine krümmende ungleiche Weise zu bewegen. Das Tier dehnte sich einen Augenblick vor dem Bersten wieder zur Hälfte seiner natürlichen Größe aus, und die Explosion fand ungefähr fünfzehn Sekunden nachher statt, nachdem die schnelle progressive Bewegung aufgehört hatte: in wenigen Fällen ging auf eine kurze Zeit eine kreisende Bewegung um die längere Achse voraus. Ungefähr zwei Minuten, nachdem einige in einem Tropfen Wasser isoliert worden waren, starben sie auf diese Weise. Die Tiere bewegen sich mit der schmalen Spitze vorwärts, mit Hilfe ihrer Flimmerzilien und gewöhnlich in einem schnellen Schießen. Sie sind ausnehmend klein und für das nackte Auge unsichtbar, da sie nur einen Raum bedecken, so groß wie das Quadrat von 1⁄1000 Zoll; Ihre Zahl ist unermesslich, denn der kleinste Wassertropfen, den ich entfernen konnte, enthielt viele. An einem Tag kamen wir durch zwei auf diese Weise getrübte Wasserräume, von denen einer allein sich über mehrere Quadratmeilen erstreckt haben muss. Welche unberechenbare Zahl dieser mikroskopischen Tiere! Die Farbe des Wassers, auf einige Entfernung gesehen, war wie die eines Flusses, der durch roten Ton geflossen ist; aber unter dem Schatten des Schiffes war es so dunkel wie Schokolade. Die Linie, wo das rote und blaue Wasser sich verbanden, war dabei deutlich zu sehen. Das Wetter war einige Tage vorher windstill gewesen und der Ozean war ungewöhnlich reich an Lebewesen. In Ulloas Reise ist eine Nachricht, dass er beinahe auf dem selben Breitengrad durch entfärbtes Wasser fuhr, das für eine Untiefe gehalten wurde: das Senkblei fand allerdings keinen Grund, und nach seiner Beschreibung bin ich nicht zweifelhaft, dass es dieses kleine Tierchen war, das soviel Bestürzung verursacht hatte[4].

Im Meer um Feuerland und nicht weit vom Land habe ich schmale Linien von hellrot gefärbtem Wasser gesehen, dessen Farbe von einer Unzahl von Crustaceen herrührte, die in Gestalt großen Seekrebsen ähnlich sind. Die Robbenfänger nennen sie Walfutter. Ob die Wale wirklich von ihnen leben, weiß ich nicht, aber Seeschwalben, Kormorane und ungeheure Herden großer plumper Robben erhalten ihre Hauptnahrung von diesen schwimmenden Krebsen. Die Matrosen schreiben immer die Einfärbung des Wassers dem Laich zu; aber ich fand nur einmal, dass dieses der Fall war. In der Entfernung mehrerer Lieues vom Archipel der Galapagos-Inseln, segelte das Schiff durch drei Streifen eines dunkelgelben oder schlammartigen Wassers; diese Streifen waren einige Meilen lang, aber nur wenige Ellen breit, und sie waren von der umgebenden Fläche durch einen ausgebuchteten aber deutlichen Rand getrennt. Die Farbe wurde von kleinen gelatinösen Kugeln hervorgebracht, die 1⁄5 Zoll im Durchmesser hatten und in denen zahllose kleine kugelförmige Eier eingebettet waren: sie waren von zweifacher Art, die einen von rötlicher Farbe und von verschiedener Gestalt wie die anderen. Ich habe keine Vermutung, zu welchen zwei Arten von Tieren diese gehörten. Kapitän Colnett bemerkt, dass diese Erscheinung sehr gewöhnlich in der Nähe der Galapagos-Inseln ist, und das die Richtung der Streifen die der Strömung anzeigt; in dem angegebenen Fall wurde die Linie allerdings durch den Wind verursacht. Ich habe nur noch die Erscheinung eines dünnen öligen Überzugs auf der Oberfläche des Wassers zu erwähnen, die in Regenbogenfarben spielt. Ich bemerkte eine beträchtliche Strecke des Ozeans, die auf diese Weise bedeckt war, an der Küste von Brasilien; die Matrosen schrieben es dem faulenden Leichnam eines Wales zu, der wahrscheinlich in nicht weiter Entfernung herumschwimmt. Ich erwähne hier nicht die kleinen gelatinösen Körperchen, die häufig durch das Wasser zerstreut sind, denn sie finden sich nie in hinreichender Anzahl, um eine Farbveränderung hervorzurufen.

In der obigen Erzählung erscheinen zwei Umstände als sehr merkwürdig: zuerst, wie werden die verschiedenen Körper, die die regelmäßig abgegrenzten Streifen bilden, zusammengehalten? In dem Fall der kleinen Krebse waren deren Bewegungen so gleichförmig, wie die eines Regiments Soldaten; dies kann aber nicht von irgendeiner willkürlichen Bewegung bei den Eiern, oder den Conferven herrühren und ist auch nicht wahrscheinlich mit den Infusorien. Zweitens, was ist die Ursache der Länge und der geringen Breite der Streifen? Die Erscheinung hat so viel Ähnlichkeit mit der, welche man in jedem Strom sehen kann, wo der Strom sich in lange Streifen herabwindet und der Schaum in den Wirbeln sammelt, dass ich die Wirkung einer ähnlichen Tätigkeit der Luft oder der Meeresströmungen zuschreiben muss. Unter dieser Voraussetzung können wir uns vorstellen, dass die verschiedenen organisierten Körper in gewissen günstigen Plätzen hervorgebracht und von da durch die Richtung des Windes oder des Wassers fortbewegt werden. Ich muss allerdings bekennen, dass man sich kaum denken kann, dass ein Fleck der Geburtsort von Millionen von Tierchen und Conferven ist; denn wo kommen die Keime an solchen Stellen her, wenn die Eltern durch Wind und Welle über den unermesslichen Ozean verteilt worden sind? Ich weiß allerdings keine andere Erklärung ihrer linienförmigen Anordnung. Ich will die Bemerkung von Scoresby hinzufügen, dass grünes Wasser, mit pelagischen Tieren angefüllt, fast unabänderlich in einem gewissen Teil des nördlichen Polarmeeres gefunden wird.

Katamaran (Bahia)

Botofogo-Bucht, Rio de Janeiro

KapitelII

Rio de Janeiro – Ausflug nördlich vom Vorgebirge Frio – Große Verdunstung – Sklaverei – Botofogo-Bucht – Land-Planarien – Wolken über Coreovado – Heftiger Regen – Musikalische Hyla – Lampyris und ihre Larven – Springkräfte des Elater – Blauer Höhenrauch – Geräusch eines Schmetterlings – Entomologie – Ameisen – Wespentötende Spinne – Künste der Epeira – Gesellschaftliche Spinne – Spinne mit unvollkommenem Gewebe

Rio de Janeiro 4. April – 5. Juli 1832 – Einige Tage nach unserer Ankunft in Rio de Janeiro machte ich die Bekanntschaft eines Engländers, der im Begriff stand seine Besitzung zu besuchen, die etwas über hundert Meilen von der Hauptstadt und nördlich vom Kap Frio gelegen war. Da ich noch nicht an das Reisen gewöhnt war, so nahm ich mit Freuden sein gütiges Anerbieten an, ihn dorthin zu begleiten.

8. April – Unsere Gesellschaft belief sich auf sieben. Der Anfang der Reise war sehr interessant. Der Tag war sehr heiß, und als wir durch die Wälder kamen, erschien alles bewegungslos mit Ausnahme von großen und glänzenden Schmetterlingen, die träge umherflatterten. Der Anblick beim Übersteigen der Hügel hinter Praia Grande war herrlich; die Farben waren tief und ein dunkles Blau war vorherrschend; der Himmel und das stille Wasser der Bucht wetteiferten miteinander an Glanz. Nachdem wir durch etwas kultiviertes Land gekommen waren, betraten wir einen Wald, der in der Großartigkeit aller seiner Teile nicht übertroffen werden konnte. Um Mittag kamen wir nach Ithacaia; dieses kleine Dorf liegt auf einer Ebene und um ein mittleres größeres Haus sind die Hütten der Schwarzen. Ihre regelmäßige Gestalt und Lage erinnerte mich an die Zeichnungen, die ich von den Wohnungen der Eingeborenen in Süd-Afrika gesehen hatte. Da der Mond früh aufging, so beschlossen wir, denselben Abend zu unserem Schlafort an der Lagoa Marica aufzubrechen. Als es dunkel wurde, kamen wir unter einem jener massiven, kahlen und steilen Granithügel vorüber, die in diesem Land so gewöhnlich sind. Diese Stelle ist dadurch bekannt geworden, dass sie während einer langen Zeit von einigen entlaufenen Sklaven bewohnt wurde, die einen kleinen Platz nahe am Gipfel kultivierten und sich auf diese Weise eine kärgliche Existenz verschafften. Eines Tages wurden sie entdeckt; Soldaten wurden geschickt und alle mit Ausnahme einer alten Frau wurden gefangen genommen. Diese wollte sich nicht in die Sklaverei zurückführen lassen und stürzte sich von der Spitze des Berges herab. Hätte eine römische Matrone dies getan, so würde man es als hohe Freiheitsliebe gepriesen haben; so war es nur die brutale Widerspenstigkeit einer armen schwarzen Sklavin. Wir ritten noch einige Stunden weiter. Durch die letzten wenigen Meilen war der Weg schwierig und lief durch eine einsame Wüste von Marschen und Lagunen. Beim matten Licht des Mondes war die Szene sehr öde. Einige Feuerfliegen flatterten vorbei; und die einsame Schnepfe: ließ, wenn sie sich erhob, ihr klagendes Geschrei hören. Kaum wurde die Stille der Nacht durch das ferne und dumpfe Wogen des Meeres unterbrochen.

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