Die Prinzessin von San Lorenzo 3 - Gudrun Leyendecker - E-Book

Die Prinzessin von San Lorenzo 3 E-Book

Gudrun Leyendecker

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Beschreibung

In dem Märchenroman DIE PRINZESSIN VON SAN LORENZO 3 muss sich auch dieses Mal die Prinzessin Federica nicht nur um die Selbstverwirklichung ihrer eigenen Person kümmern, sondern sie hat auch wieder, gemeinsam mit ihren märchenhaften Freunden, gegen das Böse der Welt zu kämpfen. Sie muss sich wieder gegen Hieronymus, den Sohn der bösen Fee Nüssli, durchsetzen, dem es immer wieder um Macht und Anerkennung geht. So manches Mal erweisen sich die Tiere als freundliche Helfer, und auch die Drachen und Zwerge werden in diesem neuen Abenteuer wieder sehr lebendig.

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Dieses Märchen

(das Herbstmärchen 24)

ist für Dich, liebe Rike,

geschrieben

und Dir gewidmet

Deine Vevi

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Gudrun Leyendecker ist seit 1995 Buchautorin. Sie wurde 1948 in Bonn geboren.

Siehe Wikipedia.

Sie veröffentlichte bisher circa 100 Bücher, unter anderem Sachbücher, Kriminalromane, Liebesromane, und Satire. Leyendecker schreibt auch als Ghostwriterin für namhafte Regisseure. Sie ist Mitglied in schriftstellerischen Verbänden und in einem italienischen Kulturverein. Erfahrungen für ihre Tätigkeit sammelte sie auch in ihrer Jahrzehntelangen Tätigkeit als Lebensberaterin.

Inhaltsangabe:

In dem Märchenroman

DIE PRINZESSIN VON SAN LORENZO 3

muss sich auch dieses Mal die Prinzessin Federica nicht nur um die Selbstverwirklichung ihrer eigenen Person kümmern, sondern sie hat auch wieder, gemeinsam mit ihren märchenhaften Freunden, gegen das Böse der Welt zu kämpfen. Sie muss sich wieder gegen Hieronymus, den Sohn der bösen Fee Nüssli, durchsetzen, dem es immer wieder um Macht und Anerkennung geht. So manches Mal erweisen sich die Tiere als freundliche Helfer, und auch die Drachen und Zwerge werden in diesem neuen Abenteuer wieder sehr lebendig.

Was bisher geschah:

Es war einmal … in Italien. Was bisher geschah: Ganz in der Nähe des kleinen Ortes San Lorenzo in Banale, den man unweit der Brenta-Dolomiten findet, wurde in jener besonderen Nacht eine Prinzessin geboren.

Es war die Nacht des 10. August, in der man am Gardasee, die „Notte di San Lorenzo“ feierte, die Nacht der Sternschnuppen.

Jedes Jahr kann man um diese Zeit den Schwarm der Sternschnuppen beobachten, die mit dem Namen Perseiden an der Erde vorbeiziehen. In Italien werden sie auch die „Tränen des Heiligen Lorenzo“ genannt, der über die bösen Menschen sehr traurig gewesen sein soll.

Weil allgemein bekannt ist, dass Sternschnuppen Glück bringen, nannte man die kleine Prinzessin Federica Felicità. Federica ist ein italienischer Vorname und bedeutet Frieden oder „die Friedenbringende“ und „Felicità“ ist, wie die meisten Menschen wissen, das Glück. Die Einwohner des winzigen Königreichs von San Lorenzo erhofften sich von der erwachsenen Prinzessin, sie möge beides in ihrem Land und in der Welt verbreiten: Frieden und Glück.

Doch in den Jahren nach Federicas Geburt veränderten sich die Zustände in dem kleinen Land. Vom Gletscher der Marmolata stieg die böse Fee Nüssli herab und mischte sich, zuweilen als ältere Frau verkleidet, unter die Einwohner von San Lorenzo.

Weil sie selbst gern einmal Königin dieses kleinen Königreichs werden wollte, verbreitete sie die Nachricht, dass Federica eine große, böse Zauberin sei, die mit der Vollendung ihres 18. Lebensjahres große Schrecken, Katastrophen und Epidemien über dem Land verbreiten werde. Doch damit dieses Gerücht nicht zu Federica gelangen sollte, behauptete sie, dass jeder sofort tot umfalle, der davon etwas am Königshof verlauten lasse.

So geschah es dann, dass sich die Bürger von San Lorenzo vor dem 18. Geburtstag der Prinzessin fürchteten und zu planen begannen, was zu tun sei, um das Königreich zu retten.

Federica dagegen wusste von alldem nichts und bereitete sich mit Sorgfalt für die Krönungsfeier vor, die am 10. August um Mitternacht stattfinden sollte.

Mitten in diese Vorbereitungen hinein, erschien die böse Nüssli in der Verkleidung einer Botschafterin bei der Prinzessin und behauptete, Nachrichten von den im Exil lebenden Eltern zu haben. Die Hexe behauptete, der König und die Königin brauchten dringend einen Teil des Schatzes, den der Drache Polka in seiner Höhle gut behütete.

Federica, die ihre Eltern sehr liebte, war gern bereit, das Lösegeld für ihre Eltern zu beschaffen, doch kaum hatte sie es der Hexe übergeben, wurde sie von ihr mit einem Zauber belegt.

Mit einer völlig neuen Identität, die ihr aufgezwungen wurde, reiste sie nach Italien und Monaco, und wurde gezwungen, ein Leben zu führen, das nicht ihren innersten Wünschen entsprach.

Während ihre Freundin, die gute Fee Lamina, und der Zwerg Jorge nach der Prinzessin suchten, versuchte Nüssli, Federica in eine fremde Welt zu integrieren. In der Absicht der bösen Fee lag auch, die junge Frau mit einem Fremden in einem anderen Land zu verheiraten, damit sie dort sesshaft würde. Doch da die böse Fee, die Hexe Nüssli, nur bedingte Zauberkraft besaß, misslangen ihr einige Versuche, Federica von der Vergangenheit zu entfremden.

In Venedig lernte die Prinzessin den Franzosen Mario kennen, einen Musikstudenten, der sich sofort in die junge Frau verliebte. Doch der Hexe gelang es, Federica mit präparierten Pflastern, deren Wirkstoffe in die sensible Haut eindrangen, wieder zu betäuben und zu entfremden.

Nach vielem Hin und Her und einigen Abenteuern gelang es jedoch Lamina und dem Zwerg, die Prinzessin zu befreien und sie nach San Lorenzo zurückzuholen. Dort klärte sich nach und nach alles auf, und an Federicas achtzehnten Geburtstag ereignete sich die große Wende: Nüssli und ihr böser Freund Mettlach konnten festgenommen werden und der König und die Königin kehrten ins Schloss zurück und übernahmen die Regentschaft. Sie befreiten die Prinzessin vom Druck der

zukünftigen Position und rieten ihr erst einmal zu erholsamen Ferien mit langen, ausgiebigen Reisen.

Weil die „Brille der Erkenntnis“ der jungen Frau geraten hatte, die Melodie ihres Lebens zu finden, erkannte sie, dass sie den Rufen der Musik folgen durfte.

So nahm Federica das freundliche Angebot ihrer Eltern sofort an, verließ umgehend das Königreich und reiste nach Venedig. Dort traf sie Mario wieder und beide beschlossen, in Zukunft mit Musik zu arbeiten und ihre eigene Lebensmelodie zu finden.

Die böse Nüssli aber lebte in einer der Höhlen des Ätnas in Gefangenschaft, und der sizilianische Drache Maximo Eterno bewachte sie Tag und Nacht.

Doch bei einem Vulkanausbruch, den der große Drache Maximo am Ätna verursachte, konnte die böse Fee fliehen und ihren Sohn Hieronymus und andere labile Lebewesen für ihre Zwecke einspannen. Mit Brillen, durch die man nur trüb oder schwarz sehen kann, wollte sie die Menschheit zur Bosheit verführen, und hinterlistig, wie sie war, leitete sie alles in die Wege, um die Prinzessin Federica für ihre Pläne zu benutzen. Währenddessen gab es auch bei den großen Drachen Europas einen Machtkampf, der zum Krieg auszuarten drohte.

Glücklicherweise konnte die Prinzessin mit dem Zwerg Jorge am Siebengebirge im Drachenfels den französischen Drachen Pumpernickel finden, der mit Weisheit das Schlimmste verhinderte.

Dem Zwerg Jorge, der guten Fee Lamina und der weißen Schneekatze Luciana gelang es, gemeinsam mit Federica, den Plan der bösen Fee zu durchkreuzen, die Brillen zu beschlagnahmen und sogar den bösen Zauber zu unterbrechen: Hieronymus gelobte Besserung.

Der hilfreiche Frosch Hoppla entpuppte sich als netter junger Mann, dem es gelang, das Herz der guten Fee Lamina zu gewinnen, gemeinsam wagten sie es, eine Partnerschaft auszuprobieren, während die Prinzessin ihr Musikstudium erneut aufnahm und in ihrer Freizeit ein Projekt für benachteiligte Kinder unterstützte.

Durch Zeichen und Visionen fühlte sich Federica stark und begann, jedem bösen Zauber angstfrei entgegenzusehen und hoffte auf eine bessere Welt.

Kapitel 1

Bevor die Prinzessin an der Hüttentür klopft, blickt sie sich noch einmal um und betrachtet das Mühlwalder Tal und den romantischen Weg, der sich unter ihr ins Tal schlängelt. Ihre Augen trinken das satte Grün der sommerlichen Wiesen, bleiben einen Moment lang auf den dunklen Nadelbäumen haften, die schon seit Jahren ihren Schatten und den würzigen Duft spenden und wandern dann hinauf zu den steilen Felswänden der Alpen, die sich trotzig in den Himmel strecken. Azurblau wölbt sich der Himmel über dem Kontrast reichen Panorama und führt ihre Gedanken zum gestrigen Abend, als das Feuerwerk zum Gedenken an den Heiligen Lorenzo den sternklaren Nachthimmel erleuchtete.

In diesem Augenblick öffnet sich die Hüttentür und die gute Fee tritt heraus, um Federica mit einer Umarmung zu begrüßen.

„Was bin ich froh, dass du da bist!“ sprudelt es aus Lamina hervor. „Und wie schade, dass ich dich gestern nicht zu deinem Geburtstag besuchen konnte!“

Die Prinzessin lächelt. „Es war doch erst der zwanzigste, zwar ein runder, aber in diesem Alter nicht so wichtig, nicht so, wie der achtzehnte oder der einundzwanzigste.“

Die Fee ist anderer Meinung. „Immerhin ist es ein runder Geburtstag, und für mich sind sie sowieso alle wichtig. Ich hoffe, dass du ein bisschen feiern konntest.“

„Ja, das haben wir, sogar vom frühen Morgen an. Meine Eltern waren zu Hause, und sie haben mir einen großartigen Feiertag beschert. Mit einem ausgiebigen Frühstück haben wir begonnen, und zum Feuerwerk als Abschluss haben uns die Sterne am wolkenlosen Nachthimmel zugeschaut. Mario ist auch erst heute Morgen nach Paris geflogen, er hatte sich ebenfalls für den ganzen Tag frei genommen. Es war ein Tag, den wir ohne Störung und ungetrübt genießen konnten.“

„Ich musste mich leider gestern um Leonard kümmern, er hatte wohl zu lange in der Sonne gearbeitet, und das tut ihm, als ehemaliger Frosch, gar nicht gut. Heute geht es ihm wieder gut, und er freut sich schon, dich wiederzusehen.“

„Das verstehe ich doch. Und es war auch wichtig, dass du dich um ihn gekümmert hast“, tröstet die Freundin. „Nicht nur, weil er jetzt dein Freund ist, sondern auch, weil er so mutig geholfen hat, die Welt zu retten. Ich erinnere mich noch, wie tapfer er war, als er in den Container geklettert ist.“

Lamina nickt. „Ja, dieser Behälter war angefüllt mit den bösen Brillen, die vielen Kindern und Erwachsenen geschadet hätten. Als Frosch Hoppla hat Leonard sogar eine von diesen Sehhilfen anprobiert und ist selbst in einer Depression beinah versunken. Ich bin ihm immer noch sehr dankbar für seine Aktionen.“

„Alle Menschen können ihm dankbar sein“, findet Federica. „Am Ende hätte jeder jeden als Feind angesehen, und es wäre zum Weltkrieg gekommen.“

„Diese Situation hätte leicht entstehen können“, stimmt ihr die gute Fee zu. „Dabei behauptet Leonard häufig, dass er alles nur gemacht hat, um mir zu gefallen und um mein Herz zu erobern. Aber das nehme ich ihm nicht ab. Er ist eben so bescheiden und stellt sich stets in den Hintergrund.“

„Wo ist er jetzt? Drinnen in der Hütte?“

„Nein, beim Brunnen hinter dem Haus.“ Sie schmunzelt. „Nein, nicht was du denkst! Er ist nicht in den Brunnen hinabgestiegen. Er sitzt nur auf dem Brunnenrand und kühlt sich die Hände.“

Die Prinzessin nickt. „Er gehört wohl auch zu den sehr sensiblen Menschen, die die Hitze nicht gut vertragen können. Das ist völlig normal. Man muss selbst für sich herausfinden, was einem gut tut und was nicht.“

Lamina führt die Freundin zu einer naturbelassenen Holzbank, die vor der Hütte zum Sitzen einlädt. „Bei dem Wetter können wir noch ein Weilchen den Ausblick genießen. Ich möchte auch mit dir deinen Geburtstag nachfeiern. Aber ich habe dich noch aus einem anderen Grund gebeten, mich zu besuchen. Ab und zu kommt die weiße Schneekatze zu uns über die Gletscher. Sie hat mir erzählt, dass Hieronymus ein Drachenei erworben hat, und ich habe das Gefühl, dass er irgendetwas Seltsames damit vorhat. Glaubst du etwa, dass er es sich als Spiegelei braten möchte?“

„Welcher Drache hat ihm eine solche Kostbarkeit anvertraut?“

„Der Eifel-Drache, der für gewöhnlich beim Toten-Maar in der Vulkaneifel lebt.“

Federica runzelte die Stirn. „Von dem habe ich allerlei Mysteriöses gehört. Hat dir die Katze Luciana verraten, ob sich das Ei noch ausbrüten lässt?“

„Nein, das wusste sie auch nicht. Deswegen habe ich mir überlegt, ob es nicht gut ist, wenn du den Zwerg Jorge ebenfalls informierst. Niemand ist so gut vernetzt wie das Zwergenvolk.“

Die Prinzessin überlegt. „Ich werde ihn selbst besuchen, dann kann ich mir ein besseres Bild über seine aktuelle Stimmungslage machen. Bisher höre ich keine Klagen über ihn. Offensichtlich hatte es ihn doch sehr stark berührt, dass man ihn bei dieser Brillenaktion überrascht hat.“

„Ich bin zwar eine gute Fee, aber ich gönne ihm diese Blamage. Schließlich ist er ein ausgewachsener Mann, da wird es Zeit, dass er sich vom Rockzipfel seiner Mutter löst. Wie konnte er sich nur von ihr überreden lassen, diese bösen Brillen weiterzuleiten.“

„Das ist nicht verwunderlich. Die böse Hexe Nüssli hat ihm ja schon im Babyalter Kontaktlinsen angepasst, die seinen Blickwinkel verändern.“

„Aber hat er nicht versprochen, diese trüben Linsen auszuziehen?!“

Frederica zieht die Stirn in Falten. „Die Macht der Gewohnheit ist eine große Macht. Vermutlich hat er Angst, dass er dann gar nichts mehr sieht, und diese Handlungsweise sieht man leider auch bei vielen Menschen, die nicht mutig genug sind, einmal etwas zu verändern.“

Lamina sieht die Freundin besorgt an. „Soll ich dich zu Hieronymus begleiten?“

„Das ist ganz lieb, aber danke, nein! Dein Märchenprinz Leonard hat seine Verwandlung noch nicht ganz überwunden, schließlich ist er sehr lange ein kalter Frosch gewesen. Sicherlich braucht er dich momentan. Ich werde die Schneekatze fragen, ob sie mich begleitet.“

„Lebt Nüsslis Sohn denn immer noch in Verona?“

Federica schüttelt den Kopf. „Nein, er hat Ärger mit den Touristen bekommen. In der Nacht zauberte er sich in die alte römische Arena und deklamierte seine guten Vorsätze. Aber die reisenden Gäste in dieser Stadt hatten keine Lust auf seine Predigten, sie wollten lieber Opern-Arien hören und haben den von sich so überzeugten jungen Mann ausgebuht.“

„Und wo hält er sich jetzt auf?“

„In San Remo, gar nicht weit von San Lorenzo al Mare. Dort hat seine Mutter früher einmal geheiratet.“

„Die böse Nüssli war verheiratet?“ staunt Lamina. „Welcher Blinde ist denn mit ihr eine Ehe eingegangen?“

„Ein Soldat, der sich nach einem Krieg nicht damit abfinden konnte, dass er zu Ende war. Aber die beiden waren nur ganz kurze Zeit verheiratet. Dann ist er gestorben. Erst innerlich, und dann ganz.“

„Und was macht Hieronymus jetzt dort. Hatte er vielleicht noch Großeltern, die dort leben?“

„Nein, dieser Soldat war Vollwaise und ist in einem Heim aufgewachsen. Er erwarb dort in San Lorenzo al Mare einen winzigen, ganz steilen Weinberg, den man kaum begehen kann. Dieses Stückchen Land hat er von seinem Vater geerbt, und ich vermute, dass er dort das Drachen-Ei aufstellen will.“

„Das klingt interessant“, findet die gute Fee. „Ich denke, dass du bei deiner Reise gut die Hilfe der Schneekatze gebrauchen kannst.“

In diesem Augenblick tritt Leonard aus dem schattigen Hintergrund in die Sonne und eilt auf die Prinzessin zu. „Wie schön, dass du deinen Geburtstag hier mit uns nachfeiern möchtest! Lamina hat gestern eine Torte für dich gebacken, und ich habe dir Bergblumen gepflückt.“

Federica lächelt. „Deswegen habe ich mir auch den ganzen Tag frei genommen. Denn für morgen plane ich einen Abstecher nach San Remo. Übermorgen muss ich schon wieder zum Unterricht in Venedig sein.“

Während Leonard die Prinzessin zum hölzernen Gartentisch führt, eilt Lamina in die Hütte, um den Kuchen zu holen.

„Wie klappt es denn inzwischen mit deinen Kräften gegen das Böse? Fühlst du dich jetzt stabil?“ erkundigt sich der ehemalige Frosch.

„Ich habe sehr viel dazugelernt“, findet sie. „Bisher war die Welt friedlich um mich herum, da konnte ich mich noch nicht testen. Aber wenn ich nun Hieronymus begegne, werde ich feststellen, wie seine Ausstrahlung auf mich wirkt.“

Nachdenklich sieht er sie an. „Es ist gut, wenn du dich immer wieder daran erinnerst: es gehört eine innere Bereitschaft dazu, etwas zuzulassen, etwas mit sich machen zu lassen, und zwar im Guten und im Bösen. Es gehört eine innere Bereitschaft dazu, sich positiv verzaubern zu lassen, aber es gehört auch eine innere Bereitschaft dazu, sich kränken zu lassen.“

Federica nickt. „Es gibt wohl eine ganze Menge von inneren Türen, die man je nachdem, lieber auf- oder zu schließen sollte.“

Er sieht sie ernst an. „Ja, so ist es. Aber heute bist du bei deinen Freunden. Jetzt kannst du es dir erst einmal gut gehen lassen.“

Kapitel 2

In San Remo

Die weiße Katze steuert den Wagen über die Küstenstraße der italienischen Riviera.

„Hast du dich inzwischen an meinen flotten Fahrstil gewöhnt?“ erkundigt sie sich bei der Prinzessin und schmunzelt.

„Inzwischen vertraue ich deinen Fahrkünsten voll und ganz“, behauptet Federica und blickt auf das Meer, das links neben ihnen in der Mittagssonne liegt. „Du hast sogar den großen Lastwagen mit Bravour über die Autobahn kutschiert. Bisher hast du mich immer sicher ans Ziel gebracht.“

Luciana freut sich. „Ich bin gern deine Chauffeuse. Und ich kann auch ein bisschen zu deiner Weiterbildung beitragen, oder weißt du schon alles über San Remo?!“

„Die meisten Leute wissen, dass es dort ein berühmtes Kasino gibt, ja, und den Park mit seinem japanischen Garten und den uralten Olivenbäumen, über den haben bestimmt auch einige Menschen schon etwas gelesen.“

„Da bist du wenigstens schon ein wenig informiert. Und weil du dich häufig in alten Kirchen aufhältst, füge ich hinzu, dass die alte Kathedrale San Siro schon aus dem zwölften Jahrhundert stammt und, sage und schreibe, zwölf Glocken besitzt.“

„Oh, wie wundervoll!“ freut sich die Prinzessin. „Auf diese klangvollen Töne freue ich mich jetzt schon.“

„Und diese schöne Stadt ist auch nicht ganz so frivol, wie sich das viele Menschen vorstellen. Da gibt es nicht nur High Society, Touristenrummel und das verführerische Kasino. Der Nobelpreisträger Alfred Nobel hat in dieser Stadt gelebt und ist dort auch gestorben. San Remo zieht also auch sehr seriöse Menschen in diese italienische Küstenstadt.“

Federica lächelt. „Du siehst es ja, wir sind auch an diesem Ort. Aber jetzt interessiert mich doch sehr, wie Hieronymus hier in einem Weinberg lebt. Die Küste ist recht steil. Da muss man ganz schön kraxeln. Und was hat seinen Vater, den kriegerischen Soldaten zum Weinanbau getrieben? Ob uns jemand darüber Auskunft geben kann?“

„Wir finden da schon jemanden“, meint die Schneekatze zuversichtlich. „Sicher sind Vater und Sohn in dieser schönen Blumenstadt, denn so wird sie auch genannt, nicht unbekannt. Solche Typen fallen doch überall auf, oder?“

„Ich bin schon sehr neugierig. Sollen wir zuerst im Künstlerviertel Bussana Vecchia nachfragen, oder im Park Regina Elena einen einheimischen Besucher ansprechen?“

„Das klingt nicht schlecht, auf jeden Fall können wir den Strand mit den vielen Touristen ausklammern, in der Altstadt könnten wir schon eher auf alteingesessene Bürger treffen. Übrigens gibt es in der Villa Nobel einiges zu besichtigen. Auch noch die alten Gerätschaften des Nobelpreisträgers. Da hat der Alfred ja allerlei hinterlassen.“

Die Prinzessin stutzt. „Hat dieser Nobel nicht auch hier am Dynamit gearbeitet. Das kommt mir jetzt ein bisschen komisch vor. Überleg doch einmal nach einer Verbindung! Vielleicht hat sich Hieronymus deswegen in dieser Stadt niedergelassen. An diesem Stoff könnte doch der Sohn einer bösen Fee auch Gefallen finden.“

Die weiße Katze lacht. „Am Dynamit, ja, dieser junge Mann mit den kämpferischen Erb-Anlagen ist schon sehr dynamisch. Aber vergiss nicht, er und seine Mutter haben auch einige Talente zum Zaubern. Da geht vieles auch sehr viel subtiler, und manchmal auch ein wenig leiser vor sich.“

Federica nickt und lächelt. „Oh ja, das habe ich schon mitbekommen. Meist wirkt Hieronymus ziemlich harmlos, sodass man erst einmal keine Bedenken hat, sich ihm anzuvertrauen. Man sieht ihn ihm einen Menschen, der weiß, was er will, und da hofft man zunächst einmal auf eine Rückenstärkung. Doch als ich ihn näher kennenlernte, musste ich feststellen, dass er die Angewohnheit hat, seine Pläne bedingungslos durchzusetzen, ohne Rücksicht auf andere, ohne Rücksicht auf Verluste, ohne Kompromisse.“

Die Katze runzelt die hübsche weiße, flauschige Stirn. „Das hört sich an, als habe er keinen Teamgeist, lasse sich nicht auf die Vorschläge anderer ein. Nicht gut für meinen Geschmack! Du wirst ihm bald wieder begegnen. Bist du schon aufgeregt?“

„Ein bisschen angespannt schon“, gibt die Prinzessin zu. „Aber das ist normal. Vor einer neuen, unbekannten Situation ist man in der Regel in einer mehr oder weniger guten, aber angespannten Erwartungshaltung.“

Luciana lenkt den Wagen in eine Parkbucht. „Dann wollen wir uns erst einmal stärken. Ein gut gefüllter Magen holt das Blut aus dem Kopf, wie meine Großmutter, die alte Schneetigerin, immer sagte. Und wenn der Kopf die Arbeit gerade einmal der Bauchregion überlässt, dann sieht es im Gehirn etwas gelassener aus.“

„Ich habe keinen Hunger“, behauptet Federica.

Die Schneekatze schmunzelt. „Meine Oma Claire sagte dazu immer: „Hast du einmal vom süßen Brei genascht, findet das Mäulchen den Napf von selbst“. Oder, wie die französischen Katzen sagen: Der Appetit kommt beim Essen.“

Kapitel 3

In der Kaffeebar

Nachdem die Prinzessin und die Schneekatze zwei Stunden vergeblich im Park „Giardini Regina Elena“ herumspaziert sind, um jemanden zu finden, der über die alten Bewohner der Stadt San Remo informiert ist, suchen sie in der Altstadt eine Kaffeebar auf und stärken sich mit einem Espresso.

In dem dunklen, kleinen Raum bewegt sich eine alte Frau von der Theke zu den neuen Gästen und kredenzt ihnen einen Grappa. „Der ist für euch von mir, und ich bin die Mira“, sagt sie leise. „Ich sehe es euch an der Nasenspitze an, dass ihr keine normalen Touristen seid. Was führt euch in diese Stadt?“

Die weiße Katze überlässt Federica das Wort, und die Prinzessin antwortet ebenso leise. „Wir suchen Personen, die früher hier gewohnt haben, zum Beispiel einen Soldaten, der einen winzigen Weinberg bewirtschaftet haben soll.“

Die Gastwirtin schmunzelt. „Da seid ihr bei mir an der richtigen Adresse. Ich habe diesen Herrn noch gekannt, als ich jung war.“

Luciana freut sich. „Das ist eine sehr gute Nachricht. Wie war er denn? Nett und umgänglich, oder verschroben und borniert?“

„Er hieß Julius Krawatte und schimpfte mit den Kindern, wenn sie auf der Straße Ball spielten, und nachdem er ausgemustert wurde, erzählte er überall herum, dass er zwar den kleinsten Weinberg der Welt, aber den besten Wein besitze, und der sei speziell für Soldaten hergestellt.“

Die Prinzessin staunt. „Ein Wein für Soldaten? Sind das besondere Menschen?“

„Er behauptete immer, dass man bei jedem Schluck Wein, den man trinkt, einen schlimmen Tag im Krieg vergisst, den man dort erlebt hat.“

„Es gruselt mich“, behauptet Luciana. „Offensichtlich war er doch nicht so ein harter Knochen, sondern hat unter seiner Vergangenheit gelitten. Ja, vermutlich holt es einen irgendwann einmal ein, alles, was man im Leben gesehen und erlebt hat. Davor kann man nicht davonlaufen, und es gibt viele Erlebnisse, die einem hinterherlaufen. Ich bin nicht sicher, ob der Wein wirklich so gut war. Hat ihn jemand probiert?“

Mira seufzt. „Das ist eine schlimme Geschichte. Kennt ihr auch die böse Fee Nüssli?“

Die Schneekatze faucht. „Und ob! Obwohl wir sie eigentlich lieber nicht kennen möchten. Aber es ist uns nicht erspart geblieben, und wir wünschen uns, dass sie einmal auswandert. Es gibt jetzt auch schon ganz preiswerte Flüge zu den verschiedenen Planeten.“

Die Gastwirtin seufzt. „Ich kann mir kaum vorstellen, dass dein Wunsch in Erfüllung geht. Diese Hexe liebt es, unter den Menschen Verwirrung zu stiften und Chaos anzurichten. Wollt ihr die Geschichte wirklich hören?“

Federica nickt eifrig. „Natürlich. Wir sind für jede Kleinigkeit dankbar, die wir über Nüssli und die ganze Verwandtschaft erfahren. Hat die böse Fee denn auch hier in San Remo gelebt?“

Mira nickt. „Und ob. Als sie eine ganz junge Fee war, hatte sie noch die Möglichkeit, sich für das Gute oder das Böse zu entscheiden. Aber weil sie ein bisschen anders aussah als andere, wurde sie viel geärgert und gehänselt und das gefiel ihr natürlich gar nicht. So hat sie sich dann in eine Katze verwandelt, die ziemlich grausam wurde und alle Mäuse von San Remo jagte.“

Luciana sieht die Gastwirtin gespannt an. „Und dann? Was geschah dann?“

Dann ist Julius Krawatte nach San Remo gekommen und hat sich diesen winzigen Weinberg gekauft. Nüssli hat sich sofort in ihn verliebt, aber er hatte keine Augen für sie, sondern hat jede Nacht irgendeine andere Frau aufgesucht, weil er niemanden wirklich lieben konnte. Da ist dann Nüssli einfach als Katze zu ihm eingezogen, und er war froh, dass sie da war, weil sie ihm die Mäuse vertrieb.“

Die Prinzessin ist ebenfalls neugierig geworden. „Und dann? Was geschah dann?“

„Er hat sie schlecht behandelt, besonders wenn sie um ihn herumscharwenzelte und schnurrend und miauend um Streicheleinheiten bat.“

Die weiße Katze atmet tief. „Das hört sich nicht gut an. Sie war sicher sehr gekränkt.“

„Ab und zu ist sie ihm auf der Straße über den Weg gelaufen, in ihrer ursprünglichen Gestalt als Fee, aber er hat sie völlig übersehen, sie war ihm nicht weiblich, nicht sexy genug. Natürlich hat sie sich dann schnell wieder in ihr Katzenkostüm geflüchtet und ist eiligst zum Weinberg gelaufen, um sich dort ihrem Katzenjammer zu überlassen.“

„Die Arme! Und dann?“ fragt Luciana mitfühlend.

„Dann hat sie von seinem Wein getrunken, jede Menge und immer wieder, und wie ihr euch denken könnt, hat sie dadurch Stück für Stück ihre Hemmungen und dann das Gewissen verloren. Vielleicht ist es auch nur betäubt oder eingeschlafen, aber nach und nach wurde sie immer böser und kälter.“

„Und wie kam es dann, dass sie einen Sohn bekam? Wie konnte dann Hieronymus geboren werden?“

„Wenn die bösen Feen klein sind, können sie nur wenig zaubern, aber je älter sie werden, desto mehr gelingt ihnen. Allerdings müssen sie dafür auch tüchtig üben, so wie es auch bei den guten Feen abläuft. Im Garten von Julius Krawatte