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Studienarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Georg-August-Universität Göttingen, Sprache: Deutsch, Abstract: Durch die Brüder Moor kritisiert und hinterfragt Schiller die Umstände und vorherrschenden Anschauungen seiner Zeit. Er legt dabei besonderen Fokus auf die Ideen der Aufklärung. Diese Arbeit soll durch nähere Betrachtung der Figuren Franz und Karl Moor und ihrer Denkweisen, Handlungen und Motive diese Kritik demonstrieren und konkretisieren. "Ein fränkischer Graf, Maximilian von Moor, ist Vater von zween Söhnen, Karl und Franz, die sich an Charakter sehr unähnlich sind. Karl, der ältere, ein Jüngling voll Talenten und Edelmut, gerät zu Leipzig in einen Zirkel lüderlicher Brüder, stürzt in Exzesse und Schulden, muß zuletzt mit einem Trupp seiner Spießgesellen aus Leipzig entfliehen. Unterdes lebte Franz, der jüngere, zu Hause beim Vater, und da er heimtückischer schadenfroher Gemütsart war, wußte er die Zeitungen von den Lüderlichkeiten seines Bruders zu seinem eigenen Vorteil zu verschlimmern." Mit diesen Worten beginnt Friedrich Schiller die Selbstrezension seiner Räuber, welche 1782 anonym veröffentlicht wurde. Schiller inszeniert Karl Moor als den heldenhaften, doch unglücklichen Protagonisten, seinen Bruder Franz als den bösartigen und raffinierten Gegenspieler. Die mitgeteilten Gedanken und Handlungen der beiden Brüder im Verlauf des Dramas und auch Schillers eigene Vorrede suggerieren jedoch, dass sich sowohl Franz als auch Karl als „unmoralische Charaktere“ verstehen lassen und auch als solche erdacht sind. Franz entpuppt sich schon früh als Bösewicht, da er den Leser bereits im ersten Akt mittels eines Monologs in seine Pläne einweiht, seinen Vater loszuwerden und dessen Besitz an sich zu reißen. Durch seine rationale Denkweise und klaren Ausführungen erweist er sich in diesem und weiteren Monologen zudem als Vertreter der Aufklärung. Ich werde mich bei der Analyse besonders auf La Mettries Materialismus und Immanuel Kants Definition der Aufklärung beziehen, nach welcher diese einen „Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit“ bietet. Karl Moor findet einen solchen Ausgang zunächst unfreiwillig. Im Gegensatz zu Franz stellt er sich als impulsive und emotionale Figur heraus – er scheint seinem Bruder in keiner Hinsicht zu gleichen. Schiller meint seinem Publikum in Karl Moor einen tragischen Helden zu präsentieren, der aus den vermeintlich richtigen Gründen die falschen Entscheidungen trifft. So wird er von seinem Bruder getäuscht und avanciert prompt zum Anführer der raubenden und mordenden Räuberbande, die dem Drama seinen Namen verlieh.
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