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Der kleine Begleiter für die Zeit zwischen den Jahren
Die Rauhnächte zwischen Weihnachten und Dreikönigstag eignen sich ideal, um innezuhalten und neue Energie zu tanken. Die aktualisierte und erweiterte Neuausgabe dieses beliebten Ratgebers bietet neben zahlreichen Ritualen und Übungen je eine Fantasiereise für jede der zwölf Rauhnächte. So lassen sie sich als Zeit der Einkehr und Entspannung wiederentdecken. Das mit farbigen Illustrationen liebevoll gestaltete Büchlein gibt Ihnen wichtige Impulse, um gelassen und energievoll in das neue Jahr zu starten.
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Seitenzahl: 119
VERA GRIEBERT-SCHRÖDERFRANZISKA MURI
Die Rauhnächteals Quelle der Ruhe und Kraft
Der praktische Begleiter für mehr Energie im neuen Jahr
Impressum
Neuauflage 2024© 2014 by Irisiana Verlag, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München
Redaktion: Nicola v. Otto, Text & Form, MünchenSatz dieser Ausgabe: Uhl & Massopust, AalenProjektleitung: Sven BeierBildredaktion: Tanja ZielezniakKorrektorat: Susanne SchneiderUmschlaggestaltung: Geviert, Grafik & TypografieDruck und Bindung: PBtisk, a.s., Příbram
ISBN: 978-3-641-32484-1V001
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Bildnachweis: Alle Illustrationen in diesem Buch stammen von Nicole Braunschweig.
Willkommen an der Quelle!
Vorwort
Der Zauber der Rauhnächte
Seit Jahrhunderten eine besondere Zeit
Neue Kraft fürs neue Jahr
Täglich ein bisschen »Anderszeit«
Zeit finden, Raum schaffen
Kraftvolle Begleiter
Ruhe und Geborgenheit finden
Weise Botschaften
Kraftkonserven für das neue Jahr
Zwölf Nächte, zwölf Monate, zwölf Fantasiereisen
In zwölf Nächten durchs ganze Jahr
25. Dezember, die Rauhnacht für den Januar
26. Dezember, die Rauhnacht für den Februar
27. Dezember, die Rauhnacht für den März
28. Dezember, die Rauhnacht für den April
29. Dezember, die Rauhnacht für den Mai
30. Dezember, die Rauhnacht für den Juni
31. Dezember, die Rauhnacht für den Juli
1. Januar, die Rauhnacht für den August
2. Januar, die Rauhnacht für den September
3. Januar, die Rauhnacht für den Oktober
4. Januar, die Rauhnacht für den November
5. Januar, die Rauhnacht für den Dezember
Alles Gute für das neue Jahr!
Dass die Rauhnächte etwas ganz Besonderes sind, das merken wir als Autorinnen nicht zuletzt daran, dass unsere Bücher dazu so beliebt sind. Als wir vor mittlerweile zehn Jahren dieses Buch, das du jetzt in einer erweiterten Ausgabe in den Händen hältst, geschrieben haben, begann gerade der Aufstieg dieser alten Tradition in den Herzen von immer mehr Menschen von heute. Es wurde über die Jahre zu einem schönen Trend der Selbstfürsorge und der spirituellen Ausrichtung, die Tage »zwischen den Jahren« zu feiern.
Das wachsende Interesse an den Rauhnächten in unserer heutigen Zeit ist letztlich gar nicht so verwunderlich, bieten sie uns doch eine ganze Menge von dem, was wir im Alltag nur zu selten haben: Auszeit, Mußezeit, die Möglichkeit, zu regenerieren, Altes abzuschließen und Neues vorzubereiten, und nicht zuletzt einen Hauch Magie. Sie machen das Leben nicht nur spannender, sondern schenken uns auch Bewusstheit darüber, dass unser Dasein ganz wundervoll in etwas Höheres und großes Ganzes eingebettet ist. Die Rauhnächte sind eine Zeit, die aus dem Gewöhnlichen herausfallen. Diese alljährlich wiederkehrende Phase ist wie ein Atemholen, ein Innehalten und eine Gelegenheit, sich neu auszurichten.
Das vorliegende Buch legt den Fokus auf die Rauhnächte als Quelle der Ruhe und Kraft. Denn beides, das galt vor zehn Jahren und das gilt wohl noch deutlicher heute, brauchen wir ganz dringend. Deshalb haben wir den Text um einige Impulse im Hinblick auf Gleichgewicht, Geborgenheit und Stille erweitert. Und wir möchten mit dir noch etwas intensiver der Frage nachgehen, was dein Herz will – für die Rauhnächte und darüber hinaus. Nutze von diesen Anregungen gern alles, was für dich verlockend und hilfreich klingt.
Das Kernstück dieses Buches bilden weiterhin zwölf Fantasiereisen – eine für jede Rauhnacht. Sie machen dieses Büchlein zu einem ungemein kraftvollen Begleiter durch diese außergewöhnliche Zeit. Sie lassen dich in die wertvollen Qualitäten der einzelnen Rauhnächte so tief eintauchen, dass dir diese Gaben dann das ganze Jahr über zur Verfügung stehen.
Wir freuen uns sehr, dass wir dich mit der aktualisierten Ausgabe dieses Buches ein weiteres Mal – oder vielleicht zum ersten Mal – durch die Zeit »zwischen den Jahren« begleiten dürfen. Wir können dir nur ans Herz legen: Nutze die Chance, diese Phase als Quelle der Ruhe und Kraft für dich zu zelebrieren. Das kommende Jahr dürfte dann umso leichter und kraftvoller werden. Wir wünschen es dir – und uns allen – von Herzen!
Vera Griebert-Schröder und Franziska Muri 2024
Es gibt eine Zeit im Jahr, in der du innehalten, zur Ruhe kommen, dich besinnen und neu auftanken kannst. Selbst wenn du weiter deiner geregelten Arbeit nachgehst und deine Familie versorgst – die Zeit »zwischen den Jahren« ist anders.
Wenn man in unserer globalisierten und unruhig gewordenen Welt überhaupt noch davon sprechen kann, dann jetzt: Alle Räder stehen still – oder drehen sich zumindest gemächlicher. Viele Betriebe halten Pause, viele Menschen sind »untergetaucht«, und das wird in einer Weise akzeptiert, wie es das sonst kaum noch gibt. Genau dieses kleine, aber wesentliche Schlupfloch für Regeneration und Durchatmen, Muße und Spiel, Innenschau und Neuorientierung lässt sich noch viel bewusster nutzen, als die meisten von uns das bisher tun. Denn wir können es so ausbauen, dass es uns neuen Schwung und kraftvolle Freude bis weit in das neue Jahr hinein gibt. Genau dazu möchte dich dieses Büchlein anregen.
Mittlerweile gibt es bereits einiges an Literatur zur Tradition und zu den Bräuchen der Rauhnächte. Auch wir haben 2012 bereits das Buch Vom Zauber der Rauhnächte veröffentlicht, in dem du das Wesentliche über die Tradition, die alten Bräuche und ihre moderne Deutung erfahren kannst, außerdem jede Menge Anregungen zur Gestaltung einer in bester Weise besinnlichen Zeit. Mit dem Buch, das du jetzt in deinen Händen hältst, nähern wir uns den Rauhnächten noch einmal von einer anderen Seite. Wir legen den Fokus ganz darauf, wie wir überwiegend von Zeitnot und Hast geplagten Menschen aus diesen zwölf Tagen und Nächten eine wirkliche Auszeit machen können. In dieser Zeit steigen wir aber nicht etwa aus, sondern eher ein: in die Wünsche unserer Herzen, die Sehnsucht unserer Seele und in unsere ureigene Kraft. Dazu haben wir insbesondere zwölf Fantasiereisen entwickelt, die dich durch die zwölf Nächte und durch das kommende Jahr begleiten wollen.
Dieses Buch möchte dir ein freundlicher Begleiter durch die Zeit von Weihnachten bis zum 6. Januar sein. Wir möchten dir gern bewusst machen, wie wertvoll diese zwölf Rauhnächte für dein Leben sein können, und dir ans Herz legen, sie auf deine ganz persönliche Weise zu nutzen. Uns macht das Thema Rauhnächte sehr viel Freude. Wir sehen diese Zeit als eine enorme Chance an, sich mal aus dem Trubel zurückzunehmen und sich ganz auf das zu besinnen, was einem wirklich wichtig ist. Und so wünschen wir uns, dass sich diese Freude auch auf dich überträgt, wenn du dieses Büchlein liest und für dich und deine Lieben ganz individuell entspannende, Geist und Seele erfrischende und für dein ganzes Leben segensreiche Rauhnächte gestaltest.
Vera Griebert-Schröder und Franziska Muri
»Zwischen den Jahren« – dieser Ausdruck bringt genau auf den Punkt, was das Besondere an den Rauhnächten ist: Sie gehören weder zum alten noch zum neuen Jahr, sondern siedeln sich irgendwo dazwischen an. Im Niemandsland. In der Niemalszeit. Und genau dort gelten auch ganz andere Gesetze als in den gewöhnlichen Regionen des Kalenders.
Am 21. Dezember ist der dunkelste Tag des Jahres. Wintersonnenwende. Dieser Tag leitet damit zugleich auch die Geburt des Lichts ein, das ab dem folgenden Tag für ein halbes Jahr beständig an Kraft zulegt. Immer länger wird es wieder hell sein, bevor die Sommersonnenwende den Prozess erneut umkehrt.
Zugleich läutet dieser 21. Dezember die dunkelste Zeit des Jahres ein. Noch ist vom Hellerwerden nichts zu spüren, die Natur und auch die Menschen ziehen sich vielmehr in ihr Inneres zurück – in ihre Häuser und in ihre Herzen, wo sie einen Funken des Lichts bewahren, das von der Hoffnung auf das Neue kündet. Innenschau, Gebet, Meditation ebenso wie gemütliches Beisammensein und Geschichtenerzählen sind seit alters das, was diese Zeit erfüllt.
Im Christentum verlagerte man die Neugeburt des Lichts auf den 24. Dezember und auf die Geburt Jesu als denjenigen, der das Licht zu den Gläubigen bringt. So beginnen auch die Rauhnächte, die traditionell überwiegend im christlich geprägten Alpenraum begangen werden, an diesem Heiligen Abend. Die zwölf Nächte von der Heiligen Nacht bis hin zum Morgen des 6. Januar, Tag der Heiligen Drei Könige, werden als Rauhnächte gezählt.
Manche rechnen die Nächte von der Abend- bis zur Morgendämmerung. Wir hier zählen kalendarisch, das heißt, die erste Rauhnacht beginnt um Mitternacht mit dem 25. Dezember und endet 24 Stunden später wieder um Mitternacht, wenn der 26. Dezember und die zweite Rauhnacht beginnen. Der Sieg des Lichts wird dann um Mitternacht mit dem Beginn des 6. Januar gefeiert. Danach fängt wieder das Alltägliche an, das ganz normale Leben in all seiner bunten Vielfalt.
Einige beginnen »ihre« Rauhnächte bereits mit dem 21. Dezember und beenden sie dann entsprechend früher. Es gibt unterschiedliche Zählweisen, um auf zwölf Nächte zu kommen. Du kannst hier so variieren, wie es für dich stimmig ist.
Dass es diese Zeit außerhalb der Zeit gibt, wird oft damit begründet, dass sich irgendwann in der Geschichte der alte Mond- und der jüngere Sonnenkalender begegneten. Mit beiden allein lässt sich leben, aber treffen sie aufeinander, wird deutlich, dass in ihnen das Jahr unterschiedlich lang ist. Um diese Lücke auszugleichen, vereinbarte man »Aus-Zeiten« – etwa Karneval oder eben die Rauhnächte. In diesen Zeiten ist nichts so wie sonst. Es gelten andere Regeln. In den Rauhnächten spürte man etwas ganz Besonderes: Die Tore zur Anderswelt, zur Welt der Geister und Götter, der Mythenwesen und Sagenkräfte öffneten sich weit und entließen ihre Bewohner auf die Erde. Dort herrschten dann nicht nur Dunkelheit und eisige Kälte, sondern auch unheimliche Kräfte, die die Herzen der Menschen prüften. Frau Holle schaute auf die Ordnung und belohnte und bestrafte wie im Märchen. Die Wilde Jagd, angeführt von Gott Wotan, fegte übers Land und suchte nach verlorenen Seelen. Mit Trompetenschall, dem Gekläff und Geheul wilder Tiere und furchterregendem Sturmgebraus ängstigte sie viele Menschen. Die zogen sich in ihre Behausungen zurück und konzentrierten sich auf das Licht, das bald wieder erstarken würde.
Aber auch all die freundlich-wohlmeinenden Kräfte waren unterwegs und standen den Menschen mit Rat und Hilfe zur Seite. So verwundert es nicht, dass die Rauhnächte seit alters eine Zeit sind, die zum Orakeln und zur Zukunftsschau einlädt. Man nahm ganz bewusst mit den Energien außerhalb des Alltäglichen Kontakt auf, um sich über das weitere Leben zu orientieren und persönliche Fragen und Anliegen zu klären.
Über die Zeit entstanden aus dem alten Wissen um die Jahreszyklen und die mythologischen Weisheiten viele Bräuche um die Zeit zwischen den Jahren. Da sind beispielsweise die Perchtenmasken, schaurige Larven, die in dieser Zeit insbesondere bei Umzügen getragen werden und den Leuten einen gehörigen Schrecken einjagen. Vor allem aber sollen sie dunkle Kräfte und »böse Geister« in die Flucht schlagen.
Andere Bräuche betreffen das persönliche Verhalten: So sollte während dieser zwölf Tage und Nächte keine Wäsche gewaschen und keine sonstige Arbeit verrichtet werden. Allerdings sollte zuvor alles in Ordnung gebracht werden, damit das alte Jahr in Frieden gehen konnte. Bei wem sie Unordnung vorfand, den bestrafte die ebenfalls umherziehende Frau Holle.
Während die Räder stillstehen sollten, war Zeit für besinnliches Beisammensein. Der Jahreszeit entsprechend gab es draußen für die traditionell überwiegend ländliche Bevölkerung ja auch tatsächlich kaum etwas zu tun. So saß man beisammen, erzählte sich Geschichten, ruhte sich vom anstrengenden Jahr aus und versuchte, den geistigen Sphären ein paar Informationen über das kommende Jahr abzulauschen. Viele Orakelbräuche gehören in diese Zeit. Mit ihnen versuchten junge Mädchen, das Gesicht oder den Namen des zukünftigen Liebsten herauszufinden, Frauen ging es häufig um Fragen zu anstehenden Schwangerschaften und Geburten und den Bauern allgemein um das Wohl von Familie, Vieh und Ernte. Bis heute orakeln wir in den Rauhnächten. Es ist eines der hervorstechendsten Merkmale dieser Zeit – und unsere Fragen an die höheren Mächte unterscheiden sich von den früheren letztlich nur graduell.
Gemächlich Tag um Tag in der Wohnstube beisammensitzen, dem Wind draußen oder den Geschichten des Großvaters lauschen und geduldig auf den Neuanfang im Licht warten – das passt nicht mehr in unsere Zeit. Bei uns ticken die Uhren schneller, die Erlebnisdichte ist um ein Vielfaches höher als vor 100 oder 300 Jahren. Wir heute haben unendlich viele Möglichkeiten, unser Leben zu gestalten. Es wird zugleich viel von uns gefordert, und nicht selten fühlen wir uns wie Gejagte. Viele Möglichkeiten, das heißt nämlich auch: viel Verantwortung. Viel erleben, viel haben, viel reisen können, das heißt meist auch: viel leisten, viel organisieren, viel bedenken.
In diesem Spannungsfeld tut es gut, sich an die alten Zeiten anzulehnen und sie auf moderne Weise neu zu beleben. Die Rauhnächte bieten uns die Chance auf ein paar Tage, an denen wir zwischendurch mal stehen bleiben, innehalten und unser Leben neu betrachten. Sie erlauben uns, uns zurückzulehnen, Abstand zum Alltag zu bekommen und unser Sein auf der Erde wieder einmal von Herzen zu genießen, indem wir all das neu entdecken, was uns Freude macht: sich auf einem Spaziergang vom Wind durchpusten lassen und sich anschließend in einem Café oder in der Badewanne bei Kerzenschein wieder aufwärmen, mit der Familie backen und spielen, einfach nur auf dem Sofa sitzen und dem eigenen Atem lauschen, während vielleicht die Katze auf unserem Schoß schnurrt. So viel Einfaches und zugleich Schönes ist in dieser Zeit »außerhalb der Zeit« möglich.
Natürlich bewegt sich unser Alltag weiter, wir sind auch über die zwei Wochen um den Jahreswechsel eingespannt und gefordert. Und doch geben Natur und sogar auch Gesellschaft jetzt eine andere Schwingung vor, der wir folgen können: eine ruhigere, gelassenere, gemütlichere. Wenn wir sie nutzen, haben wir sogar die Chance, die Weichen, auf denen unser Lebensfahrzeug rollt, ein wenig nachzujustieren.