Die Rettung der Welt - Martin Welsch - E-Book

Die Rettung der Welt E-Book

Martin Welsch

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Beschreibung

Die Natur ist aus dem Fugen geraten. Rücksichtslos droht sich das Waldgebiet aus und benötigt dabei immer mehr an Wasser. Der Lebensraum der Sandmenschen schwindet zusehends. Ein ganzes Volk droht zu verdursten. Die Rettung kann nur ein Allbewahrer bringen.

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Inhaltsverzeichnis

Prolog

Gefährliche Wege

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Durst - Tod

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Am Berg Dahn

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Kapitel 49

Neubeginn

Kapitel 50

Kapitel 51

Kapitel 52

Kapitel 53

Die Buhlbaumrollen

Die erste Botschaft

Der Urbaum

Die Gamschkriecher

Die Abenteuer von Harth

Der Untergang des Krahnvolkes

Die große Feuersbrunst von Jorcha

Der versiegende Brunnen

Gordo und Bora

Prolog

Die weise Frau stand trotz ihres nun doch schon recht fortgeschriebenen Alters stolz und aufrecht im Kreis der versammelten Gilde. Nacheinander betrachtete sie die anwesenden Seherinnen. Die Frauen der Gilde erwarteten Antworten von ihr. Der Blick der weisen Frau wanderte nach oben in den Nachthimmel und musterte nachdenklich die beiden Monde. Noch blieb ihnen etwas Zeit. Krooh und Sandull zogen wie seit Urzeiten gemeinsam durch die Nacht. Der große Mond ruhig und langsam, sein kleiner Begleiter dafür umso schneller und scheinbar ruhelos.

Nach einer Weile breitete die weise Frau langsam ihre Arme aus und sprach mit fester lauter Stimme, „meine Schwestern, ihr habt die Zeichen gesehen. Es droht der Untergang des Waldlandes. Noch können wir etwas dagegen tun. Ich habe die Buhlbaumrollen zu Rate gezogen. In Zeiten wie diesen empfehlen uns die alten Aufzeichnungen die Wahl eines Allbewahrers. Eines Mannes, der alle Völker und Stämme unter seine Obhut nimmt und die Klugheit und vor allem die Kraft hat das Waldland und seine Menschen zu retten. Wir werden deshalb sehr klug wählen müssen.“ Die weise Frau schwieg und ließ ihre Worte nachwirken. Selbstverständlich hätten sich die Gildemitglieder untereinander auch lautlos, lediglich mit ihren Gedankenlauten unterhalten können. Aber die weise Frau wusste um die Wirkung von laut ausgesprochenen Worten.

„Meine Schwestern, seit ihr damit einverstanden das Wohl des Waldlandes einem Allbewahrer anzuvertrauen?“ Sämtliche Anwesenden hoben ihre rechte Hand. Die weise Frau lächelte traurig, „ich weiß, wie schwer euch diese Zustimmung fällt. Schließlich bestimmt die Gilde der Seherinnen über das Wohl des Waldlandes und seiner Menschen. Wir lenken seit Urzeiten klug und milde die Menschen. Wenn es die Situation erfordert, auch bestimmend, die uns anvertrauten Völker. Frieden und Glück herrscht in den Wäldern, seit die Gilde der Seherinnen ihre Bestimmtheit gefunden hat.“

Eine Weile schwieg die weise Frau, dann lächelte sie freundlich und klatschte auffordernd in ihre Hände: „Geht nun zu den Waldmenschen. Die Völker und Stämme sollen ihre besten Männer zu uns senden, damit wir eine gute Wahl treffen können. Der Allbewahrer hat eine große Aufgabe zu erfüllen. – Meine Schwestern: achtet auf die Zeichen! Uns bleibt leider nicht mehr viel Zeit.“

Die alte Frau wartete, bis sie wieder allein in ihrem Hain war. Müde lehnte sie sich gegen die abgewetzte Lehne einer Holzbank. Sie fühlte sich so unglaublich müde und spürte, dass es an der Zeit war ihre Nachfolge zu regeln. Das würde dann in den kommenden Tagen ihre nächste und letzte Aufgabe sein …

Gefährliche Wege

1

Nachdenklich blickte Bora auf den kleinen in der Dunkelheit diffus silbern schimmernden Waldsee hinaus. Das Wasser lag ruhig und still vor ihr. Nur ganz selten, wenn ein Fisch nach Luft schnappte, bildeten sich an der Oberfläche kleine Kreise. Seit mehr als drei Tage befand sich die alte Seherin jetzt in der kleinen versteckten Höhle, die wenige Meter über dem See lag und meditierte vor sich hin. Der Grund war, dass ihr seid einiger Zeit bewusst war, welch schwerwiegende Entscheidung vor ihr lag.

Die Zeit war gekommen in der einer der Stammesmitglieder der Andus zum Wohl aller Waldmenschen die Reise zum Berg Dahn antreten musste. Die Wahl welchem Andu diese Ehre zuteilwurde lag bei der Seherin des Stammes. Nur sie konnte abwägen welcher der jungen Männer aus dem Stamm der Andus die Strapazen der Reise überleben und den geheimen Ritus auf dem Berg Dahn bestehen konnte. Es war eine sehr weitreichende Entscheidung – nicht nur über das Leben und den möglichen frühen Tod des Auserwählten, sondern für alle Andus und letzten Endes für das ganze Waldland. Selbstverständlich würden auch die anderen Ansiedlungen einen ihrer jungen Männer auf die lange Reise schicken. Natürlich konnte es am Ende nur einen Allbewahrer geben. Eine große Ehre und gleichzeitig eine unermessliche Verantwortung und schwere Last. Das zukünftige Schicksal des Waldlandes würde in den Händen des Auserwählten liegen.

Es raschelte sacht kaum wahrnehmbar im Gebüsch. Bora verzog ihr Gesicht zu einem Schmunzeln. Der Standort der Höhle und der Eingang waren streng geheim und wurden nur von Seherin zu Seherin weitergegeben. Außerdem war der Aufenthalt in der Nähe des kleinen Sees ausschließlich der Seherin vorbehalten. Bora wusste deshalb sehr genau, wer sich ihr gerade näherte. Es konnte nur Gordo sein und dieser machte wie üblich absichtlich etwas Lärm, damit sie nicht erschrak, wenn er plötzlich, wie aus dem Nichts vor ihr auftauchte. Üblicherweise schlich er sich an seine Opfer völlig lautlos an. Aber Bora war für ihn kein Opfer, ganz im Gegenteil.

Aus dem Dickicht um die Höhle löste sich plötzlich ein riesiger Schatten und Gordo landete zielsicher wenige Zentimeter neben Bora. Der gewaltige Katzenmann senkte seinen mächtigen Schädel zum Gruß und stieß Bora freudig und bedächtig mit einer seiner starken Tatzenhände an. Trotzdem verzog Bora schmerzhaft ihr Gesicht. Brackkatzen waren enorm kräftig und Gordo war ein besonders stattliches und muskulöses Exemplar.

„Hallo alter Freund“, zärtlich umarmte die alte Frau den mächtigen Schädel und drückte einen flüchtigen Kuss in den gelbgepunkteten Pelz. Bora hatte den Brack vor Jahren auf einer ihrer zahlreichen Wanderungen zufällig gefunden. Gordo lag neben seiner toten Mutter und war dem Tod näher als dem Leben gewesen. Der Körper der alten Brackkatze war übel zugerichtet gewesen und wies zahlreiche Wunden auf. In der Nähe lagen die toten Körper vieler Bründis, flinker fleischfressender Baumwesen. Diese Kletterer waren sehr feige. Sie gingen grundsätzlich nur dann zum Angriff über, wenn sie sich in der Übermacht befanden. Dass sie eine ausgewachsene Brack angegriffen hatten, konnte nur bedeuten, dass sich in der Gegend ein sehr großes Rudel herumtrieb und dass dieses starken Hunger gehabt hatte. Die über zwei Handvoll herumliegende tote Bründis bewiesen, wie tapfer die Brack gekämpft haben musste. Die rettende Flucht war ihr wegen ihres Kindes nicht möglich gewesen. Bora begriff, dass sie rasch handeln musste. Wenn die Bründis den Mut aufgebracht hatten eine Brack anzugreifen, würden sie wahrscheinlich auch nicht davor zurückschrecken es bei einer Seherin zu versuchen.

Rasch ergriff sie deshalb den kleinen Kater wickelte ihn fest in ihren Umhang und eilte davon. Bora war klar gewesen, dass sich die Bründisbande noch in der Nähe befinden musste. Die Brack war zwar tot gewesen, aber ansonsten unversehrt. Üblicherweise nagten die Kletterer ihre Opfer in kürzester Zeit bis auf die Knochen ab. Wahrscheinlich hatte Boras Auftauchen, sie für kurze Zeit verjagt. Aber sie würden auf jeden Fall zurückkehren. Zwar hatte Bora keine Angst vor den Bründis, sie konnte es mit ihnen durchaus aufnehmen. Aber mit dem kleinen Brackkater auf dem Arm wollte sie es nicht auf einen Kampf ankommen lassen. Eilig lief die Seherin deshalb in Richtung des heimatlichen Waldsees davon. Sie wurde nicht verfolgt, wahrscheinlich machten sich die Bründis sofort nach ihrem Verschwinden über den Kadaver der großen Brackkatze her.

Bora wusste, dass sie mit dem kleinen Brack auf keinen Fall in der Ansiedlung der Andus auftauchen konnte. Die Waldmenschen fürchteten sich vor den Brack. Zwar griffen diese scheuen Wesen niemals Menschen an und umgingen die Ansiedlungen weitläufig.

Es kam deshalb nur äußerst selten zu Begegnungen zwischen Menschen und Brack. Wer aber einmal ein ausgewachsenes Exemplar dieser Lebewesen gesehen hatte, mit den mächtigen Reißzähnen, den dolchartigen Klauen und den ausgeprägten Muskelpaketen hatte sofort eine kreatürliche Angst vor diesen Wesen. Dabei waren Bracks äußerst scheu und sorgfältig darauf bedacht den Waldmenschen aus dem Weg zu gehen. Diese Lebewesen waren nämlich keineswegs die blutrünstigen Monster, an die man sofort dachte, wenn man einem von ihnen begegnete, sondern standen in ihrer geistigen Entwicklung mindestens auf dem gleichen geistigen Stand wie die Waldmenschen. Mit dem Unterschied, dass ihre Art nur über eine äußerst geringe Population verfügte. Bracknachwuchs war extrem selten. Ein Zyklus, der bei ihnen eine Schwangerschaft möglich machte, trat nur ein, wenn ihre Population eine bestimmte Größe unterschritt. Bracks verfügten damit über eine strenge natürliche Geburtenkontrolle. Bora war der Meinung, dass dies nicht die schlechteste Eigenschaft war, die eine Art haben konnten. Sie selbst betrachtete oft mit Sorge, wie sich die Gemeinschaft der Waldmenschen immer weiter, ohne Rücksicht auf die vorhandenen natürlichen Gegebenheiten, ausbreitete. Irgendwann musste die Umwelt daran Schaden nehmen.

Die Seherin sah es als ihre Pflicht an sich dem kleinen Brackkater anzunehmen. Schließlich wusste sie aufgrund ihrer langen Lehrjahre zur Seherin wesentlich mehr als die anderen Waldmenschen. Ihre Vorgängerin hatte ihr so manches Geheimnis anvertraut, dass die anderen Waldmenschen niemals erfahren durften. Dazu gehörte auch, dass die Bracks ein äußerst intelligentes Volk waren und über eine moralische Einstellung verfügten, die sie sich bei den Waldmenschen manchmal auch gewünscht hätte. Außerdem war es für Bora eine Selbstverständlichkeit jedem in Not geratenen Lebewesen zu helfen. So wäre sie – etwas widerwillig - auch einem verletzten Bründi zu Hilfe gekommen.

Bora wusste, dass die Chance sehr gering war den kleinen Brackkater am Leben zu erhalten. Sie konnte mit ihm nicht in ihr Dorf gehen. Selbst ihre Autorität hätte nicht ausgereicht, um den Andus die kreatürliche Angst vor dem Brack zu nehmen. Wahrscheinlich wäre der kleine Kater irgendwann einem hinterhältigen Anschlag zum Opfer gefallen.

Der kleine Gordo, so nannte Bora ihr Findelkind, wurde von der Seherin deshalb in der geheimen Höhle aufgezogen. Am Anfang war dies mit erheblichen Mühen verbunden. Bora war Seherin der Andus, ihre Pflicht war es im Zentrum der Ansiedlung zu wohnen und über das ihr anvertraute Volk zu wachen. Der kleine Brackkater benötigte beim Heranwachsen sehr viel körperliche Nähe und Wärme. Bora verbrachte deshalb viele Nachtstunden bei ihm. Sie geriet aufgrund der Doppelbelastung für einige Sonnenumläufe an ihre körperliche Leistungsfähigkeit. Ein weiteres großes Problem war, dass Bracks Fleischfresser waren. Bora selbst bevorzugte wie die meisten Waldmenschen Pflanzenkost. Fleisch aß sie nur sehr selten. Um den Brack mit dem nötigen Fleisch zu versorgen, musste sie selbst auf die Jagd gehen. Das bedeutete für sie eine riesige Überwindung. Sie musste Lebewesen töten, um ein anderes am Sterben zu hindern. Ein großes Dilemma für die Seherin. Die in ihrer Ausbildung erlernten meditativen Versenkungen und das geheime religiöse Wissen der Seherinnen halfen ihr in diesen schwierigen Momenten sehr.

Gordo wuchs mit den Jahren zu einem prachtvollen Brackkater heran. Aus klugen Augen sah er Bora in diesem Augenblick gerade an und die Seherin wusste, dass sie allein dieser Blick für all die mühevollen Jahre die hinter ihr lagen entschädigte.

„Hallo Gordo, ich habe schon vor einigen Tagen bemerkt, dass du dich hier herumtreibst. Du hättest ruhig schon früher kommen können.“

Gordo knurrte leise und tief. Die Seherin nickte verstehend, „du störst nie Gordo, dass solltest du in der Zwischenzeit doch wissen. Deine Anwesenheit ist für mich immer eine große Freude und Bereicherung.“ Zärtlich umschlang die Waldfrau den großen Brackkater.

Es war eine seltsame Unterhaltung, welche die beiden ungleichen Wesen führten. Brackkatzen sprachen nicht viel, es strengte sie sehr an, verständliche Wörter zu bilden. Untereinander unterhielten sich in einer Sprache die aus unzähligen Knurr- und Schnurrlauten bestand, die wiederum für Waldmenschen unverständlich blieb. So verlief ein Gespräch zwischen Bora und Gordo meist etwas einseitig. Der Brackkater steuerte oft nur einige Worte bei. Trotzdem hatten die beiden ungleichen Wesen mit den Jahren eine Ebene gefunden, auf der sie sich gemeinsam austauschen konnten, ohne viele Worte zu benötigen.

Sie saßen sich jetzt gegenüber, ein Paar das nicht ungleicher hätte sein können. Die alte Seherin, ein Waldmensch und der junge Brack.

„Nun was siehst du?“, Bora lächelte, „ich weiß, die Jüngste bin ich tatsächlich nicht mehr. Aber ich habe die Ehre in den nächsten Tagen mitzuerleben, wie ein Mensch zum Allwahrer gewählt wird. Nicht viele Waldmenschen können das von sich behaupten.“

Gordo knurrte leise vor sich hin.

„Ich habe mir lange Zeit Gedanken gemacht, wen ich auf diese lange Reise senden soll“, Bora streichelte gedankenvoll über Gordos Fell, während sie nachdenklich weitersprach, „ich glaube, dass ich jetzt die richtige Wahl getroffen habe. Sie wird meinem Volk allerdings überhaupt nicht gefallen.“

2

Schwer auf seinen knorrigen Wanderstab gestützt stand Marlik da und betrachtete abwartend die zwei Monde, die wie seit Menschengedenken ihre nächtliche Wanderung über dem Waldland zurücklegten. Der mächtige Krooh zog dabei ruhig und besonnen wie immer seine Bahn. Sandull war sein schneller Begleiter, der ihn jede Nacht unzählige Male umtanzte. Alles war wie sonst und doch war alles anders. Marlik hatte die Zeichen gesehen, schließlich war er der Bewahrer der Andus. Er war dafür verantwortlich, dass die Andus die sie umgebende Natur achteten. Das Land, in dem sie lebten, war von dichtem Wald durchzogen. Dieses Meer aus Bäumen und Sträuchern bildete den Lebensraum der verschiedenen Völker. Die Menschen wurden von dieser Natur ernährt. Es gab Wildtiere, essbare und gesunde Pflanzen und vor allem Früchte im Überfluss. Die Aufgabe der Bewahrer war es für den Schutz des Waldes zu sorgen. Die natürlichen Schätze des Waldes und der Bedarf der Dorfbewohner durften nicht aus dem Gleichgewicht geraten. Die Bewahrer sorgten damit auch für das Wohl der Bewohner ihres Stammes.

Marlik nahm seine Aufgabe sehr ernst. Aber er wusste, dass es Sippen gab, bei denen die Bewahrer die alten Gesetze nicht mehr so achteten. So hatte er erfahren, dass es Sippen gab, bei denen Missachtungen gegen die Kinderzahl nicht mehr mit dem Verstoß aus der Sippe geahndet wurden. Diese Dorfgemeinschaften vergrößerten sich und griffen in den Wuchs des Waldes ein. Die Seherinnen warnten eindringlich vor den Folgen dieses Frevels. Marlik und Bora waren sich einig, wenn es um die Entwicklung der Andus ging. Die Sippe hatte sich seit Generationen nicht groß verändert, war überschaubar und das war ein guter Zustand. Niemand hungerte oder litt an Durst, es gab genug Wohnraum, es war ein gutes Leben.

Doch es zog Unheil herauf. Die Vorzeichen im letzten Jahreslauf waren deutlich gewesen. Eine große noch unbekannte Gefahr bedrohte das Waldland. Ganz Pallus, die Weltenkugel, auf der sie lebten, schien betroffen. Eine andere Auslegung war nicht möglich. Es war genauso wie es in den mündlichen Überlieferungen der Ahnen beschrieben war. Nur noch ein Zeichen fehlte, das Entscheidende. Wenn auch dieses eintraf, war es höchste Zeit zu handeln. Wobei die Mittel, welche die Bewohner von Andus einsetzen konnten, äußerst beschränkt waren.

Die Zeichen waren eindeutig gewesen: Die strenge Winterkälte war schon zum zweiten Mal ausgeblieben. In der Folge fehlten die tauenden Schneeberge und die Überschwemmung der Flussauen blieb aus. Den dort lebenden Fruchtbäumen fehlten deshalb die Nässe und Feuchtigkeit. Die Bäume hatten in Folge nicht mehr genügend Kraft, um Früchte zu tragen. Die Frühlingswinde waren unglaublich stürmisch gewesen. Die jährliche Blüte der Belftbäume, ein Zeichen für den Wechsel der Jahreszeiten, war ausgefallen. Die Krothvögel waren nicht aus ihrem Winterquartier gekommen. Die Nüsse des Krohpusstrauches waren zwar zahlreich, aber viel zu winzig ausgefallen. Die Ernte war sehr mühsam und lohnte sich kaum … und das Unbegreiflichste: Es hatte in den warmen Monaten keinen einzigen menschlichen Nachwuchs bei den Andus gegeben. Es schien so, als wären die Mädchen und Frauen nicht mehr in der Lage die männliche Frucht auszutragen. Nicht mal die bejahrtesten Greisinnen des Stammes konnten sich erinnern, dass so etwas jemals der Fall gewesen war. Bora hatte auf einer Versammlung des Rates lächelnd eingeworfen, dass immer zwei dazugehörten, damit es Nachwuchs bei den Waldmenschen gab. Vielleicht hatte die Frucht der Männer nicht genügend Kraft, um im Leib der Frauen zu wachsen. Marlik hatte darüber nachgedacht, er hielt die Seherin nämlich für sehr klug und weise. Nicht umsonst war sie auch die erste im Rat. Aber eine solche Behauptung schien ihm dann doch unsinnig zu sein. Wieso sollte die männliche Frucht nicht ausreichend Kraft haben? Es konnte nur an den Frauen liegen. Alles andere schien ihm widersinnig und unnatürlich zu sein.

Ruhig wartete der Bewahrer auf das letzte Zeichen. Die letzten Nächte hatte er bereits geduldig auf diesem Hügel verbracht. Er war sich sicher, dass zum jetzigen Zeitpunkt auch die anderen Bewahrer des Waldlandes auf einer Anhöhe standen und die zwei Monde genau betrachten würden. Noch konnte es sich alles um einen großen Zufall handeln. Aber daran glaubte Marlik nicht.

Plötzlich begann Sandull stehen zu bleiben! Genau in der Mitte von Kroohs großer hell leuchtender Kugel verharrte er. Unwillkürlich duckte sich Marlik, aus Angst der kleine Mond könnte vom Himmel fallen. Fast gleichzeitig fing der Boden unter Marliks Füßen zu beben an. Die Geschichten der Vorfahren, die man sich an den abendlichen Feuern erzählten, stimmten also! Alle Welten waren miteinander verbunden! Wenn die Bahn der nächtlichen Begleiter gestört war, wirkte sich das auch auf die anderen Welten aus. Marlik wusste nicht, wie er sich die Verbindung zwischen den riesigen Himmelskörpern vorstellen sollte. Aber im gleichen Augenblick als Sandull stehen geblieben war, hatte er bemerkt wie Pallus gebebt hatte. Vielleicht waren die großen Kugeln mit für die Menschen unsichtbaren Bändern verbunden? Das würde erklären, warum die unnatürlichen Bewegungen von Sandull auch auf Pallus spürbar waren. Sandull ruckte einige Male hin und her, als sei er unsicher was zu tun wäre, dann setzte er seine Bahn fort als wäre nichts geschehen.

Marlik atmete tief aus und drehte sich um, er hatte genügend gesehen. Es wurde Zeit! So schnell er konnte rannte er ins Dorf zurück. Dort angekommen eilte er sofort zu dem freien Platz der kreisförmig um die Wohnhütten der Andus angelegt worden war, nahm mit zittrigen Fingern das reichverzierte Krohnhorn von seinem Haken und blies dreimal so fest er konnte hinein. Der durchdringende tiefe vibrierende Ton breitete sich in der kleinen Ansiedlung aus. Marlik wusste, dass er eigentlich zuerst die Seherin hätte informieren müssen, aber Bora war vor einigen Tagen zu einer ihren Meditationen in den Wald aufgebrochen. Niemand wusste, wann sie wieder zurückkehren würde. Es blieb keine Zeit, die Andus mussten jetzt erfahren, was er gesehen hatte! Bora würde ihre Entscheidung schon noch rechtzeitig bekanntgeben. Sie hatte selbstverständlich das letzte Wort.

Marlik hängte das Krohnhorn an seinen Platz zurück und stellte sich abwartend in die Mitte des freien Platzes. Aus allen Richtungen strömten die Bewohner von Andus heran. Neugierig sahen sie Marlik an. Es kam nicht oft vor, dass der Bewahrer sie zusammenrief. Es musste sich also um etwas sehr Wichtiges handeln.

„Setzt euch“, Marlik deutete mit seiner freien Hand auf den Boden. Als alle Andus platzgenommen hatten hob der Bewahrer seinen Stab und rief mit lauter Stimme, „die Zeichen der Bestimmung sind eindeutig. Ihr selbst habt in den letzten Tagen darüber gesprochen. Schließlich habt ihr sie alle gesehen und gespürt. Nur noch eines der Zeichen fehlte.“ Der Bewahrer schwieg und ließ seine Worte auf die Andus einwirken. „Heute Nacht stand ich auf dem Welphügel.“ Marlik deutete in die Richtung, aus der er gekommen war. „Krooh hat wie immer die Nacht über nicht geschlafen. Er hat wie üblich ruhig seine Runden gedreht. Sandull hat ihn umtanzt und ist dann … stehengeblieben. Der Boden unter meinen Füßen hat zu gleicher Zeit gebebt. Ihr wisst, was das bedeutet?“

Ein Raunen ging durch die Anwesenden. „Eine große Veränderung steht bevor“, Marlik sprach weiter, „großes Leid droht den Waldmenschen. Ihr alle kennt die Offenbarung unserer Ahnen? Nach diesem letzten Zeichen soll sich aus jedem Volk der hoffnungsvollste Jungmann auf die Reise machen. Unserer Welt droht eine große Gefahr, der wir nur begegnen können, wenn sich alle Völker des Waldes unter einem starken, mächtigen und klugen Anführer versammeln.“ Marlik hob seinen Stab und zeigte mit diesem nach Norden. „Dort – in Richtung Sonnenaufgang liegt viele Tagesmärsche entfernt der heilige Berg Dahn. Auf der Hochebene seines Gipfels wird nach Ankunft der Kandidaten die Auswahl getroffen und die Inkarnation stattfinden. Nur einem aus allen Völkern wird die Ehre zuteil Allbewahrer zu werden. Es wurde uns überliefert, dass dieser Allbewahrer das Waldland schützen wird. Es gibt nur einen einzigen Tag, an dem die Wahl möglich ist. Am Morgen nach Phandus, des Tages des großen Waldfestes, bescheinen unseren beiden Sonnen Tham und Rham gleichzeitig eine heilige Stelle auf dem Berg Dhan. Im Zentrum der zusammentreffenden Sonnenstrahlen wird der neue Allbewahrer, wenn er denn für würdig empfunden wird, die Kraft empfangen die notwendig ist, um das Waldland und all seine Sippen zu beschützen.“

„Wer wird der Auserwählte sein?“, Kraith ein großer muskulöser Mann war aufgesprungen und blickte herausfordernd in die Runde. „Ich denke, dass es der stärkste und mutigste Mann unserer Gemeinschaft werden sollte.“

„Du sprichst von dir Kraith?“, eine alte brüchige zittrige Stimme erschall. Sofort drehten sich alle Versammelten um. Bora kam langsam näher. Die alte Seherin brauchte einige Zeit, bis sie neben Marlik stand. Die beiden nickten sich respektvoll zu. „Entschuldige Bora, dass ich die Versammlung ohne deine Zustimmung einberufen habe. Mir war nicht bekannt, dass du schon wieder zurück bist. Ich wollte lediglich keine Zeit verlieren. Selbstverständlich obliegt dir ...“

Die alte Frau winkte ab. Sie musterte die Versammlung, nahm ihren krummen Wanderstab und zeigte mit diesem auf Kraith. „Ich habe dich vorhin etwas gefragt junger Mann.“ Ihre Stimme klang jetzt laut und deutlich über den Platz. Bei den Worten junger Mann verzog Bora etwas abfällig ihr Gesicht. „Möchtest du der Seherin denn nicht antworten?“

„Entschuldige Bora“, antwortete der Angesprochene hastig, „ich wollte deiner Entscheidung selbstverständlich nicht vorgreifen.“ Kraith verbeugte sich hastig und setzte sich wieder hin.

„Bringt mir meinen Stuhl“, Bora wandte sich an die in der Nähe sitzenden Männer. Rasch standen einige von ihnen auf und eilten zur Hütte der Seherin. Sie kamen mit einem reichverzierten Stuhl aus Buhlholz zurück. Ächzend setzte sich Bora. Beide Hände von ihr umklammerten den Wanderstab. „Auch ich habe selbstverständlich die Vorzeichen gesehen. Aus diesem Grund habe ich mich vor einigen Tagen in die Einsamkeit unserer Wälder zurückgezogen. Ich brauchte Zeit für mich, um abzuwägen. Denn ich weiß, dass die Entscheidung, welcher unserer Männer sich auf die lange Reise machen wird, sehr gut überlegt sein muss“, mit zusammengekniffenen Augen blickte sie die Versammelten an, „es geht hier nämlich nicht um einen Wettstreit zwischen den einzelnen Völkern. Einem eurer kindlichen Wettkämpfe zwischen Heranwachsenden. Nein“, mahnend hob die alte Frau eine ihrer Hände, „es geht um den Fortbestand aller Lebewesen unseres Waldes, auch um die weiten Gebiete außerhalb unseres Lebensraums. Ganz Pallus ist bedroht. Deshalb ist die Auswahl sehr genau abzuwägen. Ich denke, dass ich eine gute Wahl getroffen habe.“

Bora schloss ihre Augen und schwieg. Alle Anwesenden starrten sie erwartungsvoll an und warteten bis sie den Namen des Auserwählten nennen würde. Schließlich öffnete die Seherin wieder ihre Augen, nahm ihren Wanderstab und zeigte damit auf einen schmächtigen jungen Mann. „Unser Volk wird von Lordi vertreten werden.“

Marlik erstarrte. Diese Entscheidung würde ihm Bora erklären müssen. Er zweifelte nicht an ihren guten Beweggründen … aber warum ausgerechnet Lordi?

„Das ist ein Witz!“, wütend war Kraith erneut aufgesprungen. „Das ist keine gute Wahl Bora. Lordi ist schwach und …“

„Wage es nicht, dein Wort gegen die Seherin zu erheben!“, Bora richtete sich auf. Es erstaunte alle wie behände die alte Frau sein konnte. Jetzt donnerte ihre Stimme so kraftvoll und mächtig über den Platz, dass einige der Anwesenden unwillkürlich zurückwichen. Kinder drängten sich ängstlich an ihre Eltern. Die Augen der alten Frau hatten sich auf das doppelte ihrer normalen Größe ausgedehnt. Sie leuchteten gelb und gefährlich. „Weißt du junger Wicht eigentlich welche Aufgaben auf den zukünftige Allwahrer warten? Glaubst du wirklich, dass es nur die rohe Kraft sein wird. Du hast überhaupt keine Ahnung – Walur! Wenn du eines Tages erfahren wirst, was der Allbewahrer auf sich nehmen muss, wirst du mir dankbar sein.“ Kraith errötete vor Zorn, nachdem ihn Bora mit dem kriechenden blinden Erdbewohner verglichen hatte. Er bemerkte die Blicke der Anwesenden auf sich und senkte beschämt seinen Kopf. Widerworte gegen die Seherin waren eine große Unhöflichkeit und zeigten von Unreife. Mühsam beherrscht drehte Kraith sich um und ging in Richtung seiner Hütte davon.

Bora zeigte mit ihrem Stab auf Lordi, „und du kommst jetzt mit mir.“ Zitternd stand der schmächtige junge Mann auf. Fast schon entschuldigend wandte er sich an die um ihn herumsitzenden Stammesmitglieder. „Ich …“, stotterte er, „es tut mir leid, ich wollte das nicht.“ Als er die skeptischen und teilweise zweifelnden bis spöttischen Blicke der übrigen Männer sah, verstummte er. Alles, was er hätte sagen können, würde momentan sicher nicht zu seinen Gunsten ausgelegt werden. Mit gesenktem Kopf schritt er unbeholfen neben Marlik her. Die beiden folgten der Seherin, die sich langsam in Richtung auf ihre Hütte zu bewegte.

Marlik war tief in seine Gedanken versunken. Er versuchte die Wahl von Bora zu verstehen. Sie bliebt ihm aber unverständlich. Als sie in der Hütte waren, deutete Bora auf den mit Decken ausgelegten Boden. „Setzt euch.“ Dann verließ sie nochmals kurz die Hütte und sah sich um. Die Andus waren von Natur aus sehr neugierig. Die Seherin wollte sichergehen, dass sie von ihnen nicht belauscht wurden. Zurück in ihrer Behausung setzte sie sich zu den beiden Männern und musterte sie. Bora holte tief Luft, bevor sie zu sprechen begann. „Ich bin in der geheimen Höhle der Seherinnen tief in mich gegangen und habe versucht einen Blick auf die Bilder zu werfen die vor uns liegen. Die Gefahr, die auf uns zukommt, kann ich nicht beschreiben. Aber ich habe während meiner Trance begriffen, dass wir für die Person des Allbewahrers jemanden aussuchen müssen, der über Klugheit, Zähigkeit, Ausdauer, aber auch Güte, Verständnis und Mitleid verfügt. Rohe Kraft wird uns in diesem Fall nicht weiterbringen. Lordi, falls die Wahl des Allbewahrers auf dich fällt, bin ich überzeugt davon, dass du deine zukünftige Macht zum Wohl des Waldes einsetzen wirst. Das ist es nämlich was zählt: Das Wohl der Gemeinschaft, nicht die einer kleinen Sippe oder gar die persönliche Macht. Glaub mir, ich bin überzeugt davon, dass du die beste Wahl bist.“

„Ich möchte das nicht Bora“, der junge Mann schüttelte bedrückt seinen Kopf.

„Ich weiß Lordi, aber du hast diesmal leider keine andere Wahl“, Bora lächelte und berührte zärtlich die Wange des Mannes. „Diesmal kannst du nicht davonlaufen und abwarten, bis die Gefahr vorbei ist. Du musst etwas mehr Vertrauen in deine eigenen Fähigkeiten haben Lordi. Außerdem wirst du nicht allein reisen. Begleiten werden dich Klora und Kraith.“

Nachdem Lordi die Hütte verlassen hatte, blickte Bora Marlik an. „Keine Angst Bewahrer, ich werde den drei folgen und versuchen sie zu beschützen.“

Marlik musterte die Seherin neugierig, „warum nimmst du die Last einer solchen langen Reise auf dich Bora?“ „Es ist mir wichtig, dass Lordi unbeschadet ans Ziel kommt. Unser aller Wohl hängt davon ab. Die Zukunft des Waldlandes ist in großer Gefahr. Vielleicht sind wir eine der letzten Generationen von Waldmenschen, die hier gelebt haben. Und Marlik“, Bora lächelte verschmitzt, „glaub mir, ich sehe älter aus als mein Körper ist. Ich habe noch genügend Kraft in mir, um tätig zu werden.“ Marlik nickte verständnisvoll, „beantwortest du mir auch, warum du Klora und Kraith als Begleiter ausgesucht hast?“

„Der Bewahrer ist heute wieder sehr neugierig“, Bora lächelte müde, „Klora wird meine Nachfolgerin werden. Sie kann ihre Ausbildung während der langen Reise fortsetzen. Kraith … ist sicher der Mutigste und Stärkste unter uns. Ich hoffe es nicht, aber vielleicht werden die drei gerade diese Tugenden auf der Reise benötigen. Ich selbst komme ganz gut zurecht.“

Marlik lächelte verständnisvoll, „nun ich denke, so ganz wehrlos wirst du auf deiner Reise nicht sein. Dein Katzenmann wird dir sicherlich folgen.“

Erschrocken fuhr Borla hoch, „was weißt du von ...?“ Marlik winkte ab, „wir Bewahrer sind zwar nicht so mächtig wie die Seherinnen Bora, aber auch wir haben unsere Möglichkeiten.“ Lächelnd verließ Marlik Boras Hütte, er war mit sich zufrieden. Es kam äußerst selten vor, dass die Seherin sprachlos war.

3

Lordi, Kraith und Klora brachen bereits in der Morgendämmerung auf. Marlik begleitete sie bis zum Kohrbach. Das war eine natürliche Grenze der Andussiedlung in Richtung zum Berg Dahn. Marlik führte sie zu dem Pfad, den sie für die nächsten Tage einschlagen sollten und kehrte dann, nach dem er ihnen noch einige gutgemeinte Ratschläge gegeben hatte, zurück. Er hatte allerdings kein gutes Gefühl dabei die drei jungen Andus allein auf eine solche Reise zu lassen. Aber Bora hatte sicher recht: Irgendwann war es Zeit erwachsen zu werden. Und es gab keinen besseren Zeitpunkt als jetzt.

Es war bereits gegen Abend, als Marlik wieder in die Nähe der Andussiedlung kam. Der Bewahrer hing seinen Gedanken nach, als er Bora entdeckte, die ihm langsam entgegenkam. Sie trug lediglich einen Wasserschlauch, den sie sich um die Schultern gehängt hatte. Sie nickte ihm freundlich zu, „ich werde den drei jetzt folgen.“

„Warum bist du nicht gleich mit ihnen gegangen? Du holst sie doch niemals mehr ein.“ Marlik wollte nicht unhöflich gegenüber Bora sein. Aber deren hohes Alter hatte zwangsläufig zur Folge, dass sie wesentlich langsamer vorankam als die drei und zusätzlich sicherlich immer wieder Ruhepausen benötigte.

Die Seherin lächelte versonnen, „die drei müssen ihren Weg allein gehen. Sie müssen lernen selbständig zu handeln und gemeinsam Entscheidungen zu treffen. Außerdem kommt es mir nicht auf das Einholen an Marlik. Ich muss nur rechtzeitig bei den drei sein, falls ich benötigt werde.“

Marlik nickte, der Bewahrer wusste, dass er der Seherin keine stichhaltigen Argumente liefern konnte. Vorsichtig blickte er sich um, „ist … er in der Nähe?“

Bora lächelte, „ich bin gut beschützt Marlik, wenn du das wissen willst und jetzt kehre bitte zu den Andus zurück. Einer von uns muss auf das Dorf aufpassen. Ich kümmere mich darum, dass das Waldland einen Allbewahrer bekommt, der es wirksam schützen wird.“

„Glaubst du eigentlich wirklich, dass Lordi die Prüfungen überhaupt bestehen kann?“, Marlik blickte Bora zweifelnd an.

Die Seherin nickte lächelnd, drehte sich um und schritt ohne weitere Worte tiefer in den Wald hinein.