Die Riesen kommen! - Herbert George Wells - E-Book

Die Riesen kommen! E-Book

Herbert George Wells

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Beschreibung

Die Gefahren der Gentechnik im Gewand des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Die Forscher Bensington und Redwoods wollen die drohenden Ernährungsproblem der Welt bekämpfen. Ihr Idee: Ein Wachstumsmittel soll die Nahrung überproportional vergrößern. Zunächst stellt sich auch der gewünschte Erfolg ein. Doch dann fressen Tiere von den manipulierten Pflanzen beginnen auch zu wachsen. Ratten und Wespen werden so zu gefährlichen Ungeheuern. Und schließlich wagen sich die Forscher an das absolute Tabu: Sie wollen das Mittel auch am Menschen ausprobieren. Null Papier Verlag

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Seitenzahl: 370

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H. G. Wells

Die Riesen kommen!

H. G. Wells

Die Riesen kommen!

(The Food of the Gods and How It Came to Earth)Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2024Klosterstr. 34 · D-40211 Düsseldorf · [email protected]Übersetzung: Felix Paul Greve 2. Auflage, ISBN 978-3-954189-25-0

null-papier.de/katalog

Inhaltsverzeichnis

Ers­tes Buch – Das Auf­kom­men des Nähr­stoffs

Ka­pi­tel I – Die Ent­de­ckung des Nähr­stoffs

Ka­pi­tel II – Die Ex­pe­ri­men­tal­farm

Ka­pi­tel III – Die Rie­sen­rat­ten

Ka­pi­tel IV – Die Rie­sen­kin­der

Ka­pi­tel V – Die Er­nied­ri­gung Mr. Ben­sing­tons

Zwei­tes Buch – Der Nähr­stoff im Dorf

Ka­pi­tel I – Der Nähr­stoff kommt auf

Ka­pi­tel II – Der Rie­sen­balg

Drit­tes Buch – Die Ern­te des Nähr­stoffs

Ka­pi­tel I – Die ver­än­der­te Welt

Ka­pi­tel II – Das Rie­sen­lie­bes­paar

Ka­pi­tel III – Der jun­ge Cadd­les in Lon­don

Ka­pi­tel IV – Red­woods zwei Tage

Ka­pi­tel V – Das Rie­sen­la­ger

Dan­ke

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Ihr Jür­gen Schul­ze

Science Fic­ti­on & Fan­ta­sy bei Null Pa­pier

Auf zwei Pla­ne­ten

Der Herr der Welt

Der Brand der Che­ops­py­ra­mi­de

Die Macht der Drei

Be­fehl aus dem Dun­kel

Die Spur des Dschin­gis-Khan

Der ge­stoh­le­ne Ba­zil­lus

Der Krieg der Wel­ten

Der Un­sicht­ba­re

Die ers­ten Men­schen auf dem Mond

und wei­te­re …

Erstes Buch – Das Aufkommen des Nährstoffs

Kapitel I – Die Entdeckung des Nährstoffs

I

In den mitt­le­ren Jah­ren des neun­zehn­ten Jahr­hun­derts trat in die­ser un­se­rer wun­der­li­chen Welt zum ers­ten Male eine Klas­se von Men­schen wu­chernd auf, von Men­schen, die zum größ­ten Teil dazu neig­ten, ält­lich zu wer­den, Men­schen, die man, und zwar sehr rich­tig, trotz ih­rer leb­haf­ten Ab­nei­gung ge­gen die­sen Ti­tel »Na­tur­wis­sen­schaf­ter« nennt. Sie ha­ben eine sol­che Ab­nei­gung ge­gen die­ses Wort, daß es aus den Spal­ten der »Na­tur« – und sie war von An­fang an ihr be­son­de­res und cha­rak­te­ris­ti­sches Blatt – eben­so sorg­fäl­tig ver­bannt wird, als wäre es – je­nes an­de­re Wort, das in Eng­land die Ba­sis je­der wirk­lich schlech­ten Spra­che ist. Aber das große Pub­li­kum und sei­ne Pres­se weiß es bes­ser, und »Na­tur­wis­sen­schaf­ter« sind sie, und wenn sie zu ir­gend­wel­cher Berühmt­heit auf­tau­chen, wer­den sie zu »be­deu­ten­den Na­tur­wis­sen­schaf­tern«, und die äu­ßers­ten Ti­tel, die wir ih­nen ge­ben, sind »her­vor­ra­gen­de Na­tur­wis­sen­schaf­ter« und »in wei­ten Krei­sen be­kann­te Na­tur­wis­sen­schaf­ter«.

Si­cher­lich ver­dien­ten so­wohl Mr. Ben­sing­ton wie Pro­fes­sor Red­wood all die­se Ti­tel längst, ehe sie jene wun­der­ba­re Ent­de­ckung mach­ten, von der die­ser Be­richt er­zählt. Mr. Ben­sing­ton ge­hör­te der Roy­al So­cie­ty an und war Vor­sit­zen­der des Che­mi­ker­ver­ban­des ge­we­sen; und Pro­fes­sor Red­wood war Pro­fes­sor, Pro­fes­sor der Phy­sio­lo­gie im Bond Street Col­le­ge der Lon­do­ner Uni­ver­si­tät, und er war von den An­ti­vi­vi­sek­tio­nis­ten ein über das an­de­re Mal an­ge­grif­fen wor­den. Und bei­de hat­ten von frü­he­s­ter Ju­gend auf ein Le­ben aka­de­mi­scher Aus­zeich­nung ge­lebt.

Na­tür­lich wa­ren es Leu­te, die nach gar nichts aus­sa­hen; das tun alle wah­ren Wis­sen­schaf­ter. Ein Schau­spie­ler von dem al­ler­mil­des­ten Be­neh­men hat mehr per­sön­li­che Di­stink­ti­on als die gan­ze kö­nig­li­che Aka­de­mie zu­sam­men. Mr. Ben­sing­ton war kurz und sehr, sehr kahl, und er ging leicht ge­beugt; er trug eine gol­de­ne Bril­le und Tuchs­tie­fel, die we­gen sei­ner zahl­rei­chen Hüh­ne­rau­gen an vie­len Stel­len auf­ge­schnit­ten wa­ren, und Pro­fes­sor Red­wood war in sei­ner Er­schei­nung ganz ge­wöhn­lich. Bis sie auf die Nah­rung der Göt­ter tra­fen (denn so muß ich sie nen­nen), führ­ten sie ein Le­ben von so her­vor­ra­gen­der und eif­ri­ger Obs­ku­ri­tät, daß es schwer ist, auch nur ir­gend et­was zu fin­den, was man dem Le­ser von ih­nen er­zäh­len könn­te.

Mr. Ben­sing­ton ge­wann sich die Spo­ren (wenn man von ei­nem Herrn in ge­schlitz­ten Tuchs­tie­feln einen sol­chen Aus­druck ge­brau­chen kann) durch sei­ne glän­zen­den For­schun­gen über die Gif­ti­ge­ren Al­ka­loi­de, und Pro­fes­sor Red­wood er­hob sich zur Be­deu­tung – ich ent­sin­ne mich nicht ge­nau, wie er sich zur Be­deu­tung er­hob! Ich weiß, er war sehr be­deu­tend, und das ist al­les. Sol­che Din­ge wach­sen all­mäh­lich. Ich glau­be, ein um­fäng­li­ches Werk über Re­ak­ti­ons­zei­ten mit zahl­rei­chen Plat­ten sphyg­mo­gra­phi­scher Zeich­nun­gen (jede Be­rich­ti­gung ist will­kom­men) und mit ei­ner be­wun­de­rungs­wür­di­gen neu­en Ter­mi­no­lo­gie mach­te die Sa­che für ihn.

Das all­ge­mei­ne Pub­li­kum sah von die­sen bei­den Her­ren we­nig oder nichts. Bis­wei­len sah es an Or­ten wie der Roy­al In­sti­tu­tion oder Kunst­ver­ei­ni­gung Mr. Ben­sing­ton ge­wis­ser­ma­ßen, we­nigs­tens sei­ne er­rö­ten­de Kahl­heit und ein we­nig von sei­nem Kra­gen und Rock, und es hör­te Frag­men­te ei­nes Vor­trags oder Auf­sat­zes, von dem er sich ein­bil­de­te, er lese ihn hör­bar; und ein­mal ent­sin­ne ich mich – ei­nes Mit­tags in der ent­schwun­de­nen Ver­gan­gen­heit – als die Bri­tish As­so­cia­tion zu Do­ver tag­te, da traf ich auf die Sek­ti­on C. oder D. oder einen ähn­li­chen Buch­sta­ben, die in ei­nem Wirts­haus Quar­tier ge­nom­men hat­te, und ich folg­te zwei ernst­haft aus­se­hen­den Da­men mit Pa­pier­pa­ke­ten aus blo­ßer Neu­gier durch eine Tür, die die Auf­schrift »Bil­lard« trug, in eine skan­da­lö­se Dun­kel­heit, die nur durch einen La­ter­na ma­gi­ca-Kreis mit Red­wood­schen Zeich­nun­gen un­ter­bro­chen wur­de.

Ich be­ob­ach­te­te, wie die La­ter­nen­plat­ten ka­men und gin­gen, und lausch­te ei­ner Stim­me (was sie sag­te, habe ich ver­ges­sen), und ich glau­be, es war Pro­fes­sor Red­woods Stim­me. Von der La­ter­ne her kam ein Sum­men, und ich hör­te noch einen an­de­ren Ton, was mich, im­mer noch in blo­ßer Neu­gier, dort hielt, bis das Licht un­er­war­tet auf­ge­dreht wur­de. Und da merk­te ich, daß die­ser Ton das Kau­en der »Buns« und But­ter­brö­te und so wei­ter war, die un­ter dem Schutz der Dun­kel­heit bei der La­ter­na ma­gi­ca zu es­sen die Her­ren von der Bri­tish As­so­cia­ti­on dort­hin ge­kom­men wa­ren.

Und Red­wood, ent­sin­ne ich mich, re­de­te im­mer wei­ter, wäh­rend das Licht schon wie­der auf­ge­dreht war, und schlug auf die Stel­le, wo sei­ne Zeich­nung auf dem Schirm hät­te sicht­bar sein sol­len – und sie war auch wie­der sicht­bar, so­bald die Dun­kel­heit wie­der her­ge­stellt war. Ich ent­sin­ne mich sei­ner von da­mals als ei­nes ganz ge­wöhn­li­chen, leicht ner­vös aus­se­hen­den, dunklen Man­nes, der den An­schein er­weck­te, als sei er mit et­was an­de­rem be­schäf­tigt und tue, was er eben da tat, un­ter der un­er­klär­li­chen Emp­fin­dung ei­ner Pf­licht.

Ein­mal – in den al­ten Ta­gen – habe ich auf ei­ner Er­zie­hungs­kon­fe­renz in Blooms­bu­ry auch Ben­sing­ton ge­hört. Wie die meis­ten her­vor­ra­gen­den Che­mi­ker und Bo­ta­ni­ker re­de­te Mr. Ben­sing­ton sehr apo­dik­tisch über Lehr­me­tho­den – frei­lich bin ich über­zeugt, eine durch­schnitt­li­che Schul­klas­se hät­te ihn in ei­ner hal­b­en Stun­de zum Wahn­sinn ge­trie­ben – und so weit ich mich noch ent­sin­ne, setz­te er eine Ver­bes­se­rung von Pro­fes­sor Arm­strongs heu­ris­ti­scher Metho­de aus­ein­an­der, mit de­ren Hil­fe ein Durch­schnitts­kind von ei­ner be­son­de­ren Art star­rer Gründ­lich­keit um den Preis von sechs bis acht­tau­send Mark für Ap­pa­ra­te, ei­ner voll­stän­di­gen Ver­nach­läs­si­gung al­ler an­de­ren Stu­di­en und der un­ge­teil­ten Auf­merk­sam­keit ei­nes Leh­rers von un­ge­wöhn­li­cher Be­ga­bung im Lau­fe von zehn bis zwölf Jah­ren fast eben­so­viel Che­mie soll­te ler­nen kön­nen, wie man sich aus ei­nem je­ner an­fecht­ba­ren Hand­bü­cher zu ei­ner Mark ho­len konn­te, die da­mals so ver­brei­tet wa­ren …

Ganz ge­wöhn­li­che Leu­te, wie man sieht, au­ßer­halb ih­rer Wis­sen­schaft. Oder, wenn schon ir­gend et­was, so auf der un­prak­ti­schen Sei­te des Ge­wöhn­li­chen. Und das, wird man fin­den, ist über die gan­ze Welt hin mit den »Na­tur­wis­sen­schaf­tern« als ei­ner Klas­se der Fall. Was groß an ih­nen ist, ist ih­ren Mit­wis­sen­schaf­tern ein Är­ger­nis und dem großen Pub­li­kum ein Ge­heim­nis. Was nicht groß an ih­nen ist, liegt auf der Hand.

Was nicht groß an ih­nen ist, dar­über exis­tiert kein Zwei­fel, kein Men­schen­ge­schlecht zeigt so au­gen­fäl­li­ge Klein­heit. Sie le­ben, so­weit mensch­li­cher Ver­kehr in Be­tracht kommt, in ei­ner en­gen Welt, ihre For­schun­gen for­dern un­end­li­che Auf­merk­sam­keit und fast mön­chi­sche Ab­schlie­ßung; und was üb­rig bleibt, ist nicht sehr viel. Wenn man ir­gend­ei­nen wun­der­li­chen, scheu­en, miß­ge­stal­te­ten, grau­köp­fi­gen, selbst­ge­fäl­li­gen, klei­nen Ent­de­cker großer Ent­de­ckun­gen sieht, der lä­cher­lich mit dem wei­ten Band ei­nes Rit­ter­schafts­or­dens ge­schmückt ist und einen Empfang von Ge­nos­sen ab­hält, oder wenn man den Not­schrei der »Na­tur« über die »Ver­nach­läs­si­gung der Na­tur­wis­sen­schaft« liest, so­bald der En­gel der Ge­burts­tag­seh­run­gen an der Roy­al So­cie­ty vor­über­geht, oder wenn man ei­nem un­er­müd­li­chen Flech­ten­for­scher lauscht, der über das Werk ei­nes an­dern un­er­müd­li­chen Flech­ten­for­schers re­det, so zwin­gen einen sol­che Din­ge zu der Er­kennt­nis von der un­ent­weg­ten Klein­heit des Men­schen.

Und trotz al­lem ist das Riff der Wis­sen­schaft, das die­se klei­nen »Wis­sen­schaf­ter« er­baut ha­ben und noch bau­en, so wun­der­voll, so un­ge­heu­er­lich, so voll von halb­ge­form­ten Ver­spre­chun­gen für die ge­wal­ti­ge Zu­kunft des Men­schen! Sie schei­nen nicht zu wis­sen, was sie tun! Ohne Zwei­fel hat­te vor lan­ger Zeit, als er sei­nen Be­ruf wähl­te, als er sein Le­ben den Al­ka­loi­den und ver­wand­ten Ver­bin­dun­gen wid­me­te, selbst Mr. Ben­sing­ton eine dunkle Ah­nung von der Vi­si­on, – mehr als eine dunkle Ah­nung. Wel­cher jun­ge Mann wür­de sein Le­ben ohne eine sol­che In­spi­ra­ti­on nur um sol­cher Ehren und sol­cher Stel­lung wil­len, wie sie ein »Wis­sen­schaf­ter« er­war­ten kann, sol­cher Ar­beit hin­ge­ben, wie es jun­ge Leu­te tun? Nein, sie müs­sen das Glor­rei­che ge­se­hen ha­ben, sie müs­sen die Vi­si­on ge­habt ha­ben, aber so nah, daß sie sie ge­blen­det hat. Der Glanz hat sie ge­blen­det, er­bar­mungs­voll, so daß sie die Fa­ckeln des Wis­sens für den Rest ih­res Le­bens in Ruhe tra­gen kön­nen – da­mit wir se­hen!

Und viel­leicht er­klärt es Red­woods An­flug von Zer­streut­heit, daß er – jetzt kann dar­an kein Zwei­fel mehr be­ste­hen – un­ter sei­nen Kol­le­gen an­ders war, er war an­ders in­so­fern, als et­was von der Vi­si­on noch in sei­nen Au­gen schim­mer­te.

II

Die Nah­rung der Göt­ter nen­ne ich ihn, die­sen Stoff, den Mr. Ben­sing­ton und Pro­fes­sor Red­wood zu­sam­men her­stell­ten; und wenn man be­denkt, was er be­reits voll­bracht hat und was al­les er si­cher­lich noch voll­brin­gen wird, so liegt in dem Na­men ge­wiß kei­ne Über­trei­bung. Ich wer­de den Stoff also mei­ne gan­ze Er­zäh­lung hin­durch wei­ter so nen­nen. Aber Mr. Ben­sing­ton hät­te ihn kal­ten Blu­tes so we­nig so be­nannt, wie er sei­ne Woh­nung auf Slo­a­ne Street mit kö­nig­li­chem Schar­lach und Lor­beer­kranz be­klei­det ver­las­sen hät­te. Die Phra­se war von sei­ner Sei­te nichts als ein ers­ter Schrei des Er­stau­nens. Er nann­te den Stoff nur in sei­ner ers­ten Be­geis­te­rung und im gan­zen höchs­tens eine Stun­de oder so die Nah­rung der Göt­ter. Nach­her ent­schied er, er sei ab­surd. Als er zum ers­ten­mal an die Sa­che dach­te, sah er gleich­sam einen Durch­blick un­ge­heu­rer Mög­lich­kei­ten – buch­stäb­lich un­ge­heu­rer Mög­lich­kei­ten, aber bei die­ser blen­den­den Vi­si­on schloß er nach ei­nem Star­ren der Ver­blüf­fung die Au­gen, wie es ein ge­wis­sen­haf­ter »Na­tur­wis­sen­schaf­ter« eben soll. Spä­ter klang die Nah­rung der Göt­ter bei­na­he un­an­stän­dig schrill. Er war er­staunt, daß er den Aus­druck ge­braucht hat­te. Aber trotz al­lem blieb et­was von je­nem klar­äu­gi­gen Mo­ment an ihm hän­gen und brach im­mer von Zeit zu Zeit wie­der her­aus …

»Wahr­haf­tig, wis­sen Sie«, sag­te er, rieb sich die Hän­de an­ein­an­der und lach­te ner­vös, »das hat mehr als theo­re­ti­sches In­ter­es­se.«

»Zum Bei­spiel« – er sprach ver­trau­lich, brach­te das Ge­sicht dem des Pro­fes­sors ganz nahe und senk­te die Stim­me zum Flüs­tern – »es wür­de sich, wenn man es rich­tig an­faßt, ver­kau­fen las­sen« …

»Ge­wiß«, sag­te er, in­dem er fort­trat, »als Nah­rungs­mit­tel. Oder we­nigs­tens als Nah­rungs­zu­satz.«

»An­ge­nom­men na­tür­lich, daß es schmack­haft ist. Das kön­nen wir nicht wis­sen, ehe wir es nicht prä­pa­riert ha­ben.«

Er mach­te auf dem Ka­min­tep­pich kehrt und stu­dier­te die sorg­fäl­tig ge­zeich­ne­ten Schlit­ze auf sei­nen Tuch­schu­hen.

»Name?«, sag­te er, in­dem er auf eine Fra­ge die Au­gen hob. »Ich für mei­nen Teil nei­ge zur gu­ten al­ten klas­si­schen An­spie­lung. Sie – sie macht die Na­tur­wis­sen­schaft so ehr–. Gibt ihr einen An­flug alt­mo­di­scher Wür­de. Ich habe ge­dacht … Ich weiß nicht, ob Sie es ab­surd von mir fin­den … Ein we­nig Phan­ta­sie ist doch ge­le­gent­lich er­laubt … Hera­kleo­phor­bia. Eh? Die Nah­rung ei­nes mög­li­chen Hera­kles? Sie wis­sen, es könn­te …«

»Na­tür­lich, wenn Sie mei­nen, lie­ber nicht –«

Red­wood sann nach, die Au­gen ins Feu­er ge­rich­tet, und er­hob kei­nen Ein­wand.

»Sie mei­nen, es gin­ge?«

Red­wood be­weg­te ernst den Kopf.

»Es könn­te auch Ti­ta­no­phor­bia hei­ßen, wis­sen Sie. Nah­rung der Ti­ta­nen … Sie zie­hen das ers­te vor?«

»Sie sind ganz si­cher, Sie fin­den es nicht ein we­nig zu – –«

»Nein.«

»Ah! das freut mich.«

Und so nann­ten sie den Stoff wäh­rend ih­rer gan­zen Un­ter­su­chun­gen Hera­kleo­phor­bia, und in ih­rem Be­richt – dem Be­richt, der nie ver­öf­fent­licht wur­de, weil die un­er­war­te­ten Ent­wi­cke­lun­gen all ihre Ar­ran­ge­ments um­s­tie­ßen, wird er un­ab­än­der­lich so be­nannt. Drei ver­wand­te Sub­stan­zen wur­den prä­pa­riert, ehe sie auf die eine stie­ßen, die ihre Spe­ku­la­ti­on vor­aus­ge­sagt hat­te, und von ih­nen spra­chen sie un­ter den Na­men Hera­kleo­phor­bia I, Hera­kleo­phor­bia II, Hera­kleo­phor­bia III. Hera­kleo­phor­bia IV nen­ne ich hier – und da be­ste­he ich auf Ben­sing­tons ur­sprüng­li­chem Na­men – die Nah­rung der Göt­ter.

III

Die Idee ge­hör­te Mr. Ben­sing­ton. Da sie aber bei ihm durch einen von Pro­fes­sor Red­woods Bei­trä­gen zu den phi­lo­so­phi­schen Ab­hand­lun­gen an­ge­regt wor­den war, so zog er ganz rich­ti­ger­wei­se die­sen Herrn zu Rate, ehe er sie wei­ter ver­folg­te. Au­ßer­dem war es als Un­ter­su­chung eben­so­sehr eine phy­sio­lo­gi­sche wie eine che­mi­sche Fra­ge.

Pro­fes­sor Red­wood ge­hör­te zu je­nen Wis­sen­schaf­tern, die auf Zeich­nun­gen und Kur­ven schwö­ren. Man kennt – wenn man ir­gend­wie die Art von Le­ser ist, die ich gern habe – die Art des wis­sen­schaft­li­chen Auf­sat­zes, die ich mei­ne. Es ist ein Auf­satz, der we­der Hand noch Fuß hat, und am Schluß kom­men fünf oder sechs ge­fal­te­te Zeich­nun­gen, die man öff­nen kann, und die ei­gen­tüm­li­che Zick­zack­li­ni­en zei­gen, über­trie­be­ne Blit­ze oder ge­wun­de­ne, un­er­klär­li­che Din­ge, die man »ge­streck­te Kur­ven« nennt, auf Or­di­na­ten ge­stellt und in Abs­zis­sen wur­zelnd – und der­glei­chen mehr. Man zer­bricht sich lan­ge den Kopf dar­über und en­digt mit dem Arg­wohn, daß man sie nicht nur sel­ber nicht ver­steht, son­dern daß auch der Au­tor sie nicht ver­steht. Aber wirk­lich, man muß wis­sen, vie­le von die­sen Wis­sen­schaf­tern ver­ste­hen ganz gut, was ihre Auf­sät­ze sa­gen wol­len; was das Hin­der­nis zwi­schen uns er­rich­tet, ist nur ein Man­gel des Aus­drucks.

Ich nei­ge zu dem Glau­ben, daß Red­wood in Zeich­nun­gen und Kur­ven dach­te. Und nach sei­nem mo­nu­men­ta­len Werk über Re­ak­ti­ons­zei­ten (der un­wis­sen­schaft­li­che Le­ser wird er­mahnt, noch ein klein we­nig län­ger aus­zu­hal­ten, und al­les wird klar sein wie das Ta­ges­licht) be­gann Red­wood ge­streck­te Kur­ven und Sphyg­mo­gra­phien auf das Wachs­tum an­zu­wen­den, und ei­ner sei­ner Auf­sät­ze über das Wachs­tum gab auch Mr. Ben­sing­ton sei­ne Idee ein.

Red­wood, muß man wis­sen, hat­te wach­sen­de Din­ge je­der Art ge­mes­sen, Kat­zen, jun­ge Hun­de, Son­nen­blu­men, Pil­ze, Boh­nen­pflan­zen und (bis sei­ne Frau dem ein Ende mach­te) sein Baby, und er be­wies, daß das Wachs­tum nicht mit gleich­mä­ßi­ger Ge­schwin­dig­keit vor sich ging, oder, wie er es dar­stell­te, so:

son­dern sprung­wei­se und in­ter­mit­tie­rend; etwa so:

und daß of­fen­bar nichts gleich­mä­ßig und ste­tig wuchs; und so­weit er her­aus­brin­gen konn­te, konn­te nichts gleich­mä­ßig und ste­tig wach­sen; es war, als müß­te je­des le­ben­de We­sen erst Kraft zum Wachs­tum an­häu­fen, es wuchs nur eine Zeit­lang kräf­tig und muß­te dann eine Wei­le war­ten, ehe es wie­der wei­ter wach­sen konn­te. Und in der ver­hüll­ten und hoch­tech­ni­schen Spra­che des wirk­lich gründ­li­chen »Na­tur­wis­sen­schaf­ters« ver­mu­te­te Red­wood, der Pro­zeß des Wachs­tums ver­lan­ge wahr­schein­lich die An­we­sen­heit ei­ner be­trächt­li­chen Men­ge ei­ner not­wen­di­gen Sub­stanz im Blut, die nur sehr lang­sam ge­bil­det wur­de, und wenn die­se Sub­stanz vom Wachs­tum auf­ge­zehrt sei, wer­de sie nur sehr lang­sam er­setzt, und in­zwi­schen habe der Or­ga­nis­mus zu war­ten. Er ver­glich sei­ne un­be­kann­te Sub­stanz mit dem Öl bei Ma­schi­nen. Ein wach­sen­des Tier war, ver­mu­te­te er, wie eine Lo­ko­mo­ti­ve, die eine Stre­cke lau­fen kann und dann ge­ölt wer­den muß, ehe sie wei­ter­lau­fen kann. (»Aber warum soll­te man die Lo­ko­mo­ti­ve nicht von drau­ßen ölen?«, sag­te Mr. Ben­sing­ton, als er den Auf­satz las.) Und all dies, sag­te Red­wood mit der köst­li­chen Sprung­haf­tig­keit sei­ner Klas­se, könn­te sehr wahr­schein­lich ein Licht auf das Ge­heim­nis ge­wis­ser der röh­ren­lo­sen Drü­sen wer­fen. Als ob sie über­haupt et­was da­mit zu tun hät­ten!

In ei­ner spä­te­ren Mit­tei­lung ging Red­wood wei­ter. Er gab ein wah­res Le­xi­kon von Zeich­nun­gen – ge­nau wie Ra­ke­ten­bah­nen sa­hen sie aus und der An­gel­punkt da­von – so­weit es einen An­gel­punkt hat­te – war, daß sich das Blut von jun­gen Hun­den und Kat­zen und der Saft von Son­nen­blu­men und Pil­zen in der Pha­se, die er die »Wachs­tums­pha­se« nann­te, im Ver­hält­nis ge­wis­ser Ele­men­te von ih­rem Blut und Saft an den Ta­gen un­ter­schied, wo sie nicht be­son­ders wuch­sen.

Und als Mr. Ben­sing­ton, der die Zeich­nun­gen seit­lich und um­ge­kehrt be­trach­tet hat­te, klar zu wer­den be­gann, worin die­ser Un­ter­schied be­stand, über­kam ihn ein großes Er­stau­nen. Denn man sieht, der Un­ter­schied konn­te wahr­schein­lich an der Ge­gen­wart ge­ra­de der Sub­stanz lie­gen, die er kürz­lich in sei­nen Un­ter­su­chun­gen über sol­che Al­ka­loi­de zu iso­lie­ren ge­sucht hat­te, wie sie das Ner­ven­sys­tem am meis­ten sti­mu­lie­ren. Er leg­te Red­woods Auf­satz auf das Pa­tent­le­se­pult, das un­be­quem von sei­nem Lehn­ses­sel fort­schwang, nahm sei­ne gol­de­ne Bril­le ab, hauch­te dar­auf und putz­te sie sehr sorg­fäl­tig.

»Bei Gott!«, sag­te Mr. Ben­sing­ton.

Dann setz­te er die Bril­le wie­der auf und wand­te sich von neu­em dem Pa­tent­le­se­pult zu, das so­fort, als er mit dem Ell­bo­gen ge­gen sei­nen Arm stieß, ein ko­ket­tes Krei­schen aus­stieß und den Auf­satz mit all sei­nen Zeich­nun­gen zer­streut und ver­knit­tert auf den Bo­den ab­warf. »Bei Gott!«, sag­te Mr. Ben­sing­ton, als er mit ge­dul­di­ger Nicht­ach­tung der Ge­wohn­hei­ten die­ses Mö­bels sei­nen Ma­gen über die Leh­ne des Ses­sels spann­te, und da er die Bro­schü­re noch im­mer au­ßer Griff­wei­te fand, so ließ er sich zur Ver­fol­gung auf alle Vie­re nie­der. Auf dem Bo­den kam ihm der Ge­dan­ke, den Stoff die Nah­rung der Göt­ter zu nen­nen …

Denn man sieht, wenn er recht hat­te, und wenn Red­wood recht hat­te, so konn­te er durch In­jek­ti­on oder durch Zu­ga­be die­ser sei­ner neu­en Sub­stanz zur Nah­rung die »Ru­he­pha­se« be­sei­ti­gen, und statt, daß das Wachs­tum so fort­schritt:

muß­te es (wenn man mich ver­steht) so lau­fen:

IV

Die Nacht nach sei­ner Un­ter­re­dung mit Red­wood konn­te Mr. Ben­sing­ton kaum einen Au­gen­blick schla­fen. Ein­mal frei­lich schi­en es, als ob er in eine Art Halb­schlaf ver­fiel, aber es war nur einen Mo­ment, und da träum­te er, er habe ein tie­fes Loch in die Erde ge­gra­ben und gös­se Ton­nen um Ton­nen von der Nah­rung der Göt­ter hin­ein, und die Erde schwöl­le und schwöl­le, und alle Gren­zen der Län­der bars­ten, und die Kö­nig­li­che Geo­gra­phi­sche Ge­sell­schaft war wie eine große Schnei­der­gil­de ins­ge­samt an der Ar­beit und mach­te den Äqua­tor wei­ter …

Das war na­tür­lich ein lä­cher­li­cher Traum, aber er zeugt bes­ser für den Zu­stand geis­ti­ger Er­re­gung, in den Mr. Ben­sing­ton ge­riet, und für den wirk­li­chen Wert, den er auf sei­ne Idee leg­te, als ir­gend et­was von dem, was er sag­te oder tat, wenn er wach und auf sei­ner Hut war. Sonst hät­te ich ihn nicht er­wähnt, denn im all­ge­mei­nen glau­be ich, ist es durch­aus nicht in­ter­essant, wenn sich die Leu­te von ih­ren Träu­men er­zäh­len.

Durch ein merk­wür­di­ges Zu­sam­men­tref­fen hat­te auch Red­wood in die­ser Nacht einen Traum, und dies war sein Traum:

Es war eine in Feu­er aus­ge­führ­te Zeich­nung auf ei­ner lan­gen Rol­le des Ab­grunds. Und er, Red­wood, stand auf ei­nem Pla­ne­ten vor ei­ner Art schwar­zer Tri­bü­ne und hielt einen Vor­trag über die neue Art des Wachs­tums, die nun mög­lich war, und zwar vor der »Mehr als Kö­nig­li­chen In­sti­tu­ti­on ur­sprüng­li­cher Kräf­te« – ur­sprüng­li­cher Kräf­te, die bis­lang stets, selbst im Wachs­tum von Ras­sen, Rei­chen, Pla­ne­ten­sys­te­men und Wel­ten, so ge­lau­fen wa­ren: –

Und in ei­ni­gen Fäl­len so­gar so: –

Und er setz­te ih­nen ganz klar und über­zeu­gend aus­ein­an­der, daß die­se lang­sa­men, die­se selbst re­tro­gres­si­ven Metho­den durch sei­ne Ent­de­ckung sehr bald ganz au­ßer Mode kom­men wür­den.

Lä­cher­lich, na­tür­lich! Aber auch das zeigt –

Daß ei­ner die­ser Träu­me als ir­gend­wie über das hin­aus, was ich ka­te­go­risch ge­sagt habe, be­deu­tungs­voll oder pro­phe­tisch an­zu­se­hen wäre, be­haup­te­te ich kei­nen Mo­ment.

Kapitel II – Die Experimentalfarm

I

Mr. Ben­sing­ton woll­te die­sen Stoff ur­sprüng­lich, so­bald er nur ein­mal wirk­lich im­stan­de war, ihn zu prä­pa­rie­ren, an Kaul­quap­pen ver­su­chen. Man stellt sol­che Ver­su­che zu­nächst im­mer an Kaul­quap­pen an; dazu sind Kaul­quap­pen da. Und sie ka­men über­ein, daß er die Ex­pe­ri­men­te lei­ten soll­te, und nicht Red­wood, denn Red­woods La­bo­ra­to­ri­um war voll von dem bal­lis­ti­schen Ap­pa­rat und von Tie­ren, die zu ei­ner Un­ter­su­chung über die »Täg­li­che Va­ria­ti­on in der Stoß­lust des jun­gen Bul­len­kalbs« nö­tig wa­ren, ei­ner Un­ter­su­chung, die Kur­ven von ab­nor­mer und ganz ver­blüf­fen­der Art er­gab – und die An­we­sen­heit von Glas­hä­fen mit Kaul­quap­pen war durch­aus nicht er­wünscht, so lan­ge die­se Un­ter­su­chung fort­ging.

Als aber Mr. Ben­sing­ton sei­ner Cou­si­ne Jane einen Teil des­sen mit­teil­te, was ihm auf der See­le lag, leg­te sie ein promp­tes Veto ge­gen die Ein­füh­rung ir­gend­wel­cher be­trächt­li­chen An­zahl von Kaul­quap­pen oder ähn­li­chen ex­pe­ri­men­ta­len Ge­schöp­fen in ihre Woh­nung ein. Sie hat­te nichts da­ge­gen, wenn er eins der Zim­mer in der Woh­nung für die Zwe­cke ei­ner nicht­ex­plo­si­ven Che­mie be­nutz­te, bei der, so­weit sie in Fra­ge stand, nichts her­aus­kam; sie dul­de­te, daß er einen Gas­ofen und einen Aus­guß hat­te, und auch einen staub­dich­ten Schrank der Zuf­lucht vor dem wö­chent­li­chen Ge­wit­ter der Rei­ni­gung, des­sen sie sich nicht be­ge­ben woll­te. Und da sie Leu­te ge­kannt hat­te, die dem Trunk er­ge­ben wa­ren, so sah sie sei­ne Be­gier nach Aus­zeich­nung in ge­lehr­ten Ge­sell­schaf­ten als einen aus­ge­zeich­ne­ten Er­satz für die grö­be­re Form der Ver­derbt­heit an. Aber ir­gend­wel­che Art von Le­be­we­sen – »krab­be­lig«, wie sie sein muß­ten, wenn sie am Le­ben wa­ren, und »stin­kig«, wenn tot – die konn­te und woll­te sie nicht dul­den. Sie sag­te, so et­was sei si­cher­lich un­ge­sund, und Ben­sing­ton sei ein no­to­risch schwäch­li­cher Mann – es sei Un­sinn, wenn er das leug­ne. Und als Ben­sing­ton ver­such­te, die un­ge­heu­re Be­deu­tung die­ser mög­li­chen Ent­de­ckung klarzu­ma­chen, sag­te sie, das sei al­les recht schön, aber wenn sie zu­gä­be, daß er al­les im Hau­se scheuß­lich und un­ge­sund mach­te (und dar­auf lie­fe al­les hin­aus), dann sei sie über­zeugt, wer­de er sich zu al­ler­erst be­kla­gen.

Und Mr. Ben­sing­ton ging ohne Rück­sicht auf sei­ne Hüh­ne­rau­gen im Zim­mer auf und ab und re­de­te ohne den ge­rings­ten Er­folg fest und zor­nig auf sie ein. Er sag­te, nichts soll­te dem Fort­schritt der Wis­sen­schaft im Wege ste­hen, und sie sag­te, der Fort­schritt der Wis­sen­schaft sei eins, aber in ei­ner Eta­gen­woh­nung einen Hau­fen Kaul­quap­pen ha­ben, sei ein an­de­res; er sag­te, in Deutsch­land sei es fest­ste­hen­de Tat­sa­che, daß ei­nem Man­ne mit ei­ner sol­chen Idee so­fort ein ge­hö­rig ein­ge­rich­te­tes La­bo­ra­to­ri­um von zwan­zig­tau­send Ku­bik­fuß zur Ver­fü­gung ge­stellt wür­de, und sie sag­te, sie sei froh und sei im­mer froh ge­we­sen, daß sie kei­ne Deut­sche sei; er sag­te, es wür­de ihn un­s­terb­lich ma­chen, und sie sag­te, es sei viel wahr­schein­li­cher, daß es ihn krank ma­chen wür­de, wenn er in ei­ner Woh­nung wie ih­rer, einen Hau­fen Kaul­quap­pen hielt; er sag­te, er sei Herr in sei­nem Hau­se, und sie sag­te, lie­ber als einen Hau­fen Kaul­quap­pen be­sor­gen, wol­le sie als An­stands­da­me in eine Schu­le ge­hen; und dann bat er, sie sol­le ver­nünf­tig sein, und dann bat sie, er sol­le ver­nünf­tig sein und all das mit den Kaul­quap­pen auf­ge­ben; und er sag­te, sie könn­te sei­ne Ide­en re­spek­tie­ren, und sie sag­te, wenn sie stin­kig wä­ren, woll­te sie nicht, und dann ließ er sich hin­rei­ßen und sag­te – Hux­leys klas­si­schen Be­mer­kun­gen über den Ge­gen­stand zum Trotz – ein schlim­mes Wort. Das Wort war gar nicht sehr schlimm, aber schlimm ge­nug war es schon.

Und dar­auf war sie schwer be­lei­digt, und er muß­te um Ver­zei­hung bit­ten, und die Aus­sicht, daß er die Nah­rung der Göt­ter je in ih­rer Woh­nung an Kaul­quap­pen wür­de ver­su­chen kön­nen, schwand in die­ser Bit­te um Ver­zei­hung völ­lig da­hin.

Also muß­te Ben­sing­ton einen an­de­ren Weg in Er­wä­gung zie­hen, wie er die­se Ex­pe­ri­men­te mit der Er­näh­rung ins Werk set­zen konn­te, wie sie nö­tig wa­ren, um sei­ne Ent­de­ckung zu de­mons­trie­ren, so­bald er sei­ne Sub­stanz iso­liert und prä­pa­riert hat­te. Ein paar Tage lang grü­bel­te er über die Mög­lich­keit, sei­ne Kaul­quap­pen bei ei­ner ver­trau­ens­wür­di­gen Per­son in Pen­si­on zu ge­ben, und dann brach­te der zu­fäl­li­ge An­blick der Phra­se in ei­ner Zei­tung sei­ne Ge­dan­ken auf eine Ex­pe­ri­men­tal­farm.

Und Kücken! So­wie ihm der Ge­dan­ke kam, war es der Ge­dan­ke an eine Ge­flü­gel­farm. Plötz­lich be­fiel ihn eine Vi­si­on von wild wach­sen­den Kücken. Er sah ein Bild von Hüh­ner­kä­fi­gen und Ge­he­gen, äu­ße­ren und noch äu­ße­ren Ge­he­gen, und fort­schrei­tend grö­ßer wer­den­den Hüh­ner­kä­fi­gen. Kücken sind so zu­gäng­lich, so leicht zu füt­tern und zu be­ob­ach­ten, so viel tro­ckener zu hand­ha­ben und zu mes­sen, daß ihm Kaul­quap­pen jetzt im Ver­gleich mit ih­nen zu sei­nem Zweck als ganz wil­de und un­zähm­ba­re Bes­ti­en er­schie­nen. Er konn­te gar nicht be­grei­fen, warum er nicht von An­fang an statt an Kaul­quap­pen an Kücken ge­dacht hat­te. Un­ter an­de­rem hät­te ihm das all den Är­ger mit sei­ner Cou­si­ne Jane er­spart. Und als er Red­wood das vor­schlug, war Red­wood ganz sei­ner Mei­nung.

Red­wood sag­te, er sei über­zeugt, da­mit, daß die ex­pe­ri­men­tie­ren­den Phy­sio­lo­gen so­viel an un­nö­tig klei­nen Tie­ren ar­bei­te­ten, be­gin­gen sie einen großen Feh­ler. Es sei ge­nau, wie wenn man in der Che­mie mit un­ge­nü­gen­den Ma­te­rial­men­gen ar­bei­te­te; Irr­tü­mer in der Beo­b­ach­tung und Hand­ha­bung wür­den un­ver­hält­nis­mä­ßig groß. Es sei ge­ra­de jetzt von ele­men­ta­rer Wich­tig­keit, daß die Wis­sen­schaf­ter ihr Recht auf großes Ma­te­ri­al ver­trä­ten. Des­halb neh­me er sei­ne ge­gen­wär­ti­ge Rei­he von Ex­pe­ri­men­ten im Bond Street Col­le­ge an Bul­len­käl­bern vor, ob­gleich ihr ge­le­gent­li­cher Über­mut in den Gän­gen den Stu­den­ten und Pro­fes­so­ren an­de­rer Ge­gen­stän­de bis zu ei­nem ge­wis­sen Gra­de un­be­quem wer­de. Aber die Kur­ven, die er er­hielt, sei­en ganz aus­nahms­wei­se in­ter­essant und wür­den sei­ne Wahl bei der Ver­öf­fent­li­chung vollauf recht­fer­ti­gen. Er für sein Teil wür­de, wenn es nicht um die un­an­ge­mes­se­ne Do­tie­rung der Wis­sen­schaft in Eng­land wäre, nie an klei­ne­ren Tie­ren als Wal­fi­schen ar­bei­ten. Aber ein öf­fent­li­ches Vi­va­ri­um auf ge­nü­gend großem Fuße, um dies mög­lich zu ma­chen, sei, fürch­te er, vor­läu­fig, we­nigs­tens in Eng­land, ein uto­pis­ti­sches Ver­lan­gen. In Deutsch­land – usw.

Da Red­woods Bul­len­käl­ber sei­ne täg­li­che Auf­merk­sam­keit ver­lang­ten, so fiel die Aus­wahl und Aus­rüs­tung der Ex­pe­ri­men­tal­farm zum großen Teil Ben­sing­ton zu. Auch die gan­zen Kos­ten, so war es aus­ge­macht, soll­te Ben­sing­ton be­strei­ten, we­nigs­tens bis man durch­set­zen konn­te, daß eine Sum­me da­für be­wil­ligt wur­de. Also wech­sel­te er sei­ne Ar­beit im La­bo­ra­to­ri­um sei­ner Woh­nung da­mit ab, daß er die Stra­ßen, die süd­lich aus Lon­don her­aus­führ­ten, nach Far­men auf und ab jag­te, und sei­ne spä­hen­de Bril­le, sei­ne ein­fäl­ti­ge Kahl­heit und sei­ne zer­fetz­ten Zeug­schu­he er­füll­ten die Be­sit­zer zahl­rei­cher un­er­wünsch­ter An­we­sen mit eit­len Hoff­nun­gen. Und er an­non­cier­te in meh­re­ren Ta­ges­zei­tun­gen und der »Na­tur« um ein ver­ant­wort­li­ches (ver­hei­ra­te­tes) Paar zu fin­den, pünkt­lich, flei­ßig und an Ge­flü­gel ge­wöhnt, das eine Ex­pe­ri­men­tal­farm von drei Äckern ganz in sei­ne Ob­hut neh­men soll­te.

Er fand das An­we­sen, das er nö­tig zu ha­ben mein­te, in Hick­ley­brow bei Urs­hot in Kent. Es war ein wun­der­li­cher, klei­ner, iso­lier­ter Hof in ei­nem Tal, um­ge­ben von al­ten Fich­ten­wäl­dern, die nachts schwarz und un­heim­lich wa­ren. Eine buck­li­ge Dü­nen­schul­ter schnitt sie vom Son­nen­un­ter­gang ab, und ein ha­ge­rer Brun­nen mit ei­nem bau­fäl­li­gen Wet­ter­dach eng­te den Wohn­sitz ein. Das klei­ne Haus war un­be­wach­sen, meh­re­re Fens­ter wa­ren zer­bro­chen und der Wa­gen­schup­pen zeig­te um Mit­tag einen schwar­zen Schat­ten. Es lag an­dert­halb Mei­len vom letz­ten Hau­se des Dor­fes ent­fernt, und sei­ne Ein­sam­keit wur­de zwei­fel­haft von ei­ner zwei­deu­ti­gen Fa­mi­lie von Echos un­ter­bro­chen.

Das An­we­sen mach­te Ben­sing­ton den Ein­druck, als pas­se es her­vor­ra­gend gut für die Er­for­der­nis­se wis­sen­schaft­li­cher Un­ter­su­chung. Er ging über das Grund­stück und ent­warf mit ge­schwun­ge­nem Arm Ge­he­ge und Kä­fi­ge, und er fand, daß die Kü­che eine Rei­he von Brut­ap­pa­ra­ten und Pfle­ge­müt­tern be­her­ber­gen konn­te, wenn man sie nur ein ganz klein we­nig ver­än­der­te. Er nahm das An­we­sen so­fort; auf dem Rück­weg nach Lon­don mach­te er in Dun­ton Green Halt und schloß mit ei­nem pas­sen­den Paar ab, das auf sei­ne An­non­cen geant­wor­tet hat­te, und noch am sel­ben Abend ge­lang es ihm, eine Men­ge von Hera­kleo­phor­bia I zu iso­lie­ren, die ge­nüg­te, um die­se Ab­schlüs­se mehr als zu recht­fer­ti­gen.

Das pas­sen­de Paar, das be­stimmt war, un­ter Mr. Ben­sing­ton die ers­ten Ver­wal­ter der Nah­rung der Göt­ter auf Er­den ab­zu­ge­ben, war nicht nur sehr merk­lich be­jahrt, son­dern auch au­ßer­or­dent­lich schmut­zig. Die­sen letz­te­ren Punkt sah Mr. Ben­sing­ton nicht, weil nichts die Kräf­te all­ge­mei­ner Beo­b­ach­tung so sehr ver­nich­tet wie ein Le­ben ex­pe­ri­men­tie­ren­der Wis­sen­schaft. Sie hie­ßen Skin­ner, Mr. und Mrs. Skin­ner, und Mr. Ben­sing­ton sprach sie in ei­nem klei­nen Zim­mer mit her­me­tisch ver­sie­gel­ten Fens­tern, ei­nem fle­cki­gen Ka­min­spie­gel und ein paar ver­küm­mer­ten Cal­ceo­la­ri­en.

Mrs. Skin­ner war eine sehr klei­ne alte Frau, ohne Hau­be, mit schmut­zig weißem Haar, das vom Ge­sicht straff zu­rück­ge­stri­chen war. Das Ge­sicht be­stand an­fangs haupt­säch­lich und jetzt, nach dem Ver­lust von Zäh­nen und Kinn, fast aus­schließ­lich nur noch aus – Nase. Sie war in Schie­fer­far­be ge­klei­det (so­weit ihr Kleid über­haupt eine Far­be hat­te), die an ei­ner Stel­le von ro­tem Fla­nell durch­bro­chen war. Sie öff­ne­te ihm und sprach be­hut­sam mit ihm und späh­te ihn um und über ihre Nase her an, wäh­rend sie be­haup­te­te, Mr. Skin­ner neh­me eine Än­de­rung an sei­ner Toi­let­te vor. Sie hat­te einen Zahn, der ihre Auss­pra­che be­hin­der­te, und sie hielt ihre bei­den lan­gen, ver­schrumpf­ten Hän­de ner­vös ge­gen­ein­an­der. Sie sag­te Mr. Ben­sing­ton, sie habe Jah­re lang Ge­flü­gel be­sorgt und wis­se mit Brut­ap­pa­ra­ten ge­nau Be­scheid; ja, sie sel­ber hät­ten ein­mal eine Ge­flü­gel­farm auf­ge­tan, und sie sei­en schließ­lich nur am Man­gel von Lehr­lin­gen ge­schei­tert. »Die Lehr­lin­ge, die zah­len’s«, sag­te Mrs. Skin­ner.

Mr. Skin­ner, der schließ­lich er­schi­en, war ein breit­ge­sich­ti­ger Mann, der lis­pel­te und schiel­te, daß er ei­nem über den Kopf weg­sah. Er trug auf­ge­schlitz­te Pan­tof­feln, die an Mr. Ben­sing­tons Sym­pa­thi­en ap­pel­lier­ten, und litt of­fen­bar an Knopf­man­gel. Er hielt Rock und Hemd mit ei­ner Hand zu­sam­men und zeich­ne­te mit dem Zei­ge­fin­ger der an­de­ren Mus­ter auf das schwarz­gol­de­ne Tisch­tuch, wäh­rend sein frei­es Auge Mr. Ben­sing­tons Da­mo­kles­schwert, wenn ich so sa­gen darf, mit ei­nem Aus­druck trau­ri­ger Los­ge­löst­heit be­ob­ach­te­te. »Se wol­len die Farm nich ums Ge­schäff auf­tun. Nei, Härr. Ganz egal, Herr. Eggs­pe­ri­men­te! Ganß rech.«

Er sag­te, sie könn­ten so­fort auf die Farm gehn. Ab­ge­sehn von ein biß­chen Schnei­de­rei tue er nichts in Dun­ton Green. »Es is hier nich so elen­gant, wie ich mir ge­dach hab, und was ich krieg, is kaum der Mühe wert«, sag­te er, »un wenn es Ih­nen also paß, daß wir kom­men tun …«

Und eine Wo­che dar­auf wa­ren Mr. und Mrs. Skin­ner auf der Farm in­stal­liert, und der Ak­kord­zim­mer­mann aus Hick­ley­brow va­ri­ier­te die Auf­ga­be, Ge­he­ge und Hüh­ner­häu­ser zu er­rich­ten durch eine sys­te­ma­ti­sche Er­ör­te­rung über Mr. Ben­sing­ton.

»Ich hab noch nich viel von ’m ge­sehn«, sag­te Mr. Skin­ner. »Aberst so­weit ich aus ’m kluch wer’, scheint er ’n Schafs­kopp zu sein.«

»Ich meint, er schi­en ’n biß­chen dö­sig«, sag­te der Zim­mer­mann aus Hick­ley­brow.

»Er ver­beiß sich aufs Ge­flü­gel«, sag­te Mr. Skin­ner. »O du mei­ne Güte! Man könnt mei­nen, nie­man’ ver­steht was vons Ge­flü­gel als er.«

»Aus­sehn tut er wie ne Hen­ne«, sag­te der Zim­mer­mann aus Hick­ley­brow, »mit sei­ne Bril­le!«

Mr. Skin­ner trat nä­her an den Zim­mer­mann aus Hick­ley­brow her­an und sprach ver­trau­lich, und das eine trau­ri­ge Auge be­trach­te­te das fer­ne Dorf, und das an­de­re glänz­te hell und bos­haft. »Soll je­den Tag ge­mes­sen wer’n – jede Hen­ne, sag er. Daß er auch sieht, daß se orrent­lich wach­sen. Was, o … eh? Jede Hen­ne – je­den Tag.«

Und Mr. Skin­ner hob die Hand, um hin­ter ihr auf kul­ti­vier­te und an­ste­cken­de Art zu la­chen, und er bu­ckel­te die Schul­tern stark – und nur sei­nem einen Auge ge­lang es nicht, mit­zu­la­chen. Dann kam ihm ein Zwei­fel, ob der Zim­mer­mann die Poin­te auch ganz er­faßt habe, und er wie­der­hol­te mit durch­drin­gen­dem Flüs­tern: »Ge­mes­sen!«

»Er ’s schlim­mer als un­ser al­ter Päch­ter; laß mich hän­gen, wenn’s nich wahr is«, sag­te der Zim­mer­mann aus Hick­ley­brow.

II

Ex­pe­ri­men­tie­ren­de Ar­beit ist das Lang­wei­ligs­te von der Welt (es sei­en denn die Be­rich­te dar­über in den Phi­lo­so­phi­schen Ab­hand­lun­gen), und es schi­en Mr. Ben­sing­ton end­los lan­ge zu dau­ern, ehe sein ers­ter Traum von un­ge­heu­ren Mög­lich­kei­ten durch einen Bro­cken der Ver­wirk­li­chung er­setzt wur­de. Er hat­te die Farm im Ok­to­ber ge­nom­men, und es wur­de Mai, ehe die ers­ten Spu­ren des Er­folgs be­gan­nen. Hera­kleo­phor­bia I und II und III muß­ten ver­sucht wer­den und blie­ben er­folg­los; es gab Är­ger über die Rat­ten der Ex­pe­ri­men­tal­farm, und es gab Är­ger mit den Skin­ners. Die ein­zi­ge Art, wie man Skin­ner dazu brin­gen konn­te, daß er et­was tat, was man ihm sag­te, war, daß man ihn entließ. Dann rieb er sein un­ra­sier­tes Kinn – er war im­mer ganz wun­der­bar un­ra­siert und trug doch nie­mals einen Bart – mit fla­cher Hand und sah Mr. Ben­sing­ton mit ei­nem Auge an und mit dem an­dern über ihn weg und sag­te: »Ooh, na­tür­lich, Härr – wenn’s Ihn’n Ernß is …!«

Aber zu­letzt däm­mer­te der Er­folg auf. Und sein He­rold war ein Brief in der lan­gen, schlan­ken Hand­schrift Mr. Skin­ners.

»Die neue Brut is raus«, schrieb Mr. Skin­ner, »und ge­fällt mich nich ganz, wie se aus­sieht. Wächs sehr üp­pig – ganz an­ners als das glei­che Volk, eh Ihre let­zen An­wei­sun­gen ka­men. Das let­ze war, eh die Katz se hol­te, n’ hüb­sches fes­ses Kücken, aber die­se wach­sen wie die Dis­seln. Hab ich noch nie ge­sehn. Se pi­cken so fes­te, im­mer übern Stie­bel, daß ich de ge­nau­en Maße, wie be­foh­len, nich ge­ben kann. Es sin rich­ti­ge Rie­sen und fres­sen auch so. Wir brau­chen bald neu Fut­ter, denn so’n Fres­sen hat man bei Kücken noch nich er­lebt. Grö­ßer als Ban­tams. Wenn’s so wei­ter geht, müß­ten sie was für’n Jahr­markt wer’n, so üp­pig sin se. Krieg­t’n Schreck let­ze Nacht, dacht, die Katz wär dran, un als ich aus­’n Fens­ter kuck, hätt ich schwör’n kön­nen, ich seh se un­term Draht rein­krie­chen. Die Kücken war’n wach und pick­ten hung­rig her­um, als ich raus­kam, aber konn­te nichs von die Katz sehn. Da gab ich ih­n’n ne Hand­voll Korn und mach­te feß zu. Möch­te gern wis­sen, ob ich so wei­ter füt­tern soll wie be­foh­len. Das Fut­ter, das Sie ge­mischt ha­ben, is fast alle, un ich misch nich gern sel­ber neu­es, von we­gen den Mall­hör mit den Pud­ding. Mit den bes­ten Wün­schen von uns bei­den und der Bit­te, die ge­ehr­te Gunst wei­ter zu be­wah­ren

ganz er­ge­bens Ihr Al­fred New­ton Skin­ner.«

Die An­deu­tung ge­gen Schluß be­zog sich auf einen Milch­pud­ding, in den ein we­nig Hera­kleo­phor­bia II hin­ein­ge­ra­ten war, was für die Skin­ners schmerz­li­che und fast ver­häng­nis­vol­le Fol­gen hat­te.

Aber Mr. Ben­sing­ton, der zwi­schen den Zei­len las, sah in die­sem wu­chern­den Wachs­tum sein lan­ge ge­such­tes Ziel er­reicht. Am Mor­gen dar­auf stieg er auf dem Bahn­hof Urs­hot aus, und in der Rei­se­ta­sche in sei­ner Hand trug er, ver­sie­gelt in drei Zinn­do­sen, einen Vor­rat von der Nah­rung der Göt­ter, der für alle Kücken in Kent ge­nügt hät­te.

Es war ein hel­ler und schö­ner Mor­gen spät im Mai, und sei­ne Hüh­ne­rau­gen wa­ren so­viel bes­ser, daß er be­schloß, zu Fuß durch Hick­ley­brow auf sei­ne Farm zu ge­hen. Es wa­ren zu­sam­men drei und eine hal­be Mei­le durch Park und Dorf und dann an den grü­nen Lich­tun­gen der Ge­he­ge von Hick­ley­brow hin. Die Bäu­me wa­ren ganz über­sät mit den grü­nen Fle­cken des Spät­früh­lings, die He­cken stan­den vol­ler Ka­mil­len und Him­mels­röschen und das Holz voll blau­er Hya­zin­then und pur­pur­ner Orchi­de­en. Und über­all herrsch­te großer Vo­gel­lärm, Ge­zwit­scher von Dros­seln, Am­seln, Rot­kehl­chen, Fin­ken und vie­len an­de­ren, und in ei­nem war­men Win­kel des Parks ent­roll­te sich ein Far­ren­strich, und dort husch­te und sprang fal­bes Rot­wild.

Die­se Din­ge brach­ten Mr. Ben­sing­ton sei­ne frü­he und ver­ges­se­ne Lust am Le­ben zu­rück; die Aus­sich­ten sei­ner Ent­de­ckung wur­den vor sei­nem Auge leuch­tend und freu­dig, und ihm war, er müs­se wirk­lich zum glück­lichs­ten Tage in sei­nem Le­ben ge­kom­men sein. Und als er in dem son­nen­hel­len Ge­he­ge an der Sand­bank un­term Schat­ten der Fich­ten die Kücken sah, die das Fut­ter ge­fres­sen hat­ten, das er für sie ge­mischt hat­te, rie­sen­haft und töl­pisch, grö­ßer schon als man­che Hen­ne, die ver­hei­ra­tet und ein­ge­rich­tet ist, und im­mer noch wach­send, im­mer noch in ih­ren ers­ten, wei­chen, gel­ben Fe­dern (am Rücken hin ganz schwach mit Braun durch­zo­gen), da wuß­te er wirk­lich, daß sein glück­lichs­ter Tag ge­kom­men war.

Auf Mr. Skin­ners Drän­gen ging er in das Ge­he­ge hin­ein, als er aber ein- oder zwei­mal durch die Ris­se in sei­nen Schu­hen ge­pickt war, lief er wie­der hin­aus und sah sich die Un­ge­heu­er durch die Draht­net­ze an. Er leg­te die Au­gen eng ans Netz und folg­te ih­ren Be­we­gun­gen, als habe er noch nie im Le­ben ein Kücken ge­se­hen.

»Wie se sein wer’n, wenn se aus­ge­wach­sen sin, kann man sich nich vor­stell’n«, sag­te Mr. Skin­ner.

»So groß wie ein Pferd«, sag­te Mr. Ben­sing­ton.

»Bei­nah«, sag­te Mr. Skin­ner.

»An ei­nem Flü­gel könn­ten sich meh­re­re satt es­sen!«, sag­te Mr. Ben­sing­ton. »Dann kann man sie wie Och­sen in Bra­ten schnei­den.«

»Aberst se werd’n nich so wei­ter wach­sen«, sag­te Mr. Skin­ner.

»Nicht?«, sag­te Mr. Ben­sing­ton.

»Nein«, sag­te Mr. Skin­ner. »Ich kenn’ das. Sie fan­gen üp­pig an, aberst das hört mal auf, ver­las­sen Sie sich da­drauf! Ja.«

Es ent­stand eine Pau­se.

»Das is de Be­hann­lung«, sag­te Mr. Skin­ner be­schei­den.

Mr. Ben­sing­ton rich­te­te plötz­lich die Bril­le auf ihn.

»Auf den an­nern Hof ha­ben wir se faß eben­so­groß ge­krieg«, sag­te Mr. Skin­ner, und er hob das bes­se­re Auge fromm em­por und ließ sich ein we­nig fort­rei­ßen, »ich un mei­ne Frau.«

Mr. Ben­sing­ton nahm sei­ne ge­wohn­te all­ge­mei­ne In­spek­ti­on der Grund­stücke vor, aber er kehr­te bald zu dem neu­en Ge­he­ge zu­rück. Es war auch, muß man wis­sen, so viel mehr als er je zu er­war­ten ge­wagt hat­te. Der Gang der Wis­sen­schaft ist so ge­wun­den und lang­sam; nach den kla­ren Ver­spre­chun­gen und ehe die prak­ti­sche Ver­wirk­li­chung ein­tritt, kom­men fast im­mer Jah­re und Jah­re kom­pli­zier­ter Ar­beit, und hier – hier war die Nah­rung der Göt­ter nach we­ni­ger als ei­nem Jahr des Pro­bie­rens! Es schi­en zu viel – zu viel. Jene auf­ge­scho­be­ne Hoff­nung, die die täg­li­che Nah­rung der wis­sen­schaft­li­chen Phan­ta­sie ist, soll­te nicht mehr sein Teil sein! So schi­en es ihm we­nigs­tens da­mals. Er kehr­te ein übers an­de­re Mal um und starr­te die­se sei­ne ver­blüf­fen­den Kücken an.

»Las­sen Sie se­hen«, sag­te er. »Sie sind zehn Tage alt. Und ne­ben ei­nem ge­wöhn­li­chen Kücken sollt ich den­ken – etwa sechs bis sie­ben­mal so groß …«

»’s wir’ Sseit sein, daß wir mehr ver­lan­gen«, sag­te Mr. Skin­ner zu sei­ner Frau. »Er ’s so ßufrie­den da­mit, wie wir die Kücken ins hin­te­re Ge­he­ge zu Gan­ge ge­bracht ha­ben – so ßufrie­den is er.«

Er neig­te sich ver­trau­lich zu ihr. »Meint, es is das alte Fut­ter«, sag­te er hin­ter sei­ner Hand und ließ ein Geräusch un­ter­drück­ten La­chens in sei­nem Kehl­kopf hö­ren …

Mr. Ben­sing­ton war an die­sem Tage wirk­lich ein glück­li­cher Mann. Er war nicht in der Stim­mung, Ein­zel­hei­ten im Be­trieb zu ta­deln. Der strah­len­de Tag hob die im­mer wach­sen­de Nach­läs­sig­keit des Skin­ner­paa­res leb­haf­ter her­vor, als er sie je ge­se­hen hat­te. Aber sei­ne Be­mer­kun­gen wa­ren al­ler­mil­des­ter Art. Die Zäu­nung vie­ler Ge­he­ge war in Un­ord­nung, aber er schi­en es für ganz be­frie­di­gend zu hal­ten, als Mr. Skin­ner aus­ein­an­der­setz­te, das täte »ein Fuchß oder ’n Hund oder so was«. Er mach­te dar­auf auf­merk­sam, daß der In­ku­ba­tor nicht ge­rei­nigt war.

»Das is er nich, Herr«, sag­te Mrs. Skin­ner mit ge­kreuz­ten Ar­men, in­dem sie blö­de hin­ter ih­rer Nase lach­te. »Scheint, wir ha­ben noch kei­ne Zeit ge­habt, ihn zu rei­ni­gen, noch nich, so lan­ge wir hier sind …«

Er ging nach oben, um sich ein paar Rat­ten­lö­cher an­zu­se­hen, die, wie Skin­ner be­haup­te­te, eine Fal­le recht­fer­ti­gen wür­den – sie wa­ren frei­lich enorm – und er ent­deck­te, daß das Zim­mer, in wel­chem die Nah­rung der Göt­ter mit Mehl und Kleie ge­mischt wur­de, in ganz schmäh­li­cher Un­ord­nung war. Die Skin­ners ge­hör­ten zu den Leu­ten, die für ge­ris­se­ne Schüs­seln und alte Kan­nen und Ein­mach­büch­sen und Mos­tert­do­sen Ver­wen­dung ha­ben, und da­mit war der Raum be­sät. In ei­nem Win­kel faul­te ein großer Hau­fen Äp­fel, die Skin­ner er­üb­rigt hat­te, und an ei­nem Na­gel im schrä­gen Teil der De­cke hin­gen meh­re­re Ka­nin­chen­fel­le, an de­nen er sei­ne Be­ga­bung als Kür­sch­ner zu pro­bie­ren be­ab­sich­tig­te: (»Bei die Fel­len und Din­ger weiß ich so ziem­lich mit al­lens Be­scheid«, sag­te Skin­ner.)

Mr. Ben­sing­ton rümpf­te über die­se Un­ord­nung frei­lich kri­tisch die Nase, aber er mach­te kei­nen un­nö­ti­gen Lärm, und so­gar, als er fand, wie sich eine We­s­pe in ei­nem Topf halb voll Hera­kleo­phor­bia IV güt­lich tat, be­merk­te er nur mil­de, die­sen Stoff ver­schlie­ße man bes­ser ge­gen die Feuch­tig­keit, als daß man ihn so der Luft aus­set­ze.

Und er wand­te sich von die­sen Din­gen so­fort wie­der ab, um zu be­mer­ken – was ihm seit ei­ni­ger Zeit im Kopf ge­le­gen hat­te: – »Ich glau­be, Skin­ner – wis­sen Sie, ich wer­de eins von die­sen Kücken tö­ten – als Pro­be. Ich glau­be, wir wer­den es heu­te nach­mit­tag tö­ten, und ich wer­de es mit nach Lon­don neh­men.«

Er tat, als bli­cke er in noch einen Ha­fen, und nahm dann die Bril­le ab, um sie zu put­zen.

»Ich hät­te gern«, sag­te er, »ich hät­te sehr gern eine Re­li­quie – ein Me­men­to – von die­ser be­son­de­ren Brut an die­sem be­son­de­ren Tage.«

»Ne­ben­bei«, sag­te er, »Sie ge­ben die­sen klei­nen Kücken doch kein Fleisch?«

»O! n­ein, Härr«, sag­te Skin­ner, »ich kann Sie ver­si­chern, Härr, wir ver­stehn viel zu viel von die Be­hand­lung vons Vo­gel­vieh je­der Art, um so­was zu tun.«

»Ganz si­cher, daß Sie nicht Ihren Mit­tags­ab­fall – – mir war, ich hät­te die Kno­chen ei­nes Ka­nin­chens in der hin­te­ren Ecke des Ge­le­ges her­um­lie­gen se­hen – –«

Aber als sie hin­gin­gen und sie sich an­sa­hen, fan­den sie, daß es die grö­ße­ren Kno­chen ei­ner Kat­ze wa­ren; sie wa­ren sehr sau­ber und tro­cken ab­ge­pickt.

III

Das ist kein Kücken«, sag­te Mr. Ben­sing­tons Cou­si­ne Jane.

»Na, ich soll­te mei­nen, ich kenn’ ein Kücken, wenn ich’s sehe«, sag­te Mr. Ben­sing­tons Cou­si­ne Jane hit­zig.

»Ers­tens ist es für ein Kücken zu groß, und au­ßer­dem kann man ganz ge­nau se­hen, daß es kein Kücken ist.«

»Es sieht eher aus wie eine Trapp­gans, als wie ein Kücken.«

»Für mei­nen Teil«, sag­te Red­wood, der sich wi­der­stre­bend von Ben­sing­ton in die Er­ör­te­rung hin­ein­zie­hen ließ, »muß ich ge­ste­hen, in An­be­tracht all des Be­weis­ma­te­ri­als – –«

»O! wenn Sie so kom­men«, sag­te Mr. Ben­sing­tons Cou­si­ne Jane, »statt wie ein ver­nünf­ti­ger Mensch Ihre Au­gen auf­zu­ma­chen – –«

»Ja, aber wirk­lich, Miß Ben­sing­ton, –!«

»O! nur wei­ter!«, sag­te Cou­si­ne Jane. »Sie Män­ner sind alle gleich.«

»In An­be­tracht all des Be­weis­ma­te­ri­als fällt es si­cher­lich un­ter die De­fi­ni­ti­on – ohne Zwei­fel ist es ab­norm und hy­per­tro­phisch – zu­mal es aus dem Ei ei­ner nor­ma­len Hen­ne aus­ge­brü­tet ist – ja, ich glau­be, Miß Ben­sing­ton, ich muß zu­ge­ben – so­weit man ihm ir­gend­ei­nen Na­men ge­ben kann, muß man es ein Kücken nen­nen.«

»Sie mei­nen, es ist ein Kücken?«, sag­te Cou­si­ne Jane.

»Ich glau­be, es ist ein Kücken«, sag­te Red­wood.

»Was für ein Un­sinn!«, sag­te Mr. Ben­sing­tons Cou­si­ne Jane, und: »O!«, ge­gen Red­woods Kopf ge­rich­tet, »ich hab’ kei­ne Ge­duld mehr mit Ih­nen«, und dann mach­te sie plötz­lich kehrt und ging zum Zim­mer hin­aus und schlug die Tür hin­ter sich zu.

»Und mir fällt ein Stein vom Her­zen, daß ich es auch sehe, Ben­sing­ton«, sag­te Red­wood, als der Wi­der­hall des Tür­zu­schla­gens er­stor­ben war. »Ob­gleich es so groß ist.«

Ohne das ge­rings­te Drän­gen von sei­ten Mr. Ben­sing­tons setz­te er sich in den nied­ri­gen Ses­sel am Ka­min und be­kann­te sich zu Ta­ten, die selbst bei ei­nem un­wis­sen­schaft­li­chen Mann ge­wagt ge­we­sen wä­ren. »Ich weiß, Sie wer­den es vor­ei­lig von mir fin­den, Ben­sing­ton«, sag­te er, »aber die Sa­che ist die, ich habe vor bei­na­he ei­ner Wo­che ein we­nig da­von – nicht viel – aber et­was – in Ba­bys Fla­sche ge­tan.«

»Aber wenn nun – –!«, rief Mr. Ben­sing­ton aus.

»Ich weiß«, sag­te Red­wood und blick­te das Rie­sen­kücken in der Schüs­sel auf dem Ti­sche an.

»Es ist al­les gut ge­wor­den, dem Him­mel sei Dank«, und er fühl­te in sei­ner Ta­sche nach sei­nen Zi­ga­ret­ten.

Er gab frag­men­ta­ri­sche De­tails. »Arme klei­ne Kerl wur­de schwe­rer … furcht­ba­re Angst. – Winkles, ein scheuß­li­cher Schafs­kopf … frü­he­rer Schü­ler von mir … nütz­te nichts … Mrs. Red­wood – un­be­ding­tes Ver­trau­en zu Winkles … Sie wis­sen ja, Mann mit ’nem We­sen wie eine Klip­pe – tür­mend … Kein Ver­trau­en zu mir, na­tür­lich … Hab’ Winkles un­ter­rich­tet … kaum ge­dul­det in der Kin­der­stu­be … Ir­gend­was muß­te ge­sche­hen … Schlüpf­te hin­ein, als die Amme früh­stück­te … hol­te die Fla­sche.«

»Aber er wird wach­sen«, sag­te Mr. Ben­sing­ton.

»Er wächst. An­dert­halb Pfund, letz­te Wo­che. Sie soll­ten Winkles hö­ren. Es ist die Be­hand­lung, sag­te er.«

»Him­mel! Das sagt Skin­ner auch!«

Red­wood sah das Kücken von neu­em an. »Die Schwie­rig­keit ist, die Sa­che auf­recht zu er­hal­ten«, sag­te er. »Sie las­sen mich nicht al­lein in die Kin­der­stu­be, weil ich ein­mal ver­sucht habe, eine Wachs­tums­kur­ve von Ge­or­gi­na Phyl­lis zu be­kom­men. – Sie wis­sen ja – und wie ich ihm eine zwei­te Do­sis ge­ben soll –«

»Müs­sen Sie?«

»Er hat zwei Tage lang ge­schri­en – kann je­den­falls mit sei­ner ge­wöhn­li­chen Nah­rung nicht mehr aus­kom­men. Er braucht jetzt mehr.«

»Sa­gen Sie’s Winkles.«

»Zum Hen­ker mit Winkles!«, sag­te Red­wood.

»Sie kön­nen sich an Winkles ma­chen und ihm Pul­ver fürs Kind ge­ben – –.«

»Das wer­de ich schon noch tun müs­sen«, sag­te Red­wood und stütz­te das Kinn auf die Faust und starr­te ins Feu­er.

Ben­sing­ton stand eine Wei­le da und strei­chel­te die Fe­dern auf der Brust des Rie­sen­kückens. »Das wer­den ko­los­sa­le Vö­gel«, sag­te er.

»Das wer­den sie«, sag­te Red­wood, die Au­gen noch im­mer auf die Glut ge­rich­tet.

»So groß wie Pfer­de«, sag­te Ben­sing­ton.

»Grö­ßer«, sag­te Red­wood. »Das ist es ge­ra­de!«

Ben­sing­ton wand­te sich von dem Pro­be­kücken ab. »Red­wood«, sag­te er, »die­se Vö­gel wer­den Sen­sa­ti­on er­re­gen.«

Red­wood nick­te mit dem Kop­fe ge­gen das Feu­er.

»Und bei Gott!«, sag­te Ben­sing­ton, in­dem er sich plötz­lich mit ei­nem Blitz in der Bril­le um­dreh­te, »Ihr klei­ner Jun­ge auch.«

»Da­ran den­ke ich ge­ra­de«, sag­te Red­wood.

Er lehn­te sich zu­rück, seufz­te, warf sei­ne halb auf­ge­rauch­te Zi­ga­ret­te ins Feu­er und schob die Hän­de tief in die Ho­sen­ta­schen. »Da­ran denk ich ge­ra­de. Die­se Hera­kleo­phor­bia wird im Ge­brauch ein wun­der­li­ches Zeug wer­den. Wie das Kücken ge­wach­sen sein muß – –!«

»Ein klei­ner Jun­ge, der so wächst«, sag­te Mr. Ben­sing­ton lang­sam und starr­te bei die­sen Wor­ten das Kücken an.

»Ich sage nur!«, sag­te Ben­sing­ton. »Groß wird er.«

»Ich wer­de ihm im­mer klei­ne­re Do­sen ge­ben«, sag­te Red­wood. »Oder auf je­den Fall wird Winkles es tun.«

»Es ist bei­na­he ein zu ge­wag­tes Ex­pe­ri­ment.«

»Sehr ge­wagt.«

»Und doch, wis­sen Sie, ich muß ge­ste­hen. – Ir­gend­ein Baby wird es frü­her oder spä­ter ver­su­chen müs­sen.«

»O, wir wer­den es an ir­gend­ei­nem Baby ver­su­chen – si­cher!«

»Ge­wiß«, sag­te Ben­sing­ton und kam und trat auf den Ka­min­tep­pich und nahm die Bril­le ab, um sie zu put­zen.