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Was will dieses Showgirl aus Las Vegas auf seiner Ranch? Logan würde Sophia Montrose am liebsten in die Prärie schicken. Aber das ist unmöglich: Sein Vater hat der schwarzhaarigen Schönheit die Hälfte der Ranch vermacht. Und außerdem ist Logan auch nur ein Mann …
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Seitenzahl: 198
Charlene Sands
Die Rückkehr des Showgirls
IMPRESSUM
COLLECTION BACCARA erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
© 2013 by Charlene Swink Originaltitel: „Sunset Surrender“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARABand 341 - 2014 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Brigitte Marliani-Hörnlein
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 05/2014 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733722845
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag: BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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Sunset Ranch, Nevada
Sophia Montrose blickte in die kalten schwarzen Augen des Cowboys. Sein Mund war hart, die Lippen fast spöttisch verzogen.
„Du konntest es wohl nicht abwarten, hier wieder aufzutauchen, oder?“
Das war nun wirklich alles andere als ein „Herzlich willkommen zurück auf der Sunset Ranch“. Nicht, dass Sophia so etwas von Logan Slade erwartet hätte. Sein unhöfliches Benehmen machte ihr jedoch längst nichts mehr aus – schon vor langer Zeit hatte sie beschlossen, sich nie mehr von Logan verunsichern zu lassen.
Allerdings waren sie sich nicht mehr über den Weg gelaufen, seit sie als fünfzehnjähriges Mädchen die Sunset Ranch verlassen hatte. Deshalb war es auch nicht verwunderlich, dass sie komplett vergessen hatte, wie sehr sein Aussehen und seine markanten Züge ihren Herzschlag beschleunigen konnten.
Trotzdem, auch wenn er mit den Jahren gefährlich attraktiv geworden war, ihr würde immer bewusst sein, dass Logan Slade sie nicht hier haben wollte. Genauso wenig wie damals, als die Ranch noch ihr Zuhause gewesen war.
„Ist Luke zu Hause?“ Sophia hoffte, schon bald das freundliche Gesicht von Logans jüngerem Bruder zu sehen.
„Nein. Er kommt erst morgen. Willst du wiederkommen?“
Sie schüttelte den Kopf, denn ihr blieb nichts anderes übrig, als hierzubleiben. Sie hatte ihr Apartment in Las Vegas aufgegeben und war stundenlang gefahren, um die Farm schon nachmittags zu erreichen. Und sie wollte sich kein Zimmer in Carson City nehmen. Sie wollte ihr neues Leben beginnen. Jetzt. In dieser Minute. „Ich bin gekommen, um mir die Schüssel zum Cottage zu holen.“
Er warf ihr einen unversöhnlichen Blick zu. „Ich gebe ihn dir.“
Logan hatte seinen Anwalt angewiesen, ihr die Schlüssel nicht im Voraus zu geben. Er hatte gewollt, dass Sophia sie sich persönlich abholte. Er wollte sehen, wie sie sich wand, zumindest sollte sie sich von dem Moment an, in dem sie einen Fuß auf das Anwesen setzte, in ihrer Haut unwohl fühlen.
Sie streckte die Hand aus, mit der Handfläche nach oben, und bemühte sich um Höflichkeit. „Bitte. Ich würde gern einziehen.“
Logan sah sie abschätzig an, drehte sich schließlich um und ging ins Haus, wobei er ihr über die Schulter zurief: „Komm mit.“
Das Haus war so wunderschön, wie Sophia es in Erinnerung hatte. Es strahlte Wärme und Behaglichkeit aus. Vor dem großen Kamin stand eine einladende Sitzgruppe. Antiquitäten, Bronzestatuen und teure Kunstwerke schmückten den Raum.
Wie oft hatte sie hier mit Luke gespielt? An wie vielen Geburtstagsfeiern und privaten Sunset Lodge Events hatte sie mit ihrer Mutter teilgenommen? Ein warmes Gefühl breitete sich in ihr aus.
Sie folgte Logan. Er war groß und muskulös, breite Schultern, schmale Hüften. Mit langen, kraftvollen Schritten ging er zum Arbeitszimmer seines verstorbenen Vaters Randall Slade. Seine glänzenden schwarzen Stiefel verursachten bei jedem Schritt ein klackendes Geräusch auf dem Holzboden. Er versuchte nicht, mit Sophia zu plaudern. Aber das erwartete sie auch nicht.
Sophia konnte nur ahnen, welche Tirade Logan losgelassen hatte, als der letzte Wille seines Vaters verlesen worden war. Mr Slade musste in letzter Minute entschieden haben, sie in seinem Testament zu bedenken, denn als Luke angerufen hatte – eine Stimme aus der Vergangenheit – war ihr sein überraschter Tonfall aufgefallen. Aber er hatte ihr Mut gemacht. Hatte gesagt, dass er es nicht erwarten könnte, sie nach all den Jahren wiederzusehen. Trotz der Umstände.
Niemand hätte überraschter als Sophia selbst gewesen sein können, als sie erfuhr, dass Randall Slade ihr die Hälfte von Sunset Lodge vermacht hatte. Die einzige Auflage war, dass sie ein Jahr lang das Gästehaus leiten musste, bevor sie ihren Anteil verkaufen konnte.
Zwölf Jahre waren vergangen, seit sie hier gewohnt hatte. Ihre Mutter, damals Managerin von Sunset Lodge, hatte das Gästehaus abrupt verlassen und jegliche Verbindung zu der Familie Slade abgebrochen. Dasselbe hatte sie von Sophia verlangt.
„Es ist besser so“, hatte ihre Mutter gesagt. Sophia hatte nicht verstanden, was gut daran sein sollte, ohne Vorwarnung im ersten Jahr aus der Highschool gerissen zu werden, die Freundschaft mit Luke aufgeben zu müssen und ihre Freundinnen sowie all ihre Träume zu verlieren. Und so hatte sie sich während der ersten Monate jede Nacht in den Schlaf geweint.
Jetzt, nachdem ihre Mutter den zweijährigen Kampf gegen den Krebs verloren hatte, war Sophia hier, um ihr unerwartetes Erbe anzutreten. Randall Slade war immer sehr nett zu ihr gewesen. Er hatte Sophia das Gefühl gegeben, zur Familie zu gehören, war für sie eine Vaterfigur gewesen, nachdem ihr eigener Vater sie verlassen hatte, als sie drei Jahre alt war.
„Hier herein“, sagte Logan und betrat das Arbeitszimmer.
Sie folgte ihm.
„Setz dich.“ Er deutete auf ein purpurrotes Ledersofa, das steril und neu wirkte. Sie blickte sich in dem Raum um und bemerkte, dass er insgesamt anders eingerichtet war.
Statt der Holzpaneele an den Wänden und der goldfarbenen Gardinen, die sie in Erinnerung hatte, waren die Wände jetzt hell tapeziert. Große Fenster öffneten sich zum Außenbereich. Der Kronleuchter war Halogenstrahlern gewichen, die auf den Schreibtisch gerichtet waren. Es war, als wäre jeder Hinweis auf Randall Slade und seine Herrschaft über die Sunset Ranch entfernt worden.
„Nein danke.“ Ihre Entscheidung, stehen zu bleiben, trug ihr einen flüchtigen Blick und dann ein Grummeln von Logan ein. Sophia lächelte in sich hinein. Sie würde sich an diese kleinen Siege klammern.
Sie wünschte, Luke hätte sie heute begrüßt. Ihn hätte sie gern als ersten bei ihrer Rückkehr auf die Sunset Ranch getroffen. Aber sie hatte ihre Ankunft ein paar Tage vorverlegen müssen, und vielleicht war es gar nicht schlecht, dass sie die Konfrontation mit Logan gleich hinter sich brachte, statt sie hinauszuzögern.
„Tut mir leid mit deinem Vater“, bekundete Sophia ihr Beileid. „Er war ein sympathischer Mann. Ich bin sicher, du vermisst ihn sehr.“
Logan verzog keine Miene. „Wir sind nicht hier, um über meine Beziehung zu meinem Vater zu sprechen.“
„Darf ich dir nicht einmal mein Beileid aussprechen?“ Sophia sprach leise. Es verletzte sie, dass Logan ihr nicht einmal das zubilligte. „Er war immer sehr nett zu mir.“
Leder quietschte, als Logan sich auf den Schreibtischstuhl setzte. „Er war zu den Montrose-Frauen auf Kosten meiner Familie nett.“
Sophia war ohne Schuhe schon über einen Meter siebzig groß, und doch schien Logan, hinter seinem Schreibtisch sitzend und den durchdringenden Blick auf sie gerichtet, der Dominierende zu sein. Sie schluckte. Der Tod ihrer Mutter schmerzte immer noch. Sie wusste, dass Logan ihre Mutter nicht mochte. Vielleicht hasste er sie sogar, doch Sophia würde nicht zulassen, dass er schlecht von ihr sprach. „Meine Mutter ist vor ein paar Monaten gestorben, Logan. Ich vermisse sie, und ich bin sicher, du vermisst auch deinen Vater. Ich bitte dich, deine Gedanken und das, was du zu wissen glaubst, für dich zu behalten.“
„Ich kenne die Wahrheit, Sophia. Und da gibt es nichts zu beschönigen.“ Seiner Stimme nach zu urteilen war er sehr überzeugt von dem, was er sagte. „Deine Mutter hatte eine Affäre mit meinem Vater, direkt vor der Nase meiner Mutter. Louisa wollte sein Geld, und er war zu geblendet von ihrer Schönheit, um das zu erkennen. Diese Geschichte hätte fast unsere Familie zerstört.“
Sophia blickte aus dem Fenster auf das wunderschöne Anwesen und die Ställe. Edle Pferde wurden hier gezüchtet, um dann gegen Höchstgebote verkauft zu werden. Die Lodge dahinter beherbergte elitäre Gäste, die das Leben auf einer Ranch erleben, aber nicht auf den gewohnten Luxus verzichten wollten.
Die Slade-Brüder – Justin, Luke und Logan – hatten den Tod ihrer Mutter und ihres Vaters ertragen müssen, aber sie hatten immer noch sich. Und sie hatten die Sunset Ranch, während Sophia völlig allein war. Egal, was die Slades durchgemacht hatten, es tat ihr wirklich leid. Aber was zwischen ihrer Mutter Louisa und Randall Slade geschehen war, war kompliziert und nicht so einfach zu erklären.
„Meine Mutter hat die Ehe deiner Eltern gerettet.“
Logan schoss zurück: „Auf den Bühnen von Las Vegas hast du offensichtlich nicht nur deine Kleidung abgelegt, sondern auch deinen Verstand, Sophia.“
Triumphierend sah er sie an. Eigentlich sollte es sie nicht überraschen, dass er über ihre Arbeit als Showgirl Bescheid wusste. Lange Zeit hatte sie es geschafft, dies geheim zu halten, doch als ihre Mutter krank wurde, hatte Sophia schwere Entscheidungen treffen müssen, um sie beide versorgen zu können, und sie schämte sich dessen nicht.
Fast jeder in Nevada hatte von ihrer Hochzeit mit einem alternden Millionär erfahren. Und was eigentlich privat sein sollte, wurde zu einem gefundenen Fressen für die Klatschpresse. Selbst in Las Vegas sorgte die heimliche Heirat eines sechsundzwanzigjährigen Showgirls mit einem fast siebzigjährigen Ölmagnaten für Gesprächsstoff.
„Du weißt es also?“
„Ich lese Zeitung, Sophia.“
„Meine Heirat und mein letzter Job gehen dich nichts an“, sagte sie leise. Sie wollte an ihrem ersten Tag auf der Ranch keinen Streit. Es würde noch zu vielen Wortgefechten mit Logan kommen, dessen war sie sicher, aber bitte nicht heute.
Abschätzig ließ er seinen Blick über sie gleiten. Er sah die schwarzen Strähnen, die sich aus ihrem strengen Knoten gelöst hatten, sah die bernsteinfarbenen Augen und die vollen Lippen. Bei ihrem Mund verweilte er, und sie fragte sich, ob er sich an den Kuss auf der Highschool erinnerte. Der Kuss, der Sophia mit klopfendem Herzen und heftigem Verlangen zurückgelassen hatte. Der Kuss, den Logan benutzt hatte, sie zu demütigen. Sie war nie über diesen ersten Kuss und das Leid hinweggekommen, das Logan ihr beschert hatte.
„Du bist wunderschön, Sophia.“ Mehr hatte der siebzehnjährige Logan damals nicht sagen müssen, als er sie hinter der Sporthalle in die Arme zog, sie an sich presste und küsste. Es war ein himmlischer, süßer und leidenschaftlicher Kuss, und Sophia gab sich ganz den wunderbaren Gefühlen und dem Kribbeln im Bauch hin.
Instinktiv schlang sie damals die Arme um Logans Nacken und ließ sich weiter von ihm küssen, bis lautes Gelächter den intimen Moment störte. Logan löste sich hastig von ihr. Einen Moment schaute er ihr tief in die Augen, dann ging er zu seinen Freunden und ließ Sophia sprachlos zurück.
Am nächsten Tag gab es nur ein Thema in der Schule. Die Wette, die Logan mit seinen drei Schulfreunden abgeschlossen und gewonnen hatte: Sophia stößt mich nicht zurück, wenn ich sie küsse. Sophia ist leicht zu haben. Genau wie ihre Mutter.
Noch heute wünschte sie, sie hätte sich nicht zu Lukes älterem Bruder hingezogen gefühlt. Und sie ärgerte sich, dass sein Blick sie jetzt schon wieder durcheinanderbrachte und dass sie diesen einen überraschenden Kuss nicht vergessen hatte. Es war, als hätte Logan ihr für immer seinen Stempel aufgedrückt.
Er ließ seinen Blick über den Ausschnitt ihres konservativen Sommerkleids wandern und verweilte bei ihren vollen Brüsten. So sehr sie sich auch bemühte, ihre Kleidung konnte ihre beachtliche Oberweite nicht kaschieren. Sie hatte sogar schon einmal über eine Brustverkleinerung nachgedacht. Das war zu einem Zeitpunkt gewesen, als sie sich noch keine Gedanken darüber machen musste, wie sie Essen auf den Tisch bringen und Krankenhausrechnungen bezahlen sollte. Später hatten ihr Körper und ihr exotisches spanisches Aussehen die Rechnungen bezahlt. Sie musste also dankbar dafür sein.
Schließlich wanderte Logans Blick über ihre Beine, die er von seinem Platz hinter dem Schreibtisch aus direkt vor Augen hatte. Sie wünschte jetzt, sie hätte sich gesetzt, als er ihr einen Platz angeboten hatte. Die Art, wie er sie beäugte, machte sie nervös.
Als er fertig war, sagte er: „Was ist passiert? Hat der alte Kerl einen Herzinfarkt im Schlafzimmer bekommen?“
Sophia schnappte empört nach Luft. „Red nicht so von Gordon. Er ist nicht tot. Gott sei Dank. Wir sind … geschieden.“
Logan betrachtete sie einen Moment. „Kurze Ehe. War Gordon Gregory klug genug, einen Ehevertrag aufzusetzen?“
„Es geht dich zwar nichts an, aber ich war diejenige, die darauf bestanden hat.“
Logan lehnte sich zurück und lachte. „Du kannst mir nichts vormachen, Sophia. Du bist genau wie deine Mutter.“
„Danke. Das nehme ich als Kompliment. Meine Mutter war eine tolle Frau.“
Das Lächeln wich aus Logans Gesicht. Er beugte sich vor und sah ihr ernst in die Augen. „Hör zu, ich mache dir einen Vorschlag. Ich bin bereit, dir deine Hälfte der Lodge abzukaufen. Du musst nicht bleiben und das Gästehaus ein Jahr lang leiten. Ich kann dafür sorgen, dass mein Anwalt diese Bestimmung irgendwie umgeht. Ich würde dir ein großzügiges Angebot machen.“
„Nein.“
„Willst du nicht wissen, wie viel ich zu zahlen bereit bin?“ Er hatte einen Stift in der Hand und wollte eine Zahl aufschreiben.
„Für kein Geld dieser Welt werde ich auf dein Angebot eingehen.“
Logan zuckte mit den Schultern und dachte, sie wollte handeln. „Ich zahle dir doppelt so viel, wie es wert ist, Sophia.“
Sophia schnappte nach Luft, Logans Angebot traf sie wie ein Messerstich ins Herz. Er wollte sie loswerden. Unbedingt. Aber egal, wie viel er ihr bot, Sophia würde nicht gehen. „Nein. Ich bleibe. Ich werde Sunset Lodge leiten.“
Zwölf Jahre lang war das Cottage auf der Sunset Ranch ihr Zuhause gewesen. Jetzt war sie zurück, und sie würde sich von Logan Slade nicht vertreiben lassen.
Sie würde bleiben.
Und sie würde die Lodge genauso erfolgreich leiten, wie ihre Mutter es getan hatte.
„Und jetzt gib mir bitte die Schlüssel, Logan.“
Logan brachte Sophia zu ihrem Wagen. Der alte verbeulte Toyota Camry sah mit seinen abgefahrenen Reifen und dem stumpfen Lack ziemlich ramponiert aus. Ein Schrotthaufen, mindestens fünfzehn Jahre alt. Nicht gerade das Fahrzeug, das er bei einem Las-Vegas-Showgirl erwartet hätte, das mit einem millionenschweren Tycoon verheiratet gewesen war.
Er hielt die Schlüssel fest in der Hand und wünschte, sein verdammter Vater hätte Sophia nicht in seinem Testament bedacht. Sie war zu schön, zu vollkommen. Ihre Gesichtszüge waren makellos. Sie hatte golden schimmernde Augen, pechschwarzes Haar und eine Haut, die in der Sonne von Nevada leuchtete. Sie war der Typ Frau, der Männer dumme Dinge tun ließ. Er wollte gar nicht daran denken, welche Probleme es ihretwegen hier geben könnte. Die Männer würden sich ihretwegen ein Bein ausreißen, dessen war er sicher. Das hatten sie auch bei Louisa getan. Die Frau hatte nur hübsch lächeln müssen, und schon erfüllten ihr die Rancharbeiter jeden Wunsch.
„Frisch meine Erinnerung auf. Warum zum Teufel willst du hier draußen leben? Mit all dem Dreck und den Fliegen und Pferdedung?“
Sophia verdrehte die Augen und holte tief Luft. Dabei hob sich ihre üppige Oberweite, und ihr Kleid spannte sich bis ans Limit. Logan schoss sofort das Blut in die Lenden. Diese prompte Reaktion seines Körpers gefiel ihm überhaupt nicht.
„Sunset Ranch war auch mein Zuhause, Logan. Zwölf Jahre lang. Es war eine glückliche Zeit, und ich habe gern meiner Mutter bei ihrer Arbeit in der Lodge geholfen, die jetzt – dank der Freundlichkeit deines Vaters – zur Hälfte mir gehört. Warum sollte ich also nicht hier wohnen wollen?“
„Es ist kein besonders aufregendes Leben.“
„Nein, das ist es nicht.“
Logan zog die Augenbrauen hoch. „Willst du etwa behaupten, du hast nicht gern in Las Vegas gelebt? Eine Frau wie du?“
„Du hast keine Ahnung, wer ich bin, Logan.“
Er wusste, dass sie der Typ Frau war, der sich nicht zu schade war, mit einem älteren Mann zu schlafen, um an sein Geld zu kommen. Der Typ musste jedoch zur Vernunft gekommen sein, bevor sie ihn wie eine Weihnachtsgans ausgenommen hatte. Ehevertrag hin oder her.
„Ich kann die Vergangenheit nicht ändern“, sagte sie. „Aber ich bin hier, um ein neues Leben anzufangen.“
„Ausgerechnet auf dem Land der Slades.“
„Ja, genau hier. Also, willst du mir die Schlüssel noch länger vor die Nase halten, oder gibst du sie mir jetzt endlich?“
Logan blickte auf die Schlüssel in seiner Hand. „Seit ihr weggegangen seid, hat dort keiner mehr gewohnt.“
„Das Cottage ist noch genauso wie früher?“
Er nickte. „Mein Vater wollte nicht, dass irgendjemand anderes dort lebt. Noch ein Sieg für Louisa. Du kannst dir vorstellen, dass meiner Mutter diese Entscheidung gar nicht gefallen hat. Immer wieder habe ich gehört, wie sie spät abends darüber stritten.“
„Das ist nicht die Schuld meiner Mutter. Und meine auch nicht.“
„Du wirst die jetzige Leiterin des Gästehauses entlassen müssen.“
Sophia begegnete seinem selbstgefälligen Blick. „Entlassen? Was meinst du?“
„Ich meine, Mrs Polanski hat jetzt keinen Job mehr. Du wirst ihren Job übernehmen, Sophia. Zwei Vollzeitmanager sind nicht drin.“
„Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich reingehe und sie feuere, oder?“
„Nun, wenn du das nicht willst, dann soll sie bleiben, und ich zahle dich aus. Damit wäre unser Problem gelöst.
Sophia verschränkte die Arme unter der Brust und starrte ihn an. „Du kannst mich mal.“
Logan musste grinsen. Er hatte es geschafft, sie aus der Ruhe zu bringen. Bis jetzt war sie ganz cool geblieben. Aber, verdammt noch mal, die Frau war tatsächlich noch hübscher, wenn ihre Wangen vor Wut gerötet waren und ihre Augen Funken sprühten. „Ich sage nur, wie es ist, Sophia. Mrs Polanski leitet die Lodge seit acht Jahren. Sie ist erfolgreich, und die Gäste mögen sie.“
„Und du überlässt es mir, sie hinauszuwerfen. Wie nett von dir.“
„Irgendjemand muss es tun. Es scheint, mein Vater hat nicht an alles gedacht, als er unsere Lodge weggab.“
„Sie gehört mir nur zur Hälfte. Er hat sie nicht ganz weggegeben.“
„Ich wette, du wünschst dir, er hätte es getan.“
Sophia hob das Kinn und antwortete ohne zu zögern. „Ja, sicher. Ich wünschte, ich wäre Alleinbesitzer.“
Logan sah sie etwas konsterniert an. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie das einräumen würde.
„Dann müsste ich mich nicht mit dir herumärgern … oder eine Angestellte entlassen.“
Logan kochte vor Wut. „Die Lodge ist seit Generationen in Familienbesitz. Nach dem zweiten Weltkrieg war es eine Absteige für mittellose Soldaten, bis mein Großvater kam und die schöne Hotelanlage daraus machte, die sie heute ist. Und wie passt du in dieses Bild?“
„Ich weiß nicht, warum dein Vater so großzügig war, Logan. Und ich weiß nicht, was du mir sagen willst, aber offensichtlich hatte dein Vater Vertrauen in mich. Deshalb bin ich jetzt hier und werde die Lodge leiten. Wenn ich jemanden entlassen muss, dann werde ich es tun. Aber“, sie zeigte mit dem Finger auf seine Brust, „ich versichere dir, ich werde nicht vergessen, dass du mich in diese Lage gebracht hast.“
„Das war der Plan. Dann weißt du auch, dass ich dich von Zeit zu Zeit auf die Probe stellen werde, Sophia. Du gehörst nicht hierher, aber ich werde dir auch nicht im Weg stehen, wenn du gute Arbeit leistest. Und keine Sorge, ich werde meine Aufgaben in der Lodge Luke übertragen. Von jetzt an hast du mit ihm zu tun.“ Er ließ die Schlüssel in ihre Hand fallen.
„Ich habe mir den ersten Tag hier anders gewünscht, Logan.“
Er öffnete ihr die Wagentür und sprach so beherrscht, wie es ihm möglich war. „Ich bin sicher, du kennst den Weg noch.“
„Natürlich.“ Sie quetschte sich an ihm vorbei, um ins Auto zu kommen. Dabei streiften ihre Brüste seinen Oberkörper, und der Körperkontakt, zusammen mit dem aufregenden Duft ihres erotischen Parfüms, traf ihn wie ein Schlag in die Magengrube.
Er schloss die Tür und sah fluchend dem Camry nach, der am Horizont verschwand.
Kaum war Logan nicht mehr im Rückspiegel zu sehen, ließ Sophia die Schultern sinken und lockerte den verkrampften Griff um das Lenkrad. Sie nahm den Fuß von Gas und fuhr gemächlich die Straße entlang, die zur Sunset Lodge führte. Sie würde einfach nicht mehr an Logan Slade denken. Na ja, versuchen würde sie es wenigstens … Dieser Mann machte sie wütend, aber er faszinierte sie leider auch.
Sicherlich konnte sie ihm irgendwie aus dem Weg gehen, solange sie hier wohnte. Die Sunset Ranch, eingebettet zwischen der Sierra Nevada und Carson City, war riesig. Morgen kam Luke nach Hause. Sie würde ihre Freundschaft mit ihm erneuern und alle Angelegenheiten, die die Lodge betrafen, mit ihm besprechen. Auf ihn konnte sie zählen.
„Mach dir keine Gedanken“, hatte er gesagt. „Ich werde dafür sorgen, dass du hier herzlich willkommen geheißen wirst.“
Die Gipfel der Berge waren noch schneebedeckt. Sophia hatte fast vergessen, wie friedlich und wunderschön die Landschaft hier im Frühjahr war. Ganz anders als die belebten und lauten Straßen von Las Vegas.
In der Ferne konnte sie schon die Ställe erkennen, die zur Lodge gehörten. Es stimmte Sophia traurig, dass ihre Mutter nicht hier sein und das Gelände noch einmal sehen konnte. Louisa hatte sich in ihrer Freizeit gern um die Pferde gekümmert. „Es tut mir so leid, Mama“, flüsterte Sophia.
Langsam fuhr sie weiter und erblickte schließlich die Lodge. Das Haus war ein stattliches Gebäude, das Eleganz und Charme ausstrahlte. Auf den Wiesen ringsherum blühten Blumen in allen Farben.
Von den Angestellten wurde es als Privileg erachtet, das Anwesen zu pflegen und in den Ställen zu arbeiten, die meisten von ihnen arbeiteten schon sehr lange auf der Sunset Ranch.
Sophia fühlte sich höchst unwohl bei dem Gedanken, Mrs Polanski entlassen zu müssen, und sie verwarf die Idee, an der Lodge anzuhalten und kurz hineinzuschauen. Stattdessen beschloss sie, direkt zum Cottage zu fahren und einzuziehen und bis morgen zu warten, um mit Luke über die Frau zu sprechen.
Das Cottage lag versteckt hinter dem Gästehaus und war von dort nicht zu sehen. Es bot eine Menge Privatsphäre, genau das, was Sophia im Moment am dringendsten benötigte. Der Medienrummel um ihre Hochzeit und der verlorene Kampf ihrer Mutter gegen den Krebs hatten sie stark strapaziert. Sie musste sich neu orientieren und in die Arbeit stürzen, die ihr Spaß machen würde. Vor allem aber wollte sie sich selbst etwas beweisen.
Ihr ganzes Leben lang war sie mit ihrem guten Aussehen durchgekommen. Sie hatte nicht die Möglichkeit gehabt, aufs College zu gehen, aber sie hatte nie die Zeit bedauert, in der sie ihrer Mutter geholfen hatte, die kleinen Motels und Gasthäuser am Rand von Las Vegas zu leiten. Als ihre Mutter krank wurde, besann sich Sophia ihrer angeborenen tänzerischen Begabung, vervollkommnete ihr Können und verdiente als Showgirl genug, um sie beide zu versorgen.
Jetzt hatte sie die Chance, etwas zu tun, was sie liebte, und darin zu glänzen.
„Miss Montrose, hallo.“
Ein Reiter auf einer wunderschönen braunen Stute näherte sich dem Auto. Sophia war gar nicht bewusst gewesen, wie langsam sie tatsächlich fuhr. Sie kurbelte das Fenster ganz nach unten.
„Ward Halliday. Erinnern Sie sich an mich?“
Sie warf einen Blick auf den Pferdewirt der Slades. „Mr Halliday. Ja, ich erinnere mich an Sie. Wie geht es Ihnen?“
Er grinste. „Ich werde alt und miesepetrig“, sagte er und ritt neben ihrem Wagen her. „Aber Sie hier zu sehen, ist mir wirklich eine große Freude.“
„Danke. Es ist schön, wieder zu Hau … wieder hier zu sein.“
„Tut mir leid mit Ihrer Mutter.“
Sie bremste, und der Wagen kam zum Stillstand. „Danke. Es war eine schwere Zeit.“
„Ja, das kann ich mir vorstellen“. Ward zog an den Zügeln der Stute. „Sie war eine nette Frau. Sie hat ab und zu Plätzchen für Hunter gemacht, meinen Jungen.“