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»Ein isländischer Schriftsteller kann nicht leben, ohne beständig über die alten Bücher nachzudenken.« Halldór Laxness Der Stellenwert, den die Isländersagas im kulturellen Gedächtnis der Isländer einnehmen, ist enorm. Bis heute haben die fesselnden Geschichten rund um die Besiedelung der nordischen Insel nicht an Leuchtkraft verloren: Die Prosatexte aus dem 13. und 14. Jahrhundert sind eine Sternstunde der Geistesgeschichte Europas – und können hier in einer breiten Auswahl bewundert werden. Mit der vorliegenden Neuedition öffnet sich dem Leser ein Tor in eine Welt, die beseelt ist von wütenden Außenseitern, starken Frauen und Rechtskundigen, von Rache, Totschlag und Buße, aber auch von Schadenszauber und Wiedergängern und nicht zuletzt abenteuerlichen Reisen in ferne Länder. Die Isländersagas sind Weltliteratur. Die ›Isländersagas‹ - vorgelegt von den besten literarischen Übersetzern und angereichert mit wissenschaftlichen Zusatzinformationen - räumen einer der bedeutendsten Literaturen den Platz ein, der ihr gebührt. Mit einem Vorwort der Herausgeber Mit Faksimiles der mittelalterlichen Handschriften Mit Karten der Handlungsorte der Sagas Mit einem Glossar
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Seitenzahl: 155
Die Saga von den Söhnen der Droplaug
Isländersagas
Herausgegeben von Klaus Böldl, Andreas Vollmer und Julia Zernack
Aus dem Altisländischen von Laura Wamhoff
Fischer e-books
Mit einer Einleitung von Laura Wamhoff
Mit einem Vorwort der Herausgeber
Mit Faksimiles der mittelalterlichen Handschriften
Mit einer Karte der Handlungsorte der Saga
Mit einem Glossar
Die Isländersagas (Íslendingasögur) sind umfangreiche Prosaerzählungen in altisländischer Sprache, entstanden im 13. und 14. Jahrhundert. Sie gelten als der wichtigste Beitrag Islands zur Weltliteratur und sind in viele Sprachen übersetzt worden, mehrfach auch ins Deutsche. Die vorliegende Ausgabe präsentiert eine breite Auswahl dieser Sagas in neuen deutschen Übertragungen, ergänzt durch eine Reihe thematisch und stilistisch verwandter Erzählungen (þættir) aus derselben Epoche. In ihrer novellenhaften Kürze und Pointiertheit legen sie zusammen mit den Isländersagas in eindrucksvoller Weise Zeugnis ab von der im Mittelalter einzigartigen Erzählkunst Islands.
Viele Übersetzer haben zum Entstehen der neuen Ausgabe beigetragen. Wenn die Übertragungen dadurch einen je individuellen Ton bekommen haben, dann ist dies durchaus beabsichtigt. Denn die Originaltexte haben bei allen Gemeinsamkeiten doch immer eine deutlich eigene Prägung, die auch in der Übersetzung noch durchscheint. Damit die Sagas als literarische Kunstwerke für sich wirken können, sollten sie von allen erläuternden Zusätzen möglichst frei bleiben. Für das Verständnis unverzichtbare Anmerkungen der Übersetzer sowie Karten zur geographischen Orientierung finden sich in einem Anhang. Den größeren kultur- und literaturgeschichtlichen Zusammenhang erschließt der Begleitband.
April 2011
Die Herausgeber
Brandkrossa þáttr
Aus dem Altisländischen und mit einer Einleitung von Laura Wamhoff
Die abgebildete Seite aus einer schmucklosen Handschrift vom Ende des 18. Jahrhunderts zeigt das Ende der Saga von Hrafnkell Freysgoði und den Beginn der Erzählung vom Ochsen Brandkrossi.
Die Saga von den Söhnen der Droplaug, die im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts entstanden ist, spielt im Nordosten Islands. Von dort stammt nur ein geringer Teil der Isländersagas, und doch erscheint diese Saga als ein typischer Repräsentant jener Gattung.
Sie erzählt die Geschichte von drei Familien, die sich durch Heirat verbinden, wodurch etliche Konflikte entstehen. Äußerst selten findet man in der Sagaliteratur Männer, die nach ihren Müttern benannt werden – hier kommt einer dieser einzigartigen Fälle vor: Die Droplaugsöhne Helgi und Grím sind die Protagonisten der Saga, deren Handlung primär durch den Konflikt der beiden Brüder mit dem mächtigen Höfding Helgi Ásbjarnarson motiviert wird. Als Droplaug durch einen Nachbarn der Untreue beschuldigt wird, setzen sich Helgi und Grím – gerade zwölf und dreizehn Jahre alt – in den Kopf, ihre Mutter zu rächen. Dieser Versuch gelingt auf Anhieb, und sie bringen den Schuldigen um, ohne lange zu fackeln. Diese Tat setzt die Fehde in Gang, und es kommt schließlich zu einem Überfall und Kampf zwischen den beiden Parteien im Eyvindardal. Dort fällt Helgi Droplaugarson, und sein Bruder Grím flieht nach Norwegen, um sich dort niederzulassen, muss aber vorher noch den grausamen Wikinger Gaus zur Strecke bringen, der den Bauern in den Opplönd Schaden zufügt.
Die Saga von den Söhnen der Droplaug ist nicht nur eine typische Isländersaga hinsichtlich ihrer Form und ihres Inhaltes, sie weist auch Gemeinsamkeiten mit anderen Sagas auf. Der Kampf im Eyvindardal hat beispielsweise große Ähnlichkeit mit der Heiðarvíg-Kampfepisode in der Saga vom Hochlandkampf, und der scheinbar unmotivierte Bericht darüber, dass Grím beim Überfall auf Helgi Ásbjarnarson den Kühen die Schwänze zusammenbindet, gleicht einer Erzählsequenz in der Saga von Gísli Súrsson (Kap. 16) bis ins Detail.
Insbesondere der einzigartige Schluss der Saga hat in der altnordistischen Forschung fortwährend zur Diskussion angeregt: Dort wird erzählt, dass Þorvald Ingjaldsson diese Geschichte erzählt hätte (»sagði sögu þessa«). Dieser Kommentar hat in verschiedenste Interpretationsrichtungen hinsichtlich mündlicher Vorlagen der Saga geführt, die man heute allerdings etwas differenzierter betrachten kann und auch muss. Es handelt sich hier nicht um eine historisch korrekte Information. Viel wahrscheinlicher ist es, dass Þorvald Ingjaldsson entweder eine Art Lebensgeschichte (ævi) über die Droplaugsöhne in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts schrieb, auf der diese Saga basiert, oder aber, dass die Genealogie falsch verstanden wurde und diese Episode keinen verlässlichen Hinweis darauf birgt, dass die Saga früh entstanden ist beziehungsweise hauptsächlich mündlichen Quellen entspringt.
Die Saga von den Söhnen der Droplaug wird in der Erzählung vom Ochsen Brandkrossi synonym mit dem Titel Die Saga von den beiden Helgis (Helganna saga) benannt. Diese Erzählung (þáttr), die direkt auf die Saga referiert, scheint kein selbständiger Text, sondern vielmehr eine Einleitung oder eine inhaltliche Vertiefung der Saga zu sein. Man datiert die Erzählung vom Ochsen Brandkrossi in das späte 13. Jahrhundert. Sie enthält Details, die in der Saga nicht vorkommen, aber entscheidende Hintergrundinformationen für die dort vorzufindenden Begebenheiten darstellen. Hauptsächlich beschreibt der Text die Abstammung von Helgi Ásbjarnarson (Kap. 1) von dem Goden Hrafnkell, der Hauptfigur der Saga von Hrafnkell Freysgoði, und die Herkunft der Droplaugsöhne mütterlicherseits (Kap. 2). Die erste Hälfte der Erzählung ist realistischer, wohingegen die zweite Hälfte eher mit phantastischen Elementen angereichert ist, wie dem Ochsen Brandkrossi, nach dem die Erzählung selbst und nach Meinung des Verfassers auch der Schauplatz Krossavík (»Kreuzbucht«) benannt wurde, sowie den Beschreibungen von Riesen und Trollen. Auch der Verfasser scheint den phantastischen Berichten nicht viel Glauben zu schenken, fügt aber hinzu, dass er es äußerst spannend finde, diese Geschichten zu hören oder wie es im Fall dieser Übersetzung zu bezeichnen wäre: sie zu lesen.
Wir beginnen mit der Saga von den beiden Helgis zu dem Zeitpunkt, als Ketill Þrym lebt, weil wir wissen, dass er viele Nachkommen unter den Männern gehabt hat, von denen in dieser Saga berichtet wird. Von ihm stammen die Leute von Síða und die aus Krossavík ab, ebenso auch die Söhne von Droplaug. Wir wollen außerdem erzählen, wie Helgi Ásbjarnarson, der nach Meinung der weisen Männer der angesehenste Mann in dieser Saga ist, von den Landnehmern abstammt.
Ein Mann hieß Hrafnkell. Er war der Sohn von Hrafn. Er kam spät in der Landnahmezeit nach Island ins Skriðudal. Er schlief dort ein und träumte, dass ihn ein Mann aufsuchte und ihn aufforderte, er solle aufstehen und so schnell wie möglich mit all seinem Hab und Gut fortziehen. Hrafnkell wachte auf und verließ den Ort noch in derselben Stunde. Kurz darauf ging dort ein Erdrutsch nieder und begrub unter sich einen Eber und einen Bullen, die Hrafnkell gehörten und zurückgeblieben waren. Er zog nach Hrafnkelsdal und siedelte seine Männer im gesamten Tal auf fast zwanzig Höfen an. Er selbst wohnte auf Steinröðarstaðir. Er wurde schnell zu einem sehr mächtigen Höfding, war reich und hatte viele Männer um sich. Seine Söhne waren Ásbjörn und Þórir.
Als Hrafnkell starb, übernahmen seine Söhne ihr Erbe zu gleichen Teilen. Þórir bekam den Hof, den sein Vater besessen hatte, Ásbjörn aber bewirtschaftete den Hof, der Lokhilla genannt wurde und nun Hrafnkelsstaðir heißt. Er hielt diesen Hof gut in Stand. Ásbjörn war damals mit der Frau verheiratet, die Hallbera hieß. Sie war die Tochter von Hrollaug, dem Sohn von Jarl Rögnvald aus Møre in Norwegen. Sie hatten einen Sohn, der Helgi genannt wurde. Helgi wuchs heran. Verschlossen war er und sehr wortkarg. Man sprach anerkennend darüber, wie gut er sich entwickelte. Ásbjörn wurde nicht alt.
Als er starb, trat Helgi sein Erbe an und wirtschaftete einige Winter auf Lokhilla. Später gab er seinen Hof auf und verkaufte ihn an Hrafnkell, den Sohn seines Onkels Þórir. Helgi fuhr ins Ausland und war viele Winter auf Raubzügen mit seinen Verwandten, sowohl auf den Orkneys als auch in Norwegen. Er war auch einige Sommer auf Wikingerfahrten und erwies sich als außerordentlich tüchtiger Mann. Er war jedoch keiner, der andere hinsichtlich seiner Abstammung und in der Waffenführung übertraf. Irgendwann kam Helgi zurück nach Island und hatte sowohl Geld als auch Ehre erlangt. Spak-Bersi lud Helgi zu sich ein, und er zog zu ihm nach Bersastaðir. Im selben Jahr heiratete Helgi Bersis Schwester Oddlaug, und es entwickelte sich zwischen ihnen eine gute Ehe und große Zuneigung. Damals hatte Helgi keine feste Bleibe, und niemand wollte sein Land an Helgi abgeben.
Ein Mann hieß Odd und wurde Sindri genannt. Er war wohlhabend und unverträglich im Umgang. Er hatte seinen Wohnsitz am See Lagarfljót gewählt, gegenüber von Bersastaðir, und bewirtschaftete den Hof gut. Odd war verheiratet und hatte einen Sohn, der Ósvíf hieß. Es wurde erzählt, dass der rücksichtslose Ósvíf seinem Namen alle Ehre machte. Er war ein Kaufmann und neigte dazu, sich aufzuspielen, war aber ein Laie, spöttisch und prahlerisch.
Einmal sprachen die Schwäger Bersi und Helgi miteinander. Helgi fragt Bersi, ob er ihm eine Wohnstätte verschaffen könne oder ihm einen Rat dazu geben würde. Bersi machte ihm auch einen guten Vorschlag, den sie dann in die Tat umsetzten: Als Eis auf dem See war, ging Helgi nach Oddsstaðir und stellte sich gut mit Ósvíf. Bald fand ein Wettkampf zwischen Oddsstaðir und Bersastaðir statt. Auf Oddsstaðir hielt sich ein Mann namens Ótrygg auf. Er begann Ósvíf im Wettkampf bald zuzusetzen und rühmte sich später damit und sagte, Ósvíf sei wohl eher prahlerisch als ein harter Gegner. Daraufhin erschlug Ósvífs Vater Odd Ótrygg. Helgi Ásbjarnarson übernahm die Totschlagsklage. Man versuchte dann einen Vergleich zu vermitteln, es blieb aber nur die Lösung, dass Bersi alleine über die Strafe entscheiden sollte. Der Vergleich fiel schließlich so aus, dass Bersi auf eine geringe Geldstrafe entschied, Odd aber seinen Hof verlassen und aus dem Bezirk wegziehen musste. Odd war mit diesem Urteil überhaupt nicht einverstanden, dennoch blieb es dabei, weil viele ihm die Niederlage wünschten. Helgi Ásbjarnarson löste Oddsstaðir für sich aus, was Odd ihm sehr übelnahm. Und so kam es dazu, dass Odd fortziehen musste und von ihm in dieser Geschichte nichts weiter berichtet wird. Dennoch wurde er ein bedeutender Mann genannt.
Helgi gründete seinen Haushalt auf Oddsstaðir und beabsichtigte, alles an einem Tag zu schaffen und seine Wohnstätte am ersten der gesetzlichen Ziehtage dorthin zu verlegen. Als Odd seine Abreise vorbereitete, ließ er einen Bullen schlachten und zubereiten. Am ersten Ziehtag, als Odd reisefertig war, lässt er einen Tisch aufstellen mit Sitzmöglichkeiten von einem Ende bis zum anderen, und der geschlachtete Bulle wurde aufgetischt. Da ging Odd dorthin und sagte Folgendes: »Hier ist nun ein Tisch festlich hergerichtet, ganz wie für unsere liebsten Freunde. Dieses Fest gebe ich ganz Frey zu Ehren, damit er dafür sorgt, dass der, der mir nachfolgt, Oddsstaðir mit nicht weniger Leid verlässt als ich jetzt. Ich aber gehe nun.«
Daraufhin zog Odd mit all seinem Besitz fort.
Manche erzählen folgende weniger bekannte Geschichte über die Familie der Droplaugsöhne. Und obwohl manche Leute sie für zweifelhaft halten, ist es doch unterhaltsam, sie zu hören.
Ein Mann hieß Grím, der im Vopnafjord wohnte, im westlichen Teil von Vík. Er war ein junger Mann und verheiratet und überaus wohlhabend. Er zog einen Ochsen auf, der am Kopf kreuzgestreift war und in seiner Statur und Größe überragend. Grím schien er besser zu sein als alles andere Vieh, das er sonst besaß. Der Ochse weidete im Sommer auf der Hofwiese und trank sowohl im Winter als auch im Sommer Milch.
Es begab sich im Sommer, als der Ochse zehn Jahre alt war und das Heu in großen Haufen um das Haus herum lag, dass er umhertobte und die Heuhaufen umstürzte. Da wollten Männer ihn fangen, schafften es aber nicht. Er beachtete sie nicht, obwohl da viele zusammengekommen waren, und rannte auf dem Weg davon bis zum äußeren Teil der Krossavík und schließlich hinein ins Meer und schwamm so weit hinaus, dass die Männer ihn nicht mehr sehen konnten.
Grím ging es überaus schlecht wegen seines Verlustes, weil er seinen Ochsen vermisste. Er hatte einen Bruder im Öxarfjord, der Þorsteinn hieß. Er war ein guter Bauer, ein weiser Mann und beliebt. Die beiden Brüder mochten sich sehr. Nun wurde Þorsteinn die Nachricht überbracht, dass er zu seinem Bruder Grím nach Vík kommen möge. Und als sie sich gegenüberstanden, redete Þorsteinn ihm gut zu, dass er sich nicht so grämen solle. Er sagte, dass doch noch vieles ein Trost sei, denn Vieh war ausreichend da, und dass es obendrein nicht ausgeschlossen sei, dass er einen anderen, nicht schlechteren Ochsen aufziehen könne. Er meinte auch, dass es eine große Ehre sei, dass beide Höfe, die innere und die äußere Vík, nun nach seinem Ochsen jeweils Krossavík heißen würden. Aber was Þorsteinn auch sagte, es ging Grím zum einen Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus. Þorsteinn blieb den ganzen Winter über zum Trost dort bei seinem Bruder, aber Gríms Verfassung verschlechterte sich trotzdem. Er schlief und aß kaum. Und als sich der Winter dem Ende zuneigte, fragte Þorsteinn, ob er nicht nach Norwegen fahren wolle. Er meinte, eine Reise würde den Kummer verdrängen und die Sorgen dämpfen, die Freude und Fröhlichkeit im Wege stünden. Grím antwortete, dass er fahren wolle, wenn Þorsteinn ihn begleite, und der meinte, dass er das gerne tue, wenn Grím dann etwas zugänglicher sei als zuvor.
Sie setzten Männer zur Verwaltung ihrer Höfe ein und verschafften sich eine Überfahrt von der Flussmündung Unaós aus, hatten aber nicht viel Geld. Es war damals üblich, dass man gewebte Fellumhänge als Handelsware mitnahm, und das taten sie auch. Sie hatten eine gute Reise, und das Schiff, auf dem die Brüder waren, kam nach Trondheim. Sie errichteten ihr Zelt an Land, und alle Männer gingen von Bord, jeder zu sich nach Hause. Die Brüder blieben in ihrem Zelt zurück.
Eines Morgens kam ein Mann früh zu dem Zelt der Brüder. Der Mann war groß und stark. Sie fragten ihn nach seinem Namen. Er sagte, dass er Kárhöfði heiße. Daraufhin fragten sie ihn, wohin er wolle und woher er komme. Er meinte, dass er bei dem Bauern wohne, der Geitir heiße, und sagte, dass er ihm vierundzwanzig Fellumhänge besorgen sollte. Er meinte auch, dass Geitir sehr reich sei und zuverlässig zahlen werde. Sie verkauften ihm so viele Umhänge, wie er wollte, und baten dafür um Mehl. Er warf sich die Umhänge über die Schulter und ging davon.
Später kam ein Mann zu ihnen, der Þórir hieß und oberhalb von Trondheim wohnte, und bot ihnen eine Unterkunft an. Er war ein wohlhabender Bauer. Sie nahmen das Angebot an und zogen zu Þórir. Dort wurde ihnen ein gutes Quartier gewährt. Sie fragten ihren Hausherren Þórir immer wieder nach Geitir, aber er meinte, dass er nichts über ihn wisse.
Sie waren nicht lange dort, als es sie danach verlangte loszuziehen und Geitir zu suchen. Þórir riet davon ab, aber das nützte nichts. Sie zogen die Täler hinauf und fragten überall nach Geitir, aber niemand wusste etwas von ihm. Da kamen sie schließlich zu einem Mann in einem abgelegenen Tal und fragten ihn nach Geitir, und er antwortete, dass er ihn nicht kenne. Daraufhin fragte Þorsteinn, ob er von Orten wüsste, die nach einem Geitir benannt seien. Er antwortete, dass es schroffe Klippen mit dem Namen Geitishamrar, Geitirs Felsen, gäbe, und erklärte ihnen den Weg dorthin.
Daraufhin stiegen sie später am Tag zu den Klippen. Dort kamen sie an einen Höhleneingang. Ein Feuer brannte in der Höhle. Bei dem Feuer saß ein Mann. Da erkannten sie Kárhöfði, ihren Handelspartner. Er sprang sofort auf und begrüßte sie freudig. Sie setzten sich ans Feuer und schauten sich um. Sie meinten dort zu sehen, dass Brandkrossi, Gríms Ochse, unversehrt auf der anderen Seite am Fuße des Bergs stünde. Kárhöfði nahm ihnen ihre Sachen ab und verwahrte sie. Als er zurückkam, bat er sie, in die Stube zu gehen, und als sie eintraten, saßen dort Männer auf beiden Seiten der Bankreihen, die ihre gewebten Umhänge trugen, soweit sie dies erkennen konnten.
Ein großer und vornehmer Mann saß im Hochsitz in einem roten Fellumhang. Dieser Mann begrüßte sie zuerst und lud sie ein, so lange zu bleiben, wie sie wollten, und wies ihnen die Plätze neben sich zu. Es gab dort reichlich zu essen und zu trinken. Zwei Frauen saßen neben Geitir und waren beide schön. Die ältere saß direkt neben ihm, und das war seine Frau, die jüngere war seine Tochter. Sie waren nicht lange dort, als Grím bedrückt wurde.
Geitir bemerkte das gleich und sprach an einem Tag zu Grím: »Ich habe etwas mit dir angestellt, Grím«, sagt er. »Ich habe Kárhöfði, meinen Knecht, deinen Ochsen Brandkrossi holen lassen, der das beste Rind auf ganz Island war. Aber als du neulich am ersten Abend meintest, ihn zu sehen, deinen Ochsen, sahst du in Wahrheit sein Fell gefüllt mit Mehl, und ich möchte dich damit für den Wert des Ochsen entschädigen. Mir ist zudem so, als hättest du ein Auge auf meine Tochter Droplaug geworfen. Ich würde sie dir zur Frau geben, wenn du sie nach Island mitnehmen möchtest, dazu auch ein großes Vermögen, das sie von zu Hause mitbringt. Sie ist mütterlicherseits guter Abstammung und väterlicherseits auch nicht von niedriger Herkunft. Meine Mutter war ziemlich männlich, während mein Vater eher riesenhaft war.«
Grím war damit einverstanden, und daraufhin wurde Gríms und Droplaugs Eheschließung vollzogen. Es gab dort das eindrucksvollste Fest, und sie nächtigten den Winter über alle zu dritt auf einem Schlafplatz in einer Seitenhöhle, Grím, Droplaug und Þorsteinn. Zwischen Grím und Droplaug entstand eine tiefe Zuneigung. Er war sehr zufrieden mit seiner Lage.
Aber als es Frühling wurde, fragte Geitir Grím, was er weiter vorhabe, und der sagt, dass er nach Island zurückkehren und wieder das Leben genießen wolle. Geitir bat die Brüder, sich ein Schiff zu kaufen und es herzurichten, und er sagte, dass es Grím und seinen Leuten nicht an Geld mangeln sollte, und beauftragte Kárhöfði damit, alles zum Schiff schaffen zu lassen, was sie an Vermögen und Ware besaßen.
Die Brüder taten alles so, wie Geitir geraten hatte, und machten sich fertig zur Rückfahrt. Grím und sein Schwiegervater verabschiedeten sich sehr freundlich voneinander. Geitir bat Grím, zukünftige Entscheidungen für ihn und seine Ehefrau zu treffen, und sagt, dass dann alles in beiderseitigem Interesse gut ausgehen würde.
Als die Brüder das Schiff fast reisefertig gemacht hatten, kam Kárhöfði vom Land herab und hatte das Fell von Brandkrossi, vollgestopft mit Mehl, auf seinem Rücken und lief zum Schiff. Er legte es dort vorsichtig hin, wo sie wollten. Ein weiteres Mal kam er herab mit der Bezahlung für ihre gewebten Umhänge. Ein drittes Mal kam er mit zwei Kisten. In der einen waren Droplaugs Kleider und Kostbarkeiten und in der anderen Gold und Silber und andere Kostbarkeiten, die Droplaugs Mitgift waren.
Sie stachen dann in See und hatten eine gute Überfahrt und landeten im inneren Teil der Krossavík, und dort wurde das Fell Brandkrossis vom Schiff an Land gebracht.