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»Ein isländischer Schriftsteller kann nicht leben, ohne beständig über die alten Bücher nachzudenken.« Halldór Laxness Der Stellenwert, den die Isländersagas im kulturellen Gedächtnis der Isländer einnehmen, ist enorm. Bis heute haben die fesselnden Geschichten rund um die Besiedelung der nordischen Insel nicht an Leuchtkraft verloren: Die Prosatexte aus dem 13. und 14. Jahrhundert sind eine Sternstunde der Geistesgeschichte Europas – und können hier in einer breiten Auswahl bewundert werden. Mit der vorliegenden Neuedition öffnet sich dem Leser ein Tor in eine Welt, die beseelt ist von wütenden Außenseitern, starken Frauen und Rechtskundigen, von Rache, Totschlag und Buße, aber auch von Schadenszauber und Wiedergängern und nicht zuletzt abenteuerlichen Reisen in ferne Länder. Die Isländersagas sind Weltliteratur. Die ›Isländersagas‹ - vorgelegt von den besten literarischen Übersetzern und angereichert mit wissenschaftlichen Zusatzinformationen - räumen einer der bedeutendsten Literaturen den Platz ein, der ihr gebührt. Mit einem Vorwort der Herausgeber Mit Faksimiles der mittelalterlichen Handschriften Mit Karten der Handlungsorte der Sagas Mit einem Glossar
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Seitenzahl: 512
Die Saga von Egill Skalla-Grímsson
Isländersagas
Herausgegeben von Klaus Böldl, Andreas Vollmer und Julia Zernack
Aus dem Altisländischen von Kurt Schier
Fischer e-books
Mit einer Einleitung von Klaus Böldl
Mit einem Vorwort der Herausgeber
Mit Faksimiles der mittelalterlichen Handschriften
Mit einer Karte der Handlungsorte der Saga
Mit einem Glossar
Die Isländersagas (Íslendingasögur) sind umfangreiche Prosaerzählungen in altisländischer Sprache, entstanden im 13. und 14. Jahrhundert. Sie gelten als der wichtigste Beitrag Islands zur Weltliteratur und sind in viele Sprachen übersetzt worden, mehrfach auch ins Deutsche. Die vorliegende Ausgabe präsentiert eine breite Auswahl dieser Sagas in neuen deutschen Übertragungen, ergänzt durch eine Reihe thematisch und stilistisch verwandter Erzählungen (þættir) aus derselben Epoche. In ihrer novellenhaften Kürze und Pointiertheit legen sie zusammen mit den Isländersagas in eindrucksvoller Weise Zeugnis ab von der im Mittelalter einzigartigen Erzählkunst Islands.
Viele Übersetzer haben zum Entstehen der neuen Ausgabe beigetragen. Wenn die Übertragungen dadurch einen je individuellen Ton bekommen haben, dann ist dies durchaus beabsichtigt. Denn die Originaltexte haben bei allen Gemeinsamkeiten doch immer eine deutlich eigene Prägung, die auch in der Übersetzung noch durchscheint. Damit die Sagas als literarische Kunstwerke für sich wirken können, sollten sie von allen erläuternden Zusätzen möglichst frei bleiben. Für das Verständnis unverzichtbare Anmerkungen der Übersetzer sowie Karten zur geographischen Orientierung finden sich in einem Anhang. Den größeren kultur- und literaturgeschichtlichen Zusammenhang erschließt der Begleitband.
April 2011
Die Herausgeber
Egils saga Skalla-Grímssonar
Aus dem Altisländischen von Kurt Schier und mit einer Einleitung von Klaus Böldl
Die Rückseite eines Pergamentblattes aus der ältesten erhaltenen Handschrift der Saga von Egill Skalla-Grímsson aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Das Fragment ist eines der ältesten erhaltenen Manuskripte mit Isländersagas. Auf der Seite ist mehrfach der Name Egills gut zu lesen, so am Ende des ersten Absatzes und in der letzten Zeile unten auf der Seite.
Die vorliegende Saga, die die Lebensgeschichte von Egill Skalla-Grímsson (ca. 910–990), des wohl berühmtesten aller isländischen Skalden, erzählt, gehört zu den ältesten Isländersagas. Manche Forscher sind sogar der Meinung, sie stehe überhaupt am Beginn dieses Genres und habe späteren Autoren als Vorbild gedient. Von den meisten anderen Sagas unterscheidet sie sich aber vor allem darin, dass viele ihrer wichtigen Schauplätze nicht in Island, sondern in Norwegen und anderen Teilen Nordeuropas liegen; Island spielt erst ab Kapitel 27 eine Rolle, als Egills Vater Skalla-Grím dorthin auswandert. Wie in vielen anderen Sagas sind es die Auseinandersetzungen mit dem Norwegerkönig Harald Schönhaar, die letztlich zur Auswanderung der Familie nach Island führen, doch schildert keine andere Saga diesen Konflikt ähnlich ausführlich. Aber auch Egill selbst begegnen wir weniger als Bauer auf seinem Hof Borg im südwestlichen Island denn als Wikinger und Dichter in Norwegen und England.
Die Ursprünge von Egills Familie liegen im Norden Norwegens, also einer Region, die in den Sagas besonders mit Dämonie und Zauber verbunden ist und die eine Reihe von gewaltigen, aber doch eher finsteren Helden hervorgebracht hat. Wie sehr Egills Abstammungslinie im Animalischen und Naturhaften wurzelt, zeigt sich schon am Spitzenahn Bjálfi, dessen Name so viel wie »Pelz« bedeutet. Egills Großvater pflegt sich in der Dämmerung in einen Werwolf zu verwandeln, weswegen er Kveld-Úlf, »Abendwolf« genannt wird, und auch sein Sohn Grím steht der Sphäre des Tierischen nahe: Er wird von Zeit zu Zeit zum Berserker; die besinnungslose Wut, die ihn dabei überkommt, kostet den sechsjährigen Sohn Egill beinahe das Leben (s.Kap. 40). Zwar schwächt sich das Animalisch-Triebhafte in der Familie von Generation zu Generation immer mehr ab, Egill ist kein Werwolf und auch kein Berserker mehr, doch dass diese dunklen Kräfte in ihm noch immer virulent sind, zeigt sich etwa in Kapitel 65, als er seinem Gegner beim Holmgang die Kehle durchbeißt. Zwar gibt es auch eine ›lichte‹ Linie in der Familie, repräsentiert durch die beiden Þórolfe (und vielleicht auch durch Egills Enkelin Helga, die in der Saga von Gunnlaug Schlangenzunge die weibliche Hauptrolle spielt), doch gehört der Held unserer Saga deutlich den Finsterlingen an, was sich schon in seiner düsteren Physiognomie und etwa auch in seinem »wolfsgrauen Haar« (Kap. 55) zeigt.
Kennzeichen dieser dark heroes in der Sagaliteratur ist zum einen das hohe Alter, das sie erreichen, da ihrer ja niemand Herr wird, und das im Gegensatz steht zum strahlenden Helden, der in seiner Jugendblüte meist hinterrücks ermordet wird, wie etwa der Siegfried des Nibelungenliedes oder wie der Bruder Gríms. Zum anderen aber sind die dunklen Helden durch eine gewisse psychische Disposition charakterisiert, die weitgehend der mittelalterlichen Auffassung vom Melancholiker entspricht: Egills düsteres Aussehen, sein aufbrausendes und zur Ekstase, dann aber auch wieder zur Schwermut neigendes Wesen, seine Egozentrik, seine Habsucht und sein Geiz und nicht zuletzt seine dichterische Begabung passen sehr deutlich in dieses Bild. Und schließlich gehört es zur Biographie des dunklen Helden, dass er, halsstarrig und wenig anpassungsfähig, wie er nun einmal ist, stets im Streit mit den Ordnungsmächten, hier: den Königen, liegt. So stellt sich die Feindschaft gegenüber den Norwegerkönigen als das über drei Generationen hinweg prägende Konfliktmuster in Egills Familie dar.
Es ist schwer zu sagen, über welche Informationen zu Leben und Persönlichkeit seines Helden der Sagaautor noch verfügt haben mag, mehr als 200 Jahre nach Egills Tod. Immerhin konnte er (wenn auch nicht alle Strophen der Saga tatsächlich von Egill stammen) auf ein umfangreiches poetisches Werk zurückgreifen, und wahrscheinlich wurden zu vielen der Einzelstrophen mündliche Anekdoten über ihren Kontext mit überliefert, die dann überarbeitet in die Saga Eingang gefunden haben. Die drei großen Dichtungen, die von Egill auf uns gekommen sind, handeln von der Freundschaft mit dem königlichen Gefolgsmann Arinbjörn (Arinbjarnarkviða; Das Preislied von Arinbjörn), von König Eirík Blutaxt, in dessen Gefangenschaft Egill in England gerät, nachdem er selbst zu dessen Exilierung beigetragen hat (Höfuðlausn: Die Haupteslösung) und vom Verlust seiner beiden Söhne (Sonatorrek: etwa Der Verlust der Söhne). Das Sonatorrek gilt als die bedeutendste Dichtung des nordgermanischen Heidentums; religions- wie mentalitätsgeschichtlich ist sie von hohem Interesse, da Egill hier auf ungewöhnliche Weise sein Verhältnis zum Gott Odin reflektiert, der ihm einerseits die geliebten Söhne genommen hat, dem er andererseits aber die Fähigkeit verdankt, seine Trauer dichterisch zu verarbeiten. Zweifellos ist es übertrieben, wenn der dänische Literaturwissenschaftler Axel Olrik 1908 im Sonatorrek erstmals den »weltgeschichtlichen Punkt« erreicht sieht, »wo das innere Erlebnis mehr gilt als die äußere Tat«, doch handelt es sich bei dieser Dichtung ohne Frage um eines der faszinierendsten Dokumente des Spätheidentums.
Es ist deutlich, dass auch diese frühe Saga keineswegs nur eine aus der mündlichen Überlieferung geschöpfte Wiedergabe der Lebensumstände Egills darstellt; vielmehr rekonstruiert der Autor die Vita seines weitgereisten Helden unter Zuhilfenahme verschiedenster Erzählmuster und Motive, die die Tradition bereithält: der an die Grenzen des Menschlichen führenden Abstammungslinie, des Schemas von den ungleichen Brüdern, des biographischen Musters des finsteren Helden, der in allem zur Maßlosigkeit tendiert und der endlich zum hilflosen Greis wird, der den Mägden beim Aufräumen im Wege ist und sich in einer Strophe über Erektionsstörungen beklagt. Was der Autor entwirft, ist das Bild einer dezidiert heidnischen Persönlichkeit, deren außergewöhnliche poetische Schöpfungen sich aus entsprechend dunklen und dämonischen Quellen speisen.
Als Autor der Egils saga Skalla-Grímssonar hat man immer wieder Snorri Sturluson (1178/79–1241), den berühmten isländischen Geschichtsschreiber und Verfasser der Edda, vorgeschlagen; in manchen Literaturgeschichten gilt die Saga als die einzige, deren Verfasser bekannt ist. Tatsächlich konnte sich Snorri mütterlicherseits auf Egill zurückführen, er lebte lange auf Borg, und auch stilistisch meinten einige Forscher ihm die Egils saga Skalla-Grímssonar zuordnen zu können. Doch handelt es sich hierbei lediglich um mehr oder weniger tragfähige Indizien, und so muss diese Zuschreibung, so verlockend sie auch sein mag, letztlich Spekulation bleiben.
Úlf hieß ein Mann, ein Sohn von Bjálfi und Hallbera, der Tochter von Úlf dem Mutigen; sie war eine Schwester von Hallbjörn Hálftroll in Hrafnista, Ketill Hængs Vater. Úlf war ein Mann, so groß und stark, dass niemand ihm gleichkam. Als er noch jung an Jahren war, zog er auf Wikingfahrt und machte kriegerische Überfälle, zusammen mit einem Mann, der Berðla-Kári genannt wurde, vornehm, an Kühnheit und Kraft überragend. Er war ein Berserker. Er und Úlf lebten zusammen aus einer Kasse, und zwischen ihnen war die vertrauteste Freundschaft.
Aber als sie mit ihren Wikingfahrten aufhörten, fuhr Kári zu seinem Hof in Berðla; er war ein Mann von großem Reichtum. Kári hatte drei Kinder; ein Sohn hieß Eyvind Lambi, der zweite Ölvir Hnúfa; seine Tochter hieß Salbjörg. Sie war die stattlichste Frau und sehr tüchtig; die nahm Úlf zur Frau, dann fuhr auch er auf seine Besitzungen. Úlf war ein reicher Mann, sowohl an Land wie an loser Habe. Er erhielt den Rang eines Lehnsmannes, wie ihn auch seine Vorfahren gehabt hatten, und wurde ein mächtiger Mann.
Es wird erzählt, dass Úlf ein tüchtiger Wirtschafter war. Es war seine Gewohnheit, früh aufzustehen und sich um die Arbeiten der Leute zu kümmern, oder er ging dorthin, wo die Handwerker waren, oder sah nach seinem Vieh und den Äckern. Zuweilen besprach er sich mit den Leuten, die seines Rates bedurften; er konnte in jeder Sache guten Rat geben, denn er war sehr klug und erfahren. Aber jeden Tag, wenn es gegen Abend ging, wurde er abweisend und unfreundlich, so dass nur wenige mit ihm ins Gespräch kommen konnten; er war abendschläfrig. Die Leute meinten, dass er seine Gestalt wechseln konnte; er wurde Kveld-Úlf, Abend-Wolf, genannt.
Kveld-Úlf hatte mit seiner Frau zwei Söhne; der ältere hieß Þórólf und der jüngere Grím. Und als sie heranwuchsen, wurden sie beide so große und starke Männer wie ihr Vater. Þórólf war sehr gutaussehend und tüchtig; er war den Verwandten seiner Mutter ähnlich, ein sehr fröhlicher Mann, freigebig und sehr eifrig in allen Dingen und höchst energisch; er war bei allen Leuten beliebt. Grím war ein schwarzhaariger Mann und hässlich, seinem Vater ähnlich im Aussehen wie nach der Gemütsart. Er wurde ein guter Wirtschafter; er war geschickt in Holz- und Eisenarbeiten und wurde ein ausgezeichneter Schmied. Er fuhr auch oft im Winter zusammen mit vielen Knechten mit einer Zugnetzschute zum Heringfischen.
Aber als Þórólf zwanzig Jahre alt war, bereitete er eine Wikingfahrt vor; Kveld-Úlf gab ihm ein Langschiff. Zu dieser Fahrt entschlossen sich auch die Söhne von Berðlu-Kári, Eyvind und Ölvir – sie hatten eine große Mannschaft und ein zweites Langschiff –, und sie plünderten und raubten den Sommer über und gewannen Schätze, und jeder hatte große Beute. Einige Sommer lang waren sie so auf Wikingfahrt, aber im Winter waren sie zu Hause bei ihren Vätern. Þórólf brachte viele Kostbarkeiten heim und gab sie seinem Vater und seiner Mutter; Reichtum und Ansehen waren leicht zu gewinnen. Kveld-Úlf war damals schon in etwas höherem Alter, und seine Söhne waren ganz erwachsen.
Auðbjörn hieß damals der König über Fjordane, Hróald hieß sein Jarl und Þórir der Sohn des Jarls. Damals war auch Atli der Schlanke Jarl; er wohnte in Gaular. Seine Kinder waren Hallsteinn, Hólmsteinn, Hersteinn und Sólveig die Schöne.
Einmal im Herbst war viel Volk in Gaular zum Herbstopfer; da sah Ölvir Hnúfa die Sólveig und verliebte sich sehr in sie; später warb er um sie, aber dem Jarl erschienen sie ungleich an Rang, und er wollte sie ihm nicht zur Frau geben. Darauf dichtete Ölvir viele Liebeslieder auf sie. So sehr liebte Ölvir die Sólveig, dass er die Heerfahrten seinließ, und nun waren auf den Heerfahrten Þórólf und Eyvind Lambi.
Harald, der Sohn von Hálfdan dem Schwarzen, hatte im Osten in der Vík seines Vaters Erbe übernommen; er hatte gelobt, sein Haar nicht scheren zu lassen oder zu kämmen, ehe er nicht alleiniger König über Norwegen wäre; man nannte ihn Harald Zottelkopf. Danach kämpfte er mit den Königen, die ihm benachbart waren, und besiegte sie; davon gibt es lange Geschichten. Dann eignete er sich Opplönd an. Von dort zog er nordwärts nach Trondheim und hatte da viele Kämpfe, ehe er Alleinherrscher über ganz Trøndelag wurde.
Danach hatte er die Absicht, sich nordwärts nach Namdal zu wenden, um die Brüder Herlaug und Hrollaug anzugreifen, die damals Könige über Namdal waren. Aber als die Brüder von seinem Zuge hörten, da ging Herlaug mit elf Mann in einen Grabhügel, den sie drei Winter vorher hatten machen lassen; danach wurde der Hügel wieder geschlossen. König Hrollaug aber wälzte sich aus dem Königtum und nahm den Rang eines Jarls an und begab sich dann in die Gewalt König Haralds und gab seine Herrschaft auf. So eignete sich König Harald Namdal und Hálogaland an; da setzte er Männer ein als Verwalter über seinen Besitz.
Dann brach König Harald mit seiner Flotte aus Trondheim auf und fuhr südwärts nach Møre, kämpfte dort mit König Húnþjóf und errang den Sieg. Dort fiel Húnþjóf; da eignete sich König Harald Nordmøre und Romsdal an.
Aber Sölvi Klofi, Húnþjófs Sohn, war entkommen und fuhr nach Sunnmøre zu König Arnvið und bat ihn um Unterstützung und sprach so: »Wenn auch dieses Unheil jetzt nur uns getroffen hat, so wird es nicht lange dauern, bis das gleiche Unheil euch erreichen wird, denn Harald, vermute ich, wird bald hierherkommen, da er in Nordmøre und Romsdal nach seinem Willen alle Männer zu Sklaven gemacht und geknechtet hat. Ihr werdet diesselbe Wahl zu treffen haben wie wir: euern Besitz und eure Freiheit verteidigen und euch um alle Männer bemühen, von denen ihr Beistand erhoffen könnt, und ich will mit meinen Leuten Hilfe anbieten gegen solche Unterdrückung und Ungerechtigkeit. Im andern Falle aber werdet ihr euch zu dem entschließen müssen, was die Namdaler gemacht haben: euch aus eigenem Willen unterwerfen und Haralds Knechte werden. Mein Vater hielt es für rühmlicher, als König mit Ehre zu sterben, ehe er sich im Alter zum Unterworfenen eines anderen Königs machte. Ich vermute, dass du auch so darüber denkst, und ebenso die anderen, die Macht und Ansehen haben und tüchtige Männer sein wollen.«
Nach diesem Zureden war der König fest entschlossen, seine Mannschaft zu sammeln und sein Land zu verteidigen. Er und Sölvi banden sich durch einen Vertrag und sandten Botschaft an König Auðbjörn, der über Fjordane herrschte, er solle kommen und sich ihnen anschließen. Als dann die Boten zu König Auðbjörn kamen und ihm diese Botschaft überbrachten, da beriet er sich mit seinen Freunden, und alle rieten ihm, Mannschaft zu sammeln und sich mit den Leuten von Møre zu vereinen, wie es in der Botschaft geheißen hatte. König Auðbjörn ließ den Heerpfeil schneiden und das Heergebot in seinem ganzen Lande ergehen; er sandte Männer zu den Mächtigen des Landes, um sie zu sich zu rufen.
Als aber die Abgesandten des Königs zu Kveld-Úlf kamen und ihren Auftrag vorbrachten und sagten, der König wolle, dass Kveld-Úlf zu ihm käme mit allen seinen Hausleuten, da antwortet Kveld-Úlf so: »Der König mag es als Schuldigkeit ansehen, dass ich mit ihm ziehe, wenn er sein Land verteidigen muss und in Fjordane selbst Krieg ist. Ich schulde es ihm aber ganz und gar nicht, nordwärts nach Møre zu ziehen und mich dort zu schlagen und deren Land zu verteidigen. Wenn ihr euern König trefft, sollt ihr ihm schleunigst sagen, dass Kveld-Úlf während dieses Kriegszuges zu Hause sitzen wird, und er wird keine Kriegsmannschaft sammeln und nicht von daheim ausziehen, um sich mit Harald Zottelkopf zu schlagen. Denn ich glaube, er hat eine reichliche Bürde an Glück, während unser König nicht einmal eine Handvoll davon hat.«
Die Abgesandten zogen heim zum König und berichteten ihm vom Ausgang ihrer Sendung, Kveld-Úlf aber saß zu Hause auf seinem Hof.
König Auðbjörn zog mit seiner Mannschaft, die ihm folgte, nordwärts nach Møre und traf dort König Arnvið und Sölvi Klofi, alle zusammen waren sie eine große Streitmacht. Da war auch König Harald mit seinem Heer von Norden gekommen, und gegenüber der Insel Solskjel kam es zum Zusammenstoß. Da gab es einen großen Kampf und große Verluste in beiden Heeren. Aus Haralds Heer fielen zwei Jarle, Ásgaut und Ásbjörn, und zwei Söhne von Hákon Hlaða-Jarl, Grjótgarð und Herlaug, und noch manch anderer hochgestellte Mann, aber aus der Schar der Mører fielen König Arnvið und König Auðbjörn. Sölvi Klofi aber entkam durch die Flucht und war später ein großer Wikinger und fügte dem Reich König Haralds oft großen Schaden zu; alle nannten ihn Sölvi Klofi.
Danach unterwarf sich König Harald auch Sunnmøre. Vémund, König Auðbjörns Bruder, hatte in Fjordane geherrscht und wurde nun König darüber. Das war spät im Herbst, und man gab König Harald den Rat, er solle in der Herbstzeit nicht über Stad hinaus nach Süden fahren. Da setzte König Harald den Jarl Rögnvald über die beiden Møre und Romsdal und wandte sich wieder nordwärts nach Trondheim und hatte eine große Schar von Männern um sich.
Im gleichen Herbst überfielen Atlis Söhne Ölvir Hnúfas Haus und wollten ihn töten; sie hatten eine so große Mannschaft, dass Ölvir keinen Widerstand leisten konnte und weglief und so entkam. Er zog dann nordwärts nach Møre und traf dort mit König Harald zusammen, und Ölvir unterwarf sich ihm und zog im Herbst mit ihm nordwärts nach Trondheim, und er erwarb sich großes Wohlwollen beim König und war lange bei ihm und wurde sein Skalde.
In diesem Winter zog Jarl Rögnvald zu Lande über Eidsjø südwärts nach Fjordane und erfuhr durch Kundschafter von den Fahrten König Vémunds und kam des Nachts zu einem Ort, der Nøstdal heißt; Vémund war dort bei einem Gastmahl. Da überraschte sie Jarl Rögnvald im Haus und verbrannte den König drinnen mit neunzig Mann. Auf das hin kam Berðlu-Kári mit einem vollbemannten Langschiff zu Jarl Rögnvald, und sie fuhren beide nordwärts nach Møre. Rögnvald nahm die Schiffe, die König Vémund besessen hatte, und alle lose Habe, die er bekommen konnte. Berðlu-Kári fuhr dann nordwärts nach Trondheim und traf mit König Harald zusammen und wurde sein Untertan.
Im Frühjahr darauf fuhr König Harald mit einem Schiffsheer am Land entlang nach Süden, unterwarf sich Fjordane und Fjaler und gab seinen Männern hier Macht und Ansehen. Den Jarl Hróald setzte er über Fjordane.
Wenn König Harald die Bezirke, die neu in seine Gewalt gekommen waren, zu seinem Eigentum gemacht hatte, beobachtete er genau die Lehnsmänner und reichen Bauern und alle die, bei denen er den Argwohn hatte, dass von ihnen etwa irgendein Aufstand zu erwarten war, und er ließ einem jeden nur die Wahl, sein Untertan zu werden oder das Land zu verlassen. Als dritte Möglichkeit musste man sich überaus harten Bedingungen unterwerfen oder das Leben lassen, einige aber wurden an Armen und Beinen verstümmelt.
König Harald eignete sich in jedem Bezirk alle privaten Güter an und alles Land, bebaut oder unbebaut, und ebenso See und Gewässer. Und alle Bauern sollten seine Pächter sein, auch die, die im Wald arbeiteten, und die Salzsieder und die Jäger auf dem Lande und die Fischer auf der See, sie alle waren ihm abgabepflichtig. Aber wegen dieser Unterdrückung flohen viele Männer aus dem Lande und besiedelten da weitum viel ödes unbewohntes Land, im Osten Jämtland und Hälsingland und im Westen die Hebriden, die Landschaft um Dublin, Irland, die Normandie in Welschland, Caithness in Schottland, die Orkneys, die Shetlandinseln und die Färöer. Und zu dieser Zeit fand man Island.
König Harald lag mit seinem Heer in Fjordane; er sandte Männer über das Land, um die Männer aufzusuchen, die nicht zu ihm gekommen waren, mit denen er aber noch etwas zu schaffen hatte, wie er meinte. Die Boten des Königs kamen zu Kveld-Úlf und fanden gute Aufnahme; sie trugen ihr Anliegen vor und sagten, der König wolle, dass Kveld-Úlf mit ihm zusammenkäme. »Er hat davon erfahren«, sagten sie, »dass du ein vornehmer Mann und aus einem mächtigen Geschlecht bist; du wirst Aussicht auf große Ehrung durch ihn haben. Dem König liegt sehr daran, Männer bei sich zu haben, von denen er erfahren hat, dass sie an Kraft und Mut andere übertreffen.«
Kveld-Úlf antwortet: er sagte, er sei so alt und nun nicht mehr imstande, auf einem Schiff auf Kriegsfahrt draußen zu sein – »ich werde nun zu Hause sitzen und es seinlassen, Königen zu dienen.« Da sprach der Bote: »Lass dann deinen Sohn zum König fahren; er ist ein starker und streitbarer Mann. Der König wird dich zum Lehnsmann machen, wenn du ihm dienen willst.« »Ich will nicht Lehnsmann werden«, sagte Grím, »solange mein Vater lebt, denn er soll mein Oberherr sein, solange er lebt.«
Die Sendboten zogen davon; aber als sie zum König kamen, sagten sie ihm all das, was Kveld-Úlf vor ihnen geredet hatte. Der König wurde ungehalten und sprach ein paar Worte darüber; er sagte, dass das übermütige Leute sein müssten, oder was sie denn für sich erreichen wollten? Ölvir Hnúfa stand da in der Nähe und bat den König, nicht zornig zu sein – »ich werde Kveld-Úlf aufsuchen, und er wird wohl zu euch kommen wollen, sobald er nur weiß, dass Euch die Sache von solcher Wichtigkeit ist.«
Darauf suchte Ölvir Kveld-Úlf auf und sagte ihm, der König sei zornig und es würde nicht gut ausgehen, wenn nicht einer von beiden, Vater oder Sohn, zum König führe. Und er sagte, dass sie große Ehre vom König erhalten würden, wenn sie ihn sich gewogen machen wollten. Er sprach viel davon – wie es auch wirklich war –, dass des Königs Männer leicht Reichtum und Ehre von ihm bekommen konnten.
Kveld-Úlf sagte, dies sei nun seine Ahnung, »dass ich und meine Söhne kein Glück mit diesem König haben werden, und ich werde ihn nicht aufsuchen. Aber wenn Þórólf im Sommer nach Hause kommt, da wird er leicht zu dieser Fahrt zu bewegen sein und auch des Königs Mann werden. Sage das dem König, dass ich sein Freund sein werde und dass alle Männer, die auf meine Worte achten, Freundschaft mit ihm halten werden. Ich werde auch in gleicher Weise die Herrschaft und Verwaltung in seinem Auftrag weiterführen, wie ich es zuvor für den früheren König tat, wenn der König will, dass es so sei. Und später wird man sehen, wie das Verhältnis zwischen mir und dem König wird.«
Danach fuhr Ölvir wieder zum König und sagte ihm, dass Kveld-Úlf ihm seinen Sohn senden würde, und er sagte, der wäre am besten dafür geeignet, der nun nicht zu Hause war. Der König erklärte sich damit zufrieden; im Sommer zog er nach Sogn hinein, aber als es herbstete, machte er sich auf und zog wieder nordwärts nach Trondheim.
Im Herbst kamen Þórólf Kveld-Úlfsson und Eyvind Lambi von der Wikingfahrt zurück; Þórólf fuhr zu seinem Vater. Es kommt nun zu einer Unterhaltung zwischen Vater und Sohn, und Þórólf fragt danach, was für ein Anliegen die Männer gehabt hätten, die Harald hierhergesandt hatte. Kveld-Úlf sagte, der König habe ihm eine Botschaft des Inhalts gesandt, dass Kveld-Úlf oder einer von seinen beiden Söhnen sein Gefolgsmann werden sollte.
»Wie hast du geantwortet?«, sprach Þórólf. »Ich redete so, wie es meine Meinung war: dass ich niemals in König Haralds Dienst gehen würde, und dasselbe würdet ihr beide tun, wenn ich darüber zu bestimmen hätte. Ich glaube, das Ende davon würde sein, dass wir den Tod von diesem König erhalten.«
»Das wird in ganz anderer Weise ausgehen«, sagte Þórólf, »denn ich glaube, dass mir von ihm die höchsten Ehren zuteilwerden, und deshalb bin ich fest entschlossen, den König aufzusuchen und sein Mann zu werden. Und das habe ich als wahr vernommen, dass seine Gefolgschaft nur aus ganz hervorragenden Männern besteht. Mir scheint es höchst wünschenswert, in deren Schar zu kommen, wenn sie mich aufnehmen wollen. Diese Männer werden viel höher angesehen als alle anderen in diesem Land. Ich habe auch über den König erfahren, dass er sehr freigebig mit Geschenken an seine Männer sein soll und nicht weniger bereit ist, für ihr Weiterkommen zu sorgen und denen Ländereien zuzuweisen, die ihm dafür geeignet scheinen. Mir wurde auch berichtet, dass andrerseits alle die, die ihm den Rücken kehren und nicht sein Wohlwollen erhalten wollen, dann Männer werden, die nichts mehr gelten. Einige fliehen aus dem Land, andere werden Knechte. Mir erscheint das wunderlich, Vater, von einem so verständigen und ehrgeizigen Mann, wie du einer bist, dass du nicht mit Dank die Ehre annehmen wolltest, die der König dir bot. Aber wenn du meinst in die Zukunft zu sehen, dass uns von diesem König solches Unglück zuteilwird und er einst unser Feind sein wird: Warum zogst du da nicht gegen ihn in den Kampf mit dem König, dem du früher Untertan warst? Nun scheint mir das sehr ungehörig, weder sein Freund noch sein Feind zu sein.«
»Das ist so ausgegangen«, sprach Kveld-Úlf, »wie es mir eine Ahnung sagte, dass die keinen Siegeszug machen würden, die sich mit Harald Zottelkopf im Norden in Møre geschlagen haben. Aber genauso wird sich das als wahr erweisen, dass Harald meinen Verwandten zu großem Schaden sein wird. Du aber, Þórólf, wirst selbst bestimmen wollen, was du tust. Ich befürchte nicht, dass du es nicht mit den anderen aufnehmen kannst oder nicht den Besten in allen Aufgaben und Gefahren ebenbürtig erscheinst, wenn du in die Schar von Haralds Gefolgsleuten kommst. Hüte dich aber, dass du deine Fähigkeiten nicht überschätzt oder dich misst mit Männern, die dir überlegen sind. Aber du wirst ja auch dann nicht nachgeben.«
Und als Þórólf zur Abfahrt bereit war, da geleitete ihn Kveld-Úlf hinunter zum Schiff, umarmte ihn und wünschte ihm gute Fahrt und wünschte ein glückliches Wiedersehen.
Björgólf hieß ein Mann in Hálogaland; er wohnte in Torget. Er war ein Lehnsmann, reich und mächtig, aber nach Kraft und Wuchs und Herkunft ein halber Bergriese. Er hatte einen Sohn, der hieß Brynjólf; er war seinem Vater ähnlich. Björgólf war damals alt, und seine Frau war gestorben, und er hatte die Verwaltung seines ganzen Besitzes seinem Sohn übergeben und eine Frau für ihn gesucht. Brynjólf hatte Helga zur Frau, die Tochter von Ketill Hæng aus Hrafnista; Bárð heißt ihr Sohn, er wurde schnell groß und schön von Aussehen und wurde in allem ein sehr tüchtiger Mann.
Es war einmal im Herbst, da gab es ein vielbesuchtes Gastmahl, und Björgólf und sein Sohn waren bei dem Gastmahl die vornehmsten Männer. Am Abend wurden, wie es Sitte war, die Paare, die zusammen trinken sollten, ausgelost. Bei dem Gastmahl war auch ein Mann, der Högni hieß; er hatte einen Hof auf Leka. Er war ein sehr reicher Mann, von allen der schönste dem Aussehen nach, ein verständiger Mann von geringer Herkunft, aber er hatte sich aus eigener Kraft emporgearbeitet. Er hatte eine außerordentlich schöne Tochter, die Hildiríð heißt. Sie zog das Los, neben Björgólf zu sitzen; sie sprachen viel während des Abends, das Mädchen erschien ihm schön. Wenig später endete das Gastmahl.
Im gleichen Herbst fuhr der alte Björgólf von daheim los auf einer Schute, die er besaß, und mit ihm dreißig Mann. Er kam auf Leka an, und zwanzig gingen zum Haus, zehn bewachten das Schiff. Und als sie zum Hofe kamen, ging ihm Högni entgegen, hieß ihn willkommen und lud ihn ein, mit seinen Gefährten hierzubleiben, und er nahm das an, und sie gingen in die Stube. Und als sie ihre Fahrtkleider ausgezogen und anderes Oberzeug angelegt hatten, ließ Högni einen Schöpfkessel und Bier hereintragen; Hildiríð, des Bauern Tochter, brachte das Bier den Gästen.
Björgólf ruft den Bauern Högni zu sich und sagt ihm, »die Sache hier ist die, dass ich wünsche, dass deine Tochter mit mir heimfährt, und ich will mit ihr eine lose Hochzeit halten.« Högni aber sah keine andere Möglichkeit, als alles so geschehen zu lassen, wie Björgólf es wollte. Björgólf kaufte sie mit einer Unze Gold, und sie gingen beide gemeinsam zu Bett; Hildiríð fuhr mit Björgólf heim nach Torget. Brynjólf äußerte sich übel über diesen Vorgang.
Björgólf und Hildiríð hatten zwei Söhne; der eine hieß Hárek, der andere Hrærek. Später starb Björgólf; aber sobald man ihn zu Grabe getragen hatte, hieß Brynjólf die Hildiríð mit ihren Söhnen fortziehen. Sie zog dann nach Leka zu ihrem Vater, und dort wuchsen ihre Söhne auf. Sie waren Männer von schönem Aussehen, kleinem Wuchs und gutem Verstand, gleich den Verwandten ihrer Mutter; sie wurden die Hildiríðssöhne genannt. Brynjólf achtete sie wenig und ließ sie nichts von ihrem väterlichen Erbe haben. Hildiríð war Högnis Erbin, und sie und ihre Söhne nahmen nach seinem Tode das Erbe an sich und wohnten dort in Leka und hatten einen reichen Besitz. Sie waren ungefähr im gleichen Alter, Bárð Brynjólfsson und die Hildiríðssöhne. Brynjólf und Björgólf hatten schon lange Zeit die Fahrten in die Finnmark inne und das Recht, die Abgaben von den Finnen einzusammeln.
Im Norden in Hálogaland heißt ein Fjord Vefnsfjord; in dem Fjord dort liegt eine Insel, die Alsten heißt, eine große und fruchtbare Insel. Auf ihr heißt ein Hof Sandnæs. Da wohnte ein Mann, der Sigurð hieß; er war der reichste dort im Norden. Er war Lehnsmann und von scharfem Verstand. Seine Tochter hieß Sigríð und galt als die beste Partie in Hálogaland; sie war sein einziges Kind und hatte nach ihrem Vater Sigurð das Erbe zu erwarten.
Bárð Brynjólfsson fuhr von daheim fort; er hatte eine Schute und dreißig Mann darauf. Er fuhr nordwärts nach Alsten und kam nach Sandnæs zu Sigurð. Bárð trägt sein Anliegen vor und freite um Sigríð; die Sache wurde wohl und wunschgemäß aufgenommen, und es verlief so, dass das Mädchen dem Bárð verlobt wurde. Die Heirat sollte im nächsten Sommer vollzogen werden; Bárð sollte dann dorthin in den Norden zur Hochzeit kommen.
König Harald hatte in diesem Sommer den vornehmen Männern, die in Hálogaland waren, Botschaft gesandt und die zu sich befohlen, die ihn nicht schon früher aufgesucht hatten. Brynjólf war zu dieser Fahrt entschlossen und mit ihm Bárð, sein Sohn. Im Herbst fuhren sie südwärts nach Trondheim und trafen dort den König; der nahm sie mit großer Freude auf. Da wurde Brynjólf Lehnsmann des Königs. Der König wies ihm großen Landbesitz zu und die Einkünfte daraus, noch mehr, als er früher schon gehabt hatte; er beauftragte ihn auch mit der Finnenfahrt, gab ihm die Königsvollmacht im Gebirge und das Recht des Handels mit den Finnen. Danach fuhr Brynjólf nach Hause auf seinen Hof, aber Bárð blieb zurück und wurde des Königs Gefolgsmann.
Von allen Gefolgsleuten ehrte der König am meisten seine Skalden; ihnen war der zweite Hochsitz zugewiesen. Von ihnen saß zu innerst Auðunn Illskælda; er war der Älteste von ihnen und war Skalde gewesen bei Hálfdan dem Schwarzen, dem Vater König Haralds. Ihm zunächst saß Þorbjörn Hornklofi, und ihm zunächst saß Ölvir Hnúfa, und ihm am nächsten war Bárð ein Platz angewiesen; man nannte ihn da Bárð den Weißen oder Bárð den Starken. Von jedem Manne wurde er hier hoch geehrt. Zwischen ihm und Ölvir Hnúfa bestand große Freundschaft. In diesem gleichen Herbst kamen zu König Harald Þórólf Kveld-Úlfsson und Eyvind Lambi, der Sohn von Berðlu-Kári; sie fanden da gute Aufnahme. Sie waren hergekommen auf einer wohlausgerüsteten zwanzigrudrigen Snekkja, mit der sie vorher auf Wikingfahrt gewesen waren. Sie wurden mit ihrer Schar in der Gästehalle untergebracht.
Als sie dort geblieben waren, bis es ihnen an der Zeit schien, den König aufzusuchen, gingen Berðlu-Kári und Ölvir Hnúfa mit ihnen; sie begrüßen den König. Da sagt Ölvir Hnúfa, dass hier der Sohn von Kveld-Úlf gekommen ist, »von dem ich Euch im Sommer sagte, dass Kveld-Úlf ihn zu Euch senden würde. Alle seine Versprechungen Euch gegenüber werden jetzt erfüllt. Ihr könnt nun wahre Beweise dafür sehen, dass er vollkommen Euer Freund sein will, da er seinen Sohn hierher zum Dienst bei Euch gesandt hat, einen so ausgezeichneten Mann, wie Ihr jetzt sehen könnt. Es ist Kveld-Úlfs und unser aller Bitte, dass du Þórólf mit Ehren aufnimmst und ihn bei Euch zu einem großen Mann machst.«
Der König nimmt seine Worte wohl auf und sagt, so solle es geschehen, »wenn sich mir Þórólf als ebenso tüchtig bewährt, wie er nach seinem Aussehen männlich erscheint.«
Darauf trat Þórólf in des Königs Dienst und wurde förmlich in das Gefolge aufgenommen, aber Berðlu-Kári und Eyvind Lambi, sein Sohn, fuhren mit dem Schiff südwärts, mit dem Þórólf nach Norden gekommen war, und beide, Kári und Eyvind, fuhren dann zu ihrem Hof. Þórólf war beim König, und der König wies ihm einen Platz an zwischen Ölvir Hnúfa und Bárð, und zwischen ihnen allen bestand die größte Freundschaft.
Von Þórólf und Bárð hieß es bei den Leuten, dass sie an Schönheit und an Wuchs und Kraft und allen Fähigkeiten einander gleich wären. Þórólf und Bárð, beide stehen sie nun beim König in hoher Gunst.
Als aber der Winter vergangen war und der Sommer kam, da bat Bárð den König um Urlaub, um loszufahren und die Heirat zu vollziehen, wie es ihm im vorigen Sommer versprochen worden war. Und weil der König wusste, dass das für Bárð eine überaus wichtige Angelegenheit war, erlaubte er ihm die Heimfahrt. Und als Bárð Urlaub bekommen hatte, da bat er Þórólf, mit ihm nach dem Norden zu fahren. Er sagte, wie es ja auch war, dass er dort viele angesehene Verwandte treffen würde, die er früher noch nicht gesehen oder kennengelernt haben dürfte. Þórólf war das willkommen, und sie bekamen dazu Urlaub vom König, machten sich dann fertig. Schiff und Mannschaft waren gut, und als sie reisefertig waren, machten sie sich auf den Weg. Und als sie nach Torget kommen, senden sie Männer zu Sigurð und lassen ihm sagen, dass Bárð nun die Hochzeit halten wird, die sie im vorigen Sommer vereinbart hatten. Sigurð sagt, er wolle all das halten, was sie besprochen hatten; sie legen nun den Hochzeitstag fest, und Bárð und die Seinen sollen sich dann im Norden auf Sandnæs einfinden.
Als der Tag gekommen war, fahren Brynjólf und Bárð los und hatten viele vornehme Männer bei sich, ihre Verwandten und Verschwägerten. Es war so, wie es Bárð gesagt hatte: Þórólf traf hier viele Verwandte, die er früher nicht kennengelernt hatte. Sie fuhren, bis sie nach Sandnæs kamen, und dort war ein überaus prächtiges Fest. Und als das Fest zu Ende war, fuhr Bárð mit seiner Frau heim und hielt sich den Sommer über zu Hause auf, und Þórólf auch. Im Herbst aber kommen sie nach Süden zum König und waren bei ihm einen zweiten Winter.
In diesem Winter starb Brynjólf. Als aber Bárð erfährt, dass ihm da ein Erbe zugefallen ist, bat er um Erlaubnis zur Heimfahrt, und der König gewährte sie ihm. Und ehe sie voneinander schieden, wurde Bárð Lehnsmann, wie es sein Vater gewesen war, und er bekam vom König alle Besitzungen und Einkünfte, wie sie Brynjólf gehabt hatte. Bárð fuhr heim zu seinem Hof und wurde bald ein mächtiger Führer; die Hildiríðssöhne bekamen jetzt nichts vom Erbe, wie auch früher nicht. Bárð hatte einen Sohn mit seiner Frau, der hieß Grím. Þórólf war beim König und stand in hohem Ansehen.
König Harald entbot eine große Mannschaft und zog eine Flotte zusammen, aus allen Landesteilen rief er sie zu sich. Er fuhr von Trondheim aus und steuerte südwärts am Lande entlang. Er hatte erfahren, dass man in Agder und Rogaland und Hordaland ein großes Heer zusammenzog und weitum Mannschaft dazu sammelte, aus dem weiter oben gelegenen Lande und von Osten aus der Vík, und es waren da viele mächtige Männer zusammengekommen und wollten das Land gegen König Harald verteidigen. König Harald fuhr mit seiner Streitmacht von Norden heran; er hatte selbst ein großes Schiff und hatte es mit seinem Gefolge bemannt. Am Steven waren da Þórólf Kveld-Úlfsson und Bárð der Weiße und Berðlu-Káris Söhne, Ölvir Hnúfa und Eyvind Lambi; die zwölf Berserker des Königs aber waren gleich dahinter in dem Sax. Ihr Zusammentreffen war im Süden in Rogaland, im Hafrsfjord; das war der gewaltigste Kampf, den König Harald zu bestehen hatte, und es gab in beiden Heeren große Verluste. Der König führte sein Schiff ganz nach vorn, und dort war der heftigste Kampf. Es ging aber so aus, dass König Harald den Sieg gewann; dort fiel Þórir Haklang, der König von Agder, und Kjötvi der Reiche floh wie seine ganze noch kampffähige Mannschaft, bis auf die, die sich nach der Schlacht ergaben.
Als man König Haralds Heer musterte, waren da viele gefallen, und viele waren sehr verwundet. Þórólf gehörte dazu, aber Bárð war noch schwerer verletzt; und keiner, der auf dem Königsschiff vor dem Mast gestanden hatte, war unverwundet, außer denen, die kein Eisen biss, und das waren die Berserker. Da ließ der König seinen Männern die Wunden verbinden und dankte ihnen für ihre Tapferkeit und gab ihnen Geschenke und bedachte die besonders mit Lob, die ihm dessen wert erschienen, und versprach ihnen, ihr Ansehen zu mehren; er nannte dabei die Schiffsführer und ihnen zunächst die Männer auf dem Vordersteven seines Schiffes und andere Kämpfer am Bug der Schiffe. Dieser Kampf war König Haralds letzter innerhalb des Landes, danach fand er keinen Widerstand mehr und eignete sich jetzt das ganze Land an. Der König ließ die seiner Männer heilen, denen das Leben bestimmt gewesen war, aber für die toten Männer ließ er alles für eine Bestattung herrichten, wie sie damals gebräuchlich war.
Þórólf und Bárð lagen verwundet; Þórólfs Wunden begannen zu heilen, aber wegen Bárðs Wunden musste man seinen Tod erwarten. Da ließ er den König zu sich rufen und redete so zu ihm: »Wenn es so kommt, dass ich an diesen Wunden sterbe, so will ich Euch darum bitten, dass Ihr mich über mein Erbe bestimmen lasst.« Und als der König das zugesagt hatte, da sagte er: »Ich will, dass mein ganzes Erbe Þórólf erhält, mein Gefährte und Verwandter, Land und lose Habe; ihm will ich auch meine Frau geben und meinen Sohn zur Erziehung, denn ich vertraue ihm darin am meisten von allen Männern.«
Er traf diese Bestimmungen, wie es dem Gesetz gemäß war, mit Zustimmung des Königs. Darauf stirbt Bárð, und man veranstaltete für ihn eine Begräbnisfeier, und er wurde sehr betrauert. Þórólf wurde von seinen Wunden wieder gesund und begleitete im Sommer den König und hatte überaus großen Ruhm erlangt.
Der König fuhr im Herbst nordwärts nach Trondheim; da erbittet sich Þórólf Urlaub, um nordwärts nach Hálogaland zu fahren und sich um die Hinterlassenschaft zu kümmern, die er im Sommer von seinem Verwandten Bárð erhalten hatte. Der König erlaubt das und versieht ihn mit einer Botschaft und Beweisstücken dafür, dass Þórólf all das erhalten soll, was Bárð ihm gegeben hat. Er fügt hinzu, diese Schenkung sei mit Zustimmung des Königs gemacht worden, und er wolle es so geschehen lassen. Dann macht der König Þórólf zum Lehnsmann und gewährt ihm alle Rechte und Güter, die vorher Bárð gehabt hatte, und überträgt ihm die Fahrt zu den Finnen mit den gleichen Bedingungen, wie sie vorher Bárð gehabt hatte. Der König gab Þórólf ein gutes Langschiff mit aller Ausrüstung und ließ für seine Abreise alles aufs beste vorbereiten. Darauf brach Þórólf zu seiner Fahrt auf, und er und der König trennten sich in größter Freundschaft.
Als Þórólf im Norden nach Torget kam, wurde er dort gut aufgenommen. Er berichtete vom Tode Bárðs und davon, dass Bárð ihm Land und lose Habe und seine Frau hinterlassen hat, alles was er früher besessen hatte; darauf zeigt er die Botschaft des Königs und die Beweisstücke vor. Und als Sigríð diese Nachricht hörte, da erschien ihr der Tod ihres Mannes als ein großer Verlust; Þórólf aber war ihr von früher gut bekannt, und sie wusste, dass er ein ganz ausgezeichneter Mann war und diese Ehe sehr gut wäre; und da es auch des Königs Gebot war, da fand sie es für gut und ihre Freunde mit ihr, dass sie sich mit Þórólf verlobte, wenn es nicht gegen den Willen ihres Vaters wäre. Darauf übernahm Þórólf dort die ganze Verwaltung und auch die Königsvollmacht.
Þórólf macht sich zur Abfahrt fertig, und er hatte ein Langschiff und darauf an die sechzig Mann, und als er reisefertig war, fuhr er nordwärts am Lande entlang. Und eines Tages am Abend kam er nach Sandnæs auf Alsten; sie steuerten ihr Schiff in den Hafen, und als sie die Zelttücher darübergespannt und es in Ordnung gebracht hatten, ging Þórólf mit zwanzig Mann hinauf zum Hof. Sigurð nahm ihn gut auf und lud ihn ein, dort zu bleiben, denn zwischen ihnen bestand von früher her enge Bekanntschaft, seit Bárð Sigurðs Schwiegersohn geworden war. Darauf ging Þórólf mit seinen Leuten in die Stube, und sie fanden dort gastliche Aufnahme.
Sigurð setzte sich zu Þórólf zum Gespräch und fragte ihn nach Neuigkeiten; Þórólf erzählte von dem Kampf, den es im Sommer im Süden des Landes gegeben hatte, und vom Fall vieler Männer, die Sigurð bekannt waren. Þórólf sagte, dass sein Schwiegersohn Bárð an den Wunden gestorben sei, die er im Kampf erhalten hatte; das sahen beide als überaus großen Verlust an. Da sagt Þórólf dem Sigurð, was zwischen ihm und Bárð abgesprochen worden war, ehe er starb, und dann trug er die Botschaft des Königs vor, dass der all das so halten wollte, und dabei zeigte er die Beweisstücke. Darauf brachte Þórólf sein Anliegen bei Sigurð vor und bat ihn um seine Tochter Sigríð. Sigurð nahm diese Rede wohl auf, er sagte, viele Dinge sprächen dafür: als Erstes, dass der König es so halten will, dann dies, dass Bárð es so bestimmt hatte, und dazu auch, dass Þórólf ihm bekannt sei und ihm scheine, seine Tochter würde gut verheiratet. Die Sache war leicht bei Sigurð zu erreichen; die förmliche Verlobung wurde beschlossen und die Hochzeit auf den Herbst in Torget festgesetzt.
Þórólf fuhr nun mit seinen Fahrtgenossen heim zu seinem Hof und bereitete dort ein großes Fest vor und lud dazu auch eine große Menge Leute; es waren da viele von Þórólfs vornehmen Verwandten. Auch Sigurð kam von Norden und hatte ein großes Langschiff und auserwählte Männer. Bei diesem Festmahl war eine sehr große Menge Leute. Man fand bald, dass Þórólf ein freigebiger Mann war und ein wirklich vornehmer Mann; er hatte ein großes Gefolge um sich, das wurde bald sehr kostspielig und erforderte große Ausgaben. Damals gab es ein gutes Jahr, und es war leicht zu beschaffen, was man brauchte. In diesem Winter starb Sigurð auf Sandnæs, und Þórólf bekam das ganze Erbe nach ihm; das war ein sehr großer Besitz.
Die Söhne der Hildiríð suchten Þórólf auf und erhoben die Forderung, die sie gegen ihn zu haben meinten: auf das Vermögen, das ihr Vater Björgólf besessen hatte. Þórólf antwortet so: »Es war mir von Brynjólf bekannt und noch bekannter von Bárð, dass sie redliche, großzügige Männer waren und euch das von Björgólfs Erbe zugeteilt hätten, von dem sie wussten, es stünde euch zu Recht zu. Aber ich war dabei, als ihr den gleichen Anspruch gegenüber Bárð erhobt, und ich meine gehört zu haben, dass er das für unberechtigt hielt, denn er nannte euch Söhne einer Kebse.«
Hárek sagte, sie würden Beweise dafür bringen, dass ihre Mutter gesetzmäßig mit dem Brautgeld gekauft wurde – »das aber ist wahr, dass wir uns in dieser Sache zuerst nicht an Brynjólf wandten, unseren Bruder; da ging es auch um eine Teilung unter Verwandten, und von Bárð erwarteten wir in jeder Beziehung eine für uns ehrenvolle Lösung, aber unserer Beziehung war keine lange Dauer gegeben. Doch jetzt ist das Erbe an Leute gekommen, die mit uns nicht verwandt sind, und nun dürfen wir auf keinen Fall mehr über unseren Verlust schweigen. Es kann aber sein, dass wie früher ein Unterschied an Macht vorhanden ist und wir bei dir in dieser Sache kein Recht bekommen, wenn du die Beweise nicht hören willst, die wir vorzubringen haben, dass wir rechtmäßig und erbberechtigt geborene Männer sind.«
Þórólf antwortet da barsch: »Umso weniger halte ich euch für erbberechtigt, als mir gesagt wurde, eure Mutter wäre mit Gewalt genommen und als Gefangene nach Hause gebracht worden.«
Danach brachen sie diese Unterredung ab.
Im Winter machte Þórólf seinen Ritt hinauf in die Berge und hatte eine große Mannschaft mit sich, nicht weniger als neunzig Mann; früher war es üblich gewesen, dass die Bevollmächtigten des Königs dreißig Mann bei sich hatten, manchmal weniger. Er hatte viel an Handelswaren mit sich. Er bestimmte bald eine Zusammenkunft mit den Finnen und nahm die Abgaben von ihnen entgegen und hatte ein Markttreffen mit ihnen. Es ging alles in Ruhe und Freundschaft mit ihnen ab, manchmal aber war es Entgegenkommen aus Furcht.
Þórólf zog weit in der Mark umher; als er aber ostwärts ins Gebirge gelangte, erfuhr er, dass die Kylfingar von Osten gekommen waren und da mit den Finnen Handel trieben, aber an manchen Orten auch raubten. Þórólf beauftragte die Finnen, den Weg der Kylfingar auszukundschaften, und er zog ihnen nach, um sie zu suchen, und traf an einem Wohnplatz dreißig Mann und erschlug sie alle, so dass keiner entkam, aber später traf er noch fünfzehn oder zwanzig zusammen. Im Ganzen erschlugen sie an die hundert Mann und nahmen dort eine Unmenge an Gut und kamen mit solchem Ergebnis im Frühjahr zurück. Þórólf fuhr nun zu seinem Hof auf Sandnæs und saß dort lange Zeit. Im Frühjahr ließ er ein großes Langschiff mit einem Drachenhaupt machen, ließ es aufs beste ausstatten und nahm es südwärts mit sich.
Þórólf besorgte sich reichlich von den Lebensmitteln, die es in Hálogaland gab, er hatte seine Männer an den Heringsplätzen und beim Dorschfischen; es waren da auch genug Stellen für den Seehundfang und das Sammeln von Eiern; das alles ließ er zu sich nach Hause bringen. Er hatte niemals weniger als hundert freie Männer zu Hause; er war ein großzügiger und freigebiger Mann und befreundete sich sehr mit den Vornehmen, mit allen den Männern, die in seiner Nähe waren. Er wurde ein mächtiger Mann und war sehr auf die Ausstattung mit Schiffen und Waffen bedacht.
König Harald fuhr in diesem Sommer nach Hálogaland, und es wurden Gastmähler für ihn veranstaltet, auf seinen eigenen Höfen und ebenso bei den Lehnsmännern und mächtigen Bauern. Þórólf bereitete ein Gastmahl für den König und bürdete sich große Kosten dafür auf; es war festgelegt worden, wann der König dorthin kommen sollte. Þórólf lud eine Menge Männer dazu ein, und er hatte da die allerbesten Männer, die man haben konnte. Der König hatte an die dreihundert Mann, als er zu dem Festmahl kam, aber Þórólf hatte schon vorher fünfhundert Mann bei sich. Þórólf hatte eine große Getreidescheune, die dort war, einrichten lassen und hatte Bänke hineinbringen lassen, und es sollte dort getrunken werden, denn es gab keine so große Halle, dass so viele Menschen drinnen sein konnten. Ringsum im Haus waren auch Schilde befestigt.
Der König setzte sich auf den Hochsitz; als aber der innere und der vordere Teil der Scheune voll besetzt war, da sah sich der König um und wurde rot und sprach nichts, und die Männer glaubten zu bemerken, dass er zornig war. Das Gastmahl war überaus prächtig, und die Speisen waren alle aufs beste; der König war ziemlich übel gestimmt und war drei Nächte dort, wie es abgemacht war.
An dem Tag, an dem der König abfahren sollte, ging Þórólf zu ihm und bat ihn, mit ihm zusammen hinunter zum Strand zu gehen; der König tat dies; da schwamm vor dem Lande der Drache, den Þórólf hatte machen lassen, mit Zelten und aller Ausrüstung. Þórólf gab dem König das Schiff und bat ihn, er solle die Sache so ansehen, wie sie beabsichtigt war: Er habe nämlich deshalb eine so große Menge Männer bei sich gehabt, damit es dem König zur Ehre gereichte, nicht aber um mit ihm zu wetteifern. Der König nahm die Worte Þórólfs gut auf und zeigte sich nun freundlich und heiter; viele legten jetzt auch ein gutes Wort ein, sie sagten – was auch wahr war –, dass das Gastmahl überaus prächtig und das Abschiedsgeschenk großartig gewesen sei und dass der König von solchen Männern große Unterstützung hätte. Sie schieden da mit großer Freundschaft.
Der König fuhr weiter nordwärts in Hálogaland, wie er es beabsichtigt hatte, und wandte sich wieder nach Süden, als der Sommer zu Ende ging. Er fuhr noch zu den Gastmählern, die für ihn vorbereitet waren.
Die Hildiríðssöhne suchten den König auf und luden ihn zu einem dreitägigen Gastmahl in ihrem Hause ein; der König nahm ihre Einladung an und legte fest, wann er dorthin kommen würde. Als an dem Tag der König mit seinem Gefolge dorthin kam, da waren noch nicht viele Männer anwesend, und das Gastmahl verlief aufs beste; der König war sehr heiter. Hárek kam mit dem König ins Gespräch, und in dem Gespräch kam es dahin, dass er nach den Fahrten des Königs fragt, die er jetzt im Sommer unternommen hatte. Der König antwortete so auf seine Fragen: Er sagte, alle Männer hätten ihn gut aufgenommen und jeder gerade nach seinem Vermögen.
»Ein großer Unterschied«, sagte Hárek, »muss darin gelegen haben, dass beim Gastmahl in Torget die meisten Leute waren.« Der König sagte, es sei so. Hárek sagt: »Das war sicher zu erwarten, denn für dieses Gastmahl war sehr viel vorbereitet worden, und dir, König, widerfuhr dort ungewöhnliches Glück, da es so verlief, dass du nicht in Lebensgefahr kamst; es verlief so, wie es zu erwarten war: Du warst am klügsten und überaus vom Glück begünstigt, da du gleich vermutet hast, es würde nicht alles ohne Falsch sein, als du diese große Menge Männer sahst, die man dort zusammengezogen hatte. Mir wurde erzählt, dass du dein ganzes Gefolge stets voll bewaffnet ließest oder eine sichere Wache hattest, Tag und Nacht.«
Der König sah ihn an und sprach: »Warum sprichst du so, Hárek, und was kannst du davon sagen?« Er sagt: »Habe ich Erlaubnis, frei zu sagen, König, was ich mir denke?« »Sprich«, sagt der König.
»Ich vermute«, sagt Hárek, »wenn du die Worte all der Leute hier hören würdest, König, wenn sie zu Hause ihre Meinung darüber äußern, wie sie es als Unterdrückung sehen, was Ihr allem Volk auferlegt: da würdest du das nicht für gut halten. Euch ist das als volle Wahrheit zu sagen, König, dem Volk fehlt nichts anderes zum Widerstand gegen Euch als Kühnheit und ein Anführer. Und da ist es bei einem solchen Mann wie Þórólf nicht zu verwundern«, sagte er, »wenn er meint, jeden anderen zu übertreffen; ihm fehlt es nicht an Kraft, nicht an Schönheit; er hat auch ein Gefolge um sich wie der König; er hat ein Mordsvermögen, selbst wenn er nur allein das hätte, das er selber besitzt, aber dazu kommt, dass er das Vermögen anderer ebenso für sich selbst benützt wie sein eigenes. Ihr habt ihm auch das Recht auf große Einnahmen gegeben, und es war nun so weit, dass er das übel lohnen wollte; denn das muss man Euch als volle Wahrheit sagen: Als bekannt wurde, dass Ihr mit keinem größeren Gefolge nordwärts nach Hálogaland kamt, als Ihr bei Euch hattet, mit dreihundert Mann, da beschlossen die Männer, dass da ein Heer zusammenkommen und dir das Leben nehmen sollte und deinem ganzen Gefolge dazu, und Þórólf war das Haupt bei diesem Plan, denn man hatte ihm angeboten, er sollte König über Hálogaland und das Namdal werden. Er fuhr dann in jeden Fjord ein und aus und zu allen Inseln und brachte jeden Mann her, den er kriegen konnte, und jede Waffe, und es blieb da auch nicht im Geheimen, dass man mit diesem Heere gegen König Harald in den Kampf ziehen sollte. Aber das ist wahr, König: Obwohl Ihr ein recht viel kleineres Heer hattet, als Ihr ihn aufsuchtet, da fuhr den Bauernkerlen die Furcht in die Knochen, als sie Euch heransegeln sahen. Da wurde der andere Plan angenommen, Euch mit Freundlichkeit zu begegnen und zum Gastmahl einzuladen; es war aber die Absicht, wenn Ihr betrunken wäret und schlafend lägt, Euch mit Feuer und Waffen anzugreifen, und ein Beweis dafür ist dies, wenn ich es richtig erfahren habe, dass man Euch in eine Kornscheune führte, denn Þórólf wollte nicht sein Wohnhaus niederbrennen, so neu und gut gearbeitet. Noch ein Beweis war, dass jedes Haus voll mit Waffen und Rüstzeug war. Aber da sie Euch mit dieser üblen List nicht beikommen konnten, griffen sie zu dem Ausweg, der am nächsten lag: Sie schlugen das ganze Vorhaben in den Wind. Ich glaube wohl, dass alle geneigt waren, diese Pläne zu verheimlichen, denn wenige, denke ich, würden sich schuldlos wissen, wenn die Wahrheit aufkäme. Nun ist es mein Vorschlag, König, dass du Þórólf zu dir nimmst und ihn in deinem Gefolge sein lässt, dort soll er dein Feldzeichen tragen und auf deinem Schiff am Steven sein; dazu ist er von allen Männern am besten geeignet. Aber wenn du willst, dass er Lehnsmann ist, so gib ihm Recht und Besitzungen im Süden in Fjordane; dort ist sein ganzes Geschlecht, Ihr werdet dort darauf achten können, dass er nicht zu mächtig wird. Aber hier in Hálogaland übergib die Königsvollmacht Männern, die maßvoll sind und Euch in Treue dienen werden und die hier ihre Familie haben, deren Verwandte vorher ein solches Amt innehatten. Wir Brüder würden bereit und befähigt zu so etwas sein, wenn Ihr uns dazu brauchen wollt. Unser Vater hatte hier lange die Königsvollmacht; sie befand sich gut in seinen Händen. Es wird für Euch, König, schwer sein, hier Männer für die Verwaltung zu finden, denn Ihr werdet selten selbst hierherkommen. Die Erträge und Möglichkeiten des Landes hier sind zu gering, als dass Ihr mit Euerm Heer kommen könnt, und Ihr werdet nicht öfter mit geringem Gefolge herkommen, denn hier gibt es viele ungetreue Leute.«
Der König wurde sehr zornig bei dieser Rede und sprach dennoch ruhig, wie er es immer gewohnt war, wenn er Neuigkeiten erfuhr, die von großem Wert waren. Er fragte dann, ob Þórólf zu Hause in Torget wäre. Hárek sagte, das wäre nicht anzunehmen – »Þórólf ist so voll Schlauheit, dass er darauf bedacht sein dürfte, Euerm Gefolge nicht in den Weg zu kommen, König, denn er wird wohl erwarten, dass nicht alle sich mit ihren Worten so zurückhalten, dass du, König, von dieser Sache nichts erfährst. Er fuhr nordwärts nach Alsten, als er hörte, dass Ihr auf dem Weg vom Norden wart.«
Der König redete wenig vor den Männern über das, was er erfahren hatte, aber man merkte ihm an, dass er fest an diese Geschichte glaubte, die ihm erzählt worden war. Der König zog danach weiter seines Weges; die Hildiríðssöhne gaben ihm mit Geschenken ehrenhaft das Geleit, und er verhieß ihnen seine Freundschaft. Die Brüder taten, als hätten sie in Namdal etwas zu tun, und nahmen einen so verschlungenen Fahrtweg, dass sie den König hin und wieder trafen. Immer nahm er ihre Rede gut auf.
Þorgils Gjallandi hieß ein Mann; er war ein Hausgenosse Þórólfs und wurde von ihm am höchsten von allen seinen Hausleuten geschätzt; er war bei Þórólf gewesen, als der draußen auf Wikingfahrt war, er war sein Stevenmann und Feldzeichenträger. Þorgils war im Hafrsfjord in der Schar König Haralds und führte dort das Schiff, das Þórólf gehörte und mit dem er auf Wikingfahrt gewesen war. Þorgils war gewaltig an Kraft und ein überaus tapferer Mann. Der König hatte ihm nach dem Kampf Freundesgaben gewährt und ihm seine Freundschaft verheißen. Þorgils war Verwalter des Hofes in Torget; wenn Þórólf nicht zu Hause war, da führte er das Hauswesen.
Aber ehe Þórólf von daheim weggefahren war, hatte er alle Abgaben der Finnen geordnet, die er aus dem Gebirge gebracht hatte und die dem König gehörten, und er übergab sie Þorgils und gab ihm den Auftrag, wenn er selbst nicht früher nach Hause käme, sie dem König zu bringen, zu der Zeit, wenn der König von Norden und hier vorbei nach Süden fährt. Þorgils machte einen großen und guten Byrding fertig, der Þórólf gehörte, und brachte die Abgaben darauf und hatte fast zwanzig Mann Besatzung. Er segelte südwärts dem König nach und traf ihn drinnen in Namdal.
Und als Þorgils zum König kam, da überbrachte er dem König Þórólfs Grüße und sagte, er sei hierhergefahren mit den Abgaben von den Finnen, die ihm Þórólf sende. Der König sah ihn an und antwortet nichts, und die Männer sahen, dass er zornig war. Da ging Þorgils fort und hoffte, einen besseren Tag zu finden, um mit dem König zu sprechen. Er suchte Ölvir Hnúfa auf und sagte ihm, wie alles gegangen war, und fragte, ob er wisse, was das bedeuten könnte.
»Ich weiß es nicht«, sagte er, »aber ich habe bemerkt, dass der König jedes Mal schweigt, wenn Þórólf erwähnt wird, seit wir auf Leka waren, und ich vermute, er ist verleumdet worden. Ich weiß von den Hildiríðssöhnen, dass sie mit dem König lange Gespräche allein hatten, und es ist ihren Worten leicht anzumerken, dass sie Þórólfs Feinde sind. Aber ich werde das bald vom König selbst erfahren.«
Danach suchte Ölvir den König auf und sprach: »Þorgils Gjallandi ist hergekommen, Euer Freund, mit den Abgaben, die aus der Finnmark kommen und Euer Eigen sind, und es sind viel mehr Abgaben, als es früher gewesen sind, und es ist viel bessere Ware. Es ist ihm eilig mit seiner Fahrt; sei so freundlich, König, geh hin und schau es dir an, denn niemand wird ebenso gute Grauware gesehen haben.«
Der König antwortet nichts, ging aber doch dorthin, wo das Schiff lag; Þorgils brachte sogleich die Waren herauf und zeigte sie dem König. Als aber der König sah, dass es wahr war, dass die Abgaben viel mehr und besser waren als früher, da hoben sich seine Augenbrauen, und Þorgils konnte jetzt mit ihm sprechen. Er übergab dem König einige Biberfelle, die ihm Þórólf sandte, und noch weitere Kostbarkeiten, die er im Gebirge erhalten hatte. Der König freute sich darüber und fragt, was es über ihre Fahrten mit Þórólf zu berichten gäbe; Þorgils berichtete es mit allen Einzelheiten. Da sprach der König: »Sehr schade ist es, dass Þórólf mir nicht treu sein soll, sondern im Sinn hat, mich zu töten.«
Da antworteten viele, die dabei waren, und alle eines Sinnes: Sie sagten, es müsste eine Verleumdung übler Männer sein, wenn man dem König so etwas gesagt hatte; Þórólf sei sicher ohne Schuld. Es ging nun so, dass der König meinte, jetzt glaube er das auch eher; der König war nun aufgeräumt in allen Gesprächen mit Þorgils, und sie trennten sich versöhnt. Aber als Þorgils Þórólf traf, sagte er ihm alles, was sich zugetragen hatte. Þórólf schien wenig darauf zu achten und ließ es dabei bewenden.
Þórólf zog in diesem Winter wiederum in die Finnmark und hatte an die hundert Mann bei sich; er verfuhr auf gleiche Weise wie im vorigen Winter, hatte Markt mit den Finnen und zog weit in der Mark umher.
Aber als er weit nach Osten gelangte und man dort von seiner Fahrt hörte, da kamen Kvenir zu ihm und sagten, dass sie zu ihm gesandt worden seien, und das hatte König Faravið von Kvänland getan. Sie sagten, dass die Kirjálar in seinem Lande plünderten, und er sende ihm Botschaft, dass Þórólf dorthin ziehen und ihm Beistand leisten sollte; in der Botschaft hieß es auch, dass Þórólf einen ebenso großen Anteil an der Beute haben sollte wie der König und jeder seiner Männer so viel wie drei Kvenir.
Das aber war Gesetz bei den Kvenir, dass der König gegenüber den Gefolgsleuten ein Drittel aus der Beute haben sollte und im Voraus alle Biberpelze und Zobel und Askraki.
Þórólf trug dies seinen Gefolgsleuten vor und überließ ihnen die Entscheidung, ob man dorthin ziehen sollte oder nicht, und die meisten stimmten dafür, die Sache zu wagen, da so großer Gewinn in Aussicht stand, und es wurde beschlossen, mit den Sendboten ostwärts zu ziehen.
Die Finnmark ist sehr weit ausgedehnt; im Westen liegt das Meer mit großen Fjorden, ebenso im Norden und weit nach Osten; im Süden aber ist Norwegen, und die Mark erstreckt sich im Landesinneren ungefähr ebenso weit südwärts wie Hálogaland draußen am Meer. Aber im Osten von Namdal ist Jämtland, danach kommt Hälsingland und dann Kvänland, dann Finnland, dann Karelen; die Finnmark aber liegt oberhalb von all diesen Ländern, und die Mark aufwärts sind weithin Bergsiedlungen, teils im Tal, teils an Gewässern. In der Finnmark gibt es außerordentlich große Gewässer und dort an den Gewässern große Waldungen, und hohe Berge ziehen sich die ganze Mark entlang, und die werden Kilir genannt.