DIE SCHWARZEN STEINE GLÄNZEN - Peter Wimmer - E-Book

DIE SCHWARZEN STEINE GLÄNZEN E-Book

Peter Wimmer

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Beschreibung

(...) Der feuchte Nebel liegt so dicht über dem Fels, dass ich kaum mehr von Behausung zu Behausung sehen kann. Die schwarzen Steine glänzen, als wollten sie mir verdeutlichen wie klein, unbedeutend und vergänglich ich doch im Gegensatz zu ihnen bin. (...) Ich sehe im dichten Nebel immer nur einige Stufen vor mir. Sie sind rund und glitschig. Ich fühle mich, als sei ich der einzige Mensch auf diesem Fels. Ein Übriggebliebener, Vergessener, ausgeliefert der Witterung und dem Nichts. (...) Ich bin jetzt ganz dicht hinter ihr, habe ja ein Alibi, die Speisekarte, das gelockte Haar nur wenige Zentimeter von meinem Kopf entfernt. Ich atme ihren Duft, kein Parfüm, sie. Dieses Profil, diese Haare, der schlanke Hals, die Schultern, Ich kann mich kaum mehr zurückhalten. (...) Es scheint, als wollten sich die Instrumente gegenseitig überbieten. Die Augen der Musiker leuchten. Zwei junge Frauen sind unter ihnen. Die Bögen der Fiedeln sausen wild zuckend auf und nieder. Schlanke Finger fliegen über die Seiten der Zupfinstrumente. Wenn die zarte Flöte aktiv wird halten sich die anderen zurück. Es ist ein permanenter Wechsel. Mal führt die Fiedel, mal das Banjo, mal lässt man die Flöte vor oder die Löffel. Wenn die Löffel ihr Solo haben trommeln alle mit im Pub. (...) Um eins verabschiede ich mich. Der Wirt ist dankbar für jeden der freiwillig geht. Er schließt mir auf mit einem dicken "Thanks". Ich war ein guter Gast. (...) Ich hatte einmal eine Theorie. Sie befasste sich mit den Wertmaßstäben des menschlichen Daseins und mit dem, was wir Erfahrung nennen. Sie verdichtete sich mehr und mehr, bis zu jenem Morgen an der Nordküste Irlands. (...) Oft hatte sie Schaum auf den Lippen, wenn sie sprach. Nie war es Belangloses, Oberflächliches. Sie sprach auch immer mit dem ganzen Körper. Einhunderttausend Volt saßen neben mir. Das spürte ich schnell. Ein Kraftwerk des Lebens. (...) Frühstück zwischen acht und halb neun. So hatten wir es vereinbart. Es war spät geworden in der Nacht. ...

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Seitenzahl: 62

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PETER WIMMER

DIE SCHWARZEN STEINE GLÄNZEN

Irland Reiseskizzen

Die Rechte liegen beim Autor und Verlag

Wimmer Visuelle Kommunikation

Am Lichterkopf 25

D-56112 Lahnstein

Telefon 02621/62625

[email protected]

www.wimmer-kommunikation.de

Ich schreibe Erzählungen, Kurzgeschichten, Märchen, Theaterstücke und Besonderheiten die sich nur schwer zuordnen lassen. Eine Zusammenfassung bieten die E-Books „Peter Wimmer, Erzählungen, Kurzgeschichten, Märchen“ und „Peter Wimmer, Theaterstücke für einen bis vier Darsteller.“

Unter dem Reihentitel “Kulturreisen individuell” erstelle ich filmische Reisedokumentationen. Dabei folge ich mit meiner Kamera den Spuren der Menschheitsgeschichte, so wie ich sie in den besuchten Reiseländern antreffe. Ich dokumentiere herausragende Kulturstätten und Landschaften, einfühlsam, sachlich, informativ.

“Schönheit, Anmut und große Architektur im alten Ägypten” das ist der Reihentitel einer 14-teiligen filmischen Dokumentation über das reiche Erbe der pharaonischen Kultur am Nil. Schauplätze sind die großen Pyramiden, Göttertempel, Totentempel, Museen und prächtig ausgestatteten Gräber in Kairo, Giseh, Sakkara, Medum, Tel el Amarna, Abydos, Dendera, Luxor, Edfu, KomOmbo, Assuan, Philae und Abu Simbel. Die DVD „ÄGYPTEN – Highlights der pharaonischen Kultur“ vermittelt einen Eindruck dessen was die großen Schauplätze und Museen entlang des blauen Nils dem kulturinteressierten Reisenden bieten.

Die DVD „Highlights der Megalithkultur in Westeuropa“ zeigt kulturhistorisch bedeutende Monumente unserer Vorfahren, Kultstätten und Museen in der Bretagne, auf Malta, Gozo und Korsika, in England, Irland, Schottland, auf den Hebriden und auf den Orkneyinseln.

INHALT:

Bed and Breakfast

Die Mönchsinsel

Kein guter Tag

More Guinness

Ein besonderes Mädchen

So wie jemand es tut, wenn er friert

Bed and Breakfast

Ich sitze an der Bar, trinke mein erstes Guinness und träume den Erlebnissen von vier Urlaubswochen entgegen. Die Fähre ist gut besetzt. Ich verkneife mir etwas zu essen, weil das meistens nicht schmeckt auf diesen kurzen Strecken. Ich mache einige Mal die Runde an Deck. Sehr windig heute. Aber das große Schiff liegt ruhig in der See. In der Mitte des Kanals begegnet uns das Schwesterschiff. Die Kreidefelsen von Dover kommen näher, ein mir vertrauter Anblick.

Die Fähre legt an. Am Zoll werde ich als Einzelreisender links heraus gebeten. Ich muss den Kofferraum öffnen. "Nein, ich besuche keine Freunde in England. Ich möchte nach Irland." Der Offizier ist ohne nähere Kontrolle zufrieden. Ich fahre auf der linken Straßenseite aus dem Terminal. Die Straßenzüge mit den kleinen Häusern in Dover, ein mir vertrautes Bild. Ich liebe das Ankommen auf dieser Insel. Drive left, driveleft, sage ich mir immer wieder.

Ich nehme die Küstenroute in Richtung Brighton, eine mir vertraute Landschaft. Ein kleiner Zug, mit einer Dampflokomotive davor, stampft und schnauft durch grüne Wiesen. Ich spüre, dass ich in England bin. Ich höre irische Folklore und träume.

Eigentlich wollte ich noch heute Abend nach Brighton, zirka 80 Kilometer. Die Strecke zieht sich wie Gummi. Ich komme nicht vom Fleck. Immer wieder muss ich durch Ortschaften und kleine Städte, bis mir schließlich in Hastings einfällt, dass es sich bei den Angaben auf den Straßenschildern um Meilen handelt.

Ich habe genug vom Fahren, bin müde und hungrig, beschließe in Hastings zu bleiben. Ich halte an der Küstenstraße in der Nähe des großen weißen Piers. Die Uferpromenade ähnelt der in Brighton. Ich suche eine Unterkunft, sehe ein Schild B+B an einem griechischen Restaurant. Ich suche den Eingang, stehe im Speiseraum, denke, das ist nicht richtig, gehe wieder hinaus.

Ich entdecke einen separaten Eingang mit den Buchstaben B+B, öffne die Tür. Ein Flur, es ist sehr dunkel. Ich erkenne eine zweite Tür, daneben eine Klingel, ziemlich groß und rot. Ich lese trotz Dunkelheit break, denke an breakfast, drücke, höre ein seltsames Geräusch. Etwas ist zerbrochen.

Ich fühle, dass ich einen Fehler gemacht habe. Aber da geht schon die Sirene los, fürchterlich laut und durchdringend. Ich weiß nun, dass ich anstatt zu klingeln den Feuermelder aktiviert habe. Mein Gott, ist mir das peinlich.

Ohne zu überlegen flüchte ich hinaus auf die Straße. Mit großen Schritten mache ich mich davon, begleitet vom Geheul der Sirene. Hier draußen tönt sie noch lauter.

Ich höre eine Stimme hinter mir. Ein kleiner korpulenter Mann folgt mir schnaufend. Ich sehe ihm an, dass er sehr erregt und sehr zornig ist. Wie peinlich ist mir diese Situation. Jedoch fortlaufen hat keinen Sinn. Ich bleibe stehen, verstehe die Worte: "Warst du das? Hast du den Alarm ausgelöst?" Ich sehe mich überführt, gebe mich geschlagen und bestätige, dass ich es war.

Mit meinem geringen Englischwortschatz entschuldige ich mich aufgeregt stotternd damit, dass ich heute Abend erst mit der Fähre in England angekommen bin und dass ich im dunklen Flur den Feuermelder mit der Klingel für Bed and Breakfast verwechselt habe.

Der Mann schaut mich mit offenem Mund an, so als hätte er einen Marsmenschen vor sich. Sein Gesicht glättet sich, während ich spreche. Er wirkt zunehmend freundlicher. Ich sehe ihm an es ist ihm ebenso unangenehm wie mir. Und immer noch heult dieses fürchterliche Ding ohne Unterlass.

Ich verstehe wenn ich zehn Pfund zahle geht die Sache in Ordnung, schließlich hätte er ja Kosten mit dem Erneuern der Scheibe. Ich nicke erleichtert. Das ist mir natürlich zehn Pfund wert. Wenn doch nur die Sirene abgestellt würde. Wir müssen uns anschreien, so laut ist sie.

Ich folge dem Mann in das Restaurant. Die Gäste sitzen da und futtern bei grässlichem Sirenengeheul. Ich schlängele mich mit rotem Kopf hinter dem Wirt durch die Reihen. Eine Dame fragt freundlich ob ich einen Tisch für eine Person wünsche. "Nein", sage ich, "ich wünsche dass die Sirene abgeschaltet wird. Ich war es, der sie ausgelöst hat." Sie schaut mich mitfühlend an. Das erlebt sie nicht alle Tage.

Gott sei Dank. Stille. Der Wirt hat das grässliche Geheule abgestellt. Ich atme erlöst auf und bezahle mit roten Ohren zehn Pfund. Ich sehe auch die Gäste sind erleichtert.

Ich frage, als wäre nichts gewesen, nach Bed and Breakfast. Aber natürlich könne ich ein Zimmer haben. Ich bekomme einen Schlüssel. Damit gehe ich auf die Suche. Das Treppenhaus ist eng, die Zimmerreihenfolge verwirrend. Der Raum ist schmal, das Bett auch, die Decke schräg. Ich kann vor dem Bett kaum aufrecht stehen. Das Ganze ist eher eine Kammer. Aber, was soll’s. Es ist schon neun Uhr. Ich habe ein Bett direkt über einem Restaurant. Was will ich mehr.

Ich mache noch einen Bummel zum Pier und durch die Straßen der kleinen Stadt. Der Hunger ist mir vergangen. Ich muss abschalten. Alles wirkt fad und traurig auf mich, in Hastings, an diesem Abend. Die Straßen sind menschenleer, die wenigen Restaurants überfüllt.

Ich gehe zu meinem Bed and Breakfast Haus zurück. Der Wirt freut sich. Er strahlt, führt mich, als sei ich ein ganz besonderer Gast, zu seinem besten Tisch. Ich werde von ihm persönlich bedient. Die Speisekarte ist gut und umfangreich.

Ich möchte mir und ihm etwas gönnen, an diesem besonderen Abend in England. Ich bestelle Forelle und einen guten französischen Weißwein. Der Wirt nickt, bedeutet mir, dass ich eine gute Wahl getroffen habe. Er klappt geräuschvoll die große Speisekarte zu und entfernt sich.

An der Kasse sehe ich ihn hantieren. Er drückt Tasten, es klingelt, die Lade öffnet sich. Mit spitzen Fingern fischt er etwas heraus. Er kommt wieder eilig auf mich zu. Es knistert. In meiner Hemdtasche steckt eine Zehn-Pfund-Note. Weg ist er. Die Forelle ist gut. Der Wein auch. Ich bedanke mich bei dem netten Wirt und bei der netten Bedienung, wanke nach oben, falle müde in mein Bett.

DIE MÖNCHSINSEL

Noch geht es mir gut, dank meiner Reisetabletten. Der Hosenboden ist nass, ebenso mein rechter Arm und mein rechtes Hosenbein. Das kleine Boot schaukelt fürchterlich. Mal ist es vorne ganz oben, hinten ganz unten, mal umgekehrt. Mal scheint es sich auf die linke, mal auf die rechte Seite legen zu wollen. Und manchmal kommt alles zusammen.

Am Heck sitzen Leute in Regenhäute oder Gelbzeug gehüllt. Es wäre auch nicht anders möglich. Obwohl sie nur ein paar Meter von mir entfernt sind verschwinden sie zeitweilig in einem dichten Gischtschwall.

Ich erfülle mir einen ganz großen Traum. Skellig