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Vorgeburtliche Erfahrungen: ein Schlüssel zur Psyche
Faszinierende Erkenntnisse: Vom Moment der Zeugung an speichert das Körpergedächtnis des ungeborenen Kindes vorgeburtliche Erfahrungen – z.B. positive Gefühle von Geborgenheit, Sicherheit und Verbundenheit. Doch in diesem allerersten Lebensraum können auch Empfindungen von Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit entstehen. Störende Einflüsse oder traumatisierende Ereignisse hinterlassen oft lebenslang tiefe Spuren.
Die Psychotherapeutin Bettina Alberti beleuchtet den Zusammenhang zwischen vorgeburtlichen Erfahrungen und späterer seelischer Entwicklung, besonders in Bezug auf unsere Beziehungsfähigkeit. Tief greifende Probleme im Jugend- und Erwachsenenalter erscheinen so in neuem Licht. Durch die Überwindung von pränatalen Traumatisierungen bieten sich ungeahnte Wege aus Lebenskrisen.
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Seitenzahl: 243
Seit einigen Jahren gibt es Untersuchungen zur Bedeutung von geburtlichen und vorgeburtlichen Erfahrungen, zur Bedeutung früher Bindungserfahrungen und zur Bedeutung von traumatischen Belastungen. Das Verdienst von Bettina Alberti ist es, diese verschiedenen Forschungsfelder in einer gemeinsamen Sicht zusammengebracht zu haben. Geleitet wurde sie dabei von ihrer langen psychotherapeutischen Erfahrung, wo die Problembereiche der Patienten nie nach wissenschaftlichen Disziplinen getrennt sind, sondern immer gemischt wie die Wechselfälle des Lebens.
Eine solche Integration kann nur gelingen, wenn die Lebenszeit im Mutterleib und die Geburt in die Biographie mit einbezogen wird. Dass es ein »Seelenleben des Ungeborenen« gibt oder »die Seele von Anfang an fühlt«, ist ein Wissen, dessen sich im letzten Jahrhundert erst einige wenige inne zu werden begannen, das aber in den letzten Jahrzehnten zunehmend an Bedeutung gewinnt. In diesen Jahrzehnten vertiefte sich auch unser Wissen über den Einfluss der frühen Mutter-Kindbeziehung. Die heute schon fast merkwürdig anmutende Aussparung der vorgeburtlichen Beziehung und Bindung und der Möglichkeit traumatischer Belastungen vor, während oder nach der Geburt erschwerte eine Integration von Beobachtungen, die offensichtlich in innerer Verbindung stehen. Bei Einbeziehung der vorgeburtlichen Zeit in den biographischen Raum, wie es in diesem Buch geschieht, stellt sich die Wechselwirkung zwischen Bindungsgeschehen und eventuellem psychotraumatologischen Geschehen zwanglos her, wie insbesondere die beiden Fallbeispiele am Ende des Buches zeigen, die auch am Anfang gelesen werden können, weil hier die praktische Relevanz der Ausführungen von Bettina Alberti zu den verschiedenen Feldern der pränatalen und perinatalen Psychologie, der Bindungsforschung und der Psychotraumatologie deutlich wird.
An den Fallbeispielen wird auch deutlich, dass die Lebens- und Leidenswirklichkeit dieser Patienten nur durch die Einbeziehung des biographischen Raumes des vorgeburtlichen Lebens und der Geburt ausreichend erfasst wird. In dieser Hinsicht birgt dieses Buch einigen Zündstoff für Diskussion im therapeutischen Bereich.
Bettina Alberti verfolgt ihr Thema ganz entlang den wissenschaftlichen und klinischen Beobachtungen zur Erlebnisbedeutung vorgeburtlicher und geburtlicher Erfahrung und fasst dabei die umfangreichen und weitläufig verstreuten Beobachtungen im Hinblick auf die psychotherapeutische Arbeit zusammen. Dies geschieht auf dem Hintergrund ihrer besonderen beruflichen Qualifikation einer tiefenpsychologisch orientierten körperpsychotherapeutischen Ausbildung, die eben vom Ansatz her immer schon die vorsprachliche Ebene körpernahen Erlebens und sprachlich-symbolischen Erlebens integriert. Das wird der entwicklungspsychologischen Wirklichkeit gerecht, dass in der frühen Entwicklung, wo es um die Verarbeitung vorsprachlicher Erfahrungen geht, das rechte Gehirn dominiert. Im psychotherapeutischen Setting wird darum diese Erfahrungsebene besonders in der außersprachlichen Dimension des Körpererlebens und des Beziehungserlebens zugänglich. Möglicherweise besteht hier ein Problem in vorwiegend sprachlich orientierter Psychotherapie, dass diese frühe vorsprachliche Ebene nicht ausreichend eindeutig ins Beobachtungsfeld gerät. Hier bietet das Buch von Bettina Alberti Anregungen für eine Diskussion zwischen den verschiedenen psychotherapeutischen Richtungen.
Abgesehen von dieser mehr grundsätzlichen Perspektive bietet dieses Buch in sehr praktischer Weise hilfreiche Informationen und Anregungen für eine psychotherapeutische Arbeit, die die vorgeburtlichen und geburtlichen Erfahrungen miteinbeziehen will. Was dabei zunächst wie eine zusätzliche Belastung und Mühe, auch das noch berücksichtigen zu müssen, erscheinen mag, wird sich in überraschender Weise als Erleichterung der therapeutischen Arbeit und eine Erweiterung der psychotherapeutischen Kompetenz herausstellen, einfach weil man die lebensgeschichtliche Realität des Klienten vollständiger erfasst. Dies kann in einem Teil der Behandlungen sogar die Voraussetzung für einen therapeutischen Erfolg sein.
Wegen seines integrativen Ansatzes ist das Buch von Bettina Alberti für Therapeuten aller Schulrichtungen lesenswert. Wegen seiner unkomplizierten und anschaulichen Sprache mit den vielen praktischen Beispielen ist es auch als Orientierungsbuch für psychotherapeutische Klienten geeignet. Darüber hinaus kann jeder von dem Buch profitieren, der sich mit den Bedingungen seiner eigenen frühen Entwicklung beschäftigen und auseinander setzen will. In diesem Sinne wünsche ich dem Buch eine weite Verbreitung.
Dr. med. Ludwig Janus
Präsident der Internationalen Studiengemeinschaft für Pränatale und Perinatale Psychologie und Medizin, Heidelberg
»Es sind vor allem die Begegnungen mit den Menschen, die dem Leben einen Sinn geben.«
Wilhelm von Humboldt
Vor kurzem rief mich in meiner psychotherapeutischen Praxis eine Frau an, die nach einem Gesprächstermin fragte. Schon am Telefon bemerkte sie, ihre tiefen und schon lang andauernden Gefühle von innerer Leere und Einsamkeit hätten ihrer Meinung nach mit ihrer allerersten Lebenszeit während der Schwangerschaft zu tun. In den Wirren der Nachkriegszeit sei für Freude über ein entstehendes Kind wohl kein Platz gewesen. Immer wieder habe sie das Gefühl, sie dürfe eigentlich gar nicht da sein. Aber sei so etwas möglich?
Mein persönliches Interesse für die psychische Erfahrungsweise der vorgeburtlichen Lebenszeit und ihre Bedeutung für die weitere Entwicklung des Menschen ist vor allem aus Erlebnissen und Begegnungen mit Menschen in psychotherapeutischen Prozessen entstanden. Dies hatte seinen Anfang in meiner ersten Zeit als Psychotherapeutin, in der ich emotional verstörte und aus diesem Grund schulunfähige Kinder begleitete.
So wurde ich für die Thematik der Bindung und Traumatisierung nicht nur bezüglich der postnatalen, sondern auch schon der pränatalen Lebenszeit sensibilisiert.
Sichere Bindungen sind für die gesunde seelische Entwicklung eines Menschen von großer Bedeutung. Unser Selbstbewusstsein, unsere Liebesfähigkeit und unsere Beziehung zur Welt sind immer auch Antwort auf Grundbedingungen, die wir während unserer Entwicklung vorfinden. Dort prägt sich aus, wie wir die Welt erleben. Ist sie ein Ort, den es lohnt zu bewohnen, zu erobern und zu gestalten? Zur eigenen Geschichte gehört die vorgeburtliche Lebenszeit. Sie kann tragender Urgrund für unser Leben werden oder aber Anfang seelischer Verstörung. Traumatische Erfahrungen dieser Zeit speichert der Organismus in einem ganzkörperlichen Zellgedächtnis, von dort aus wirken sie weiter und können den Aufbau befriedigender Beziehungen zu anderen und zu sich selbst erschweren. Das Wissen darum und die jedem Menschen innewohnende Lebenssehnsucht kann helfen, widrige Erfahrungen zu verarbeiten und neue Wege der Lebensgestaltung zu suchen und zu finden.
Im Laufe meiner nunmehr zwanzig Jahre andauernden psychotherapeutischen Tätigkeit bin ich immer wieder in Berührung gekommen mit Wissen, Gedanken und Erfahrungen von anderen suchenden Psychotherapeuten und Wissenschaftlern. Insbesondere den holländischen Psychotherapeuten Hans und Inge Krens und dem Heidelberger Psychoanalytiker Ludwig Janus verdanke ich eine tiefe Einsicht in das Verständnis pränataler Erfahrung.
Jedes Wissen und Nachspüren über die hier vorgestellte Thematik kann auf eigene Erfahrungen treffen. Erfahrungen als Eltern mit Schwangerschaft, Geburt und eigenen Kindern können berührt werden. Erfahrungen aus Therapieprozessen, die Begegnung mit dem »inneren Kind« und der eigenen Lebensgeschichte lassen sich erweitern um den Zeitraum der vorgeburtlichen Lebenszeit. Erfahrungen aus beruflicher Tätigkeit mit Schwangerschaft, Geburt, Kindern und Psychotherapie können neue Fragen wecken.
Dieses Buch möchte eine Verbindung schaffen zwischen der seelischen Dimension der vorgeburtlichen Lebenszeit, der Bedeutung von Bindung und dem heutigen Wissen um Trauma.
Die Pränatale Psychologie erweitert dabei die Sichtweise des Menschseins. So wie wir heute anerkennen, dass Erfahrungen aus der Kindheit für einen Menschen von großer Bedeutung sein können, so gehen wir jetzt noch weiter zurück. Wir tasten uns zu den Anfängen, den Wurzeln unseres seelischen Daseins.
Auch die vorgeburtliche Lebenszeit mit ihren Erfahrungen kann einen Menschen entscheidend prägen. Wir wissen noch nicht lange um ihre Bedeutung als Basis, als inneres Zuhause. Das Verständnis dafür kann in vielen Bereichen des menschlichen Lebens eine Bereicherung werden.
Verinnerlichte Erfahrungen sind dabei nur zum Teil Ausdruck einer individuellen Lebensgeschichte – kollektiv betreffen sie genauso wie uns selbst viele andere Menschen um uns herum. Dies birgt die Chance in sich, einen erweiterten Zugang zu anderen Menschen zu finden. Es birgt auch die Chance in sich, auf kulturell-gesellschaftlicher Ebene Prozesse neu zu verstehen, einzuordnen und zu gestalten.
Das Wissen um unseren Ursprung, um die Verletzlichkeit unserer fühlenden Seele, kann dabei vielleicht behilflich sein.
Die Seele fühlt von Anfang an – es mutet erstaunlich an, die vorgeburtliche Lebenszeit schon als Zeit seelischen Erlebens anzusehen. Wenn wir uns fragen, wo und wann eigentlich unser seelisches Leben beginnt, wäre es ebenso erstaunlich, dieses mit »Erst nach der Geburt« zu beantworten. Wann entsteht die Seele?
Ein Gefühl ist ein seelisches Geschehen. Gefühle haben immer eine Verbindung zu unserem körperlichen Erleben und sie sind im vegetativen System unseres Körpers verankert. Bei Angst zum Beispiel klopft uns das Herz laut und schnell. Vielleicht wird uns auch ganz kalt und der Magen rebelliert. Bei Ärger bekommen wir einen roten Kopf. Bei Freude wird uns warm und der Bauch kribbelt. Bei Trauer fließen Tränen, wenn wir es nicht verlernt haben zu weinen.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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