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Der Außenseiter Boris gerät unter Verdacht, einen Angriff auf die amerikanische Botschaft in Zagreb vorbereitet zu haben. Mladen Folo, unfreiwilliger Chef der dubiosen Abteilung für Kulturterrorismus, der Sensationsjournalist Dragoner und der Polizeispitzel Märzhase verwickeln ihn in ein Netz aus Politik, Polizei und Medien. Später wird der Märzhase tot in einer Kneipentoilette aufgefunden, doch die Polizei zeigt kein Interesse an dem Fall. Folo lernt die Stripperin Žana kennen, die einen Brief hat, den ihr Märzhase hinterließ. Das weckt Folos Neugier, und seine Recherchen führen ihn tief in das kriminelle Milieu Zagrebs "Die Spieler" ist ein Anti-Krimi über eine korrupte Gesellschaft, geprägt durch Popovics spannende und humorvolle Erzählweise. Die Realität hat den Roman jedoch eingeholt: Die jüngsten Mafia-Morde in Kroatien spielten sich nach dem prophetischen Szenario der "Die Spieler" ab.
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Aus dem Kroatischen von Alida Bremer
Roman • Voland & Quist
Die Herausgabe dieses Werks wurde gefördert durch TRADUKI, ein gemeinsames Programm des Auswärtigen Amts der Bundesrepublik Deutschland, des Bundesministeriums für europäische und internationale Angelegenheiten der Republik Österreich, der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia, KulturKontakt Austria, Goethe-Institut und S. Fischer Stiftung.
Die Reihe Sonar wird herausgegeben von Christine Koschmieder.
Sonar 5
Originaltitel: Igraci, erschienen bei OceanMore, Zagreb 2006
»Konzert für Tequila und Valium« wurde erstmals unter dem Titel »Koncert za tequilu i apaurin« veröffentlicht bei Meandar, Zagreb 2002.
»Die Tänzerin aus der Blue Bar« wurde erstmals unter dem Titel »Plesacica iz Blue Bara« veröffentlicht bei Meandar, Zagreb 2004.
»Bulle, Bube, Dame, Trottel« wurde erstmals unter dem Titel »Decko, dama, kreten, drot« veröffentlicht bei Europapress, Zagreb 2005.
Verlag Voland & Quist, Dresden und Leipzig, 2009
© der deutschen Ausgabe by Verlag Voland & Quist – Greinus und Wolter GbR
ISBN: 978-3-938424-70-4
Lektorat: Dagmar Schruf, Bornheim / Stephan Ditschke, Hamburg
Covergestaltung: Marcel Theinert und Mario Helbing, Leipzig
E-Book-Erstellung: nimatypografik
www.voland-quist.de
Edo Popovic, geboren 1957, lebt in Zagreb. Er war Mitbegründer einer der einflussreichsten Underground-Literaturzeitschriften des ehemaligen Jugoslawiens, sein erster Roman »Ponocni boogie« (»Mitternachtsboogie«, 1987) wurde zum Kultbuch seiner Generation. 1991-1995 war Popovic Kriegsreporter, anschließend veröffentlichte er mehrere Romane und Erzählbände. Edo Popovic gilt als die Stimme des urbanen Kroatiens und der Verlierer der gesellschaftlichen Transformation. Auf Deutsch erschienen bereits die Romane »Ausfahrt Zagreb-Süd« und »Kalda« bei Voland & Quist.
Der Außenseiter Boris gerät unter Verdacht, einen Angriff auf die amerikanische Botschaft in Zagreb vorbereitet zu haben. Mladen Folo, unfreiwilliger Chef der dubiosen Abteilung für Kulturterrorismus, der Sensationsjournalist Miro Dragoner und der Polizeispitzel Märzhase verwickeln ihn in ein Netz aus Politik, Polizei und Medien. Später wird der Märzhase tot in einer Kneipentoilette aufgefunden, doch die Polizei zeigt kein Interesse an dem Fall. Folo lernt die ukrainische Tänzerin Zana kennen, die einen Brief an Folo hat, den ihr der Märzhase hinterließ. Das weckt Folos Neugier, und seine Recherchen führen ihn tief in das kriminelle Milieu Zagrebs …
»Die Spieler« liefert eine präzise Diagnose einer korrupten Gesellschaft und wird geprägt durch Popovics spannende und humorvolle Erzählweise.
1. Teil
Konzert für Tequila und Valium
1 Wovon Boris geträumt hat und wie Natascha als Provokateurin entlarvt wurde
2 Von Menschen in Krokodilen und Haien und davon, was ein Zweizentnermann unter seiner italienischen Hose trägt
3 Von Missionaren, die aus Computern springen, und von Wesen, die älter sind als Träume
4 Von einer teuflischen Inszenierung und Brosamen aus der Tasche eines Spitzels
5 Vom Gedicht des verrückten Juden und vom Mörder, der auf einem Stuhl aus Rosenholz sitzt
6 Wie Boris sich sein Stückchen Paradies erkauft und von Dieben, die Fernseher klauen
7 Von Scholle in Weißwein
8 Wie Boris nachts von Che Guevara und Jesus angerufen wird und von Wanzen, die sogar Gedanken hören
9 Von einem Cocktail auf dem Bürgersteig und einem Virus, das Typen mit parlamentarischer Immunität befällt
10 Von Charles Bukowskis Taschentuch
11 Von gefletschten Reißzähnen und von Volksweisheiten
12 Was Natascha in Boris’ Traum gesagt hat
13 Von Austern und Dragoners Pudel
14 Wie der Sohn von bin Laden Boris anrief und was die beiden über Gottes Sohn besprachen
15 Ende, wenn es so etwas überhaupt gibt
2. Teil
Die Tänzerin aus der Blue Bar
1 Tod auf der Toilette
2 Von Fledermäusen, Dummköpfen und dem Bullen-Ego
3 Und sie dekorierten seine Brust mit buntem Blech
4 Von patriotischem Business und einem Attentäter, der nicht bei der Sache war
5 Das Mysterium des Verschwindens in einem interessanten Land des gebirgigen Balkans
6 Von einer weinenden Dame mit russischem Akzent
7 Was Würmer, Spatzen, Hunde und Vögel wissen
8 Von einem geheimnisvollen Brief und einem zerzausten Philharmoniker
9 Ein junger Mann mit der Frisur der neuen französischen Philosophen
10 Vom Auf-der-Stelle-Treten und davon, wer was geträumt hat
11 Von einem Plüschkänguru und einem Treffen auf einem Floß
12 Konzeptloses Arschgewackel
13 Von Einbürgerungsurkunden und Viagra
14 In der Ferne vernahm man das Aufheulen der göttlichen Maschine
15 Auch der Goldfisch im Aquarium kriegt das Maul nicht mehr zu
16 Von einem gedämpften Kumpel und der Verantwortung der Befehlshaber
17 Von den beiden im Schaufenster
18 Wenn bei einem Bullen das Zippo versagt
19 Ach, die Metropole, die Metropole … und die hungrige Meute darin
20 Von einer dreifarbigen Schärpe und Titten, die dreizehn Jahrhunderte und ein paar Zerquetschte alt sind
21 … und das war’s
3. Teil
Bulle, Bube, Dame, Trottel
1 Baseball für Punker und Pazifisten
2 Sabotage im Bordell
3 Außer Kontrolle
4 Erinnerungen aus dem Container und vollgepisste Spülbecken
5 Stöhnende Polizisten und andere Stimmen aus der Vergangenheit
6 Was würdet ihr nicht alles dafür geben, die übereinandergeschlagenen Beine einer Bankangestellten in lila Schuhen zu sehen
7 Guerillakämpfer im Hochhaus
8 Das Korner
9 Zigaretten, Zigaretten, Zigaretten
10 Zwei, die es nicht sind
11 Irische Tränen
12 Wer hat sich von den Nutten abgewendet?
13 Die Eule und der Pit Bull
14 Taxi Driver
15 Der Mörder auf der Erbse
16 Geisterhemden
17 Die Hippie-Kommune in Remetinac
18 Radikale Herrschaften
19 Einen mit Spucke für den Herrn Detektiv
Da waren zwei Sonnen, sagt Boris. Eine ging gerade auf, und eine unter. Wir saßen neben einem alten mongolischen Grabhügel, mitten in der Wüste, und betrachteten gleichzeitig das Morgengrauen und die Dämmerung, und dann erschien im Zenit eine dritte Sonne, aus der sich ein Lichtwirbel auf die Spitze des Grabhügels senkte, so wie ein Strudel im Meer. Du bist aufgestanden und auf den Wirbel zugegangen. Ich wollte dir nachlaufen, aber ich konnte mich nicht bewegen. Ich war völlig paralysiert. Du tauchtest in den Lichtwirbel ein, drehtest dich um, sahst mich an und sagtest etwas, aber der Wirbel hob dich empor, bis ich dich nicht mehr sehen konnte.
Natascha und Boris sitzen am Berg Sljeme auf einer Steinbank, am Ufer eines Baches, der sich mit Mühe durch eine Rinne im grünen Schiefer quält. Um sie herum bittere Düfte des Frühlingswaldes und Vogelstimmen. Natascha hat eine Flasche stilles Wasser geöffnet und trinkt einen Schluck, Boris hat sich eine Zigarette aus schwarzem holländischen Tabak gedreht, zündet sie an und beginnt zu husten. Boris gibt gern damit an, dass er es als persönliche Niederlage empfinden würde, nicht an Lungenkrebs zu sterben. Ich habe so viel Zeit und Geld investiert, sagt er jedes Mal, wenn sich das Gespräch ums Rauchen dreht, ich habe mit solcher Leidenschaft jeden Zug eingesaugt, dass ich sehr enttäuscht wäre, wenn ich an Prostatakrebs, einem Herzinfarkt oder etwas Ähnlichem sterben würde. Er tut so, als wäre es ihm egal, als wäre der Tod nur eine weitere langweilige Party, auf der man unbedingt erscheinen muss. Von wegen. Boris fürchtet sich im Grunde panisch vor dem Tod. Überhaupt hat er vor jedem Ende Schiss, so sehr, dass er keinen Film zu Ende gesehen und keinen Roman zu Ende gelesen hat. Wie Moby Dick, Der Spieler, Das Bildnis des Dorian Gray enden? Bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag kann man Titel aufzählen, die er zurück ins Regal gestellt hat, ohne sie zu Ende gelesen zu haben, und deren Schluss er sich selbst zusammengereimt hat. Boris legt auch gerne mal das eigene Leben ins Regal zurück und reimt sich den Schluss zusammen. Er fabuliert, spinnt, wirft originelle Metaphern ein, denkt sich unerwartete Wendungen aus, aber nie ist ihm ein Schluss gut genug. Jeder ist ihm irgendwie zu radikal. Deshalb hofft er darauf, im Schlaf zu sterben. Oder dass er – in einer kabarettistischen Variante – den eigenen Tod nicht erleben wird. Währenddessen wartet Natascha geduldig darauf, dass er aufhört zu husten, und dann fragt sie ihn:
Was soll dieser Traum bedeuten?
Ich weiß es nicht.
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