Die Stunden mit dir vergess ich nie - Brenda Jackson - E-Book
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Die Stunden mit dir vergess ich nie E-Book

BRENDA JACKSON

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Beschreibung

Er senkte seinen Mund auf ihren. In dem Moment, als ihre Lippen sich berührten, wurde ihr Innerstes von einem überwältigenden Verlangen erfüllt. Coop lebt! Der Mann in der Galerie ist ganz sicher Laramie Cooper. Aber wie kann das sein? Man hatte Bristol gesagt, er wäre tot. Und diese Nachricht hat ihr das Herz gebrochen. Drei leidenschaftliche Nächte verbrachte Bristol mit Coop in Paris, dann musste er zu seinem nächsten Einsatz. Bevor sie ihm sagen konnte, dass sie ein Kind von ihm erwartet - und dass er die Liebe ihres Lebens ist. Bristol muss ihn nur ansehen und weiß: Sie will ihn noch immer. Aber wie kann sie einen Mann lieben, der immer wieder sein Leben riskiert?

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Seitenzahl: 204

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IMPRESSUM

BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Ralf MarkmeierRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2017 by Brenda Streater Jackson Originaltitel: „His Secret Son“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 2051 - 2018 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Katja Wagner

Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 10/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733724054

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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PROLOG

Eilig lief Bristol Lockett an ihre Wohnungstür. Sie fragte sich, wer sie so spät am Nachmittag noch besuchte. Es war Freitag, und die meisten Menschen verbrachten jetzt ihre Zeit im berühmten Pariser Stadtzentrum. Normalerweise wäre sie auch dort gewesen, doch ihre Gewohnheiten hatten sich in den vergangenen Monaten deutlich geändert.

Sie gehörte zu den schwangeren Frauen, denen morgens und abends übel war. In der Regel hörte dies nach der zwölften Schwangerschaftswoche auf. Doch sie war bereits in der sechzehnten, und es schien kein Ende zu nehmen. Ihr Arzt hatte ihr sogar eine spezielle Ernährung verschrieben, damit sie genügend Nährstoffe für das Baby aufnahm.

Bristol schaute durch den Türspion und erkannte ihre beste Freundin Dionne Burcet. Sie und Dionne hatten sich kennengelernt, als Bristol vor vier Jahren nach Paris gekommen war, um an der Académie des Arts Kunst zu studieren. Dionne studierte ebenfalls an der Akademie, die eine der angesehensten und einflussreichsten in ganz Frankreich war. Sie waren sofort Freundinnen geworden.

Die gebürtige Pariserin machte Bristol mit der französischen Kultur vertraut, und Bristol wiederum hatte Dionne letzte Weihnachten nach Amerika mitgenommen, um sie ihrer Tante Dolly vorzustellen und mit ihr in New York Silvester zu feiern. Bristol wurde jedes Mal traurig, wenn sie an ihre Tante dachte. Sie war ihre letzte lebende Verwandte gewesen und nur wenige Tage nach ihrem Besuch gestorben.

Lächelnd öffnete Bristol die Tür. „Dionne! Was für eine Überraschung. Ich dachte, du wolltest …“

„Ich musste dir etwas sagen, Bristol.“

„Klar, komm rein. Möchtest du eine Tasse Tee? Ich wollte gerade eine Kanne aufsetzen.“

„Ja, danke.“

Bristol wunderte sich über Dionnes merkwürdiges Verhalten, während sie sie in die Küche führte. Bristol liebte ihre Einzimmerwohnung. Sie war klein, aber voller Erinnerungen. In ihrem Bett war ihr Baby gezeugt worden. Wie sehr würde sie diesen Ort vermissen, wenn sie nach ihrem Abschluss im nächsten Monat in die USA zurückkehrte.

„Setz dich und sag mir, was los ist. Hast du dich mit Mark gestritten?“

Dionne schüttelte den Kopf und setzte sich an den Tisch. „Nein, es geht nicht um mich, sondern um dich.“

„Um mich?“ Bristol war überrascht.

„Ja. Erinnerst du dich, was du mir letzten Monat anvertraut hast?“

„Dass ich schwanger bin?“ Es war ihr nicht leichtgefallen, es Dionne zu erzählen. Sie hatte den Vater des Babys in einem Café kennengelernt. Er war mit seinen Freunden unterwegs gewesen und hatte heftig mit ihr geflirtet. Sie hatte etwas für sie völlig Untypisches getan und zurückgeflirtet. Bei Laramie Cooper hatte sie sich wie ein anderer Mensch gefühlt. Während der nächsten drei Tage hatten sie einen vergnüglichen Urlaubsflirt gehabt. Diese Zeit in ihrem Leben würde sie niemals vergessen. Dafür sorgte schon ihre Schwangerschaft.

„Ja, von diesem amerikanischen Soldaten.“

„Er ist nicht nur ein Soldat, Dionne. Laramie ist ein Navy SEAL.“ Bristol lächelte stolz.

„Ja, der Navy SEAL Laramie Cooper“, sagte Dionne.

Vom ersten Moment an hatte Bristol seinen Namen gemocht und er ihren. Laramie hatte ihr sehr wenig über seine Arbeit oder sich selbst erzählt. Sie wusste nur, dass er ein Einzelkind war und seine Eltern in den USA lebten, aber nicht, wo.

Bristol fand es schade, dass Dionne zu der Zeit ihre Großeltern in Marseille besucht und Laramie nicht kennengelernt hatte. Sie war sicher, dass ihre Freundin ihn gemocht hätte. „Was ist mit ihm?“

„Du hast mir doch erzählt, dass ihr viel Zeit zusammen verbracht habt und dass du versuchst, ihn zu finden, seit du weißt, dass du schwanger bist.“

Da Bristol von Laramie nicht viel mehr als seinen Namen und sein Alter wusste, hatte sie der US Navy einen Brief geschrieben. Vor einigen Wochen war dieser Brief zurückgekommen, mit dem Stempelaufdruck „unauffindbar“.

„Ja, und wie ich dir bereits sagte, ist es mir egal, dass wir nur eine lockere Affäre hatten. Ich finde, er hat ein Recht darauf, von dem Kind zu wissen. Ich will ihm auf keinen Fall dasselbe antun, was meine Mutter meinem Vater angetan hat.“

Jahrelang hatte Bristol über ihren Vater nichts gewusst, und ihre Mutter hatte ihr nie von ihm erzählt. Erst nach dem Tod ihrer Mutter hatte Tante Dolly ihr seinen Namen verraten. Mit sechzehn hatte sie Randall Lockett endlich getroffen. Er war von ihrer Existenz völlig überrascht gewesen und hatte sie freudig in sein Leben aufgenommen.

„Ja, ich weiß. Deswegen habe ich mich entschlossen, dir zu helfen.“

Bristol hob eine Augenbraue. „Mir zu helfen?“

„Ja.“

„Wie?“

„Erinnerst du dich an diesen Amerikaner, mit dem ich vor ein paar Jahren ausgegangen bin? Der in der US-Botschaft gearbeitet hat?“

„Ja, ich erinnere mich an ihn.“

„Tja, er ist kürzlich in die Botschaft zurückbeordert worden, und neulich sind wir uns zufällig begegnet. Ich habe ihm den Namen deines SEALs gegeben und ihn gebeten, ihn für dich ausfindig zu machen.“

Bristol wurde von Glücksgefühlen durchflutet. Auch wenn es für Laramie Cooper vielleicht nicht mehr als ein Urlaubsflirt gewesen war – ihr hatte es viel mehr bedeutet. Sie hatte sich in ihn verliebt. „Konnte dein Freund ihn finden?“

Dionne nickte langsam. „Ja.“

Bristol starrte sie an. Was kam jetzt? Als sie Dionnes traurigen Blick sah, erschrak sie. „Was ist los, Dionne? Was hast du herausgefunden?“

Die Gedanken wirbelten durch ihren Kopf. Was, wenn Laramie nicht so ungebunden gewesen war, wie er behauptet hatte? Hatte er irgendwo eine Frau und Kinder? Als Dionne ihr nicht antwortete und nur in ihre Tasse starrte, ließ sie vor Enttäuschung die Schultern hängen. „Ich glaube, ich weiß, warum du es mir nicht sagen willst.“

Dionne sah hoch. „Wieso?“

„Er ist verheiratet. Auch wenn er mir gesagt hat, dass er es nicht ist, hast du das Gegenteil herausgefunden, oder?“

„Bristol …“

„Es ist egal. Er hat trotzdem das Recht, von seinem Kind zu erfahren. Wenn er sich entscheidet, in dem Leben des Babys keine Rolle zu spielen, ist es seine Entscheidung und …“

„Das ist es nicht, Bristol“, unterbrach Dionne sie.

Bristol runzelte die Stirn. „Was ist es dann?“

Zögernd nahm Dionne einen Schluck Tee. Bristol glaubte verrückt zu werden. „Herrgott noch mal, Dionne, sag mir endlich, was du über Laramie herausgefunden hast!“

Dionne sah sie fest an und nahm einen tiefen Atemzug. „Er wurde bei einem Einsatz getötet. Er ist tot, Bristol.“

1. KAPITEL

Marinestützpunkt Coronado in San Diego, Kalifornien. Drei Jahre später.

„Verstehe ich Sie richtig, Lieutenant Cooper? Sie wollen tatsächlich auf Ihren Urlaub verzichten und stattdessen hier auf dem Stützpunkt arbeiten?“

Laramie „Coop“ Cooper zwang sich zu einem Lächeln. „Ja“, antwortete er seinem befehlshabenden Offizier. „Genau das will ich.“

Er würde nicht behaupten, dass er sich auf seinen Heimaturlaub gefreut hatte, denn das hatte er nicht. Der Anruf seiner Eltern, dass sie auch diese Weihnachten wieder nach London reisen würden, hatte ihn nicht überrascht. Sie taten es, solange er denken konnte. Er war sicher, dass sie nicht einmal vor drei Jahren ihre Weihnachtspläne geändert hatten, als sie geglaubt hatten, er wäre tot.

Jetzt, mit zweiunddreißig, verletzte ihn das Verhalten seiner Eltern nicht mehr. Das Universum drehte sich nun mal ausschließlich um Ryan und Cassandra Cooper und um niemanden sonst. Am wenigsten um ihren Sohn, dessen Existenz sie manchmal zu vergessen schienen. Es war nicht so, dass seine Eltern ihn nicht liebten. Er wusste, dass sie es taten, nur liebten sie sich selbst mehr.

Eigentlich hätte Laramie froh sein sollen, dass seine Eltern einander nach fünfunddreißig Jahren Ehe immer noch so innig verbunden waren. Sie teilten etwas Besonderes. Sie schienen die Liebe ihres Lebens gefunden zu haben. Und diese Liebe übertraf eben die zu ihrem Kind. Er wusste, dass ihr Mangel an Zuneigung nichts mit seiner Entscheidung zu tun hatte, Navy SEAL zu werden, statt in der milliardenschweren Produktionsfirma seiner Eltern zu arbeiten. Sein Vater hatte ihn verstanden, und dafür war er ihm dankbar.

Solange Laramie sich erinnern konnte, war er in seinen Ferien auf die Farm seiner Großeltern in Laredo abgeschoben worden. Nicht, dass er sich beschwert hätte. Seine Großeltern waren wundervoll gewesen und hatten ihm genau die Liebe gegeben, die ihm zu Hause fehlte. Tatsächlich hatte er jedes Mal einen Groll auf seine Eltern gehabt, wenn sie auf der Ranch auftauchten, um ihn abzuholen.

Deswegen verzichtete er auf seinen Weihnachtsurlaub. Es war nicht so, als hätten seine Teamkollegen ihn nicht eingeladen. Bane Westmoreland – Codename Bane – war der Erste gewesen, der Laramie eingeladen hatte, Weihnachten mit ihm und seiner Familie in Denver zu verbringen. Doch Banes Frau Crystal hatte vor sechs Monaten Drillinge zur Welt gebracht, und Laramie wollte ihnen nicht zur Last fallen.

Dasselbe traf auf Thurston McRoy – Codename Mac – mit seiner Frau Teri und ihren vier Kindern zu. Gavin Blake – Codename Viper – würde diese Weihnachten zum ersten Mal als verheirateter Mann feiern, deshalb wollte Laramie auch dort nicht stören. Der einzige andere Single in ihrer Gruppe war David Holloway, Codename Flipper. Flipper hatte vier Brüder, die alle SEALs waren, und einen Vater, der befehlshabender SEAL-Offizier im Ruhestand war. Laramie hatte die letzten Ferien mit Flippers Familie verbracht und wollte ihre Gastfreundschaft nicht überstrapazieren.

„Bitte abgelehnt, Lieutenant.“

Laramie horchte auf. „Darf ich fragen warum, Sir?“

„Ich denke, Sie kennen den Grund. Das SEAL-Team sechs, dessen unerlässliches Mitglied Sie sind, hat ein verdammt hartes Jahr hinter sich. Ich muss Ihnen nicht die ganzen verdeckten Operationen aufzählen, die Sie ohne nennenswerte Verluste erfolgreich abgeschlossen haben. Sie haben Urlaub verdient.“

„Auch wenn ich keinen haben will?“

Sein Vorgesetzter hielt seinem Blick stand. „Ja, auch wenn Sie ihn nicht haben wollen. Urlaub vom Militärdienst ist notwendig, besonders für einen SEAL, um sich körperlich und geistig zu erholen. Glauben Sie nicht, ich hätte nicht bemerkt, wie sehr Sie sich antreiben. Als würden Sie die Zeit, die Sie in Gefangenschaft verbracht haben, aufholen wollen.“

Laramie erinnerte sich an jeden einzelnen der elf Monate, die er in dem Guerilla-Höllenloch gefangen gehalten worden war. Er hatte nie gewusst, ob er den nächsten Tag erleben würde. Die Mistkerle hatten alles Erdenkliche getan, um ihn glauben zu lassen, dass jeder Tag sein letzter war. Ein paarmal hatten sie sogar Russisches Roulette mit ihm gespielt.

An genau so einem Tag war er gerettet worden – dank Wayne, einem Meisterheckenschützen. Laramie war überzeugt, dass er nicht überlebt hätte, wenn sein SEAL-Team nicht aufgetaucht wäre.

Während dieser elf Monate hatte Laramie darum gekämpft, nicht wahnsinnig zu werden. Und eine der Erinnerungen, die ihn aufrecht gehalten hatten, war die an eine Frau gewesen, die er nur wenige Wochen vor seiner Mission in Paris getroffen hatte.

Bristol Lockett.

Es war nur eine dreitägige Urlaubsaffäre gewesen. Traurigerweise wusste er wenig über sie, außer dass er mit ihr den besten Sex seines Lebens gehabt hatte.

„Da ich aber weiß, dass Sie darauf bestehen werden“, unterbrach sein Vorgesetzter seine Gedanken, „habe ich einen wichtigen Auftrag für Sie. Dafür müssten Sie allerdings nach New York reisen.“

„New York?“

„Ja. Eine wichtige Lieferung für ein Mitglied des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen.“

Laramie fragte sich, was für eine Lieferung das sein sollte. Zweifellos handelte es sich um vertrauliche Dokumente.

Manhattan im Winter sollte wunderschön sein. Zwar war er schon ein paarmal in New York gewesen, doch noch nie um die Weihnachtszeit. „Und wenn ich die Sendung abgeliefert habe? Was dann, Sir?“

„Das liegt ganz bei Ihnen, Lieutenant. Wenn Sie sich entscheiden, Ihren Urlaub zu nehmen, müssen Sie sich bis Ende Januar hier nicht wieder melden. Falls nicht, können Sie zurückkommen, und wir finden etwas anderes für Sie.“

Laramie nickte. Vielleicht würde er sich eine Woche freinehmen, um sich die Sehenswürdigkeiten in New York anzusehen. Doch ganz sicher würde er danach nach San Diego zurückkehren, um wieder zu arbeiten.

Bristol sah sich in der Kunstgalerie um. Wie immer, wenn sie eins ihrer Gemälde ausgestellt sah, war sie stolz auf ihr Werk. Insbesondere hier in der Jazlyn Art Gallery in New York. Am liebsten hätte sie sich gezwickt, um sicherzugehen, dass sie nicht träumte. Für diesen Moment hatte sie so hart gearbeitet.

„Das sieht gut aus, oder?“

Sie warf ihrer Managerin Margie Townsend einen Blick zu. „Ja, das muss ich zugeben.“

Margies pitbullgleiche Sturheit hatte Bristol eine Ausstellung in dieser Galerie verschafft, die eine der bekanntesten und angesehensten von New York war. Sie und Margie hatten sich letztes Jahr in der U-Bahn kennengelernt. Als Bristol von Margies Beruf erfuhr, hatte sie an ein gutes Omen geglaubt. Sie lud Margie ein, sich ihre Arbeiten anzusehen, und die Aufregung in Margies Augen bei deren Anblick war überwältigend gewesen. Margie versprach, Bristols Leben zu verändern, und prophezeite ihr, sie würde irgendwann ihren Job als Assistentin in einer Zeitschriftenredaktion aufgeben und ihrer Bestimmung als Künstlerin nachgehen können.

In weniger als acht Monaten hatte Margie eines von Bristols Gemälden verkauft. Der Käufer war von ihrer Arbeit derart angetan gewesen, dass er noch weitere gekauft hatte. Dieses Geld hatte den versprochenen Wandel in Bristols Leben ermöglicht. Sie hatte ihre Kündigung eingereicht und widmete sich nun ganz ihrer Malerei.

Sie hätte nicht glücklicher sein können. Endlich konnte sie mehr Zeit mit ihrem Sohn verbringen, den sie zu Hause betreute, anstatt ihn jeden Tag in fremde Obhut zu geben.

Ihr Sohn.

Beim Gedanken an ihren wilden Zweijährigen, der das Wichtigste in ihrem Leben war, musste sie lächeln. Er war ihr Leben. Jede ihrer Entscheidungen hing von ihm ab. Sie hatte bereits angefangen, für sein Studium zu sparen, und konnte es nicht abwarten, Weihnachten mit ihm zu verbringen. Gestern Abend hatten sie den Weihnachtsbaum aufgestellt. Ihr Lächeln wurde noch breiter. Natürlich hatte sie den Baum aufgestellt, Laramie wollte gern helfen, wäre aber nur im Weg gewesen.

Laramie …

Es war schwer, sich bei den Gedanken an ihren Sohn nicht auch an Laramies Vater zu erinnern. Sie hatte ihn nach ihm benannt, Laramie Cooper, der viel zu jung gestorben war, ohne je das Kind kennenzulernen, das sie zusammen gezeugt hatten. Manchmal fragte sie sich, was er getan hätte, wenn er noch leben würde und den Brief bekommen hätte, den sie ihm damals zu schicken versucht hatte.

Wäre er genauso glücklich gewesen wie sie? Oder hätte er behauptet, das Kind sei nicht von ihm? Sie hatte Laramie Cooper nicht lange gekannt, dennoch wollte sie glauben, dass er ein Mann war, der am Leben seines Kindes teilhaben wollte. So wie ihr Vater ein Teil ihres Lebens hatte sein wollen. Die zwei Jahre, die sie mit ihrem Vater hatte verbringen dürfen, ehe er gestorben war, waren nicht genug gewesen.

„Können wir gehen? Morgen ist dein großer Tag, und ich möchte, dass du ausgeruht bist.“

Bristol schluckte. „Das werde ich ganz bestimmt sein.“

Margie rollte mit den Augen. „Soweit du das mit einem Zweijährigen zu Hause sein kannst.“

Bristol wusste, worauf Margie hinauswollte. Jetzt, wo Laramie so agil war, verbrachte sie immer weniger Zeit mit dem Malen. Dazu kam sie nur noch während seines Mittagsschläfchens oder wenn er abends im Bett war.

„Hast du mal über das nachgedacht, was ich dir gesagt habe?“ Margie hatte vorgeschlagen, dass sie Laramie zwei- bis dreimal die Woche in einer Kindertagesstätte betreuen ließ.

„Ja, aber ich überlege, jemanden zu mir nach Hause kommen zu lassen, anstatt ihn irgendwo hinzubringen.“

„Das könnte funktionieren, aber er muss lernen, mit anderen Kindern klarzukommen, Bristol.“ Während sie auf den Wagen zugingen, der ihr von der Galerie zur Verfügung gestellt worden war, wechselte Margie das Thema. „Hast du dich schon entschieden, ob du mit Steven ausgehen wirst?“

Bristol zuckte mit den Schultern. Steven Culpepper war zwar nett und sah gut aus, aber er hatte es zu eilig. Zumindest für ihren Geschmack. Sie hatten sich vor ein paar Wochen beim Abschluss einer umfangreichen Auftragsarbeit kennengelernt. Er war der Firmenanwalt des Kunden gewesen. Steven hatte nach ihrer Nummer gefragt, und ohne weiter nachzudenken, hatte Bristol sie ihm gegeben. Seitdem rief er ständig an und versuchte, sie dazu zu bringen, mit ihm auszugehen. Dazu war es bisher nicht gekommen. Sie hasste aufdringliche Männer, und Steven schien einer davon zu sein.

„Nein.“

„Mir gefällt er.“

Bristol grinste. „Dachte ich mir. Du stehst auf wohlhabende Geschäftsmänner.“ Sie wusste, dass Margie mit einem verheiratet gewesen war. Oder mit zweien. Sie war in ihrer dritten Ehe und noch nicht einmal fünfzig. Und das, was alle drei Männer gemeinsam hatten, war ein üppiges Bankkonto.

„Tja, ich weiß ja, dass du irgendwie immer noch an Laramies Vater hängst und …“

„Wieso glaubst du das?“

„Bristol, dir ist deutlich anzumerken, dass du noch nicht über ihn hinweg bist.“

Konnte das stimmen? Das Einzige, was sie Margie über Laramies Vater erzählt hatte, war, dass er beim Militär gewesen und im Einsatz getötet worden war, ohne je erfahren zu haben, dass er einen Sohn hatte. Sie hatte sich sogar eine Geschichte zurechtgestrickt, in der Laramie nicht nur ihr Liebhaber, sondern ihr verstorbener Ehemann war.

Es war ziemlich einfach gewesen. Dionnes Verlobter Mark hatte ihr geholfen. Er arbeitete für einen Richter in Paris und hatte die nötigen Papiere besorgt, bevor Bristol Frankreich verlassen hatte. Sie hatte es nicht getan, um an Militärbeihilfen von Laramies Vater zu kommen, doch so konnte ihr Sohn den Nachnamen seines Vaters tragen, ohne dass man sie ständig fragte, warum ihr eigener Nachname anders war.

„Wenn du mich fragst, wird es Zeit für dich, nach vorn zu sehen … mit Steven“, unterbrach Margie Bristols Gedanken.

Eigentlich hätte Bristol ihr sagen können, dass sie das nichts anging, doch ein Teil von Bristol wusste, dass Margie recht hatte. Es war in der Tat Zeit, nach vorn zu sehen. Allerdings bezweifelte sie, dass Steven dabei eine Rolle spielen würde.

Wenig später betrat sie ihr wunderschönes Sandsteinhaus in Brooklyn, das sie von ihrer Tante Dolly geerbt hatte. Sie liebte es sehr und kannte die Nachbarschaft hier gut. Vor zehn Jahren war sie im Alter von fünfzehn Jahren zu ihrer Tante gezogen, nachdem ihre Mutter gestorben war.

Doch jetzt wollte sie keine traurigen Gedanken zulassen, insbesondere nach ihrem erfreulichen Gespräch mit Maurice Jazlyn, dem Eigentümer der Galerie. Maurice freute sich auf die Vernissage am nächsten Tag und erwartete eine große Anzahl von Besuchern. Er liebte alle Gemälde, die sie ausstellen würde.

„Wie lief es heute Abend?“

Bristol wandte sich zu Charlotte Kramer um. Die ältere Frau wohnte nebenan und war eine enge Freundin ihrer Tante gewesen. Ihre vier erwachsenen Kinder waren ausgezogen, und sie hatte überlegt umzuziehen. Doch sie lebte seit vierzig Jahren hier und liebte ihre Nachbarn. Mit diesem Haus verband sie viele Erinnerungen an ihren verstorbenen Mann. Er war vor acht Jahren gestorben, ein paar Jahre, nachdem Bristol bei ihrer Tante eingezogen war.

Bristol war dankbar dafür, dass Charlotte gern auf Laramie aufpasste. Sie hatte ihr angeboten, sich auch morgen Abend um ihn zu kümmern, wenn Bristol bei ihrer Vernissage war.

„Alles lief prima, und alle freuen sich auf morgen. Mr. Jazlyn glaubt, dass er viele meiner Gemälde verkaufen wird.“

Charlotte lächelte. „Das sind doch gute Neuigkeiten. Dolly wäre so stolz auf dich. Und Candace auch.“

Letzteres bezweifelte Bristol. Ihre Mutter wäre nie damit einverstanden gewesen, dass sie Künstlerin war. Erst nach Candaces Tod hatte Bristol verstanden, warum. Ihr Vater war ebenfalls Künstler gewesen und hatte ihre Mutter verlassen, um in Paris zu studieren. Sie hatte erst nach seiner Abreise von ihrer Schwangerschaft erfahren. Obwohl sie wusste, wie sie ihn erreichen konnte, hatte sie ihm sein Kind verheimlicht. Sie war zu gekränkt gewesen, dass er sie verlassen hatte, um seinen Traum zu verwirklichen.

Wenn ihre Tante nicht das Versprechen gebrochen hätte, das sie ihrer Mutter vor Jahren gegeben hatte, hätte Bristol ihren Vater nie getroffen. Doch Dolly wollte, dass Bristol und ihr Vater sich kennenlernten. Überrascht hatte Bristol erfahren, dass ihr Vater ausgerechnet der Künstler war, den sie seit Jahren bewunderte.

An ihrem sechzehnten Geburtstag hatte sie schließlich den Mut aufgebracht, sich mit ihm in Verbindung zu setzen. Randall Lockett war verheiratet und hatte eine Familie, als sie sich endlich trafen. Mit seiner Frau Krista hatte er zwei Söhne, damals zehn und zwölf. Bristol war seine einzige Tochter und ihm frappierend ähnlich. Und sie war das einzige seiner Kinder, das sein künstlerisches Talent geerbt hatte.

In seinem Testament hatte er verfügt, dass sie auf der Schule in Paris ausgebildet werden sollte, die er selbst besucht hatte, und er hatte ihr den Großteil seiner Gemälde hinterlassen. Er glaubte, dass sie sie mehr als jeder andere schätzen würde, was auch stimmte. Krista war mittlerweile wieder verheiratet und hatte die restlichen Gemälde, die er ihr und seinen Söhnen vermacht hatte, verkauft.

Gemälde von Randall Lockett waren Millionen wert. Bristol war unzählige Male von Kunstsammlern kontaktiert worden, doch sie hatte sich immer geweigert, die Werke zu verkaufen. Stattdessen wurden die Gemälde ihres Vaters nun im Metropolitan Museum of Art in New York und im Musée d’Orsay in Paris ausgestellt.

Ein paar Monate vor seinem Tod hatten sie gemeinsam ein Bild fertiggestellt, das ihr größter Schatz war. Wann immer sie sich deprimiert fühlte, blickte sie auf das Gemälde über ihrem Kamin und erinnerte sich an die sechs Wochen, die sie zusammen auf seinem Boot verbrachten und arbeiteten. In dieser Zeit entdeckten sie all ihre Gemeinsamkeiten. Bristol hatte bis kurz vor seinem Tod nicht gewusst, dass er Krebs hatte. Er hatte es ihr nicht gesagt, weil er jeden Tag mit ihr hatte genießen wollen, ohne Mitleid und Bedauern in ihren Augen zu sehen.

Bristol lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf Charlotte. „Hat Laramie sich heute Abend gut benommen?“, fragte sie und legte ihre Handtasche auf den Tisch.

Die alte Dame lachte. „Tut er das nicht immer?“

Bristol lächelte. „Nein, aber du würdest es mir auch nicht sagen, wenn er dich auf Trab gehalten hätte.“

„Du hast recht, das würde ich nicht. Jungs sind eben Jungs. Ich weiß das. Ich habe vier großgezogen.“

Ja, das hatte sie, und bis zum heutigen Tag kümmerten ihre Söhne sich um sie und sorgten dafür, dass sie alles hatte, was sie brauchte.

Nachdem Charlotte gegangen war, lief Bristol die Treppe hinauf zu ihrem schlafenden Sohn. In seinem Zimmer bemerkte sie, dass er all seine Spielsachen weggeräumt hatte. Das war ein gutes Zeichen. Er lernte, Anweisungen zu befolgen.

Bristol setzte sich auf sein Bett und fuhr liebevoll mit den Fingern durch seine Locken. Wie sehr er seinem Vater ähnelte. Laramie Coopers Züge waren ihr ins Gedächtnis gebrannt. Wann immer ihr Sohn lächelte, zeigten sich die Grübchen seines Vaters in seinen Wangen. Die beiden hatten auch den gleichen Mund. Zweifellos würde Laramie eines Tages ebenso mühelos das Herz einer Frau erobern, wie sein Vater ihres erobert hatte.

Während sie ihren Sohn beim Schlafen beobachtete, kehrten ihre Gedanken in die Zeit zurück, als sie in Paris den US Navy SEAL Laramie Cooper kennengelernt hatte.

2. KAPITEL

Paris, drei Jahre zuvor

Bristol sah von ihrem Zeichenblock auf, als sie hörte, wie ein paar Männer das Café betraten. Soldaten. Alle fünf. Das war leicht zu erkennen, auch wenn sie keine Militärkleidung trugen. Das Auftreten der fünf war selbstbewusst, und sie waren in perfekter körperlicher Verfassung. Welcher Militäreinheit sie auch angehören mochten – sie repräsentierten sie gut.

Die Gruppe setzte sich an einen Tisch, nicht weit von ihr entfernt. Einer der Männer sah zu ihr herüber, so als ob er spürte, dass jemand ihn anstarrte. Erwischt! Bristol hatte ihren Blick nicht schnell genug wieder auf ihren Zeichenblock gerichtet. Aus irgendeinem Grund wusste sie, auch ohne wieder aufzublicken, dass er sie immer noch ansah. Sie fühlte seinen Blick wie ein Streicheln auf ihrer Haut. Ihr Herz schlug schneller. So etwas hatte sie noch nie erlebt.