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Die Wüste - ein lebensfeindlicher Ort. Tagsüber brütende Hitze, nachts Eiseskälte. Und doch gibt es Lebewesen hier, die sich den extremen Bedingungen angepasst haben.
So wie die Termiten. In eindrucksvollen Bauten haben sie ein perfektes System geschaffen, um überleben zu können. Einen Staat, in dem jedem einzelnen Individuum eine bestimmte Rolle zukommt.
Bis etwas die Ordnung stört. Plötzlich beginnen die Termiten in der Mitte eines Kraters einen einzelnen Hügel zu errichten, der alle anderen um das Dreifache überragt. Und sie führen Aufgaben aus, die in ihrer natürlichen "Programmierung" nicht enthalten sind. Seltsame, erschreckende, aber höchst zielgerichtete Dinge.
Die Wissenschaftler sind fasziniert. Aber dann schlägt die Faszination in nacktes Grauen um ...
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Der Feind in der Wüste
UFO-Archiv
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Impressum
Wolfgang Hohlbein
Der Feind in der Wüste
Airdust Flug 7149
25.000 Fuß über der Mojave-Wüste, 20. September 2021, 22:13 Uhr
»Verspricht ein ruhiger Flug zu werden«, stellte Flugkapitän Jeffrey Hansom fest. Er lehnte sich entspannt im Pilotensitz zurück, nachdem sich die Maschine in der Luft und auf Kurs befand. Mit gleichmäßiger Geschwindigkeit zog die De Havilland DHC-8 über die Weite der Wüste hinweg, die sich scheinbar bis ins Unendliche unter ihnen erstreckte. »Bis rauf nach Washington ist es nahezu windstill, keinerlei Turbulenzen zu befürchten. In zwei Stunden haben wir alles hinter uns und können nach Hause.«
»Abwarten«, entgegnete Phil Cummingham, sein Co-Pilot und Funker, etwas skeptischer. »Man soll die Nacht nicht vor dem Morgen loben.«
Hansom lachte. »Du bist und bleibst ein notorischer Schwarzseher. Sofern wir keine technischen Probleme bekommen, kann gar nichts schiefgehen, und die sind so gut wie ausgeschlossen. Der Vogel ist erst vorige Woche von Grund auf überholt worden.«
Bei dem »Vogel«, handelte es sich um eine mittelgroße Chartermaschine, die sich auf dem Weg von Los Angeles, Kalifornien, nach Seattle, Washington, befand. Sie war nicht voll besetzt, transportierte aber immerhin dreiundzwanzig Passagiere.
Hansom und Cummingham waren alte Hasen. Sie arbeiteten beide seit vielen Jahren für Airdust, eine kleine, in Seattle ansässige Fluggesellschaft, waren oft zusammen geflogen und auch privat gut befreundet. Beide waren sie verheiratet; Hansom hatte einen dreizehnjährigen Sohn, Cummingham zwei Töchter, von denen die ältere bereits volljährig war und an der UCLA Kunstgeschichte studierte.
»He, was ist denn da los?«, murmelte Hansom mit einem Blick auf den Höhenmesser. Obwohl sie in konstanter Höhe flogen, begann die Nadel plötzlich wild auszuschlagen. Immer rascher pendelte sie von einer Seite zur anderen, führte einen regelrechten Veitstanz auf.
»So viel zum Thema technischer Defekt, der gar nicht auftreten kann, weil der Vogel gerade erst bei der Inspektion war«, kommentierte Cummingham süffisant, während Hansom bereits auf das Ersatzsystem umschaltete. Keiner von ihnen war sonderlich beunruhigt. Vorfälle wie dieser ereigneten sich schon einmal. Damit die Flugsicherheit durch geringfügige Defekte nicht gefährdet wurde, waren fast alle wichtigen Systeme an Bord doppelt vorhanden.
Das Ersatzsystem funktionierte nicht.
Hansom betätigte den Schalter mehrfach hintereinander, doch nichts passierte.
»Verdammt!«, stieß er hervor. »Was, zum Teufel, ist denn jetzt los?«
Auch andere Systeme begannen, nun plötzlich verrücktzuspielen. Skalen schlugen wie wild aus, Digitalanzeigen zeigten völlig widersinnige und unmögliche Werte an. Zahlreiche rote Warnlämpchen begannen hektisch zu blinken, und keines der Ersatzsysteme ließ sich aktivieren.
Die Gedanken überschlugen sich in Hansoms Kopf. In all den vielen Jahren, die er bereits als Pilot arbeitete, war er noch nie in eine wirklich brenzlige Situation geraten. Immer wieder mal hatte es Probleme mit dem Wetter oder der Technik gegeben, doch hatten sich diese im normalen Rahmen gehalten, ohne dass er jemals in echter Gefahr geschwebt hatte. Diesmal jedoch sah es anders aus. Dies war eine Premiere, die er niemals zu erleben gehofft hatte.
Für einen Moment loderte Panik in ihm auf, doch er kämpfte dagegen an und schaffte es, sie zurückzudrängen. Seine langjährige Flugerfahrung, die endlosen Notfall-Übungsstunden im Simulationstrainer und die zahlreichen Schulungen und Kurse, an denen er teilgenommen hatte, machten sich nun bezahlt.
Binnen Sekundenbruchteilen wog er die möglichen Alternativen gegeneinander ab und traf seine Entscheidung. Nahezu die gesamte Elektronik spielte mittlerweile verrückt. Unter diesen Umständen war eine reguläre Fortsetzung des Fluges nicht mehr möglich. Angesichts der völlig unbrauchbaren Instrumentenanzeigen konnte er froh sein, wenn er die Maschine auch nur halbwegs sauber auf den Boden zurückbrachte, bevor die Schäden so schlimm wurden, dass das Flugzeug abstürzte.
»Setz einen Notruf ab!«, befahl er, darum bemüht, jeden Anflug von Unsicherheit aus seiner Stimme zu verbannen. Phil Cummingham war geistig nicht ganz so gefestigt und kaltblütig wie er, aber jetzt kam es darauf an, unbedingt einen kühlen Kopf zu bewahren. »Wir kehren um.«
Mehr brauchte er nicht zu sagen. Es war eine schwerwiegende, aber in seinen Augen die einzig vernünftige Entscheidung, und er war der Pilot, der die Verantwortung für diese Entscheidung tragen musste.
»Funkkontakt ist ausgefallen«, stieß Cummingham mit unverkennbarer Nervosität hervor. Seine Stimme bebte. »Das Funkgerät ist völlig tot.«
Hansom unterdrückte mühsam einen Fluch. Das hatte ihnen gerade noch gefehlt. Ohne Funkkontakt konnten sie dem Tower nicht einmal ihre Schwierigkeiten mitteilen, wodurch die Situation noch komplizierter wurde.
Kompliziert, aber nicht aussichtslos. Es gab für nahezu jeden denkbaren Notfall bis ins Detail durchgeplante Rettungsmaßnahmen. Aus ihrer Rückkehr und ihrem Schweigen würde man auf dem Flughafen die richtigen Schlüsse ziehen und sie über einen Leitstrahl sicher auf eine freie Landebahn hinunterlotsen – vorausgesetzt, dass wenigstens das Instrumentenlandesystem noch ordnungsgemäß funktionierte.
Sonst allerdings würde es wirklich kritisch werden, denn ohne jede Hilfe vom Tower blieb ihnen nur der Versuch einer Notlandung mit ungewissem Ausgang. Ein schreckliches Szenario, da Hansom nicht nur die Verantwortung für sein Leben und das seines Co-Piloten trug, sondern auch für das der dreiundzwanzig Passagiere, die sich an Bord befanden.
»Es bleibt dabei. Wir fliegen trotzdem zurück«, entschied er und leitete manuell die entsprechenden Manöver ein. Auf die Computersysteme wollte er sich angesichts der Probleme mit der Elektronik nicht mehr verlassen. »Versuch weiterhin, Funkkontakt zu bekommen. Und teile den Passagieren schonend mit, dass wir wegen eines geringfügigen technischen Defekts leider nach Los Angeles zurückkehren müssten. Es bestünde jedoch keinerlei Grund zur Beunru-«
Ein ersticktes Keuchen seines Co-Piloten ließ ihn mitten im Wort abbrechen. Gleich darauf sah auch er durch die Cockpitfenster, was Cummingham so aus der Fassung brachte.
Nicht allzu weit vor ihnen rasten Lichtreflexe durch die Luft. Bläuliche und violette Lichter, die sich direkt mit ihrer Flugbahn kreuzten.
»Ausweichmanöver!«, schrie Cummingham mit sich vor Panik fast überschlagender Stimme. »Herr im Himmel, was um alles in der Welt ist das? Ein anderes Flugzeug?«
»Dafür ist es viel zu schnell«, keuchte Hansom, während er die De Havilland bereits in eine enge Kurve zwang. »Nicht einmal eine Militärmaschine kann so schnell fliegen.«
Das Objekt schräg vor ihnen raste mit so hoher Geschwindigkeit dahin, dass nur die huschenden Lichter verschwommen zu erkennen waren. Und es befand sich immer noch auf einem direkten Kollisionskurs!
Hansom spürte, wie nun auch ihn die Panik zu übermannen drohte. Das Flugzeug reagierte viel zu langsam und schwerfällig auf die Kursänderung, als dass es sich in den wenigen Sekunden, die ihnen blieben, nennenswert von der bisherigen Flugrichtung abbringen ließ. Höchstens ein Wunder konnte noch einen Zusammenstoß verhindern. Ihm blieb nicht einmal Zeit, eine Warnung an die Passagiere durchzugeben.
Auch das fremde Objekt vor ihnen hatte damit begonnen, seine Flugbahn zu ändern, doch obwohl es trotz seiner ungeheuren Geschwindigkeit offenbar sehr viel wendiger war, erfolgte die Korrektur zu spät.
Im nächsten Moment war es heran.
Jeffrey Hansom widerstand dem unwillkürlichen Impuls, seine Arme hochzureißen und vor das Gesicht zu schlagen. Stattdessen hielt er weiterhin den Steuerknüppel mit schweißnassen Händen fest umklammert.
Er sah einen runden, schwarzen Schatten von schwer zu schätzender Größe, in dem nur die bläulichen und violetten Lichter leuchteten, auf sich zurasen – und einen Sekundenbruchteil später traf ein mörderischer Schlag die Chartermaschine.
Der Ruck schleuderte Hansom nach vorne in die Sicherheitsgurte. Die Luft wurde ihm aus den Lungen gepresst. Die Instrumente und das aufgrellende Leuchten vor dem Cockpitfenster schienen einen wilden Tanz um ihn herum aufzuführen. Er verlor jedes Gefühl für oben und unten und wunderte sich ein paar Sekunden lang einfach nur, dass er noch lebte.
Dann hatte er den Schockmoment überwunden. Wie durch ein Wunder hatten sie die Kollision mit diesem ... Ding überstanden, aber ob sie noch lange am Leben bleiben würden, hing jetzt von seiner Reaktion ab.
Das Flugzeug trudelte wild, schraubte sich in Spiralbewegungen in die Tiefe. Hansom griff wieder nach dem Steuerknüppel, der ihm während des Zusammenpralls aus den Händen gerissen worden war, und bemühte sich, die De Havilland wieder in seine Gewalt zu bekommen. Das Flugzeug reagierte nur schwerfällig auf seine Steuerversuche, aber immerhin reagierte es überhaupt noch.
Irgendwelche Schaltungen hinter der Instrumententafel brannten durch. Funken sprühten auf, und der durchdringende Gestank nach verbranntem Kunststoff breitete sich im Cockpit aus.
»Schadensbericht!«, brüllte Hansom, während er sich weiterhin bemühte, den Sturzflug der Maschine abzufangen. Er bekam keine Antwort. Als er einen hastigen Blick zur Seite warf, sah er, dass Cummingham bewusstlos in seinem Sitz hing, das Kinn auf die Brust gesunken.
Hansom hatte keine Zeit, sich um ihn zu kümmern. Ein Blick auf den Höhenmesser: 12.000 Fuß – falls die Anzeige noch funktionierte.
Bei 6.800 Fuß gelang es ihm endlich, das unkontrollierte Trudeln der Maschine zu stoppen und in einen unruhigen Gleitflug übergehen zu lassen. Die Kollision hatte die Spitze der rechten Tragfläche abgerissen, weshalb das Flugzeug nur noch so schwerfällig reagierte. Auch gelang es Hansom nicht, wieder an Höhe zu gewinnen. Langsam, aber beständig sank die Maschine tiefer. Die Richtung, in die er flog, konnte er nur vermuten, da sich die Nadel des Kompasses wild drehte. Und auf den Höhenmesser, der jetzt 3.200 Fuß anzeigte, wollte er sich auch nicht blind verlassen.
Unter ihm befand sich nur Wüste; es gab weit und breit kein Licht, an dem er sich hätte orientieren können. Es war möglich, dass er sich nur noch ein paar hundert Fuß hoch in der Luft befand.
Unter diesen Umständen war nicht einmal eine Notlandung möglich. Er konnte nur versuchen, die Maschine auf Kurs zu halten, bis sie die Wüste überwunden hatten und er irgendwann die Lichter einer Stadt unter sich sah.
Jeffrey Hansom wunderte sich über die Ruhe, die er empfand. Nichts war mehr von der Panik zu spüren, die ihn vorhin noch zu überwältigen gedroht hatte. Sie waren bereits so gut wie tot gewesen: er, Cummingham und die dreiundzwanzig Passagiere. Welche Szenen sich in der Kabine hinter ihm abgespielt hatten – und gerade abspielen mochten –, wagte er sich gar nicht vorzustellen. Seine ganze Konzentration war darauf ausgerichtet, das Flugzeug in der Gewalt zu behalten.
Als er das Felsmassiv plötzlich wie einen dunklen Schattenriss in der Wirklichkeit vor sich auftauchen sah, war es bereits zu spät, um noch zu reagieren.
Die Welt um ihn herum ging in einem grellen Feuerball unter, so schnell, dass er nicht einmal mehr Schmerz verspürte.
Am Rand der Mojave-Wüste
Kalifornien, 21. September 2021, 08:42 Uhr
Auf der Kuppe einer Sanddüne brachte Jennifer Barlow ihr Motorrad zum Stehen, stützte die Maschine mit den Beinen ab und klappte das Visier ihres Helms hoch. Ihr Gesicht glänzte vor Schweiß. Obwohl es noch früher Vormittag war, betrug die Temperatur hier draußen bereits weit über dreißig Grad, und Schatten gab es nirgendwo. Aber das machte ihr nichts aus. Sie war sehr sportlich, liebte Herausforderungen und körperliche Anstrengung; ein idealer Ausgleich für die Büroarbeit, die sie während der Woche verrichtete.
»Wo bleibst du denn?«, rief sie spöttisch.
Wenige Sekunden später hielt ihr Mann Peter mit seiner Maschine neben ihr. Auch er klappte sein Visier hoch.
»Was hast du gesagt?« Er musste fast schreien, damit sie ihn trotz des Helms verstand.
»Ich habe gefragt, wo du lahme Ente bleibst.«
Er drohte ihr scherzhaft mit dem Zeigefinger. »Nicht zu übermütig, junge Lady. Ich wollte dir nur einen kleinen Vorsprung lassen. Schließlich bin ich Kavalier.«
»Ach ja?« Jennifer verzog ihren Mund zu einem noch breiteren Grinsen. »Seit wann?«
Sie wohnten in Los Angeles, aber wie so oft waren sie auch an diesem Wochenende mit ihren Geländemaschinen in die Wüste hinausgefahren, um in den Sanddünen Cross-Training zu machen. Durch ihre Leidenschaft für Motorräder hatten sie sich vor rund drei Jahren kennengelernt, sich ineinander verliebt und nach einigen Monaten geheiratet — eine Entscheidung, die keiner von ihnen bislang jemals bereut hatte. Immer noch waren sie wie am ersten Tag ineinander verliebt, und auch ihre Leidenschaft für Motorräder war geblieben.
Mehrfach hatten sie bereits an Cross-Rennen teilgenommen, ohne allerdings einen Preis zu gewinnen, doch darauf kam es ihnen weniger an als auf die Freude am Fahren und das Dabeisein. Wann immer sich die Gelegenheit bot, trainierten sie hier draußen.
Peter schnitt eine beleidigte Grimasse.
»Und ich dachte, du würdest mich allmählich kennen«, sagte er.
»Und ich dachte, du wüsstest allmählich, dass ich die bessere Fahrerin bin«, gab Jennifer im gleichen scherzhaften Tonfall zurück. In Wahrheit waren sie beide ungefähr gleich gut, doch sie liebten es, sich miteinander zu messen.
»Das muss erst noch bewiesen werden.« Peter deutete in die hitzeflimmernde Wüste hinaus, eine Ödnis aus Sand und einzelnen Felsbrocken, die sich bis zum Horizont und noch weit darüber hinaus erstreckte. Nur vereinzelt wuchsen hier im Randgebiet der Mojave-Wüste karge, knorrige Sträucher, die kaum Blätter trugen und den Eindruck der Trostlosigkeit eher noch unterstrichen. »Siehst du den großen Felsbrocken da hinten? Mal sehen, wer als Erster da ist.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, klappte er sein Visier wieder herunter und gab Gas. Jennifer fluchte leise und beeilte sich, ihm zu folgen.
Peter hatte bereits einen beträchtlichen Vorsprung, doch er war fair genug, sie bis fast zu ihm aufschließen zu lassen, ehe er wieder beschleunigte. Seine Reifen wirbelten Sand auf. Die Körner prasselten wie feiner Hagel gegen ihr Visier und erschwerten ihr die Sicht, sodass sie ein Stück zur Seite ausweichen musste. Dadurch wuchs sein Vorsprung wieder ein bisschen an.
Jennifer gab Vollgas. Die Maschine raste über einen kleinen Sandhügel hinweg, verlor den Kontakt zum Boden und sauste einige Meter weit durch die Luft. Als die Räder den Boden wieder berührten, hätten sie sich fast in den weichen Sand hineingebohrt, doch Jennifer bewies, dass sie eine ausgezeichnete Fahrerin war. Es gelang ihr nicht nur, die Gewalt über die schwere Maschine zu bewahren, sondern sie konnte den Abstand zwischen ihr und Peter sogar ein wenig verringern, sodass sie sich nun nicht mehr als fünf oder sechs Meter schräg hinter ihm befand.
Sie lächelte grimmig, denn sie wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis es ihr gelingen würde, an ihm vorbeizuziehen. Zwar waren sie ungefähr gleich gute Fahrer, doch sie war ein wenig wagemutiger als er, und mit seinen Provokationen hatte er ihren Kampfgeist geweckt. Für Jennifer gab es keinen Zweifel, dass sie das Wettrennen gewinnen würde.
Sie rasten die nächste Sanddüne hinauf. Der Abstand betrug nur noch knapp vier Meter, als Peter auf dem oberen Grad der Düne plötzlich bremste. Im ersten Moment wollte Jennifer voller Triumph noch mehr Gas geben, um ihn zu überholen. Dann jedoch erkannte sie, dass er nicht abgebremst hatte, um irgendeinem Hindernis auszuweichen, sondern weil er etwas entdeckt hatte.
Gleich darauf sah sie auch, um was es sich handelte.
Etwa eine halbe Meile entfernt klaffte im Tal zwischen zwei Dünen ein Krater im Boden. In seinem Zentrum blitzte etwas auf, als ob sich die Sonne auf Metall spiegeln würde.
Jennifer brachte ihre Maschine neben Peter zum Stehen.
»Was ist das?«, fragte sie verblüfft. »Sieht aus, als wäre da irgendetwas abgestürzt. Vielleicht ein Flugzeug?«
»Dann würde es hier längst von Suchmannschaften wimmeln«, wandte Peter ein.
»Vielleicht eine kleine Sportmaschine, die noch keiner vermisst.«
»Wäre möglich.« Peter zuckte mit den Achseln. »Oder ein kleiner Meteorit.«
»Scheint eher etwas Metallisches zu sein. Auf jeden Fall sollten wir uns das mal genauer ansehen.«
Langsam näherten sie sich dem Krater. Er war nicht besonders groß, vielleicht fünfzig Meter im Durchmesser, flach und so kreisrund, als hätte jemand das Loch im Boden mit einem riesigen Zirkel abgesteckt. Als sie nahe genug heran waren, entdeckten sie einige Metallteile, die innerhalb des Kraters verstreut lagen. Sie waren verbogen und an den Rändern ausgefranst, wie von einer Explosion auseinandergerissen.
»Also offenbar doch ein Flugzeug«, sagte Jennifer, aber sie empfand keinerlei Genugtuung darüber, dass sie mit ihrer Vermutung recht behalten hatte. Privatflugzeuge waren im Allgemeinen nicht mit Schleudersitzen ausgestattet, und so deformiert, wie die Wrackteile waren, musste der Aufprall ziemlich schlimm gewesen sein. Die Chance, dass der Pilot und eventuelle weitere Passagiere den Absturz überlebt hatten, war äußerst gering.
»Dafür sind es aber ziemlich wenige und ziemlich kleine Wrackteile«, meinte Peter skeptisch. Er stieg von seinem Motorrad ab und zog sich den Helm vom Kopf. Jennifer tat es ihm gleich, strich sich die langen blonden Haare aus dem Gesicht und wischte sich den Schweiß von der Stirn.