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Eine leserfreundliche und leicht verständliche Einführung in die Kabbala: von der Geschichte der Kabbala bis zu Lösungsansätzen für die Krise unserer Welt. Das Buch gliedert sich in 3 Teile: Teil 1: Geschichte, Fakten und Irrtümer über die Kabbala; Einführung in die Grundlagen. Teil 2: die spirituellen Welten und andere nützliche Elemente wie die Bedeutung von Buchstaben und die Macht der Musik. Teil 3: die Bedeutung er Kabbala in Zeiten des Wandels.
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Seitenzahl: 233
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Michael Laitman
Titel der englischen Originalausgabe:
A Guide to the Hidden Wisdom of Kabbalah
©2008 by Michael Laitman
Bnei Baruch/Laitman Kabbalah Publishers
Michael Laitman
Die verborgene Weisheit der Kabbala
Vollständige E-Book-Ausgabe der bei
J.Kamphausen Verlag & Distribution GmbH
erschienenen Printausgabe
Cover Design: Morian & Bayer-Eynck
Layout: Kerstin Fiebig · ad department Werbeagentur
Lektorin: Dr. Elisabeth Prelog-Igler
Druck: Westermann Druck Zwickau
©Edition Laitman in J. Kamphausen Verlag, Bielefeld 2011
[email protected] | www.weltinnenraum.de
Übersetzung aus dem Englischen:
Dr. Elisabeth Prelog-Igler, Miriam Grossmann, Barbara Eckhart, Oskar Speth,Günter Ständecke, Jürgen Ebert, Herta Luttenberger, Esther Barsley
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN Printausgabe 978-3-89901-433-4
ISBN eBook 978-3-89901-557-7
Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten.
Michael Laitman
Die verborgene Weisheit der Kabbala
Einführung
Teil Eins | Kabbala – Fakten und Irrtümer
1. Eine uralte Weisheit enthüllt sich
2. Einige Grundbegriffe
3. Erforschung der Wirklichkeit
4. Die Geschichte der Wünsche
5. Kabbala – Geschichte und wichtige Persönlichkeiten
6. Baal HaSulam
Teil Zwei | Bevor es Zeit gab
7. Die Leiter runter und rauf
8. Das Bereiten des Weges für die Menschheit
9. Entschlüsselung der Sprache der Kabbala
10. Die Bedeutung von Buchstaben und Worten
11. Körper und Seele
12. Wie man ein Kabbalastudent wird
13. Lass die Musik sprechen
14. In der globalen Ära
15. Diagnose ist der halbe Weg zur Heilung
Teil Drei | Kabbala heute
16. Zuerst kommt die Selbstkorrektur
17. Und nun alle gemeinsam
Glossar
Weitere Lektüre
Über Bnei Baruch
Viele Jahrhunderte lang war die Kabbala ein aus dem Alltag verbanntes Thema. In der Vergangenheit musste man folgende Vorbedingungen erfüllen, um ein Kabbalastudent werden zu können: jüdisch, männlich, verheiratet, über 40 Jahre alt und bewandert in anderen jüdischen Disziplinen. Wie kommt es also, dass die Kabbala nun öffentlich gelehrt und überall studiert wird? Nun ja, der Bann wurde aufgehoben.
Kabbalisten wie Rav Yehuda Ashlag, der Gaon von Vilna (GRA) und viele andere berühmte Kabbalisten erklärten, dass das Ende des 20. Jahrhunderts einen fundamentalen Wechsel in der Geschichte der Kabbala markieren werde. Dies ist tatsächlich eingetroffen und die Kabbala ist nun offen für alle.
Wir werden zeigen, dass das Verbot einen bestimmten Grund hatte. Und aus exakt demselben Grund wurde es nun aufgehoben. Die Menschheit des 21. Jahrhunderts ist nun reif für die Kabbala – jene lang erprobte Wissenschaft und empirische Methode, um Spiritualität noch zu Lebzeiten zu erreichen.
Das Kabbalastudium ist eine faszinierende Reise. Sie verändert Ihre Perspektive auf die Welt und Ihre Umgebung. Sie öffnet Bereiche in Ihnen, von deren Existenz Sie bisher keine Ahnung hatten. Es ist eine Reise voll innerer Entdeckungen, die alle Ebenen des Lebens berührt: Ihre Beziehungen zu Verwandten, Freunden und Mitarbeitern und der Welt an sich.
Die Kabbala erklärt auf sehr einfache Weise, dass Sie ohne Umwege Ihren inneren Kompass finden können, sobald Sie wissen, wie Sie eine direkte Verbindung zum Schöpfer bekommen. Das Ziel der Kabbala ist, Sie darin zu unterstützen und zu einer direkten Verbindungsaufnahme mit dem allumfassenden Höheren Gesetz zu ermutigen. Wenn Sie dies befolgen, werden Sie keine zusätzliche Anleitung benötigen. So heißen wir Sie zur „Reise in die verborgene Weisheit der Kabbala“ herzlich willkommen.
Das Buch besteht aus drei Teilen und einem dreiteiligen Anhang. Wir präsentieren Ihnen die Kabbala als eine Wissenschaft, die die Gesetze der spirituellen Welt beschreibt. In Teil 1 „Kabbala – Fakten und Irrtümer“ werden wir die grundlegenden Prinzipien der Kabbala erörtern und Ihnen die Hintergründe aufzeigen, wie alles begann.
In Teil 2 „Bevor es Zeit gab“ werden wir unsere spirituelle Reise fortsetzen, die mit dem Auftauchen der Kabbala in der Welt beginnt, und erklären, wie wir geschaffen wurden, was wir hier zu tun haben und auf welche Weise und ab wann wir unseren Aufstieg in die Höhere Welt beginnen. Wir werden über die Erschaffung der Welt sprechen, in welchen Punkten die Kabbala die Schwächen unserer heutigen Gesellschaft sieht und was wir tun müssen, um diese Schwächen auszugleichen. Ebenso werden Sie erfahren, wie Sie ein Kabbalastudent werden und das erworbene Wissen im Alltag zu Ihrem Nutzen anwenden können. Sie lernen, was einen „richtigen Lehrer“ ausmacht, wie Sie Bücher und Internet für das Kabbalastudium nutzen können und welche Rolle die Musik in Ihrem spirituellen Fortschritt spielt. Die Kabbala hat einen direkten Bezug zum Zustand der heutigen Welt.
In Teil 3 „Kabbala heute“ werden wir die Sichtweise der Kabbala auf die globale Krise untersuchen und Wege zu ihrer Lösung diskutieren. Wir werden kurz darstellen, wie die Kabbala Ihre Zukunft beeinflussen wird.
Sie werden zudem einen hilfreichen Anhang finden, der Ihre Reise zusätzlich bereichert und Ihnen die richtige Richtung gibt, sollten Sie mehr über die Kabbala erfahren wollen. Der Anhang beinhaltet ein Glossar, eine Liste von zusätzlichen Quellen und Informationen über die Organisation Bnei Baruch.
Es gibt außerdem fünf Arten von Randnotizen zur Unterhaltung und zum Lernen
Die Liste von Berühmtheiten, die die Kabbala studieren, liest sich wie ein ‘Who is Who’ aus Hollywood. Doch die Kabbala ist mehr als eine Modeströmung. Hier werden wir Ihnen die Popularität der Kabbala erklären und Ihnen einen Überblick darüber geben, welchen Vorteil Sie durch das Kabbalastudium haben. Wir werden die Geschichte der Kabbala erörtern und Ihnen Basiswissen vermitteln.
Sie werden verstehen, warum die Kabbala im ‘Trend’ liegt. Sie werden aber auch erfahren, dass die Kabbala keine vorübergehende Modeerscheinung ist, sondern eine auf Erfahrung beruhende (empirische) Wissenschaft, die die Welt in einer Weise erklärt, wie es der traditionellen Wissenschaft nicht möglich ist.
• Die Kabbala taucht aus dem Verborgenen auf
• Die Veränderung naht
• Warum jetzt und nicht schon eher
• Die Kabbala und „Erlaubt ist, was gefällt“
Das Buch Sohar, der Gipfel aller Kabbalabücher, sagt voraus, dass die Kabbala sich am Ende der Tage enthüllen, wachsen und gedeihen wird. Angesichts der heutigen Popularität der Kabbala scheint es, als wäre das Ende der Tage bereits angebrochen.
Die Kabbala beleuchtet und beschreibt die Gesetze der spirituellen Welt. Sie ist keine Religion, sondern eine spirituelle Wissenschaft, die seit nahezu 2000 Jahren unter Verschluss gehalten wurde.
Die Kabbala war traditionell immer nur einigen wenigen auserwählten und ernsthaften Studenten vorbehalten. Bis jetzt. Noch nie zuvor war Kabbala so „heiß“, „schick“, „cool“ und „in“ wie heute. Und Kabbalisten, die zuvor so zögerlich ihre Geheimnisse preisgaben, werden heute zu Schlüsselfiguren der Verbreitung.
Die Kabbala war nicht immer so populär und Kabbalisten waren nie zuvor so freizügig mit ihrem Wissen. Beinahe 2000 Jahre lang war die Kabbala ein gehütetes Geheimnis und wurde nur in schummrig beleuchteten Räumen von Kabbalisten an kleine Gruppen von Schülern weitergegeben.
Beispielsweise war es im ı8. Jahrhundert in der Gruppe von Rabbi Moshe Chaim Luzzato besonders schwierig, als Mitglied aufgenommen zu werden. Man musste rigorose Regeln befolgen und jeden Tag studieren.
Andere Gruppen wie die Kotzk-Gruppe (benannt nach einer polnischen Stadt) kleideten sich für gewöhnlich in Lumpen und begegneten Nichtmitgliedern mit offenem Zynismus. Sie distanzierten sich absichtlich von anderen, indem sie die heiligsten Gebräuche der Juden, wie zum Beispiel Yom Kippur, missachteten. Mitglieder dieser Gruppe streuten Brotkrümel in ihre Bärte, als wollten sie den Anschein erwecken, an diesem strengen Fastentag Brot gegessen zu haben. Natürlich stieß das viele Menschen ab.
Nichtsdestotrotz bemühten sich die gleichen Kabbalisten, die die Weisheit so streng hüteten, jene Bücher zu verfassen, die heute die Grundpfeiler des Kabbalastudiums darstellen. Rabbi Izchak Luria (Der Heilige ARI) sagte, dass von nun an das Studium des Buches Sohar (fortan Sohar genannt) für jeden, der es wünsche, erlaubt sei.
ARI lehrte sein Leben lang eine Gruppe von Studenten, doch an seinem Sterbebett verbat er allen außer Rav Chaim Vital, das Studium fortzusetzen. ARI sagte, dass nur Chaim Vital es verstünde, richtig zu lehren; er befürchtete, dass die Schüler ohne den richtigen Lehrer vom rechten Weg abkommen würden.
Baal HaSulam veröffentlichte am 5. Juni 1940 die Zeitung HaUma (Das Volk). Er versuchte auch, David Ben Gurion und andere wichtige Personen der jüdischen Siedlungen in Palästina davon zu überzeugen, kabbalistische Prinzipien ins Bildungssystem aufzunehmen. Nach seiner Meinung würden in Zukunft die Menschen aller Religionen die Kabbala studieren können. Ihre Religionen würden sie dennoch ohne Probleme weiter ausüben können.
Solche Aussagen und die Verbreitung der Kabbala erschienen zur damaligen Zeit so unorthodox und inakzeptabel, dass die Zeitung Das Volk nach wenigen Wochen durch das Britische Mandat verboten wurde. Um diesen Akt zu rechtfertigen, wurde das Gerücht in Umlauf gebracht, dass Ashlag kommunistisches Gedankengut verbreiten wolle.
Die Kabbala verfolgt nur einen einzigen Zweck: Sie bietet einen Ansatz, der dem Menschen hilft, den Sinn seines Daseins zu verstehen.
Heute fragen sich mehr Menschen als je zuvor nach dem Sinn des Lebens. Kabbala ist eine Lehre, die Einblicke und neue Perspektiven in das Leben bringt. Dies wiederum führt zu spiritueller Erfüllung und scheint der Grund für die heutige Beliebtheit der Kabbala zu sein.
In Die Lehre der Zehn Sefirot, einem ausführlichen Kommentar zu den Schriften des ARI, schrieb Baal HaSulam, dass man dann bereit für die Kabbala sei, wenn man
• sich manchmal fragt, wozu das Leben dient;
• sich wundert, warum man selbst und alles andere existiert;
• nicht weiß, warum das Leben zeitweise so schwierig ist.
Im Kreislauf des Lebens hat jedes Teilchen seine spezielle Funktion. Kein Teil der Schöpfung kann tun und lassen, was er will, denn das Wohlergehen des Individuums hängt vom Wohlergehen des Kollektivs ab. Das Gesetz der wechselseitigen Abhängigkeit bedingt, dass kein Geschöpf ein anderes übervorteilt, denn jeder zugefügte Schaden fällt auf es selbst zurück.
Der Mensch ist die Ausnahme von dieser Regel, obwohl natürlich nicht alle Menschen rücksichtslos handeln und sich dadurch auch selbst Schaden zufügen. Wir versuchen, unsere Umgebung oder unsere Mitmenschen zu beherrschen, und glauben, dass wir sie in die Form zwingen können, die uns gefällt.
Doch ein kurzer Blick auf die Nachrichten zeigt uns das Ergebnis solcher Versuche; alles, was wir dadurch erreichen, ist Unglück für uns selbst und andere. Wie wir in Teil Drei zeigen werden, wurde nichts ohne Grund erschaffen, nicht einmal die menschliche Zerstörungswut.
Diese scheint eine große Bedrohung für unsere Umwelt zu sein. Daher verwundert es nicht, dass sich die Menschen heute mehr denn je die Sinnfrage stellen. Die Weisheit der Kabbala kann uns zwar nicht dabei helfen, diese Frage bis ins Letzte zu beantworten, sie bietet aber Mittel zu einer tiefergehenden Untersuchung.
Wenn Menschen begreifen, dass Reichtum, Sex und Macht sie nicht zufriedener machen, fragen sie nicht länger nach dem Wie sondern mehr nach dem Warum. In solchen Zeiten haben daher viele Lehren, die Antworten auf das Warum geben, gute Chancen auf Popularität.
Da die Kabbala sich speziell mit der Frage nach dem Sinn des Lebens befasst, überrascht es nicht, dass viele Menschen sie attraktiv finden. Ihre Beliebtheit bei Prominenten trägt zusätzlich zu ihrer Verbreitung bei.
Die Haltung „Erlaubt ist, was gefällt“ führt dazu, dass heutzutage alles mit allem vermischt wird: Wissenschaft mit Religion, Rock’n Roll mit Beethoven. Es gibt sogar Sushieis, wussten Sie das? Auch die Kabbala wird mit mehr Glaubenslehren in Verbindung gebracht als es Beläge auf einer Pizza gibt.
Doch es gibt noch einen ernsteren Grund für das plötzliche Auftauchen dieser uralten Wissenschaft. Die Kabbala hatte immer den Ruf, dass sie Einblicke in die höchsten Kräfte der Natur, in die spirituelle Welt und in die Natur Gottes gäbe. Daher neigten die Menschen immer dazu, kabbalistische Begriffe mit allen möglichen Lehren zu vermischen.
Das Problem an solchen Vermischungen besteht darin, dass sie die Macht der Kabbala unterminieren, die uns Hilfe beim Verständnis unserer menschlichen und spirituellen Natur bietet. Trotzdem steht dies im Mittelpunkt der Lehre und ist der Hauptgrund für den hohen Bekanntheitsgrad der Kabbala.
Um jegliche Missverständnisse zu vermeiden, werfen wir einen Blick auf das, was die Kabbala NICHT ist. Sie ist keine Religion und hat nichts mit Religion zu tun, auch nicht mit Magie, Mystik, Hellseherei, Kult, Medizin, Holistik, Meditation, Philosophie, Theosophie, Psychologie oder Parapsychologie, Telepathie, Traumdeutung, Tarot, Yoga, roten Bändern, Segenssprüchen, Rückführungen, Numerologie, Reiki, Channeling, Astrologie, Voodoo, Freimaurerei, Sufismus oder irgendeinem anderen -ismus. Die Kabbala gibt es schon seit sehr, sehr langer Zeit und sie rückt nun in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Jene, die in ihr den „letzten Schrei“ sehen, werden bald weiter wandern und sich nach Neuem umsehen. Doch jene, die tief in die Prinzipien der Kabbala eintauchen, werden genug für ein ganzes Leben darin finden.
• Die Kabbala ist eine Methode, die die tiefsten Fragen des Lebens beantwortet.
• Die Kabbala tauchte erst auf, als diese Fragen in Massen auftraten.
• Die Kabbala wird zu Unrecht mit allen möglichen spirituellen Lehren assoziiert.
• Die Kabbala ist keine vorübergehende Modeerscheinung, sondern eine praktische Methode, die Natur des Menschen und das Wesen des Schöpfers zu verstehen.
• Die wahre Wirklichkeit
• Das Tor zum „Sechsten Sinn“ öffnet sich
• Erfahren, was wir wissen wollen
• Im Herz der Selbstsucht liegt das wahre Geben
Nun da wir die üblichen Missverständnisse über die Kabbala ausgeräumt haben, wenden wir uns ihrem wahren Wesen und ihren grundlegenden Konzepten zu. Die Begriffe, die wir verwenden und in diesem Kapitel diskutieren, entstammen der Sprache der Kabbala.
Wir zeigen Ihnen auch, warum das Kabbalastudium nicht nur für Sie sondern für die Gesellschaft als ganze von großem Vorteil ist.
Im Hebräischen bedeutet Kabbala „Empfangen“. Doch die Kabbala ist nicht nur Empfangen. Sie ist eine Methode, die uns lehrt, wie wir empfangen sollen. Die Kabbala hilft Ihnen dabei, herauszufinden, wo Sie sich tatsächlich befinden. Sie zeigt die Grenzen der fünf Sinne und eröffnet Ihnen die Möglichkeit, einen „sechsten Sinn“ zu entwickeln.
Dieser sechste Sinn bereichert nicht nur Ihr Leben, sondern öffnet ebenfalls die Tür zu einer „schönen neuen Welt“. Darin gibt es weder Tod noch Leid oder Schmerz. Und das Beste daran ist, dass Sie dafür nichts aufgeben müssen: Man muss nicht sterben, um dorthin zu gelangen; man muss weder fasten noch sich sonst irgendwie einschränken. Kurz gesagt, die Kabbala entfernt Sie nicht von Ihrem normalen Leben; sie fügt allem, was geschieht, eine neue Bedeutung und Kraft hinzu. Ja, es stimmt: Kabbalisten genießen ihr Leben in vollen Zügen.
Um die Art des Genusses zu verstehen, den ein Kabbalist empfängt, muss man zunächst die kabbalistischen Konzepte kennen: In der gesamten Wirklichkeit gibt es nur eine einzige Kraft – die Kraft des Gebens. Sie erzeugt „etwas“, das ihre Geschenke zu empfangen vermag. Die gebende Kraft wird in der Kabbala „Schöpfer“ genannt und das Erschaffene „Schöpfung“ oder „Geschöpf“. Das Geschöpf sind wir, die Menschheit als Gesamtes und jeder von uns persönlich.
Dieses Geschöpf durchläuft einen Prozess des Lernens und der Entwicklung und entdeckt am Ende seiner Reise die volle Pracht und Größe seines Schöpfers. Baal HaSulam erklärt, dass diese Enthüllung des Schöpfers an Seine Geschöpfe das Wesen und der Sinn der gesamten Schöpfung sind.
Vertiefen wir uns ein wenig in die Enthüllung des Schöpfers. Das Wesen der Kabbala („Empfangen“) besteht laut Baal HaSulam darin, den Schöpfer zu entdecken, denn das sei es, was uns die ultimative Erfüllung bringt.
Doch es steckt mehr dahinter: Die Kabbala erklärt, dass die Erkenntnis des Göttlichen gleichbedeutend ist mit der Kenntnis des Gesetzes, das die Natur regiert. Tatsächlich ist der Schöpfer die Natur. Durch die Enthüllung dieses Gesetzes offenbart sich die Wirklichkeit als Ganzes, als gesamte Tonleiter; wir verstehen, warum Dinge geschehen, und wie wir sie nicht nur voraussagen, sondern sie sogar zu unserem Vorteil nutzen können.
Wenn Sie die Vielschichtigkeit der Natur erkennen, überwinden Sie Ihr derzeitiges irdisches Leben und die Begrenzung durch Ihre fünf Sinne, als hätte jemand die Schleier vor Ihren Augen gelüftet und Ihnen einen Blick auf die vollkommene Schönheit dieser Welt gewährt.
Wie funktioniert es nun und was bekommt man tatsächlich? Die Realität ist wie eine Stickerei, auf der man ein vollkommenes Bild erkennen kann. Doch auf der Rückseite sieht man viele Fäden und Knoten und erkennt weder Anfang noch Ende. Die Kabbala hilft Ihnen dabei, die Fäden auf der Rückseite der Stickerei zu entwirren, und sie leitet Sie an, wie Sie selbst zum Stickenden werden und ein Bild, das Ihnen gefällt, entwerfen können.
Empfangen in der Kabbala befasst sich mit der Wahrnehmung der spirituellen Welt. Sie ist für unsere Sinne unsichtbar und doch erfahren wir sie. Wenn alles, was wir wahrnehmen, von unseren Sinnesorganen abhängt, steht außer Frage, dass wir für die Wahrnehmung der Spiritualität ein spezielles Sinnesorgan entwickeln müssen. Wir brauchen nicht außerhalb von uns zu suchen, sondern müssen die Wahrnehmung kultivieren, die in uns bereits verborgen vorhanden ist. Diese nennt man in der Kabbala „sechsten Sinn“.
Doch dieser Ausdruck ist etwas verwirrend, da es sich nicht um einen „Sinn“ physiologischer Art handelt. Weil wir damit jedoch etwas wahrnehmen können, was unseren herkömmlichen Sinnen verborgen bleibt, einigten sich die Kabbalisten darauf, diese „anderen Wahrnehmungsfähigkeiten“ als „sechsten Sinn“ zu bezeichnen.
Und hier liegt das Problem: Unsere fünf Sinne dienen dazu, unseren persönlichen und ureigensten Interessen zu dienen. Sie teilen uns all das mit, was uns zu unserem eigenen Vorteil gereicht. Wenn unsere Sinne auf das Wohlergehen des Nächsten oder der Welt ausgerichtet wären, würde sich unser gesamtes Empfinden ändern. Wir wären fähig, unsere Mitmenschen, jedes Tier oder jede Pflanze dieser Welt „wahr“ zu nehmen. Wir würden unbegrenztes Verständnis erlangen, allwissend und buchstäblich göttlich sein.
In einem derartigen unbegrenzten Zustand würden wir unsere fünf Sinne auf ganz andere Art nützen. Im Zentrum ihrer Aufmerksamkeit stünde nicht der persönliche Vorteil, sondern die Kommunikation mit der gesamten Schöpfung. Daher ist der „sechste Sinn“ gleichbedeutend mit der Absicht, mit der wir unsere Sinnesorgane nützen. Die Absicht stellt ein wichtiges kabbalistisches Konzept dar und wird in Kapitel Vier genauer behandelt.
Die Kabbala ist sehr leicht zu verstehen, wenn man weiß, wie. Sie schreibt dem Schöpfer unendliche Güte und bedingungsloses Geben an die Geschöpfe zu. Daher wurden wir mit einem ebenso unendlich großen Wunsch nach Erfüllung erschaffen, um Seine Geschenke zu ersehnen und aufnehmen zu können. Die Kabbala beschreibt diese Sehnsucht als „Verlangen, Freude und Genuss zu empfangen“ oder einfach als „Verlangen zu empfangen“.
Baal HaSulam erklärt in der Einführung zum Buch Sohar, warum das „Verlangen zu empfangen“ erschaffen werden musste:
Da der Schöpfungsgedanke das Geben an die Geschöpfe beinhaltet, erschuf Er in den Seelen einen unbändigen Wunsch danach, das zu empfangen, was Er geben will. Daher bewirkt allein schon der Schöpfungsgedanke einen riesigen Wunsch nach Erfüllung (in den Seelen) entsprechend dem Ausmaß an Genuss, den der Allmächtige den Seelen bereiten will.
Wir haben also die Fähigkeit, das Potenzial und das unbewusste Verlangen nach der Verbindung mit dem Schöpfer und erfahren vollkommene Erfüllung, indem wir Seine Güte annehmen.
In der Praxis hat ein solches Verlangen zu empfangen jedoch durchaus Konsequenzen. Baal HaSulam beschreibt die Komplexität des menschlichen Zustandes in seinem Essay „Frieden in der Welt“ wie folgt:
Jeder Mensch fühlt sich in der Welt des Schöpfers als alleiniger Herrscher und denkt, dass alles andere nur dafür erschaffen wurde, ihm sein Leben zu erleichtern und zu verbessern. Er fühlt keinerlei Notwendigkeit, eine Gegenleistung zu erbringen.
Brutal ausgedrückt heißt das, dass wir bis in die kleinste Faser selbstsüchtig sind. Durch die Korrektur aber verwandelt sich dieser extreme Egoismus in die höchste Stufe des Altruismus.
Als Egoist geboren zu werden, bedeutet nicht, dass man es für alle Zeiten bleiben wird. Wir erinnern uns daran, dass die Höchste Kraft unendlich gütig ist und die Geschöpfe deswegen erschaffen wurden, um diese unendliche Güte zu empfangen.
Wenn sich das Verlangen zu empfangen im Geschöpf entwickelt, findet eine beinahe magische Verwandlung statt. Das Geschöpf will nicht nur vom Schöpfer empfangen, sondern allmählich sogar so sein wie Er. Denken Sie daran, wie sehr kleine Kinder das Verhalten ihrer Eltern imitieren. Wie sehr der Wunsch, erwachsen zu werden, die Basis allen Lernens ist. Kabbalisten sagen, dass der kindliche Wunsch nach Erwachsensein dem Wunsch des Geschöpfs entspricht, schöpferähnlich zu werden.
Mit den Eltern als Vorbild studiert man als Kind deren Handlungen, ahmt sie nach und so wächst man heran. Wenn man sich demgemäß den Schöpfer zum Vorbild wählt, studiert man Ihn, um so zu werden wie Er. Man lernt das wirkliche Geben und erkennt, wie sich der grenzenlos egoistische Wunsch, schöpferähnlich zu sein, in Altruismus wandeln kann (dies wird noch detaillierter in den folgenden Kapiteln besprochen). In der Kabbala wird die Fähigkeit, schöpferähnlich zu sein, als das „Erlangen der Eigenschaft zu geben“ bezeichnet.
Daraus folgt, auch wenn es widersprüchlich klingt, dass der egoistischste Wunsch jedes Menschen darin besteht, wie der Schöpfer zu sein, das heißt, ein vollkommener Altruist zu werden.
• Die Kabbala zeigt uns die Methode, mit deren Hilfe man erlernen kann, wie man richtig empfängt.
• Der Wunsch des Schöpfers besteht darin, Genuss zu geben; daher erschuf Er das Verlangen zu empfangen.
• Der „sechste Sinn“ erlaubt uns, die höheren spirituellen Welten wahrzunehmen.
• Der Zweck der Kabbala besteht in der Enthüllung des Schöpfers, während wir noch in dieser Welt leben.
• Die größten Egoisten wollen wie der Schöpfer selbst sein: Altruisten.
• Die Wirklichkeit – anders als das, was wir sehen
• Die Grenzen unserer subjektiven Wahrnehmung
• Wir werden von vier Faktoren bestimmt; und wenn wir einen verändern, verändern sich alle
• Freie Wahl besteht ausschließlich in der Wahl des Umfeldes
Nun, da wir ein wenig Basiswissen darüber erlangt haben, wie sich die Kabbala entwickelt hat und was sie ist, werfen wir einen genaueren Blick darauf, welchen Nutzen wir aus ihr ziehen können. Dieses Kapitel behandelt die Konzepte, die in Kapitel Zwei vorgestellt wurden, und zeigt, wie Kabbalisten den Schöpfer verstehen bzw. was sich der Schöpfer von Ihnen erwartet.
Außerdem gibt dieses Kapitel einen Einblick in das Wesen der Wirklichkeit und wie Sie sie wahrnehmen bzw. was Ihnen verborgen bleibt. Sie lernen auch, worin die Macht des freien Willens besteht und wie Sie mit dieser Erkenntnis Ihr Leben zum Besseren verändern können.
Sehen Sie sich um. Was sehen Sie? Was hören Sie? Haben Sie sich je gefragt, ob es jenseits der Wahrnehmung durch Ihre fünf Sinne noch etwas anderes gibt? Möglicherweise andere Welten oder Wesen, die Sie nicht wahrnehmen können?
Für einen Kabbalisten leben wir in vollkommener Dunkelheit und sind unfähig, das größere Bild zu erkennen, obwohl es zum Greifen nah ist. Ohne es besser zu wissen, halten wir unseren Blick auf die Welt für den einzig möglichen. Doch die Kabbala beleuchtet die gesamte Wirklichkeit und macht sie offensichtlich. Durch sie erlangen wir die Fähigkeit, das gesamte Puzzle zu erfassen, und unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit wandelt sich. Wir können dann nicht mehr gleich handeln wie vorher, als wir uns noch in der Dunkelheit befanden, und daraus ergibt sich ein wechselseitiger Nutzen für uns und für andere.
Hat sich Ihre Hand jemals seltsam angefühlt, weil sie nur fünf Finger hat? Höchstwahrscheinlich nicht. Obwohl wir durch unsere fünf Sinne unsere Wahrnehmung perfektionieren können, haben wir dennoch keine Ahnung davon, welche Wahrnehmung uns fehlt. Es ist unmöglich, die wahre Wirklichkeit zu erkennen, denn sie fehlt uns nicht; genauso wenig wie ein sechster Finger.
Da die Phantasie ein Produkt unserer Sinneswahrnehmungen ist, können wir uns kein Objekt oder Wesen vorstellen, das außerhalb unserer Vorstellungskraft liegt. Denken Sie an die phantasievollsten Kinderbücher oder die abstrakteste Kunst. Gleichen ihre Darstellungen nicht irgendwie immer Dingen, die wir bereits kennen? Versuchen Sie einmal, sich das Irrste vorzustellen, zu dem Sie in der Lage sind – es wird immer noch Ähnlichkeit mit etwas bereits Bestehendem haben.
Die Erlangung des sechsten Sinns ist ein lang andauernder Prozess. Er entspricht einer höheren Ebene unserer Wahrnehmung, auf der wir die Vernetzung aller Dinge und Ereignisse erfassen und unseren Platz in dieser Vernetzung verstehen.
Mit großer Wahrscheinlichkeit erhalten wir viele Eindrücke von äußeren Objekten. Da unsere Sinnesorgane jedoch nicht dieselben Eigenschaften haben wie diese äußeren Objekte, fallen sie aus unserer Wahrnehmung heraus. Wir nehmen nur jenen Teil des Objekts wahr, der für uns bekannte Eigenschaften aufweist. Für eine allumfassende Wahrnehmung müssen wir aber erst vollständig in die Schöpfung eintauchen. Anders ausgedrückt, müssen wir uns all der Formen der Realität, die in uns existieren, bewusst werden; erst dann ist das Bild der Wirklichkeit vollständig.
Wie erlangen wir nun diesen sechsten Sinn, der uns die Wahrnehmung für die Spiritualität eröffnet? Tatsächlich existiert er bereits in uns, allerdings verborgen. Erinnern Sie sich an die Absicht im vorangegangenen Kapitel! Mit dieser Absicht erwecken wir diesen Sinn aus seinem Dornröschenschlaf.
Durch Ausdauer und Studium erreichen wir die Erkenntnis der Welt des Schöpfers und damit des Gebens. Die Kabbala nennt diese Welt „die Höhere Welt“. Durch die Kultivierung des sechsten Sinns beginnen wir allmählich, die Höhere Welt zu fühlen und zu verstehen.
Unsere Wahrnehmung der Höheren Welt hängt von unserer spirituellen Stufe ab. Anfangs können wir uns überhaupt nichts darunter vorstellen, denn unsere Eigenschaften stimmen nicht mit jenen des Schöpfers überein. In diesem Zustand erfahren wir nur die materielle Welt, in der wir leben, und unsere Vorstellung der Spiritualität beschränkt sich ausschließlich auf unsere Phantasie.
Doch sobald wir die erste spirituelle Eigenschaft erlangen, das erste Stückchen Altruismus, erlangen wir damit auch die Fähigkeit, Spiritualität als solche zu erkennen. Kabbalisten nennen es „Überschreiten der Grenze“. Jenseits dieser Grenze schreiten wir sogar ohne Lehrer fort, denn wir nehmen die Lenkung des Schöpfers bewusst wahr. Trotzdem setzen Kabbalisten oft ihr gemeinsames Studium mit dem Lehrer fort. Ihr Verhältnis zu ihm ändert sich dabei jedoch drastisch, denn sie müssen nicht mehr wie ein Blinder an der Hand geführt werden, sondern begeben sich an seiner Seite auf eine wunderschöne Entdeckungsreise.
Jenseits der Grenze lernt man von der eigenen Seele, indem man sie und ihre Beziehung zum Schöpfer studiert. Um das zu verstehen, betrachten wir den Vorgang des Hörens als Beispiel: Beim Hören trifft eine Schallwelle auf das Trommelfell, welches seinerseits einen Gegendruck von innen ausübt. So wird ein Gleichgewicht hergestellt, durch das man die Tonqualität und die Lautstärke messen kann. Doch damit diese Wahrnehmung auftreten kann, muss es ein verbindendes Element zwischen Empfänger und Sender geben. Im Fall des Hörens ist dies das Trommelfell.
Doch was ist die verbindende Kraft zwischen unserer Wahrnehmung und dem Schöpfer? Vielleicht benötigen wir eine Art „spirituelles Trommelfell“ mit der gleichen Eigenschaft wie das, was vom Schöpfer zu uns kommt? Tatsächlich existiert ein solches „Trommelfell“; es ist die in Kapitel Zwei vorgestellte Absicht. Was immer man mit der Absicht zu geben macht, wird spirituell als Geben betrachtet. Der Knackpunkt besteht nur darin zu erkennen, wo sich die Absicht zu empfangen befindet, und sie dann in eine Absicht des Gebens umzudrehen. Mehr darüber in Kapitel Zwölf.
Unsere Wahrnehmung hängt von unseren Genen, unseren Erfahrungen und unserem sozialen Umfeld ab. Sie ist gänzlich subjektiv. Egal, was unsere Sinne uns vermitteln – was wir letztendlich empfinden und wie wir handeln, ist sehr individuell.
Angenommen uns fehlt der Gehörsinn – gibt es um uns herum dann keine Geräusche? Gibt es nicht trotzdem Musik oder das Donnern von über uns hinweg fliegenden Jets? Hören die Vögel auf zu singen, nur weil wir nicht in der Lage sind, ihr Zwitschern zu hören? Für den Tauben schon. Niemand kann ihm auch nur im Entferntesten klar machen, wie der Gesang einer Nachtigall klingt. Außerdem gibt es auf der Welt keine zwei Menschen, die dasselbe Geräusch auf dieselbe Weise wahrnehmen.