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Studienarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Ludwig-Maximilians-Universität München (Germanistik), Veranstaltung: Hauptseminiar: Kafka intermedial, Sprache: Deutsch, Abstract: Um sich dem Zusammenhang zwischen Körper und Medien gewahr zu werden, scheinen Kafkas Novellen, insbesondere "Die Verwandlung" in unvergleichbarer Weise prädestiniert zu sein. Wie kein anderer richtet Kafka sein Augenmerk auf den Körper als den zentralen Wahrnehmungsapparat, indem er in eigenschöpferischer sogenannter „kafkaesker Weise“ den Körper als wandelbares Medium inszeniert. Anhand der negativen Medientheorie von Dieter Mersch und Sybille Krämer untersucht die Arbeit die plötzliche Metamorphose Gregors zum Tierkörper als mediale Störung des intakten Prozessierens. Dabei wird die Denkfigur des Mediengenerativismus in Anschlag gebracht, der die Verwandlung als „korporalisierende Perforformativität“ versucht zu verstehen, wonach der Körper nicht nur als reine Vermittlungsinstanz zu verstehen ist, sondern als die Verkörperung des Körpers und damit als der Erzeuger dessen, was er vermittelt. Entscheidend für diesen interpretativen Schritt ist dabei die Untersuchung des Wechselverhältnisses zwischen Tier und Mensch, das überhaupt erst den Körper in seiner verstörenden Darstellungsmacht zum Vorschein bringt. Des Weiteren wirft die Arbeit die Frage auf, inwieweit die dialektische Beziehung zwischen Gregor (Tier) und seiner Familie (Mensch) auch als intermediales Spiel zweier distinkter Medien betrachtet werden kann und umgekehrt. Der Versuch die Medienästhetik auf die Ebene des organischen Körpers zu übertragen, wird dadurch möglich, das Kafka in seinem fiktiven Universum das Tier als den sonst vernachlässigten Genossen des Menschen auf die Bühne bringt. Mindestens gleichwertig neben dem Menschen als den eigentlichen Protagonisten, gesellt sich in seinen Romanen das wesensfremde Tier als „Subjekt“ hinzu und initiiert mit seiner exponierten Stellung nicht nur einen kontraintuitiven Rollentausch, sondern sorgt darüber hinaus für ein biologisches und phantastisches Durcheinander, dessen körperliche Zustandsveränderung eine Ähnlichkeit zum intermedialen Wechselspiel erkennen lässt. Ebenjene Zustandsveränderung von Mensch zu Tier bzw. Tier zu Mensch soll in dieser Arbeit medientheoretisch als (intermediale) Transformation aufgezeigt werden.
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