Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 647 - Ruth von Warden - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 647 E-Book

Ruth von Warden

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Verzweifelt und hoffnungslos irrt die junge Krankenschwester Corinna Dallmann durch die Nacht. Nur das Kind, das sie unter dem Herzen trägt, lässt sie den Mut nicht ganz verlieren. Sie fühlt ihre Liebe verraten von dem Mann, den sie über alles liebt, dem Vater ihres Kindes. Heute Abend, als sie Winfried Gersdorf erzählen wollte, dass sie Mutter wird, war er nicht allein. In seinem Arm hielt er die schöne, verführerische Julia von Hassau.
Ohne ein Wort zu sagen, wandte sie sich ab und stürzte hinaus in die Nacht ...


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 137

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Bleib bei mir, Corinna

Vorschau

Impressum

Bleib bei mir, Corinna

Der weite Weg einer Frau zum Glück

Verzweifelt und hoffnungslos irrt die junge Krankenschwester Corinna Dallmann schon seit Stunden durch die Nacht. Nur das Kind, das sie unter dem Herzen trägt, lässt sie den Mut nicht ganz verlieren. Sie fühlt ihre Liebe verraten von dem Mann, den sie über alles liebt, dem Vater ihres Kindes. Heute Abend, als sie Winfried Gersdorf erzählen wollte, dass sie Mutter wird, war er nicht allein. In seinem Arm hielt er die schöne, verführerische Julia von Hassau.

Ohne ein Wort zu sagen, wandte Corinna sich ab und stürzte hinaus in die Nacht ...

Nervös blickte die junge Corinna Dallmann auf die Uhr.

»Ich schaffe es nicht«, stieß sie seufzend hervor, als sie sich schnell umkleidete und ein Duschbad nahm.

Ausgerechnet heute hatte sie etwas länger auf der Station im Krankenhaus bleiben müssen, dabei war heute ihr großer Tag.

Schon seit Wochen freute sich Corinna Dallmann auf den bevorstehenden Ball. Seit Tagen hing das selbst geschneiderte Kleid im Schrank.

Corinna Dallmann war zweiundzwanzig Jahre alt. Sie war Waise und hatte etliche Jahre in einem Waisenhaus verbracht, weil sie keine Verwandten mehr besaß. Als Krankenschwester tat sie ihre Pflicht. Sie half gern, und die Arbeit machte ihr viel Freude, denn es erfüllte sie mit Stolz, wenn sie kranken Menschen helfen konnte und dafür manch dankbaren Blick bekam.

Vor einem Jahr war Corinna »dem Mann ihres Lebens« begegnet. Er hieß Winfried Gersdorf, war fünf Jahre älter als sie und Kaufmann von Beruf.

Wieder blickte sie zur Uhr. In zehn Minuten würde Winfried vor der Tür stehen.

So schnell sie konnte, schlüpfte sie in die frischen Sachen und zog das Kleid über den Kopf. Stolz betrachtete sie sich im Spiegel. Niemand würde sehen, dass sie dieses Kleid selbst geschneidert hatte.

In diesem Augenblick klingelte es.

»Meine Güte«, murmelte sie, »kann Winfried denn nicht einmal auch nur eine Minute später kommen?«

Sekunden später trat sie lächelnd aus dem Haus.

Sie küssten sich, dann fuhren sie los. Beide waren in Hochstimmung.

Winfried Gersdorf bewunderte seine hübsche Partnerin.

»Es ist schön, dass man sich auf dich verlassen kann, Corinna«, sagte er. »Du bist immer sehr pünktlich.« Rasch warf er einen Blick auf die Uhr.

Sie lächelte stolz. Wenn du wüsstest, dachte sie, ich hatte nur fünfunddreißig Minuten Zeit. Andere Mädchen wären in dieser Zeit gerade aus der Badewanne gekommen.

Es war ein wunderschöner Ball. Corinna tanzte viel, und immer, wenn sie zur Tanzfläche ging, sah sie in zwei dunkle Männeraugen, die ihr offenbar überallhin folgten.

Zuerst nahm Corinna es nur am Rande wahr, dann war es ihr unangenehm, später errötete sie, wenn sie an dem Tisch vorbeimusste.

Auch Winfried hatte es bemerkt.

»Was will der Kerl von dir? Er starrt dich an, als seiest du ein Weltwunder.« Besitzergreifend zog er sie an sich.

»Wen meinst du?«, fragte sie, obwohl sie genau wusste, von wem er sprach.

»Kennst du den Mann?«, fragte Winfried scharf.

»Nein, ich kenne ihn nicht«, sagte sie wahrheitsgemäß.

Der Fremde tanzte nur ab und zu, offensichtlich wartete er auf Bekannte. Diese Freunde kannte Winfried Gersdorf auch, und es kam so, dass der Fremde vorgestellt wurde.

Corinna hatte seinen Namen nicht genau verstanden. Hohenbirken oder so ähnlich, und Corinna wunderte sich nicht, dass er sie nach einer geraumen Zeit zum Tanz aufforderte.

Sie tanzten, und die Beleuchtung zuckte in bunten Farben über die Tanzfläche.

»Schade, dass die Musik so laut ist«, murmelte der Mann an ihrem Ohr. »Wenn ich dürfte, würde ich mir jetzt eine leere Tanzfläche, einen langsamen Walzer in normaler Lautstärke und Sie als Partnerin wünschen.«

»Ich werde bald heiraten«, erwiderte Corinna, weil sie ihm klarmachen wollte, dass sich ihr Herz schon entschieden hatte und es ihr peinlich war, wenn er ihr so deutlich zeigte, wie sehr sie ihm gefiel.

»Das kann ich verstehen«, sagte er. »Wäre ich an der Stelle des jungen Mannes, würde ich Sie auch sehr schnell zum Standesamt führen. Er ist ein Glückspilz.«

Corinna war froh, als sie wieder an den Tisch zurückkehren konnte. Winfried beobachtete sie genau. Beim nächsten Tanz führte er sie zur Tanzfläche.

»Hat er dich belästigt?«, fragte er.

»Aber nein. Er ist sehr höflich«, beeilte sie sich zu sagen.

»Nach meinem Geschmack zeigt er zu deutlich, dass du ihm gefällst.«

»Sei nicht böse, ich kann doch nichts dafür, Winfried.«

»Er soll reich sein«, stieß er hervor.

»Was bedeutet schon Reichtum? Liebe ist viel wichtiger.«

»Prima, dass du das sagst, Corinna. Du bist kein Mädchen, das einem reichen Mann schöne Augen macht.«

»Nur Liebe ist wichtig auf der Welt«, flüsterte sie und drückte sich enger an ihn. Winfried hauchte ihr einen Kuss auf das Haar.

»Wir werden es schon schaffen«, flüsterte er. »Wir werden eine hübsche kleine Wohnung haben.«

Eine Stunde später verließen sie das rauschende Fest. Winfried tat, als ob er müde sei, aber Corinna wusste, dass er nicht mehr Geld ausgeben konnte. Die Getränke waren sehr teuer gewesen, und von ihr wollte er keinen Zuschuss annehmen.

Glücklich ging sie neben ihm her. Draußen war die Luft warm.

»Fahren wir noch zu mir?«, fragte er leise.

Sie nickte.

So fuhren sie heim, und die Nacht nahm sie auf, später das Zimmer, und der Mond schien hell zu ihnen ins Fenster hinein.

»Ich liebe dich«, sagte der Mann innig.

»Ich liebe dich auch«, antwortete Corinna, und sie hätte mit niemandem auf der Welt tauschen mögen. Ihr Herz war glücklich und zufrieden.

♥♥♥

Drei Wochen waren vergangen. Corinna war glücklich, wenn sie mit Winfried Gersdorf zusammen sein konnte, und doch schlug ihr Herz schneller, als sie den Fremden vor der Tür des Krankenhauses stehen sah.

Er sprach sie nicht an, wartete aber offensichtlich auf sie. Er stand vor dem Tor, zog dann den Hut, grüßte und ging weiter, als käme er ganz zufällig hier vorbei.

Was will er von mir?, dachte sie. Warum spricht er mich nicht an?

Einmal war sie ihm in einem Lebensmittelladen begegnet. Natürlich konnte das ein Zufall gewesen sein, aber Corinna fühlte, dass er ihr folgte, wohin sie auch ging. Manchmal spürte sie, dass sie beobachtet wurde, und wenn sie sich umdrehte, stellte sie fest, dass er nicht in der Nähe war.

Sie wurde nervös, gereizt und wünschte, dass sie ihm nie begegnet wäre, denn so eine Hartnäckigkeit war lästig.

Corinna überlegte ernsthaft, ob sie ihn ansprechen sollte, verschob es dann aber wieder.

Dann aber, am zweiundzwanzigsten Tag blieb er fort und kam auch in der darauffolgenden Woche nicht wieder. Corinna atmete auf.

Stürmisch läutete es an ihrer Tür, und als sie öffnete, stand Winfried Gersdorf davor.

»Ich muss mit dir reden«, rief er, »es ist etwas passiert, das man nicht einmal zu träumen wagt.«

»Ist es gut? Oder schlecht?«

»Oh Schätzchen, es ist mehr als ein Lottogewinn, verstehst du? Corinna, es ist ein Wunder, ein Märchen.«

Bei den Worten war der junge Mann eingetreten. Leise schloss Corinna die Tür hinter ihm. Nun hob der junge Mann Corinna auf die Arme und schwenkte sie wild im Kreis herum.

»Wir sind reich, wir sind reich, Corinna«, rief er immer wieder.

»Wirklich?«

»Ja. Wir haben Geld in Hülle und Fülle. Du kannst dir jeden Wunsch erfüllen, den du nur hast. Wünsche dir etwas, ich erfülle es dir sofort.« Der Mann war ganz außer Atem.

»Wie viel ist es denn, Winfried?«

»Setz dich hin, sonst fällst du um.« Er strahlte.

Neugierig blickte Corinna ihrem Geliebten in die Augen.

»Sag es schon«, wisperte sie.

»Es ist eine halbe Million.«

»Du bist verrückt«, stammelte das Mädchen.

»Ja, aber vor Freude.«

»Winfried, das kann doch nicht stimmen.«

»Das habe ich auch erst gesagt, aber dann habe ich den Scheck auf mein Konto eingezahlt. Morgen wird die Bestätigung der Bank schon zu lesen sein. Corinna, wir sind wirklich reich.«

»Das wirst du mir genau erzählen müssen«, flüsterte sie.

»Das war so«, begann Winfried, »vorgestern klingelt es an meiner Tür. Als ich aufmache, steht ein Mann vor mir und stellt sich als Rechtsanwalt Doktor Wagner vor. Er wollte mir nicht schreiben, sondern mich selbst aufsuchen, denn so lautete sein Auftrag.«

»Auftrag? Was für ein Auftrag?«

»Hör zu, Corinna. Mein Vater hat in der Kriegszeit einem Verfolgten geholfen, außer Landes zu kommen. Dieser Mann ist drüben in Amerika zum mehrfachen Millionär geworden. Da er sich bedanken wollte, hat er meinen Vater suchen lassen, ihn aber nicht finden können, weil er ja nicht mehr lebt.«

»Nein, er lebt nicht mehr«, stammelte Corinna verwirrt.

»Daraufhin hat der Mann überlegt, ob er die Summe meiner Mutter überweisen sollte oder mir, dem Sohn«, fuhr Winfried fort. »Er hat sich für mich entschieden, weil er meint, dass ich als junger Mensch das Geld noch besser gebrauchen kann. Er hat allerdings zur Auflage gemacht, dass ich meiner Mutter etwas abgebe und ihr eine hübsche Wohnung miete.«

»Das ist ja wohl selbstverständlich«, flüsterte Corinna.

»Natürlich, Liebling. Wünsch dir was, und ich erfülle es dir«, sagte er noch einmal übermütig und schwenkte sie wieder im Kreis herum.

»Geh mit mir essen«, bat sie, »in ein ganz vornehmes Lokal, aber sonst wollen wir besser noch kein Geld verschwenden. Winfried«, mahnte sie leise, »das ist sehr viel Geld, und es ist eine Chance, wie wir sie nie wieder bekommen. Du musst es richtig einteilen.«

»Das stimmt, mein Liebling, aber wir können uns ein paar große und kleine Wünsche erfüllen. Vielleicht kannst du dir gar nicht vorstellen, wie viel Geld das ist? Es ist sehr viel, wir bekommen dafür ein Haus. Du brauchst nicht mehr zu arbeiten, Corinna, das große Leben wird beginnen.«

»Tja ...«

»Morgen wird es in der Zeitung stehen. Ein Reporter war schon bei mir.«

»Ach, du lieber Himmel.«

»Warum sagst du das so ängstlich?«

»Die Leute könnten dich um Geld bitten.«

»Nicht bei mir«, sagte Winfried Gersdorf sicher.

»Ich kann es noch immer nicht glauben, Winfried.«

»Aber es ist wahr. Wir werden uns jetzt ein paar Tage nicht sehen. Ich werde zu meiner Mutter fahren, dann muss ich mich einkleiden, Corinna. Ich werde mir mindestens fünf Anzüge machen lassen. Alle vom Schneider und alle ...«

»Damit würde ich noch warten, Winfried.«

»Warum warten?« Er runzelte die Stirn.

»Weißt du«, murmelte sie zögernd, »ich habe mal von einem Mann gelesen, der kam durch einen Gewinn zu viel Geld, und er wurde es ganz schnell wieder los, weil er es mit vollen Händen ausgab.«

»Sag mal, graues Mäuschen, willst du mir die Stimmung verderben? Oder gönnst du mir keine fünf Anzüge? Versuchst du, die Hand auf mein Geld zu legen?«

»Aber nein, Winfried, nein, natürlich nicht, nur ...«

»Dann kümmere dich auch nicht um meine Angelegenheiten«, unterbrach er sie barsch. »Ich bin Kaufmann, und ich weiß, wie man Geld verwaltet.«

»Das glaube ich dir ja, Winfried.«

Später saßen sie gemeinsam da und machten Zukunftspläne.

Wie sollte denn das Haus aussehen, das man baute? Corinna machte den Vorschlag, dass seine Mutter zu ihnen kommen könnte.

»Das will ich nicht«, erklärte er, »ich will sie nicht immer um mich haben. Ich habe mich auf eigene Füße gestellt, und dabei bleibt es auch.«

»Winfried«, flüsterte sie. »Ich habe keine Mutter mehr, und ich würde mich freuen, wenn ich wieder eine hätte. Es müsste doch schön sein ...«

»Nein«, sagte er hart.

»Schon gut«, versuchte sie ihn zu beruhigen, »es war ja nur ein Vorschlag von mir.«

»Du hast schreckliche Ansichten, Corinna«, murmelte er, »manchmal bist du kaum zu ertragen. Jetzt endlich können wir machen, was wir wirklich wollen, begreifst du das noch immer nicht?«

»Ich werde es schon noch begreifen«, antwortete sie leise.

Er küsste sie. Corinnas Herz schlug ängstlich. Konnte ein plötzlicher Geldsegen einen Menschen wirklich so sehr verändern? Auch ihren geliebten Winfried?

Als sie sich trennten, schaute Corinna ihm lange nach. Sie seufzte.

»Wir werden reich sein«, flüsterte sie dann, »ein eigenes Häuschen haben, Kinder, für die ich den ganzen Tag lang da sein kann.« Ein wohliges Rieseln ging allein bei der Vorstellung über ihren Rücken.

♥♥♥

Am nächsten Tag stand es in der Zeitung. Corinna Dallmann hätte in den Boden sinken mögen, denn alle Kolleginnen fragten sie, wie lange sie noch arbeiten würde, wo sie es doch nun nicht mehr nötig hätte. Einige fragten, wann sie denn etwas springen ließe, schließlich hätte man ja viele Jahre miteinander gearbeitet, und eigentlich hatte man sich doch immer recht gut verstanden.

Eigentlich?

Corinna verstand die Welt nicht mehr. Sie wünschte, dieser Artikel wäre nie geschrieben worden, denn sie stand nicht gern im Mittelpunkt. Doch sie konnte es nicht ändern, und sie bemerkte, dass das Geld, das Winfried bekommen hatte, sehr wohl eine Veränderung in ihrem Leben mit sich bringen würde.

Als drei Wochen vergangen waren, wünschte sie, dass Winfried niemals so viel Geld bekommen hätte. Fünf Anzüge waren von ihm bestellt worden, er hatte darauf bestanden, dass sie sich neue Kleider kaufte, Kleider, in denen sie sich nicht wohlfühlte, weil sie einfach nicht zu ihr passten.

Und dann kam der Tag, der noch mehr Verwirrung in ihr Leben brachte.

Winfried erzählte ihr freudestrahlend, dass Julia von Hassau, die Tochter eines reichen Unternehmers, wie in jedem Jahr ein Sommerfest gab und er eine Einladung erhalten hatte.

»Sie hat dich eingeladen?«, fragte Corinna und riss entsetzt die Augen auf.

»Ja.« Stolz zeigte er ihr die Einladung.

»Aber warum?«

»Warum? Warum? Weil ich nun auch reich bin, weil ich dazugehöre, verstehst du das nicht?«

»Nein«, antwortete Corinna Dallmann. »Wirst du hingehen?«

»Natürlich werden wir hingehen.«

»Wir?« Ihre Augen wurden vor Schreck ganz groß.

»Ja. Du wirst mitkommen. Hier, schau die Einladung an. Es ist erwünscht, dass ich eine Begleiterin mitbringe.«

»Winfried, ich weiß nicht ...« Sie brach ab, weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte.

»Ich erwarte, dass du mich begleitest«, sagte er streng.

Corinnas Herz klopfte vor Aufregung.

»Julia von Hassau ist sehr schön«, sagte sie. »Ich habe sie einmal gesehen. Sie machte einen Besuch bei einer Freundin, die im Krankenhaus lag. Ja, sie ist sehr schön.«

»Wenn du dich richtig anziehst, wirst du genauso schön sein.«

»Mit Julia von Hassau soll ich an einem Tisch sitzen?« Sie schüttelte den Kopf.

»Mein Gott, das sind auch nur Menschen.«

»Du hast selbst zugegeben, dass du sie zuvor nur bewundert hast.«

»Ja. Und jetzt werde ich dazugehören. Es wird wunderbar sein, Corinna«, rief er freudig.

♥♥♥

Der Tag rückte immer näher. Corinna hatte gehofft, dass noch irgendetwas dazwischenkommen könnte. Eine Erkrankung vielleicht oder aber ein schweres Gewitter, das eine Gartenparty unmöglich gemacht hätte. Doch ihr Wunsch war nicht erfüllt worden. Die Sonne strahlte vom Himmel. Es war zauberhaftes Wetter.

Kritisch betrachtete sich Corinna im Spiegel.

Winfried Gersdorf war mit ihr zufrieden, als er sie sehr kritisch musterte. Er selbst sah auch gut aus. In einem Taxi fuhren sie zu der Villa, wo sich schon viele Gäste im Garten unterhielten.

Corinna und Winfried wurden vorgestellt. Corinna hörte Namen, die sie sonst nur immer in Romanen gelesen hatte. Da waren ein Baron, ein Graf, eine Komtess, ein Konsul und ein Botschafter, der wohl ein alter Freund der Familie war.

Ganz erstaunt stellte Corinna fest, dass alle sehr nett zu ihnen waren und Julia von Hassau sich vorbildlich um sie kümmerte. Dann stieg Corinna die Röte bis zu den Haarwurzeln ins Gesicht, denn sie sah den Fremden, der wochenlang vor dem Krankenhaus auf sie gewartet hatte, auf sich zukommen.

»Daniel Graf von Hohenbirken ist Ihnen ja bekannt, nicht wahr?«, sagte Julia von Hassau.

Der Graf verneigte sich höflich vor Corinna und küsste ihr die Hand, wie es zuvor schon viele Herren der Gesellschaft getan hatten. Er begrüßte auch Winfried Gersdorf herzlich.

Zwanglos bildeten sich Gruppen. Julia von Hassau, so verwöhnt sie auch war, konnte reizend sein, wenn sie es wollte, und an diesem Tag wollte sie reizend sein. Es gab wohl keinen Mann in der Gesellschaft, der sie nicht bewunderte. Winfried Gersdorf eingeschlossen.

Corinna bemerkte es, aber sie fand das ganz natürlich, denn Julia von Hassau war bildschön.

Sehr zeitig begann der Tanz im Freien. Corinna tanzte mit Winfried, dann aber tanzte er mit Julia von Hassau, und Corinna forderte Graf von Hohenbirken zum Tanz auf.

Leicht und sicher hielt er sie im Arm.

»Es ist schön, Sie wiederzusehen«, sagte er leise.

Corinna wagte nicht zu antworten.

»Gefällt es Ihnen hier?«, fragte er.

»Danke, ja.« Sie war sehr scheu und schüchtern.

»Haben Sie mich in den letzten Wochen nicht vermisst?«

»Wieso sollte ich Sie vermisst haben?« Röte stieg in ihre Wangen.

»Nun, ist es Ihnen gar nicht aufgefallen, dass ich nicht mehr am Krankenhaus war?«

»Warum machen Sie sich über mich lustig, Graf?«, fragte sie traurig.

Erschreckt sah er sie an.