Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 720 - Ruth von Warden - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 720 E-Book

Ruth von Warden

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Beschreibung

Die junge Komtess Claudia von Eschenreuth wird das Opfer von Menschen, die in ihrer Gier nach Hab und Gut vor nichts zurückschrecken. Hilflos ist das zarte Mädchen dem Intrigenspiel ausgeliefert, in seiner geraden, aufrichtigen Art durchschaut es nicht den raffiniert ausgeklügelten Plan, der es ins Verderben stürzen soll.
Claudias Liebe und ihr Lebensglück drohen durch die Lüge zweier gewissenloser Menschen zu zerbrechen ...

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Inhalt

Cover

Die mit der Lüge leben

Vorschau

Impressum

Die mit der Lüge leben

Meisterwerk um ein raffiniertes Intrigenspiel

Die junge Komtess Claudia von Eschenreuth wird das Opfer von Menschen, die in ihrer Gier nach Hab und Gut vor nichts zurückschrecken. Hilflos ist das zarte Mädchen dem Intrigenspiel ausgeliefert, in seiner geraden, aufrichtigen Art durchschaut es nicht den raffiniert ausgeklügelten Plan, der es ins Verderben stürzen soll.

Claudias Liebe und ihr Lebensglück drohen durch die Lüge zweier gewissenloser Menschen zu zerbrechen ...

Wie gehetzt lief Komtess Claudia die Treppe hinunter. Unten in der Halle blieb sie stehen. Sie wollte zu ihrem Vater. Vielleicht war er erwacht.

Leise ging sie den breiten Säulengang entlang. Vor der Tür, hinter der Graf von Eschenreuth lag, machte sie halt.

Mein Gott, dachte sie, ist die Welt überhaupt noch wie gestern? Ihr kam es so vor, als läge eine Ewigkeit zwischen gestern und heute, seit der Vater gestürzt war und jetzt schwer verletzt daniederlag.

Sacht drückte Komtess Claudia die Klinke nieder und trat in das Zimmer ein. Am Fußende des Bettes, auf dem der Vater lag, blieb sie stehen.

Sie zuckte erschrocken zusammen, als sie die wächserne Blässe auf seinem Gesicht sah. Der Todesengel hatte ihn schon berührt, wusste sie.

Schwester Elena trug einen Sessel an das Krankenlager.

»Setzen Sie sich, Komtess«, flüsterte sie.

Es mochte wohl eine Stunde vergangen sein, seitdem Claudia still, ohne den Blick vom Antlitz des schwer verletzten Vaters zu wenden, dagesessen hatte, als er plötzlich die Augen aufschlug. Groß und sinnend sah er die Tochter an. Seine Hand suchte unruhig nach der ihren.

Claudia nahm alle Kraft zusammen, um nicht in Tränen auszubrechen. Sie brachte es sogar fertig, ein kleines Lächeln auf ihre Lippen zu zwingen. Mit beiden Händen umschloss sie die Finger des Vaters.

»Lieber Papa«, flüsterte sie mit einem liebevollen Blick. »Bald wirst du wieder gesund.«

Seltsam ernst blickte Graf von Eschenreuth seine Tochter an.

»Arme Claudia«, kam es wie ein Hauch von seinen Lippen. »Ich spüre, dass der Tod an meinem Bett Wache hält. Er wartet schon, dass er Auftrag erhält, mein Lebenslicht auszulöschen.«

»Sag so etwas nicht, Papa.« Claudia unterdrückte das Schluchzen, das in ihr aufstieg.

»Wir zwei waren immer ehrlich zueinander, mein Kind. Sollen wir uns im Angesicht des Todes belügen? Nein, Claudia, du weißt so gut wie ich, dass wir Abschied nehmen müssen.« Graf von Eschenreuth schöpfte tief Atem. Man merkte deutlich, dass ihm das Reden schwerfiel. »Es gäbe noch so viel zu sagen, mein Kind, leider muss es unausgesprochen bleiben. Nur eins noch ... Der Verwalter ist ...«

Vergeblich bemühte sich Graf von Eschenreuth weiterzusprechen, doch es gelang ihm nicht mehr.

Die Komtess sah, dass sein Gesicht starr wurde, sein Atem ging rasselnd, und sein Mund formte Worte, die nicht mehr über seine Lippen wollten.

Vor dem Lager des Vaters sank Claudia auf die Knie. Mit letzter Kraft legte sich die Hand des Grafen von Eschenreuth auf den Scheitel seiner Tochter, um fast im gleichen Augenblick schlaff auf das Bett zu sinken.

Mit einer sanften Bewegung fuhr Schwester Elena ihm über die Augen. Mitleidig schaute sie auf die Komtess, die noch immer vor dem Bett des Grafen kniete und mit tränenlosen Augen auf den Vater schaute.

Nach einer Weile berührte die Schwester sacht ihre Schultern und zog sie liebevoll empor.

Claudias Gesicht war zur Maske erstarrt. Mit hängenden Schultern und schleppenden Schritten verließ sie den Raum.

Ohne Ziel schritt sie den Säulengang entlang und trat durch die geöffnete Terrassentür ins Freie. Sie überquerte den gepflasterten Hof und bog in den Park ein.

Am Schlossteich, in dem Enten und Schwäne schwammen, setzte Claudia sich auf eine Bank und starrte vor sich hin. Verzweifelt presste sie die geballten Fäuste gegen die Augen. Lange saß sie so, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen.

Schwester Elena rief inzwischen Dr. Laurentius an und teilte ihm mit, dass Graf von Eschenreuth das Zeitliche gesegnet habe.

♥♥♥

Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Kunde im Schloss. Graf von Eschenreuth war seinen Untergebenen stets ein guter Herr gewesen, und alle empfanden ehrliche Trauer.

Es dauerte nicht lange, und die Flagge am Turm wurde auf halbmast gesetzt und verkündete, dass der Schlossherr seiner Verletzung erlegen war. Eduard, der Stallbursche, rannte in die Dorfpfarre, damit das Sterbeglöckchen geläutet wurde.

»Die arme Komtess«, stieß die rundliche Köchin schluchzend hervor. »Jetzt hat sie niemanden mehr. Und sie hing so sehr an ihrem Papa.«

»Jammern nützt auch nichts, Dora«, erwiderte Mamsell Maren. »Wir müssen stark sein und dürfen unserer Komtess das Herz nicht noch schwerer machen. Was meinst du wohl, wie es in mir aussieht? Ich habe den Grafen von Eschenreuth, als er noch ein kleiner Junge war, auf meinen Armen getragen.«

Mamsell Marens Stimme bebte bedenklich. Sie musste kurz innehalten, ehe sie fortfahren konnte.

»Mein Gott, Dora, ich weiß auch nicht, was werden soll. Vor allem macht mir der Verwalter Sorgen. Er hat böse Augen. Ich bin überzeugt, dass der gnädige Herr ihn bald entlassen hätte. In letzter Zeit habe ich des Öfteren beobachtet, dass er im heftigen Wortwechsel mit ihm stand.«

»Ich sehe den Verwalter auch lieber von hinten, Mamsell. Schon gleich, als ich ihn das erste Mal sah, hatte ich ein unangenehmes Gefühl. Dabei versteht der Kerl, die Frauen zu nehmen. Sämtliches Weibervolk ist in ihn verliebt.«

»Was wird hier geklatscht?« Mit diesen Worten trat der alte Diener Franz in die Küche.

»Männer dürfen alles essen, aber nicht alles wissen«, erklärte Dora. »Ich koche einen starken Kaffee, der wird uns allen guttun.«

»Ausweichen gibt es nicht. Ich habe gehört, dass ihr vom Verwalter gesprochen habt.«

»Nun, wenn du alles gehört hast, ist ja alles in Ordnung. Übrigens sollten Männer nicht so neugierig sein.« Dora und Franz standen immer ein wenig auf dem Kriegsfuß, wenn auch nur zum Spaß.

»Wenigstens heute solltet ihr das Kriegsbeil begraben.« Mamsell Maren stellte die Kaffeetassen auf den Tisch.

»Der arme gnädige Herr.« Franz schüttelte sein ergrautes Haupt.

»Ich finde, unser Komtesschen ist mehr zu bedauern. Erst zwanzig Jahre alt, und schon steht sie mutterseelenallein im Leben. Wenn wenigstens der alte Verwalter noch da wäre, dem neuen traue ich nicht über den Weg.«

»Da wären wir ja einer Meinung, Mamsell. Ich habe schon immer gesagt, mit dem Herrn von Burgloh erleben wir noch unser blaues Wunder. Der ist kein anständiger Kerl, dafür lege ich meine Hand ins Feuer.«

»Pst, Franz, die Wände haben Ohren.« Maren legte warnend den Finger auf den Mund. »Der bringt es fertig und klagt Sie wegen Verleumdung vor Gericht an.«

»Sie haben recht, Mamsell, das ist ein ganz gefährlicher Mann.« Franz beugte sich etwas vor. »Ich möchte wissen, wo er in letzter Zeit die Nächte verbracht hat.«

»Wie meinst du das, Franz?«, fragte Dora.

»Der feine Herr verbringt die Nächte überall, nur nicht auf Schloss Eschenreuth.«

»Ist das die Möglichkeit, Franz, und das sagst du erst jetzt?«

»Sollte ich mir den Mund verbrennen? Im Übrigen wusste der gnädige Herr auch davon, erst gestern wurde ich Zeuge, wie er ihn anständig ins Gebet nahm. Er sparte nicht mit Vorwürfen über seinen lockeren Lebenswandel. Als Graf von Eschenreuth ihm den Rücken kehrte, warf ihm Herr von Burgloh solch einen hasserfüllten Blick nach, dass ich zu Tode erschrocken war.«

Betroffen sah Mamsell Maren den alten Franz an.

»Was du nicht sagst, und du sahst ihn gewiss erst morgens heimkommen?«

»Ja doch, Mamsell. In meinem Alter schläft man nicht mehr so wie ein junger Mensch. Ich stand auf und öffnete das Fenster, da sah ich den Verwalter auf den Hof reiten. Es war kurz vor Sonnenaufgang. Wo ist übrigens unser Komtesschen?«, wechselte er nun das Thema.

»Sie wird sich in ihrem Zimmer ausweinen. Trösten können wir sie doch nicht. Später werde ich zu ihr hinaufgehen, das heißt, wenn sie bis dahin nicht schon bei mir angeklopft hat.«

»Eine saubere Gesellschaft«, klang es von der Tür her. »Der Herr ist tot, schon tanzen die Mäuse auf dem Tisch herum.«

Zynisch lächelnd stand der Verwalter in der Tür.

»Schert euch an die Arbeit, faules Gesindel.« Er trat an den Tisch und hob den Deckel der Kaffeekanne.

»Sieh da, hier wurde ein extra starkes Getränk gebraut«, höhnte er. »In Zukunft wird sich hier einiges ändern. Ihr habt wohl geglaubt, hier würde ein Leben wie im Schlaraffenland geführt, wie?«

»Jetzt ist es aber genug, junger Mann, der Franz und ich sind auf Eschenreuth alt geworden. Auf keinen Fall darf ein Grünschnabel wie Sie es wagen, solch einen Ton anzuschlagen. Und nun verschwinden Sie aus der Küche, Sie alberner Fatzke. Vielleicht bilden Sie sich ein, Sie könnten hier den Herrn spielen. Aber da sind Sie auf dem Holzweg, Herr von Burgloh! Merken Sie sich das!«

Blitzschnell schritt der Verwalter auf Mamsell Maren zu. Er kochte vor Wut.

»Sie werden Ihre Worte noch bitter bereuen, Mamsell«, zischte er giftig.

»Wenn Sie mich so mit Ihren stechenden Augen ansehen, haben Sie Ähnlichkeit mit dem Leibhaftigen. Zuzutrauen wäre Ihnen schon so allerhand«, meinte die Mamsell.

Herr von Burgloh wich einen Schritt zurück.

»Was wollen Sie damit sagen, Mamsell?«, stotterte er. Sein Gesicht war aschfahl geworden.

»Lassen Sie mich in Frieden, Herr von Burgloh, und vergessen Sie nicht, dass der Herr dieses Hauses im ewigen Schlaf ruht.«

»Wir sprechen uns noch, Mamsell, darauf können Sie sich verlassen!« Mit einem finsteren Blick verließ er die Küche.

»Flegel!«, zischte Mamsell Maren und setzte sich in aller Seelenruhe wieder auf den Stuhl, von dem sie sich bei dem Streit erhoben hatte.

♥♥♥

Egon von Burgloh war der Sohn eines Gutsbesitzers. Er hatte seinen Eltern schon viel Kummer bereitet. Zum Arbeiten hatte er nie Lust gehabt und seine Zeit mit leichtsinnigen Frauen vertrödelt.

Eines Tages war es in dem kleinen Dörfchen Burgloh zu einem Aufruhr gekommen. Man hatte die hübsche blonde Elke, die Tochter des Försters, tot aus dem Fluss gezogen.

Jeder im Dorf hatte gewusst, dass sie ein Verhältnis mit Egon von Burgloh gehabt hatte.

Ihrem Tagebuch hatte sie anvertraut, dass sie das Kind Egon von Burglohs unter dem Herzen getragen hatte. Aber die Försterstochter hatte noch mehr geschrieben.

Egon von Burgloh war der erste Mann in ihrem Leben gewesen. Sie hatte seinen Liebesschwüren geglaubt und ihn mit der ganzen Kraft ihres Herzens geliebt.

Als Elke dem jungen Baron mitgeteilt hatte, dass ihr Verhältnis nicht ohne Folgen geblieben war, hatte er sie ausgelacht und sich nicht weiter um sie gekümmert.

Am Vorabend jedoch, bevor man die blonde Elke aus dem Wasser gezogen hatte, hatten einige Dorfbewohner beobachtet, dass sie und der junge Baron von Burgloh auf einer Bank am Ufer des Flusses gesessen hatten.

Als Förster Ferber erfahren hatte, weshalb sein einziges Kind den Tod gesucht hatte, hatte er sofort seinen Drilling genommen und war nach Burgloh geeilt, um den Verführer seiner Tochter zu erschießen. Nur die Ruhe und Besonnenheit der alten Herrschaften von Burgloh, die ihn daran erinnert hatten, dass er noch eine Frau hatte, hatten ihn davor bewahrt, zum Mörder zu werden.

Seit diesem Tag durfte sich Egon von Burgloh nicht mehr bei seinen Eltern sehen lassen. Das ohnehin schon verschuldete Gut war unter den Hammer gekommen. Die armen Eltern hatten bei Verwandten Aufnahme gefunden.

Es hieß, die Mutter Egon von Burglohs sei bald vor Gram gestorben. Im Dorf wurde später gemunkelt, es sei ungewiss, ob die Försterstochter freiwillig den Tod gesucht habe. Womöglich habe der nichtsnutzige junge Baron ein wenig nachgeholfen. Gesehen hatte es allerdings keiner, deshalb war es besser, den Mund zu halten.

Egon von Burgloh hatte sich indessen in der Welt herumgetrieben, selten gearbeitet und sich von Frauen verwöhnen lassen. Sie umschwärmten ihn wie Bienen den Honig.

Eines Tages hatte er sich dann in eine Schauspielerin verliebt, mit der er auch ein Kind hatte. Er hatte ihr gesamtes Vermögen verprasst, und als sie dann fast gar nichts mehr besessen und auch kein ordentliches Engagement mehr bekommen hatte, hatte er sie einfach im Stich gelassen.

Nur dann und wann, wenn ihn die Sehnsucht nach seiner kleinen Tochter Gabi packte, die der kalte Mensch eigenartigerweise in sein Herz geschlossen hatte, suchte er Dolores Brügge auf.

Und die Schauspielerin war immer wieder glücklich, wenn er zu ihr kam, denn sie war dem Mann mit Leib und Seele verfallen.

Seit einigen Wochen weilte Egon von Burgloh nun als Verwalter auf Eschenreuth. Graf von Eschenreuth hatte wohl gewusst, dass der junge Mann nicht viel taugte. Doch er kannte seinen Vater gut und wollte Egon Gelegenheit geben, seinen Lebenswandel zu ändern.

Doch schon bald hatte Graf von Eschenreuth erkennen müssen, dass es vergebliche Liebesmühe war, und er war fest entschlossen gewesen, ihn fortzuschicken. Der Tod hatte ihn daran gehindert.

♥♥♥

Nachdem der Verwalter die Küche verlassen hatte, eilte er schnellen Schrittes zum Stall. Als er die Box seines Pferdes betrat, begrüßte ihn ein helles Wiehern.

Egon von Burgloh angelte in seiner Tasche nach einem Stück Zucker. Seine Hand tätschelte den schlanken Hals des Tieres.

»Ruhig Blut, Wotan. Ich weiß ja, dass du genauso gern wie ich im wilden Galopp über die Felder jagst. Bist mein Bester, du.«

Er nahm das unruhig tänzelnde Tier am Halfter und führte es auf den gepflasterten Hof. Mit einem Satz saß er auf.

Tief grub Egon von Burgloh die Sporen in die weichen Seiten, worauf Wotan im Galopp über die Felder jagte.

»Wir werden sie schon erobern. Was meinst du, Wotan?« Er beugte sich zu dem Pferd hinab. »Gewiss gefällt sie dir auch, die wunderschöne kleine Komtess Claudia mit dem rotblonden Haar.«

In seinen Augen loderte es unheimlich auf.

Der Verwalter trieb das Tier auf einen Waldweg und ließ es dann zum Hochstand traben.

Plötzlich straffte er die Zügel. Auf dem schmalen Weg vor ihm ging eine einsame Frauengestalt: Es war Claudia. Dich hat mir das Schicksal über den Weg geschickt, dachte der Mann.

»Ich habe Sie gesucht, Komtess«, log er heuchlerisch, als er an ihrer Seite war.

Langsam wandte Claudia dem Verwalter ihr Gesicht zu. Der Mann war ihr höchst unsympathisch. Trotzdem erwiderte sie seinen Gruß.

Um Claudias Mund hatte sich ein Schmerzenszug gegraben. Ihre Augen waren vom Weinen gerötet.

Egon von Burgloh saß ab und führte sein Pferd am Zügel.

»Wir müssen uns beeilen, Herr von Burgloh. Schauen Sie, wie sich der Himmel verdunkelt hat. Ich schätze, es gibt ein Gewitter.« Claudia schritt schneller aus. »Ich war am Hochstand. Es zog mich mit aller Gewalt dorthin. Es ist mir noch unfassbar, dass Papa dort den Tod gefunden hat.«

»Alles ist zu schnell gekommen, Komtess. Sie dürfen versichert sein, dass ich Ihren Schmerz teile.«

Einige Minuten gingen sie schweigend dahin.

»Wenn ich nur wüsste, was werden soll. Papa ist von heute auf morgen von mir gegangen.« Claudia fuhr sich mit dem Taschentuch über die Augen.

»Das Beste wäre, wenn Sie sich entschließen könnten, recht bald zu heiraten, Komtess. Sie sollten an Eschenreuth denken.« Lauernd sah der Verwalter auf das zierliche junge Mädchen.

»Heiraten?« Claudia blieb unwillkürlich stehen. »Wie können Sie mir zumuten, an Derartiges zu denken, Herr von Burgloh? Mein Herz ist erfüllt von dem Schmerz über das Hinscheiden meines geliebten Vaters.«

»Entschuldigen Sie, Komtess, ich hatte nicht die Absicht, Ihnen zu nahe zu treten. Jedoch glaubte ich im Sinne Ihres Vaters zu sprechen, als ich Ihnen geraten habe, baldigst eine Ehe einzugehen. Er hatte die Absicht, Sie bald zu verheiraten. Noch gestern sprach er mit mir darüber.«

Unmutig schüttelte Claudia den Kopf.

»Papa soll wirklich mit Ihnen darüber gesprochen haben, Herr von Burgloh?«, fragte sie ungläubig. »Papa wusste genau, dass ich nur einen Mann heiraten werde, den ich von ganzem Herzen liebe. Er fand das vollkommen richtig. Sie müssen nämlich wissen, dass sich Mama und Papa sehr geliebt haben. Aus diesem Grund hat Papa auch kein zweites Mal geheiratet.«

»Wissen Sie das so genau, kleine Komtess? Ich glaube, die nächste Zeit wird für Sie noch einige Überraschungen bereithalten.«

Inzwischen hatte sich der Himmel immer mehr verdunkelt, und ein heftiger Sturm peitschte die Bäume. Im nächsten Augenblick fielen die ersten dicken Tropfen.