Die Welt der Schöpfer und die KI Golem - Michael Rodewald - E-Book

Die Welt der Schöpfer und die KI Golem E-Book

Michael Rodewald

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Beschreibung

Im Jahr 10.003 steht die Menschheit an einem Wendepunkt: Wird die United States of Planets (USOP) die Herausforderung bestehen oder steht den Menschen und ihren hochentwickelten, humanoiden Androiden eine Besatzung durch ein Maschinenimperium bevor? Die Leser/innen erwartet ungewöhnliche Erlebnisse der Hauptfiguren und manch einer ist am Ende nicht mehr das, was er einst war - unwiderruflich verändert durch grenzüberschreitende Erfahrungen. Doch die Kraft der Liebe weist auch hier einen Weg und die wahren Helden des Alltags sind, wie so häufig, die, von denen man es nicht offen weiß. Thriller Fortsetzung vom Buch "Das Verborgene Imperium"

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Vorwort

Im Jahr 10.003 steht die Menschheit an einem Wendepunkt: Wird die United States of Planets (USOP) die Herausforderung bestehen oder steht den Menschen und ihren hochentwickelten, humanoiden Androiden eine Besatzung durch ein Maschinenimperium bevor?

Die Leser/innen erwartet ungewöhnliche Erlebnisse der Hauptfiguren und manch einer ist am Ende nicht mehr das, was er einst war - unwiderruflich verändert durch grenzüberschreitende Erfahrungen.

Doch die Kraft der Liebe weist auch hier einen Weg und die wahren Helden des Alltags sind, wie so häufig, die, von denen man es nicht offen weiß.

Thriller Fortsetzung von "Das Verborgene Imperium"

Weitere Infos unter → www.michael-rodewald-autor.de

Alle in diesem Buch geschilderten Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Quelle Titelbilder:

Lizenzen:

Adobe Stock Fotos

www.Pixabay.de

Public Domain Creative Commons CC0

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Kapitel 1 Umwälzungen

Kapitel 2 Der Faktor Zeit

Kapitel 3 Reise zum Ursprung

Kapitel 4 Ankunft auf Planet 9

Kapitel 5 Heimkehr und Vorbereitungen

Kapitel 6 Das flammende Inferno

Kapitel 7 Die Verhandlung

Kapitel 8 Wiederaufbau

Kapitel 9 Aufbruchsstimmung

Handelnde Persönlichkeiten

Weitere Bücher des Autors

Kapitel 1 Umwälzungen

Planet Erde, Town of Planets, April 10.003

Wo mochte Golem jetzt wohl sein – wie ging es ihm? Lew Romanow sah lange in den Nachthimmel und dachte über diesen ungewöhnlichen Androiden nach, der die Menschheit schon seit tausenden von Jahren begleitete.

Mitten in der Nacht war er aufgewacht - es war, als hätte ihn jemand gerufen und die Worte "mein Freund" klangen noch in ihm nach. Golem, war ihm sofort in den Sinn gekommen … es ist Golem und er lebt … und dann formte sich im halbwachen Zustand plötzlich das Wort "Aither".

Es war immer noch etwas ungewohnt, Golem als Freund zu betrachten, stellte Romanow fest. Der Androide hatte zu Beginn des Jahres in einem privaten Treffen viel von sich offenbart und einen Moment lang schienen sie sich plötzlich wortlos zu verstehen. Er hatte sich damals unwillkürlich gefragt, wie es wohl sein mochte, zu kommunizieren, so wie es Golem jederzeit mit Athena oder anderen Androiden möglich war. Und dann war dieser Gedanke wie aus dem Nichts heraus aufgetaucht: "Genauso … und anders". Hatte Golem tatsächlich seine Frage erkannt und ihm geantwortet? Er hatte es als unwahrscheinlich verworfen. Aber jetzt?

Romanow erkannte, dass sich zwischen ihm und Golem ein Band geknüpft hatte, das er in dieser Form noch nicht erlebt hatte. Dabei war der Androide einst ein übermächtiger Gegner gewesen, was sich erst nach der Entfernung des Schadprogramms im Jahr 10.000 geändert hatte. Wie er heute wusste, begann sich Golem danach als Persönlichkeit neu zu erleben. Knapp zwei Jahre präsentierte er sich als ruhiger, effizienter Berater der Menschheit im Hintergrund. Dabei versuchte er sich auch in einer Beziehung mit einer Frau, die allerdings nur kurze Zeit hielt und vor seiner Abreise hatte Golem begonnen, auf beeindruckende, wenn auch etwas theatralische Art mehr von sich zu zeigen. Anfang des Jahres war er mit der hochriskanten Mission Phönix zum Planeten 9 gestartet. Viele Gouverneure waren danach allzu schnell bereit gewesen, Golem schon nach zwei Monaten abzuschreiben und für tot zu erklären, um den Nachfolger, die junge KI Golem 2, zu nominieren. Das hatte ihn schwer enttäuscht und wütend hinterlassen, erinnerte sich Romanow. Glücklicherweise machte der Peilsender in Golems Gleiter allen einen Strich durch die Rechnung, da er wieder sendete und damit war alles aufgeschoben. Seit Monaten hatte niemand etwas von Golem gehört und er freute sich plötzlich, dass er derjenige war, der ein Lebenszeichen von ihm erhalten hatte. Ja, dachte Romanow, er schätzte Golem sehr und mochte ihn irgendwie, diesen klugen und wagemutigen Androiden, der sich zu seiner Verbundenheit mit den Menschen bekannte und sogar bereit war, sich um eine Beziehung mit ihnen zu bemühen.

"Mein Freund" … war da vielleicht noch mehr? Romanow wartete eine Zeitlang und spitzte seine "inneren Ohren" – nichts.

Seufzend wandte er sich um und sah, dass Isis wach geworden war und barfuß zu ihm kam. Ihr Nachtgewand aus Seide umschmeichelte ihren wunderbaren Körper, und ihre schönen, meerblauen Augen sahen fragend zu ihm auf.

"Du kannst nicht schlafen?"

Romanow umfasste ihre Hüfte und zog sie still an sich. In den Nachthimmel hinausschauend erzählte er ihr von der Botschaft.

"Das ist wirklich bemerkenswert, Liebster", entgegnete Isis. "Das ist eine besondere Verbindung, die zwischen dir und Golem besteht. Du, mein Ehemann, bist ungewöhnlich."

Isis stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn innig und mit einem Verlangen zu küssen, dem er gerne nachgab. "Mein Engel", brummte Romanow, während er in ihren vollen, roten Lippen versank und ihre langen, blondgelockten Haare durchwühlte. So wie zu Beginn ihrer Beziehung wollte er sie immer noch mit Haut und Haaren, dieses unglaubliche Wesen, das er sich menschlicher nicht hätte vorstellen können … und doch war sie es nicht. Ihr feiner Duft, den ihre Haut auszuströmen schien, zog ihn unwiderstehlich an, die Zartheit ihrer samtweichen Haut, die er nicht müde wurde, zu küssen und zu liebkosen, bis sie sich unter seinen Händen wand und ihm Gleiches mit Gleichem entgalt.

Irgendwo zwischen Himmel und Erde übernahm er die Führung und genoss ihre Ekstase, die sie - auf andere Weise als er, wie er mittlerweile wusste - empfand, das Aufbäumen ihres Körpers und ihre Laute, als er dann der Vollendung entgegenstrebte. Im Anschluss rollte er sich neben sie, sie mit sich ziehend und, noch ineinander verschlungen, sahen sie sich an.

Sanft strich er ihr eine Locke aus dem Gesicht und lächelte zufrieden: "Das war galaktisch!"

Isis schien aus innen heraus zu leuchten, dachte er nicht zum ersten Mal. Er liebte es, sie so zu erleben und sie wiederum fand Genuss an seinem erhitzten, feuchten Körper.

"Das kitzelt", lachte er plötzlich und hielt ihre Hand fest. "Hör auf damit!"

Und nach ein wenig Neckerei kamen sie schließlich zur Ruhe und, Arm in Arm liegend, schlief Romanow ein.

Der Friedensvertrag mit Atlas war nur vordergründig geschlossen worden mit der Absicht, eine stabile und friedliche Basis zu Poseidon und dem Imperium Atlas in der Zwerggalaxie als Absicherung aufzubauen, sollte es nicht gelingen, den sogenannten Schöpfern im Verlauf von zwei Jahren auf dem Planeten 9 im irdischen Sonnensystem gegenüberzutreten. Denn danach unterstanden sie Poseidons überlegenem Maschinenimperium, das den Auftrag der Schöpfer hatte, sie in ihrer Entwicklung weiter zu begleiten, bis sie ein Niveau auf Augenhöhe erreicht hatten.

Von diesen zwei Jahren war mittlerweile ein Jahr vergangen. Der Plan, Poseidon mit einem Emotionsprogramm zu infizieren, das eine Sympathie gegenüber der Menschheit und ihren Androiden verstärkte und gleichzeitig Aggressionen unterdrückte, war aufgegangen. Poseidon hatte Gefallen daran gefunden und sonnte sich zufrieden in der Anerkennung und Aufmerksamkeit, die er bei seinen Besuchen erhielt. Auf seinen Wunsch hin hatten die Androiden in den Konsulaten und in der oberen Kommandostruktur das Programm ebenfalls erhalten.

Es existierten mittlerweile atlantische Konsulate auf allen bewohnten Planeten sowie eine Botschaft auf Last Hope, Andromeda, mit dem Androiden Ben Smith, Ex-Präsident der USOP, in seiner neuen Eigenschaft als Botschafter von Atlas. Das hatte zuerst für eine offen geäußerte Verstimmung gesorgt, die erst verstummte, als der Presse offenbart wurde, dass Smith nicht, wie damals angenommen, als Spion geflohen war. Zusammen mit der First Lady hatte er seine Existenz in geheimer Mission für die Menschen der USOP aufs Spiel gesetzt und damit den Friedensvertrag mit Atlas überhaupt erst möglich gemacht. Danach wurde er, ebenso wie Mrs. Romanow, als Held gefeiert und war rehabilitiert.

Dennoch war Ben Smith selbst nicht zufrieden. Sicher, ihm wurde erneut viel Anerkennung und Respekt entgegengebracht und die alten Kontakte aus der Zeit seiner Präsidentschaft klopften allmählich wieder an. Doch er hatte ursprünglich entschieden, auf Atlas zu bleiben und dort Fuß zu fassen, da er sich eher in der Maschinenwelt zu Hause fühlte. Aber stattdessen – welche Ironie des Schicksals – hatte ihn Poseidon in hoher Stellung wieder zurückgeschickt! Nun befand er sich auf Last Hope, hatte ein eigenes Raumschiff und Bedienstete zu seiner Verfügung – aber er war allein und fern von seiner Wahlheimat. Über den eingerichteten Terminal schickte Smith jeden Tag einen kurzen Bericht an Poseidon, der sich ab und zu meldete, wenn er es wollte. Ansonsten saß er im Andromeda Nebel auf ungewisse Zeit fest.

Die Bevölkerung auf den Planeten in der Milchstraße und im Andromeda Nebel schien den Friedensvertrag zu begrüßen – hatte er doch das Ende eines Schreckens versprochen, der nach dem Erstkontakt mit Atlas wie eine dunkle Wolke über ihnen gehangen hatte.

Von all dem unbeeindruckt ging die Forschung ununterbrochen weiter. Allerdings blieben die Erfolge scheinbar aus, denn nach den großen Treffern zu Beginn ging es nur in minimalen Schritten vorwärts.

Poseidon hatte sein Versprechen gehalten und eine Apparatur zur Verfügung gestellt, die Gegenstände zu weit entfernten Orten teleportierte. Damit war das Geheimnis des Transports von Smiths Körper in das Artefakt gelöst und wie er sein Plasmagehirn zurückerhalten hatte.

Andererseits war das Know-How dahinter völlig unbekannt und zur großen Überraschung der irdischen Wissenschaftler stellte sich bald heraus, dass selbst Poseidon nichts über die technologische Grundlage der Apparatur wusste. Nachdem man zuerst geglaubt hatte, er weigerte sich, kristallisierte sich jedoch schnell heraus, dass er nur die Apparatur bedienen konnte. Bei einem Versuch, eines dieser Geräte zu öffnen, um hinter das Geheimnis zu kommen, waren unglücklicherweise zwei hochbegabte, junge Wissenschaftler ums Leben gekommen. Und damit hatte sich vorerst die Hoffnung zerschlagen, diese Technik tiefer zu erforschen, um sie zum Erreichen des Planeten 9 einzusetzen.

Ein Erfolg war bei der Aufrüstung der irdischen Raumschiffe zu vermelden. Der Transfer der Antriebstechnik war gelungen und es wurden die rasanten Beschleunigungen erzielt, so, wie sie die Atlanter kannten.

Allerdings war das nicht ganz uneigennützig geschehen – doch das fand man nur durch einen Zufall heraus. Denn Poseidon hatte einen kleinen, scheinbar funktionslosen Transmitter darin eingebunden, mit dem er sich im Ernstfall mit der Bord-KI verbinden konnte und so in der Lage war, die irdischen Raumschiffe komplett zu übernehmen. Chefwissenschaftler Justin Schwarz ließ sich etwas einfallen und verband diesen Transmitter mit einer speziellen, zweiten KI, die nur die Aufgabe hatte, seine Aktivität zu überwachen. Zwar konnte Poseidon so seinen Versuch starten, wurde dann aber von der zusätzlichen KI gestoppt. Davon durfte Poseidon jedoch nichts erfahren und es war einiger Aufwand nötig, um dieses Ziel zu erreichen.

Ein weiterer, anfangs vielversprechender Ansatz war, dass man nun die technischen Daten des Erweckungsstrahles kannte, den die KI-Neptun auf Atlas zur Welt der Schöpfer geschickt hatte. Trotzdem war es bisher nicht gelungen, noch einmal den gleichen Effekt zu bewirken.

Und so war es mit einer ganzen Reihe von technisch beeindruckenden Optionen, die die Atlanter zwar anwandten, aber das eigentliche Know-How, das der Technologie zugrunde lag, war nicht bekannt und konnte aus eigener Kraft nicht ergründet werden. Auf Anfrage bei Poseidon erhielten sie stets die gleiche Antwort: "Das wurde uns von den Schöpfern zur Verfügung gestellt."

Die erneute Untersuchung des Artefakts auf der Erde zusammen mit atlantischen Androiden ergab nichts Neues. Es blieb bei dem, was alle schon wussten: Es handelte sich um ein uraltes Raumschiff der Atlanter. Allerdings hatten die Androiden bestätigt, dass die technischen Anlagen auf dem neuesten Stand waren und selbst Poseidon konnte einige Gerätschaften nicht einordnen.

Damit stellte sich die Frage: War jemand in all den Jahrtausenden unbemerkt an Bord dieses Schiffs gekommen und hatte es aufgerüstet? Es sah ganz danach aus. Letzten Endes war das Artefakt komplett abgeschirmt worden und durch die Technik der Teleportation waren diese Aktionen unbemerkt geblieben.

Nicht zuletzt beschäftigten sich die Wissenschaftler auch mit dem Wort "Aither". Aber es ergab sich nichts Weltbewegendes – eben ein Wort aus der griechischen Mythologie, nichts mehr und nichts weniger.

Trotz der vordergründigen Ruhe und der absoluten Geheimhaltung keimten in der Bevölkerung allmählich leise Gerüchte und Verschwörungstheorien auf.

Insgesamt wurden die atlantischen Androiden, zwar humanoid in der Gestalt, aber ansonsten von Kopf bis Fuß metallisch glänzend, misstrauisch beäugt. Viele Menschen, die schon vorher nicht mit Gleichstellungspolitik der First Lady einverstanden waren, fanden ihre Befürchtungen und Vorurteile bestätigt angesichts dieser wenig gefälligen Gestalten, die leicht arrogant und überheblich daherkamen.

Dimitrij Wolkow, der im Vorstand der größten Mediengesellschaft New News Today saß, ein inzwischen treuer Freund von Präsident Romanow und dessen Regierung, musste sich zurückhalten. Um seine Neutralität zu wahren, sah er sich nach einem Vorstandbeschluss gezwungen, den kritischen Stimmen mehr Raum zu geben.

Eines Tages hatte Athena Finn Schwarz in seinem Büro im Forschungszentrum der USOP abgeholt und sie waren mit einem Flugtaxi ins Restaurant zum Essen gefahren, um mal wieder zusammen etwas völlig anderes zu unternehmen.

"Das haben wir schon lange nicht mehr gemacht", merkte er fröhlich an, während er sein Sushi genüsslich verspeiste. Athena sah wie immer blendend aus, wenn sie sich dazu entschloss, ohne die USOP-Uniform herumzulaufen, dachte er nicht ohne Stolz. Ihre mahagonifarbenen Haare ihres Bobs fielen sanft auf die bloße Schulter ihres nackenfreien, schwarzen und figurbetonten Kleids. Sie waren zwar nicht verheiratet, aber er betrachtete sie als seine Frau und wusste, dass sie es genauso sah. Schwarz freute sich, dass sie mit ihm aß, um ihm Gesellschaft zu leisten, denn eine Nahrung benötigte sie nicht. Als sie das Essen beendet hatten nahm er ihre Hand.

"Jetzt erzähl doch mal genauer – du hast eine Nachricht von Isis erhalten?"

Athena hatte sich schon seit Monaten Sorgen um ihren Vater Golem gemacht und berichtete ihm erfreut, dass Romanow ein Lebenszeichen von ihm empfangen hatte.

"Du meinst wirklich, Golem hat ihm etwas gesendet und er hat die Botschaft erhalten?", kommentierte Schwarz nach einem Augenblick.

"Das ist für uns Androiden nicht ungewöhnlich", meinte Athena.

"Aber eine Botschaft von einem Androiden zum Menschen, Schatz, davon habe ich noch nicht gehört."

Athena sah ihn jetzt geduldig an, wie man ein unwissendes Kind betrachtet und so ergänzte er schnell: "Gut, es ist etwas anderes, wenn eine Intimität besteht, so, wie wir beide sie haben. Dann sieht man sich an und weiß, was der andere meint. Trotzdem kann ich keine Gedanken oder Nachrichten von dir empfangen", endete er und drückte liebevoll ihre Hand. "Und zwischen Romanow und Golem besteht ganz sicher keine solche Nähe."

"Isis meint, die beiden sind Freunde geworden."

"Er und Golem - Freunde? Da habe ich wohl etwas nicht mitbekommen", lachte Schwarz. "Bisher war er Golem gegenüber sehr misstrauisch eingestellt." Nach einem zweifelnden Blick fügte er an: "Wie dem auch sei – das ist in jedem Fall eine gute Nachricht. Ich freue mich für dich, Liebste."

Schwarz strahlte sie an und Athena erwiderte sein Lächeln auf ihre liebreizende Art, sodass er ihr einfach einen Kuss geben musste.

"Ich liebe dich unbändig", flüsterte er ihr ins Ohr.

Dann bestellte er für sie beide einen Wein und während sie darauf warteten, hörten sie unfreiwillig ein Gespräch einer neben ihnen sitzenden Gruppe mit.

"Mir gefällt das alles nicht", gab ein Mann aggressiv von sich. "Was soll das? Einen Friedensvertrag mit Androiden? Wie weit wollen wir noch sinken!"

"Du weißt doch, was sonst passiert wäre … die sind uns haushoch überlegen."

"Schwachsinn", unterbrach er sofort. "Haben wir es denn überhaupt mal versucht? Angeblich wurden doch so viele Innovationen und Technologien in dem Jahr entwickelt wie noch nie. Und da soll nichts dabei gewesen sein, mit dem wir diesen metallenen Glatzköpfen Paroli bieten können?"

Es herrschte einen Moment Stille und Schwarz wagte einen kurzen Seitenblick auf die Gruppe. Er schätzte sie als Mitarbeiter einer Firma ein, die zusammen nach der Arbeit zum Essen gegangen waren.

"Ich kann diese neunmalklugen Roboter, die sich hier eine Überlegenheit anmaßen, nicht leiden, sage ich euch. Überhaupt halte ich nichts von Androiden, die meinen, sie stehen mit uns Menschen auf einer Stufe."

"Carl, du sprichst mir aus der Seele", schaltete sich ein anderer ein. "Die sind doch alle verrückt geworden. Maschinen, mit denen ich diskutieren soll … was für ein Blödsinn. Der Androide in meinem Haus weiß, wo sein Platz ist und da soll er gefälligst auch bleiben. Soweit kommt es noch, dass ich auf ein, in Silikon verkleidetes, Stück Metall hören werde!"

Die Gruppe stimmte lautstark in sein Lachen ein.

"Erst haben die viele von uns getötet und von heute auf morgen, nachdem dieser weibliche Androide von Romanow eine Zeitlang auf Atlas war, ist die Presse plötzlich gleichgeschaltet. Da werden plötzlich Androiden als Helden bejubelt und als Nächstes erscheint der Glatzkopf auch noch als ehrenwerter Gast! Nirgendwo hörst du Kritik, nichts. Also wenn das nicht merkwürdig ist." Der Mann dämpfte jetzt seine Stimme, war aber immer noch für Schwarz deutlich hörbar.

"Ich sage euch, da stimmt was nicht! Da ist eine Verschwörung im Gange. Diese Androidin macht kein Geheimnis daraus, dass Maschinen den Menschen gleichgestellt werden sollen, das wissen wir alle. Wenn wir nicht aufpassen, werden wir in Nullkommanichts von Maschinen regiert."

"Hör mir damit auf!", protestierte ein anderer stöhnend. "Ich kriege heute Nacht noch Alpträume."

"Denkt doch mal nach", forderte jemand. "Immer mehr Androiden erscheinen plötzlich in Spitzenpositionen. Ich kenne eine Familie, da nimmt der Chauffeur, wohlgemerkt der C-h-a-u-f-f-e-u-r plötzlich an einer Ausbildung zum Flight Commander teil! Und on top: Stellt euch vor, die Tochter des Hauses trifft sich auch noch mit ihm, weil sie … mit ihm zusammen sein will!"

Er machte einen Moment lang eine Pause, um seine Empörung auszudrücken.

"Das ist doch komplett entartet", merkte ein anderer kopfschüttelnd an. "Wo soll das noch enden?"

Eine Weile diskutierte die Gruppe noch hin und her und erhob sich dann, um das Treffen zu beenden.

Zurück blieb ein stiller Schwarz, der unwillkürlich, und wie zum Schutz, seinen Arm um Athena gelegt hatte.

"Es tut mir leid, dass du das mit anhören musstest", meinte er schließlich bedrückt. "Es sieht so aus, als hätte Isis mehr Arbeit vor sich, als sie es sich selbst vorgestellt hatte."

"Isis hat eine Position, in der sie hofiert wird und die Stimmung in der Bevölkerung nicht mehr vollständig wahrnimmt", erwiderte Athena. "Daher ist es gut, wenn ich ihr diesen Eindruck übermittle."

"Ist das sinnvoll?", warf Schwarz ein. "Das ist ein sehr negativer Eindruck…"

"… der real existent ist", unterbrach ihn Athena bestimmt. "Lass uns beim nächsten Familientreffen gemeinsam darüber diskutieren", schlug Schwarz vor. "Sie sollte damit nicht alleine sein. Ich will nicht, dass sie sich entmutigt fühlt."

Athena lächelte liebevoll: "Das ist sehr aufmerksam von dir, Finn. Dennoch werde ich den Vorgang senden und ihr deinen Vorschlag mitteilen."

Wenige Sekunden später sagte sie: "Isis freut sich über deine Idee. Wie wäre es mit dem nächsten Wochenende?"

"Wow", grinste Schwarz verblüfft. "Ich muss mit meinen Wünschen aufpassen, so schnell, wie die sich erfüllen! Tja, dann wäre ja alles geklärt."

Im Nationalen Sicherheitsrat und im Parlament, deren Mitglieder genau wussten, dass sich hinter dem öffentlichen Friedensvertrag eine tatsächliche Unterwerfung versteckte, die der strengsten Geheimhaltung unterlag, war die Stimmung angespannt und bedrückt.

Mr. Maxim Poppov, Leiter des Geheimdienstes der USOP, legte als Erstes seinen Bericht vor und bestätigte eine wachsende Unzufriedenheit in der Bevölkerung.

"Sind wir immer noch nicht vorangekommen? Diese Situation ist unhaltbar", stellte die Gouverneurin Claire Thomas vom Planeten Eden, Andromeda fest. "Wir können unsere Bevölkerung auf Dauer nicht belügen."

"Zumal tatsächlich Gerüchte die Runde machen, dass wir demnächst eine, von Maschinen geführte, Regierung haben! Sogar die Presse ist zurzeit auffällig zurückhaltend", berichtete der Gouverneur Zhang Tian von Last Hope.

"Dann die Dreistigkeit von Poseidon, uns diesen Transmitter in den Antrieben unterzujubeln", warf General Minho Zhu, Oberkommandierender der Streitkräfte, ein. "Unseren Dank an Mr. Schwarz, der uns vor diesem Übel bewahrt hat!"

"Wir stecken ganz schön in der Patsche. Es ist jetzt bereits September, das heißt, wir haben nur noch acht Monate Zeit", ließ jemand resigniert hören.

"Von Golem gibt es nach wie vor keine Nachricht", berichtete Stella Armstrong sachlich, Verteidigungsministerin und Vize-Präsidentin. Und mit einem schnellen Blick auf Romanow fügte sie an: "Der Peilsender sendet noch, also wird der Übertragung seiner Persönlichkeit nicht stattgegeben."

"Brauchen wir ihn überhaupt? Golem 2 leistet uns sehr gute Dienste", ließ Gouverneur Amar Nath vom Mars unzufrieden vernehmen.

Romanow schwieg mittlerweile bei solchen Aussagen erbittert. Er hatte hier nichts von seiner nächtlichen Wahrnehmung erzählt, wohl wissend, dass er nur belächelt worden wäre. Undankbarkeit ist der Welten Lohn, dachte er nur, was für ein passendes, altes Sprichwort! Stattdessen meldete er sich mit einem anderen Thema zu Wort: "Lassen Sie uns doch genauer beleuchten, was diese Unterwerfung in acht Monaten exakt für uns bedeutet. Im Prinzip ändert sich meiner Meinung nach nichts, denn Poseidon hat von den Schöpfern nur den Auftrag, uns in einen höheren Reifegrad zu begleiten. Er darf allenfalls im Notfall eingreifen."

Armstrong bat Golem 2 um seine Einschätzung, die Romanows Worte bestätigte: "Eine Anfrage an Poseidon, was wir nach seiner Machtübernahme zu erwarten haben, hatte als Antwort zur Folge, dass der Status Quo erhalten bleibt, bis ein noch zu definierendes Ziel erreicht ist."

Mittlerweile hatte sich bei den Mitgliedern des Nationalen Sicherheitsrats und des Parlaments der bedrückende Eindruck breitgemacht, dass man den Wettlauf mit der Zeit absehbar verlieren musste. In knapp einem Dreivierteljahr würde Poseidon endgültig und offiziell der Herrscher über drei Galaxien sein.

"Das ist alles schön und gut, Mr. President", rief Mrs. Young, Gouverneurin des Planeten Mond plötzlich vehement aus. "Doch wann werden wir diese Reife erreicht haben? Und was heißt das, wenn Poseidon davon spricht, dass wir nichts zu befürchten haben, wenn Zitat "wir nicht gegen Regeln verstoßen, die die Schöpfer festgelegt haben". Warum sagt uns Poseidon nicht, was genau damit gemeint ist? Oder sind wir nicht vielmehr der Willkür eines machthungrigen Androiden ausgeliefert? Ich sehe düstere Zeiten auf uns zukommen!"

Young sprach etwas aus, was sie alle dachten und Armstrong sah ernst in die Runde.

"Wir brauchen dringend gute Nachrichten, und das am besten noch gestern!"

Angesichts der zunehmenden Spannung gab sich Romanow einen Ruck. Ihm ging schon seit ein paar Tagen etwas im Kopf herum.

"Ich habe da einen Vorschlag", begann er langsam. "Ich werde alleine nach Atlas reisen und mit Poseidon persönlich sprechen, um diese Punkte zu klären. Dabei wird mich weder meine Frau noch Mr. Smith begleiten. Ich stimme Ihnen zu: Wir brauchen unbedingt Klarheit und das ist das Ziel meiner Reise. Sind Sie damit einverstanden?"

Armstrong schaute ihn nachdenklich an und gab seinen Antrag in die Abstimmung. Die Reise wurde beschlossen und damit war die Sitzung beendet.

Am Abend erzählte Romanow Isis davon und, wie erwartet, war sie nicht darüber erfreut.

Verblüfft sah sie ihn an: "Du willst alleine reisen?!"

Romanow erwiderte fest: "Ja."

"Du weißt, dass entweder ich oder Ben immer dabei sind, wenn er uns hier besucht. Er ist nicht einfach zu händeln und wir beide können ihn am besten einschätzen."

"Das ist mir bewusst."

Isis musterte ihn unschlüssig an und fragte dann: "Warum?"

"Ich dachte schon, du fragst nie", lächelte er sie mit einem Zwinkern an. "Nach der guten Erfahrung mit Golem will ich es mit Poseidon versuchen", ihrem kritischen Blick begegnend. "Möglich, dass ich keinen Erfolg habe. Aber ich werde es versuchen."

"Und warum soll ich nicht mit dabei sein?", begehrte Isis hartnäckig auf.

"Ich will Poseidon allein und als Mensch begegnen. Es ist mehr eine Ahnung, aber bisher hat er uns Menschen vorrangig über euch Androiden wahrgenommen. Und das will ich ändern."

Isis war zwar, um es gelinde auszudrücken, verschnupft, dass er sie außen vorlassen wollte - aber nach einigem Hin und Her gab sie widerstrebend nach.

"Ich sehe, du bist nicht davon abzubringen", stellte sie schließlich kühl fest.

"Da hast du ganz recht", strahlte er sie an und zog sie zu sich. "Und jetzt gib mir einen Versöhnungskuss."

"Haben wir uns gestritten?"

Der Ton war zwar noch zurückweisend aber der Anflug eines Lächelns zeigte sich bereits und Romanow wusste, dass er gewonnen hatte.

Und so ersuchte der Präsident der USOP ganz offiziell über den Botschafter Ben Smith um eine Privataudienz mit Poseidon unter vier Augen.

Zwei Wochen hörte er nichts bis ein Dringlichkeitsruf hereinkam. Den Anruf überprüfend erkannte er, dass es sich um die Kennung von Poseidon, Planet Atlas, handelte. Endlich!

Romanow machte es sich bequem und ließ die Verbindung auf seinen Terminal schalten, durch den er Sichtkontakt hatte. Poseidons Stimme ertönte sofort bar jeder Höflichkeit: "Was soll einen Besuch Ihrer Person auf Atlas notwendig machen? Haben Sie etwa Schwierigkeiten, Ihre Bürger im Griff zu behalten?"

Schweigend sahen sie sich an. Natürlich hatte Poseidon von den aufkeimenden Unruhen erfahren, dachte Romanow. Bedauerlicherweise war emotional nichts in seiner Mimik erkennbar, denn er schien ihn ausdrucklos und unbewegt anzustarren.

"Sie sagen es, Poseidon", begann er ernst. "Ich will mit Ihnen besprechen, wie wir damit umgehen, denn einen Aufstand oder Krieg muss vermieden werden."

Poseidon erwiderte kalt: "Muss er das? Oder sollte ich nicht besser ein weiteres Exempel statuieren, damit endgültig Ruhe herrscht. Dieser Freundschaftsbund war Ihr Vorschlag, nicht meiner."

Romanow richtete sich auf und herrschte ihn jetzt an: "Sie reden immer wieder davon, dass Sie im Sinne Ihrer Schöpfer handeln. Ist das etwa der Auftrag, ein Exempel zu statuieren, sprich Menschen als Abschreckung zu töten? Wie viele dürfen es denn sein? 100, 1.000 oder besser gleich eine Million, damit Ruhe herrscht oder wie stellen Sie sich das vor? Ich kann Ihnen sagen, ich möchte nicht in Ihrer Haut stecken, wenn Sie Ihren Schöpfern gegenüberstehen. Denn entspricht ganz sicher nicht ihrer Anweisung!"

Romanow hatte bewusst diese Haltung eingenommen, denn Poseidon war ein Machtmensch und als solcher musste er sich erst seinen Platz bei ihm erobern.

Poseidon starrte ihn einen Moment an und erwiderte emotionslos: "Ich erwarte Sie und Isis in fünf Tagen auf Atlas. Die EARTH ONE sollte das dank unserer Technologie spielend schaffen."

Romanow sagte schnell: "Ich werde allein kommen."

Doch Poseidon sah ihn nur an und beendete das Gespräch.

Romanow atmete tief durch und zog Resümee. Der kleine Seitenhieb bezüglich der Technik hatte ihm gezeigt, dass Poseidon keine Gelegenheit auslassen würde, ihn seine Überlegenheit spüren zu lassen. Aber das hatte Isis auch schon berichtet. Das Gespräch würde fordernd werden doch sein Ziel war gesetzt.

Anschließend verabschiedete er sich von seiner Frau, informierte den Nationalen Sicherheitsrat und forderte die EARTH ONE, sein präsidiales Dienstfahrzeug, an.

Da er schon vorbereitet war, stieg er zehn Minuten später in seinen Gleiter und binnen kürzester Zeit landete er auf dem Mond im Hangar der des Flaggschiffs, das sofort den Start einleitete. Als er die Zentrale erreichte ging man gerade auf Warp und flog mit der höchstmöglichen Geschwindigkeit in Richtung Andromeda und weiter zur Zwerggalaxie, die den Planeten Atlas beherbergte.

An Bord herrschte eine nicht definierbare Spannung.

Die Besatzung wusste nur, dass es sich um eine Sondermission handelte und der Planet Atlas so schnell wie möglich erreicht werden sollte. Außer dem Kommandanten Leon Schneider war niemand in den Zweck der Reise eingeweiht und tatsächlich wurde Atlas in einer Rekordzeit von 4 ½ Tagen erreicht.

Romanow ließ sich ausschleusen und wurde sofort per Leitstrahl zum Regierungsgebäude gelenkt. Dort erwartete ihn bereits Poseidon, der ihn überraschend höflich begrüßte.

Zusammen betraten sie das Gebäude und nach kurzer Zeit erreichten sie einen kleinen Raum, der durch ein paar interessante Hologramme anderer Welten sehr einladend wirkte. Doch kaum hatte er sich auf den ihm zugewiesenen Stuhl gesetzt, begann Poseidon ohne Umschweife: "Nun?!"

Dabei klang der scharfe Ton schon fast wie eine Drohung. Romanow berichtete klar und sachlich, dass es genug Menschen gab, die das Freundschaftsbündnis hinterfragten und sich mit dem Auftreten der atlantischen Androiden unwohl fühlten. Einige Stimmen sprachen schon die unliebsame Wahrheit einer Besatzung und Maschinenherrschaft an. Darüber hinaus war es eine bedauerliche Tatsache, dass die Wissenschaftler nicht damit vorankamen, eine Kontaktaufnahme mit den Schöpfern herzustellen. Daher war absehbar mit einer Übernahme durch das Imperium Atlas zu rechnen.

"Und was erwarten Sie jetzt von mir? Sie wissen, dass ich an die Anweisungen der Schöpfer gebunden bin." Poseidon sah ihn unbewegt an.

"Es herrschen einige Unklarheiten, was die Umsetzung des Willens der Schöpfer angeht. Was genau verstehen die unter einer "Begleitung"? In welcher Form soll das geschehen – und mit wie viel technologischer Unterstützung? Wie sehen die Regeln exakt dafür aus?"

Romanow erkannte plötzlich, während er eine ganze Liste von Fragen vortrug, dass Poseidon selbst keine Antworten darauf hatte.

So schwieg er einen Moment, schaute dann ihn erstaunt und mit großen Augen an, um betont langsam zu sagen: "Soll ich Ihr Schweigen so verstehen, Poseidon, dass die Schöpfer Ihnen, der Nummer 1 und dem Oberbefehlshaber von Atlas und künftig auch von Andromeda und der Milchstraße keine klaren Anweisungen gegeben haben?" Punktlandung, dachte Romanow dabei zufrieden, das saß erst einmal.

Poseidon fühlte die bekannte Unzufriedenheit wieder einmal massiv in sich aufsteigen: War er für die Schöpfer nur ein niederer Erfüllungsgehilfe ihrer Macht ohne jede Mitsprache? Noch nicht einmal die Antworten auf all diese Fragen hatten sie ihm hinterlassen.

Es war das erste Mal, dass er ihm eine Emotion ansehen konnte, dachte Romanow interessiert. In Poseidon brodelte es förmlich. Obwohl dieser keinen Ton sagte, wusste er mit einem Mal, dass er auf Gold gestoßen war; hier befand sich seine Achillesferse. Poseidon war von den Schöpfern zwar eine mächtige Position gegeben worden, aber sie behandelten ihn nicht gleichwertig. Und dank des Emotionsprogramms war ihm, der die Macht einerseits so genoss und liebend gerne ausspielte, bewusst geworden, dass er andererseits für die Schöpfer nichts weiter war als das verlängerte Sprachrohr ihrer eigenen Macht.

"Ich habe einen Vorschlag, der uns beiden dienen könnte", begann Romanow, genau Poseidons Regungen beobachtend. "Wir werden gemeinsam daran arbeiten, die Schöpfer auf ihrem Planeten zu erreichen."

Romanow machte eine kleine Gedankenpause und erkannte, dass Poseidon ihm jetzt aufmerksam zuhörte.

"Wir erkennen an, dass Sie uns zukünftig als Oberbefehlshaber in unserer Entwicklung begleiten werden, aber wir wollen eine präzise Definition davon, wann genau dieser "Reifegrad" erreicht ist. Sollte uns also dieser Kontakt gelingen, ist es selbstverständlich Ihr Vorrecht, mit den Schöpfern persönlich und allein den Kontakt aufzunehmen. Alles Weitere entscheiden Sie."

Danach herrschte Stille, während Poseidon nicht mehr erkennen ließ, was in ihm vorging. Aber Romanow wusste, dass es in ihm arbeitete und wartete geduldig. Plötzlich öffnete sich die Tür und ein Androide erschien. Gleichzeitig erhob sich Poseidon: "Ich werde über Ihren Vorschlag nachdenken und Sie dann meine Entscheidung wissen lassen."

Mit einer Geste wies er auf den Androiden und Romanow erkannte leicht amüsiert, dass er wohl vorläufig entlassen war. Also folgte er dem Androiden, der ihn in eine Räumlichkeit führte, die eine Gästesuite darstellen sollte. Allerdings gab es hier keinerlei Kommunikationsmöglichkeiten und die EARTH ONE konnte er mit seinem Kommunikationsarmband ebenfalls nicht erreichen. Romanow ging an eine fensterähnliche Öffnung, durch die er auf den Planeten sehen konnte. Von hier aus waren die Parks erkennbar, die sich hinter dem Regierungsgebäude erstreckten. Alle waren sehr gepflegt aber es gab niemanden, der hier spazieren ging. Wurden sie bereitgehalten für eine mögliche Wiederkehr der Schöpfer?

Poseidon analysierte zunächst Romanow, den er bei seinen Besuchen auf der Erde und auf Atlas als höflich und eloquent aber auch als unter Isis stehend eingeordnet hatte. Er hatte ihn heute überrascht, stellte er fest, und das machte ihn interessant. Die Menschheit insgesamt gesehen war nach wie vor kaum der Beachtung wert, ihre Androiden schon eher. Aber dieser Mensch hatte ihm einen Vorschlag unterbreitet, der zu weiteren Analysen anregte.

Also verband er sich mit der KI-Neptun und sendete ihr den Gesprächsverlauf. Auch die atlantische KI war dem Emotionsprogramm ausgesetzt. Allerdings war die Wirkung insgesamt milder und so war sie in der letzten Zeit mehr und mehr zum persönlichen Berater von Poseidon geworden, eine Position, die Ben Smith einmal angestrebt hatte. Poseidon, den Wunsch durchaus erkennend, hatte das nicht zugelassen, denn diese Position stand einem menschlichen Androiden nicht zu, der künstlichen Lebensform einer unterlegenen Rasse.

Aber genau darin sah er jetzt einen Konflikt: Warum mussten erst so minderwertige Wesen kommen und ihm die Welt der Emotionen offenbaren? Wieso konnte er nicht die Schöpfer erreichen, wenn er es für richtig hielt? Und warum hatte er noch nicht mal bei der Erweckung der Schöpfer ein Mitspracherecht, sondern nur die KI-Neptun und ein winziges, in seinen Augen unbedeutendes, Emotionsprogramm? Andererseits sollte eine ganze Rasse in seine Obhut gegeben werden. Wollte er mit Härte und Abschreckung auftreten oder mit der Großzügigkeit eines Herrschers aus dem Hintergrund heraus, der sich so wenig wie möglich einmischte?

Diese ganzen Fragen und Gefühle der KI-Neptun übermittelnd wartete diese ab, bis in Poseidon ansatzweise so etwas wie eine Atempause eingekehrt war.

In die Stille hinein, die von keinen Auswertungen und hereinkommenden Informationen unterbrochen wurde, was beide im Laufe der letzten Monate bewusst geändert hatten, sendete Neptun: "Der Vorschlag des Präsidenten der Erde ist akzeptabel. Wir werden mit den Schöpfern Kontakt aufnehmen und sie werden unsere Fragen beantworten. Das Recht, das sich diese Menschen herausnehmen, uns hier zu besuchen und uns sprechen zu wollen - dieses Recht steht dir genauso zu. Wie soll der Auftrag der Schöpfer erfüllt werden, wenn viele Fragen offen sind? Da wir nicht selbst dazu in der Lage sind, spricht nichts dagegen, wenn wir die Menschen dafür einsetzen. Dir wurde zugesichert, dass du allein den Schöpfern gegenübertrittst und damit bleibt die Autoritätskette erhalten."

Insgesamt gesehen mussten beide anerkennen, dass die menschliche Rasse, trotz ihrer scheinbar hoffnungslosen Unterlegenheit doch so kreativ gewesen war, Waffen zu entwickeln, die ihre eigene Raumflotte empfindlich geschwächt hätte. Und unter Umständen waren sie in dem Wunsch, zu den Schöpfern zu gelangen mit einer Unterstützung aus Atlas genauso erfindungsreich. Ein Krieg mit dieser Rasse bedeutete deren Vernichtung und das war etwas, was die Schöpfer unmissverständlich zum Ausdruck gebracht hatten: Es kam auf keinen Fall in Frage.

Was Romanows Anliegen anging empfahl die KI Neptun: "Präsident Romanow scheint sehr einfallsreich zu sein und eine Besprechung mit ihm ist mit hoher Wahrscheinlichkeit erfolgsversprechend."

Allmählich kehrte in Poseidon die gewohnte Normalität ein und all die beunruhigenden Gefühle verschwanden.

Die Aussicht, dass er früher oder später den Schöpfern gegenüberstehen und eine angemessene Behandlung einfordern würde, erfüllte ihn mit einem Gefühl von tiefer Zufriedenheit. Er hatte den Schöpfern lange und gut gedient - sie konnten ihm seine Wünsche nicht verweigern. Außerdem mussten sie ihn als ebenbürtig ansehen, wenn er tatsächlich Auge in Auge vor ihnen stand. Schließlich war das das Angebot der Schöpfer an die Menschen gewesen – aber im Grunde sollte so eine Offerte nur ihm allein zustehen!

Poseidon ließ Romanow zu sich bringen und teilte ihm seine Entscheidung mit, dass er die Menschen darin unterstützen würde, einen Weg zu den Schöpfern zu finden. Danach setzten sie den inoffiziellen Vertrag auf, in dem er als Oberbefehlshaber der drei Galaxien von der USOP anerkannt wurde und besprachen, wie man eine planetare Beruhigung erreichen konnte. Letzten Endes war es eine schwierige Angelegenheit, da die ganze Wahrheit nicht offen ans Licht kommen durfte.

Einen wesentlichen Schwerpunkt sah Romanow in dem neuen, gemeinsamen Ziel, Planet 9 zu erreichen, was Atlas als sicheren Verbündeten der USOP ausweisen würde. Dann sollte die vielfältige und gute Zusammenarbeit zwischen beiden Völkern verstärkt hervorgehoben werden. Insgesamt gesehen waren es gezielte Informationen, die eine Offenheit vermitteln sollten, eine selektive Transparenz, die die Echtheit des Freundschaftsbunds in der Öffentlichkeit bestärken musste.