Die wichtigsten Werke von Charles Baudelaire - Charles Baudelaire - E-Book

Die wichtigsten Werke von Charles Baudelaire E-Book

Charles Baudelaire.

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Beschreibung

Die wichtigsten Werke von Charles Baudelaire ist eine Sammlung von Gedichten, Prosa und kritischen Essays, die das Schaffen dieses bedeutenden französischen Dichters und Schriftstellers präsentiert. Baudelaire war eine zentrale Figur im Symbolismus und sein Werk gilt als einflussreich für die moderne Literatur. Die Gedichte in diesem Buch zeichnen sich durch ihre dunkle Lyrik, ihre intensive emotionale Ausdruckskraft und ihre kritische Auseinandersetzung mit der modernen Gesellschaft aus. Die Prosa von Baudelaire reflektiert seine künstlerische Vision und seine philosophischen Überlegungen, während seine kritischen Essays Einblicke in sein Denken und seine Auseinandersetzung mit der Kunst seiner Zeit bieten. Die wichtigsten Werke von Charles Baudelaire ist ein unverzichtbares Buch für alle, die sich für die französische Literatur des 19. Jahrhunderts und die Entwicklung der modernen Dichtung interessieren.

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Charles Baudelaire

Die wichtigsten Werke von Charles Baudelaire

Die Blumen des Bösen, Die künstlichen Paradiese, Die Fanfarlo & Tableaux parisiens

Books

- Innovative digitale Lösungen & Optimale Formatierung -
2017 OK Publishing
ISBN 978-80-272-1414-3

Inhaltsverzeichnis

Die Blumen des Bösen (1857)
Die künstlichen Paradiese (1860)
Die Fanfarlo
Tableaux parisiens

Die Blumen des Bösen (1857)

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

An den Leser
Segen
Der Albatros
Erhebung
Zusammenklang
Den Entschwundenen
Die Leuchttürme
Die kranke Muse
Die käufliche Muse
Der schlechte Mönch
Der Feind
Der Unstern
Das frühere Leben
Zigeuner auf der Fahrt
Der Mensch und das Meer
Don Juan in der Unterwelt
An Theodor von Banville
Züchtigung des Hochmuts
Die Schönheit
Das Ideal
Die Riesin
Die Juwelen
Die Maske
Hymne an die Schönheit
Fremdländischer Duft
Das Haar
So bete ich dich an
Du locktest gern die Welt
Sed non satiata
In ihrem Kleid
Die Schlange, die tanzt
Ein Aas
De profundis clamavi
Der Vampir
Lethe
Als ich bei einer Jüdin lag
Totenreue
Die Katze
Zweikampf
Der Balkon
Der Besessene
Eine Erscheinung
Dir dieses Lied
Semper eadem
Ganz und Gar
Was sagst du heute abend
Die lebende Fackel
An sie, die allzufroh
Hingabe
Geständnis
Geistige Morgenröte
Abendklänge
Das Flakon
Das Gift
Umschleierter Himmel
Die Katze
Das schöne Schiff
Aufforderung zur Reise
Das Unsühnbare
Plauderei
Herbstgesang
Einer Madonna
Lied am Nachmittag
Sisina
Verse zum Portrait von Honoré Daumier
Franciscae meae laudes
Einer kreolischen Dame
Moesta et errabunda
Das Gespenst
Herbst-Sonett
Lunas Traurigkeit
Die Katzen
Die Eulen
Die Pfeife
Musik
Begräbnis eines verfemten Dichters
Ein phantastischer Kupfer
Der fröhliche Tote
Das Fass des Hasses
Die zersprungene Glocke
Schwermut
Trübsinn
Schwermut
Schwermut
Wahnsinn
Liebe zum Nichts
Alchimie des Schmerzes
Anziehender Schauder
Die Friedenspfeife
Gebet eines Heiden
Der Deckel
Der Unerwartete
Mitternächtige Selbstprüfung
Trauriges Madrigal
Der Mahner
An eine Malabaresin
Die Stimme
Hymne
Der Rebell
Berthas Augen
Der Springbrunnen
Das Lösegeld
Weit von hier
Romantischer Sonnenuntergang
Zu dem »Tasso im Gefängnis«
Der Abgrund
Die Klagen eines Ikarus
Sammlung
L' Heautontimoroumenos
Das Unlösbare
Die Turmuhr
Landschaft
Die Sonne
Lola de Valence
Die beleidigte Luna
An eine rothaarige Bettlerin
Der Schwan
Die sieben Greise
Die kleinen Alten
Die Blinden
Ein Vorübergehender
Das Skelett als Arbeitsmann
Abenddämmerung
Das Spiel
Totentanz
Liebe zur Lüge
Nein, ich vergass es nicht
Lasst uns der treuen Magd
Nebel und Regen
Pariser Traum
Morgengrauen
Die Seele des Weins
Der Wein der Lumpensammler
Der Wein des Mörders
Der Wein des Einsamen
Der Wein der Liebenden
Aufschrift auf ein verpöntes Buch
Die Zerstörung
Eine Märtyrin
Lesbos
Verdammte Frauen
Die beiden barmherzigen Schwestern
Die Blutquelle
Allegorie
Beatrice
Die Verwandlung des Vampire
Eine Reise nach Kythera
Die Liebe und der Schädel
Die Verleugnung des heiligen Petrus
Abel und Kain
Die Litanei des Satans
Bitte
Der Tod der Liebenden
Der Tod der Armen
Der Tod des Künstlers
Tagesende
Der Traum eines Neugierigen
Die Reise

An den Leser

Inhaltsverzeichnis

In Dumpfheit, Irrtum, Sünde immer tiefer Versinken wir mit Seele und mit Leib, Und Reue, diesen lieben Zeitvertreib, Ernähren wir wie Bettler ihr Geziefer.

Halb sind die Sünden, matt ist unsre Reue, Und unsre Beichte macht sich fett bezahlt, Nach ein paar Tränen rein die Seele strahlt Und wandert froh den schmutzigen Pfad aufs neue.

Satan, der Dreimalgrosse, übt die Künste, Auf seinem Kissen wiegt er unsern Geist, Bis das Metall, das Kraft und Wille heisst, Vom Zaubrer aufgelöst in fahle Dünste.

Des Teufels Fäden sind's, die uns bewegen, Wir lieben Graun, berauschen uns im Sumpf, Und Tag für Tag zerrt willenlos und stumpf Der Böse uns der Hölle Stank entgegen.

Wie an der Brust gealterter Mätressen Der arme Wüstling stillt die tolle Gier, So haschen nach geheimen Lüsten wir, Um sie wie dürre Früchte auszupressen.

Gleich Würmern wimmelnd ist ins Hirn gedrungen Die Teufelsschar, die uns zerstören muss, Wir atmen, und ein unsichtbarer Fluss, Der Tod, strömt klagend hin durch unsre Lungen.

Wenn Notzucht, Gift und Dolch und alles Böse Noch nicht geschmückt mit holder Stickerei Des Schicksals Grund voll fadem Einerlei, Dann ist's, weil unsre Seele ohne Grösse.

Doch zwischen Panthern, Schakalen und Hunden, In der Skorpionen, Schlangen, Affen Welt, Die kriecht und schleicht und heult und kläfft und bellt, Im Tierhaus unsrer Taster ward gefunden

Das schlimmste, schmutzigste von allen Dingen, Die Qual, die nicht Gebärde hat noch Schrei, Und doch die Erde macht zur Wüstenei Und gähnend wird dereinst die Well verschlingen:

Segen

Inhaltsverzeichnis

Wenn nach des Himmels mächtigen Gesetzen Der Dichter kommt in diese müde Welt, Schreit seine Mutter auf, und voll Entsetzen Flucht sie dem Gott, den Mitleid selbst befällt.

»Warum gebar ich nicht ein Nest voll Schlangen, Statt diesem Spottgebild verwünschter Art! Verflucht die Nacht, in der mein Bauch empfangen, Da flüchtiger Lust so bittre Strafe ward!

Was wähltest du mich aus von allen Frauen, Dem blöden Mann zur ekelvollen Wut, Was werf' ich nicht die Missgeburt voll Grauen Gleich einem Liebesbrief in Feuersglut!

Doch ich will deinem Hasse nicht erliegen, Ich wälz' ihn auf das Werkzeug deines Grolls Und will den missgeratnen Baum so biegen, Dass keine Frucht entspringt dem faulen Holz.«

So presst sie geifernd ihren Grimm zusammen, Nichts ahnend von des Himmels Schluss und Rat, Und schürt sich in Gehenna selbst die Flammen Für ihre mütterliche Freveltat.

Indessen zieht ein Engel seine Kreise, Und der Enterbte blüht im Sonnenschein, Und zu Ambrosia wird ihm jede Speise Und jeder Trank zu goldnem Nektarwein.

Zum Spiel taugt Wind ihm, Wolken und Gestirne, Berauscht von Liedern zieht er durch sein Reich, Und traurig senkt der Engel seine Stirne, Sieht er ihn sorglos, heitern Vögeln gleich.

Denn alle, die er liebt, voll Scheu ihn messen; Weil seine Sanftmut ihren Groll entfacht, Versuchen sie ihm Klagen zu erpressen, Erproben sie an ihm der Roheit Macht.

Sie mischen eklen Staub in seine Speisen, Beschmutzen jedes Ding, dem er sich naht. Was er berührt, sie heuchelnd von sich weisen, Und schreien »wehe«, kreuzt er ihren Pfad.

Auf öffentlichem Markt, wie eine Dirne, Höhnt laut sein Weib: »Da mir sein Beten gilt, So will ich auch vom Sockel bis zur Stirne Vergoldet sein gleich einem Götzenbild.

Berauschen will ich mich an Weihrauch und Essenzen, An Wein und Huldigung mich trinken satt, Und da er göttergleich mich will bekränzen, Werd ich beherrschen ihn an Gottes Statt!

Und will die Posse mir nicht mehr gefallen, Pack' ich ihn mit der schwachen, starken Hand, Mit meinen Nägeln wie Harpyenkrallen Zerfleisch ich ihn, bis ich sein Herze fand.

Gleich einem jungen Vogel fühl' ichs zittern, Zuckend und rot wird's meiner Hände Raub, Und um mein Lieblingstier damit zu füttern, Werf ich es voll Verachtung in den Staub!«

Zum Himmel, zu dem ewigen Strahlensitze Hebt fromm der Dichter seine Hände auf, Und seines lichten Geistes weite Blitze Verhüllen ihm des Volks blindwütigen Häuf:

»Dank, dir, o Gott, der uns das Leid liess werden, Das uns erlöst aus tiefer Sündennacht, Das reine Elixier, das schon auf Erden Die Starken deiner Wonnen würdig macht!

Dem Dichter wahrst du deiner Sitze besten Inmitten seliger Legionen Schar, Ich weiss, du lädst ihn zu den ewigen Festen Der Herrlichkeit und Tugend immerdar.

Ich weiss, nicht Welt noch Hölle macht zum Hohne Den einzigen Adel, den der Schmerz verleiht. Ich weiss, auf meinem Haupt die Wunderkrone Muss leuchten über Welt und Ewigkeit.

Der Albatros

Inhaltsverzeichnis

Oft kommt es vor, dass, um sich zu vergnügen, Das Schiffsvolk einen Albatros ergreift, Den grossen Vogel, der in lässigen Flügen Dem Schiffe folgt, das durch die Wogen streift.

Doch, – kaum gefangen in des Fahrzeugs Engen Der stolze König in der Lüfte Reich, Lässt traurig seine mächtigen Flügel hängen, Die, ungeschickten, langen Rudern gleich,

Nun matt und jämmerlich am Boden schleifen. Wie ist der stolze Vogel nun so zahm! Sie necken ihn mit ihren Tabakspfeifen, Verspotten seinen Gang, der schwach und lahm.

Der Dichter gleicht dem Wolkenfürsten droben, Er lacht des Schützen hoch im Sturmeswehn ;

Erhebung

Inhaltsverzeichnis

Hoch über stillen Wäldern, blauen Meeren, Hoch über eisiger Gletscher Einsamkeit Und über Wolkenflügen weltenweit, Jenseits der sternbeglänzten ewigen Sphären

Dort regst du dich, mein Geist, so frei und jung! Wie kühne Schwimmer durch die Wellen gleiten, So ziehst du durch die unermessnen Weiten Voll grosser, männlicher Begeisterung.

Flieh' aus der Erde giftigtrübem Schlamme, Steig' auf zum Äther, Seele, werde rein! Und trink wie einen starken Götterwein Der lichten Räume himmlischklare Flamme.

Weit hinter dir lass Kummer, Schuld und Streit, Die dumpf und lastend dich zur Erde zwingen, Beglückt, wer sich erhebt auf leichten Schwingen Zu leuchtender Gefilde Heiterkeit!

Wessen Gedanken gleich der Lerche steigen Des Morgens frohbeschwingt zum Firmament,

Zusammenklang

Inhaltsverzeichnis

Im Tempel der Natur, in Säulengängen, Durch die oft Worte hallen, fremd, verwirrt, Der Mensch durch einen Wald von Zeichen irrt, Die mit vertrauten Blicken ihn bedrängen.

Wie weite Echo fern zusammenklingen Zu einem einzgen feierlichen Schall, Tief wie die Nacht, die Klarheit und das All, So Düfte, Farben, Klänge sich verschlingen.

Denn es gibt Düfte, frisch wie Kinderwangen, Süss wie Oboen, grün wie junges Laub, Verderbte Düfte, üppige, voll Prangen,

Wie Weihrauch, Ambra, die zu uns im Staub

Den Entschwundenen

Inhaltsverzeichnis

Den entschwundenen, nackten Zeiten bin ich so hold, Da Phöbus die Säulen umwob mit lauterem Gold, Da Mann und Weib ohne Lüge und schamhaftes Bangen In heiter beweglichem Spiel durch das Leben gegangen, Und – vom zärtlichen Licht umspielt und umflossen – Ihrer edlen Leiber kraftvolle Schönheit genossen. Als Cybele fruchtbar, verschwenderisch fast Ihre Kinder nicht fühlte als drückende Last Und wie eine Wölfin mit mütterlich drängenden Lüsten Die ganze Erde getränkt an den schwellenden Brüsten, Als der Mensch geschmeidig, voll siegreicher Pracht Mit stolzem Recht sich zum König der Erde gemacht, Und die edlen Früchte ohne Flecken und Schaden Mit frischem und saftigem Fleisch zum Bisse geladen.

Will in unseren Tagen ein Dichter bewundernd schauen Ursprüngliche Schönheit, da wo Männer und Frauen In Nacktheit sich zeigen, da fühlt er die Freude entfliehen, Da fühlt er den eisigen Frost seine Seele durchziehen Vor dem düsteren Bild dieser Hässlichkeit, Vor der Missgeburt, die nach Kleidern schreit!

O armselig Zerrbild, für Masken geschaffen! Ihr mageren Rümpfe, ihr feisten, ihr schlaffen, Die der Nützlichkeit Gott unerbittlich und fest Schon als Kinder in eherne Windeln gepresst! Ihr Frau'n, die ihr bleich seid wie wächserne Kerzen, Die Wollust nagt euch am Leib und am Herzen, Jungfraun, durch ererbte Sünden entweiht, Ihr schleppt schon der Mutterschaft Hässlichkeit!

Wohl ist uns, die wir zum Untergang neigen, andere Schönheit, den Eilten verschlossen, zu eigen, Gesichter, drin glühendes Leiden brennt, Darin man die Schönheit des Siechtums erkennt; Diese Gabe jedoch, aus der Muse zögernden Händen Soll uns, des Untergangs Kindern, die Blicke nicht blenden. Wir huldigen tief und voll Leidenschaft Der heiligen Jugend, der Jugend voll Klarheit und Kraft.

Die Leuchttürme

Inhaltsverzeichnis

Rubens, der Trägheit Garten, des Vergessens Bronnen, Ein Lager blüh'nden Fleisches, der Liebe leer, Doch so von Leben und von Glut durchronnen Wie von der Luft das All, das Meer vom Meer.

Leonard da Vinci Spiegel tief und dunkel, Wo Engel lächeln süss und rätselschwer Aus Fichtenschatten, grünem Eisgefunkel Von ihrer Heimat Gletschergipfeln her.

Rembrandt, das Haus der Traurigen und Kranken, Von einem hohen Kruzifix erhellt, Gebete, Seufzer überm Unrat schwanken, Ein kalter Schimmer jäh ins Dunkel fällt.

Buonarroti, fern, wo Riesenschatten schweben, Wo Herkules mit Christus sich verband, Gespenster steil aus ihrer Gruft sich heben, Mit starrem Finger fetzend ihr Gewand.

Der in des Pöbels Wut, des Fauns Erfrechen, Der Schönheit fand selbst in der Schurken Reich, Puget, du grosses Herz voll Stolz und Schwächen, Der Sklaven König, kummervoll und bleich.

Watteau, ein Fest, wo Herzen leuchtend irren, Den Schmetterlingen gleich, ein Faschingsball, Lieblicher Zierat, Glanz und Lichter schwirren Und Tollheit wirbelnd durch den Karneval.

Goya, ein Nachtmahr, ferner wirrer Schrecken, Leichengeruch vom Hexensabbat weht, Wo, lüsterner Dämonen Gier zu wecken, Die nackte Kinderschar sich biegt und dreht.

Und Delacroix, Blutsee, wo Geister hausen. Im Schatten tief, der Himmel schwer wie Blei, Wo durch die trübe Luft Fanfaren brausen Seltsamen Klangs, wie ein erstickter Schrei.

Dies alles, Fluch und Lästerung und Sünden, Verzückungsschrei, Gebet und Todesschmerz Ist Widerhall aus tausend dunklen Gründen, Berauschend Gift für unser sterblich Herz.

Ein Schrei ist's, der da gellt in tausend Stürmen, Die Losung, die von tausend Lippen schallt, Leuchtfeuer, das da flammt von tausend Türmen,

Die kranke Muse

Inhaltsverzeichnis

Du arme Muse, was ist dir geschehn? Im hohlen Blick les' ich die nächtgen Qualen, Und muss den Wahnsinn und den Schreck, den fahlen Im stummen, angstgequälten Antlitz sehn.

Gossen sie Lieb' und Furcht aus ihren Schalen, Die grünen Zwerge und die rosigen Feen? Hat dich der Alb gepackt mit eisigem Wehn Und dich erstickt in wilden Zauber quälen?

Ich wollt', dein Atem wäre stets voll Kraft, Dass er nur starker Dinge Abbild schafft! Des Blutes Rauschen rhythmischer Gesang,

Wie er in jenen alten Zeiten klang,

Die käufliche Muse

Inhaltsverzeichnis

O meine Muse, der Paläste Kind! Wirst du, wenn erst der Winter hetzt die Raben, Für deinen nackten Fuss ein Feuer haben In trüber Schneenacht und bei eisigem Wind?

Willst du die marmorkalten Schultern laben Am nächtigen Strahl, der durch die Läden rinnt? Willst du, wenn leer dir Tasch' und Gaumen sind, Verborgnes Gold aus blauen Höhlen graben ?

Allabendlich wird dich der Hunger zwingen, Chorkindern gleich beim Weihrauchfass zu singen Den Lobgesang, der deinen Schmerz verhöhnt,

Seiltänzern gleich wirst du zur Schau dich stellen. Indes dein Lachen, darin Schreie gellen,

Der schlechte Mönch

Inhaltsverzeichnis

Aus alter Klöster hohem Wandgemälde Schaut oft der heiligen Wahrheit Angesicht, Den Brüdern, die der fromme Eifer quälte, Ein wenig Wärme spendend, Trost und Licht.

Zur Zeit, da Christi Saat geblüht, erwählte Manch edler Mönch, von dem man heut kaum spricht, Das Leichenfeld zur Werkstatt und erzählte In Bildern uns vom Tode stark und schlicht.

Mein Herz gleicht einer finstern Klosterzelle, Seit Ewigkeiten tritt mein Fuss die Schwelle, – Mit nichts hab' ich die kahle Wand geschmückt.

Ich träger Mönch, wann werd' ich endlich geben

Der Feind

Inhaltsverzeichnis

Mein Kinderland war voll Gewittertagen, Nur selten hat die Sonne mich gestreift, Und so viel Bluten hat der Blitz zerschlagen, Dass wenig Früchte nur mein Garten reift.

Nun kommt der Herbst, – ich muss zur Harke greifen, Die Erde sammeln, die verwüstet schlief, In die der Regen Risse grub und Streifen Und manche Holde wie ein Grab so tief.

Doch ob den Blumen, die erhofft mein Träumen, In dieses wild zerwühlten Ackers Räumen Die Wundernahrung wird voll Glut und Kraft?

O Schmerz! die Zeit trinkt unsren Lebenssaft, Der dunkle Feind, der uns am Herzen zehrt

Der Unstern

Inhaltsverzeichnis

So schwere Lasten zu heben, Bedarf es des Sisyphus Mut, Und hätten wir Kraft auch und Glut, Lang ist die Kunst, flüchtig das Leben.

Fern ruhmreicher Sarkophage, An des Friedhofs verlassenem Hang, Wie verdeckter Trommel Gesang Schlägt mein Herz nun die trauernde Klage.

Manches Kleinod von leuchtender Glut In finstrer Verborgenheit ruht, Wohin Sonde und Senkblei nicht gleiten.

Manche Blume der edelsten Art

Das frühere Leben

Inhaltsverzeichnis

Ich wohnte lang in weiter Hallen Schweigen, Die abends in der Meeressonne Glut Sich stolz erheben und zur blauen Flut Sich gleich basaltnen Grotten niederneigen.

Das Meer, darauf des Himmels Abbild ruht, Tönt feierlich beim Auf- und Niedersteigen, Und der Akkorde übermächt'ger Reigen Strömt in den Abend voller Gold und Blut.

Dort lebt' ich lang in dämmerstillem Lächeln, Voll Wollust atmend Glanz und blaue Luft; Die nackten Sklaven, ganz getaucht in Duft,

Sie mussten mir die müde Stirne fächeln,

Zigeuner auf der Fahrt

Inhaltsverzeichnis

Zum Aufbruch muss der Stamm der Zaubrer rüsten, Glutäugig Volk. – Es schleppt der Weiber Schar Bücklings die Kinder, reicht dem Säugling dar Den stets bereiten Schatz aus braunen Brüsten.

Zu Fuss die Männer, deren Waffen flimmern, Die Karren rollen langsam nebenher; Und Aller Augen wandern sehnsuchtsschwer Zum Himmel, wo die fernen Träume schimmern.

Sie ziehn vorbei, – und im Versteck die Grille Singt doppeltlaut ihr Lied durch Morgenstille; Die Erde, die sie liebt, vermehrt ihr Grün,

Lässt Felsen sprudeln, lässt die Wüste blühn

Der Mensch und das Meer

Inhaltsverzeichnis

Du freier Mensch, du liebst das Meer voll Kraft, Dein Spiegel ist's. In seiner Wellen Mauer, Die hoch sich türmt, wogt deiner Seele Schauer, In dir und ihm der gleiche Abgrund klafft.

Du liebst es, zu versinken in dein Bild, Mit Aug' und Armen willst du es umfassen, Der eignen Seele Sturm verrinnen lassen In seinem Klageschrei, unzähmbar wild.

Ihr beide seid von heimlich finstrer Art. Wer taucht, o Mensch, in deine letzten Tiefen, Wer kennt die Perlen, die verborgen schliefen, Die Schätze, die das neidische Meer bewahrt?

Und doch bekämpft ihr euch ohn' Unterlass Jahrtausende in mitleidlosem Streiten,

Don Juan in der Unterwelt

Inhaltsverzeichnis

Als Don Juan, den schwarzen Fluss erreichend, Den Fährmann zahlte und bestieg das Schiff, Ein finstrer Bettler, Antisthenes gleichend, Mit starkem Rächerarm zum Ruder griff.

Laut stöhnend warfen sich die Frau'n zur Erde, Mit schlaffen Brüsten und zerfetztem Kleid, Wie Brüllen einer aufgescheuchten Herde Klang ihr Geschrei, gedehnt, voll dumpfem Leid.

Sganarell heischte Lohn, sein Lachen schwirrte. Indes Don Louis, die Greisenhand gereckt, Der Totenschar, die an den Ufern irrte, Den Sohn wies, der sein Haupt mit Schmach bedeckt.

Nah ihrem Gatten, fröstelnd, sass Elvire, In ihrer Trauer aller Anmut bar, Fleht' um das letzte Lächeln letzter Schwüre, So süss und falsch wie jenes erste war. –

Ein grosser fremder Mann, in Stahl die Glieder, Lenkte das Steuer, steinernen Gesichts.

An Theodor von Banville

Inhaltsverzeichnis

Du hast die Muse so beim Haar ergriffen. So herrisch sie besiegt voll schöner Lässigkeit, Dass du ein Held erschienst, ein Bravo, der im Streit Sein Lieb erdolcht, die Waffe blankgeschliffen.

Dein Blick war feurig und voll junger Kraft, Und Kühnheit zeigtest du und Stolz und Stärke Im künstlerischen Wunderbau der Werke, Aus denen atmet künftige Meisterschaft.

Uns Dichtern starrt das Blut im Glück, im Leid. War's Zufall, dass man des Kentauren Kleid, Das Blut und Mark gerinnen liess in Qualen,

Im scharfen Gift getränkt zu dreien Malen,

Züchtigung des Hochmuts

Inhaltsverzeichnis

In jener alten Zeit, als noch Theologie Eifrig betrieben ward voll Kraft und Energie, Trug es sich zu, dass ein gar weiser, frommer Mann, Der selbst die Lässigsten noch schlug in seinen Bann Und sie der finstern Macht des Bösen abgerungen, Zu weit auf jenem Weg, ihm selber fremd, gedrungen, Der zu dem Himmelsglanz erhabner Wonnen führt, Den nur die reinste Schar der Geisterwelt berührt, Und schwindelnd, wahnerfasst, da er zu hoch gestiegen, Satanischem Gelüst des Hochmuts musst' erliegen. »Mir, kleiner Jesus, mir verdankst du deinen Ruhm, Hätt' ich statt des enthüllt dein sündig Menschentum, Müsst' deine Schmach so hoch wie jetzt die Ehre gelten, Als Spott und Missgeburt durchirrtest du die Welten!«

In diesem Augenblick entfloh ihm der Verstand, Ein schwarzer Flor sich um sein leuchtend Denken wand, Das Chaos wirbelte durch seine kranke Seele, Lebender Tempel einst voll Ordnung und ohn' Fehle, Von dessen Dach gestrahlt der hellsten Lichter Pracht, Auf ihn sank Schweigen jetzt und Finsternis und Nacht. Ein Grabgewölb' zu dem den Schlüssel man verloren.

Von nun an ward er gleich den Tieren vor den Toren, Und wenn er schwankend schlich durch lauter Gassen Flut,

Die Schönheit

Inhaltsverzeichnis

Schön bin ich, Sterbliche, ein Traum von Stein, Mein Busen trieb euch oft in blutige Sünde, Die Glut, die euren Dichtern ich entzünde, Muss wie der Urstoff stumm und ewig sein.

Ich throne hoch in blauer Rätselpracht, Kühl wie der Schnee, weiss wie das Kleid des Schwanen, Ich hasse jedes Schwanken aus den Bahnen, Ich habe nie geweint und nie gelacht.

Die Dichter, die mein stolzes Wesen lieben – Fast scheint's von stolzen Bildern nur entlehnt –, Vergebens sich in strengen Formeln üben,

Denn ihnen schenk' ich, was ihr Herz ersehnt: Den reinen Spiegel, schönren Lebens Quelle,

Das Ideal

Inhaltsverzeichnis

Nie sind's die zarten Schönen der Vignetten, Ärmliche Zeugnisse aus kranker Zeit, Die mit verschnürtem Fuss, die Hand an Kastagnetten, Ein Herz wie meins erfüllt mit Freudigkeit.

Lasst Gavarni die blut- und seelenlosen Lispelnden Schönen aus dem Hospital! Nicht eine dieser schwanken, bleichen Rosen Gleicht meinem glutenroten Ideal.

Nein, für mein abgrundtiefes Herz erwähle Ich, Lady Macbeth, dich, gewaltige Seele, Äschlos' Traum, erblüht im nordischen Wind;

Und dich, erhabene Nacht, Buonarrotis Kind,

Die Riesin

Inhaltsverzeichnis

Zur Zeit, da der Natur, der kräftevollen. Gewaltige Kinder gross und wild gediehn, Hätt' ich bei einer jungen Riesin leben wollen, Wie eine Katze auf der Königin Knien.

Ich hätt' erspäht in ihrem Spiel, dem tollen, Des Leibes Wachsen und der Seele Blühn, Den leichten Tau, der ihrem Aug' entquollen, Der tief versteckten, düstern Flamme Glühn.

Hätt' ihrer mächtigen Glieder Pracht umstreichelt, Auf ihre stolzen Kniee mich geschmeichelt, Und manchmal, wenn die kranke Sommerglut

Sie müd dahingestreckt auf sonnigen Matten,

Die Juwelen

Inhaltsverzeichnis

Die Holde war ganz nackt, doch kennt den Liebsten sie Und hatte sich geschmückt mit klingendem Geschmeide, Des überreiche Pracht ihr sieghaft Aussehn lieh, Maurischen Sklaven gleich in ihrem Feierkleide.

Wenn hell und spöttisch klirrt im Tanze Gold und Stein, Und alles flimmernd sprüht von leuchtenden Juwelen, Ergreift Verzückung mich, und bis zu Wut und Pein Lieb' ich die Dinge, drin sich Klang und Licht vermählen.

Nun lag sie da, umglüht von zärtlichem Begehr, Und lächelte voll Lust von ihres Diwans Kissen Auf meine Liebe, die, anschwellend wie das Meer, Aus nächtigen Tiefen stieg, zum Ufer hingerissen.

Die Blicke hielten mich wie ein gezähmtes Tier, Unsicher, träumerisch bewegte sie die Glieder, Und Kindlichkeit, vermischt mit Lüsternheit und Gier, Goss neuen Zaubers Reiz auf jede Wandlung nieder;

Und all die Herrlichkeit, Schenkel und Arm und Bein, Glänzend und schwanengleich in sanfter Biegung schwellen Sah mein entzückter Blick, mein Auge klar und rein; Die Brüste, Trauben, die an meinem Weinstock quellen,

Sie nahten schmeichlerisch, den bösen Engeln gleich, Aus ihrer Ruhe mir die Seele aufzustören, Und sie, die einsam thront im stillen, kühlen Reich Auf dem kristallnen Fels, zu quälen und betören.

Ich glaubt' vereint zu sehen, was ich noch nie geschaut, Antiopes Hüften und die Schultern eines Knaben, Den kräftigen Gliedern und der fahlen, braunen Haut Die duftigen Salben fremde Reize gaben!

Das Licht glomm langsam aus, ergab sich still dem Tod,

Die Maske

Inhaltsverzeichnis

Statue im Geschmack der Renaissance Dem Bildhauer Ernest Christophe

Dies Kleinod sieh aus Florentiner Tagen; Des Körpers weiche Biegung, darin Kraft Und Anmut, holde Schwestern, sich vertragen, Fürwahr, dies Frauenbild ist zauberhaft! So göttlich derb, so zierlich zum Entzücken, Erschaffen nur für Prunk und Leidenschaft, Um Päpste oder Fürsten zu beglücken.

Sieh auch dies Lächeln fein und lasterhaft, Drin Eitelkeit und Hochmut Feste feiern, Den heimlich schwülen Blick, den Spott durchbricht, Das zärtliche Gesicht, umrahmt von Schleiern, Drin jede Miene wie ein Sieger spricht: »Die Wollust ruft mich, Liebe wird mich krönen!'« Hast du Verführung, Anmut je gesehen So hold wie hier die Majestät verschönen? Komm, lass uns rings um ihre Schönheit gehen! O Lästerung der Kunst! O seltsam Grauen! Muss ich dies göttergleiche Wesen hier Als doppelköpfig Ungeheuer schauen?

Doch nein, nur Maske, trügerische Zier Sind des erlesnen Antlitz lichte Züge; Sieh her, das wahre Bild von Leid verzerrt, Das krampfverzogne Antlitz, das die Lüge So gleisnerisch dem Blick der Welt versperrt. Du arme Schönheit! Wie mit lichten Wellen Dein Tränenstrom sich in mein Herz ergiesst; Dein Trug berauscht mich, und die Seele schwellen Fühl' ich beim Leid, das deinem Aug' entfliesst.

Doch warum weint sie? So von Kraft getragen, So schön, dass, wer sie sieht, in Andacht bebt, Welch Leid kann ihre Götterbrust zernagen? – Sie weint, o Tor, sie weint, weil sie gelebt!

Hymne an die Schönheit

Inhaltsverzeichnis

Kommst du vom Himmel herab, entsteigst du den Schlünden? Aus deines teuflischen, göttlichen Blickes Schein Strömen in dunkler Verwirrung Tugend und Sünden, Schönheit, und darin gleichst du berauschendem Wein.

Du trägst im Aug' der Sonne Sinken und Steigen, Du birgst den Duft gewitterschwüler Nacht, Deine Lippen sind leuchtende Schalen, und wenn sie sich neigen, Haben sie Helden schwach und Kinder zu Helden gemacht.

Entfliehst du zum Abgrund, steigst auf du zu himmlischen Strahlen. Der bezauberte Geist folgt hündisch der Spur deines Lichts! Du schüttest nach Laune Freuden aus oder Qualen, Beherrschst uns alle und verantwortest nichts.

Du trittst auf Leichen, Schönheit, und lachst unsrer Qualen, Entsetzen umschmiegt deine Brust wie Juwelen und Gold, Auf dem stolzen Leib seh' ich zärtlich tanzen und strahlen Den Meuchelmord, kostbar Geschmeid, dem vor allem du hold.

Die scheuen Falter dein Leuchten, Kerze, umschweben, Die Flamme segnend büssen sie ihr Gelüst, So gleicht, wer sein Lieb umarmt mit Keuchen und Beben, Dem Todgeweihten, der seine Bahre küsst.

Ob du vom Himmel kommst, ob aus nächtigen Orten, Gleichviel, o Schönheit, dem Dämon, dem Kinde verwandt, Öffnet dein Auge, dein Lächeln mir nur die Pforten Des unendlichen Alls, das ich liebe, doch nimmer gekannt.

Von Gott oder Satan, Engel oder Sirene, Gleichviel, nur gib mir, o Herrin, samtäugige Fee,

Fremdländischer Duft

Inhaltsverzeichnis

Wenn ich geschlossnen Augs in Abendglut Einschlürfe deinen warmen Duft mit Beben, Seh' ich ein herrlich Ufer sich erheben Aus einem Meer, drauf ewiges Leuchten ruht.

Ein schwellend Eiland, dem der Sonne Flut Seltsame Bäume, saftige Frucht gegeben Und schlanke Männer voller Kraft und Leben Und Frauen, deren Blick voll Glanz und Mut.

Dein Hauch führt mich zu lieblichen Gestaden, Im Hafen seh' ich Schiff an Schiff beladen Und von der langen Reise müd und schwer.

Ich schlürf den Duft von Tamarindenbäumen,

Das Haar

Inhaltsverzeichnis

O Vlies des Wellen auf die Schultern fluten! O Locken, schwer von müdem Wohlgeruch, Erinnerungen, die da träumend ruhten, Verzückung fühl' ich durch den Abend gluten, Breit' ich die Locken wie ein wehend Tuch.

Asiens Schmachten, Afrikas Erglühen, Die Ferne fühl' ich, längst verwehte Luft, Duftenden Wald aus deinen Tiefen sprühen. Mag Andrer Geist auf Tönen schwellend blühen, Der meine, Liebe, schwimmt auf deinem Duft.

Dorthin, wo Baum und Mensch voll Saft und Leben In Sonnenglut sich dehnt zu langer Rast, Seid Flechten, Wellen mir und lasst mich schweben, Meer, schwarz wie Ebenholz, du sollst mir weben Den Traum von Segel, Flamme, Ruder, Mast.

Träumend will ich des Hafens Lärm durchschreiten, Tief atmen will ich Duft und Ton und Licht, Wo Wellen schwer wie Gold und Atlas gleiten, Die mächtigen Schiffe ihre Arme breiten Zur ewigen Glut, die brausend niederbricht.

Tief tauche ich mein Haupt von Liebe trunken, Ins dunkle Meer, drin jenes andre ruht, Mein Sinn, umschmeichelt und ins Spiel versunken, Erkennt dich wieder, Trägheit, Lebensfunken, Ewiges Wiegen lässig müder Flut.

Du bläulich Haar, Tempel voll Finsternissen, Um mich gebreitet webst azurnen Raum, Ich trink' auf weicher Locken flaumgem Kissen Berauscht den Duft den süssen, Ungewissen Von Bisam, Teer und Öl vom Kokosbaum.

Lang, immer werd' ich auf die schweren Strähnen

So bete ich dich an

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So bete ich dich an, wie nächtiger Wölbung Neigen, Urne der Traurigkeit, o grosses, dunkles Schweigen, Und liebe, Schöne, dich gleich heiss, ob du mich fliehst, Ob du, Zierat der Nacht, durch meine Träume ziehst, Um lächelnd und voll Spott endlose Kluft zu breiten, Die meine Arme trennt von blauen Ewigkeiten. Zum Angriff stürme ich, berenne, dringe vor Wie an dem Leichnam klimmt der Würmer Schar empor, Liebkos dich, grausam Tier. – Du höhnst mein Liebesmühen,

Du locktest gern die Welt

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Du locktest gern die Welt in deine Dirnengasse! In dir ward Überdruss zur Grausamkeit, zum Hasse, Und deiner Zähne Kraft übst du in Spiel und Scherz, Zermalmend jeden Tag ein neues Menschenherz. Der Augen Flackerglanz gleicht jenen falschen Strahlen, Womit beim Festgepräng Schaubuden glitzernd prahlen, Verlockend laut und frech mit der erborgten Pracht, Nicht ahnend ihr Gesetz und ihrer Schönheit Macht. Maschine blind und taub, zur Grausamkeit nur taugend, Heilsames Werkzeug du, das Blut der Menschheit saugend, Hat dich der Ekel nie ob deiner Schmach erfasst, Sahst du vorm Spiegel nie, wie Reiz um Reiz verblasst? Des Unheils Grösse, die du glaubtest zu durchschauen, Hat niemals dich vermocht, zu wenden Qual und Grauen, Wenn die Natur voll List im tief verborgnen Sinn Dich ausersehn, o Weib, des Lasters Königin,

Sed non satiata

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Seltsame Gottheit, düster wie die Nacht, Drin Moschus- und Havannaduft sich mischen, Fremdartig Werk des Grossen, Zauberischen, Hexe aus Ebenholz, Kind schwarzer Mitternacht.

Der Trank von deinem Mund hat süssen Opiums Macht. Zu dir in Zügen langen, träumerischen Die Wünsche ziehn. Dein schwarzes Aug' inzwischen Stillt der Zisterne gleich den Durst, den es entfacht.

In diesen Augen, Seufzern deiner Seele, O Mitleidlose, deine Flammen hehle; Ich bin nicht Styx, dich neunmal zu umfahrn,

Und kann nicht gleichen, zügellose Dirne,

In ihrem Kleid

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In ihrem Kleid, das wie Perlmutter schimmert, Scheint sie zu tanzen, selbst wenn sie nur geht, Wie eine Schlange, die sich biegt und flimmert Und auf des heiligen Gauklers Stab sich dreht.

Wie Wüstensand und Himmel unbekümmert Um Menschenleid, das angstvoll ruft und fleht, So wie die Welle, die den Damm zertrümmert, Lebt sie dahin in träger Majestät.

Ihr Auge glänzt wie kaltes Mineral; Und auf der Fremden und Geheimnisvollen, In der sich Sphinx und Engel paaren wollen,

Die ganz aus Schimmer, Diamant und Stahl,

Die Schlange, die tanzt

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Holde Lässige, wie gerne Dich mein Auge schaut, Wenn gleich einem schwanken Sterne Schillert deine Haut.

Auf des Haares weichen Schwellen, Hauchend herb und lau, Schweifend Meer voll duftger Wellen, Wogend schwarz und blau

Zieht, wie nach des Winds Befehle Schifflein ohne Ruh, Meine träumerische Seele Fernen Himmeln zu.

Ach, in deinen Augen schimmert Nichts was herb noch hold, Kalt Geschmeid, das frostig flimmert, Stahl vermischt mit Gold.

Und dein Schreiten rhythmisch wiegend Stolz und frei und schön Mahnt an Schlangen, die sich biegend Auf dem Stabe drehn.

Unter deiner Trägheit Bürde Wiegst so zärtlich weich Du dein kindlich Haupt voll Würde, Jungen Tieren gleich.

Und du streckst dich, neigst dich wieder Gleich dem Schiff, das ruht; Und nur leise auf und nieder Schaukelt mit der Flut.

Wie die Welle an der Klippen Eisumstarrten Strand

Ein Aas

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Denkst du daran, mein Lieb, was jenen Sommermorgen        Wir sahn im Sonnenschein? Es war ein schändlich Aas, am Wegrand kaum geborgen        Auf Sand und Kieselstein.

Die Beine hochgestreckt nach Art lüsterner Frauen,        Von heissen Giften voll Liess es ganz ohne Scham und frech den Leib uns schauen,        Dem ekler Dunst entquoll.

Die Sonne brannte so auf dies verfaulte Leben,        Als koche sie es gar Und wolle der Natur in hundert Teilen geben,        Was sie als eins gebar.

Der Himmel blickte still auf dies Gefaule nieder,        Wie er auf Blumen schaut. So furchtbar war der Dunst, dir schauderten die Glieder        Von Ekel wild durchgraut.

Die Fliegen hörten wir summend das Aas umstreichen        Und sahn das schwarze Heer Der Larven dichtgedrängt den faulen Leib beschleichen,        Wie ein dickflüssig Meer.

Und alles stieg und fiel aufsprudelnd, vorwärtsquellend        Nach Meereswogen Art, Fast schien's, als ob dem Leib, von fremdem Leben schwellend,        Tausendfach Leben ward.

Und seltsame Musik drang uns von da entgegen,        Wie Wind und Wasser singt, Wie Korn, das in dem Sieb mit rhythmischem Bewegen        Die Hand des Landmanns schwingt.

Die Formen ausgelöscht wie Träume und Legenden,        Entwürfe stümperhaft, Die halbverwischt die Hand des Künstlers muss vollenden        Aus der Erinnrung Kraft.

Und eine Hündin lief unruhig dort hinterm Steine,        Uns traf ihr böser Blick, Erspähend den Moment, zu reissen vom Gebeine        Das aufgegebne Stück. –

Und doch wirst einstmals du dem grausen Schmutz hier gleichen,        Dem Kehricht ekelhaft, Du meiner Augen Licht, du Sonne ohnegleichen,        Stern meiner Leidenschaft.

De profundis clamavi

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Zu dir, du Einzige, soll mein Ruf erschallen Aus tiefster Nacht, darin mein Herz versank. Hier ist die Luft wie Blei, die Erde krank, Und Fluch und Schauder durch das Dunkel wallen.

Sechs Monde schwebt die Sonne kalt und fahl, Sechs Monde sind von eisiger Nacht umsponnen, Es grünt kein Baum, kein Strauch, es rauscht kein Bronnen, Auf Erden ist kein Land so tot und kahl.

Und nichts auf dieser Erde weit und breit Gleicht jener kalten Sonne Grausamkeit, Dem Chaos dieser ungeheuren Nacht.

Das niedre Tier selbst meinen Neid entfacht,

Der Vampir

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Die du wie des Messers kalter Stoss In mein jammernd Herze bist gefahren, Die du stark bist wie Dämonenscharen Und im tollen Rausch erbarmungslos,

Die in meinem Geist schwach und gering Eingenistet sich und eingebettet, Schändliche, an die ich festgekettet Wie der Sträfling an den Eisenring!

Wie der Spieler seiner tollen Sucht, Wie der Trinker der Begierde Krallen, Wie der Leichnam ist dem Wurm verfallen, So verfiel ich dir, o sei verflucht!

Oft rief ich das rasche Schwert herbei, Dass es mir die Freiheit neu erringe, Und ich bat das falsche Gift, es bringe Mir Erlösung aus der Tyrannei.

Doch verächtlich hat das rasche Schwert, Hat das falsche Gift zu mir gesprochen: »So hat dich die Sklaverei zerbrochen, Dass du nimmer der Erhebung wert.

Tor und Schwächling, selbst wenn unsre Kraft

Lethe

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Komm Grausame, nach der ich mich verzehre, Komm schöner Tiger, der so lässig schleicht, Wehr nicht der Hand, die zitternd dich umstreicht Und wühlt in deines Haares üppiger Schwere.

In deiner Röcke duftig weicher Flut Will ich, mein Haupt begrabend, still versinken Und will wie Duft aus welken Blumen trinken Den faden Hauch erstorbener Liebesglut.

Und schlafen will ich! Nicht mehr leben müssen! In einem Schlummer wie der Tod so weich Will deine Glieder, glatt und seidengleich, Ich überstreun mit reuelosen Küssen.

Die wohligen Seufzer zu ersticken, kann Nichts mit dem Abgrund deines Betts sich messen, Auf deinem Mund wohnt mächtiges Vergessen, Und Lethes Flut aus deinen Küssen rann.

Hinfort lass' vom Geschick ich blind mich führen