Die Willkür der Vorzimmerdame - Franz Olisar - E-Book

Die Willkür der Vorzimmerdame E-Book

Franz Olisar

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Beschreibung

Eine satirisch anklagende Aufarbeitung der Unsitte von Ärzten und deren Mitarbeitern, Termine ohne Notwendigkeit auf ignorante, arrogante Art und Weise mehrfach, ja vielfach zu vergeben, und dadurch die Patienten dazu zu verurteilen, sinnlos stundenlang in überfüllten Wartezimmern herum zu lungern. Gnadenlos hält der Autor mit autobiographischen, schier unglaublich anmutenden Tatsachenberichten den Göttern in Weiß "kishonesk" den Spiegel vors Gesicht. Lassen sie uns tatsächlich absichtlich unnötig lange warten, damit wir demütig erkennen können, dass ihre Zeit wesentlich kostbarer ist als unsere eigene?

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Seitenzahl: 50

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Die Willkür der Vorzimmerdame

Nicht nur der Trigeminus kann nerven

Ein Tag wie jeder andere …

Herbergssuche …

Behandlung …

Terminplanung Teil 1 …

Beim MRT …

Terminplanung Teil 2 …

Beim HNO-Arzt …

Befundbesprechung …

Abschlusspointe …

Ein Basaliom will erklärt sein

Senk-Spreizfuß-Bürokratie

Röntgenwahn

Nachwort

Vorwort

Natürlich! Ja! Es ist kein großes Geheimnis, dass in unserem Gesundheitswesen viel im Argen liegt. Es ist offensichtlich, dass wir zu wenige Ärzte für zu viele Patienten haben. Es ist mittlerweile wohl allen bekannt, dass es dabei zu unzumutbaren Wartezeiten kommt, sobald man nur irgendeinen Facharzt benötigt. Es ist auch bekannt, dass man sich diese Wartezeiten ersparen kann, wenn man genug Geld hat, sich die Behandlungen selbst zu bezahlen. Ja, ich kann verstehen, dass Ärzte, die weiterhin bereit sind, für Krankenkassen-Entgelt ihre Leistungen zu erbringen, samt ihrem Personal ob des kaum mehr zu bewältigenden Zulaufs frustriert sind. Ja, ich kann auch teilweise verstehen und nachvollziehen, dass sie ihr Gehalt durch Überstunden-Zuschläge aufbessern „müssen“, man braucht sie ja dringend. Oft genug mehr als sie eigentlich Zeit hätten. Natürlich! Ja! Ich kann verstehen, dass man dann oft ein Ventil braucht, um den angestauten Frust ablassen zu können, und ich kann auch verstehen, dass man die Ungerechtigkeit laut hinaus schreien, oder zumindest mit stillem Protest aufzeigen möchte. Da sitzen wir durchaus gemeinsam im selben Boot. Was ich allerdings absolut nicht verstehen kann, ist der Umstand, dass ihr diesen stummen Protest auf dem Rücken von uns Patienten austragen wollt. Das ist doch völlig sinnentleert. Natürlich sieht so ein übervolles Wartezimmer imposant und kaum zu bewältigen aus, aber vermittelt es auch den von euch offensichtlich angestrebten Effekt? Glaubt ihr tatsächlich, dass dann die Patienten für euch auf die Barrikaden steigen? Glaubt ihr tatsächlich, dass sich eure Patienten in eurem Sinne über ein verkorkstes Gesundheitssystem beschweren, nur weil ihr sie mit sinnlosen Wartereien in euren Warteräumen dazu zu provozieren versucht?

Ich verrate euch ein Geheimnis. Wir Patienten kommen während dieser langen Wartezeiten ins Reden. Und dabei kommen wir drauf, dass ihr wieder vielen von uns, ganz bewusst, ohne entsprechende Notwendigkeit, einfach den gleichen Termin verpasst habt. Grundsätzlich kommen wir natürlich schon angefressen in eure Ordinationen. Wir haben ja teilweise trotz Schmerzen, trotz akuter Erkrankungen, wochen- und monatelang auf diesen Termin warten müssen. Also kommen wir schon angefressen. Angefressen auf ein Gesundheitssystem, das immer mehr zu einer Zweiklassengesellschaft verkommt. Unter dem Motto „wer gleich und vor allem selbst bezahlt, wird sofort behandelt, und wer glaubt, er könne die Rechnung für seine Behandlung über die Krankenkasse von seinen jahrelang einbezahlten Sozialversicherungs-Beiträgen begleichen, hat eben zu warten“, werden Patienten in verschiedene Kategorien Mensch einsortiert. Gnadenlos und unabdingbar. Ja! Wir kommen schon angefressen! Wir brauchen von euch nicht erst künstlich angefressen und frustriert gemacht werden.

Wenn ihr uns nämlich dann aus einer Gewissheit heraus, dass uns ja kaum Alternativen bleiben, dazu zwingt, nach oft monatelangem Warten auf unseren heißersehnten Termin, genau bei diesem Termin noch zusätzlich, und das zumeist völlig sinnlos und jeder Grundlage entbehrend, stundenlang in euren Wartezimmern herum zu lungern, macht ihr uns nicht auf das System wütend, denn das sind wir schon, sondern ihr bewirkt damit nur, dass sich unsere Wut dreht. Denn dann sind wir plötzlich auf euch angefressen. Dann sind wir empört über eure instinktlose, inhumane, arrogante und ignorante Art der Terminplanung, und uns kommt der Verdacht, dass man uns nur deshalb so lange warten lässt, um uns erkennen und begreifen zu lassen, um wieviel wichtiger eure Zeit ist, als unsere.

Vielleicht machen das einige von euch auch gar nicht mit Absicht, sondern haben schlicht und einfach nicht das geistige Potential, um zu begreifen, dass ein einzelner Arzt nicht gleichzeitig zwanzig Patienten behandeln kann. Das macht die Situation für uns aber weder besser noch verständlicher. Glaubt mir, wenn ihr uns zwingt, sinnlos stundenlang zu warten, dann sind wir in erster Linie auf euch angefressen. Dann sitzen wir diesbezüglich definitiv nicht im selben Boot!

Die Willkür der Vorzimmerdame

Da ich in meinem Leben offenbar nur sehr ungern Sachen auslasse, die so richtig wehtun, fand ich mich eines Tages bei einem Facharzt für Orthopädie wieder. Nachdem mir schon Tage und Wochen zuvor immer wieder Schmerzen in meiner Schulter einige Probleme bereitet hatten, wachte ich eines schönen Morgens mit diesmal heftigen Schmerzen in der Schulter auf. Zudem war ich arg bewegungseingeschränkt. Der Schmerz fühlte sich an, als ob jemand mit aller Kraft an meinem Arm ziehen würde. Nach dem Aufstehen verschlimmerte sich der Schmerz dahingehend, dass ich das subjektive Gefühl hatte, mein Arm wäre tonnenschwer und würde sich durch sein Gewicht selbst aus dem Gelenk ziehen wollen. Also suchte ich nach einem kurz gehaltenen Frühstück meinen Hausarzt auf, der mir umgehend eine Überweisung zu einem Orthopäden schrieb.

Da es erst kurz nach halb zehn Uhr war, setzte ich mich sofort ins Auto und fuhr zu der Praxis dieses Orthopäden. Obwohl seine Ordination in einem eher ruhigen, abgelegenen Stadtteil liegt, hatte ich überraschend erhebliche Probleme, einen Parkplatz zu finden. Als ich mich schließlich um ca. 10 Uhr 15 an einer Menschenmenge vorbei zur Eingangstür des Arztes durchgekämpft hatte, wusste ich auch, warum. Vorsichtig auf meine Schulter achtend, die auch auf Berührungen sehr unwirsch reagierte, schlug ich mich durch ein vollgestopftes Wartezimmer zum Empfangsbereich durch. Am Schalter empfing mich eine selig vor sich hinlächelnde, etwas breit proportionierte Dame in den besten Jahren. Ich überreichte ihr, ebenfalls lächelnd, meine Überweisung samt E-Card, und versuchte, sie mit meinem akuten Schmerz zu beeindrucken. „Heute geht leider gar nichts mehr“ bedauerte sie, „Sie sehen ja selbst, dass wir völlig überfüllt sind!“ Aber sie könne mir, so teilte sie mir mit, nachdem ich akute, starke Schmerzen hätte, einen Einschiebe-Termin am nächsten Tag um halb zehn anbieten. Angesichts der Tatsache, dass der Warteraum eine vielstündige sinnlose Warterei verhieß, nahm ich ihr Angebot dankend an und kämpfte mich, entgegen der Drängel-Richtung, zurück ins Freie.