Die Windsors - Eine schrecklich nette Familie - Heathcote Williams - E-Book

Die Windsors - Eine schrecklich nette Familie E-Book

Heathcote Williams

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Beschreibung

Die dunkle Seite der englischen Königsfamilie Wussten Sie eigentlich, dass Queen Elizabeth II. die größte Landbesitzerin der Welt ist? Sie besitzt mehr als das zehnfache an Land als der kürzlich verstorbene König Abdullah von Saudi-Arabien. Die Geschichte der Windsors (vormals Sachsen-Coburg und Gotha) ist ebenso bizarr wie erschreckend: Rüstungsgeschäfte, mörderische Fehden, Fremdenhass und unverhohlene Sympathien für den Nationalsozialismus. Das nach wie vor positive Image der Königsfamilie ist wohl nur durch ein gehobenes Maß an Ignoranz und Selbstbetrug der Ö¬ffentlichkeit zu erklären. Im Geiste der Aufklärung und in Form eines Gedichts zeigt Heathcote Williams die dunkle Seite der Königsfamilie und die schreckliche Wahrheit hinter dem schönen Schein der Royals. "Diesen royalen Import aus Hannover hätte sich England sparen können." Heathcote Williams

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Seitenzahl: 203

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Ebook Edition

Heathcote Williams

Die Windsors – eine schrecklich nette Familie

Royal Babylon

Aus dem Englischen von Andreas Simon dos Santos

Mehr über unsere Autoren und Bücher:

www.westendverlag.de

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig.

Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

ISBN 978-3-86489-588-3

© Westend Verlag GmbH, Frankfurt/Main 2015

Titel der englischen Originalausgabe: Royal Babylon, Copyright Heathcote Williams Mightee Ltd / International Times / IT 2012

Satz und Datenkonvertierung: Publikations Atelier, Dreieich

Inhalt

Vorwort

Royal Babylon

Royal Babylon (englische Fassung)

Nachlese: Stimmen zu den Herrschenden

Königin Elisabeth II. ist die größte Landeigentümerin der Erde

Anmerkungen

»Der Komfort der Reichen beruht auf der reichlichen Verfügbarkeit der Armen.«

Voltaire

»Eine Gesellschaft von Schafen muss mit der Zeit eine Regierung von Wölfen hervorbringen.«

Bertrand de Jouvenel

1840 definierte Pierre-Joseph Proudhon, der erste selbsterklärte Anarchist, in seinem Werk Was ist das Eigentum Anarchie als »die Abwesenheit jedes Herrschers, jedes Souveräns«.

Vorwort

Die Briten behaupten gerne, dass ihr Parlament die Mutter aller Parlamente sei und deshalb als Vorbild für Demokratien in aller Welt diene. Eher selten angesprochen wird die Tatsache, dass die Mehrheit derjenigen, die in dieser pseudo-gotischen Touristenattraktion am Ufer der Themse – treffend bezeichnet als der Palast von Westminster – berechtigt sind, ihre Stimme abzugeben, nicht einmal gewählt werden. Sie werden ernannt.

Die 792 Mitglieder des House of Lords, das Oberhaus des britischen Parlaments, sind entweder Parteispender oder linientreue Apparatschiks in einer Institution, die von vielen Briten als Großbritanniens pompösestes Altenheim bezeichnet wird. Die Rechnung übernimmt der Steuerzahler. Das House of Lords ist weltweit die einzige zweite Kammer, die größer ist als die erste Parlamentskammer: Das demokratisch gewählte House of Commons, das britische Unterhaus, hat 650 Mitglieder.

Zusätzlich hat das House of Lords etwa zwanzig Repräsentanten der staatlichen Kirche, nicht gewählt, sondern ebenfalls ernannt. Der einzige Staat, der ebenfalls per Gesetz klerikale Vertreter im politischen System vorsieht, ist der Iran.

Die Krönung dieses sonderbaren demokratischen Systems ist sein auf Erbschaft beruhendes Staatsoberhaupt – das ist ebenfalls beliebt bei den Touristen, allerdings nicht ganz so sehr, wie es selbst vermutet: Legoland im Windsor Great Park zieht mittlerweile mehr Besucher an als die Residenz der Königsfamilie im Schloss Windsor.

Man kann wohl sagen, dass der Platz der Königsfamilie in der Regierung einer sogenannten fortschrittlichen Industrienation, sein Verfallsdatum bereits lange überschritten hat. Diese behauptet aber im Gegenzug, dass ihre Macht lediglich von symbolischem Charakter sei – jedoch ein fadenscheiniger Vorwand, wie sich zeigt:

Die Queen ersetzte 1975 zum Beispiel den australischen Premierminister Gough Whitlam, angeblich weil der dem Sozialismus zugeneigt war. Sie hat sogar die Macht, über Leben oder Tod zu entscheiden – die wohl größte Macht überhaupt: Die Queen unterzeichnet noch immer die Todesurteile für Staatsangehörige in den ehemaligen Kolonien und Schutzgebieten. Die rücksichtslose Behandlung ihrer unterbezahlten Bediensteten, die sich regelmäßig über die arrogante Anmaßung der Windsors beschweren, ist auf düstere Weise im Einklang mit ihrer eifrigen Begeisterung fürs Metzeln von Tieren zum Freizeitvergnügen. Ferner sind die Windsors die bevorzugten PR-Frontmänner der gigantischen britischen Rüstungsindustrie. Nicht nur sind sie regelmäßig an den oft zwielichtigen Geschäften mit zweifelhaften Partnern beteiligt, sondern auch an der fortwährenden Imagekampagne für den Handel mit Hightech-Vernichtungswaffen: Die Royals machen das Geschäft mit dem Tod salonfähig.

Die Windsors sind, wie diese Untersuchung zeigen soll, ein Schandfleck im kulturellen Erbe Großbritanniens. Ein Land, das in den vergangenen Jahrhunderten politische und geistreiche Lichtfiguren wie Thomas Paine, William Blake und William Morris hervorgebracht hat. Es ist an der Zeit, dass Großbritanniens Einwohner erwachsen werden und lernen, ohne die Windsors zu leben. Anders formuliert: Jetzt ist die Zeit, Bürger zu werden, nicht Untertan.

Royal Babylon

Im Jubeljahr der Königin spähten wie üblich Touristen

Durch die Gitterzäune des Palasts von Buckingham,

Nur war die königliche Fee da schon recht flügellahm, die Schwingen arg gerupft

Vom Punk der Sex Pistols, die Monarchie fest im Visier.

»Gott schütze die Queen«, posaunten sie, »ein faschistisches Regime!«

Und der Kehrreim ihres Lieds schwang sich zu einer neuen Hymne auf –

Bestürzend für die fahnenschwenkenden Pulks entlang der Straßen,

Entsetzlich für die Daily Mail und Englands Mittelschicht.

»Sie ist kein Mensch«, verkündeten die Sexpistolen,

Und auf ihren subversiven Plattenpostern

War der anstößige Name der Band auf der Königin Mund geklebt,

Während die Spinnen zweier Swastika die Augäpfel maskierten.

Sie sangen: »Ich glaub’ keinen Illusionen, zu viel ist real«,

Gaben der Royalvisage, wie einer Voodoopuppe halt,

’ne Sicherheitsnadel zum Dekor, und beklebten ihre Züge

Mit ausgeschnittenen Lettern wie eine Erpressungsbotschaft an die Welt.1

»Oh nein«, stöhnten die Leute, » man tastet doch die Königin nicht an«

Und schnaubten laut, zur Vorsicht mahnend.

»Oh nein, doch nicht die Königin – die Queen, verstehen Sie, schwebt über aller Politik.

Die Royals dürfen sich nicht wehren, stimmt’s, deswegen ist’s ja auch nicht fair.«

»So steht’s in der Verfassung, etwa nicht?«, behaupteten sie allen Ernstes,

Und vergaßen, dass Großbritannien so ein Schriftstück nie besaß.

Trotz ihres eitlen Stolzes auf die eigene Geschichte können die Briten eben

Auch beweisen, dass sie davon weniger wissen als der Rest der Welt.

Das Land hält sich trotz, nicht wegen seiner eigenen Vergangenheit,

Und sein infantiler Wunsch nach gütigen Eltern jenseits aller Politik

Verleitet es, unliebsame Fakten zu übersehen, so etwa der Monarchin Unterstützung

Für den hässlichsten politischen Akt von allen, das Töten.

Denn des Staatsoberhaupts allererste Rolle ist die Musterung,

Der bewaffneten Streitkräfte des Landes, Reih’ um Reih’ –

In der Ausbildung gebrochen, von Grund auf neu zusammengesetzt

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